Herzlichen Glückwunsch

2 08 2022

„Fünfzig Prozent, mindestens – alles andere würde die Gesellschaft als ungerecht empfinden. Wer hat, dem muss man eben auch nehmen können, damit die Allgemeinheit finanziert werden, und wem kann man sonst so viel nehmen wie diesem arbeitslosen Schmarotzerpack?

Für Sie klingt das natürlich wie der Fiebertraum eines neoliberalen Arschlochs, und ja, da haben Sie sogar recht. Der Finanzminister hat weder Kosten noch Mühen gescheut, beides natürlich zu Lasten des Staates, damit wir wieder in einer Gesellschaft leben, in der sich Arbeit lohnt. Also nicht seine, da können Sie auch lange warten. Aber grundsätzlich ist es ja so, dass man das Problem mit Arbeitslosen immer durch Druck beheben kann. Manchmal ist dann das Problem weg, noch viel öfter sind es die Arbeitslosen, aber stört Sie das?

Im Grunde ist es doch eine alte Weisheit, man muss Reichtum immer relativ sehen, und deshalb muss man das mit Armut auch. Wer den ganzen Tag ausschlafen kann, weil er arm ist, dem geht es ja in der Regel viel besser, als müsste er mehrmals im Jahr nachgucken, ob seine Dividenden rechtzeitig auf dem Nummernkonto eingegangen sind. Man muss sich um die Inspektionstermine des Dritt- bis Fünfwagens kümmern, manchmal kommt zu der Jacht noch der eine oder andere Mittelstandsjet dazu, das muss alles verwaltet werden. Wenn man nicht ganz doof ist, machen das natürlich andere für einen, aber als Schmarotzer kann man selbst im Bett bleiben, und das nennen Sie gerecht? Die, die Sie arm nennen, das sind doch im Grunde die, die das Ideal dieser Gesellschaft leben, obwohl sie dazu gar keinen Grund haben!

So eine Armutsbesteuerung hat schon ihre Berechtigung, und das meine ich nicht einmal im moralischen Sinne – da können Sie lange warten, bis der Finanzminister solche Anwandlungen hat. Nein, ich meine die Lenkungswirkung. Wenn Sie als notleidender Milliardär, der von dieser mafiösen Steuergesetzgebung gezwungen wird, sich an Recht und Gesetz zu halten, wenn Sie da vom Staat in die Mangel genommen werden, da können Sie ja gar nicht anders, als aus lauter freiheitlicher Gesinnung Ihre Steuern zu hinterziehen, die Produktion in ein Armutsland zu verlagern, wo man das Personal noch rausschmeißen darf, wenn die Leute es wagen, einen an die Tariflöhne zu erinnern, und den Rest in Steueroasen zu verschieben, wo andere für einen in den Knast wandern, wenn das aufkippt. Das muss man beachten, die schlimmen Konsequenzen haben eben auch Arme zu befürchten, wenn sie es wagen, Transferleistungen in Anspruch zu nehmen. Da ist dann eben die Hälfte weg, und wenn sie dagegen einschreiten wollen, dann müssen sie arbeiten. So viel Mut hat ja von denen kaum einer.

Sie sehen den Staat immer noch als Gesamtheit der Individuen, und da haben Sie auch recht, aber dann dürfen wir die Kollektivhaftung auch für uns übernehmen. Für in der Gesellschaft auflaufende Ungerechtigkeiten müssen dann eben die büßen, die sich gerade nicht dem Zugriff des Staates entziehen können. Theoretisch steht es Arbeitslosen ja frei, sich durch die Wahl ihres Standortes der deutschen Justiz zu entziehen. Wenn die mit dem Neun-Euro-Ticket bis auf die Caymans kommen: herzlichen Glückwunsch! Ansonsten können diese Parasiten ja mal zeigen, dass sie damit dem Solidaritätsprinzip nicht nur von irgendeiner linksgrünen Pappnase nachplappern, sondern es auch verinnerlicht haben.

Die Erwerblosen empören sich inzwischen, dass sie die höchste Steuerlast tragen, aber ich frage Sie: ist das gerecht, und wenn ja, wen interessiert das? Die Frage ist doch nicht, wer die ganzen Ampeln für Fußgänger oder Radfahrer baut und finanziert, die Frage ist doch, wer die nutzt. Haben Sie schon mal einen Leistungsträger gesehen, der im Porsche bei Rot über eine Fahrradampel fährt? Sie können Ihre Spitzfindigkeiten gleich vergesse, ich habe das mit Absicht so formuliert, deshalb: nein. Auf der Autobahn gibt es keine Fahrradampeln, erst recht keine für Fußgänger, und jetzt fragen Sie sich mal, wer die ganzen Dinger bezahlen soll. Finden Sie das okay in einem Rechtsstaat?

