Nachher

31 05 2020

Was dann geschieht, am Ende mancher Kriege,
dass, wer sich kennt, erst recht und ganz entzweit.
Die Menschen halten aus in allem Leid,
doch sprengt die Not kein Band wie manche Siege.

Es tritt hervor, was auch verborgen liege,
was in der Angst verharrt und in der Zeit.
Hat eins sich aus der Eigenschaft befreit,
befindet es, was ihm nun schwerer wiege.

Es hält sich wohl im Nachgang der Geschichte
die Frage, ob ein Mensch den andern richte,
und wem es zusteht, Strafe beizumessen.

Das alles geht vorbei. Wir sind geduldig.
Es geht ein Spruch, und andere sind schuldig.
Man kann verzeihen. Doch wer wird vergessen?





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CDXCV)

30 05 2020

Der Ueli gab selten in Kriens
dem Jungen ein Geldstück. So schien’s.
„Das sag ich der Jugend,
nur Arbeit ist Tugend.
Willst Du etwas haben, verdien’s.“

Auch Reto weiß, in Unterschächen
regiert seit jeher das Verbrechen.
Was dieses nun sei? Wer?
Das weiß freilich keiner.
Man darf ja nicht darüber sprechen.

Den Nachlass will Lottie in Mosen
vernichten: elf Schuhe, zehn Hosen,
fünf Kleider, zehn Hüte
und Kram (eine Tüte).
So wird es nun einfach verlosen.

Man wusste, dass Rösli in Beckenried
befürchtet, dass man sie im Becken sieht,
so dass, wenn sie frei hat
am Sonntag, im Freibad
beständig sie mit ihren Decken flieht.

Es pflegt Agostino in Luthern,
das Fleisch für die Würste zu kuttern
samt Fett und der Knochen,
dann alles zu kochen,
und schließlich auch selber zu futtern.

Es konnte sich Jakob in Peiden
nie zwischen zwei Damen entscheiden.
Die ist wohlerzogen
und ihm sehr gewogen –
er kann nur die Schwester gut leiden.

Weil Beat ja in Dagmersellen
das Zmorge genoss gern im Hellen,
hat er mit den Stunden
sich nicht abgefunden
und ließ alle Uhren verstellen.





Gernulf Olzheimer kommentiert (DXVI): Die Küchenschublade

29 05 2020
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Alles war einfacher, als Uga noch direkt vom Baum aß. Seine Söhne hatten schon mehr mit der Evolution zu tun, sie trugen nicht nur die Früchte des Buntbeerenbuschs in die Einsippenhöhle, sie schwenkten auch langsam auf eiweißreiche Kost um: Säbelzahnziege, Backenhörnchen am Spieß und Wollnashorn. Nachdem Rrt sich einst beim Zerlegen eines Beutelsäugers gewaltig in die Finger geschnitten hatte, beschloss die Familie, ihm das Essen mit der verbliebenen Hand zu erleichtern: sie zerkleinerten die traditionell am Stück servierte Keule vor dem Verzehr mit dem Knochenmesser, und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Der Way of Life, von der Hand in den Mund zu leben, hatte seinen ersten Bruch erfahren.

Hübsch zu erwähnen, nur nicht bei römischen Sittenlehrern, ist die Tatsache, dass Petrus Damiani die Gabel, das Essinstrument der Pastafari, als Werkzeug des Teufels gebrandmarkt hatte; sicher ist, dass sich die Katholiban auch in höheren Chargen einen fliegenden Darmwind um derlei modischen Grützkotz geschert haben, sobald sie der dumpfen Gesellschaftsschicht kommunizieren konnten, dass es nur legitim sei, sich die Kalorien mit den Fingern bis in die nicht mehr vorhandene Bezahnung zu pfropfen. Wahrscheinlicher ist, dass Hildegard von Bingen, Erasmus von Rotterdam und Louis Quatorze von der Gouvernante eins auf die Griffel gekloppt bekommen haben, weil sie ihre Flossen in den Braten gesteckt hatten, bevor der Zeremonienmeister den Schlitzwender in den Gurt gesteckt hatte. Heute aber muss keiner mehr theologische Höllengespräche führen um die Frage, ob die drei- oder die vierzinkige Gabel für Salat geschmacklich und ästhetisch oder testamentarisch geeignet sein könnte. Böse Zungen wollen wissen, Luther selbst habe im inneren Konflikt zwischen Fisch- und Konfektgabel Geschmacks- und Gottesfurcht total verloren, wobei sich heute nur eins nachweisen lasse. Sicherlich nicht Fisch.

Wer immer sich den vormodernen Megabums an Lebensmittelverschnippelungsgelump vorgesellt hatte, er besaß eine putzig eingeschränkte Fantasie. Möhre oder Kartoffel vor dem Kochvorgang zu enthäuten ist das eine. Ein komplettes Universum an Zutaten jedoch zu transformieren, das erfordert schon eine quadrantenverschobene Echtzeit, auch und deutlich in der sich rasch wandelnden Wahrheit des aufpoppenden Bürgertums, das aus der Quere der bourgeoisen Möchtegerne sich zu behaupten wusste. Hier wurde das Schlürfen nicht weniger als unanständig, es ging nur den Anständigen gewaltig an der Sitzfläche vorbei. Und da mündet der Anspruch des Bürgertums. Sie wollen kochen.

