Code: Red

23 03 2020

„So Bürschchen, da bin ich ja mal gespannt auf die Erklärung. Tagsüber im Stadtpark mit Grillwurst und Dosenbier, das nennt Ihr Sackpfeifen also Infektionsschutz? Da wird der Freund und Helfer von der Seuchenpolizei aber mal Nachhilfe geben, wie?

Ob Sie das hier vorlesen oder vorturnen, das macht keinen großen Unterschied. Noch haben wir keine Ausgangssperre, aber was nicht ist, kann ja noch kommen. Und wir sind auch noch nicht die Bundeswehr – dieselben Halbaffen, die hier mit dem Billigbier im Park abhängen, lamentieren bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass Helmut Schmidt wieder ans Ruder kommen sollte, aber wenn einer ihnen mal an der Verfassung vorbei auf die Glocke haut, dann sind sie alle am Jammern. Weich in der Birne. Alle nicht erwachsen geworden. Wenn Schmidt das gesehen hätte, der hätte ihnen was gehustet.

Zum Teil haben wir hier auch Mitarbeiter aus den Bürgerwehren, die sind immer ganz folgsam, wenn man ihnen beigebracht hat, dass sie keine Waffen einsetzen dürfen und dass es hier gegen die eigenen Landsleute geht, größtenteils gegen die Arschlöcher, mit denen sie im eigenen Umfeld selbst genug zu tun haben. Da ist ein gewisses Einfühlungsvermögen schon vorhanden. Und dann kriegen sie ihre Ausrüstung sowie sehr leicht verständliche Dienstvorschriften.

Ah, noch so ein Kandidat. Sie haben nur mal Ihre neuen Schuhe ausgeführt, richtig? Und der gesunde Teint ist sicher auf einen Anfall von Trump zurückzuführen? akutes Stadium? Dürfen wir Ihnen da ein bisschen behilflich sein, dass Sie das so schnell nicht mehr vergessen? Halten Sie kurz still, alles andere wird nämlich noch viel unangenehmer.

Unsere Dienstvorschriften, richtig. Drei Sprühdosen pro Person, die erste in Gelb, das ist für den ersten Kontakt. Es kann ja immer mal wieder passieren, dass Sie zum Einkaufen gehen und dabei völlig vergessen, dass man sich mit den Einkäufen nicht einfach in eine Fußgängerzone setzt, um sich Mut anzutrinken für den Pfandautomaten. Oder als Menschenansammlung lautstark durch die City ziehen ist momentan ordnungsrechtlich auch eher suboptimal. Machen Sie das einfach nicht, sonst zückt einer von uns die Dose, und dann sehen Sie aus wie ein Kanarienvogel auf Jungfernflug.

Natürlich sind die Farben absolut unschädlich. Absolut wasserfest, geben Sie sich keine Mühe – wenn Sie die runter haben, ist auch das Gesicht weg – aber eben auch absolut unschädlich. Gute zwei Wochen sollte das Zeug halten, dann sind sie es los. Das sind die Farben, mit denen wir normalerweise Lösegeldkoffer bestücken im Falle einer Erpressung oder die Kassette in einem Geldautomaten. Das sind bleibende Erinnerungen.

Und wenn wir Sie mit Gelb erwischen, kommt die nächste Stufe. Kollege Orange macht auch noch mal vierzehn Tage lang Spaß auf der Visage. Nicht schön, aber es tragen immer mehr Leute, woran Sie sehen: es scheint gefragt zu sein. Das muss dieser Markt sein, der das alles regelt. Naja, und wenn Sie dann mit Orange irgendwo in der Öffentlichkeit gegen das Infektionsschutzgesetz verstoßen, ist die rote Dose dran. Das merkt man sich. Die Substanz ist bisher noch nicht weg, und unser Kollege hat sich vor sechs Wochen damit eingesaut.

Und wieder einer! Bleiben Sie stehen, es hat ja keinen Zweck – an der nächsten Ecke wartet der nächste Trupp, weit kommen Sie sowieso nicht. Das sind also Waren des täglichen Bedarfs? Die Zigaretten lasse ich ja noch durchgehen, aber ein Flugticket? Hat da der Nachtfrost eingeschlagen im Oberstübchen!? Sie denken wohl auch, wenn nur der Eingang verrammelt ist, dann kann’s ja keine Ausgangssperre sein?

Wir haben einen entscheidenden Fehler gemacht und uns auf die Intelligenz dieser Bevölkerung verlassen. Das ist eine Masse, die glaubt daran, dass die Erde eine Scheibe ist, dass die Regierung im Auftrag der Reptiloiden Chemtrails an den Himmel sprüht und alle Großbanken vom internationalen Judentum gesteuert werden. Die dürfen Autofahren. Die dürfen wählen. Gut, sie tun es nicht, aber rein theoretisch dürften sie es alle. Das sind die Leute, für die Klettverschlüsse erfunden wurden, weil sie auch als erwachsene Bürger keine Schleife binden können. Haben Sie da noch Fragen?

Im Grunde sollten wir, nein: müssten wir durch die Straßen patrouillieren und ein paar einfache Tests mit den Leuten machen, und dann zack! gleich alles rot. Bevor das jemanden ansteckt, und diese Form von Dummheit ist ansteckend, gleich einmal markieren, und fertig. Sie müssen die nicht alle einfangen und wegsperren, um Himmelswillen, dann brechen die aus und wir haben eine regionale Deppendichte von mehreren hundert Prozent – ich bin mir absolut sicher, dass das auf einem Haufen exponentiell wächst – aber Markieren ist schon gut. Dann kann man denen wenigstens weiträumig aus dem Weg gehen und fängt sich nichts ein. So einen kleinen roten Schwung unter die Nase, was meinen Sie? Würde doch zu mehr als einem passen. Die Allgemeinheit spielt da sicher mit, und die Deppen? Vielleicht kapieren sie es dann auch endlich: lieber rot als tot.“