Der Dümmste

28 02 2021

für Kurt Tucholsky

Der Schachverein trägt Trauer
um Doktor Zitterbart.
Das war so gar kein Schlauer,
drum wurd er Kassenwart.
Da gibt es einen Richter,
der hat nur selten Zeit,
ein Anwalt, einen Dichter,
nur sind die nicht bereit.
Da sagt der Vorstand: „Wählen
wir den, der sich nicht wehrt.
Darauf kann man schon zählen,
wenn keiner sich beschwert.
Da nehmen wir den Dümmsten
  den Dümmsten
    den Dümmsten,
da weiß man doch, was der verspricht –
das wird vielleicht am schlimmsten
  am schlimmsten
    am schlimmsten,
das wird vielleicht am schlimmsten –
doch schlimmer wird’s dann nicht!“

Es tagten in der Innung
zwölf Metzger, grob und feist,
um die Nachwuchsgewinnung,
für die man sich oft preist.
Nur will die jungen Knaben,
die an Verstand recht knapp,
im Laden keiner haben,
denn das wirft wenig ab.
„Ach was“, ruft da ein Schlachter,
der’s auf den Nagel trifft:
aus solchen Buben macht er
den willenlosen Stift.
„Da nehmen wir die Dümmsten
  die Dümmsten
    die Dümmsten,
da weiß man doch, was das verspricht –
das wird vielleicht am schlimmsten
  am schlimmsten
    am schlimmsten,
das wird vielleicht am schlimmsten –
doch schlimmer wird’s dann nicht!“

Es sind drei Kandidaten
und nur eine Partei.
Wer ist da reingeraten?
Das ist schon einerlei.
Der eine ist so bieder,
so grau und kleinkariert,
der andere will wieder,
dass er mal nicht verliert,
und dann ist da der dritte –
wie fett er wieder lacht
aus seiner eignen Mitte.
Er will nur eins: die Macht.
Da nehmen sie den Dümmsten
  den Dümmsten
    den Dümmsten,
da weiß man doch, was der verspricht –
das wird vielleicht am schlimmsten
  am schlimmsten
    am schlimmsten,
das wird vielleicht am schlimmsten –
vielleicht wird es noch schlimmer dann,
und immer schlimmer irgendwann –
doch schlimmer wird’s dann nicht.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (DXXXII)

27 02 2021

Man sagt, Keaton könnte in Rayne
fast alles, auch Leises, verstehn.
Doch pflegt ihn beim Hören
vor allem zu stören:
wer sagt was, und was ist für wen?

Brigitte ist sportlich in Kleßheim.
„Vom Joggen bring ich, was ich ess, heim.
Dann Klettern und Klimmen,
danach geh ich Schwimmen
und radel im Skifahrerdress heim.“

Gewinnen tat Robby in Scott
gleich dreimal im Lotto, und flott
kauft er ohne Fragen
sich viel Geldanlagen.
Danach war er auch schon bankrott.

Das Schicksal war Grete in Grödig
wohl wegen der Schönheit recht gnädig.
Die Herren, die flirten
zwecks äußeren Werten
sie an. Darum ist sie noch ledig.

Fred kannte man, der in Red Chute
für seine Gemeinde viel tut,
jedoch will’s oftmalen
dann keiner bezahlen.
So nahm er am Ende den Hut.

Es kaufte sich Gottfried in Plain
als Haustier ein putziges Schwein,
gar nicht, um’s zu schlachten –
es tät auf nichts achten,
er lief darum stets hinterdrein.

Es lief William stöhnend durch Zwolle
und zog seiner Gattin den Trolley.
Sie pflegte beim Laufen
beständig zu kaufen,
und schwerer wird’s – mein lieber Scholli!





Gernulf Olzheimer kommentiert (DLIII): Die Kinder der Mittelschicht

26 02 2021
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Ja, es ist alles so fürchterlich, weil nämlich niemand, wirklich keiner, und zwar buchstäblich keine Sau an die Kinder denkt! Schrecklich! Es ist eine Tragödie! Wir werden alle sterben – das war bisher weder Herrschaftswissen noch stand es im empirischen Kontext je ernsthaft zur Debatte – und die Kinder auch! Die Kinder! Nein, vor einer Kita die asozialen Hohlpfosten aus ihren SUVs zu zerren, ihnen bei Geschwindigkeitsüberschreitung in Tateinheit mit ungebremsten Überfahren eines Fußgängerüberwegs den Schlagring durch den Gesichtsübungsversuch zu ziehen und die Reste in der Kanalisation zu verklappen, das geht nicht. Im Namen der Freiheit Bambini zu opfern für das deutsche Menschenrecht auf Auto, das ist süß und ehrenvoll, vor allem für unterprivilegierte Opfer, die ja einfach neue Kinder in die Welt setzen, wenn man sie nicht rechtzeitig verhungern lässt. Dass in der benachbarten Grundschule der Unterricht auch mal ausfällt, der Putz von der Decke bröselt und die sanitären Einrichtungen eher den Hygienestandard einer Spulwurmaufzuchtstation haben, das ist nicht schön, aber wen interessiert’s. Dass der Nachwuchs der Latte-macchiato-Mammis in der Krabbelmäuse-Gruppe jetzt keinen ganzheitlich vor Erdstrahlen geschützten, regional aufgezogenen Ökorosenkohl mehr kriegen, das macht uns voll total betroffen. Weil diese kollateralbekinderten Grützbirnen der Mittelschicht angehören und wichtig sind.

Wie tröstlich klingt das alles: unsere Kleinen, sie brauchen soziale Zuwendung, die aus staatlicher Hand quillt, Schule als Heimstatt des Humanen, Reit- und Geigenstunden, damit sich bürgerliche Tugend vom Säugling an in Untertanenköpfen fest mit der Vaterlandsliebe verschwiemelt. Fördern ist unsere zweite Natur, Kindeswohl und Schutz der Schwächsten in unserer Gesellschaft lösen wohlig patriotische Gänsehaut aus, wo sie an erster Stelle stehen im Gemeinwesen. Wen würde es nicht zu Tränen rühren, der das in dieser kalten Welt sähe?