Leider mit Gedöns. In einem durchschnittlichen Reihenhaus, pädagogische Angestellte, Fachmann für Handwerksgeschraub, sie haben das lange genug studiert und wissen, wie die Butter sich im Baufett manifestiert. Man zieht das ominöse Fach auf und verfällt in vorsokratisches Staunen. Butter-, Obst-, Dessert-, Brötchenmesser, bei denen noch nicht einmal klar ist, wie sie ihre semiotische Form aus der halbwegs bekloppten Form hatten schwiemeln können, ohne dass Eco mit einem soliden Lachanfall die Frühstücksindustrie in Grund und Boden interpretiert hätte. Schichten zwischen halbfestem und nicht wirklich unterem mittlerem unterem Bürgertum der unteren bürgerlichen Klasse haben sich mit dem Pfirsichmesser geplagt, aber das waren nicht die wirklichen Kriegszustände.

Das wimmernde Bürgertum hat alles: den leidigen Apfelentkerner und den Ananaskastrator, weil man ja ständig Ananas frisst; Austern- und Hummergabel, Schneckenzange, Knoblauchschäler und Paprikaenthäuter. Ohne Lachsmesser (für drei Konsum-Punkte in der Handels-Kloake der Wahl erhältlich, Set à zehn Messer) und Käseschneider (fünfzig Punkte, etruskischer Wellenschliff, Schaft aus handgeöltem Büffelhorn mit Griffmulden im Gladiatorenstil) warzt diese Stumpfbestückung in ein elendes Geröll ab, dem man sich nicht gern stellt, selbst nicht vor der Küste. Käsemesser und Erdnüsschentange spotten den Gegenübern, mit denen man Eiswürfel, industriell entkernte Oliven oder sonstiges Schrumpelobst über die Tischfläche hinweg zirkulieren ließ. Wozu diese Apotheose von Messer und Gabel jeden hätte führen können wenn nicht ins Sortierbingo des Außenhandels, das aber habe sich die Industrie nie geäußert. Wir aber müssen noch lange über Tomaten- und Melonen- und Papayaschälern meditieren, damit wir nicht merken, dass staatlich geprüfte Nichtschwimmer mit diesem Unfug uns auf die Rehe gehen.

Vermutlich gibt es längst eine Abteilung in den Forschungen der Besteckindustrie, die herausfindet und produziert, was uns am meisten auf die Plomben geht: Erdbeerentkerner, Schneelöffel, Heringsbesteck, Margarinestreicher. Sie wollen uns damit abschaffen, wie eine demnächst entstehende Verschwörungstheorie feststellt. Aber es wird ihnen nicht gelingen. Die Erdbeerlöffel retten uns.





Vernichtungslager

28 05 2020

„Wozu brauche ich denn Beweise, dass der Mann je einen Hund hatte? Erstens kann man einen Hund auch quälen, wenn er einem nicht selbst gehört, und zweitens will das keiner wissen. Wozu auch.

Ich schreibe das nicht selbst, ich lasse schreiben. Oder ich habe einen Chefredakteur, der schreiben lässt. Der gibt ihnen dann vor, was sie zu schreiben haben, und trägt keine Verantwortung dafür, weil er ja nicht selbst geschrieben hat. Und wir haben für die Schlagzeile dann ja auch keine Verantwortung, weil sie der Leser so will. Ist dieser Mann ein Tierquäler? ist erst mal nur eine Frage, wir lassen abweichende Ansichten selbstverständlich zu und verlangen nur, dass sich unsere Leser dazu in anderen Medien informieren.

Es gibt so viele Nachrichten auf der Welt, die nur schwer zu verstehen sind, das heißt: sie sind leicht zu verstehen, aber dazu man muss sie einordnen. Da machen wir doch lieber Nachrichten, die leicht verständlich sind. In einer ganz einfachen Welt, in der es das Böse gibt, das wir für die Leser stellvertretend bekämpfen. Was das Böse ist, das überlassen Sie besser uns. Die Pressefreiheit ist für uns ein hohes Gut. Wo sie uns nützt.

Sie haben das schon ganz richtig verstanden, wir machen nicht die Schlagzeilen, wir machen Nachrichten. Die Nachrichten, für die sich die Leser interessieren, die in unserer Gesellschaft leben. Und wenn sie sich dafür interessieren, haben wir auch irgendwann die Gesellschaft, die wir uns vorstellen. Nämlich nur noch mit denen, die sich für unsere Nachrichten interessieren. Und das wird eine gute Gesellschaft sein, stellen Sie sich vor. Alle sind gegen Tierquäler, weil wir ihnen sagen, wer Tiere quält. Und wenn wir unser Produkt mit Reklame für billige Bratwurst subventionieren müssen, dann ist das eben eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Kein Grund, sich darüber aufzuregen. Worüber Sie sich aufregen sollen, das erfahren Sie schon von uns.