Wir haben diese Sparerquote, die explizit für Hartz-Empfänger angedacht war, nicht ohne Grund so hoch angesetzt. Das sollte heißen, wer diese sehr weit auslegbare Summe, die im Grunde das ganze Existenzminimum ausmacht, eigenverantwortlich einspart, kann im Ermessensfall von Kürzungen in Höhe der gesamten Einsparungen ausgenommen werden. Das hilft uns, gesamtgesellschaftlich die Kosten zu reduzieren, im Normalfall die der Armen, die sich nicht fragen müssen, ob sie es schaffen, im Privatjet nach Sylt zu fliegen, bevor der Schampus wieder teurer wird. Wer die Kosten nicht soweit in den Griff kriegt, dem wird selbstverständlich nur das abgezogen, was er eingespart hat – das ist der mitfühlende Liberalismus. Den Rest macht unsere PR-Abteilung.

Jetzt werden Sie natürlich sagen: hallo, wie passt das denn zum Aufstiegsversprechen? Kann in diesem Land nicht jeder alles schaffen, wenn man ihm die Möglichkeiten dazu gibt? Richtig, aber wer würde denn die Möglichkeiten nutzen? Haben Sie schon mal jemanden kennen gelernt, der sich ohne freundschaftliche Unterstützung aus den richtigen Kreisen und eine rechtliche Beratung nach einem betrügerischen Konkurs ganz nach oben gearbeitet, nein: hat arbeiten lassen? Sehen Sie, ich auch nicht. Man muss eben gönnen können. Fünfzig Prozent: so hoch sind wir nie gekommen!“





#ReichtumsBetroffen

19 07 2022

„… unter der einseitigen Darstellung eines Teils der Gesellschaft leiden würden, der zu oft im Fokus der Berichterstattung stehe. Zahlreiche Millionäre seien inzwischen von der Armutslobby in den sozialen Medien so verärgert, dass sie den…“

„… mangelnde Empathie vorwerfe. Auch für Wohlhabende sei die derzeitige Krise eine große Herausforderung, die Probleme mit sich bringe, die beispielsweise von Erwerbslosen nicht verstanden würden. Der durch die Sanktionen gegen Russland verhängte Importstopp von Gold sei für Juweliere und Fachhändler eine schwierige…“

„… sich die meisten Armen durch Fleiß und lebenslanges Sparen aus ihrer Lage herausarbeiten könnten, während Millionäre selten Chancen sähen, sich von ihrem Los zu befreien, da sich einmal angehäuftes Kapital ohne eigenes Zutun vermehre und nicht einfach durch gezieltes…“

„… seit Jahren unter Mobbing leide. Merz sei den Neid anderer Mittelständler durchaus gewohnt, er sehe sich aber ungerechtfertigten Vorwürfen ausgesetzt, dass ein Drittflugzeug als unnötiger Luxus gelte, während ein Zweitwagen sogar für Arbeiter längst ein ganz normales…“

„… noch vor wenigen Jahren ganz normal gewesen sei. Vor allem die ständigen Diskussionen um ein Tempolimit würden dazu führen, dass sich Sportwagenbesitzer wie ganz normale Autofahrer fühlen würden, die als Teil einer proletarischen Masse kaum noch auf die linke Spur gelangten, um ihr Menschenrecht auf eine angemessene Geschwindigkeit beim…“

„… auch die sozialen Kontakte vermisse. Lindner pflege zwar mit belarusischen Diplomaten ein enges Verhältnis, sehe sich deshalb aber vor allem im eigenen Land Anfeindungen ausgesetzt, was er als belastend für die internationalen…“

„… auch für den Arbeitsmarkt eine Belastung darstelle. Baden-Baden sei ein von Oligarchen aus der Russischen Föderation gern besuchter Ferienort gewesen. Dies habe sich nicht geändert, man werde aber als Hotelier oder Dienstleister dafür sehr ungerechtfertigt behandelt, obwohl man nur die exklusiven Wünsche seiner…“

