Wohlstandsverlust

31 08 2022

„Haben Sie noch irgendwelche Ideen, wie wir den Wohlstandsverlust aufhalten können?“ „Moment, welcher Wohlstand?“ „Naja, was man so hat.“ „Das heißt also, wenn man den Wohlstand erhalten will, muss man das, was man noch hat, verkaufen?“ „Das könnte kommen.“ „Aber dann hat man ja erst recht keinen Wohlstand mehr.“

„Wir könnten ja Wohlstand neu definieren.“ „Im Sinne der längst fälligen Neugewichtung von Besitz und Einkommen, nehme ich an.“ „Ich dachte eher an ein bisschen mehr Dankbarkeit.“ „Wenn Sie am Morgen in Ihrer unbeheizten Wohnung aufwachen, dann sind Sie dankbar, dass Sie nicht auf der Straße erfroren sind?“ „Sie sehen das viel zu ideologisch.“ „Dann lassen Sie uns doch besser über Besitz und Einkommen reden.“ „Es gibt ja Menschen, die gar nicht so hohe Einkommen haben, wie Sie sich das vorstellen.“ „Wenn ich einen entsprechen hohen Besitz hätte, würde ich auch nicht unbedingt ein hohes Einkommen brauchen.“ „Man kann doch von den Menschen, die viel besitzen, nicht erwarten, dass sie ihren Besitz nur deshalb veräußern, weil andere nichts besitzen.“ „Es sei denn, es handelt sich um eher geringeren Besitz wie beispielsweise eine Altersvorsorge, die man aufbrauchen muss, weil man zwischenzeitlich kein Einkommen mehr hat.“ „Erwarten Sie dann auch, dass jemand, der viel besitzt, einen Teil davon verkauft, nur damit jemand, der wenig Einkommen hat, seinen Besitz davon vergrößern kann?“ „Was stört Sie daran?“ „Wenn Sie einen größeren Besitz wollen, sollten Sie sich doch eher um ein höheres Einkommen bemühen.“ „Deshalb erwarte ich ja auch, dass die, die viel Besitzen, davon die Steuern zahlen, die mein Einkommen weniger beschneiden würden.“ „Und Sie halten das für machbar?“ „Da die, die über hohe Einkommen verfügen, derzeit schon ihre Steuern vermeiden, eher nicht.“

„Wenn Sie mal ein bisschen konstruktiv denken würden, würden Sie sich eher dafür interessieren, wie Sie ein Vermögen aufbauen können.“ „Durch Erben?“ „Dann übernehmen Sie ja einfach nur ein Vermögen, aber Sie bauen keins auf.“ „Sie haben sich also bereits damit beschäftigt, wie Vermögen entstehen.“ „Das kann ja auch in kleinem Umfang beginnen.“ „Zum Beispiel, indem man möglichst schuldenfrei bleibt.“ „Wenn Schulden etwas weiter anwachsen, findet sich meist auch ein Weg, sie aus der Welt zu schaffen.“ „Immer vorausgesetzt, man besitzt ein entsprechendes Vermögen.“ „Als Bank braucht man schließlich auch Sicherheiten.“ „Zum Beispiel staatliche Rettungsprogramme.“ „Deshalb müssen wir jetzt ja sehen, dass wir ohne staatliche Hilfe den Wohlstand erhalten können, damit der Staat genug Geld hat, um solche Programme auch weiterhin anzubieten.“ „Und dann zu hoffen, dass sie nicht in Anspruch genommen werden.“

„Vielleicht könnten mehr Leute einen Nebenjob annehmen.“ „Sie meinen, wer im Schichtbetrieb in der Fabrik steht, hat sicher noch Zeit, nachts Taxi zu fahren.“ „Das ist ein blödes Beispiel, aber Sie haben recht.“ „Dann bräuchten wir nur noch genug Nebenjobs.“ „Eigentlich sollte das auch schon eine Wohngeldreform regeln, damit die Menschen mehr Geld zur Verfügung haben.“ „Wissen Sie, wie lange man auf die Bewilligung so eines Antrags wartet?“ „Dann suchen Sie sich einen Nebenjob in einen Amt für Wohngeld, damit tun Sie Ihren Mitbürgern auch noch etwas Gutes.“ „Das klingt bürgernah, ungefähr wie der Vorschlag, dass sich Hartz-IV-Empfänger gegenseitig die Haare schneiden.“

„Das ist ein gutes Stichwort, wir könnten doch die eigentliche Idee dieser Reform mal wieder in den Fokus nehmen und uns mehr auf unsere wahren Talente besinnen.“ „Ich beispielsweise habe ja die Veranlagung, für ausreichende Löhne zu arbeiten.“ „Das hilft uns aber nicht weiter.“ „Das war klar, das hilft nur der Wirtschaft.“ „Mit der Haltung werden Sie nie ein Vermögen aufbauen.“ „Je weniger Einkommen man akzeptiert, desto schneller wird man reich?“ „Nein, aber es geht doch um geringes Einkommen oder gar kein Einkommen.“ „Das ist wie mit dem Mindestlohn, der ja bekanntlich schon dreimal die Wirtschaft komplett zerstört hat.“ „Ich verstehe ja Ihren Unmut…“ „Das bezweifle ich.“ „… aber diese schockartigen Veränderungen sind nicht zu bewältigen.“ „Deshalb soll jetzt der Bürger den Gürtel enger schnallen, damit die Wirtschaft nicht plötzlich doppelt so hohe Dividenden kassiert statt dreimal so hohe.“

„Ich glaube, Sie haben auch ein vollkommen falsches Bild von Wohlstand.“ „Verstehe, ich bin vermutlich zu materialistisch eingestellt.“ „Das würde ich noch gar nicht mal sagen.“ „Sie kommen jetzt bestimmt gleich mit der sozialen Nummer.“ „Es könnte doch mehr ehrenamtliche Tätigkeiten in der Pflege geben.“ „Das hilft bestimmt vielen von uns, immer vorausgesetzt, sie besitzen eine Klinik oder wenigstens Aktien von so einem Konzern.“ „Vielleicht haben wir dann ja mehr Menschen, die sich für dieses Berufsbild interessieren.“ „Da reicht sicher ein bisschen Applaus auf dem Balkon, da es sich nicht um professionelle Pflege handelt, für die man ein angemessenes Einkommen beanspruchen kann.“ „Haben Sie denn keinen Vorschlag für eine nachhaltige Rettung des Wohlstands?“ „Spielen Sie Lotto?“ „Was ist das denn für eine Frage?“ „Dann gründen ich eben einen Gaskonzern.“ „Und dann!?“ „Dann zünde ich mir die Kippen am Geldschein an und pfeife darauf, was aus Ihrem verschissenen Wohlstand wird, Sie bürgerlicher Parasit!“





