Stressfest

18 05 2011

„… dass von unübersehbaren Preisanstiegen überhaupt nicht die Rede sein könne, vielmehr sei ein heftiger Preisanstieg durchaus absehbar…“

„… begrüßte Röttgen die rational-fachliche Grundlage, nach der man jetzt entscheiden könne, dass möglicherweise sechs Atommeiler…“

„… zwar rechtswidrig, da man die Verfügungen zur Stilllegung nicht einfach während eines Pressetermins verkünden könne, die Bundesregierung sehe aber darin keinen Grund, das Verfahren zu ändern. Merkel betonte, dass sie auch weiterhin am Parlament vorbei…“

„… nach menschlichem Ermessen nicht durch die übermannshohen Schutzzäune, man müsse also schon die Kernreaktoren überfliegen, aber diese Vorstellung sei abstrus und nicht in der…“

„… die Reaktoren nie die Stufe 3, nirgends die Stufe 2 und nicht durchgängig die Sicherheitsstufe 1 erreichen – Röttgen wertete das vollständige Scheitern der deutschen Kernkraftanlagen als einen großen Erfolg, da nun erstmals ein wissenschaftlich und technisch einwandfreies Ergebnis vorliegen, das man komplett ignorieren könne, um die…“

„… aus Sicherheitsgründen den Preisanstieg in einer einzigen Stufe zu vollziehen und bereits jetzt 20 Euro pro Kilowattstunde vom Endkunden zu verlangen, um die Zukunft zu sichern, zumindest die der Vorstände der Energieunternehmen und ihrer…“

„… eine Verstaatlichung der Atomkraftwerke glatt ablehnte. Verluste sowie externe Kosten sozialisieren zu wollen sei der typische Ausweg der Ökostalinisten, die vor nichts zurückschrecken – Schäuble befand, man könne ausschließlich bei Banken, die gegen das Gesetz verstoßen hätten, eine Ausnahme…“

„… begrüßte Röttgen die rational-fachliche Grundlage, nach der man jetzt entscheiden könne, dass möglicherweise fünf Atommeiler…“

„… sind die Erkenntnisse des Stresstests zwar nicht neu und wenig überraschend, man könne jedoch bereits jetzt nach dieser Stresstest-Methode verfahren, um den Stuttgarter Bahnhofsneubau doch noch in eine erfolgreiche…“

„… erwogen, eine Nettokreditaufnahme von 56 Trillionen Euro zuzulassen, um eine Haftpflicht für die Atomkraftwerke nicht zu Lasten des Steuerzahlers…“

„… gab der Bundesverband der deutschen Atomkraftwerksbetreiber zu bedenken, dass es sich beim Ausgangsmaterial für Brennstäbe um natürlich produziertes Uran aus der Erde handelte (ohne Konservierungsstoffe), bei den Flügeln von Windrädern jedoch um Stahl, der mit extrem hohem Energieaufwand…“

„… nannte Bundesinnenminister Friedrich die Fragen der Reporterin unverschämt, sich nach dem Absturz von Sportflugzeugen auf Atomkraftwerke zu erkundigen. Man wisse aus absolut sicherer Quelle, dass Terroristen noch nie zuvor mit Sportflugzeugen in die…“

„… die Entschädigung von 700.000 Euro pro Tag gerechterweise auch nach dem Atomausstieg an die Kraftwerksbetreiber zu zahlen, da diese dann ja keine Chance mehr hätten, weiterhin ein leistungsloses Einkommen zu…“

„… könne ein Überflugverbot islamistischer Meteoriten noch als keine…“

„… dass ein Stresstest das komplette und systematische Versagen eines nur aus Ideologie, Heißluft und entfesselter Geldgier nachweise, die Ergebnisse der Untersuchung allerdings komplett ignoriert würden, so dass die Atomkonzerne mit ihrer Tätigkeit vollkommen ungehindert fortfahren könnten. Rösler zeigte sich sehr interessiert daran, auch die FDP einer solchen Beurteilung zu…“

