„Was schätzen Sie, wann ist der Sack zu?“ „Zwei bis maximal drei Wochen, dann sollte die Ampel auf dem Weg sein.“ „Verdammt!“ „Ach, ich finde es ganz okay.“ „Entschuldigen Sie mal, Sie sind CDU-Hinterbänkler!“ „Sie etwa nicht?“
„Diese zugesoffene Scheißbande hat uns um die Regierung gebracht!“ „Ja, das kann man so sagen.“ „Das muss Sie doch genau so ärgern wie mich, oder sehe ich das falsch?“ „Naja, ein bisschen ärgerlich ist es schon, aber die Hauptsache ist doch, dass wir uns in die Opposition gerettet haben.“ „Bitte!?“ „Es ist doch noch mal gut gegangen, für uns beide ist ein Sitz im Bundestag rausgesprungen, ein paar von den Kollegen müssen Lohnarbeit ausprobieren oder fallen gleich in die soziale Hängematte, die sie noch vor wenigen Monaten komplett abschaffen wollten, und jetzt schauen wir mal, dass wir die Sache über die Bühne kriegen.“ „Wie reden Sie eigentlich, wir haben hier Katastrophe, und Sie…“ „Wir sind jetzt Opposition.“ „Opposition ist Mist!“ „Stimmt, aber für die anderen.“ „Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“ „Meine Güte, jetzt haben Sie doch mal ein Vertrauen in die politischen Entwicklungen, das war doch sonst auch immer Ihre Stärke.“
„Wir stehen vor riesigen Herausforderungen!“ „Was Ihren Baukredit angeht, da haben Sie recht.“ „Ich rede nicht von meinem Haus, ich rede hier von Deutschland!“ „Schon gut, es stimmt ja – dass das Klima für Preisanstiege sorgt, ist schon krass.“ „Ist das alles, was Sie interessiert?“ „Gucken Sie sich an, was wir an Klimafolgen haben: Holz, Energie, die Lebenshaltungskosten, es trifft alle.“ „Das Land wird vor die Hunde gehen!“ „Ist das nicht genial?“ „Bitte!?“ „Meinen Sie ernsthaft, diese Knalltüte aus Aachen würde das kapieren?“ „Sie denken, wir sind für die Probleme nicht zuständig, also müssen wir auch nichts machen?“ „So langsam scheinen Sie zu begreifen.“ „Die SPD wird in der Ampel die Preise für Holz und Öl nicht senken…“ „… weil das Öl nichts mit dem Klima zu tun hat und den Rest die Chinesen verursachen.“ „Das heißt, Scholz muss da tatenlos zusehen?“ „Wie wir auch hätten tatenlos hätten zusehen müssen, aber wir sind Opposition.“ „Wir dürfen also die Regierung kritisieren?“ „Das ist in einer parlamentarischen Demokratie unsere Aufgabe.“ „Wir müssen von uns aus keine Art der Zusammenarbeit anbieten?“ „Von Sonntagsreden abgesehen nicht.“ „Dazu müssen wir unsere Politik aber nicht ändern, oder?“ „Konservative Politik ist, wenn man wegen der Nebenjobs nicht genug Zeit hat, sich vernünftige Lösungen auszudenken.“
„Ich kann mir nicht helfen, ich habe bei der Sache ein ungutes Gefühl.“ „Ach, das gibt sich.“ „Wir müssen immerhin den Klimawandel und die Folgen für die jüngeren Wähler bekämpfen.“ „Das ist eine immens schwere Sache, daher überlassen wir sie auch den Linken.“ „Glauben Sie denn, dass das gelingt?“ „Möglicherweise, und wir werden die Einschnitte, die das bedeutet, nicht zu verantworten haben.“ „Das klingt zynisch.“ „Sie sagen das so, als wäre es schlecht.“ „Wir haben doch jetzt schon die reale Gefahr der Hyperinflation vor Augen, was ist denn, wenn diese Regierung innerhalb der ersten Monate zerbricht?“ „Lächerliche vier Prozent, weil der Markt das regelt – das ist keine Hyperinflation, nicht einmal, wenn Sie den Effekt der normalen Umsatzsteuer rausrechnen.“ „Die Springerpresse wird Scholz zum Abschuss freigeben!“ „Das tut sie auch, wenn Scholz atmet.“ „Sie meinen, wir hätten auch nicht besser reagieren können?“ „Eben, und unsere Klientel kriegt von der Inflation nichts mit, weil die ihr Vermögen in Aktien und Immobilien steckt.“ „Während Scholz’ Wähler…“ „… reale Einbußen haben.“ „Großartig!“
„Warten Sie’s ab, die Pflege wird denen auch um die Ohren fliegen.“ „Das liegt aber auch an der Tarifautonomie und an den Klinikkonzernen.“ „Wir hätten diese Linie halt nicht weiter durchziehen und verschärfen können, jetzt erntet die Ampel, was wir gesät haben.“ „Sie könnten höchstens Pfleger aus dem Ausland anwerben.“ „Da müssen wir schweren Herzens wieder eine Hetzkampagne gegen Wirtschaftsasylanten anstimmen, die deutschen Fachkräften die Arbeitsplätze wegnehmen.“ „Das ist widerlich!“ „Aber wirkungsvoll.“
„Und die ganzen anderen Sachen, die der SPD das Leben schwer machen?“ „Das geht alles seinen Gang: wenn die Autobranche freiwillig aus den Verbrennern aussteigt, lastet Springer das Scholz als Volksverrat an.“ „Und sonst?“ „Schauen Sie, wir haben die Digitalisierung ausgebremst, wir haben im Windschatten der Pandemie Steuergelder in unappetitlicher Höhe verbrannt, den Rechtsruck durch einen Faschisten als Verfassungsschutzchef befördert, ausschließlich Kasperletheater gegen den internationalen Terrorismus veranstaltet – jetzt gucken wir uns in Ruhe an, wie die Linken das alles wieder aufräumen.“ „Bedenken Sie, ein CDU-Kanzler wüsste, wie man die Fehler beseitigt.“ „Ein SPD-Kanzler muss sie erst mal finden.“
„Das einzige Problem ist, wir können nicht wie sonst Angstgeheul vor den Roten anstimmen, wenn das Volk sie nun mal gewählt hat.“ „Ach was, wir müssten nicht einmal unsere Haltung ändern.“ „Aber das…“ „Konservative müssen immer alles ablehnen, aber wir hatten halt im Wahlkampf nur dieses Genderdings.“ „Und jetzt?“ „Jetzt haben wir eine ganze Regierung, die unsere Arbeit macht.“ „Und Sie meinen, das klappt?“ „Ich bin mir absolut sicher.“ „Wirklich?“ „Wirklich. Oder was meinen Sie, warum Söder gerade so scharf auf Opposition ist?“
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