Finanzspielraum

30 08 2022

„… es keine verfügbaren Mittel gebe, um den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland vor dem Ende der Gaskrise voranzubringen. Lindner werde auch weiterhin die Schuldenbremse im…“

„… die Förderung von Gasheizungen auch als Instrument zur Friedenssicherung verstehe. Wenn man gegenüber der Russischen Föderation den weiterhin steigenden Bedarf an Erdgas offen kommuniziere, rege man den Handelspartner unter Umständen dazu an, seine militärischen Ziele zu überdenken und sich gegen eine dauerhafte…“

„… sich nicht vergleichen lasse. Buschmann habe darauf hingewiesen, dass die Regierung zwar die Umsatzsteuer auf Gas, aber nicht auf Sonne senken könne, da sich dies technisch gar nicht…“

„… dass die Bundesregierung keine Umrüstung von Privathaushalten mit Wärmepumpen mehr bezuschusse. Der akute Fachkräftemangel in den Heizungsbaubetrieben mache die Ausgabe der Fördergelder sehr volatil, so dass es sich letztlich um eine Vergabe von zinslosen Krediten an die Bürger handele. Dies sei jedoch mit der aktuellen Haushaltssituation nicht zu…“

„… habe es ergebnisoffene Gespräche mit den Gaskonzernen gegeben, in deren Verlauf theoretisch auch eine Umsatzbeteiligung der Solarbranche hätte beschlossen werden können. Für die Liberalen habe jedoch eine genau entgegengesetzte Konstruktion eher den bisherigen Gegebenheiten des Marktes entsprochen, wie es auch die Gewohnheiten der Wähler aus Mittelstand und…“

„… Luft für drei weitere Monate Tankrabatt sehe, wenn die Besteuerung von Fotovoltaikanlagen durch eine Solidaritätsabgabe durchgesetzt werden könne. Das sekundäre Ziel sei es, die Rentabilität der Kohleverstromung durch gezielte Verhinderung von Marktverzerrungseffekten, die Solarenergie und Windkraftanlagen auf den…“

„… dass die Einspeisevergütung um mindestens 300% erhöht werden müsse, wenn Elektrizität aus traditioneller Herstellung nicht ganz vom Markt verdrängt werden solle. Der Bundeshaushalt müsse durch dauerhafte Subventionen von zehn Milliarden Euro für Benzin und Diesel eine Entlastung der…“

„… habe die Politik bisher zahlreiche sinnvolle Ratschläge zum Einsparen von Haushaltsenergie gegeben. Deshalb müsse es nach Kubickis Meinung auch genug teure Energie geben, damit sich das Sparen für die Bürger, die sich das sowieso nicht leisten können, auch wirklich…“

„… als Kohleverstromungsverhinderungsgesetz wirke. Dies sei allerdings in hohem Maße wirtschaftsfeindlich, da auch fossile Brennstoffe an der Börse eine relevante…“

„… es erste Versuche gebe, die Produktion von Fotovoltaikanlagen in Deutschland anzusiedeln. Im Gegensatz zur Bundesregierung sei Merz nicht von der Machbarkeit überzeugt. Er erwarte von dem Plan keine schnelle Lösung und schlage stattdessen vor, durch den Bau von zehn bis zwanzig neuen Kernreaktoren eine zügige…“

„… auch am Stellenabbau liege, dass in den Verwaltungen die Genehmigungsverfahren zur Nutzung privater Dachflächen für die Fotovoltaik von erheblicher Dauer seien. Buschmann habe sich zufrieden gezeigt und erwarte auch durch den coronabedingten Anstieg der Erwerbsunfähigkeit vieler Mitarbeiter eine Verlängerung der…“

„… die deutsch-chinesischen Beziehungen beim Bezug von Solarpanels eine bedeutende Rolle spielen würden. Söder habe insbesondere auf die Möglichkeit von Nebenbeschäftigungen für Bundestagsabgeordnete hingewiesen, die bereits mit Masken aus dem…“

„… dass Mieter, die in einem Haus leben würden, das sich eine Gasheizung leisten könne, auch genug Finanzspielraum für den Gasverbrauch hätten, da man dem Bürger eine vorausschauende Wahl ihrer Wohnung zumute. Merz sehe allerdings bei Privatflugzeugen eine Schieflage, da sich die ohnehin hohen Kosten für Kerosin, die durch die Steuerbefreiung kaum aufgewogen würden, durch die aktuelle Inflation so gut wie…“

„… da der Energieverlust durch das Lüften von Klassenräumen erheblich teurer sei als der Strom, der von Luftfiltern verbraucht werde. Auch hier sehe Stark-Watzinger erhebliche Defizite für die Braunkohleverstromung, wenn durch unbedachte Einspeisung von zu viel Solarenergie plötzlich eine nicht vorhersehbare…“

„… schlage Lindner vor, die Fördermittel für Wärmepumpen ausschließlich an Spitzenverdiener zu vergeben, auch wenn diese die Gelder nicht in eine technische Anlage, sondern in einen SUV oder eine Kreuzfahrt investieren würden. Dies sei durch die Diversifikation der Umsätze besser geeignet, die wirtschaftliche Stabilisierung der…“

„… habe sich Deutschland nun einmal für eine Kooperation mit Russland entschieden und sei gut beraten, nicht in Verhandlungen mit Partnern wie Iran oder Myanmar zu treten. Neben den fehlenden Transportwegen sei es für Kubicki auch notwendig, die Stabilität der politischen Verhältnisse in den Erzeugerstaaten zu berücksichtigen, um keine…“

„… würden Windenergiekonzerne die Not der Wirtschaft ausnutzen, die oft ohne Elektrizität keine Möglichkeit hätten, Waren herzustellen. Um diesen Umstand schnellstmöglich zu beenden, werde Lindner die gesetzlichen Grundlagen für eine Übergewinnsteuer auf sämtliche Umsätze der…“





Freifahrtschein

29 08 2022

„Margarine ist das. Mar-ga-ri-ne. Die streicht man sich aufs Brot. Ja, Brötchen geht auch, aber das ist jetzt nicht der Punkt. Die steht nicht einfach so im Kühlschrank, die muss man kaufen. Im Geschäft. Für Geld. Die hat einen Preis, der steht im Regal, und den bezahlt man an einer Kasse.

Man muss mit den Leuten in der Sprache reden, die sie verstehen. Diese verhaltenstherapeutischen Sitzungen sind auch gar nicht mal so schlecht. Am Anfang gab es noch sehr viel Verwirrung, teilweise hatten wir ganz erhebliche Trotzreaktionen, aber dann haben wir auf den ersten Erfolgen aufbauen können. Die Arbeit mit Politikern ist nicht einfach, aber man kann vieles erreichen, wenn man will.

