„Mehr als tausend Euro würde ich da aber auf gar keinen Fall veranschlagen, Frau Merkel. Nein, das sehe ich gar nicht ein. Belebung nach den Folgen der Corona-Krise, gut und schön – aber so eine hohe Abwrackprämie halte ich für falsch. Und mal ehrlich, wer zahlt viertausend Tacken für Klöckner?
Jetzt haben Sie endlich mal die Chance, mit der Kohle einen zukunftssicheren Staat zu schaffen, das dürfen Sie sich doch nicht entgehen lassen! Ihre Freunde von der Autolobby heulen Ihnen die Ohren voll, gewiss, aber was wollen die denn? dass sich die Leute alle paar Jahre einen Neuwagen kaufen, obwohl der alte sich noch nicht einmal amortisiert hat? Das sind die Autos, die dann im nächsten Jahr nicht gekauft werden. Und es wird halt viel weniger Binnenkonsum geben, weil so eine Prämie für ein neues Auto halt allein nicht ausreicht. Aber bei den Jungs war das Milchmädchen ja vorher schon außer Betrieb, oder?
Sie rechnen das nämlich falsch. Wir reden hier von einer sinnvollen Investition, aber die Höhe der Prämie bemisst sich nicht anhand der subjektiven Notwendigkeit, sondern immer noch am Wert. Also können Sie jetzt nicht den Preis auf zehntausend hochtreiben, damit Sie im Gegenzug Seehofer in die Endablagerung schicken. Der frisst zwar im Moment Kreide, weil er heilfroh ist, die ganze Pandemie auf die Länder abschieben zu können, aber das ändert nichts daran, dass er nach vor zum Billigsortiment in der Bundespolitik zählt. Was hat der Ihnen nicht alles vorgeworfen – Grenzöffnung, Unrechtsregime, Verfassungsbruch. Wenn Sie für den tausend Euro kriegen, dann schmeißen Sie eine Party, und von dem, was übrigbleibt, kaufen Sie einen Kartoffelsack. Der macht seinen Job auch nicht schlechter als Seehofer.
Natürlich ist so ein Existenzkampf unschön, da braucht man manchmal jemanden, der einem unter die Arme greift. Aber diese Betrügerbuden haben doch gerade erst wieder bewiesen, dass sie im Grunde nur ihren Großaktionären den Arsch retten wollen. Und den Vorständen Boni zahlen, weil die ja eine 50.000 Diesel auf Halde bauen lassen, die sowieso keiner mehr kauft – strategisch die Karre an die Wand fahren und dann warten, bis der Steuerzahler sich bei diesen Versagern bedankt? Das können Sie gleich mal vergessen. Und dann schmieren Sie sich auch die fünftausend für Spahn in die Haare. Seien Sie froh, wenn Sie für den noch fünfhundert kriegen. Das ist doch ein intellektueller Totalschaden. Auspacken, einschalten, geht nicht. Gleich wieder zurück an den Absender. Der kann meinetwegen Kleinkredite in seiner Bankfiliale durchkauen, alles andere überfordert den doch.
Ja, dann wird’s halt eng, Frau Merkel. Mir müssen Sie das nicht sagen. Ich war in den letzten fünfzehn Jahren dabei. Es war nicht alles schlecht, aber ich rede hier gerade nicht von Ihrer Partei. Wenn Sie richtig Geld brauchen, dann stellen Sie die CDU auf den Recyclinghof und lassen sich die Rohstoffe rauspopeln. Oder dachten Sie, wir sind hier bei Bares für Rares?
Überhaupt ist das eine bodenlose Frechheit, in der Krise noch mal ordentlich die guten alten Verbrenner anzupreisen, als gäbe es kein Morgen. Haben Sie die Klimakatastrophe gerade per Dekret verschoben, Frau Merkel, und wir haben es bloß im Eifer des Gefechts nicht mitbekommen? Gab es da nicht mal den Plan der Bundesregierung, hier in Deutschland Elektromobilität besonders zu fördern? Kann ja sein, dass ich wirklich was verpasst habe, man liegt ja manchmal so zwei, drei Jahre im Tiefschlaf, denkt sich, ach, wann waren denn noch mal die nächsten Wahlen, muss ich mir da den Wecker stellen oder werde ich von dem Getöse dann schon rechtzeitig von alleine wieder wach?
Sie müssen auch mal das Preisgefüge sehen, Frau Merkel. Für Karliczek wollen Sie fünftausend Euro, und ein Kind bekommt einhundertfünfzig, um sich ein digitales Gerät anzuschaffen, das ihm die Teilhabe in der Bildungsgesellschaft sichern soll. An einer Schule, an der Digitalisierung nicht das größte Problem sein dürfte, solange es da nicht mal warmes Wasser und Seife gibt, um die Vorschriften zur Hygiene überhaupt umsetzen zu können. Das ist ein Witz. Und Marktverzerrung dazu. Dass die deutschen Autobauer gerade in die Knie gehen, liegt nicht zuletzt daran, dass die ausländischen Märkte wegbrechen. Wollen Sie die ganzen Gutscheine nach China schicken? Dann schicken Sie doch am besten gleich Spahn mit. Ein komplett beratungsresistenter, arroganter Knalldepp, der Ärzte anpöbelt, wird da sicher dringend gebraucht. Also eigentlich überall außerhalb Deutschlands.
Sie können ja schon mal überlegen, ob Sie demnächst Postkutschenmanufakturen oder einen Schreibmaschinenbauer empfangen, weil sich deren Produkte einfach im Moment nicht mehr so gut am Markt behaupten. Und Sie können sich sicher sein, das liegt an Corona. Wird Ihnen jeder Postkutscher mit einer lückenlosen Argumentation nachweisen, Frau Merkel. Da können Sie dann nicht mehr diese Studierenden vorschieben oder die Gastronomie oder diese Künstler, das sind ja größtenteils Leute, die nicht einmal etwas Vernünftiges gelernt haben. Sonst wären es ja keine Künstler.
Wenn Sie die Beträge schon in den Haushalt eingepreist haben sollten, dann haben Sie halt Pech gehabt. Mehr gibt es nicht. Und das heißt natürlich auch, dass Sie sofort einen Nachfolger aus dem Hut zaubern. War Ihnen hoffentlich klar, und noch was: die Prämie für Scheuer können Sie auch knicken. Bei dem zahlen Sie drauf.“
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