Am Arsch. Ginge es den Profilneurotikern um Kinder, sie würden den Fiedelunterricht gegen eine warme Mahlzeit tauschen, den mehr Eltern nicht finanzieren können, weil sie leider kein ausreichend relevantes Einkommen mitbringen, um Laberlurche im Kanzlerwahn auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Da werden psychische Auffälligkeiten und voraussichtlich lebensbedrohliches Bauchweh als emotionale Totschlagargumente aus Schmierseife geschnitzt, damit man sich nicht erinnert, dass die Kinder ihnen bisher an der Rosette vorbeigingen – auch und gerade unter Aspekten wie Bildung oder Gesundheitsschutz, auch und gerade in pandemisch zugespitzten Verhältnissen.

Ähnlich funktionieren Politiker sonst nur im Wahlkampf, weil sie dann erst recht ein Interesse haben, sich auf Kosten anderer zu profilieren. Alles abholzen, weil man auf der Trasse durch den Wald eine dufte Autobahn hinklotzen kann, die zufällig zehn Amigos kostenlose Verkehrsanbindung an die Produktionspaläste garantiert? Aber Naturschutz ist doch wichtig, der deutsche Baum muss wieder in unsere familienfreundlichen Naherholungsgebiete mit Schmetterling und Singvogel locken! Rind und Schwein werden als mastfreundliches Eiweiß unter hygienisch abstoßenden Bedingungen mit allerlei Medikamenten vollgepfropft, vor und nach dem Abschlachten hunderte von Kilometern durch die Landschaft gekarrt, weggeballert, zerteilt und in Plastik eingeschweißt in die Supermärkte gekippt? Hallihallo, Milch von glücklichen Bio-Kühen, sonst stresst der Verbraucherschutz wieder sinnlos herum! Der Senior deliriert sauber und satt vor sich hin, damit Pflege und Medizin die Goldgrube für Aktionäre bleibt, die fette Rendite verspricht statt ethischer Standards? Aber es ist Wahlkampf, und jede Stimme zählt! Wobei man derart komplexe Zusammenhänge schon oberhalb des intellektuellen Verständnisrandes sehen kann, den ein Politiker mit der Trittleiter erreichen kann.

So sind dem durchschnittlichen Feuchtbeutel auch die begabten Schülerinnen aus Familien mit Fluchthintergrund herzlich egal, wenn er sie nicht in seinem innenpolitischen Programm als potenziell straffällige Jugendliche zu Abschiebekandidaten hochstilisieren kann, denen man Abitur, Studium oder sonstige Wohltaten angedeihen lassen muss, die bekanntlich nur ihnen selbst nutzen. Das Kind ist für ihn nur ein Accessoire, das man für hübsche Fotos auf den Arm nehmen kann, wenn gerade kein Hund greifbar ist. In seltenen Ausnahmefällen, etwa bei knappen Prognosen, lässt er sich schon mal im sozialen Brennpunkt sichten, wo so gut wie kein digitaler Unterricht stattfindet, nicht einmal in der notwendigen Präsenzbeschulung, da schlicht keine Mittel zur Verfügung stehen für Menschen, die später Auffüllmaterial für die Unterschicht werden, weil sie nicht einmal von ihren neoliberalen Eltern auf den persönlichen Vorteil getrimmt werden und mit solidarischem Verzicht das Pack alimentiert, das vorgibt, sich um ihr Seelenheil zu kümmern. Gut, dass keiner sie auf den Arm nimmt. Am Ende würden sie noch Zeugen, wie man diese Schnösel einebnet, bis sie wie Wahlplakate aussehen, die am Bionadeviertelspielplatz herumhängen. Für uns alle.





Schnittstelle

25 02 2021

„Die AfD ist ganz klar demokratiefeindlich und muss beobachtet, wenn nicht über kurz oder lang verboten werden.“ „Aber nicht, solange sie noch gebraucht wird.“ „Als schlechtes Beispiel oder zum Mitregieren?“

„Die Bundestagsfraktion der Union hat gewisse Befürchtungen.“ „Dass die AfD wie erwartet als verfassungsfeindlich eingestuft und beobachtet wird?“ „Dass der Verfassungsschutz es zwar tut, aber nicht darüber reden darf.“ „Verstehe ich nicht.“ „Also wenn die AfD beobachtet wird…“ „Wovon wir jetzt mal stark ausgehen.“ „… dann ist das für die Union nicht unbedingt schlimm.“ „Kann man auch anders sehen, aber dazu müsste man wohl in der Union sein.“ „Jedenfalls würde das die Position der Union nicht besonders stark…“ „Und dass dann im Wahlkampf jede Menge verfassungsfeindlicher Positionen übernommen werden, scheint Sie nicht zu stören?“ „Das war ja schon vor der AfD der Fall. Wenn die AfD allerdings nicht beobachtet werden sollte, und die Union hat das vorher gefordert, dann müssen wir mit einem gewissen Wahlverhalten bei den AfD-Anhängern rechnen, das die Union nicht gut verkraftet.“ „Sie rechnen mit Trotzreaktionen?“ „Eventuell könnte es gewaltsame Übergriffe auf die Union geben, aber irgendwie werden wir das mit dem Demokratieverständnis der AfD schon erklären können.“