Das ist ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Man kann nicht einfach eine Tonne Margarine liefern, das ist für einen Haushalt zu viel. Ja, Sie haben bei sich im Wahlkreis ein Lager, da kriegen Sie hundert Tonnen Margarine rein, aber das ist jetzt nicht relevant. Und die ist ja auch verderblich, darum nützt so ein Kauf gar nichts. Gut, Sie können dann bei der nächsten Wahl sagen, Sie hätten hundert Tonnen Margarine gekauft, aber dann wird Ihnen jemand sagen, dass Sie den größten Teil haben entsorgen müssen, und dann nützt es Ihnen auch nichts, wenn Sie die sofortige Abschiebung von Scheinasylanten fordern oder den Bau von hundert Kernkraftwerken: das Geld ist futsch. Nein, das ist mit den Steuern wie mit der Margarine. Die wachsen nicht nach.

Der übliche Politiker ist ja dumm, wenigstens nicht im landläufigen Sinne. Manche von denen sind in der Lage, eine Kreditkarte zu benutzen, der Mitarbeiterin per Mail eine Kopfrechenaufgabe zu schicken, solche Sachen halt. Sie verfügen nur über recht beschränkte Kenntnisse von der Lebenswelt derer, die sie als hart arbeitende Bevölkerung zu bezeichnen pflegen. Manche Dinge kommen bei ihnen auch einfach nicht an, zum Beispiel, dass sie Geld für real existierende Materie halten, die immer zur Verfügung steht, und Treibhausgase für eine Art Störgröße, die man ausblenden kann, wenn einem die Rechenergebnisse nicht in den Kram passen. Die waren zu cool für Mathe und haben in Physik lieber an sich selbst herumgespielt. Es gibt diese Leute zwar überall, aber in der Wirtschaft werden die selten alt, wenn sie irgendwann etwas anderes tun müssen als Unfug erzählen. Dafür wird man von den Aktionären auch nicht bezahlt.

Oder hier, Strom – die meisten denken ja, der käme aus der Steckdose, aber bei Politikern hat man es öfter mit denen zu tun, die keine Ahnung haben, wie der in die Steckdose reinkommt. Da baut man am Wochenende mal eben ein Kernkraftwerk, die Brennstäbe kommen aus dem Heimwerkermarkt, und die Elektrofirma an der Ecke lässt alles stehen und liegen, um den Kram zusammenzuklatschen. Das Unangenehme ist, wenn einer ‚Elektrizität‘ unfallfrei aussprechen darf, wird er sofort zum Energieexperten irgendeiner Partei befördert. Dem darf man keine Stromrechnung zeigen, sonst kriegt der einen Nervenzusammenbruch, weil das Zeug ja Geld kostet.

Ja, man kann mehr als einen Becher davon im Geschäft kaufen. Das entscheidet der Ladeninhaber, was er als haushaltsübliche Menge ansieht. Nein, es ist damit nicht der Bundeshaushalt gemeint, und ja, man bezahlt das sofort. Oder auf Rechnung, wenn man mehr als nur einen Becher Margarine einkauft. Falls Sie das Prinzip nicht verstanden haben: das ist kein Alleinfuttermittel, wie Sie das nennen. Das ist ein landwirtschaftliches Erzeugnis, korrekt, aber es wird eben nicht an die Verbraucher verfüttert, wie es in Ihrem Sprachgebrauch heißt. Eine Ernährung ausschließlich mit Margarine ist weder gesund noch machbar, höchstwahrscheinlich sogar schädlich. Sie können also nicht einfach über einen Preisanreiz die Ernährung der Menschen auf Margarine umstellen, außerdem wäre das eine Marktverzerrung. Ach, das spielt bei Ihnen keine Rolle, wenn die Produzenten Ihnen dafür eine Spende rüberwachsen lassen?

Wir wollen ja noch nicht mal von Bahnpreisen reden, die meisten haben einen Freifahrtschein, aber sie lassen auch ihren Dienstwagen voll tanken, damit sie es nicht selbst machen müssen. Gerade bei denen würde ich erwarten, dass sie so ungefähr wissen, was ein Liter Sprit im Verhältnis zu einem Toastbrot kostet. Es liegt halt daran, dass sie nicht wissen, wo Toastbrot im Laden liegt. Oder wo der Laden ist. Oder was ein Laden ist.

Sie haben Ihre Arbeitsblätter fertig ausgefüllt? Dann zeigen Sie mal her. ‚Steuern sind das, was alle anderen zahlen müssen.‘ Das ist fast richtig, aber Sie haben hoffentlich an die Umsatzsteuer gedacht? Nein, das ist nicht korrekt. Das ist keine Geldstrafe für ein Einkommen, das unterhalb Ihrer Vorstellung liegt. Sie können auch nicht von der Umsatzsteuer ausgenommen werden, es sei denn, Sie ernähren sich von Rennpferden. Oder von Margarine, das ist derselbe Steuersatz. Warum auch immer.

Ja, es ist noch ein langer Weg, ich bin auch nicht sicher, ob wir das jemals schaffen werden. Und ich weiß auch nicht, ob mir nicht irgendwann der Hals platzt, wenn ich mir irgendwas über Renten, über Atomstrom, Steuern, Dienstwagen, Klimawandel, Fachkräftemangel, Sozialleistungen, Verkehr, Pflegenotstand oder die Schuldenbremse anhören muss. Was meinen Sie, was passiert, wenn dieses Land irgendwann tatsächlich in eine echte Krise abrutschen sollte? Dann sind wir verloren.“





Peinlich

28 08 2022

für Kurt Tucholsky

Dies wäre Bergassessor Schmidt.
Er kleidet sich manierlich
und schreitet just zur Prüfung mit,
gemessen und gebührlich.
Nur ist es eine Kleinigkeit,
die lässt nichts Gutes hoffen,
darob herrscht allseits Einigkeit:
er trägt die Hose offen.
  Da schaut man besser gar nicht hin.
  Das kriegt man sonst nicht aus dem Sinn.
    Das ist ja unwahrscheinlich
      peinlich.

Im Chez Gaston, da speist man fein,
auch gibt es edle Weine,
und blickt man auf die Teller drein,
so ist’s im Kerzenscheine.
Dem Herrn Baron, dem fiel dabei
hinab beinah der Kiefer –
bei Hummerschaum und Wachtelei
da kroch gar Ungeziefer.
  Da schaut man besser gar nicht hin.
  Das kriegt man sonst nicht aus dem Sinn.
    Das ist ja unwahrscheinlich
      peinlich.

