Superscholz

22 08 2022

„Und, wissen Sie schon, wer’s wird?“ „Was wird?“ „Na, Bundeskanzler halt.“ „Wieso Bundeskanzler, wir haben doch schon einen?“ „Und Sie glauben, dass der Mann diese Legislatur überlebt?“

„Reden Sie jetzt von seinen Erinnerungslücken oder von seiner Energiepolitik?“ „Das ist ja nett, dass Sie das noch so sauber trennen können.“ „Also einige Bundeskanzler hatten da noch ganz andere Aussetzer.“ „Ist das jetzt ein Wettbewerb, bei wem am schönsten die Hütte brennt?“ „Ihm ist nichts nachzuweisen.“ „Man hat ihm also die silbernen Löffel erst in die Tasche gesteckt, und dann gibt er an, er habe sie nur vor den anderen Dieben sicher aufbewahren wollen.“ „Bleiben Sie bitte bei der Wahrheit, er hat das Geld gar nicht selbst geklaut.“ „Das entschuldigt natürlich alles.“

„Aber nehmen wir mal an, Sie hätten recht – ist das wirklich ein Rücktrittsgrund?“ „In der SPD ist alles ein Rücktrittsgrund, was sonst zu Neuwahlen führen könnte.“ „Vielleicht hat er ja wirklich nichts gewusst.“ „Deshalb trifft sich ein Bürgermeister, der Ambitionen auf den Parteivorsitz und das Amt des Bundeskanzlers hat, mit den Beschuldigten in einem Strafverfahren.“ „Das trifft ja auch auf viele Abgeordnete zu, nicht nur in der SPD.“ „Vielleicht hat die Partei ausnahmsweise Instinkt bewiesen, als sie ihn nicht zum Vorsitzenden gewählt hat.“ „Da in unserer Partei Amt und Vorsitz getrennt werden, kann man es auch als Votum für seine Kanzlerschaft werten.“ „Sie meinen, wenn der Zug schon vor die Wand fährt, dann möchte man doch wenigstens wissen, wer am Steuer sitzt?“

„Wir bräuchten irgendwie einen Kandidaten, der tolle Ideen hat, sie auch ganz klasse kommuniziert und dann nichts tut, was die Bevölkerung irgendwie überfordert.“ „Das reduziert die Auswahl ja schon mal auf hundert Prozent der Parteimitglieder.“ „Das muss nicht verkehrt sein, wenn der Kanzler die DNA unserer Partei verkörpert.“ „Sie sind so kurz davor, Schröder zurückzuholen.“ „Unsinn, der wird nie mehr eine Wahl gewinnen.“ „Dann können wir auch mit Scholz weitermachen, oder?“ „Kann man nicht einen von den Jüngeren…“ „Also unter 50?“ „Die sollten schon auch Erfahrung haben.“ „Wir haben jede Menge Ex-Minister, die in der Bundesregierung sozialdemokratische Werte für die Galerie hochgehalten haben.“ „Aber wir müssen moderner werden, die Probleme werden ja auch moderner.“ „Nur weil heute so ein Tag ist, wechseln wir doch nicht unsere politische Moral aus.“

„Wenn Sie unbedingt wollen, können wir Maas fragen.“ „Wie kommen Sie auf den Anzugständer?“ „Immerhin war er ein guter Außenminister.“ „Wir haben eine noch bessere Außenministerin.“ „Die könnte ja Ministerin bleiben, aber als Vize, und dann haben wir auch nicht immer diesen Streit mit der FDP, dass der Wirtschaftsminister so viel zu sagen hat.“ „Darf ich das als lachhaft bezeichnen?“ „Sie haben doch davon angefangen!“ „Weil wir einen Bundeskanzler haben, der nicht einmal seine eigenen Aussetzer aussitzen kann.“ „Klingbeil?“ „Hat welche Qualifikationen?“ „Wenn er Kanzler ist, kriegt die Partei vielleicht irgendwann einen Vorsitzenden, der mal ein guter Kanzler werden könnte.“

„Sie können das drehen und wenden, wie Sie wollen, die SPD hat dasselbe Problem wie der deutsche Arbeitsmarkt.“ „Zu geringe Gehälter?“ „Fachkräftemangel.“ „Wir haben überhaupt noch nicht über eine Frau gesprochen.“ „Stimmt, bisher waren die Kanzlerinnen ja immer Männer.“ „Was spricht gegen Schwesig?“ „Schwesig.“ „Die wurde mit sehr gutem Ergebnis wiedergewählt.“ „Scholz kam auch ins Kanzleramt, weil ein Gegner eine intellektuelle Beleidigung für die Wähler war und eine Gegnerin so stark, dass die Presse über sie Lügenmärchen verbreiten musste.“ „Sie meinen, man darf nicht in ein Amt gewählt werden, nur weil die anderen noch inkompetenter sind?“ „Das erklärt hinreichend die Laufbahn von Giffey.“

„Was macht Sie eigentlich so sicher, dass wir irgendwann Neuwahlen bekommen?“ „Die FDP.“ „Nach jetzigem Stand wäre die an der nächsten Bundesregierung nicht unbedingt beteiligt.“ „Nach jetzigem Stand wäre die nicht unbedingt im nächsten Bundestag vertreten.“ „Dann verstehe ich erst recht nicht, warum sie diese Koalition über den Haufen werfen sollte.“ „Weil sie eh irgendwann in der Versenkung verschwinden wird und den Prozess auf diese Art einigermaßen beschleunigen kann – Lindner will ja nicht sein Leben lang auf den Posten als Frühstücksdirektor bei Porsche warten.“ „Damit würde die FDP zugunsten einiger weniger Politiker dem Land schweren Schaden zufügen.“ „Erklären Sie mir doch mal, was diese Politsekte jetzt gerade tut.“

„Und wenn wir jetzt einen radikalen Wechsel in der politischen Ausrichtung wagen würden?“ „Sie meinen, wir machen endlich mal die Politik, die wir im Wahlkampf immer versprechen?“ „Ich dachte da eher an Kühnert.“ „Ich würde es nicht Visionen nennen, aber Sie sollten damit zum Arzt gehen.“ „Man wird doch mal eine klare Vorstellung entwickeln dürfen davon, was jetzt für das Land und die Bürger gut wäre – einen Bundeskanzler, der die Menschen mitnimmt, der ihnen erklärt, was die Zukunft bringt und was das bedeutet, wie man mit den Krisen vernünftig umgehen kann, auch wenn es nicht leicht wird, der vor Problemen nicht einfach wegläuft und vor allem nicht abgehoben und so verdammt arrogant rüberkommt wie die anderen in dieser Scheißregierung.“ „Das ist ja alles gut und schön, aber glauben Sie, dafür wechselt Habeck die Partei?“