„Das heißt, die Union hat jetzt ein Interesse daran, den parlamentarischen Arm des Faschismus zu verharmlosen?“ „Wer redet denn davon? die CSU will doch nur weiterhin…“ „Also Sie wollen wie bisher Ideen von einer Partei übernehmen, die eindeutig demokratiefeindlich ist, gleichzeitig aber nicht zugeben, dass die Quelle der Ideen sich gegen die Demokratie richtet.“ „Das klingt jetzt fast wie ein Vorwurf.“ „Was Sie nicht sagen!“ „Dem Scholz werden im Wahlkampf auch mal solche Ideen rausrutschen, mit Demokratiefeindlichkeit hat der auch Probleme.“ „Aber der gründet keine eigene Partei als Schnittstelle zum Rechtsterrorismus.“ „Jedenfalls brauchen wir die AfD immer noch als Alternative zur Union, damit die AfD-Wähler dann Union wählen können.“ „Wie soll das denn bitte funktionieren?“ „Ohne AfD gibt es keine AfD-Wähler.“ „Und wer sagt Ihnen, dass AfD-Wähler bei Beobachtung durch den Verfassungsschutz nicht weiterhin rechtsextremistisch wählen, weil sie es wollen?“ „Wir haben dann ja die Chance, uns als Alternative zur Alternative aufzustellen.“ „Und das hat die Union sonst nicht?“ „Wenn es die AfD nicht mehr gibt…“ „Erst mal ist es ja auch nur eine Beobachtung als Verdachtsfall.“ „… dann kann die Union auch keine Inhalte mehr formulieren, wie sie es täte, wenn es die AfD noch gäbe.“ „Also doch ein Ideenlieferant für den rechten Rand.“

„Wir haben ja auch das Problem, dass die Partei sich möglicherweise im Eilverfahren gegen den Verfassungsschutz zur Wehr setzt.“ „Das heißt, die Union möchte einen politischen Gegner, den sie als gesichert rechtsextremistisch ansieht, nicht mehr als rechtsextremistisch bezeichnen.“ „Wir möchten ja nur nicht, dass das am Ende ausgeht wie mit dem NPD-Verbotsverfahren.“ „Das heißt, die Union im Deutschen Bundestag möchte ein Verfahren gegen die AfD verhindern, weil der Ausgang nicht sicher genug ist?“ „Wir würden damit nur ein unnötiges Risiko eingehen.“ „Verstehe, wir werden in Zukunft Gerichtsverfahren gar nicht erst anstrengen, wenn wir sie nicht vorher schon gewonnen haben. Das wird bestimmt für mehr Rechtssicherheit sorgen.“ „Es hängt ja noch an der Beschwerde gegen das Verwaltungsgericht Köln.“ „Die wurde in der Zwischenzeit abgelehnt.“ „Gut, dann müssen wir aber noch das Bundesinnenministerium abwarten, ob das Gutachten des Verfassungsschutzes sachlich richtig ist.“ „Bevor die Union einen Entschluss fasst, lässt sie das Bundesinnenministerium prüfen, ob die Annahmen des Verfassungsschutzes sachlich korrekt sind? könnten wir das öfter so machen? Vielleicht auch erst mal nur mit Entscheidungen des Bundesinnenministerium?“

„Ich denke ja, wir müssen nicht unbedingt die Radikalität der AfD prüfen, sondern nur die Gefahr, die von ihr ausgeht.“ „Für den parlamentarischen Arm des Rechtsterrorismus sollte die doch wohl hinlänglich bewiesen sein.“ „Die wird allerdings mit der Einstufung als Verdachtsfall auch nicht verändert.“ „Das heißt, egal, was wir wie wo mit welchem Ergebnis prüfen, am Ende kommt sowieso immer dasselbe raus?“ „Denken Sie doch nur an die Folgen: am Ende wird der Druck von vielen AfD-Politikern genommen, sich von Rechtsextremisten in der Partei zu distanzieren.“ „Sehen Sie es doch mal positiv: dadurch würde insbesondere im Osten auch der Druck von vielen Politikern außerhalb der AfD genommen, sich von den Rechtsextremisten in der AfD zu distanzieren.“ „Das stimmt allerdings.“ „Die Landesverbände im Osten sind eh schon bis zum Anschlag rechts, bei denen ist es maximal zweitrangig, welche Marinonette aus welcher Partei sich da als Ministrant aufstellen lässt.“ „Hm.“ „Und damit stellt sich für den Wahlkampf die Frage gar nicht mehr, wer da wen kopiert.“ „Mir wäre es trotzdem lieber, wenn ich schon wüsste, wer da als Spitzenkandidat antritt.“ „Bei der AfD?“ „Bei der Union.“ „Warum fragen Sie?“ „Naja, von wegen: Mitregieren.“ „Denkbar, aber…“ „Aber was?“ „Wie lange die AfD die Union noch lässt.“





Palliative Angebote

24 02 2021

„… nicht mit mehr als 15% der Stimmen rechnen dürfe. Die Bundestagswahl sei für die SPD nicht mehr ohne eine konzertierte Aktion sämtlicher…“

„… halte die Partei an Scholz fest. Man könne aufgrund interner Strukturen einen bisherigen Kanzlerkandidaten auch nicht kritisieren, ohne zuvor Rücksprache mit dem Kanzlerkandidaten und seinen…“

„… dass 56% der aktuellen Mitglieder bereits sechzig Jahre und älter seien. Die SPD sei damit auch als Partner einer liberalen Partei denkbar, da sie keine Motivation mehr sehe, sich gegen den drohenden Klimawandel zu…“

„… dass sich die Sozialdemokratie nicht auf die Rote Liste der bedrohten Arten setzen lasse, da eine Verbindung zum Sozialismus bei ihnen auch durch moderne Spurensicherung nicht mehr…“

„… die SPD auch nach scharfen Protesten ihre Beteiligung an der Regierungskoalition mit der Union nicht wirklich zur Disposition gestellt habe. Während die Parteispitze argumentiere, man habe die mangelhafte Konsequenz und die langsame Reaktionsgeschwindigkeit dem durchschnittlichen Mitgliedsalter angepasst, sei der Kanzlerkandidat eventuell schon im Frühsommer bereit zu einer Stellungsnahme, die den rechten Parteiflügel…“