„… verteidigte Röttgen die Untersuchung, da sie die umfassenden Mängel sehr differenziert aufzeigten. So würde jetzt eine riesige Menge an Chancen sichtbar, beispielsweise die Chance, dass ein wegen seiner antiquierten Notstromversorgung durchbratender Altreaktor wie Biblis A nie durch einen Tsunami beschädigt…“

„… versicherte Ramsauer, über die sichersten Atomkraftwerke der Welt flögen ausschließlich die sichersten Flugzeuge der Welt, so dass von einer Gefahrenlage zu keiner Zeit…“

„… die Kühlsysteme in Fukushima nicht erst nach dem Tsunami ausgefallen seien, was die Kanzlerin als ein sehr wichtiges Moment werte. Da es in Deutschland gar keine Tsunamis geben könne, weil der Pazifik ja viel zu weit entfernt sei, wäre ein Ausfall der Kühlung auch ausgeschlossen und…“

„… begrüßte Röttgen die rational-fachliche Grundlage, nach der man jetzt entscheiden könne, dass möglicherweise vier Atommeiler…“

„… gab Ex-Minister Brüderle zu, dass angesichts der nächsten Bundestagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational…“

„… die Bewertungskriterien bei der zur Verfügung stehenden Zeit nicht auf Basis wissenschaftlicher Grenzbetrachtung generiert, sondern im Wesentlichen nur postuliert werden konnten, ändere die Bundesregierung ihren Zugang zum Glücksspielstaatsvertrag grundlegend, da sie nun selbst die Lottozahlen vorhersagen…“

„… sei ein Zeichen von christlicher Barmherzigkeit und mitfühlendem Liberalismus, dass man die Reaktoren nicht nach objektiven Maßstäben beurteile. Technischen Vollschrott, der sich nicht einmal mehr nachrüsten ließe, ohne Auflagen durch die Prüfung zu lassen, sei vielmehr ein Akt von sozialer Gesinnung, die man nur…“

„… den Privatversicherern, die Summe für den Haftpflichtschutz aus öffentlichen Geldern aufzubringen; die Nachversicherung übersteige den Bundeshaushalt zwar um ein Mehrfaches, sei aber mit einem Schattenhaushalt noch…“

„… noch keine Aussagen über den Stresstest zu machen oder generell über die Gefahren von Atomreaktoren. Man wolle lieber erst das Ende der Kernschmelze in den Reaktoren 2 und 3 abwarten, um die Ergebnisse zu…“

„… sich Rösler, dass ein atomarer Super-GAU in Deutschland gigantisches Wirtschaftswachstum nach sich zöge, da der Wiederaufbau mehrere Jahrhunderte lang die leistungsbereiten…“

„… immerhin noch viel sicherer als Windkraft, sagte der Vorstandssprecher. Noch nie sei ein fliegendes Atomkraftwerk mit einem Vogelschwarm bei einer Kollision…“

„… auf entschiedenen Widerstand bei Friedrich, da Terroristen in Deutschland Weihnachtsmärkte und Flughäfen, niemals aber so gefährliche Objekte wie Kernkraftwerke angreifen würden. Dies sei viel zu gefährlich bei einem Selbstmordattentat, befand der CSU-Minister, ein Aufprall mit dem Flugzug auf ein AKW berge erhebliche Risiken für die durchführenden Personen und sei auch aus versicherungstechnischer Sicht nicht mehr…“

„… kündigte an, die Studie zur Gefährlichkeit des Rauchens nicht mehr von Zigarettenherstellern finanzieren zu lassen. Aus Gründen der Objektivität sei es vielmehr notwendig, diese die Untersuchung gleich selbst durchführen zu…“

„… dass sich nicht der Sachverhalt geändert habe, sondern nur seine Sicht auf den Sachverhalt; Röttgen gab an, ihm sei die Sicherheit deutscher Atommeiler nicht mehr so egal wie vor wenigen Monaten, sie sei ihm inzwischen derart scheißegal, dass es schon…“

„… da eine sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle technisch nicht machbar sei, und schlug vor, die Stromproduktion aus Atomkraft daher ohne Frist wieder zu erlauben, da nur dann…“





