„Wie jetzt: weiter!?“ „Naja, weiter halt.“ „Einfach weiter so?“ „Jedenfalls einfach so weiter.“ „Das kann ich nicht glauben.“ „Mal ehrlich, wer sollte es denn sonst machen?“ „Keine Ahnung.“ „Eben.“
„Deshalb muss sie das doch aber nicht weiter machen.“ „Wie gesagt: keine Ahnung.“ „Aber Sie haben doch gerade…“ „Die anderen. Keine Ahnung von nichts. Einer schlimmer als der andere.“ „Da ist sie aber auch nicht ganz unschuldig.“ „Immerhin hat sie Spahn ganz nach vorne gebracht.“ „Damit er jetzt pro Stunde ein Stuhlbein in die Fresse kriegt.“ „Eben, das hätte außer ihr keiner geschafft.“ „Weil es kein anderer geahnt hatte.“ „Das sind halt echte Führungsqualitäten, und deshalb macht sie weiter.“ „Ich weiß ja nicht recht.“ „Überlegen Sie mal, wen sehen Sie da denn jetzt als Alternative?“ „Laschet?“ „Also Söder light.“ „Die Wähler mögen halt echte Macher.“ „Macker, Sie meinen Macker.“ „Das liegt aber auch am Föderalismus, dass sich die Politiker momentan nicht einig werden, weil immer einer querschießt.“ „Nämlich immer die anderen.“ „Das muss man doch jetzt irgendwie regeln können.“ „Wenn Sie sich mit ‚irgendwie‘ zufrieden geben, haben wir alle ein Problem.“
„Und wenn Merz jedoch doch…“ „Nein.“ „Er würde aber schon wollen.“ „Nach dem, was er in den letzten Tagen von sich gegeben hat, muss man der Pandemie fast dankbar sein, dass wir kapieren, welcher Kelch da an uns vorübergegangen ist.“ „Die anderen sind noch schlechter.“ „Und deshalb brauchen wir einen Börsenzocker, der uns erklärt, warum es bei den letzten beiden Versuchen eigentlich hätte klappen müssen?“ „Das ist der Grund, warum sie einfach weitermacht?“ „Nein, aber alles andere wäre doch unverantwortlich.“ „Sie hat vielleicht mal einen Amtseid geschworen, aber das können Sie jetzt wirklich nicht…“ „Das heißt, Sie wollen im Zweifel wirklich Söder als Kanzler?“ „So gesehen, nein.“ „Dann ist ja alles klar.“
„Gibt es denn wirklich nicht genug politischen Nachwuchs in der Union, der bereit wäre, die Regierung zu…“ „Von der Leyen haben wir zum Glück gerade erst in Brüssel entsorgt.“ „Die wäre als Ersatzteil vermutlich früher oder später auch kaputt gewesen.“ „Und bei Klöckner kann man davon ausgehen, dass sie Regierungserklärungen mit einer Werbeeinblendung beginnt.“ „Oder dass sie einen Nutella-Beauftragten im Kabinett sitzen hat.“ „Vermutlich regt sie auch an, dass sich die Abgeordneten vor der ersten Lesung die Gesetze als lizenzpflichtigen Text mit drei Tagen Gültigkeit aus dem Netz herunterladen müssen, um an der Abstimmung teilnehmen zu dürfen.“ „Dann bleibt ja eigentlich nur noch Röttgen.“ „Hä!?“ „Nein, das war ein Witz!“ „Sie sind ja schlimmer als ich.“
„Nur als Frage, meinen Sie, die SPD kann den Kanzler in…“ „Schlimmer als ich. Viel schlimmer.“
„Und warum macht es dann AKK nicht?“ „Raten Sie mal. Aber sagen Sie nicht sofort, dass sie es nicht kann, das wäre dann doch zu einfach.“ „Es muss sich einer um die Bundeswehr kümmern, die kann in diesen Tagen noch mal sehr wichtig werden.“ „Sie meinen, trotz AKK?“ „Wenn sie jetzt einen guten Job macht, kann aus ihr vielleicht doch noch etwas werden.“ „Beispielsweise in der EU, oder wie meinen Sie das?“ „Sie empfiehlt sich für höhere Aufgaben.“ „Verstehe, deshalb hat sie den Parteivorsitz niedergelegt.“ „Weil sie damit mehr Zeit hat, sich um eine gute Kanzlerkandidatur zu kümmern.“ „Wir waren uns aber darüber einig, dass die SPD auch mit sehr, sehr viel Rückenwind keine nennenswerte Rolle in der Wahl spielt?“
„Vielleicht nutzt die CDU die Zeit und zieht ein ganz neues Talent heran.“ „Jetzt wird mir einiges klar, die bauen Amthor klammheimlich zum neuen Superstar auf.“ „Wieso klammheimlich?“ „Weil das außerhalb der CDU vermutlich noch keiner gemerkt hat.“ „Dann wäre es doch noch wahrscheinlicher, weil sie quasi unmittelbar vor der heißen Phase des Wahlkampfes einen ganz neuen, unverbrauchten Kandidaten aus dem Hut zaubern.“ „Äh, ja.“ „Der ist ein unbeschriebenes Blatt, er passt sich total an die Einstellung der Wähler an.“ „Konturlos durch die Nacht.“ „Er ist doch der einzige in dem Zirkus, der das noch kann, die anderen sind alle viel zu sehr in ihrer Rolle gefangen.“ „So wie Merkel, die ab und zu sogar weiß, was sie sagt.“ „Merz könnte ihn als zweiten Mann nehmen.“ „Er wollte zwar eine Frau im Team, aber Sie haben recht: Amthor kommt da verdammt dicht heran.“
„Jetzt können uns nur noch die Grünen retten.“ „Mit Merkels Hilfe kann ich mir das ganz gut vorstellen.“ „Nein, ich meinte: jetzt können uns nur noch die Grünen vor Merkel retten.“ „Wieso das denn?“ „Vielleicht setzen die sich irgendwann mit ihren Ideen durch, und wir haben dann viel mehr erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft und Elektromobilität.“ „Eben, mit Merkels Hilfe ist das durchaus realistisch. Sie ist ja schließlich die Klimakanzlerin.“ „Sie meinen nicht, dass Merz die Angst vor der Verbotspartei schürt und dann die nächste bürgerliche…“ „Die Lücke, die der hinterlässt, ersetzt ihn intellektuell vollkommen.“ „Dann bleibt uns wohl wirklich nichts anderes mehr übrig als Merkel.“ „Betrachten Sie es einfach als eine Anpassung an den Zeitgeist.“ „Wie meinen Sie das jetzt?“ „Damit der Laden weiterläuft, müssen die Alten sich opfern. Einfach weiter so.“
Satzspiegel