„… wolle sich die Partei neben Pensionären, Rentnern und Beamten auch um Erwerbslose als Wählergruppe bemühen, um alle Schichten in der Bevölkerung anzusprechen, die nicht an einer Veränderung interessiert seien und die bisherigen sozialpolitischen…“

„… kämen auf jedes Mitglied unter 20 bereits vier, die älter als 86 seien. Coronabedingt habe der Bundesvorstand der Partei geraten, sich als Lieferservice zu etablieren, der auch Schonkost und palliative Angebote im…“

„… habe ein internationales Forscherteam aus Forensikern, Kryptologen, Kommunikations- und Sozialwissenschaftlern sowie einer beratenden Politologin die Arbeit aufgenommen. Nach ersten Ergebnissen könne das Kollektiv allerdings immer noch nicht genau sagen, wofür die SPD inhaltlich stehe oder sich in historischer…“

„… Wahlhelfern im Herbst erklären wolle, dass potenziell unentschiedene Teilnehmer, die nicht mehr wissen, was sie ankreuzen wollten, immer auf das Konto der Sozialdemokraten gerechnet werden müssten, um die bei einer drohenden Demenz auf die Erinnerung einwirkenden…“

„… in die Parteisatzung aufgenommen werden könnte. Klingbeil wolle sicherstellen, dass erst dann wieder 20-Jährige ein Parteibuch erhielten, wenn es proportional genug 86-jährige Mitglieder in den…“

„… rate ein Konsortium bekannter Werber der Partei, vor der Abstimmung genau das ins Zentrum ihres Wahlkampfes zu stellen, was sie bei einem Sieg mit Regierungsübernahme gar nicht erst realisieren wolle, um möglichst große Kontinuität mit den bisherigen…“

„… zu spät als Fehler erkannt habe. Es würden jetzt erst wieder bis zu vier 86-Jährige in die Partei gelassen, wenn sich mindestens ein 20-Jähriger für die…“

„… mit einer generellen Abwertung sozialer Randgruppen auch für Konservative außerhalb der SPD anschlussfähig werden wolle. Dabei habe das Beraterteam allerdings davor gewarnt, durch die Pandemie prekär lebende Selbstständige als neue Zielgruppe eines Aufstiegsversprechens der…“

„… den 20-jährigen Neumitgliedern klarmachen wolle, dass auch sie sich als zukünftige Rentner und pflegebedürftige Demenzpatienten um die Spitze der Partei kümmern müssten. Klingbeil haben dabei jedoch die Gegenwehr der Jungsozialisten stark unterschätzt und wolle sich demnächst auf der…“

„… auf eine positive Botschaft setzen wolle. Solange die SPD in den Meinungsumfragen noch über 5% sei, werde man den Bundestagswahlkampf nicht frühzeitig…“

„… den Fehler gemacht habe, bei einer Wahl zum Parteivorsitzenden mehr als einen Kandidaten zur Auswahl zu stellen. Das Präsidium werde sich inhaltlich und strukturell genau an die Verfahren und Vorgehensweisen der CDU/CSU halten und damit eine erheblich größere Transparenz in den…“

„… habe die Beschäftigung der 86-Jährigen mit den 20-jährigen Neumitgliedern ergeben, ihnen das Erlernen neuartiger Berufe wie Besenbinder, Kohlenhauer oder Schiffschaukelbremser zu erleichtern sei eine gesellschaftliche…“

„… die Empfehlungen des Beratergremiums als nicht zielführend zurückgewiesen habe. Man könne zwar in letzter Minute vor der Wahl die Rückkehr zu sozialdemokratischer Programmatik in Aussicht stellen, müsse aber dann auch damit rechnen, dass man von einer überwältigenden Mehrheit gewählt werde und könne danach unmöglich gegen die regierenden Wirtschaftsverbände in der…“

„… den Beweis der Handlungsfähigkeit so klar unter Beweis stellen wolle, dass die Wähler sich aus Überzeugung für die SPD entscheiden würden. Die internen Kommissionen seien zuversichtlich, eine Impfstrategie zu erarbeiten, die Hoffnung und Perspektive für die Bevölkerung in sich trage. Bereits 2025 werde eine zukunftsweisende…“





Stellvertreterkrieg

23 02 2021

„Das ist nicht Ihr Ernst!?“ „Doch.“ „Das ist doch aber verfassungsrechtlich gar nicht möglich!“ „Hat das die Union je interessiert?“ „Das wird doch nie im Leben funktionieren!“ „Ein Grund mehr, es zu versuchen, oder?“ „Söder und Laschet, das wäre…“ „Endlich mal eine echte Doppelspitze.“

„Das wäre die vorweggenommene Spaltung der Bundesrepublik.“ „Ich will Ihnen nicht unbedingt widersprechen.“ „Die Leute wissen doch jetzt schon nicht, wen sie wählen sollen!“ „Die Leute wissen eher nicht, wen sie nicht wählen sollen, und dieses Modell löst das Problem sofort.“ „Das heißt, wenn ich Söder nicht abkann, wähle ich Laschet?“ „So ähnlich.“ „Das heißt doch letztlich nur: wenn ich den wähle, kriege ich auch die ganze Scheiße, die ich nicht will.“ „Das dürfte im politischen Geschäft schon länger bekannt sein, und meines Wissen ist das nicht unbedingt auf die Union beschränkt.“ „Und wie stellen Sie sich die Regierung vor, sollen die beiden Kanzler dann immer Streichhölzchen ziehen, wer da etwas entscheiden darf?“ „Nun, sie müssen sich schon ein bisschen kompromissbereit zeigen.“ „Was ja zu den Kernkompetenzen von Söder und Laschet zählt.“