Das ist harte Arbeit, verstehen Sie das nicht falsch. Wir müssen immer genau wissen, auf wen wir die Meute hetzen. Da hat man einmal ein Herz für Kinder, und schon denken alle, damit seien auch die ganzen Neger mitgemeint, die sich hier bei uns einnisten. Die sollen gefälligst in Afrika bleiben und unsere Bodenschätze abbauen. Das muss man alles wieder mühsam mit schlecht verklausulierten Morddrohungen gegen Klimaaktivisten reinholen, sonst bricht der Umsatz weg. Manchmal verfängt das. Angst ist eine mächtige Triebfeder. Man muss nur mit ihr umgehen können, wie mit den anderen Werkzeugen, Hass oder Gier. Menschen sind sehr einfach, und sie ändern sich nicht. Das macht sie als Rohstoff so ergiebig.

Wir gehen strategisch vor. Dazu muss man der Öffentlichkeit immer mal wieder ein Stück Beute hinwerfen, abgehalfterte Imbissfuzzis, salafistische Pseudojournalisten, welke Blondchen, die an die Flacherde glauben. Jetzt war mal einer von unseren Lautsprechern dran. Dass er sich hat erwischen lassen, ist unerheblich. Er hat es nur übertrieben. Das sitzen wir aus. Wir sind ja nicht verantwortlich, wenn sich diese Gesellschaft radikalisiert. Unsere Gewinne sind sicher, und wenn sich eines unserer Opfer beschwert, steht es schnell in Opposition zur Gesellschaft. Und wenn sich die Gesellschaft eben radikalisiert, dann werden Sie als Radikaler nicht lange auffallen, weil der Rest der Gesellschaft Sie einholt. Praktisch, nicht wahr?

Es ist übrigens auch ganz ohne Krisen machbar, nur erleichtern sie uns das Geschäft erheblich. Sie brauchen auch keine insolvente Küchenhilfe oder diesen schizoiden Jammerlappen, der Aliens in der hohlen Erde gesehen hat. Uns reicht es, wenn wir diesen Abschaum in den Parlamenten installieren, weil sie von dort aus unser Geschäft betreiben: jede Krise abwarten und dann die Gesellschaft gegen die Vernunft aufhetzen. Das ist viel angenehmer, als erst Vernichtungslager zu bauen. Wir warten in Ruhe ab, bis sich das von selbst erledigt.

Es ist ja an sich nichts einzuwenden gegen den sogenannten mündigen Bürger, aber die politische Wirklichkeit zeigt oft, dass er die Zusammenhänge nicht versteht. Wenn man sich permanent in einer Art Krisenmodus befindet und die Gesellschaft von Demagogen destabilisiert wird, dann braucht es ein ordnendes Gegengewicht. Wir nehmen in diesem Zusammenhang unsere Rolle auch ernst. Natürlich können wir nichts für öffentliche Ausbrüche von Gewalt gegen Personen. Wir lehnen das auch grundsätzlich ab, wobei wir andererseits das gesunde Volksempfinden nicht als Ausdruck einer gesellschaftlich relevanten Meinung ablehnen. Was gesund ist, können wir fallweise den Lesern kommunizieren. Das beugt Missverständnissen nicht immer vor, aber damit muss man rechnen. Die Hauptsache ist, dass wir den Diskurs bestimmen. Die Leute regen sich eher über brennende Autos auf als über brennende Asylanten, auch dann, wenn sie sich wegen der Leute, deren Autos da brennen, selbst nie ein Auto werden leisten können. Dann muss man ihnen beibringen, dass die Asylanten kein Interesse haben, diesen linksextremistischen Terror zu stoppen. Womit sie sich natürlich ganz klar schuldig machen. Für alles weitere setzen wir auf die Tatkraft der Deutschen, die ihr politisches Schicksal gerne selbst in die Hand nehmen, statt es sich von einer selbstsüchtigen, korrupten Elite vorschreiben zu lassen.

Ja, stellen Sie durch. Den Chefredakteur? Drei Prozent? An einem Tag? Das ist mir scheißegal, womit er das rechtfertigt. Lassen Sie es wie einen Unfall aussehen.“





Staatszirkus

27 05 2020

„… die Intensität des Spielbetriebs durch die Corona-Krise erheblich verschärft werden müsse. Wenn Fußballprofis demnächst gezwungen seien, zwei- oder dreimal pro Woche aufzulaufen, könne das mit den aktuellen Kadern gar nicht mehr…“

„… sei Fußball schließlich systemrelevant. Ohne die Möglichkeit, Markenbotschaften durch Sponsoring und Stadionwerbung zu senden, könne der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft nicht mehr für die Überlebensfähigkeit ihrer…“

„… auch arbeitsrechtliche Folgen haben müsse. So sei den Spielern eine regelmäßige Abfolge der Pflichtspiele, fakultativ auch Pokal- oder andere Partien zuzumuten. Was über die übliche Belastung jedoch hinausgehe, müsse sich in der Entlohnung ihrer Leistungen für den…“

„… keine Förderungsmöglichkeiten vorsehe. Heil rate den Spielern, vorübergehend Leistungen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch zu beantragen. Er werde sich auch persönlich dafür einsetzen, dass es keine Prüfung der Vermögen und keinen vorherigen…“