„… die Lebenshaltungskosten für Millionäre um ein vielfaches höher seien als bei durchschnittlichen Verdienern. Allein die Bewirtschaftung teurer Immobilien sowie die Ausgaben für Gastronomie, Freizeit und Urlaubsreisen würden einen Haushalt in der unteren Mittelschicht bei weitem übersteigen, ohne dass es staatliche Hilfsprogramme für die…“

„… dass Reichtum in den Medien oft als rein finanzielles Problem dargestellt werde. Merz erlebe dies aber vor allem als stigmatisierend, da er als Leistungsträger nur unter anderen Leistungsträgern verkehre, weil der Rest der Gesellschaft sich von ihnen distanziere und keinerlei…“

„… gebe es Fälle, in denen sich die Lieferung einer Luxusyacht wegen des aktuellen Mangels an Tropenhölzern um mehrere Wochen bis Monate verzögere, was den Käufern die Freude an ihren neuen Schiffen doch sehr schmälere. Dies geschehe inzwischen so oft, dass man eine traumatische Erfahrung bei den Kunden befürchte, die sich in…“

„… im Gegensatz zu finanziell schwächeren Personen, die durch mangelnde Bildung, geringe soziale Mobilität oder über mehrere Generationen entstandene Verhältnisse in ihre Lage geraten seien, gerate man im Regelfall unverschuldet und durch ein einziges Ereignis zu Reichtum. Oft genüge schon ein Erbe, um sich in ungewollt in eine…“

„… durch eine schleichende Entsolidarisierung zermürbt würden. Merz prangere den fehlenden Zusammenhalt unter Mitgliedern der gehobenen Mittelschicht an, bei denen einem inzwischen jedes Aktienpaket, jedes Ferienhaus in Florida und jeder Helikopter missgönnt werde, da jeder selbst seinen Besitz teilweise aus egoistischen Gründen nur noch für sich und den…“

„… würden Reiche auch unter den größten Anstrengungen kaum zur Lösung der aktuellen Krise beitragen können. Allein die Benutzung von LED-Lampen und der Pinkeltaste oder die Senkung der Raumtemperatur um ein bis zwei Grad Celsius würden durch den notwendigen Kraftstoffverbrauch für SUVs, mehrere Flugreisen im Jahr und den Erwerb vieler Luxusgüter mehr als kompensiert, ohne dass es eine ökologisch befriedigende Lösung für diesen…“

„… dass für viele Reichstumsbetroffene ganz normale Handlungen des bürgerlichen Lebens gar nicht mehr möglich seien. Während andere Paare aus bildungsfernen und arbeitsscheuen Schichten ihre Eheschließung vor dem örtlichen Standesamt vollziehen könnten, sei er gezwungen gewesen, sich in einer szenetypischen Einrichtung auf dem…“

„… auch juristisch in einer Sondersituation seien, die durch einen großen medialen Druck noch verstärkt werde. Es gebe allein im Fiskalrecht eine Vielzahl von Regelungen, von denen die normale Bevölkerung nie betroffen sei und zu denen sie nur vage Vorstellungen entwickelt habe. Buschmann beklage vor allem die fortgesetzte Debatte um eine Vermögenssteuer, die viele Klischees über Reiche und ihre unendliche Leidensfähigkeit bis zum…“

„… dass das gesellschaftliche Engagement vieler Reichtumsbetroffener von der Politik nicht ausreichend gewürdigt werde. Indem sich viele von ihnen vollständig vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hätten, entstünden für andere Bürger viel mehr Jobs, die sie anhand ihrer Qualifikationen und…“





Gernulf Olzheimer kommentiert (DCIX): Soziale Teilhabe

8 04 2022
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Hin und wieder steht religiöses Brauchtum auf dem Programm, ergänzt durch Konsumfesttage, an denen Schnittblumen und Süßwaren eine tragende Rolle spielen, weil sonst der Einzelhandel greint. An Ostern und Halloween haben wir uns gewöhnt, an Mutter- und Vatertag, Sankt Grobian wird sicher demnächst mit Alkoholrabatt begangen, kurz: das Bürgertum ergeht sich im Kaufrausch, der Tradition wird und allerhand Begehrlichkeiten weckt. Bald ist einfache Vollmilchschokolade zu Pfingsten nicht mehr standesgemäß, und eifrig ballert die Industrie kostspielige Produkte ins sonntägliche Heftchen, das den Umsatz ankurbeln soll. Alles schenkt, nur einer macht wieder nicht mit, der Erwerbslose, die Grundsicherungsempfängerin, der nur aus Pietät zur Party geladene Paria. So schnell macht man sich in einer Wohlstandsnation unbeliebt, wenn man nicht die soziale Teilhabe für sich beanspruchen kann.