„Schauen Sie, wenn es wirklich zur Koalition mit den Grünen kommen sollte, muss der Kanzler auch eine Menge Zugeständnisse machen.“ „Aber das können Sie doch gar nicht vergleichen!“ „Ja, es wird natürlich dann keine inhaltlichen Rivalitäten mehr geben.“ „Weil die Grünen sich der Union unterordnen?“ „Auch, aber die Kanzler werden sich weniger wegen inhaltlicher Konflikte streiten.“ „Mit den Grünen würde Söder vermutlich schnell seinen Frieden machen.“ „Mit Laschet auch, immer vorausgesetzt, der hält seine Klappe.“ „Also nie.“ „Aber das wäre mal ein realpolitischer Vorschlag, der die Interessen der ganzen Bevölkerung so weit wie möglich berücksichtigt.“ „Naja, wer auf einen Macher steht, der pragmatische Entscheidungen trifft und sich als Krisenmanager volksnah in Szene setzt, kriegt halt Söder.“ „Der Rest kriegt Laschet.“

„Und wer wäre bei den beiden Vizekanzler?“ „Das ist doch kein politisches Amt.“ „Das heißt, sie vertreten sich gegenseitig?“ „Das wäre denkbar.“ „Als gegenseitige Stellvertreter?“ „Ja.“ „Und wenn die sich zanken, haben wir Stellvertreterkrieg?“ „Jetzt sehen Sie mal nicht gleich so viele Probleme, es hat doch auch seine guten Seiten.“ „Nämlich?“ „Der Unterhaltungswert ist doch viel größer.“ „Und was ist mit den großen Herausforderungen für die hart arbeitenden Menschen da draußen im Land?“ „Glauben Sie ernsthaft, irgendein anderer Kanzler würde in vier Jahren auch nur ein einziges Problem in Angriff nehmen?“ „Stimmt auch wieder.“

„Aber jetzt stellen Sie sich mal vor, die CDU…“ „Das müsste man dann natürlich ändern, weil die beiden Parteien nicht getrennt voneinander in den Wahlkampf gehen.“ „Also nicht CDU und CSU nach Ländern getrennt?“ „Eine Union, die dann im gesamten Bundesgebiet antritt.“ „Aber stellen Sie sich trotzdem mal vor, diese Union würde nicht die absolute Mehrheit bekommen und müsste mit den Grünen koalieren.“ „Das ist ausgeschlossen.“ „Dass die Union die absolute Mehrheit verfehlt?“ „Dass diese Union mit den Grünen regiert.“ „Wie soll denn sonst die Regierung zustande kommen?“ „Wie immer. Die SPD macht das wie vor vier Jahren, wenn die Union es nicht gerissen kriegt, wedeln die mit dem Schwanz.“ „Aber das wäre ja ein ewiger Krisenherd, in dem keine vernünftige Entscheidung getroffen werden kann.“ „Also ungefähr das, was wir jetzt schon haben.“

„Wirft Söder dann nicht irgendwann hin, wenn er nicht mehr alleine regieren kann?“ „Denken Sie daran, Laschet war immer für eine Teamlösung.“ „Naja, aber erstens für die CDU, zweitens mit Spahn, und drittens so, dass andere arbeiten und er seine Rübe in die Kameras hält.“ „Ich glaube kaum, dass das anders gekommen wäre als jetzt.“ „Sie meinen, Laschet hätte auch da nur die zweite Geige gespielt.“ „Höchstens.“ „Dann hätte er vermutlich irgendwann das Handtuchgeworfen.“ „Das sind doch erst mal keine schlechten Aussichten, oder?“

„Und wer vertritt dann die Bundesrepublik im Außenverhältnis?“ „Wer gerade dran ist.“ „Das heißt, die müssen dann doch knobeln?“ „Das würde vermutlich Söder übernehmen, der arbeitet ja quasi schon im Ausland.“ „Und Laschet wäre als Kanzler auch etwas sehr peinlich.“ „Für Staatsbesuche kann man den schon nehmen.“ „Können Sie sich den im Élysée vorstellen?“ „Also nur für Staatsbesuche bei uns.“ „Ach so.“ „Wenn wir ausländischen Gästen diese Knalltüte vor die Nase stellen, dann denken die sofort, Deutschland ist ein bisschen doof, aber harmlos.“ „Und für Amerikaner?“ „Die haben den Unterschied zwischen Bayern und Deutschland eh noch nicht kapiert, da würde ich jetzt nicht mehr dran rühren.“

„Und wer wäre da die Frau?“ „Wieso die Frau?“ „Einer muss doch die Frau sein, das ist doch immer so in einer Doppelspitze.“ „Wer hat Ihnen denn den Bären aufgebunden?“ „Die Grünen machen das, die Linke, mittlerweile auch die SPD, da kann die CDU doch auch mal eine Frau mit in die Doppelspitze nehmen.“ „Das würde nie funktionieren.“ „Weil es in der Union nicht genug Frauen gibt?“ „Das nun nicht gerade.“ „Ich weiß es nicht, vermutlich wird von der Leyen als Bundespräsidentin entsorgt.“

„Also ich bin jetzt überzeugt, wir brauchen eine Teamlösung für Deutschland.“ „Sehr gut.“ „Und das klappt auch tatsächlich?“ „Aber sicher doch!“ „Gut, ich verlasse mich darauf!“ „Hallo, Berlin? Ich bin’s, ich wollte nur sagen: es hat etwas gedauert, aber einen Wähler haben wir schon mal.“





Neuartige Viren

22 02 2021

„… eine Lizenz für die Gesamtausgabe des Brockhaus erworben habe. Diese könne allen Schülerinnen und Schülern in Nordrhein-Westfalen unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden, um den Unterricht noch besser zu…“

„… nur im Präsenzunterricht geleistet werden könne. Zu Hause seien Eltern mit pädagogischer Unterstützung ihrer Kinder überfordert und müssten ihre Arbeitsleistung einschränke, was zu…“

„… die Nutzungsgebühr 2,6 Millionen Euro für insgesamt drei Jahre betrage. Gebauer gehe davon aus, dass angesichts ihrer politischen Maßnahmen die Pandemie nicht vorher, sondern eher noch…“