„… eine ausreichend große Menge an Tests besorgen müsse, um die Mannschaften vor jedem Spiel prüfen zu können. Spahn werde dies durch mehrere zehntausend Testsätze, die versehentlich nicht an Kliniken und Pflegeeinrichtungen geliefert worden seien, schnell und unbürokratisch…“

„… könne Altmaier keine Anleihenläufe bei Vereinsaktien befürworten. Die Clubs seien noch nicht in finanziellen Schwierigkeiten, daher könne man Zahlungen nur dann veranlassen, wenn sich zum Beispiel die Vorstandsmitglieder über fehlende Zahlungen oder einen nicht rechtzeitig…“

„… dass Kurzarbeitergeld nur dazu führen werde, einen normalen Spieltag mit jeweils einer Partie festzuschreiben. Der Sozialminister könne aus finanziellen Gründen keine anderen Lösungen anbieten, rege aber an, dass gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund intensiv über eine…“

„… beispielsweise über einen staatlichen Einstieg in die Vereine finanziert werde. Der Bund werde dann Mehrheitseigner und könne in der laufenden Saison einen…“

„… plädiere Heil für Spiele nach den Regeln der D-Jugend, d.h. zweimal je dreißig Minuten, allerdings auf einem regulären Großfeld. Für diese Möglichkeit biete die Bundesagentur für Arbeit eine Entgeltersatzleistung in Höhe von 60% des…“

„… die komplette Liga gekauft habe. Söder habe sofort erklärt, dass er die Einmischung regierungsfremder Personen in den Spielbetrieb nicht dulde. Merz wolle Fortuna Düsseldorf durch Hilfskredite in Höhe von 2,3 Milliarden Euro in eine andere US-amerikanische Sportart…“

„… als reinen Staatszirkus betrachte. Merkel lehne jede Beschäftigung mit der Liga ab und werde auch in Zukunft keinen…“

„… auf Freiwilligkeit bestehe. Bei einer für den Klassenerhalt gefährlichen Situation berufe sich Werder Bremen auf die Zusicherung, nicht gegen die Interessen der vereinsinternen…“

„… keine Gastronomie möglich sei. Es werde aber laut Söder, der ja nicht der Bundesregierung Rechenschaft schulde, weiterhin in kommunaler Hand einen Verkauf von Bier, Bratwurst und den üblichen Backwaren geben, was natürlich ohne den gesetzlich vorgeschriebenen Schutz für…“

„… die Gehälter deutlich anzuheben seien. Spieler des FC Bayern München beriefen sich inzwischen auf den branchenüblichen Mindestlohn, den sie nicht ohne vertragliche…“

„… für schwierige Fälle bereit sei. Zwar habe Mehdorn die Deutsche Bahn AG nicht saniert und Air Berlin an die Wand geklatscht, Werder Bremen sei bei ihm aber an der absolut sicheren…“

„… gelb-rote Karten eine Beeinträchtigung leistungsbereiter Spieler darstellen würden. Scheuer werde diese bei einer Veränderung der Regeln natürlich unmittelbar…“

„… für den Torjubel stundenweise angeheuerte Kräfte mieten wolle, die sonst Erdbeeren oder…“

„… keine Verluste für Thüringen sehe. Es sei daher geplant, andere Veranstaltungen wie Häkeln oder Rechtsrock unter den Schutzschirm der…“

„… die Übernahme der Spielerhonorare auch dann gesichert sei, wenn diese durch spontane Erkrankungen wie Anpassungsstörung, mangelnde Motivationsbereitschaft oder chronische Unlust vom nationalen…“

„… habe Seehofer die Absicht, Spielern durch die Verkürzung ihrer Aufenthaltserlaubnis eine bessere Trefferquote nahe zu legen. Bei einer Zahl von mindestens 69 Spielern sei die…“

„… langfristig durch Leiharbeiter ersetzen wolle. Schröder werde in seiner ersten Podcast-Folge einen ehemaligen Parteifreund befragen, ob die regionale Bestückung der offenen Positionen mit osteuropäischem…“

„… die Meisterschale für ein Jahr in den Besitz der Bundesregierung übergehe. Der DFB habe sich sehr zurückhaltend über diesen…“

„… immer mehr Krankmeldungen eintreffen würden, was den Spielbetrieb zusätzlich aufhalte. Es werde aus dem Kanzleramt bereits überlegt, ob sich ein Abbruch der Saison nicht als bessere…“

„… am 30. Mai auch die Dritte Liga wieder starten zu lassen. Die Bundesregierung werde den Spielbetrieb mit aller gebotenen Vorsicht und viel Zuversicht in die…“





Verhältnisse

26 05 2020

„Und deshalb setzen Sie jetzt auf selbstbestimmte Maßnahmen?“ „Auf selbstbestimmtes Verhalten. Wir wollen, dass die Bürger sich solidarisch zeigen in einer…“ „Also mit anderen Worten: erst krepiert Thüringen, und dann der Rest von Deutschland?“

