
Gernulf Olzheimer
Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.
Vor der Einführung parlamentarischer Systeme war die Sache viel einfacher. Der staatliche Wille war auf eine Person fokussiert – Kaiser, König oder Häuptling – und drückte sich in dessen Vorstellung aus. Irgendwann in einer komplexer werdenden Welt traute man der Not gehorchend auch anderen zu, vernünftige Entscheidungen zu treffen, und das Amt des Ministers ward geschaffen: eine Person von Stand und Verstand, die professionell ein Ressort inhaltlich regeln kann, ohne sich zu schnell beim Herrscher zum Vollhonk zu machen, die eng gesetzten Grenzen seiner Kompetenz zu sprengen oder in der Öffentlichkeit als hirnfreie Knalltüte zu erscheinen, da dies unweigerlich auf den Souverän zurückfällt. Hier beginnt der dornige Weg des im Auftrag der Macht lenkenden Funktionärs, wenn er sich ohne Netz und doppelten Boden äußert. Er ist immer in Gefahr, missverstanden zu werden.
Grundsätzlich befinden sich Politiker, die in der Umlaufbahn des Sozialentzugs geparkte Kaste von Parallelexistenzen, in der verzwickten Lage, eine amorphe Masse mit Dünnsinn zu beschallen, wobei ihnen zwei Fehler unterlaufen können. Einerseits droht ihnen Verdünkelungsgefahr, wenn sie ihr intellektuell oberhalb des Durchschnitts angesetztes Verbalglutamat zum Maß aller Dinge erheben und beim Volk den Eindruck eines abgehobenen Lurchs erwecken, der sich selbst für seine Schnackerei abfeiert; die nicht mit juristischen Staatsexamina ausgestatteten Simpel fragen sich angesichts von Kompetenzkompetenz, ob die Dosis das Problem war oder die Pillen. Andererseits läuft Gehirngestrüpp durch die Gegend, das hechelnd den Juristen unter seinen Untergebenen zu erklären versucht, dass man Gesetze möglichst verworren aus der Kalotte kloppt, damit keiner mehr weiß, was eigentlich Phase ist. Diese Fachkräfte fragen sich eher, wie ein Klosteinverkoster mangelhafter Impulskontrolle in die Nähe eines Regierungsamtes hatte gelangen können. Nichts von beiden nährt das Vertrauen in den Rechtsstaat, den beide sich aus wirrer Eigenleistung kognitiv hinschwiemeln, als wäre das Grundgesetz ein rückwärts gejodeltes Wunschkonzert. Nur eines zählt für sie, nämlich die Erkenntnis, dass alle sie verkannt haben, bösartig missverstanden gar, aus drei Gründen: Dummheit, Abgehobenheit oder charakterlichen Defiziten.
Am einfachsten ist stets die Erklärung, einen Kandidaten der erfolgreichen Hirnverödung vor die Mikrofone geholt zu haben. Torheit steht in manch finsterem Landstrich offenbar noch immer für die größtmögliche Volksnähe und wird nicht minder von der bodennahen Reiterei beklatscht. Leider sind es auch nur selten andere, die über Gedeih und Verderb dieser Ausfälle richten: das fachfremde Gelaber auf Niedrighirnniveau dient nicht selten dem allgemeinen Bild der leitenden Politik, dass man dem gemeinen Mann nur oft genug denselben Schmodder ums Maul schmieren muss, um ihn von der rationalen Weltsicht zu entkoppeln. Statt den plumpen Populisten zum Schweigen zu bringen, lässt man ihn aus der verengten Brackwassersuppe Blasen werfen und freut sich, dass ein Depp zu den anderen gefunden hat.
Häufiger schon ist der weltfremde Bekloppte, er deliriert frei in der Landschaft herum, weiß nicht mehr, in welcher Wirklichkeit er sich befindet, und nässt die Allgemeinheit mit seinem Seich ein. Ob sich der gemeine Dummklumpen als Außenminion gegen Arbeitslose wendet, denen er unentgeltliches Schneeräumen auf Privatgrundstücken empfiehlt, oder als Besitzer eines Privatjets zur Mittelschicht gehören will, koste es dieses Steuerzahlerpack, was es wolle, sie werden mit tödlicher Sicherheit nach einem Tag die Presse vollpöbeln, wenn sie ihr bisschen Gemächt zu weit haben hängen lassen. Die anderen sind schuld, in ihrer Schicht wäre keiner auf die Idee gekommen, sie falsch zu verstehen.
Am deutlichsten erkennbar sind die von der Macht korrumpierten Darmleuchter, die mit ihrem Schmonz den Rest der Population veralbern, als sei der gemeine Hirnschadensympathisant gewohnt, dem rhetorischen Tischfeuerwerk rechtslenkender Hohlschwätzer zu folgen, bis der Neurologe bei Null den Knopf drückt. Die entscheidenden Deppen also hocken auf den Schlüsselstellen der Stärke, um ihre autoritär verwarzten Persönlichkeitsreste in den Diskurs zu schlenzen. Nicht nur weltentrückt und intelligenzfremd ist die Parallelabteilung zum gemeinen Mann, sie reklamiert für sich auch stets das Rechtgehabe, das nur da unangenehm auffällt, wo es plötzlich auf Widerspruch stößt. Möglich ist es immerhin, dass sie – bestimmte Neigungen vorausgesetzt – aus reiner Lust an der Provokation Zweideutigkeiten vom Stapel lassen, aber das ist eine andere Geschichte. Sie sind Opfer, die mit dem Gelegenheitsverkehr auf dem geistigen Standstreifen überfordert werden, weil ihnen keiner richtig zuhört. Nie. Was braucht ein Charismatiker schon außer Publikum, das ihm das Wasser reichen kann, auf seinem Niveau ist und auch sonst alles so begreifen würde wie er, wobei: nein, Moment mal…
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