„Wir arbeiten gerade an einer Richtlinie, damit das auch alles verfassungskonform ist. Mützen sind im Schulunterricht bisher noch nicht erlaubt, aber das ist wie mit Vermummung auf einer Demonstration. Irgendwann ist die auch Pflicht und unterliegt einer strengen polizeilichen Kontrolle, die aber nicht in allen Bundesländern auch durchgeführt wird.
Sie müssen auch nicht über jedes Stöckchen hüpfen. Kindeswohlgefährdung ist ein rechtlich eher eng ausgelegter Begriff, und wenn Sie jetzt der Meinung sei, eine einheitliche Schulmütze sei als Kindeswohlgefährdung zu werten, dann empfehle ich Ihnen den Gang zum Schulpsychologen. Lieber zu spät als nie. Außerdem darf jeder seine eigene Mütze tragen.
Früher hätte sich auch keiner aufgeregt über die Zustände in den Schulen. Da hätten Sie gefragt, ob die Fortbildung in Lüftungsmanagement eventuell am Sonntag oder in den Ferien stattfindet, damit der Unterricht nicht ausfällt. Jetzt fangen die Eltern ja schon an zu jammern, wenn sich die Fenster in den höheren Stockwerken aufgrund von baurechtlichen Bestimmungen nicht kippen lassen. Und wenn Sie auch erst im Oktober feststellen, dass Frau Merkel die Außentemperaturen heruntergeregelt hat – das hat sie bestimmt wegen des Klimaterrors gemacht, lassen Sie sich da nichts anderes einreden – dann müssen Sie den Kindern auch mal eine dicke Jacke anziehen. Wobei die meisten das von alleine tun.
Die Maskenpflicht steht übrigens auch nicht im Widerspruch zum Grundgesetz. Der Staat schreibt eine gewisse Bekleidung vor, die in der Schule getragen werden muss, das werden Eltern nicht verhindern können. Wenn Sie es für richtig halten, Ihre Kinder nackt zur Schule zu schicken, ist das ein interessanter Gedanke, aber das werden Sie in einem Sonderrechtsverhältnis nicht realisieren. Ob Sie den Mundschutz nun zum religiösen Symbol erklären, das ist uns verhältnismäßig egal. Damit treffen Sie möglicherweise die eine oder andere Lehrerin, die wegen der besonderen Gewalt nicht mehr mit Kopftuch unterrichten darf, aber kein Kind. Hier wird vernünftig gelüftet, wir haben eine Menge guter Schulen in bürgerlichen Stadtteilen, die noch nicht von Hysterikern lahmgelegt worden sind. Und im Übrigen sind Kinder auch erstaunlich pragmatisch und unterstützen uns, indem sie das Konzept umsetzen. Wenn das rauskäme, wir hätten echt ein Problem.
In den Brennpunktschulen zum Beispiel würden wir damit ganz gefährliche Fehlanreize setzen. Brandgefährlich. Wenn wir da Lüfter aufstellen und Seifenspender und alles das, inklusive kostenloser Tablets für den Heimunterricht, dann ziehen am Ende sogar Deutsche in diese Ballungsgebiete, um auch so eine Versorgung für ihre Kinder zu bekommen. Dagegen sind die Mittelmeerschlepper ein Witz, dann kriegen wir eine Binnenmigration, die haben nicht mal die Schwaben geschafft.
Weil wir dieses Bild von den Kindern brauchen, insbesondere Kinder von sozial Abgehängten. Wir haben immer noch dieses Aufstiegsversprechen, das haben wir jahrelang nicht aus der Bildungspolitik rauszunehmen geschafft, und jetzt hat sich das darin festgefressen. Jetzt brauchen wir diese Kinder, weil wir sonst erklären müssten, dass es immer noch so viele und vor allem immer mehr Kinder gibt, die in Armut leben, obwohl man es mit dem sozialen Aufstieg ja in einer Generation zum Akademiker bringt, der dann allerdings auch wieder arme Kinder hat, weil man da immer nur Jahresverträge bekommt, aber das ist eine andere Geschichte. Und natürlich diese Brennpunktschulen, wo die Kinder alle mehrsprachig aufgewachsen sind und keine deutschen Eltern haben und in Clanstrukturen leben – das stellen Sie sich mal vor, jemand würde nur mit den Leuten aus seinem eigenen Land in einer Siedlung wohnen, die würden alle nur ihre eigene Sprache sprechen, also das ist ein Verhalten, das bis jetzt nur von Ausländern praktiziert wird – die muss es auch geben. Wir sonst wollen Sie bitte einen richtigen Wahlkampf im rechten Lager führen, wenn Sie nicht einen Stadtteil in Ihrem Wahlkreis haben, in dem sofort mal ordentlich durchgegriffen werden müsste. Wenn Sie sich da filmen lassen vor einer abbruchreifen Schule, aber drinnen waschen sich Kinder aus über achtzig Herkunftsländern die Hände mit Seife, mit echter Seife, dann können Sie einpacken! Dann hat der Ausländer gewonnen!
Stellen Sie sich mal vor, das würde einfach so weitergehen – am Ende würden Kinder aufhören, die Schule zu schwänzen, sie würden regelrecht dafür lernen, es gäbe weniger Schulabbrecher, wir hätten noch mehr Absolventen, das heißt doch: wir müssen plötzlich wieder Lehrstellen besetzen und können es nicht mehr auf den Fachkräftemangel schieben! Wir haben nicht mehr eine halbe Million jugendliche Arbeitslose, denen wir auch keine Ausbildung mehr ermöglichen, weil Fabrikarbeit mehr bringt! Das komplette Bildungswesen ist perspektivisch schon mal komplett im Eimer! Wenn wir hier nicht sofort Gegenmaßnahmen ergreifen, steht Deutschland vor einem furchtbaren Chaos. Dagegen ist Corona ein Witz.
Sie halten sich an unser Hygienekonzept, zum Ausgleich bekommen Sie von der Landesregierung aber Gutscheine für Tourismus, Einkauf und Events in Ihrem Bundesland. Oder kurz hinter der Grenze, so genau muss man das nicht nehmen. Letztlich ist es ja auch ziemlich egal, in welchem Krankenhaus man liegt, oder?“
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