„Seien Sie doch mal ehrlich, die Menschen sind von den Maßnahmen der Bundesregierung einfach nicht mehr zu überzeugen.“ „Und was fällt Ihnen da als Lösung ein?“ „Wir arbeiten selbstverständlich auch weiterhin präventiv: da wir davon ausgehen müssen, dass die Menschen jetzt auch von den Regelungen auf Landesebene die Schnauze voll haben, delegieren wir die Prävention auf die kommunale Ebene.“ „Und das heißt jetzt was?“ „Wenn man einen Infektionsherd hat, dann muss man ja nicht gleich das ganze Land lahm legen. Es reicht ja aus, wenn man einzelne Landkreise und Städte abriegelt.“ „Vorher haben Sie noch betont, man würde die Länder gar nicht abriegeln können, wenn man in einzelnen Städten…“ „Kann man ja auch nicht. Wie stellen Sie sich das vor? Und was für einen wirtschaftlichen Schaden würde man da riskieren?“

„Was machen Sie denn jetzt, wenn es einen Infektionsherd im Land gibt?“ „Man kann ja die einzelnen Städte oder Landkreise nicht komplett abriegeln.“ „Eben hatten Sie noch gesagt, dass das notwendig sei.“ „Ja, das stimmt auch. Aber dass das nicht geht, das muss man doch nicht betonen.“ „Damit riskiert die Landesregierung, dass sich ein einzelner Fall…“ „Es müssen schon mehrere sein, wir sprechen ja immerhin von Infektionsherden.“ „Die gehen aber auf Einzelfälle zurück.“ „Das kommt eben dabei raus, wenn einzelne Kommunen sich nicht an ihre Vorschriften halten.“ „Ich dachte, dass das jetzt nur noch den Bürgern obliegt?“ „Das ist richtig, aber es ist ja auch nur als Empfehlung gedacht.“ „Aber…“ „Schauen Sie mal, dem Land und den Kommunen vertrauen die Bürger doch nicht mehr, weil sie befürchten, dass sich hinter den Vorschriften eine faschistische Ideologie verbirgt, mit der ein neuer Führerstaat vorbereitet werden soll.“ „Und jetzt sagen Sie den Bürgern, sie sollen sich um ihre eigene Sicherheit kümmern?“ „Naja, die Bürger werden wohl am wenigsten einen neuen Nationalsozialismus vorbereiten wollen.“ „Da wäre ich mir in Thüringen nicht zu sicher.“

„Wir setzen doch nur auf die Einsichtsfähigkeit der Bürger.“ „In allen anderen Bundesländern haben wir Infektionen, wo es den Leuten völlig schnurz war, ob sie einen Meter oder zehn Meter Abstand hielten oder ob sie ohne Mundschutz mit drei Dutzend in einer Eckkneipe waren.“ „Das sind dann eben Fälle, in denen die Landesgesetzgebung sich nicht ausreichend durchgesetzt hat.“ „Wenn in Thüringen zwei oder drei solcher Hotspots für eine Infektionswelle sorgen, dann hat doch der Rest von Deutschland auch etwas davon.“ „Deshalb setzen wir vorläufig auch nur auf die Vorsicht der Bürger in Thüringen. In den anderen Ländern werden sich die anderen Bürger selbst um ihre Sicherheit kümmern müssen.“

„Und was machen Sie, wenn ein einzelner Fall die ganze Scheiße wieder hoch kochen lässt?“ „Dann haben wir ja immer noch die Alarmsysteme auf kommunaler Ebene.“ „Wo denn?“ „Na, in den Gesundheitsämtern.“ „Die haben doch jetzt schon kaum Personal!“ „Wenn es sich bald wieder beruhigen wird, müssen wir doch jetzt nicht auch noch Leute einstellen, die wir sowieso bald wieder rausschmeißen. Hahaha, das würde der Palmer bestimmt total witzig finden!“ „Selbst, wenn Sie die Leute hätten, die müssten sich doch vor allem um die Infektionsketten kümmern, oder wie wollen Sie diese verdammte Corona-App betreiben?“ „Ja, die kommt halt auch erst, wenn der ganze Zirkus schon vorbei ist. Oder halt nie. Aber das kommt ja so ziemlich auf dasselbe hinaus.“ „Dann melden sich die Infizierten bei Ihnen und…“ „Moment, bevor die sich alle als infiziert bezeichnen oder bevor Sie das tun: haben die einen Test gemacht?“ „Machen die das denn nicht bei Ihnen im Gesundheitsamt?“ „Mit welchem Personal denn?“ „Aber Sie haben doch eben gerade gesagt, dass Sie Alarmsysteme auf kommunaler Ebene vorhalten?“ „Ich habe auch gesagt, dass ich die Kommunen nicht abriegeln werde, weil es notwendig ist und mir trotzdem am Arsch vorbeigeht. Sie hören anscheinend auch immer nur das, was Sie hören wollen.“ „Wenn Sie hier Verhältnisse haben wollen wie in Schweden, dann bekommen Sie halt eine viermal so hohe Sterberate und eine Wirtschaft, die trotz offener Läden abkratzt.“ „Wir wollen keine Verhältnisse wie in Schweden. Wir haben eine florierende Wirtschaft, insbesondere in der Logistik: viele Arbeitsplätze unterhalb des Mindestlohns, sehr viele davon in Teilzeit, befristet oder in anderen atypischen Arbeitsverträgen. Das ist hochgradig systemrelevant.“ „Dafür riskieren Sie, dass es in Deutschland zu einer zweiten Welle kommt?“ „Keiner von uns hat die Absicht, Bundeskanzlerin zu werden, und auf den CDU-Vorsitz legt hier auch keine Sau gesteigerten Wert.“