Nach Augenmaß

28 03 2011

„Da dürfen Sie mich nicht fragen. Haben Sie eine Bedienungsanleitung? Eben. Ich auch nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass man die nicht einfach so abschalten kann. Das Modell ist zu alt, da kriegen Sie ja nicht einmal mehr vernünftige Ersatzteile. Und wenn da mal ein Kleinteil einfach so rausfliegt oder eine ganze Baugruppe ausfällt – ich bin ja auch für den Ausstieg, je schneller, desto besser, aber ich fürchte, wir werden Merkel kontrolliert runterfahren müssen. Einfach ausknipsen lässt sich die Alte jedenfalls nicht.

Schrittweise, haben sie gesagt. Erst Hamburg, jetzt Stuttgart, und irgendwann Deutschland. Aber mit dieser Kanzlerin kriegen Sie das nicht mehr hin, das sieht doch ein Blinder! Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg, oder ist das jetzt schon Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg? Haben Sie da noch Ausblick? Durchblick, meine ich? Ich auch nicht. Hat keiner. Alles ein Chaos. Gut, jetzt sind wenigstens die Reaktoren Mappus und Gönner vom Netz. Dieses verstrahlte Geraffel, hat das überhaupt noch eine Betriebsgenehmigung? Wer entsorgt den Abfall von diesen Klötzen? Und werden die auch irgendwo sicher endgelagert? Oder kommen die zu Guttenberg in die Wiederaufbereitungsanlage? Das muss man doch wissen!

Stresstest hat sie das genannt, die Merkel. Das leuchtet mir nicht ein. Sie macht nur einen Stresstest mit der CDU. Dabei ist ihr der Wähler dazwischengeraten. Ach, dieser Stresstest ist bloß Papierkram? Na, das passt ja. Für die CDU findet die Verfassung ja auch nur auf dem Papier statt.

Die Kühlsysteme, das ist der Schwachpunkt. Wulff, von Beust, Koch, alle havariert – ein paar haben sogar freiwillig den Geist aufgegeben, soweit man bei denen von Geist sprechen kann. Aber dann gucken Sie mal, was Sie da an Ersatzteilen geliefert bekommen! Ahlhaus, das ist ja als Nachbau noch erträglich, aber Bouffier? Den Hongkongschrott baut sich doch kein normaler Mensch ein!

Klar, jetzt merkt man erst, was das DDR-Erbe von der Merkel alles ausmacht. Sie hat ja vor allem Abwickeln gelernt. Also gehen wir mal davon aus, dass die CDU ordnungsgemäß um die Ecke kommt.

Sie meinen, Merkel sei ein Schneller Brüter? Das verstehe ich jetzt nicht. Weil sie ständig Zeugs von sich gibt, das die Bevölkerung spaltet? Herbst der Entscheidungen, Jahr des Vertrauens und solche Sachen? Ach deshalb. Ja, kann man unterschreiben: dass sie mehr Müll produziert, als für die ganze CDU ausreicht. Und Westerwelle? Druckwasser-Überreaktor, typischer Fehlbau. Der Mann macht doch nichts als heiße Luft. So viel kontaminierte Abwärme kriegen Sie sonst nur um die Ohren geblasen, wenn Sie Homburger und Brüderle als Reihenschaltung betreiben. Aus der thermischen Energie kriegen Sie locker eine Resthirnschmelze hin. Leichtwasserreaktor? Westerwelle? Meinten Sie jetzt, den kriegt so ein Leichtmatrose eher geregelt? Da muss ich Sie leider enttäuschen, der kriegt gar nichts hin.

