
Gernulf Olzheimer
Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.
Ganz am Anfang hatte der Hominide es leicht. Uga war natürlich auch wegen seines vorgerückten Alters mit knapp dreißig Jahren das Oberhaupt der Höhlensippe geworden, dennoch erwartete man von ihm, dass er wie seine Ahnen den Eindringlingen in das Jagdrevier ordentlich die Kiemen schuppte. Dafür ließ man ihm die besten Eiweißteile vom Grill, die große Keule sowie eine standesgemäße Endlagerstätte, sollte die Säbelzahnziege einmal stärker sein als er. Nur wenige Jahrtausende später zählten taktische und strategische Fähigkeiten zur Jobbeschreibung eines Stammesfürsten, der seinen Stadtstaat und die Armee, die kleiner war als die heutige Bereitschaftspolizei von Bad Gnirbtzschen, durch die ruhmreiche Eroberung eines Dorfs im Gebirgskessel unsterblich machte und damit seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher hatte – oder auf den Richtblock. Mit der Verbindung von Herrschaft und Land, die allmählich zu Volk und Staat verklumpten, blieb zwar die Notwendigkeit des Regierungskunst, doch je mehr diese Führung ein organisiertes System wurde, das bald Elemente von Mitbestimmung, Ämter- und Gewaltenteilung entwickelte, desto weniger fixiert wurde die Macht auf die eine an Weisheit und Entschlusskraft alles überstrahlende Person, die den ganzen Bums zusammenhielt. Was wir heute haben, ist die Ineptokratie.
Wie das Wort schon sagt, ist der Hochadel der Unfähigkeit an die Spitze des politischen Systems gerückt und unterhält eine Struktur, die vor allem den Tiefstbegabten Amt und Einfluss sichert. Was dort an Schnackbratzen empor gespült wird, ist der grindige Auswuchs des vollständig dysfunktionalen Apparates, der nur noch aus sich selbst besteht, bar jeder Verantwortung, fern jeder Ethik, bestenfalls eine rudimentär funktionstüchtige Maschinerie, die ihr eigenes Versagen verwaltet und sich nur noch marginal darum schert, welches Hampelmännchen gerade die fachliche Leitung markiert. Als Beweis für die Perfektionsfähigkeit des Peter-Prinzips, nach dem jeder in einer Hierachie dazu neigt, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen, werden die am wenigsten geeigneten Aluhütchenspieler ganz nach oben durchgereicht, wo sie außer ein bisschen Heißluft nicht mehr viel produzieren. Folgerichtig ist auch ihr Einsichtsvermögen so gut wie nicht mehr empirisch nachweisbar, wenn es um das von ihnen angerichtete Unheil geht, und gibt es keine Haftung für ihr sorgloses Schlawinern, wird sich auch keiner mehr für die Resultate dieses kostspieligen Unfugs interessieren.
Meist besteht diese mit wenig herausragenden Qualitäten gesegnete Schicht aus mittelmäßig begabten Querkämmern, die in Berufsbildern wie Eckensteher oder Schiffschaukelbremser reüssieren könnten, würden sie dabei nicht ständig dem Lauf der Dinge im Weg stehen. So schwiemelt sich das nach erfolgreich ausgesessenem Bausparerabitur ein Studium zurecht, dessen Früchte nicht für sinnvolle Tätigkeiten im öffentlichen Dienst reichen – ein attraktives Daseinsmodell für derlei Hohlpfosten, da es scheinbar wenig Arbeit verheißt, oft aber ein Dach über dem Kopf und eine gesicherte Altersvorsorge – und wird normalerweise zum F-Juristen, einem Blödföhn ohne Ahnung der rechtswissenschaftlichen Materie, billiges Futter für jede Art von Beraterfirmen, die in seinem Auftrag seinen Job erledigen, da er selbst damit überfordert wäre. Ab und an weist ein Weichstapler nach, dass er zweihundert Seiten Geraffel absondern kann, die ihm einen zweckfreien akademischen Grad und das damit verbundene Türschild einbringen.
Die Idioten und eine gründlich zerschranzte Demokratie gehen eine liebevolle Zwangssymbiose ein, wie die Frage nach Henne und Ei bleibt auch hier der Kausalkonnex zu untersuchen: ist die Herrschaft der Dummbeutel unausweichlich, weil sie von einer kernverdeppten Bevölkerung gewählt werden, oder schaffen sich die Knalltüten in weiser Voraussicht eine leicht von der eigenen Dämlichkeit zu überwältigende Trottelrotte, die ihre Macht nicht durch unvorhersehbares Denken gefährdet? Ist beides nur eine Korrelation, da ein tieferer Irrtum diese Gesellschaft in irgendetwas verwandelt hat, das nicht mehr zum Gebrauch bestimmt war? Oder ist es das Ergebnis einer zielgerichteten Zerstörung der Zivilisation, die sich vernünftigerweise nur durch eine wirre Verschwörungstheorie erklären lässt? Mit etwas Menschenliebe könnte man es als gelungenen Versuch der Inklusion verstehen, in dem vor allem die Beklopptesten es schaffen, ohne ständige Anleitung zu überleben, wenngleich nur auf Kosten der Gemeinschaft, während der ganze Rest dieses Beispiel doch wieder für das verheißene Aufstiegsversprechen nimmt, nach dem noch der letzte Honk es zu etwas bringen kann. Leider sind sie es, die den Lebenstraum dieser Trümmertruppe finanzieren, denn sie haben die gewählt, die sich an ihren Leistungen bereichern und sie zu Dank auch vollkommen rechtens zur Kasse bitten dürfen, denn sie haben das System so zurechtgedengelt. Und es steht zu fragen, ob diese aus Gier und Anmaßung gewachsene Grobheit nicht auch ein Zeichen von Intelligenz ist. Wenngleich nicht von menschlicher.
Satzspiegel