„Sämtliche Epidemiologen und Virologen raten von dieser überstürzten Lockerungen ab.“ „Die müssen ja auch nicht unseren Landeshaushalt bezahlen.“ „Dann wird es irgendwann einen echten Lockdown auf kommunaler Ebene geben.“ „Das ist eine Demokratie, und wir leben nicht vom Zwang, sondern von geteiltem Wissen und Mitwirkung.“ „Moment mal, das hat doch die Bundeskanzlerin genau so gesagt? sogar wörtlich!“ „Ja, leider.“ „Wie jetzt, leider!?“ „Naja, sie bezieht sich auf die Bundesebene. Wir aber…“





Blindtest

25 05 2020

„… keinen Konsens mehr finde. Höcke sei bereit, die Partei in einen Ost- und einen Westflügel zu…“

„… dass eine der beiden immer noch den Namen Alternative für Deutschland benutzen dürfe. Meuthen sei sich sicher, dass das für ihn auch ohne vorheriges Rechtsgutachten in…“

„… sei eine Satzungsänderung der neuen Partei selbstverständlich so abzufassen, dass Kalbitz durch seine vorherige AfD-Mitgliedschaft sofort wieder als ordentliches Mitglied der nachfolgenden…“

„… beide Parteien bundesweit antreten würden. Gauland fordere eine Unvereinbarkeitserklärung, nach der die einmalige Mitgliedschaft in einer der beiden Parteien automatisch das lebenslängliche Verbot einer Mitgliedschaft in der…“

„… einen Zusammenschluss der Mitglieder als Alternative zur Alternative für Deutschland anmelden wolle. Diese Gruppierung sei zunächst regional aufgestellt und wolle weiterhin keine Sacharbeit leisten, sondern nur in den…“

„… ob Kalbitz als Mitglied gezählt werden könne, wenn seine vormalige Mitgliedschaft in der Mutterpartei formal noch nicht habe bestätigt werden können. Höcke wolle dies so schnell wie möglich durch eine Satzungsänderung im…“

„… Rassismus, Ablehnung der Demokratie und des Parlamentarismus, Kleptokratie, Befürwortung von Gewalt, Verharmlosung des NS-Staates, Antisemitismus und Holocaustleugnung sehe. Meuthen könne sich auf der Basis eines gemeinsamen Wertekanons durchaus eine gute Zusammenarbeit der beiden künftigen…“

„… unter dem Namen Alternative der Alternative für Deutschland Räume für einen Gründungsparteitag angemeldet habe. Es sei nicht ausgeschlossen, dass es sich dabei um ein Versehen des Ortsvereins handele, der noch vorher in der…“

„… Strafanzeige erstatten wolle. Das Programm der Alternativen Alternative sei eine wortgetreue Kopie und werde vor Gericht sicher keinen Bestand haben. Der NPD-Vorsitzende habe seine…“

„… mehrere Parteibücher samt der zugehörigen Mitgliedsanträge aufgetaucht seien. Meuthen habe dies damit begründet, dass er jeweils die vollen Bezüge der unterschiedlichen parlamentarischen Ämter in sämtlichen…“

„… werde die Alternativalternative voraussichtlich nur in Brandenburg antreten. Bei mangelnden Wahlerfolgen auf Landesebene plane man ein Zusammengehen mit der Alternativ-Alternative, die bisher in kommunalen…“

„… übergangsweise Petry und Lucke als Vorsitzende der Parteiflügel zurückholen wolle. Nach einer erneuten Absetzung der beiden könne ein Zusammenschluss einer rechtsradikalen und einer rechtsextremistischen…“

„… nicht ganz klar sei, wie das Papier von Meuthen gemeint sei. Der Vorstand wisse bisher nicht, ob er vor einer Zerstörung der AfD durch den Extremismus warne oder vor einer Zerstörung des Extremismus durch die…“

„… sich nicht zurechtgefunden habe. So sei Weidel versehentlich auf der Veranstaltung der Alternative zur alternativen Alternativ-Alternative aufgetreten und habe eine ihrem Parteiprogramm widersprechende Position zur BRD GmbH öffentlich…“

„… durch einen Blindtest erforscht worden sei. Der AfD-Vorstand habe den Mitgliedern die politischen Forderungen vorgelegt, die als ‚Judendreck von linkslinken Vaterlandsverrätern‘ oder ‚Befehle der Bill-Gates-Marionette Merkel‘ bewertet worden seien. Nachdem ihnen mitgeteilt worden sei, dass es sich um Wahlprogramme ihrer jeweils eigenen…“

„… nicht an die Alternative der Alternativen, sondern auf das Konto der Alternativen Alternative der Alternative zur Alternativ-Alternative überwiesen worden seien. Meuthen habe den Betrag daraufhin sofort in die Schweiz zurückgezahlt, wo sie jedoch nie…“

„… dass die Wahlzettel in Baden-Württemberg mit insgesamt 89 AfD-Nachfolgeorganisationen nicht mehr ordnungsgemäß gefaltet und in die dafür vorgesehenen Umschläge gesteckt werden könnten. Es müsse daher mit einer technischen…“