Noch sie alle allesamt im Amt,
die rot-grün-gelbe Ampel,
doch was aus ihrer Feder stammt,
ist Heißluft und Gehampel.
Wozu ein Kanzler, der nichts bringt?
Lohnt es, das zu verstehen?
Wenn ihnen etwas mal gelingt,
dann wohl nur aus Versehen.
  Da schaut man besser gar nicht hin.
  Das kriegt man sonst nicht aus dem Sinn.
    Das ist ja unwahrscheinlich
      peinlich.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (DCVIII)

27 08 2022

Henri, der lag wach in Revelles.
Er wurde beinahe schon hell.
Er kann bei den Schafen
gewöhnlich gut schlafen,
es lag nur am Hundegebell.

Gennadi frisierte in Parkent,
da er von der Kundin das Haar kennt,
wobei er sich richtet,
wenn dieses sich lichtet,
was er von dem Haar, wo es war, kennt.

Bernard, der lag schwitzend in Thennes
im Bett. „Wenn ich jetzt nicht bald penn,
so muss ich mich kühlen,
den Fahrtwind zu fühlen,
weil ich dann ums Haus herum renn.“

Grigoriy, der suchte im Quva
sein Häuschen. Wo er eine Kuh sah,
da ging er rasch weiter.
So fand er dann heiter
sein Haus, wo er auch schon im Nu war.

Thierry briet sich oft in Rebecques
ein Pfännchen Kartoffeln mit Speck.
Hat er dann vergessen,
ob er schon gegessen,
sucht er auf dem Latz einen Fleck.

Rosalija reiste von Xiva
gern überall, wo sie noch nie war.
„Es gibt so viel Ziele,
doch bleiben nicht viele:
es doch nur schön, wo ich Ski fahr.“

Eugène, der ruht nicht gut in Dives.
„Bei offenen Fenstern ich schlief,
so lärmt’s auf der Gasse,
was ich wirklich hasse,
doch sind sie zu, stört mich der Mief.“





Gernulf Olzheimer kommentiert (DCXXIX): Eigenverantwortung

26 08 2022
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Ein Gespenst fliegt herum in Deutschland, es hinterlässt unangenehme Gerüche, mehr aber auch nicht. Nichts kann verbergen, dass es sich mühsam aus einer Worthülse gepopelt hat, mit der die Politik sich die Ablufthoheit unterhalb der Stammtische sichern wollen. Seinen Ursprung hat es darin, dass sie dem ihnen unbekannten Volkswesen verordnen, ihm nichts zu verordnen. Schluss mit Verbot und Bevormundung, her mit dem Untergang, wie ihn sich der durchschnittliche Bürger nach Belieben mit Bordmitteln einbrockt. Kein Zwang sagt mehr dem Michel, wann er sich und andere zu schützen hat, keine Knute droht, wenn er, heißa! die Bude aus Doofheit selbst abfackelt. Ab sofort tragen wir alle Eigenverantwortung, koste es uns, was sie wollen.

Da entfalten wir uns jetzt alle mal ganz frei, wir entledigen uns des bürgerlichen Banns und lassen weg, was uns bisher gehindert hat, vorwiegend das, von dem wir nicht mehr verstehen, dass es zum vorausschauenden Verhalten zählt, mit dem man die gesellschaftlichen Zustände im Gleichgewicht hält und die Gefahr abwehrt, wo immer sie droht. Aber vielleicht war das ja gar nicht so gemeint, sondern als Aufforderung, sich jegliche Rücksichtnahme auf andere zu verkneifen und einfach zu leben wie die Wildsau im Tanzsaal: wozu Rücksicht, wenn’s auch mit Verlusten geht? Der Begriff passt nur in einen vollkommen pervertierten Freiheitsbegriff, der die sozialen Einhegungen des Staates in eine vernünftig organisierten Gesellschaft akzeptiert, weil sie der Mehrheit ein sicheres Leben ermöglicht, auch wenn es nicht immer ersichtlich ist. Denn das Abschieben der Verantwortung auf das einzelne Individuum, als was es hier interpretiert werden soll, bei kollektiv auftretenden Risiken, es funktioniert nicht – es sei denn, man erkennt eine Gesellschaft als solche gar nicht erst an.

So billig das Ding nun in den Raum gestellt wird, im Kern bedeutet es, dass die einzelne Person für das eigene Tun und Unterlassen einsteht und die Konsequenzen, etwa in Form von Sanktionen, dafür trägt. In einem institutionellen Rahmen muss das geregelt sein, einmal durch die Vernunft, aber auch durch durchsetzbare Regeln, denen sich einzelne nicht einfach entziehen können. Es mag sinnvoll sein, sich mit Masken im Innenraum aufzuhalten und in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf der Autobahn ein Tempolimit einzuhalten, bei Dürre nicht den Garten zu sprengen. Der bloße Appell an die Einsicht zerschellt aber am Egoismus, mit dem die Botschaft kommuniziert wird: die Entscheidung zum vernünftigen Handeln wird übertönt von der Vorstellung, man könne Verantwortung nur für sich selbst tragen und zugleich könne man nur selbst für sich Verantwortung tragen. Allein der Begriff ist Gewäsch, gaukelt er doch vor, es gäbe Kooperation nicht, schon gar nicht, um überhaupt auszuhandeln, was verhältnismäßig ist und was in einer freien Gesellschaft zumutbar – alles quakt von Freiheit und wie sie in der Verfassung geschützt ist, von Folklore um die Meinungsfreiheit eingewickelt, aber keiner will darüber befinden, ab wann denn der andere verpflichtet ist, und sei es auch aus Vernunft, für anderen Verantwortung zu tragen. Dazu sind wir gerade zu viel mit Selbstdenken beschäftigt – noch ein Begriff mit zwei inhaltlichen Fehlern.

Die einzige wirkliche Eigenverantwortung trägt das Subjekt, meist das wirtschaftliche, wenn es für die mit seinem Handeln verbundenen Folgen auch selbst einsteht und die Konsequenzen trägt. Wer ein fehlerhaftes Produkt auf den Markt wirft, Kunden schlampig berät oder gar völlig an der Nachfrage vorbei fuhrwerkt, bringt sich in Schwierigkeiten, die er selbst auszubaden hat – will er den Nutzen von seiner Tätigkeit einstreichen, wird er auch den Schaden tragen müssen. Nur ist mit dem neoliberal verschwiemelten Denken das Haftungsprinzip aus den Angeln gehoben worden, fröhlich streichen die Konzerne ihre Gewinne ein, sorglos sozialisieren sie ihre Verluste, die nicht selten aus Zockerei und Treulosigkeit stammen, kurz: verantwortungslosem Handeln. Denn nicht nur ist die Abschaffung des unternehmerischen Risikos mit dieser Mentalität, sich gratis am Markt halten zu können, zu einem Freibrief für Hasardeure und Waghälse geworden, jede dieser Fehlentscheidungen, die aus Dummheit und Ichlingsgebaren erwachsen, hemmungslos auf die Gesellschaft abzuwälzen, die es dann plötzlich doch wieder gibt, es zementiert auch einen Staat, in dem der alle Freiheiten genießt, der vorsätzlich ohne Verantwortung handelt.