Jedenfalls nicht nach Augenmaß. Doch, das hat sie immer wieder betont: Augenmaß. Leider hat sie uns nicht verraten, ob wir ihren Knick in der Optik berücksichtigen müssen. Heißt denn Augenmaß jetzt, dass wir sie vom Netz nehmen und ausglühen lassen bis 2013? Oder gleich Neuwahlen und dann ab in die Asse mit diesem Verdampferkonzentrat? Oder in den Weltraum? Ich würde das gut finden. Und die ganzen CDU-Landesverbände, wenn man denen sagen würde, wir schießen die Merkel zum Mond – Sie, die würden ihr letztes Hemd hergeben, wenn sie dafür eine deutsche Rakete bauen dürften! Aber das wird nicht passieren, da bin ich mir sicher. Ganz sicher. Denn so sicher ist auch sicher, dass die Sicherheit von Mondraketen nicht sicher genug ist, da können Sie noch so viele Ethikkommissionen einsetzen, die herausfinden sollen, was sie denn nun eigentlich herausfinden sollen. Am Ende geht so eine Rakete beim Start in die Luft, der radioaktive Mist explodiert, und dann haben wir das Zeug auch wirklich überall. Und das geht doch nun wirklich nicht – ich meine, es reicht doch, wenn die Merkel in Deutschland die Atmosphäre vergiftet.

Es wird vermutlich hier so laufen wie in Japan: die Leute, die sich haben verstrahlen lassen, sind am Ende selbst daran schuld und brauchen sich gar nicht erst irgendwelchen Hoffnungen hingeben. Das neoliberale Prinzip halt, alle Tellerwäscher, die es nicht bis zum Millionär geschafft haben, müssen zur Strafe seine Steuern mitbezahlen. Sozialsystem, Bildung, innere Sicherheit, die Kernschmelze hat längst stattgefunden, aber die Quatschköpfe stehen immer noch in der Landschaft und verkünden, dass sie alles unter Kontrolle haben – bis irgendein Brüderle versehentlich das Gegenteil herausfindet. Es steigt ja auch keiner mehr durch in diesen Bedienungsanleitungen. Da steht zum Beispiel, das, was Kohl gesagt hat, sei Illoyalität. Immer, wenn jemand die Wahrheit sagt, dann ist das Illoyalität. Verstehen Sie das? Ich auch nicht. Aber vielleicht hat ja Orwell die Betriebsanleitung geschrieben.

Keine Ahnung, wer die Liquidatoren auf dem Wasserwerfer sein werden. Kauder vielleicht, de Maizière, von der Leyen, Röttgen. Wenn sie sich zum Schluss ganz sicher sind, dass da keiner mehr lebend rauskommt, dann werden sie Pofalla auch noch in die Strahlen schicken. Denn das ist doch das eigentliche Dilemma der CDU: alle wünschen sie sich heimlich, dass die Merkel der Schlag trifft, aber alle wissen sie auch, dass dann auch nichts mehr kommt. Und das ist, im Gegensatz zu den deutschen Kernkraftwerken, todsicher.“





Das Beben der Anderen

21 03 2011

„Sie kommen auf Empfehlung?“ „Uns blieb nichts mehr übrig.“ „Na, jetzt werfen Sie mal die Flinte nicht gleich ins Korn, junger Freund. Wir haben schon ganz andere Kühe vom Eis geholt.“ „Aber bedenken Sie, es ist diesmal die CDU.“ „Eben, Sie müssten doch langsam an den Zustand gewöhnt sein. Ihre Partei hat mal wieder einen Störfall.“

„Meinen Sie denn, da ist noch was zu machen?“ „Wie gesagt, nur die Ruhe. Die Erfahrung zeigt, ein bissel was geht immer. Wenigstens nicht total in Verzweiflung versinken.“ „Und das können Sie? Sind Sie so gut?“ „Lieber Freund, wir sind das erste Haus am Platz. Dass Spinat viel Eisen enthält, dass Mülltrennung ökologisch sinnvoll ist, dass Guido Westerwelle den aufrechten Gang beherrscht – alles unsere Arbeit. Wir beherrschen unser Handwerk. Uns glaubt man alles.“ „Und wie machen Sie das?“ „Wir arrangieren Ihr Image neu. Dazu ist es…“ „Vergessen Sie’s. Das hat sich bei der CDU gerade in seine Einzelteile zerlegt.“ „Umso besser. Dann können wir ja auch die Vergangenheit etwas flexibler modellieren.“ „Natürlich. Es ist eine Frage der Argumentationsmuster.“ „Der – was?“ „Eine Frage der Argumentation. Des Blickwinkels. Entweder die Türken nehmen uns die Arbeitsplätze weg und heiraten unsere Frauen, oder die Islamskis schmarotzen sich in die soziale Hängematte und bringen mit ihren muselmanischen Weibern lauter Kopftuchmädchen auf die Welt. Wir beweisen Ihnen alles, was Sie brauchen. Sie müssen uns nur sagen, was rauskommt, den Grund liefern wir.“