„… seien Klassenräume viel größer als ein durchschnittliches Wohn- oder Arbeitszimmer, was ein effektiveres Lüften ermögliche. Laschet fürchte erhebliche gesundheitliche Einschränkungen bei Schülern, die eine spätere Berufsausbildung…“

„… nicht auf häuslichen Computern genutzt werden könne. Die Lizenzbedingungen würden voraussetzen, dass der Zugang ausschließlich auf den Schulrechnern gewährt würde, um keine private Nutzung durch unbefugte Dritte oder Schüler aus anderen Bundesländern, die nicht von…“

„… nicht vorab auf ihre Funktionsfähigkeit getestet habe. Gebauer wisse nicht, wie man einen Computer anschalte, dies erledige ein Mitarbeiter für sie, der sonst mit Reinigungsaufgaben oder…“

„… eine zusätzliche Zugangssoftware erfordere, die aus rechtlichen Gründen allerdings nur von den Lehrern der jeweiligen Schule installiert werden dürfe. Bertelsmann als Lizenzgeber habe andere IT-Mitarbeiter oder Schüler mit Computerkenntnissen abgelehnt, da dies vertraglich ausgehandelt und…“

„… habe die Landesregierung schon so viel in die Enzyklopädie investiert, dass man nicht nach Belieben Luftfilteranlagen kaufen könne, wie sie im Landtag von Nordrhein-Westfalen oder den…“

„… es nicht ausreichend Computer für alle Schülerinnen und Schüler in NRW gebe, so dass das digitale Nachschlagewerk gar nicht in vollem Umfang nutzbar sei. Gebauer habe allerdings darauf hingewiesen, dass es auch nicht ausreichend Lexika für alle Schulen gebe, so dass ihr Lizenzkauf einen riesigen Schritt in Richtung Digitalisierung der…“

„… an anderer Stelle Sparmaßnahmen in den Schulen vornehmen müsse. Die Landesregierung habe angeregt, das für Lehrkräfte erforderliche Diensthandy durch Dosentelefone zu ersetzen, die der Sohn des Ministerpräsidenten in großer Menge für einen Verkaufspreis von nur…“

„… die Anschaffung zusätzlicher Rechner ein weiteres haushaltsrechtliches Problem darstellen würden. Auch bei einer kostenneutralen Lösung dürfe nur die bisher nutzbare Anzahl an Computern auch genutzt werden, da Gebauer die Lizenz für eine definierte Anzahl an Arbeitsplätzen, die bis zum 1. April 2021 angemeldet worden seien, sowie zwei bis drei für das Ministerium…“

„… sich eine Offline-Ausgabe des Brockhaus in zahlreichen öffentlichen Bibliotheken befinde, so dass auch in den Ferien oder für die unteren Klassenstufen eine ausreichende Versorgung mit…“

„… die Passwortherausgabe nicht geregelt sei. So dürfe ein Schüler zwar bei nicht ausreichender Zahl an Computern im Unterrichtsraum bei anderen mit auf den Bildschirm schauen, beim Vergessen des eigenen Passworts werte Bertelsmann dies als widerrechtliche Nutzung und werde Bußgelder in Höhe von mehreren tausend…“

„… zu theoretisch sei. Laschet habe im Kabinett eine rasche Reform der Lehrpläne angeregt, um die praktischen Anteile der Schulausbildung durch neue Unterrichtsfächer wie Küchenbau oder…“

„… im Falle eines erneuten Shutdowns nicht die Rechner in die häusliche Umgebung der Schüler transportieren dürfe, da die mit Bertelsmann verhandelten Nutzungsbestimmungen dies nicht…“

„… reiche es nach Ansicht Laschets völlig aus, die Fenster auf dem Computer regelmäßig zu schließen und neu zu öffnen, ohne die Kosten für Luftfilteranlagen in allen Klassenräumen zu…“

„… einfach vergessen habe. Ohne Funktionen wie Kopieren und Drucken von Inhalten der digitalen Enzyklopädie sei beispielsweise die Übernahme in Arbeitsblätter oder Referate nicht möglich. Da Gebauer davon ausgegangen sei, dass Schüler Bildschirminhalte lieber handschriftlich notieren würden, sei dies im Lizenzvertrag nicht…“

„… wolle das Kultusministerium Pädagogen die Unterrichtsvorbereitung erleichtern. Wie das Büro der Ressortleiterin mitgeteilt habe, werde man in vielen Schulen Tablets als Leihgeräte zur Verfügung stellen, mit denen sich Lehrer in den Ferien oder am Wochenende mit einer DVD-Ausgabe der…“

„… nach den ersten Testläufen immerhin gut verlaufe, auch wenn das Umblättern der Seiten mehrere Minuten in Anspruch nehme. Das nordrhein-westfälische Kultusministerium weise in diesem Zusammenhang jede Kritik an Bertelsmann zurück, da sich dieser technische Mangel durch die geringe Ausstattung an Arbeitsspeicher auf den Schulcomputern ergebe, für die man mehrere hunderttausend Euro und…“

„… man am Smartphone-Verbot in den Schulen weiterhin festhalte. Die Landesregierung fürchte, dass durch Hackerangriffe auf das Lexikon Inhalte gelöscht oder nicht mehr allen Schülern vollständig zur…“

„… offenbar nicht auf dem aktuellen Stand sei. Der Erdkundeunterricht nutze beispielsweise noch Kartenmaterial einer älteren Auflage, in der die Exporte von Rohkautschuk und Nilpferdzähnen aus Deutsch-Ostafrika ins Königreich Bayern mit…“

„… fehlende WLAN-Kabel nicht von Lehrern oder Eltern aus privatem Bestand ersetzt werden dürften. Laschet könne durch familiäre Kontakte bis zu zehn Millionen Kilometer Computerschnur samt notwendiger Stecker zu einem Preis von nur…“

„… sich neuartige Viren durch den Download verbreiten könnten. Zusätzliche Sicherheits- und Schutzmaßnahmen halte Gebauer jedoch für nicht notwendig. Die Landesregierung kenne sich zwar nicht mit Viren aus, könne aber über alles Aussagen treffen, was auf wissenschaftliches…“