Man kann keine Verantwortung abgeben, so wie sich auch kein Minister für die Fehler in seinem Ressort aus der Verantwortung ziehen darf; wusste er von Fehlentscheidungen, die er durch falsches Vorbild, falsches Personal, falsche Direktiven nicht verhindert hat, so ist er schuldig und muss gehen, wusste er es nicht und wusste also nicht, was in seinem Laden vor sich geht, so ist er schuldig und muss gehen, ein Drittes gibt es nicht. Von diesem Kopf her stinkt der Fisch. Das liberale Primat der persönlichen Freiheit wird von liberalen Primaten ausgenutzt, da es ihnen vor allem an Selbstdisziplin mangelt, die sie von anderen verlangen. Womit denn auch alles gesagt wäre.





Feuchtgebiete

25 08 2022

„… bereits zum jetzigen Zeitpunkt eingespart werden müsse. Dem dürrebedingten Wassermangel könne auf kommunaler Ebene durch weitreichende Maßnahmen begegnet werden, die sich sowohl durch öffentliche Institutionen, aber auch von Privathaushalten und…“

„… mit einer auf Rot gestellten Wasserampel nicht zu spaßen sei. Verstöße gegen die Vorgaben der Gemeinde würden als Ordnungswidrigkeit geahndet, was sich auf Dauer kein Bürger im…“

„… aus der Querdenkerbewegung stammende Anfragen, ob der Verbrauch von Leitungswasser zur Zubereitung von Heißgetränken von den Behörden der BRD GmbH als Trinkwasser bezeichnet werden dürfe. Zeitgleich werde auf Zusammenkünften für Freiheit und Privatautonomie demonstriert, die durch Bill Gates, die Wasserwerke und…“

„… ältere Mitbürger teilweise automatisierte Bewässerungssysteme einsetzen würden. Wegen des Fachkräftemangels sei es derzeit sehr schwierig, Monteure zu finden, die die Anlagen ausstellen oder die Wasserzufuhr auf ein erlaubtes Maß im…“

„… mit ihrer Forderung an die Bundesregierung gewandt hätten. Die Autowäsche mache inzwischen einen wesentlichen Anteil an den Umsätzen der Tankstellen aus, was jedoch durch das Verbot, mehr als einen Liter Trinkwasser pro Fahrzeug zu verbrauchen, erhebliche Rückgänge in der…“

„… habe die AfD bereits mehrfach betont, dass der ungehinderte Zuzug von Scheinasylanten ein entscheidender Faktor bei der Steigerung des Wasserverbrauchs sei. Viele Migranten würden aus ihrer afrikanischen Heimat keine Wasserleitungen kennen und ließen deshalb den Hahn grundsätzlich offen, wodurch ein erheblicher Verbrauch von…“

„… habe im Garten des Beschuldigten einen Rasensprenger vorgefunden und diesen als Tatwerkzeug eingezogen. Es bedürfe nun allerdings einer gerichtlichen Klärung, ob in diesem Fall tatsächlich strafbares Verhalten vorliege, da das Gerät nicht auf einer Rasenfläche, sondern in einem Steingarten eingesetzt worden sei, so dass sich der Tatbestand einer widerrechtlichen Bewässerung von Grünpflanzen nicht im…“

„… wodurch die Kanalisation möglicherweise überfordert werde. Sollten zu viele Besitzer von Schwimmbecken im oder am Eigenheim simultan der kommunalen Weisung nachkommen und ihren Pool leeren, so sei mit einer Überflutung zu rechnen, die erhebliche Schäden an den…“

„… ob die gastronomischen Betriebe von der Sperre betroffen seien. Aus hygienischen Gründen könne der Betrieb der Spülmaschinen in den Restaurantküchen nicht unterbrochen werden, wenn das stündliche Limit erreicht worden sei, was sich außerdem auf die betrieblichen Abläufe der…“

„… das traditionelle Höhenfeuerwerk auf dem diesjährigen Herbstmarkt ausfallen werde, da die Feuerwehr keinen Löschzug bereitstellen könne. Die Ankündigung der Stadtverwaltung, dass dessen ungeachtet eine nächtliche Wassersperre von vier Stunden Dauer angeordnet werde, sei bei den Bürgern auf empörtes…“

„… von einer Anhebung des Trinkwasserpreises auch Besserverdienende betroffen seien. Eine steuerfinanzierte Deckelung komme für die Bundesregierung hingegen nicht in Frage, da davon die Leistungsträger überproportional betroffen seien und möglicherweise ins Ausland oder in einen…“

„… das Säubern einer vierhundert Quadratmeter großen Terrasse mit dem Hochdruckreiniger zu einer sofortigen Leere im Leitungssystem geführt habe. Die Wasserversorgung des auf einer Anhöhe gelegenen Pflegeheims sei dadurch für mehrere Stunden nicht mehr möglich gewesen, was zu mindestens einem…“

„… für einen Beratervertrag gezahlt habe. Das Consulting-Unternehmen habe vorgeschlagen, ein künstliches Flussbett in Ortsnähe anzulegen, um bei drohender Unterversorgung immer das Argument einer Vertiefung der Fahrrinne zu haben, mit dem sich die Regierungsparteien sowohl für die Wirtschaft als auch gegen oppositionelles…“

„… auf einer Versammlung gegen Impfzwang, Islamisierung und Gendern verkündet habe, dass die linksgrüne Bundesregierung plane, die verfassungsmäßige Unverletzlichkeit der Wohnung abzuschaffen. Vizekanzler Habeck, so Chrupalla, werde mit bewaffneten Sicherheitstruppen in die Duschen des deutschen Volkes eindringen und den Wasserverbrauch vor Ort…“

„… habe Kubicki angekündigt, er werde bei einer behördlich angeordneten Versorgungssperre so lange kalt duschen, wie er es sich…“

„… von mehreren unabhängigen Experten untersucht werden solle. Der Landesregierung erscheine ein gesetzliches Verbot von Waldbränden nicht zweckdienlich, während aus dem Bundesjustizministerium Zustimmung signalisiert werde, dass mit einem handwerklich sehr gut…“

„… es die soziale Lage erfordere, Sportstätten so lange wie möglich in Betrieb zu lassen. Die Bewässerung eines Golfplatzes diene ja neben der Erhaltung der Spielmöglichkeiten auch einem ökologischen Zweck und vermeide darüber hinaus auch einen negativen Eindruck bei potenziellen Investoren und…“

