Transeuntibus

17 05 2020

Einstmals, da besucht ein Kaiser
eines Klosters feste Mauern,
sah sich um, und wie ein Weiser
sprach er leise mit Bedauern –
denn die Reise ließ nicht warten –
zu dem Mönch, der stumm:
„Ach, so lieblich dieser Garten,
gerne kehrt ich um!“
Keiner aber von den Brüdern
wollte nur ein Wort erwidern,
einer nur, weil’s einer muss:
    „Transeuntibus…“

Und so sind die Menschen alle,
die die Welt im Sturm bereisen:
sehen sie im besten Falle
fremde Sterne sich umkreisen.
Sonst bleibt alles unverfänglich,
Freude, Lust und Leid.
Was sie sehen, ist vergänglich
und geht mit der Zeit.
Was an Tagen wir vermessen,
ist zu bald von selbst vergessen
und verschwimmt im großen Fluss –
    transeuntibus.

Erst wenn wir die Zeit erkennen,
halten ein die großen Uhren.
Schnell, wie ihre Zeiger rennen,
so verwehen alle Spuren
und mit ihnen unser Leben,
Sendung und Geschick –
bis wir uns dem Sinn hingeben
und dem Augenblick.
Mag die Welt uns weitertreiben,
der Moment soll immer bleiben,
schenkt dem Herz sich voll Genuss:
    Transeuntibus.