Der technokratische Schwammbegriff umfasst für die etablierte Mittelschicht alles, was es den im Kapitalismus notwendigerweise Abgehängten mit Eigenverantwortung und Motivation erlauben soll, ihr Recht auf Gleichbehandlung wahrzunehmen. Es funktioniert wie die formschöne Rampe, die man an die Front eines öffentlichen Gebäudes schwiemelt, um Rollstuhlbenutzern noch einmal freundlich in Erinnerung zu rufen, dass sie ohne fremde Hilfe das Ding nicht hochkommen – wer nicht ständig selbst seine existenziellen Bedürfnisse organisieren kann, darf gerne draußen jammern. Das Andersartige von Menschen, die ersichtlich nicht derselben Schicht angehören, führt unweigerlich zu dem Schluss, sie würden so lange an das Gefühl der Ausgrenzung gewöhnt, bis sie es als gegeben hinnehmen, nicht mehr hinterfragen und sich entsolidarisieren, wie es das System voraussetzt.

Zunächst wird die Offenheit des Begriffs für ein möglichst umfassendes Potpourri zivilisatorischer Komponenten genutzt, die als Basis des lebendigen gesellschaftlichen Miteinanders Selbstwirksamkeit erzeugen: sozialer Kontakt, Familie, Freundschaft, Kultur und Alltagsästhetik, Mobilität, Religion und schließlich die Interessenwahrnehmung im politisch organisierten Leben. Je mehr inkludiert wird, desto mehr kann man aber aus den üblichen pragmatisch vorgeschobenen Moralgründen ausschließen. Muss ein Erwerbsminderungsrentner Heimtiere haben? Ist Langzeiterwerbslosen nach der Sozialbestattung noch eine Grabstelle zu zahlen, wo sie doch selbst davon gar nichts mehr haben? Und welche Wirkung hat das auf Gesundheit und Resilienz Betroffener, die schon zu Lebzeiten wissen, dass sie danach eine lästige Kostenstelle bleiben?

In der kapitalistischen Gesellschaft ist sozialer Austausch immer Warenaustausch – inbegriffen die Zeit, die für die bedarfsgerechte Lebensführung der finanziell benachteiligten Haushalte gerade unter prekären Umständen aufläuft, die aber auch mit der reinen Verwaltung ihrer Bedürftigkeit mitunter ein Ausmaß annimmt, das nur den Schluss zulässt, es sei der Vorstellung sadistischer Trottel entsprungen, die ihre anale Phase nicht verdaut kriegen. Mit den Instrumenten einer durchgängigen Segregation wird die Klientel der Benachteiligten aus der Optik, dann aus dem Diskurs geschoben, bis man sie nur noch hervorzerrt, um Sozialpornos und Schauermärchen mit ihnen zu besetzen: quarzende Suffköppe, die am Spielplatzrand hocken, obwohl sie doch früher noch so gerne ins Kammerkonzert gegangen sind. Wehe, sie sind zur Hochzeit eingeladen, haben aber keine vorzeigbaren Schuhe, weil sie nichts ansparen konnten wegen der kaputten Waschmaschine von vorletztem Jahr. Dann waren sie sicher nur nicht kreativ genug, um in Badeschlappen in den Wald zu latschen wegen Frischluft und Bewegung.

Das Problem ist, dass die Reichen die Maßstäbe bestimmen, nach denen Teilhabe gerechnet wird – und die Distanz, die sich in Lohnabstandsgebot und Gutscheinen misst, mit denen man im Supermarkt den antrainierten Akt der Erniedrigung vollziehen muss, für den findige Politikerinnen gerne auch ein Unternehmen gründen lassen, in denen Schwager und Brüder sich die Nase vergolden lassen, damit wenigstens die Abrechnung der Armenhilfe schnell in die Kassen der Konzerne findet. Ausgrenzende Teilhabe ist nichts anderes als ein Dauerlockdown, ein kafkaesker Strafantritt aus Mangel an Beweisen für die Unschuld, weil sich die sogenannten Stützen der Gesellschaft einreden lassen, Freiheit sei nur, was anderen schade.

