„Nur noch mal zum Verständnis: sind Sie jetzt von der Republik Freies Germanien oder von der Freien Germanischen Republik? Ich habe nämlich keine Lust, jedes Schriftstück doppelt auszustellen, weil sich Ihre Karnevalsvereine gerade nicht auf einen gemeinsamen Stempel einigen können. Bringen Sie Ihren Kram in dreifacher Ausführung mit, gelocht, geheftet, und dann sehen wir mal weiter.
Neuanträge macht unsere Abteilung eh nicht, außerdem: seit wann ist denn diese BRD GmbH für Ihre Angelegenheiten zuständig? Ich dachte immer, uns gäbe es gar nicht? Und plötzlich wollen Sie für Ihren komischen Operettenstaat eine Bescheinigung für Steuerfreiheit von einer Bundesrepublik, den Sie abschaffen werden, wenn es soweit ist? Können wir uns mal auf eine Realität einigen, oder brauchen Sie eine in Reserve? Wenn Sie sich selbst verwalten, warum gehen Sie dann den deutschen Behörden auf den Geist?
Königreich, aha. Können Sie gleich knicken. Sie können auch nicht einfach aus der EU abhauen, das erfordert halt einen langfristigen Austrittsprozess. Schön, wenn Sie dazu eine eigene Meinung haben – die haben ja einige von Ihnen. Vielleicht hätten Sie sich mal die Gebrauchsanweisung von so einem Staat durchlesen sollen, bevor Sie einen gründen. Haben Sie Botschaftspersonal? oder überhaupt eine grobe Richtung von völkerrechtlicher Vertretung? Sie lassen das mal auf sich zukommen? Das hört sich sehr klug an, so machen das die anderen Staaten sicher auch. Und da ich davon ausgehe, dass Sie von anderen Staaten auch anerkannt werden wollen als Königreich Deutschland, werden Sie die entsprechenden Formalitäten im Vorfeld bereits erledigt haben, richtig?
Also auch das nicht. Gut, dass die Botschaften sich nicht für diesen Mist hergeben, das hätte ich Ihnen schon erklären können, aber Sie wussten ja auch alles besser. Haben Sie wenigstens eine eigene Armee? Zweihundert Mann? und zwei Panzer? Die kriegt ja die saarländische Bereitschaftspolizei im Vorbeigehen platt. Exekutionskommandos haben Sie? Die werden richtig sinnvoll sein, wenn die NATO-Streitkräfte zum Befreien vorbeigucken. Wenn ich mal fragen darf, wie viele Minuten hatten Sie bis zur Kapitulation veranschlagt?
Und wie wollten Sie eigentlich die Hundesteuer einziehen? Oder die neuen Reichspersonalausweise ausgeben? Macht das die Deutsche Reichs-GmbH? Ich frage nur, weil ich nicht so den Eindruck habe, dass Sie sich ernsthaft mit dem Aufbau von Verwaltungsstrukturen auskennen. Wir haben das nach 1990 alles in den Osten exportiert, das hat Jahre gebraucht. Sie machen das per königlichem Dekret? Nur, dass ich das richtig verstanden habe?
Ja, das kostet natürlich Geld. Wenn Sie keine Steuern oder Abgaben erheben, ist das Ihr Problem, dann wird’s aber schnell eng im königlichen Säckel. Da wäre eine Demokratie deutlich preiswerter, falls Sie nicht nach Ihrem üblichen Verfahren vorgehen: die Kohle in die eigene Tasche stecken und für alle Ausgaben andere hinhängen. Das mit der Währung wäre dann hoffentlich auch geklärt? Oder wollten Sie im Euro-Raum bleiben? Deutsche Mark? Taler? Dem internationalen Handel wird das egal sein, ob Sie in Zukunft Goldgulden oder Reichsmark der Germanischen Notenbank ausgeben. Das nehmen die alle nicht. Die Banken knipsen dann einmal das Licht aus, Ihr treues Staatsvolk hat bestimmt noch genug Vorräte im Erdloch gepreppt, wenn plötzlich die Läden leer sind. Aber Sie haben ja zweihundert Mann und Exekutionskommandos, wenn’s nicht so läuft wie vorgesehen.
Hoffentlich verletzt sich keiner von Ihnen bei der Aktion. Sie sind ja alle nicht versichert – und wenn, dann über die Deutsche Gesundheitskasse, die größtenteils dem Schnapsverbrauch ihres Gründers diente. Sollten Sie bei der Gelegenheit ein paar Todesfälle zu beklagen haben, dann werden Sie selbstverständlich auch Probleme haben, in den Genuss von Hinterbliebenenversorgungen zu gelangen. Euro werden Sie eh nicht akzeptieren, dann bleibt Ihnen vielleicht ein Sack Kartoffeln pro Monat. Die müssten Sie aber selbst anbauen, immer vorausgesetzt, Sie kennen sich damit aus. Und bei der Energieerzeugung dürfte es auch bald größere Probleme geben. Ihr Auftraggeber im Kreml wird Ihnen sicher ganz schnell ganz viel Gas und noch viel mehr Öl versprechen, wenn Sie ihn mit in der russischen Volkswirtschaft verwertbaren Devisen bezahlen. Wie Sie da patzen, haben Sie ein größeres Problem, als Sie sich ausmalen können.
Außenpolitisch müssten Sie sich natürlich auch mit Ihrem großen Meister einig werden. Sollten die Grenzen von 1914 für Sie noch Bestand haben, werden Sie nicht nur mit unseren direkten EU-Nachbarn einige robuste Verhandlungen eingehen, Sie werden auch Gebietsansprüche der ehemaligen Sowjetunion zu berücksichtigen haben. So anders als Sie tickt der Führer in Moskau nicht. Ich nehme an, er lädt Sie gerne mal ein auf ein Tässchen Tee.
Ach ja, und dann brauchen Sie natürlich auf dem schnellsten Weg eine neue Verfassung. Sie sind ja nach wie vor der Ansicht, dass das Grundgesetz gar nicht mehr gilt, obwohl es so richtig noch nie gültig gewesen ist, und dass nur durch eine gültige Verfassung ein souveräner Staat überhaupt als Staat gelten kann. Sollte das mit Ihrer Monarchie nicht unvereinbar sein, wäre es ratsam, diese Verfassung vorab dem Volk zur Abstimmung vorzulegen. War das nicht ursprünglich sowieso Ihr Plan?
Sie zahlen doch lieber die Strafe fürs Parken in der zweiten Reihe? Das ist klug von Ihnen. Alles Weitere hätte ich Ihnen auch nicht geraten.“
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