„Andererseits müsste man mal wieder was über die Wirtschaft bringen.“ „Oder soziale Themen.“ „Es wird ja auch nichts mehr über die Klimakatastrophe berichtet.“ „Jedenfalls müsste man mal sehen, ob die Autobauer sich jetzt endlich am Riemen reißen und die Verbrenner ausmustern.“ „Und die nächste Sendung?“ „Lindner hat angerufen, er will dreißig Minuten lang Wissenschaftler anpöbeln.“ „Na, dann machen wir’s halt so.“
„Nein, ich finde wirklich, dass man die sozialen Themen nicht aussparen darf.“ „Man muss doch an die Kinder denken!“ „Sehr richtig!“ „Haben wir da nicht diesen Bildungsforscher, der überall WLAN-Strahlung fürchtet?“ „Dann machen wir das mit dem.“ „Der kann erklären, dass ein Kind im Grunde nach acht Stunden in der eigenen Wohnung rein rechnerisch tot ist.“ „Warum überleben Kinder ein ganzes Wochenende zu Hause?“ „Verwirren Sie uns jetzt nicht mit Tatsachen, das sind Fakten.“ „Dass man den Kindern den wichtigen Austausch mit ihrer Altersgruppe vorenthält, sollte man da auch einfließen lassen.“ „Vor allem das Abitur!“ „Ist das denn jetzt wirklich so wichtig?“ „Unsere Kinder werden von linken Extremisten und Grünen gefährdet!“ „Okay, das muss man dann aber auch mit den richtigen Leuten diskutieren.“ „Hat denn Lindner Kinder?“ „Seit wann muss der irgendwas verstehen, um im Fernsehen zu reden?“
„Besteht denn die Gefahr, dass wir erneuerbare Energien aus dem Blick verlieren?“ „Man anders gefragt, könnte es nicht irgendwann so kommen, dass diese linksextremistische Regierung alles mit Windkraftwerken vollstellt, weil wir das gar nicht mitkriegen?“ „Die stehen ja gar nicht von einem Tag auf den anderen.“ „Und es gibt auch gar nicht genug Leute, die die aufstellen könnten.“ „Dann könnte man zumindest eine Sendung über Energie machen.“ „Weil bei uns die Lichter ausgehen, wenn die Wirtschaft nicht schnell genug wieder öffnet.“ „Das verstehe ich nicht.“ „Wieso, was ist denn daran nicht zu verstehen?“ „Es gibt doch keinerlei Einschränkungen für die Windenergiebranche, und die Arbeitskräfte waren auch schon vorher nicht zu bekommen.“ „Ja, das ist aber eine ganz andere Diskussion.“ „Das dürfen Sie jetzt nicht alles in einen ideologischen Topf schmeißen.“ „Aber wenn wir befürchten, dass die Lichter bei uns ausgehen, dann brauchen wir doch mehr Windkraft und nicht weniger.“ „Ich finde auch, wir machen das mit dem Abitur.“ „Ganz Ihrer Meinung, Herr Kollege.“
„Aber wir haben immer noch das von Laschet.“ „Was denn noch?“ „Die psychische Belastung von Arbeitnehmern?“ „Er hatte Arbeitslose gemeint.“ „Wie kommt er denn auf einmal zu Arbeitslosen?“ „Hallo, es ist vielleicht Wahlkampf!?“ „Man ist sich ja inzwischen sicher, dass Arbeitslosigkeit die psychische Gesundheit massiv gefährdet.“ „Darum ist er auch so ein großer Fan der Hartz-Verwahrung, richtig?“ „Es ging hier um Arbeitnehmer!“ „Ah, und ich hatte mich schon gewundert, dass er das Argument vorher noch nie gebracht hatte.“ „Man muss sich ja nur mal ansehen, was Homeoffice mit den ganz normalen Leuten macht.“ „Und dass die psychosoziale Belastung bei Callcenterkräften und Pflegern und Fleischzerlegern und Spargelstechern und…“ „Sie müssen nicht in den Berufen arbeiten.“ „Laschet hat das auch nicht gemacht, und sehen Sie mal, was aus dem heute geworden ist.“
„Aber das mit den Küchenbauern müsste man auch mal hinterfragen.“ „Hatten Sie nicht bei einem Betrieb angefragt?“ „Die sind stocksauer.“ „Aber die Läden sind doch wieder offen?“ „Ja eben, jetzt müssen sie die Personalkapazitäten wieder voll hochfahren, können die bestellten Küchen nicht ausliefern, weil die Handwerker keine Wohnungen betreten dürfen, und deshalb können sie keine Rechnungen stellen.“ „Das erfordert natürlich eine sofortige Diskussion.“ „Eben. Wir haben mit Laschet gesprochen, er wird Vorauskasse für alle Handwerksleistungen fordern, damit die Betriebe nicht vom Staat gerettet werden müssen.“ „Das ist doch total behämmert!“ „Deshalb war er ja von dem Vorschlag sofort überzeugt.“ „Alternativ kann man auch mal überlegen, ob man nicht Handwerker wieder in die Privatwohnungen lässt.“ „Warum nicht, die Kunden müssen nur einen Mundschutz tragen.“ „Warum die Kunden?“ „Weil das die Wirtschaft vor Verlust ihrer Arbeitskräfte schützt.“
„Wir haben da noch einen Fernsehkoch auf der Liste und einen Kabarettisten.“ „Keine Frau?“ „Das würde nicht passen, wir müssen ja noch was mit Autos machen.“ „Aha.“ „Und Fußball?“ „Stimmt, das müssten wir auch noch machen.“ „Vielleicht einen Psychologen befragen, der uns bescheinigt, dass ohne Bundesliga schwerste traumatische Störungen zu erwarten sind.“ „Die dann auch wieder die Arbeitsleistung verringern kann.“ „Und Suchterkrankungen.“ „Wahrscheinlich wird die Kauflaune dadurch auch gedrückt.“ „Womit wir wieder bei den Autos sind.“ „Schlimm!“ „Aber da hätte ich einen, der bestätigt Ihnen alles.“ „Ist der Virologe?“ „Gegen Aufpreis bestimmt.“ „Dann laden Sie den Mann mal ein.“ „Dann müssen wir ja in der Sendung gar nicht mehr über soziale Themen sprechen.“ „Auto ist doch Gesellschaft genug.“ „Und den Kabarettisten?“ „Übernächste Woche soll irgendwas mit Statik kommen.“ „Nee, Statistik.“ „Sag ich doch.“ „Na, dann passt das ja wieder.“ „Okay, noch irgendwelche Fragen?“ „Und wie nennen wir das?“ „‚Corona – Müssen wir jetzt alle sterben?‘ wäre doch…“ „Ja, klingt gut.“ „Gut, dann rufe ich mal im Sender an. Wir machen eine ganz normale Talkshow, wie jeden Montag.“
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