Wie weit sich die Besitzverhältnisse von der realen Produktivität abgekoppelt haben, zeigt nicht nur die Ungleichheit. Alle Versprechen, aus der Marktwirtschaft ein soziales System zu formen, das auch die Zivilgesellschaft stützt und im Gegenzug von ihr gestützt wird, gehen aus immer neuen Sachzwängen über Bord. Je weiter sie in höhere Schichten vordringt, desto größer ist ihr Bestreben, unsichtbar zu sein. Die Bewältigungsmuster aber, mit denen sie die Gefährdeten konditioniert, sind stets dieselben. Auch hier entwickelt sich die an inneren Konflikten orientierte Schuld- in eine an äußeren Maßstäben ausgerichtete Schamkultur. Die Autorität ersetzt das Gewissen. Was soll schon schiefgehen in einer perfekten Demokratie.





Soziale Kälte

14 03 2022

„… sich an die Bundesbürger gewandt habe, um die europäischen Werte im täglichen Miteinander zu vertreten. Gauck habe gefordert, dass Frieren für die Freiheit eine durchaus zumutbare…“

„… sei Schröder nach Moskau gereist, um die europäische Lage zu verbessern. Er verlange von den Bundesbürgern mehr Entschlossenheit, mit den verfügbaren Mitteln eine Änderung der…“

„… auch zu eigenen Opfern bereit sei. Das Büro des ehemaligen Bundespräsidenten werde in dessen Abwesenheit nicht mehr beheizt, so dass zwei Mitarbeiterinnen sich aus Solidarität mit dem Volk der Ukraine mit einem grippalen…“

„… dass jeder seinen eigenen Gastank im Keller haben dürfe. Für Schröder sei dies notwendig, da die SPD sonst sein Vermögen im Ausland einfrieren lassen könne, was ihm überhaupt nicht in den…“

„… und große Entbehrungen für die Deutschen ein neues Freiheitsverständnis eröffnen würden. So befürworte Gauck, dass an mehreren Tagen in der Woche auch außerhalb der Fastenzeit keine feste Nahrung mehr konsumiert werde, um sich in der christlichen Tugend der Demut zu…“

„… alle Deutschen jetzt den Gürtel enger schnallen müssten, egal ob Hartz-IV-Empfänger, Niedriglöhner oder Armutsrentner. Für Schröder bedeute dies, nicht mehr als vierzig Euro für eine Flasche Barolo auszugeben, da ihm das Gejammer der Werktätigen inzwischen gewaltig auf den…“

„… sei Gauck offen für Auslandseinsätze der Bundeswehr, um beispielsweise in Afrika Ersatz für die russischen Bodenschätze zu sichern. Dies sei friedenspolitisch eine gute Alternative, da sich die zivilisierte Welt damit nicht von Staaten abhängig machen würde, die man wegen ihrer militärischen Macht fürchten müsse, so dass die gesicherte…“

„… mehr Finanzwissen in den Schulen zu vermitteln, damit das Aufstiegsversprechen der SPD wieder umgesetzt werden könne. Schröder empfehle, ein paar Millionen Euro zu erben, um eine solide Basis für den Aktienhandel und das…“

„… könne der Altbundespräsident verstehen, dass man von ihm selbst persönliche Opfer als vorbildhaftes Verhalten erwarte. Er habe allerdings nur eine Elektroheizung und könne daher nicht auf Gas verzichten, das andere Bürger für ihn…“

„… sei es sowieso besser, die alte in die Tonne zu treten, wenn sie ständig zu kalt werde und nicht mehr wolle, weshalb sich der Ex-Kanzler öfter mal nach Ersatz umschaue. Dies empfehle er auch für Heizungen, die man oft günstig im…“

„… nur als vorübergehende Maßnahme gedacht sei. Gauck wisse, dass in wenigen Wochen die Heizperiode beendet sei, ab dann werde er seine Forderungen an die Gasthermenbesitzer natürlich reduzieren und nur noch solidarisch kaltes Duschen von den Menschen draußen im…“

„… den Deutschen das Interesse an der Kultur des Netzwerkens fehle. So habe sich Schröder in den Jahren einer Berufstätigkeit oft mit wichtigen Partnern in der Gasindustrie getroffen, was für ihn heute als Absicherung gegen Altersarmut und…“