„… sich in den ländlich gelegenen Regionen neben den Renn- und Tuningsubkulturen eine Autowaschszene etabliert habe. So seien bei Polizeikontrollen an den Ausfallstraßen regelmäßig Gartenschläuche, Kanister mit Shampoo, Lackpolitur und…“

„… die städtische Schwimmhalle nur an Tagen mit Publikumsbetrieb ein befülltes Bassin vorhalten dürfe. Eine Kontrolle des Ordnungsamtes habe ergeben, dass das Wasser nicht wie vorgesehen am Sonntag abgelassen worden sei, um dann am folgenden Tag wieder…“

„… mit einer Strafanzeige zu rechnen habe, da er sein Kraftfahrzeug vorsätzlich im Wald mit mitgebrachtem Wasser gewaschen habe. Kubicki sei von den Beamtinnen mit mehreren…“





Vaterlandsliebe

24 08 2022

„Wir werden den Gürtel enger schnallen müssen. Also Sie. Oder haben Sie nach der Pandemie und der erfolgreich verpatzten Energiewende erwartet, dass Ihre Bundesregierung Ihnen unter die Arme greift und nicht in die Tasche?

Wir müssen doch alle Opfer bringen. Ich zum Beispiel fliege nur noch viermal im Jahr in Urlaub, die anderen Reisen mache ich im Dienstwagen. Das sind Probleme, die Sie als Unterschichtbürger gar nicht nachvollziehen können. Sie sind Angestellter und nicht arbeitslos? Dann warten Sie mal Ihre nächste Nebenkostennachzahlung ab, da sehen Sie dann, dass Sie keine dicke Lippe riskieren sollten.

Natürlich muss man Unternehmen, die sich an der Börse beim Zocken ins Knie geschossen haben, mit staatlichen Hilfsgeldern retten. Also mit Ihrer Kohle, Sie sind schließlich der Staat. Und in einem Rechtsstaat, in dem die Probleme ohne Ansehen des Unternehmens gelten, darf man Energiekonzerne ja nicht einfach anders behandeln als Banken oder Fluggesellschaften. Das machen wir ohne Prüfung der Person, weil da immer der Markt beteiligt ist, wenn Unternehmen ohne eigenes Verschulden in die Insolvenz zu gehen drohen – es sind ja nicht die Unternehmen, es sind die Menschen, die falsche Entscheidungen treffen, deshalb werden Sie auch erst mal finanziell durchleuchtet, wenn Sie sich auf Kosten des Staates bereichern wollen. Wohngeld, Hartz IV, das kostet alles das Geld der arbeitenden Bürger. Sie sollten sich langsam an den Gedanken gewöhnen, dass Sie keinen Anspruch habe, ewig zu denen zu gehören.

Wir können uns diesen Lebensstandard nicht mehr erlauben, genauer: Ihren Lebensstandard, oder zumindest das, was Sie Leben nennen. Wir müssen Milliarden investieren, damit alle paar Kilometer eine Autobahnauffahrt zur Verfügung steht, und Sie setzen sich einfach kostenlos in den nächsten Zug. Diese neun Euro rechnen wir jetzt mal nicht, in meinen Kreisen zahlt man nur mit Scheinen. Was für eine Arroganz haben Sie, dass Sie jetzt mit Forderungen ankommen, die wahrscheinlich auch jeder RAF-Terrorist gehabt hätte? Hat Ihnen der Hass auf den Staat schon so den Verstand vernebelt, dass Sie alles brennen sehen wollen?

Wir wollen ja auch das Neun-Euro-Ticket nicht abschaffen, weil es so furchtbare Löcher in den Haushalt reißt. Wir wollen es abschaffen, weil sich damit Menschen, die menschlich behandelt werden, auch wieder als Menschen fühlen. Das Scheißpack soll arbeiten oder nicht, aber die Leute sollen die Klappe halten. Am Ende führt das zu sozialem Frieden. Das halten Sie möglicherweise für eine gute Vorstellung, aber so läuft das nun mal nicht. Je mehr soziale Gerechtigkeit, desto eher tendieren die Wähler nach links, weil sie sozialen Frieden durch jahrelanges Framing mit linker Ideologie verbinden. Das kann auf Dauer nur zur Spaltung führen – wir, unsere Idee von Freiheit, und die anderen. Das sollten Sie sich genau überlegen, ob Sie das wollen.

Ich verstehe auch nicht, warum Sie jetzt mit der billigen Retourkutsche kommen, Politiker unserer Partei hätten Sie erst in diese beschissene Lage gebracht, in der Ihnen unverschuldete Armut, der Abbau Ihres Wohlstandes und möglicherweise der Kollaps dieser Gesellschaft droht. Sie, die gierigen Arschlöcher, haben uns doch erst gewählt, weil Sie dachten, wir würden Sie vor dem Schlimmsten bewahren wollen. Wann bitte war das je der Fall? Sind jetzt wir schuld, wenn Sie das politische Gedächtnis von lobotomierten Goldfischen haben? Als Ackermann Ihnen zwanzig Prozent Rendite versprochen hat, haben Sie da kapiert, dass er das nur verkaufen kann, weil Sie es ihm abnehmen? Wer ist denn hier das turbokapitalistische Dreckschwein?

Sie danken es uns ja nicht einmal, wenn wir uns mit Ideen beschäftigen, die nicht unserer politischen Ausrichtung entsprechen. Kaum hatten wir in der Partei mutige Außenseiterstimmen, die sich für die Öffnung der zweiten Gaspipeline einsetzten, schon haben Sie uns in die rechte Ecke gestellt. Denken Sie immer daran, um jemanden in die rechte Ecke zu stellen, muss man Linksextremist sein. Und dass Russland das Gas abfackeln muss, während wir hier frierend vor dem Kamin sitzen, ist Umwelttrollen wie Ihnen natürlich egal. Hauptsache, Sie können sich auf der Straße festkleben, damit wir den Flieger nicht mehr bekommen. Dass dafür dann eine zweite Maschine eingesetzt werden muss, die wieder Personalkosten verursacht, das kriegen Sie ja nicht in Ihren Schädel. Sie denken immer nur an sich selbst, an Ihre kleine privilegierte Kaste, die bei jeder Rechnung zum Amt läuft und herumheult, bis die Steuerzahler für Ihre Kosten einspringen. Das nenne ich mal Vaterlandsliebe.

