Mummenschanz

7 09 2020

„Dass das technisch sehr schwierig umzusetzen ist, das wissen wir, aber derzeit sehen wir leider keine andere Möglichkeit für eine globale Aktion. Wenn wir im Anschluss an eine Pandemie gleich wieder ein neues Virus loslassen, wir die Bevölkerung mit Sicherheit skeptisch reagieren. Eine Energiekrise ist die beste Lösung für unser Problem.

Vor allem natürlich, weil das so weit jenseits der normalen Vorstellungen liegt, aber praktisch auch nicht ausgeschlossen werden kann. An einem ganz normalen Freitag versiegen schlagartig sämtliche Erdölquellen. Weltweit. Es gibt kein Öl mehr. Das wird einen riesigen Schock auslösen, in dessen Schatten wir alles durchsetzen können, was wir mit Corona noch nicht geschafft haben. Zum Glück hat es eine Einigung gegeben, alle politischen Kräfte haben sich für dieses Szenario ausgesprochen, wir werden das zumindest am Anfang friedlich und mit möglichst wenig Aufsehen durchziehen. Sobald die Versorgung zusammengebrochen ist, werden wir ein internationales Krisenmanagement ankündigen und dann alles tun, um es zu verhindern. Wie wir das jetzt auch schon gemacht haben.

Primär arbeiten wir jetzt an den Sprengungen der großen Zugänge, und da kommen uns die seit 2001 bekannten Ergebnisse für thermonukleare Versuche im Hochbau sehr entgegen. Da haben wir viel investiert, die Geheimdienste wollen zeigen, dass sie sich seitdem nochmals verbessert haben, also geben wir ihnen doch die Gelegenheit. Für die submarine Förderung nutzen wir die bisher schon verfügbare Technik von Erdbebenmaschinen, nur eben eine Nummer größer. Hoffen wir, dass diesmal nicht wieder ein Tsunami entsteht, da dann auch die EU betroffen wäre. Israel hat ein gewisses Interesse angemeldet, dass wenigstens Deutschland von der Welle verschont bleibt. Wir finanzieren den Staat ja und haben eine historische Verpflichtung.

Die Folgen für den Verkehr werden katastrophal sein, das können Sie sich wohl ausmalen. Kein Öl heißt: kein Benzin, kein Diesel, kein Kerosin, Sie können eventuell noch Rad fahren, die Chinesen werden uns mit billigen Rädern überschwemmen, die sie gerade in Botsuana und Myanmar bauen lassen, und ein paar Blitzmerkern wird auffallen, dass der Strom nicht aus der Steckdose kommt. Das wird unangenehm. Diesmal wird es nach der ersten Hamsterwelle gar kein Toilettenpapier mehr geben, keine Nudeln, keine Tomaten. Monatelang. Sollten wir bis dahin kein halbwegs krisenfestes Netz aus erneuerbarer Energieerzeugung aufgebaut haben – da darf ich in aller Bescheidenheit sagen, dass die Bundesregierung weltweit zu den Vorreitern gehört, um alles zu torpedieren, was in diese Richtung geht, auch auf Kosten von Milliardenschulden, fehlenden Steuereinnahmen und Arbeitsplätzen – dann haben wir keine Chance mehr, unseren Schlüsselindustrien wie sonst auch durch absurd hohe Geldgeschenke den Arsch zu retten. Ob wir der Lufthansa oder den Automobilbauern die Kohle auf den Hof schaufeln oder sie den Managern gleich auf schwarze Konten überweisen, davon kriegen Sie keinen SUV mehr zusammengeschraubt. Kaufen können Sie auch keinen. Mit etwas Glück reichen die Stromreserven für die Börse, die kann dann weiter ein paar Aktien hin und her schieben und Kapitalismus simulieren, damit ein paar Superreiche glauben, es gäbe noch so etwas wie eine funktionierende Wirtschaft.

Wir brauchen das natürlich auch. Schließlich ist das eins unserer Feigenblätter, wir erklären damit der Bevölkerung, dass wir immer noch alles im Griff haben. Auf der anderen Seite werden wir mit Schuldzuweisungen sehr vorsichtig umgehen. Dass die Inszenierung der Klimabewegung in die Hände spielt, das werden wir nicht bestreiten. Wir werden nur versuchen, die kommende Ökodiktatur – man muss den alten weißen Männern tatsächlich auch mal dankbar sein, dass sie sich das Wort ausgedacht haben, um zu zeigen, dass sie asoziale Lappen sind – als alternativlos und verfassungsrechtlich absolut notwendig darzustellen. Wir werden diesmal auch auf Autogipfel verzichten, auf Kohlegipfel, auf den ganzen Mummenschanz, den man ansonsten macht, um zu zeigen, dass wir es ernst meinen. Es gibt kein Zurück mehr, es kann keine Normalität mehr geben, keine, die wir bisher als normal ansehen würden. In der Pandemie haben wir eine Menge gelernt über die Anpassungsfähigkeit der Bevölkerung, jetzt ist es eben Zeit, das proaktiv umzusetzen.

Sie denken in die falsche Richtung. Wir werden keine Elektroautos vorschreiben, das sind auch nur Autos, die mit Strom fahren, aber aus Öl gebaut werden. Wir werden der Bevölkerung die Mobilität sinnvoll zuteilen. Homeoffice, das war doch erst der Anfang. Jetzt warten Sie auf Ihre Bewilligung, auf Einkaufstour zu fahren, es sei denn, Sie sind zu Fuß unterwegs. Oder mit dem Rad. Shopping in Dubai, Kreuzfahrt auf dem Pazifik, das ist aus. Kommt auch nicht wieder rein. Unter anderem dafür haben wir 5G installiert, weil wir die materielle Mobilität durch Datentransfer ersetzen wollen. Das wird nach einer gewissen Umgewöhnungsphase auch ganz gut funktionieren, allerdings nicht in Deutschland. Wir lassen die Funklöcher, sonst haben die Leute nichts mehr, worüber sie sich beschweren können.

Wir werden allerdings Überwachungsfantasien aufgreifen, die die sogenannten besorgten Bürger in ihre Kritik einarbeiten. Die wollen kein Öko, die wollen bloß Diktatur, diesmal kommen wir ihnen ein Stück weit entgegen. Schauen wir mal, wie die Proteste aussehen, dann ist auch der Militäreinsatz im Inneren drin. Sie sehen, alles ist möglich, wenn eine internationale Staatengemeinschaft nur das Beste für die Menschen will.“