„… dass in den die meisten Mietverträgen eine Mindesttemperatur vorgegeben sei, die in den Wohnungen zur Vermeidung von Schäden an der Bausubstanz einzuhalten sei. Für Gauck stelle dies keinen Hinderungsgrund dar, da er die Freiheit, eine Räumungsklage zu riskieren, von den Menschen erwarte, wenn sie in einem System, das anders als der Sozialismus auf ein eigenverantwortliches…“

„… habe Schröder den Eindruck, die Menschen seien nicht kreativ genug im Umgang mit Krisen. In vielen Fällen könnten die Deutschen einer zu kalten Wohnung dadurch entkommen, dass sie in ihre Ferienhäuser in der Toskana oder in einen…“

„… wenn ältere Menschen durch die Kälte in besonderem Maße betroffen seien. Er könne als evangelischer Geistlicher bezeugen, dass viele sich mit dem Tod besser abfinden würden, wenn sie in der Erfüllung ihrer Pflicht für ein höheres Ziel eine positive Haltung gegenüber der sozialen…“

„… den Markt entscheiden zu lassen. Jeder Deutsche könne sich für viele Millionen Euro auf eigene Rechnung einen ausreichenden Gasvorrat bis an die eigene Haustür liefern lassen, wie es Schröder auch mache. Die Voraussetzung sei nur, dass man bei seiner Bank über ausreichende…“

„… ein großes Lob für Obdachlose übrig habe. Gauck fordere in diesen schweren Tagen besondere Herzlichkeit gegenüber gesellschaftlich Geächteten, da diese freiwillig auf Gasverbrauch verzichteten und sich so für eine gerechtere Verteilung des…“

„… auch sparen könne, indem man nicht alleine mit dem SUV zur Arbeit fahre. Schröder kenne viele Aufsichtsräte und Vorstände börsennotierter Unternehmen, mit denen er sich regelmäßig auch in privatem Rahmen für ein gemeinsames…“

„… mehr Sonne im Herzen haben würden, als es ein dicker Pullover leisten könne. Gauck denke, dass Kleiderspenden, die zu minderwertig für die Ukraine seien, immer noch gut genug für Rentner und Geringverdiener, die sich nur mit großer Mühe in den Genuss einer wärmenden…“

„… empfehle Schröder allen Geringverdienern, ihre Beschäftigung zu beenden und einen Antrag auf Arbeitslosengeld zu stellen, da dann Heiz- und Nebenkosten bis zu einer angemessenen Grenze übernommen würden. Im Gegenzug müssten sie sich damit einverstanden erklären, für die fleißigen Deutschen als parasitärer Dreck zu gelten, auf dem man nach Belieben…“





Bandenmäßiger Betrug

1 02 2022

„… bei einem Wohngeldantrag angegeben habe, dass er auf Lebensmittelspenden der Tafel angewiesen sei. Die Berliner Behörde habe ihre Zahlung daraufhin um 2.892 Euro jährlich verringert, da man den zwar nicht widerrechtlich erhaltenen, aber tatsächlich anrechnungsfähigen Sachbezug mit in die Einnahmen des…“

„… sich nicht um einen Einzelfall handele. So habe bereits ein JobCenter die Verpflegung eines auf ALG II aufstockenden Teilzeitbeschäftigten in seinem Betrieb voll angerechnet, obwohl diese aus Gründen der Arbeitszeit gar nicht habe in Anspruch genommen werden können. Nach Aussage der Stadt Berlin sei innerhalb der Entscheidung nach Fakten immer ein Ermessensspielraum, der auch in den…“

„… einem Erwerbslosen auch der Fund einer 20-Cent-Münze als Einkommen angerechnet werde, da dies kein ungewöhnliches Ereignis darstelle. Auf ein Jahr gerechnet betrage die Summe immerhin 73 Euro, die vom Tag des mutmaßlichen Fundes an im Voraus abgezogen werden müssten, um keine widerrechtlichen Zahlungen des…“

„… habe der Staat zwar eine Fürsorgepflicht gegenüber Bedürftigen, dürfe diese bei subsidiären Transferleistungen allerdings nicht vermischen. Da hier die Wohngeldstelle die Kosten der Unterkunft mit Sachleistungen für die Ernährung verrechnet habe, dürfe man jedoch davon ausgehen, dass nach Auffassung der Behörde Wohnen und Essen in einer Wohnung im Regelfall in derselben Wohnung…“