„… Lüftungsanlagen frühestens 2027 in den Schulen aufgestellt werden könnten. Bis dahin, so die Landesregierung, werde auch dank der in den Klassenräumen entstehenden WLAN-Strahlen die Keimbelastung auf ein wesentlich geringeres…“

„… weise Bertelsmann die Kritik zurück. Es sei Schülern durchaus zuzumuten, ausschließlich mit einem Lexikon ohne didaktische Aufbereitung zu arbeiten. Gebauer habe dem zugestimmt. Da sie auch nicht wisse, was ‚didaktisch‘ heiße, könne sie sich inhaltlich gar nicht mit diesem…“

„… dass Wikipedia nicht als Ersatz für eine redaktionell betreute Lexikonreihe tauge. Im Gegensatz zum Brockhaus seien hier zu viele Bilder enthalten, die eine Ablenkung für die Schüler durch die verlängerten Ladezeiten der…“

„… Artikel im Band I – L noch in Frakturschrift gesetzt seien. Das Kultusministerium wolle zeitnah Lehrkräfte aus dem Ruhestand wieder in den Unterricht einbinden, um die Schüler so schnell wie möglich mit dem…“

„… es für viele Schüler durch pandemiebedingt schlechte Lernleistungen kaum noch Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt geben werde. Laschet sei dennoch zuversichtlich, zahlreiche Menschen ohne Bildungsabschluss als Kultusministerin oder im…“





Sollwert

21 02 2021

Was die amtierende Bundesministerin für Bildung und Forschung beruflich macht, dürfte zu den gut gehüteten Geheimnissen der Regierung zählen. Außer mit dümmlichen Sprechblasen zu kaschieren, dass sie sich mit den grundlegenden Themen ihres Ressorts noch nicht einmal beschäftigt hat, ist an diesem Sitzsack mit Frisurversuch nicht viel zu holen. Ihre Kernkompetenz liegt ja auch darin, dass sie die Quote der NRW-Kabinettsmitglieder auf dem Sollwert stabilisiert. Außer homophober Hetze, Technikfeindlichkeit und Investitionen für ihre persönlichen Freunde in der Folge rechtswidriger Ausschreibungsverfahren hat diese Versagerin nur ihr Engagement für das christliche Menschenbild zu bieten. Und als Expertin für Finanzpolitik, als die sie sich selbst zu bezeichnen pflegt – auch wenn Karliczek die einzige ist, die daran glaubt – weiß die erklärte Digitalisierungsgegnerin genau, warum von den 1,363 Milliarden Euro für den sogenannten Digitalpakt bis Ende 2020 lediglich 488 Millionen geflossen seien. Man könne, so das Ministerium, natürlich erst dann zahlen, wenn die Investitionen vollständig abgeschlossen seien und eine Rechnung vorliege. Wir haben ja Zeit. Hauptsache, die Kinder sitzen erst mal wieder in der Schule und gucken zu, wie der Lehrkörper lüftet. Und bis die kompletten fünf Milliarden Euro irgendwann von den Schulen vorfinanziert worden sind, haben die Lehrer auch alle eine dienstliche E-Mail-Adresse. Alle weiteren Anzeichen, dass Minister ohne Schulabschluss mit Atmen intellektuell voll ausgelastet sind, wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • ferien deutschland: Gibt’s nicht mehr, ab drei Tagen ohne Schule werden deutsche Kinder psychisch krank.
  • laschet alkohol: Damit ist das Problem auch nicht zu lösen.
  • drogen liefern: Die meisten AfD-Abgeordneten sind schon mit einem Nebenjob ausgelastet.
  • spahn luftfilter: Bei ihm wäre es schon okay, wenn er ab und zu die Klappe hält.
  • laschet erfindet zahlen: Dass der Mann grenzwertig ist, wusste man auch vorher.
  • söder spd: Der größte Feind der CDU dürfte aus NRW kommen.
  • fdp verfassung abschaffen: Vorerst lassen sich Faschisten von Faschisten wählen, demnächst geht es andersherum.
  • fußball impfung: Die meisten Spieler lassen sich gleich noch ein Stück Hirn implantieren.
  • talkshow verbot: Vielleicht sollte man nach der ersten Runde einfach alle überflüssigen Arschlöcher vor die Tür setzen.
  • merkel impfung: Wir fragen mal bei Rummenigge, ob er noch was in der Handtasche hat.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (DXXXI)

20 02 2021

Es grämte sich Marthe in Aroffe.
„Der Gatte bleibt aus, und ich hoff,
er sitzt jetzt recht gerne
in seiner Taverne,
bevor er zu Haus wär und soff.“

Wenn Dugald ein Auto in Spott
besaß, fuhr er damit recht flott.
Man konnte wohl sagen,
die meisten der Wagen,
die fuhr er mit Vollgas zu Schrott.

Pauline schätzt man in Jeanménil,
weil sie oft im Strafraum umfiel.
Im Augenblick später
tritt sie den Elfmeter
und wendet damit jedes Spiel.

Will Duncan sich stets in Longforgan
im Städtchen so manches besorgen,
verschläft er es täglich.
So wird es unmöglich,
und er verschiebt alles auf morgen.

Carolle schlief nicht gut in La Baffe.
„Wenn ich manchmal drei Stunden schaff,
dann tönen die Glocken.
Die Stadt will mich locken,
dann bin ich fort aus diesem Kaff.“

Man sah Malcolm früher in Duns
als Meister in Schwertkampf und Tanz.
Jetzt wurde er hundert.
Was keinen verwundert,
er trat noch mal an und gewann’s.

Hélène tratschte viel in Knœringue,
bis ihr eine Nachricht entging.
Da sagt die Bekannte
ihr, dass ihr Haus brannte –
was ihr ob des Tratschens entging.