Außerdem können wir den Deutschen immer noch seine Doppelstandards um die Ohren hauen. Wir wollen immer billiger produziertes Fleisch, das von ausländischen Zwangsarbeitern unter Brechreiz erregenden Bedingungen zerlegt wird, wir wollen T-Shirts für einen Euro, für die sich Kinder auf den Baumwollfeldern mit Pestiziden vergiften und in den Nähereien die Wirbelsäule verkrümmen, damit sie pünktlich in dem Alter arbeitsunfähig werden, in dem sie für pädophile Touristen interessant sind. Die anderen opfern sich für uns auf, da ist es doch nur gerecht, wenn sich das Volk für uns opfert.

Vorschlag zur Güte: wir machen für Sie ein paar Aktien billiger. Wenn Sie jetzt Ihre gesamte Habe verkaufen, haben Sie sich in sechzig, siebzig Jahren einen kleinen Zuschuss für Ihre Pflegekosten. Vorausgesetzt, Sie streiken jetzt nicht mit Ihrem blinden Aktionismus die Wirtschaft kaputt.“





Umgelegt

23 08 2022

„… zum Umdenken bewegt habe. Lindner habe sich angesichts heftiger Kritik aus den eigenen Reihen dazu bewegen lassen, die Hilfszahlungen für Betroffene von Energiekrise und Inflation stark auszuweiten, so dass nicht nur eine Verlängerung des Tankrabatts, sondern auch erhebliche…“

„… für Unverständnis gesorgt habe. Grüne und Linke, Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften seien mit den Entscheidungen des Finanzministers nicht einverstanden und würden sich nachdrücklich für eine sozial ausgewogenere und nachhaltige…“

„… es keine Denkverbote geben dürfe. Wenn auch die Schuldenbremse eingehalten werde, so bedürfe es doch in Einzelfällen deutlichen Beistand für die hart arbeitenden mitte, die sich mit dem…“

„… den Kauf eines Neuwagens mit 7.500 Euro subventionieren werde. Der Bundesfinanzminister habe in dem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass eine Stützung der Automobilbranche auch dem ÖPNV helfe. Da bereits in der Frühphase des Neun-Euro-Tickets die Überlastung bestimmter Strecken im Zugverkehr erkennbar wurde, werde durch den Fokus auf dem Individualverkehr eine spürbare…“

„… mit Einsparungen in Höhe von mehreren Milliarden Euro pro Monat berücksichtigt werden müssten. Sollte es innerhalb der nächsten fünfzig Jahre eine Zukunftstechnologie geben, die den Klimawandel aufhalte, wolle Lindner diese mit den Zinsen seiner jetzt akkumulierten…“

„… die seinerzeit von Laschet vorgeschlagene Energieumlage für Küchenbaubetriebe noch nicht endgültig vom Tisch sei. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen könne sich auf Unterstützung des Bundesfinanzministeriums verlassen, das mit einer großzügigen Steuererleichterung, die aus der Kürzung des Kindergeldes in allen anderen…“

„… dass die Ausweitung des Wohngeldes für Eigenheimbesitzer vorsichtig erfolgen müsse. Da Immobilien unterhalb von tausend Quadratmeter Wohnfläche Mitnahmeeffekte von Haushalten nach sich zögen, die den Unterhalt aus eigenen Mitteln bestreiten könnten, würde man diese Leistung ausschließlich für die…“

„… beklage Lindner eine unfaire Debatte über die aktuell angestrebten Transformationen in der Bundesrepublik. Da es viel mehr Empfänger von Sozialleistungen als Milliardäre gebe, müsse eine gerechte Lastenverteilung logischerweise immer die stärkere Gruppe ins Visier nehmen und dürfe nicht noch zusätzlich die Leistungsträger aus dem…“

„… Schützenhilfe aus dem Bundeskanzleramt bekomme. Es sei korrekt, dass dem Staat jährlich gut 100 Milliarden Euro durch Steuerhinterziehung verloren gingen. Der diesjährige Haushalt sei durch das Sondervermögen für die Bundeswehr bereits mit einer Summe in gleicher Höhe belastet, so dass es keine Spielräume für Geschenke an die…“

„… nachdem bekannt geworden sei, dass der ehemalige FDP-Vorsitzende Rösler als Aufsichtsrat des finnischen Energieversorgers Fortum Oyj, Mehrheitsaktionär von Uniper, für die Erhaltung des deutschen Stromversorgers durch eine Umlage gedankt habe. Er werde nach Absprache mit dem Bundesfinanzminister dafür sorgen, dass die aus der Verringerung der Umsatzsteuer resultierenden Gelder weitergegeben würden, größtenteils an die Mitglieder des Vorstandes, das FDP-Präsidium sowie die…“

„… es für die Bundesregierung gerade durch die hohe Inflation keine Einnahmeproblem gebe. Für das Bundesfinanzministerium bedeute dies, dass die Subventionen für den Autoverkehr nicht nur in der bisherigen Höhe, sondern sogar mit einem ganz erheblichen…“

„… die Strafen für Steuerhinterziehung zu verringern. Es stehe außer Zweifel, dass dieses Delikt nur in einer relativ kleinen Gruppe verübt werde, Lindner wolle jedoch die Leistungsträger auf keinen Fall dazu bringen, ihre Steuern in einem anderen Land nicht zu…“

„… den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Kurth, der auch Generalsekretär des thüringischen FDP-Landesverbandes gewesen sei, mit tatkräftiger Hilfe habe unterstützen können. Für den leitenden Mitarbeiter sei es eine lebenswichtige Entscheidung gewesen, die Einnahmen von Flixbus zu sichern, da auch andere Unternehmen Busverkehr anbieten würden, was zu einer starken Marktverzerrung durch die Mitbewerber im…“

„… wisse Lindner die Branche aus eigenen persönlichen Kontakten sehr zu schätzen und werde sie durch proaktive Maßnahmen zur Förderung des Wirtschaftszweiges vor konjunkturbedingten Dellen gerne schützen. Die notwendigen Gelder, die ein für 2022 prognostizierter Anteil der Schattenwirtschaft am deutschen Bruttoinlandsprodukt brauche, würden sich auch auf eine EU-weite Führungsrolle in der durch die Bundesregierung entstehende…“

„… es sich nicht um korrekte Berichterstattung handele. Die vom staatlich unterstützten NDR als ‚Porschebonus‘ titulierte Zuwendung gelte eben nicht nur für ein Sportwagenfabrikat, sondern für jedes Fahrzeug, das oberhalb der…“

„… es der Auftrag des Bundesfinanzministers sei, den Staatshaushalt im Auftrag kommender Generationen zu konsolidieren und nicht durch immer neue Verbindlichkeit in eine unrettbare Überschuldung zu treiben. Wer jetzt finanzielle Unterstützung für den Ausbau erneuerbarer Energien verlange, der habe in seinen linksgrünen Wahnvorstellungen offenbar immer noch nicht verstanden, dass dadurch Deutschlands Wohlstand noch schneller als befürchtet in den…“





