„Aber Sie meinen das doch wohl nicht ernst?“ „Sie etwa?“ „Naja, müsste man dann mal sehen.“ „Den Koalitionsvertrag aber!“ „Wie gesagt, diesmal hat es noch geklappt.“ „Aber wir sollten es nicht mehr unter einen…“ „Wollen Sie jetzt mitregieren oder nicht!?“ „Ja, schon gut.“
„Es ist doch wie beim letzten Mal, wir müssen uns nur darauf einigen, wer die entscheidenden Maßnahmen trifft.“ „Das ist doch das Problem!“ „Wem sagen Sie das.“ „Wir sind so weit in die andere Ecke gerückt…“ „… dass wir Sie jetzt locker überholen können. Tragisch, aber das ist nicht unser Problem.“ „Aber für eine gemeinsame Lösung…“ „Jetzt fangen Sie schon damit an!?“ „Sorry, das ist halt reine Gewohnheit.“ „Eben, wir finden das auch zum Kotzen. Aber darauf wird es wohl hinauslaufen.“ „Und Sie wollen sich wirklich nicht auf eine Links-Rechts-Position in der…“ „Nein.“ „Aber das ist…“ „Würden Sie das denn von sich aus machen?“ „Natürlich nicht!“ „Eben.“
„Dann könnten wir diese ganze soziale Frage auch endlich mal ohne parteipolitische Rücksichten lösen?“ „Hahaha!“ „Ihre Häme ist jetzt wirklich nicht angebracht.“ „Hahaha!“ „Wer hat das denn all die Jahre mit Hinweis auf die…“ „Jetzt Vorsicht in der Kurve, Kollege!“ „… langfristige politische…“ „Das haben wir ja gerade noch mal geschafft.“ „… Ausrichtung zementiert?“ „Sie waren aber auch nicht ganz unschuldig.“ „Man tut, was man kann.“ „Und das war im Sinne des deutschen Volkes?“ „Wen interessiert das deutsche Volk?“ „Bei den Wahlen!?“ „Ach so. Natürlich.“
„Sorry, jetzt werde ich aber langsam mal sauer.“ „Alles gut, machen Sie mal.“ „Wie kann man denn die Meilensteine für das deutsche Volk so…“ „Die wollten im Grunde nur die Deutschmark.“ „Das ist klar, aber kann man nicht…“ „Es ging doch nur um die Symbolik, und das hat doch gereicht?“ „Ja.“ „Dann ist doch dieser Ost-West-Konflikt um die Wirtschaft endlich beseitigt, oder?“ „Sie wollen das nicht kapieren?“ „Meine Güte, wenn Sie unbedingt linke Positionen in der Ostzone…“ „Ich verbitte mir das!“ „Das ist wohl das Problem.“ „Wir haben aber 2020, die Probleme müssen irgendwo anders herkommen.“ „Wo die herkommen, gibt es genug davon.“ „Wir haben doch die letzten beiden Male schon ganz gut…“ „Also das wüsste ich aber.“ „Sie haben doch die Problematik noch gar nicht…“ „Sie sind doch für eine neue Koalition noch gar nicht aufgestellt.“ „Also personell schon.“ „Haben Sie denn noch Altfälle?“ „Wir dachten, wir nehmen die von dieser Fraktion noch mal.“ „Wird bei uns wohl auch darauf hinauslaufen.“ „Okay, dann könnten wir die inhaltlichen Entscheidungen doch vorerst an die Ausschüsse…“ „Und der Wahlkampf?“ „Mist! Ich wusste, dass wir wieder irgendwas vergessen!“
„Sie könnten ja zur Abwechslung mal eine klar linke Politik machen.“ „Ist das nicht Ihr Ressort?“ „Dann könnten wir zum Ausgleich unser rechtes Profil schärfen.“ „Und zum Schluss gibt es dann einen Kompromiss.“ „Wie soll das denn bitte aussehen?“ „Man könnte einfach die linken und die rechten Positionen aufgeben.“ „Klingt gut.“ „Dann hat wenigstens keiner etwas davon.“ „Ich wäre dabei.“ „Aber wenn es sowieso egal ist, können Sie auch mal linke Positionen einnehmen.“ „Das würden uns die Leute nie abnehmen.“ „Wir wären quasi für die Wirtschaft unwählbar.“ „Das muss ja nicht im Wahlkampf sein.“ „Denken Sie mal an die Spenden, die einem verloren gehen.“ „Da ist was dran.“ „Und wenn man es dann trotzdem nicht macht?“ „Kann man denn ausschließen, dass so ein Politiker, den man unter ganz anderen Bedingungen gekauft hat, es noch mal versucht?“
„Vielleicht sollten wir die Themen auch einfach anders besetzen.“ „Wie meinen Sie das denn?“ „Man kann doch auch rechte Lohnpolitik machen oder als Linker gegen Ausländer sein.“ „Das nimmt einem dann aber keiner mehr ab.“ „Aber versuchen kann man es doch wenigstens.“ „Wie gesagt, das ist nicht glaubwürdig.“ „Und Sie bezeichnen sich jetzt als glaubwürdig?“ „Hahaha!“ „Wir versprechen den Leuten wenigstens nichts, was nicht finanzierbar ist.“ „Hahaha!“ „Wobei das funktionieren könnte.“ „Nur nicht mit unseren jetzigen Politikern.“ „Ich habe es doch gesagt, wir haben zu viele Altfälle.“ „Wir könnten mal die Kirche fragen.“ „Gehen Sie lieber zu den Gewerkschaften.“ „Oder wir befragen mal die Basis.“ „Hahaha!“
„Oder wir machen das seitenverkehrt.“ „Wie, seitenverkehrt!?“ „Die, die vorher für linke Politik zuständig waren, machen jetzt rechte.“ „Aha.“ „Und umgekehrt eben.“ „Hm.“ „Aber das mit dem Kompromiss bleibt dann so?“ „Wenn dann beide Seiten wieder zurückrudern, wäre es machbar.“ „Es würde natürlich bedeuten, dass sich beide Seiten dann an die Abmachung halten.“ „Wie meinen Sie das denn nun wieder?“ „Wenn Sie jetzt als linke…“ „Wir sollten doch dann rechte Positionen…“ „… oder meinetwegen auch rechte Politiker plötzlich nicht mehr kompromissbereit wären, dann ist das keine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit.“ „Also Sie misstrauen uns?“ „Das habe ich nicht gesagt.“ „Aber gemeint.“ „Das ist doch wieder so eine typisch rechte…“ „Nein, die sind doch links.“ „Aber dann wäre sie…“ „Wir haben doch noch gar nichts abgemacht.“ „Es wird eben nichts.“ „Das haben wir alle vorher gewusst.“ „Meine Güte, ist das nicht vollkommen übertrieben?“ „Also wie nun, wie bisher?“ „Polarisierender Wahlkampf und dann große Koalition?“ „Wie bisher.“ „Okay.“ „Kein Problem.“ „Ich wusste doch, auf Sie kann man sich jederzeit verlassen.“
Satzspiegel