Gernulf Olzheimer kommentiert (DLII): Aberglaube

19 02 2021
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Rrt musste es von einem Schwippneffen aus der dritten Quersippe angenommen haben. Jedenfalls klemmte man sich nun nicht mehr die Reiser des Buntbeerenstrauches symbolisch hinters Ohr, um das Jagdglück auf die Säbelzahnziege zu locken, man malte rote Beschwörungsbilder auf die dem Sonnenaufgang nächstliegende Wand der Höhle, in der das Tier zerlegt werden sollte. So oder so, meist zerlegte das Tier eher den Jäger, doch wer stur mit Zweig am Horchlöffel auszog, wurde fortan schief angesehen. Oft hielt man die Leute für etwas naiv bis ziemlich doof, und da Be- wie Verschwörung auch theoretisch gut funktioniert, dichtete man den Spökenkiekern mit dem Grünzeug auch gern etwas anderes am Kopf an, das bestimmt Unglück für den Rest der Sippe bedeutete. So wuchs auf durchaus gut gedüngtem Boden, was der durchschnittliche Feuchtbeutel bis heute Aberglauben nennt.

Aberglaube, das Wort drückt den Widerspruch aus, in dem sich die offizielle Frömmigkeit zu ihren meist sorgsam vergrabenen Wurzeln befindet; der sich mit Totem und Talisman behängende Bürger weiß natürlich, dass Laufrichtung und Farbe einer Katze nichts mit Zu- und Unfällen zu tun haben, lehnt auch die mittelalterlichen Begleitexzesse am Rande der Hexenverbrennung ab, gruselt sich aber instinktiv und vertraut auf vierblättrigen Klee als praktischen Angstlöser. Die superstitio ist übrig geblieben aus versunkenen Kulturen eines vorwissenschaftlichen Zeitalters, allerdings nur in den Formen, die sich nicht für eine geschmeidige Umsemantisierung eigneten. Den Krähenruf als Boten des Todes lehnt der aufgeklärte Citoyen ab, den christlichen Blutritt als Schutzzauber für exakt einen Herrschaftsbereich erkennt er als überformten Mystizismus gegen germanische Geister noch an, die inzwischen säkularisierte Fahnenweihe, bei der das Mana eines energiegeladenen Objekts durch die Berührung auf ein anderes Objekt übergeht und so die militärische Unschlagbarkeit eines Bataillons sichert, steht als behördliche Kulthandlung sowieso jenseits jeder Kritik und wird nur von gottlosen Kulturzerstörern abgelehnt. Aberglaube ist die bucklige Schwester der staatstragenden Religion, an die man glaubt, um sein soziales Image gegen die Anfeindungen des Teufels zu imprägnieren.

Doch ist er so hartnäckig wie produktiv, nutzt die Mundpropaganda und die Nachahmung in jeder Phase der Sozialisierung, ist bis zum Amorphen verform- und verschwiemelbar und dabei schneller unterwegs als die im Ritus langsam verkrusteten Strukturen und Inhalte des Hochglaubens. Während der postmoderne Pater noch nach seinem Brevier kramt, um das passende Stoßgebet zu finden, hat Erika Mustermann schon auf Holz geklopft.

Die Produktivität dieser Wahnvorstellungen, die oft einfach der Angstregulation und der Erklärung komplexer Sachverhalte dienen, sorgen so auch für eine fröhliche Auferstehung aller Hirnrissigkeit, die in schwierigen Zeitläuften den Bekloppten aus der Rübe rattert: mit magischen Mätzchen will der Bekloppte sich ein radikal vereinfachtes Weltbild zurechtzurren, damit das Denken ja kein Kopfweh macht. Was sich messen, zählen, wiegen und wägen lässt, das lässt im Epizentrum der Behämmerten die Gewissheit wachsen, Herr seiner Welt zu sein. Wo die Situation sich verfinstert, weil Zusammenhänge nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind – oder in ihrer Unerbittlichkeit das gewohnte Bild einer beherrschbaren Umgebung in die Tonne treten – glaubt der Hominide buchstäblich alles und alles buchstäblich. Wo sich mit institutionalisierter Vernunftreligion nichts mehr wegzaubern lässt, da greift der Kurzstreckendenker zu den religiösen Hausmitteln aus dem gut eingetrockneten Lager der Altvorderen: Hasenpfote und Hühnergott, jeder Strohhalm hilft, denn in angespannter Lage versteht eins die Welt vor allem zeichenhaft, ohne jedoch einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sich jeder aus Vogelflug und Gespenstern seine eigene Semiotik zusammenklöppelt. Allein dadurch, dass wir dem Tragen roter Mützen eine tiefe Bedeutung beimessen, die je nach Überlieferung für Reichtum sorgt oder die Wahrscheinlichkeit eines Brandes erhöht, schafft sich Illusion den Resonanzboden, den sie für ihre Selbstwahrnehmung als Realität nutzt. Man wird schon der organisierten Form von Hokuspokus nicht Herr, es wird gependelt und mit Heilstrahlen gewedelt, gesundgebetet und allerhand Murks für teuer Geld verkloppt. Was nun billig und schnell anwendbar ist, wenn man nur selbst daran glauben kann, setzt sich an die Spitze sämtlicher Desinformationskampagnen, die von Arschgeigen gegen Urteilskraft und Erkenntnis gefahren werden.

Wie putzig, dass sich in einer Gesellschaft der Leistungsträger die Verunsicherten auf esoterischen Firlefanz verlassen, der nur auf Selbstbetrug und Wunschdenken beruht und nichts als Täuschung hinterlässt – und Enttäuschung. Aber was erwartet man von einer Gesellschaft, die den Kapitalismus als Glaubenssystem wählt, das auf der irrationalen Vorstellung vom materiellen Fetisch als Retter vor der Bedeutungslosigkeit beruht. Wer’s glaubt, wird selig, wozu zeitnahes Ableben Voraussetzung wäre. Alles wird gut. Bei wem auch immer.