„Das Problem ist, dass wir unsere bisherigen Äußerungen über Atomenergie nicht mehr unter Kontrolle bekommen. Die Leute haben den Eindruck, wir würden mit der Fliegenklatsche einen Flächenbrand beseitigen wollen.“ „Sehr gut, dann empfehle ich Reframing. Wir deuten die Sache mal ins Positive um. Zunächst hat die rot-grüne Bundesregierung sich viel zu sehr gegen den scheinbaren Widerstand der CDU gewehrt.“ „Wieso scheinbar? Wir haben diesen linken Spinnern…“ „Unterbrechen Sie mich gefälligst nicht. Wir haben Widerstand geleistet. In Wahrheit wollten wir durch unsere fanatische Unterstützung von Windenergie und Solarstrom ja dem politischen Gegner in die Hände spielen.“ „Aber wir haben doch gar nicht…“ „Meine Güte, Sie sind mir vielleicht begriffsstutzig! Sie haben eine grüne Agenda gefahren, aber so versteckt, dass sie jetzt der Opposition den Wind aus den Segeln nehmen können, kapiert?“ „Das nimmt uns doch keine Sau mehr ab, das geht nun wirklich nicht mehr.“ „Meine Güte, versuchen Sie’s doch wenigstens! Hinterher können Sie immer noch sagen, dass die Opposition schuld ist an dem ganzen Dilemma.“ „Und wenn wir mitmachen, was sagen wir dann über die anderen Ausfälle unserer Klimakanzlerin?“ „Sie wollten den Atommüll im Biosprit verklappen, um Greenpeace in einen Bürgerkrieg zu treiben, der dann ein für allemal nachhaltige Umweltmaßnahmen durchsetzt.“ „Und das ist realistisch?“ „Im Vergleich zu dem, was Sie der Öffentlichkeit jetzt erzählen: allemal.“

„Bisher hat sich die Kanzlerin aufs Atomgesetz berufen und eine Abschaltung wegen einer akuten Gefahr beschlossen. Kann man das hinbiegen?“ „Sie müsste jetzt natürlich einmal ausblenden, dass die Gefährdung vorher gar nicht bestanden hat, und zum zweiten nachweisen, dass die Gefahr, die daher jetzt besteht, nicht durch die SPD bekämpft wurde.“ „Wie sollte die SPD denn eine Gefahr bekämpfen? Und womit?“ „Was weiß denn ich? Möglicherweise schieben sie Kurt Beck zwischen die Brennstäbe.“ „Müssten wir nicht jetzt besser so argumentieren, dass alle, die die atomare Gefahr in Deutschland kleinreden, im Grunde genommen schon immer für Kernenergie waren, weil sie davor gewarnt haben?“ „Das ist zu kompliziert.“ „Wollen wir’s nicht lieber so darstellen, dass man über die Risiken der AKW nicht mehr reden darf, weil das gegenüber Japanern nicht…“ „Das ist die Guttenberg-Masche mit den toten Soldaten. Nicht dran rühren, seien Sie lieber froh, dass Sie den Strahlemann so schnell in die Endablagerung gekriegt haben.“