„… zumindest für die Bundestagswahl als AfD West und AfD Ost auftreten werde. Eine Trennung in Nord- und Südflügel habe man aus finanziellen und…“

„… die Unterstützerunterschriften für alle Landeslisten von denselben Personen stammen würden. Es sei trotzdem nicht sinnvoll, eine der Listen von der Wahl auszuschließen, da auch in dem Fall, dass alle Unterstützer nur für einen der AfD-Klone stimmen würden, ein Ergebnis weit unterhalb der für die staatliche Parteienfinanzierung ausreichenden…“

„… einen Trennungsparteitag vorgeschlagen habe. Höcke und Weidel würden die symbolische Teilung zwischen den Flügeln durch das Errichten einer Mauer quer durch den…“

„… das Bundesamt für Verfassungsschutz keine Möglichkeit sehe, alle rechtsextremistischen Gruppierungen im AfD-Umfeld zu beobachten, da man mit kapitalismuskritischen Journalisten und Umweltaktivisten personell seit Monaten…“





Der faschistisch-textile Komplex

24 05 2020

Einer der sichersten Wege, sich derzeit als Nationalsozialist zu outen, ist das Tragen stilisierter Judensterne auf einer Demonstration von COVID-Leugnern, Verschwörungspredigern und anderen geistig minderbemittelten Knalltüten. Wie durch ein Wunder laufen die Holocaust-Verharmloser durch deutsche Innenstädte – in T-Shirts aus identischer Herstellung. Die bügelt nicht der kleine Krauter an der Ecke zurecht, die verkauft einer der größten Internethändler. Angeblich versehentlich, wie der Hemden-Vertreiber (der Name der Firma soll nicht auch noch zu Werbezwecken hier stehen) erklärt. Dumm nur, dass die Plattform seit 2017 einen Leipziger Neonazi als Programmierer beschäftigte. Der faschistisch-textile Komplex, der Deutschland mit antisemitischer Motto-Mode versorgt, ist kein Zufall. Dass Kundendaten in die Hände militanter Faschisten geraten, ist nur eine Frage der Zeit. Bis dahin halten wir es sicher auch für ausgeschlossen, dass man mit jeder rechtsextremistischen Straftat Geld machen kann. Alle weiteren Anzeichen, dass in den Ritzen unserer Gesellschaft immer noch genug braunes Zeug klebt, wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • amazonen garde gaddafi: Hat der Karneval schon wieder angefangen?
  • arischloch: Nach dem Ausscheiden des PG Kalbitz wird er durch ein solches vollkommen ersetzt.
  • schussecht: Das muss jeder Nazi an sich selbst ausprobieren.
  • afd meuthen: Warte, warte nur ein Weilchen…
  • fußball gottesdienst: Neben der Gastronomie die beiden beliebtesten Infektionswege.
  • grundrechte: Hat die AfD-Basis sich umbenannt?




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CDXCIV)

23 05 2020

Es knetet der Wastl in Kraig
frühmorgens seit Stunden den Teig
ganz dicht vorm Erlahmen.
Die Bäcker, die kamen
so niemals auf den grünen Zweig.

Den Schober leert Pepi in Napplach.
„Wenn ich das seh und nicht zu knapp lach“,
so sprach seine Schwester,
„fällt über den Rest er,
worauf ich mich meistens doch schlapp lach.“

Es legte der Toni in Schnatten
vorm Haus kreuz und quer Gehwegplatten
statt richtig auf Kante.
Dann fragt er die Tante,
ob sie davon nicht mal mehr hatten.

Es pflegt Karli in Ledenitzen
im Garten beim Harken zu schwitzen,
so dass es sein Brauch war,
weil dort auch ein Schlauch war,
mit diesem sich flott nass zu spritzen.

Den Kurt, den Bestatter aus Aich,
den rief man jüngst raus, da am Teich
ein Alter gefunden.
Er kam erst nach Stunden.
„Die liegt ja noch länger, die Leich.“

Der Fritzl, der sich in Deutsch-Griffen
die Schlittschuhe blitzblank geschliffen,
den musste man rufen
im Lärm seiner Kufen,
weil sie jetzt beim Fahren laut pfiffen.

Ein Künstler war Schorschl in Gitschtal.
„Dass ich für das Volk diesen Kitsch mal,
nicht, weil man’s mir riete –
es liegt an der Miete,
die ich im Dorf für diese Klitsch’ zahl!“





Gernulf Olzheimer kommentiert (DXV): Wohlstandsverwahrlosung

22 05 2020
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Es soll ganze Kulturen gegeben haben, die hatten buchstäblich nichts, freilich im Vergleich zu unserer gut ausgestatteten Gegenwart. Waren in der griechischen Polis Motorräder Mangelware, so fiel bereits in der Renaissance das Fehlen des Telefons unangenehm auf. In der Neuzeit braucht es immerhin den Krieg, um derlei Entbehrung zu erzeugen, oder aber den Kapitalismus als dessen entschleunigte Variante. Der Vorgang indes ist arbeitsteilig, die einen erleiden den Mangel, den die anderen erzeugen und verwalten. Nicht der Mangel selbst ist entscheidend für den gesellschaftlichen Niedergang, es ist nicht die Armut, es materieller Überfluss, der seine zerstörerische Wirkung da entfaltet, wo er auf geistige Mittellosigkeit trifft. So entsteht die Wohlstandsverwahrlosung.