Superscholz

22 08 2022

„Und, wissen Sie schon, wer’s wird?“ „Was wird?“ „Na, Bundeskanzler halt.“ „Wieso Bundeskanzler, wir haben doch schon einen?“ „Und Sie glauben, dass der Mann diese Legislatur überlebt?“

„Reden Sie jetzt von seinen Erinnerungslücken oder von seiner Energiepolitik?“ „Das ist ja nett, dass Sie das noch so sauber trennen können.“ „Also einige Bundeskanzler hatten da noch ganz andere Aussetzer.“ „Ist das jetzt ein Wettbewerb, bei wem am schönsten die Hütte brennt?“ „Ihm ist nichts nachzuweisen.“ „Man hat ihm also die silbernen Löffel erst in die Tasche gesteckt, und dann gibt er an, er habe sie nur vor den anderen Dieben sicher aufbewahren wollen.“ „Bleiben Sie bitte bei der Wahrheit, er hat das Geld gar nicht selbst geklaut.“ „Das entschuldigt natürlich alles.“

„Aber nehmen wir mal an, Sie hätten recht – ist das wirklich ein Rücktrittsgrund?“ „In der SPD ist alles ein Rücktrittsgrund, was sonst zu Neuwahlen führen könnte.“ „Vielleicht hat er ja wirklich nichts gewusst.“ „Deshalb trifft sich ein Bürgermeister, der Ambitionen auf den Parteivorsitz und das Amt des Bundeskanzlers hat, mit den Beschuldigten in einem Strafverfahren.“ „Das trifft ja auch auf viele Abgeordnete zu, nicht nur in der SPD.“ „Vielleicht hat die Partei ausnahmsweise Instinkt bewiesen, als sie ihn nicht zum Vorsitzenden gewählt hat.“ „Da in unserer Partei Amt und Vorsitz getrennt werden, kann man es auch als Votum für seine Kanzlerschaft werten.“ „Sie meinen, wenn der Zug schon vor die Wand fährt, dann möchte man doch wenigstens wissen, wer am Steuer sitzt?“

„Wir bräuchten irgendwie einen Kandidaten, der tolle Ideen hat, sie auch ganz klasse kommuniziert und dann nichts tut, was die Bevölkerung irgendwie überfordert.“ „Das reduziert die Auswahl ja schon mal auf hundert Prozent der Parteimitglieder.“ „Das muss nicht verkehrt sein, wenn der Kanzler die DNA unserer Partei verkörpert.“ „Sie sind so kurz davor, Schröder zurückzuholen.“ „Unsinn, der wird nie mehr eine Wahl gewinnen.“ „Dann können wir auch mit Scholz weitermachen, oder?“ „Kann man nicht einen von den Jüngeren…“ „Also unter 50?“ „Die sollten schon auch Erfahrung haben.“ „Wir haben jede Menge Ex-Minister, die in der Bundesregierung sozialdemokratische Werte für die Galerie hochgehalten haben.“ „Aber wir müssen moderner werden, die Probleme werden ja auch moderner.“ „Nur weil heute so ein Tag ist, wechseln wir doch nicht unsere politische Moral aus.“

„Wenn Sie unbedingt wollen, können wir Maas fragen.“ „Wie kommen Sie auf den Anzugständer?“ „Immerhin war er ein guter Außenminister.“ „Wir haben eine noch bessere Außenministerin.“ „Die könnte ja Ministerin bleiben, aber als Vize, und dann haben wir auch nicht immer diesen Streit mit der FDP, dass der Wirtschaftsminister so viel zu sagen hat.“ „Darf ich das als lachhaft bezeichnen?“ „Sie haben doch davon angefangen!“ „Weil wir einen Bundeskanzler haben, der nicht einmal seine eigenen Aussetzer aussitzen kann.“ „Klingbeil?“ „Hat welche Qualifikationen?“ „Wenn er Kanzler ist, kriegt die Partei vielleicht irgendwann einen Vorsitzenden, der mal ein guter Kanzler werden könnte.“

„Sie können das drehen und wenden, wie Sie wollen, die SPD hat dasselbe Problem wie der deutsche Arbeitsmarkt.“ „Zu geringe Gehälter?“ „Fachkräftemangel.“ „Wir haben überhaupt noch nicht über eine Frau gesprochen.“ „Stimmt, bisher waren die Kanzlerinnen ja immer Männer.“ „Was spricht gegen Schwesig?“ „Schwesig.“ „Die wurde mit sehr gutem Ergebnis wiedergewählt.“ „Scholz kam auch ins Kanzleramt, weil ein Gegner eine intellektuelle Beleidigung für die Wähler war und eine Gegnerin so stark, dass die Presse über sie Lügenmärchen verbreiten musste.“ „Sie meinen, man darf nicht in ein Amt gewählt werden, nur weil die anderen noch inkompetenter sind?“ „Das erklärt hinreichend die Laufbahn von Giffey.“

„Was macht Sie eigentlich so sicher, dass wir irgendwann Neuwahlen bekommen?“ „Die FDP.“ „Nach jetzigem Stand wäre die an der nächsten Bundesregierung nicht unbedingt beteiligt.“ „Nach jetzigem Stand wäre die nicht unbedingt im nächsten Bundestag vertreten.“ „Dann verstehe ich erst recht nicht, warum sie diese Koalition über den Haufen werfen sollte.“ „Weil sie eh irgendwann in der Versenkung verschwinden wird und den Prozess auf diese Art einigermaßen beschleunigen kann – Lindner will ja nicht sein Leben lang auf den Posten als Frühstücksdirektor bei Porsche warten.“ „Damit würde die FDP zugunsten einiger weniger Politiker dem Land schweren Schaden zufügen.“ „Erklären Sie mir doch mal, was diese Politsekte jetzt gerade tut.“

„Und wenn wir jetzt einen radikalen Wechsel in der politischen Ausrichtung wagen würden?“ „Sie meinen, wir machen endlich mal die Politik, die wir im Wahlkampf immer versprechen?“ „Ich dachte da eher an Kühnert.“ „Ich würde es nicht Visionen nennen, aber Sie sollten damit zum Arzt gehen.“ „Man wird doch mal eine klare Vorstellung entwickeln dürfen davon, was jetzt für das Land und die Bürger gut wäre – einen Bundeskanzler, der die Menschen mitnimmt, der ihnen erklärt, was die Zukunft bringt und was das bedeutet, wie man mit den Krisen vernünftig umgehen kann, auch wenn es nicht leicht wird, der vor Problemen nicht einfach wegläuft und vor allem nicht abgehoben und so verdammt arrogant rüberkommt wie die anderen in dieser Scheißregierung.“ „Das ist ja alles gut und schön, aber glauben Sie, dafür wechselt Habeck die Partei?“