„Und was müssten wir sonst noch so ändern, um wieder in die Siegerspur zu kommen?“ „Alles. Also wenigstens mal ein bissel rhetorisch aufräumen mit dem ganzen prähistorischen Zeugs. Alternativlos, rechtsfrei…“ „Aber das Internet ist…“ „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Der Luftraum über Libyen. Oder der Stuttgarter Schlossgarten. Das sind rechtsfreie Räume.“ „Das wird jetzt eng.“ „Wir haben da eh kaum Spielraum. Würde es Ihnen notfalls reichen, wenn wir kommunizieren, dass Mappus nicht wegen des Bahnhofs und seiner Wasserwerferorgie, sondern wegen des EnBW-Deals nicht gewählt wird?“ „Was soll das bringen?“ „Dann sagen sich die Leute, er ist halt ein korruptes Schwein, aus dem kann in der CDU noch etwas werden. Man muss auch mal nachhaltig denken.“ „Und wenn wir das Wahlvolk mit ein paar eher versöhnlichen Botschaften ruhigstellen?“ „Sie könnten beispielsweise Seehofer sagen lassen, dass die Muslime auch irgendwie Menschen…“ „Haben Sie noch alle Tassen im Schrank!?“ „Naja, war auch nur ein Beispiel.“ „Und was machen wir dann?“ „Dann haben Sie immer noch die Chance auf die Fundamentalopposition und können in der nächsten Legislaturperiode kritisieren, dass die anderen Parteien enorme Kosten werden aufwenden müssen, um die Folgen Ihres unfähigen Getues zu kurieren.“ „Und das klappt?“ „Ich würde mich nicht darauf verlassen. Am besten wäre immer noch ein Ausstieg mit Augenmaß?“ „Aus der Kernkraft?`“ „Nein, von Merkel. Aus der Regierung.“





Strahlende Sieger

7 09 2010

„Pardon, aber habe ich da etwas nicht mitgekriegt? Wovon sprechen die eigentlich? Riesenerfolg? Wo ist da der Riesenerfolg?“ „Wer hat das gesagt?“ „Klaus Breil, dieser energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.“ „Wenn man derart mit Lobbyismus kontaminiert ist, hält man die Erfolge seiner Geldgeber eben schon für die eigenen. So ist das eben mit dem Atomkompromiss.“ „Und wieso eigentlich Kompromiss? Kompromiss ist, wenn beide Seiten etwas davon haben.“ „Stimmt ja. Die Atomindustrie sackt Milliarden ein und die FDP freut sich demnächst auf Wahlkampfspenden.“

„Großer Wurf für Deutschland – pah!“ „Leider an der Tonne vorbei.“ „Das stinkt doch gewaltig! Da hocken sich diese Nulpen mit dem Merkel an einen Tisch und knobeln aus, wie sie der Industrie noch mehr Kohle in den Hintern schieben können…“ „Nein, falsch. Sie haben vergessen, dass die Atomkraftwerksbetreiber mit am Tisch saßen.“ „Das ist doch grotesk – die dürfen sich jetzt also ihre Gesetze selbst machen?“ „War das bei den Banken anders? Nein, Sie verstehen das falsch. Das ist Merkels Form von Basisdemokratie: das Volk darf sich an der Entscheidungsfindung beteiligen und im Gegenzug vertrauen, dass die Kanzlerin alles tut, um den Willen des Volkes durchzusetzen. Wie in der DDR.“

„Wozu brauchen wir denn diesen Quark? Das soll ein Förderprogramm für erneuerbare Energien sein?“ „Klar. Schauen Sie sich doch das marode Gezumpel an, das die Stromkonzerne da am Netz haben. Da ist so eine Abwrackprämie doch echt angesagt, oder?“ „Beschiss ist das! Reiner Beschiss, wenn Sie mich fragen!“ „Es fragt Sie aber keiner. Die Regierung tut das doch alles nur, um Sie vor Ihrer eigenen kurzsichtigen Meinung zu schützen. Deutschland braucht Atomenergie.“ „Das haben wir ja gesehen. Sechs Atomkraftwerke vom Netz, aber die Lichter gehen nicht aus. Wir exportieren immer noch fleißig Strom. Und die regionalen Versorger werden verschaukelt, weil man ihnen die Zuschüsse für erneuerbare Energien erst verspricht und dann, wenn sie benötigt werden, einfach verweigert. Das nenne ich Beschiss!“ „Ich bitte Sie, diese Regierung hat doch alles getan, was sie im Koalitionsvertrag angekündigt hat. Und sogar noch mehr.“ „Was, noch mehr?“ „Das Bakschisch für die Hotelpagen hatten Sie schon vergessen?“

