„Oder vielleicht könnte er an einem Polizeieinsatz teilnehmen gegen Terroristen, wenn sich die Klima-RAF wieder an der Straße festkleben. Er könnte die vom Asphalt reißen, ohne Rücksicht auf Verluste, oder der Herr Ministerpräsident könnte ihnen voll eins in die Fresse hauen. Das darf er nicht, weil er kein Polizist ist? Schade, dabei würde das doch bei der Bevölkerung auf Verständnis stoßen.
Natürlich wissen wir, dass es auch solche gibt, die sinnlose Gewaltanwendung kritisieren, und es soll manchen geradezu tolerierbar vorkommen, dass bei einer Kundgebung die öffentliche Ordnung für ein paar Stunden gestört wird. Aber gerade deshalb, damit sich das ändert, müssen wir ja so deutliche Signale verbreiten, dass wir die Meinung in der Bevölkerung wieder unter Kontrolle kriegen. Sie würden gegebenenfalls einen Einsatz fahren mit dem Herrn Ministerpräsidenten? Ja großartig, wann denn und wo? Unfälle? So richtig mit Blut und Leichen? Das wird leider nichts, wir können das aus Sicherheitsgründen nicht zulassen. Stellen Sie sich mal vor, der Herr Ministerpräsident will beim Einsatz nicht stören, tritt versehentlich auf einen Radweg und wird da von einem SUV erfasst. Das kann doch niemand wollen.
Also mehr so Sachen, wo er sich als Kümmerer zeigen kann, aber auch in seiner Paraderolle als verantwortungsvoller Landesvater, der politische Sachzwänge beachtet und gleichzeitig Vorsitzender der CSU ist. Das bei der Tafel war doch ganz schön, da gab es ja zum Glück auch nur Fotos. Die Leute haben gesagt, dem nehmen sie kein Stück Brot aus der Hand. Hätte man im Fernsehen alles gehört. Lassen Sie sich da mal etwas einfallen, womit er sein Rollenprofil als rechter Hardliner mit Herz ein bisschen nachschärfen kann.
Klinik, das ist immer gut. Kinderklinik, das wäre noch besser, und wenn Sie jetzt noch eine Krebsstation klar machen könnten, das wäre total cool. Der Herr Ministerpräsident mit einer roten Nase unter kranken Kindern, da müsste er sich auch nicht groß verstellen, und dann machen wir in einer Viertelstunde Material für alle Abendprogramme und die Boulevardpresse, und dann kochen wir die Suppe bis zur Landtagswahl immer wieder auf. Es ist schwierig? Was ist schwierig? Überlastung? Es gibt doch noch freie Betten, oder haben wir nicht genug krebskranke Kinder in Bayern? Wir wollen zwar neue Atomkraftwerke bauen, aber so lange können wir doch jetzt auch nicht warten.
Corona-Station? Die gibt es immer noch? Das kann gar nicht sein, der Kollege von der CDU hatte doch neulich erst die Pandemie für beendet erklärt, Isolationspflicht haben wir hier auch keine mehr. Sie meinen, der Herr Ministerpräsident soll sich als Helfer für die Pflegehelfer einen ganzen Tag lang in die Klinik stellen? Das geht ja gar nicht. Erstens ist es ohne dreifache Schutzkleidung ausgeschlossen, dass der Führer der wichtigsten deutschen Partei sich so einem Risiko aussetzt, und dann auch noch in Ausübung seines Amtes, und zweitens würde ihn in diesem Anzug doch kein Wähler mehr erkennen. Das wäre die glatte Negativ-PR. Das machen wir auf gar keinen Fall.
Jobcenter? Das ist gar keine schlechte Idee, aber wie wollen Sie das hinkriegen? Da müssen Sie ja zehnmal so viele Hartzis einladen, wie wir für den Termin brauchen, weil die sowieso nicht kommen. Immerhin kann der Herr Ministerpräsident da mal ausschlafen, weil die Klientel ja auch erst mittags aufwacht. Gar keine Arbeitslosen? Also das müssen Sie mir jetzt erklären. Sind das alles Aufstocker oder Selbstständige? Mit denen würde sich der Herr Ministerpräsident natürlich auch gerne unterhalten und ihnen sagen, wie gut er das findet, dass die noch zur Arbeit gehen, obwohl sie trotzdem noch zum Jobcenter müssen. Dann kann man den Dreh ja vergessen. Fallmanager? Sie meinen, dass der Herr Ministerpräsident sich mit einem Fachangestellten auseinandersetzt? Und der erklärt ihm dann, warum er bisher nur Scheiße über Sozialleistungen erzählt hat? Ich habe Ihnen gleich gesagt, das geht nicht.
Irgendwas mit Tieren, meinetwegen, aber nur, solange es nicht auf dem Schlachthof ist. Wegen der vielen Ausländer, die da arbeiten, da kann man sich ja wer weiß was wegholen. Dann lieber Jobcenter, oder meinetwegen Bierzelt. Haben wir jetzt nicht irgendwo Starkbierfest oder Kirchweih oder sonst irgendwas, wo der Herr Ministerpräsident sich den starken Mann spielen kann? Es ist nicht die Saison? Meine Güte, das kümmert doch die Umfragewerte nicht, ob jetzt Saison ist, wir brauchen jetzt Ostern und Weihnachten an einem Tag, kapieren Sie das denn nicht?
Vielleicht irgendwas in der freien Natur, das kann man dann noch zweckentfremden, wenn der CSU-Vorsitzende irgendwann Koalitionsgespräche mit den Grünen führen muss. Muss ja nicht zu sehr auf Naturschutz aus sein, es reicht ja ein Wald, wo man schnell mit dem Auto hinkommt. Tannen sind gut, das sieht grün aus und trotzdem männlich. Das kann der Herr Ministerpräsident gut gebrauchen. Auf dem Marienplatz Tannenbäume verkaufen? Da muss er ja den ganzen Tag in der Kälte stehen, ich kann mir nicht vorstellen, dass er das mitmacht. Sie haben gut Reden, aber wir müssen uns hier um das Image der Landesregierung kümmern und um die CSU, und dann auch noch darum, dass es da keinen wahrnehmbaren Unterschied gibt. Nikolaus? Mit Bart kann ich mir so einen CSU-Chef nun gar nicht vorstellen, und die vielen Kinder, ich weiß nicht, das lassen wir mal besser. Es muss einfach passen, zur Partei, zur Stimmung, zur derzeitigen Lage in unserem Bayernland. Was meinen Sie? Hospiz!?“
Satzspiegel