„… die Preisentwicklung bei Lebensmitteln im Falle einer Kürzung keine Rolle spielen dürfe. So werde auch verhindert, dass der durchschnittliche Betrag, der von der Miete abzuziehen sei, nicht um drei bis fünf Prozentpunkt steige, was gerade in der Hauptstadt als außerordentlich soziales…“

„… dürfe die Wohngeldstelle Wohnen und Essen schon deshalb gleichsetzen, da Essen immer auch während des Wohnens stattfinde. Die während des Essens abgewohnte Wohnzeit, die auch der von der Wohngeldstelle unterstützten Mietzinszahlung entspreche, sei damit Minderung des Mietzinses und somit eine anrechnungsfähige Minderung der für die Minderung anrechnungsfähigen…“

„… nicht auszuschließen sei, dass die Tafeln durch ihr Engagement, das nicht im Auftrag des Staates durchgeführt werde, Strukturen des bandenmäßigen Betrugs aufbauen würden. Die Politik müsse gegen unrechtmäßige Zuwendungen vorgehen, die normalen Arbeitnehmern oder Millionären gar nicht zustehen würden, was ein Beweis für die sozial unausgewogene…“

„… zumal einzelnen Bereichen der Wohnung der vorsätzliche Gebrauch zur Tätigkeit des Essens schuldhaft in Zurechnungsfähigkeit gebracht werde, wenn diese sich als theoretisch existierend zeigen würden, abgesehen von ihrer Existenz. So dürfe in Analogie zu einem Arbeitszimmer, das steuerlich nur abgesetzt werden dürfe, wenn es sich zur Arbeit in der Wohnung befinde, das Esszimmer oder ein dem Esszimmer ähnlicher Bereich innerhalb der Wohnung, in dem Essen oder dem Essen ähnliche Tätigkeiten nicht kategorisch als existierende…“

„… dass einem Antragsteller, der täglich mit dem Sozialticket zur Arbeit fahre, eine Leistung gewährt werde, die in gleicher oder ähnlicher Wiese auch durch Besitz und Nutzung eines Luxusautos erbracht werden könne. Man werde sich bei allen auf den ÖPNV angewiesenen Personen auf die Kaufsumme eines durchschnittlichen SUV und die Treibstoffkosten für eine Nutzungsdauer von…“

„… stehe die Polizei vor einer großen Aufgabe. Neben der Kontrolle unterschlagener Einnahmen aus Flaschenpfand oder Fundgegenständen sehe die Stadt ein zunehmendes Problem durch illegale Zuwendungen in Form von Naturalien, die zum Teil auf konspirative Weise an die…“

„… jede Kritik zurückweise. Würden die vom Sozialstaat profitierenden Arbeitnehmer nicht die unrechtmäßig gezahlten 875.000 Euro erstatten können, hätten sie dies auch zuvor durch die Nutzung von Bahnen und Bussen im…“

„… durch den beherzten Wasserwerfereinsatz der Bereitschaftspolizei beendet worden sei. Die aus dem Umland stammenden Studierenden hätten an bedürftig aussehende Personen Fruchtbonbons ausgegeben, ohne einen Identitätsnachweis oder eine Spendenquittung zur Vorlage beim…“

„… dass nicht zum Bedarf von Erwerbslosen gehörende Güter des täglichen Verbrauchs wie Pelze oder Segelboote herausgerechnet würden, was eine künstliche Verringerung des Regelsatzes erzeuge. Angesichts der sich rasch verändernden Umstände des täglichen Lebens müsse die Regierung neben Energie oder biologisch erzeugten Lebensmitteln auch dem Umstand Rechnung tragen, dass eine Weltraumreise, auch eine rein theoretisch nur potenziell mögliche, nicht zu den von der Allgemeinheit zu tragenden Kosten für…“

„… beispielsweise das Containern als legalen Ladendiebstahl zulassen könne, um Erwerbslosen widerrechtlich Einkommensvorteile zu verschaffen. Die Bundesregierung dringe darauf, Empfänger von Arbeitslosen- und Wohngeld, aber auch von Renten und Sozialhilfe durch die Vorlage eines Ausweises beim Betreten von Lebensmittelgeschäften von der Mitnahme kostenloser Waren, etwa abgelaufenen oder nicht mehr zum Verkauf…“

„… hebe Giffey die besondere Tradition der Hauptstadt hervor, in der niemand durch das soziale Netz falle. Es müsse auf der anderen Seite auch viel mehr eigenverantwortliches Handeln geben, um die Entlastung der öffentlichen Hand von den für die Zukunft des Landes wichtigen…“





Armutsfalle

19 03 2015

„Also mal ehrlich, ich weiß manchmal direkt nicht, was ich essen soll. Schlimm! Und dann sitzt man da ganz alleine, hat vielleicht noch ein trockenes Brötchen, eigentlich möchte man nur noch ins Bett, alles vergessen, aber man kann halt nicht. Die Autobahnen sind auch nachts manchmal dicht, sagt mein Chauffeur, und dann fühlt man sich sehr, sehr alleine nach so einer Vorstandssitzung.