„Das ist doch alles ein Wahnsinn, was das alles den Steuerzahler kosten wird.“ „Seien Sie froh, dass Sie es nicht mehr erleben. Die Milliarden, die Sie für die Endlagerung brauchen, werden vielleicht Ihre Urenkel zahlen. Und da kommen sie noch gut weg – was meinen Sie, was das bis jetzt schon für ein Schweinegeld gekostet hat.“ „Was war denn daran so teuer?“ „Na, rechnen Sie doch mal nach: die PR-Kampagne mit Oliver Bierhoff, gekaufte Gutachten, Schmiergelder für die Politiker, die Ausfälle, die nach der Brennelementesteuer kommen werden, weil die Verbraucher die Zeche werden zahlen müssen – und dann sollten Sie auch mitrechnen, was das ganze Verfahren an Prozessen und anderen Auseinandersetzungen hinterher kosten wird. So schnell ist das nicht vom Tisch.“ „Wenn man unseren strahlenden Siegern Glauben schenken darf…“ „Wann kann man das schon.“ „… dann ist das eine kinderleichte Sache. Wird einfach so durch den Bundestag gewunken, wenn mal nichts Großes auf der Tagesordnung steht.“ „Blödsinn. Das Gesetz wurde 2002 mit Zustimmung des Bundesrates beschlossen, deshalb wird der Mist auch jetzt durch die Länderkammer und dann direkt in den Vermittlungsausschuss gehen.“ „Das muss Merkel doch aber wissen.“ „Reden Sie im Zusammenhang mit der nicht von Wissen, die ist Physikerin. Die weiß bloß, wie man eine Regierung im Kern spaltet. Und hinterher das Volk.“

„Jetzt mal ehrlich: wissen die denn da oben überhaupt, was die machen? Warum redet dieser Brüderle die ganze Zeit von einem substanziellen Beitrag zum Ausbau von Ökoenergie? Und woher sollen denn bitte seine 30 Milliarden Euro kommen, wenn die Steuer nach allen Abschreibungen mit Ach und Krach mal zehn Prozent davon bringen wird?“ „Dann werden sie am Ende den Ausstieg eben nochmals verschieben, um die erforderliche Summe zusammenzukratzen.“ „Und dann wollen die jetzt Geld in die Sicherheit der Atomkraftwerke investieren. In die Sicherheit! Jetzt! Verdammt, worüber haben wir die letzten 40 Jahre geredet?“

„Sie müssten doch bereits seit 2005 einige Dinge über Merkel gelernt haben: sie ist für die Scheiße, die sie macht, nie selbst verantwortlich. Und immer, wenn irgendjemand auf ihre Weisung diesen Dreck breittritt, kann sie ihn als Abkanzlerin in der Versenkung verschwinden lassen. Die Berater haben ihr auseinandergesetzt, längere Laufzeiten sind Bockmist, Umweltbundesamt, Energieagentur, Umwelt-Sachverständigenrat, alle haben es kapiert. Auch die wissenschaftlichen Gutachter haben das gesagt, mit einem kleinen Schönheitsfehler: diese Gurkentruppe will gar nicht wissen, wie man mit Brüderles Zahlengegaukel die Klimaziele erreicht oder sogar den Aufschwung am Arbeitsmarkt damit hinbekäme. Sie halten sich lieber die Augen zu, dann ist der böse Mann weg.“ „Die Klimakanzlerin macht also aus Gründen neoliberaler Klientelpolitik ihr komplettes Image als Umweltretterin kaputt und verkauft sich für ein paar Milliarden, die sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals kassiert?“ „Ja. So würde ich das formulieren.“ „Und warum bitte? Warum?“ „Merkel will eben zeigen, dass Westerwelle nicht der einzige Versager in dieser Regierung ist.“