Was bei Kindern mentale Haltlosigkeit und die Verkümmerung der Seele erzeugt, ist das Ergebnis einer vollständig auf Geld- und Wareneinsatz reduzierten Erziehung, die zwar ein luxuriöses oder wenigstens sorgenfreies Leben ohne jegliches Gefühl der Verantwortung ermöglicht, ohne die Ausbildung moralischer Leitplanken aber sicher in die Sackgasse eines psychischen Vakuums führt. Wie im Wahn, ihre eigene Unfähigkeit als Vorwurf für eine Generalamnestie zu erfinden, attestieren die Täter die Verwahrlosung ihrer Nachkommen als Ausdruck eines schweren Leidens, das schuldlos erworben sein muss und also frei von Schuld spricht. Dass sich Geschichte wiederholt und eine Generation ihre Fehler an die nächste weiterreicht, ist kein Geheimnis. Das Denkmuster aber, das mit der Zuschreibung der eigenen Identität in etwas wie Wohlstand sich manifestiert, es bleibt und weitet sich auf die ganze Gesellschaft aus.

Wo Verantwortung als Maxime des sozialen Handelns gefragt wäre, etwa bei Menschen, die im Mittelmeer ertrinken, unseren eigenen Kindern, deren Umwelt wir aus Profitinteresse unbewohnbar machen, oder uns selbst als abstrakte Wesen, die in einer Pandemie überleben oder krepieren, wo die Zurechnungsfähigkeit eine Mindestvoraussetzung für die Teilnahme an allen Interaktionen werden sollte, schwiemelt die Masse der Stumpfstullen sich einen Schutzpanzer aus glitschigen Ich-Botschaften und Alufolie, an der jede Realität abprallt. Als Besitzstandswahrer, der seine Rücksichtslosigkeit für den Ausdruck von Freiheit hält, bastelt er sein bisschen Besitz um zum lächerlichen Abzeichen der Macht, die er innezuhaben meint, etwa Eigentum oder Freizügigkeit, wobei er geflissentlich ignoriert, dass er dies in den seltensten Fällen selbst erworben hat. Hier hat die Sozialpädagogik kollektiv versagt und hinterlässt eine Kaste hirnstammamputierter Marionetten, die ihr konditioniertes Gekläff für die eigene Willensäußerung halten, eine ridiküle Rotte in der eigenen Raumkrümmung.

Längst hat sich die psychische Struktur dieser Kurzstreckendenker derart verengt, dass sie nur noch in einer Egoshooter-Perspektive durch ihre Umwelt delirieren, die sie für eine virtuelle Inszenierung halten. Ihre Taten sind nur noch Spiel ohne Grenzen, da die Konsequenzen ihres eigenen Handelns außerhalb der eigenen Wahrnehmung auflaufen. Dabei hat sich ihre Reizbulimie längst komfortabel eingerichtet in der Ersatzbefriedigung des Konsumismus, die berauscht und betäubt und ein angenehmes Gefühl an Leere hinterlässt, die sie als Unschuld der Rauschtat instrumentalisieren.

Wir halten als Gesellschaft den dissozialen Rand bis zu einem gewissen Maß aus; doch wie bei einer Infektion alle betroffen sind, die sich nicht vollständig schützen können, so sickert das Gift in alle Schichten durch und zerstört nicht nur die, deren autoaggressiver Hass in alle Richtungen ausstrahlt. Hier hilft kein Argument, wenn klinisch bekloppter Brüllmüll Fahnen schwenkend durch die Städte torkelt, um seine piefigen Privilegien als Menschenrechte zu deklarieren: zweimal in der Woche ins Nagelstudio, billige Grillwurst und Urlaub auf Malle, aber Ausländer raus. Denn was wären Grundrechte wert, könnte man sie nicht bei den anderen beliebig einschränken.

Dass der neurotische Trupp nicht abflaut, dafür sorgt schon die betriebssystemnah eingepflanzte Vorstellung, durch bloße Imitation des dümmlichen Gehabes ebenfalls bevorrechtigt zu sein, auch wenn der gemeine Flusenlutscher sich im Regelfall nur selbst schadet, sobald der die destruktiven Ideen der ausbeutenden Klasse übernimmt, ob mit Reflexion oder ohne. Wer üblicherweise nichts zu sagen hat und das auch noch möglichst bei voller Lautstärke erledigt, muss sich eben nicht wundern, wenn er in Opposition zur Vernunft gerät. Irgendwann wird es für die Ichlingspest, die sich immer noch auf einem Nebenkriegsschauplatz wähnt, dort verdammt eng, und es ist nicht die Art von Widerstand gegen die Realität, die sie sich vorgestellt hatte. Alles hat ein Ende, und sei es hochgradig katastrophal. Es wird eine interessante Erfahrung für sie sein, nichts mehr zu haben. Nicht einmal mehr eine Gegenwart.