Das müsste man nämlich mal in einen von diesen Armutsberichten reinschreiben! Ich will ja nichts über Bundesregierungen sagen, abgesehen vom Preis-Leistungs-Verhältnis, das war auch schon mal besser, aber da ist doch etwas gewaltig in Schieflage geraten. Man hat ja durchaus noch Verständnis für Leute, die sich keinen Firmenwagen leisten können, weil sie gar nicht arbeiten, aber irgendwo ist doch mal Schluss. Jetzt erhöhen sie denen auch noch das Wohngeld. Meine Güte, wo sollen denn unsere Angestellten unterkommen, wenn die da jede halbwegs bezahlbare Wohnung einfach besetzen? Geht’s noch!?

Nein, diese neue Studie fand ich doch sehr hilfreich. Die könnte auch helfen, die Verhältnisse in Deutschland mal wieder gerade zu rücken. Diese Jammerlappen, die gar nicht arbeiten – gut, ich kenne auch ein paar Leute, die arbeiten nicht, aber die haben eben keine Zeit dazu. Meine Frau beispielsweise muss einfach die neue Kollektion auschecken, das hilft alles nichts, und Lederwaren kommen nun mal nicht aus Bad Münstereifel. Da sind wir dann schon wieder bei dem alten Dilemma, eine Nacht im Hotel verbringen, fünf Sterne natürlich, man möchte sich ja nicht mehr ekeln als nötig, wenn man schon zum Frühstück deutsch sprechendes Personal um sich herum hat, also Hotel oder gleich mit dem Jet nach Hause. Na, oft siegt dann die Bequemlichkeit, sie übernachtet bei Freunden und dann setzt sie das als besondere Belastung von der Steuer ab. Sie ahnen ja gar nicht, mit was für Typen man heutzutage befreundet sein muss, um gesellschaftlich anerkannt zu sein.

Diese neue Studie finde ich doch sehr gut. Schauen Sie sich das mal an. Als Familie mit zwei Kindern mit 1873 Euro im Monat ist man da arm – ich frage Sie, muss man das denn alles auf das Geld reduzieren? Kann man nicht viel wichtigere Dinge finden, die uns in der Gesellschaft kennzeichnen? Beispielweise Familie. Hat man ja schon mal, ich will mich da nicht ausnehmen, obwohl ich meine so gut wie nie sehen muss, meine beiden Söhne sind auf Internaten, zwei natürlich, altersspezifisch, vielleicht lasse ich den einen bei Gelegenheit auch auf das andere umziehen, dann ist er auch aus Europa weg und ich habe wenigstens die Wochenenden frei, man muss ja auch mal an sich selbst denken. Aber für Menschen mit eher einfacher Sozialstruktur kann da doch ganz schön sein, eigene Kinder aufziehen, auch wenn man denen hinterher nicht wirklich was vererben kann. Auch irgendwie peinlich, könnte ich mir vorstellen, aber wenn die sich reich fühlen, so im übertragenen Sinne, mein Gott, warum denn nicht?

Und erst die ganze Freizeit! So ein Arbeitsloser, der dreht sich doch um zehn noch mal um und schläft, bis im Parasitenfernsehen das Programm anfängt. Das hat unsereins schon mal einen Sektempfang und den üblichen Termin beim Anwalt hinter sich, da haben diese Leute noch nicht mal die Unterhose hochgezogen. Das will man ja gar nicht verurteilen, mein Gott, aber wenn’s nach mir ginge, ich denke so am kalten Büfett auch manchmal, die ganze Zeit wieder nur Hummer fressen ist doch auch langweilig, jetzt schön nach Miami jetten und dabei einen Jahrgangschampagner wegzischen, das wäre viel netter als diese ganzen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Und da frage ich Sie, wer ist denn hier eigentlich arm und wer ist reich? Na!?

Dass die ganzen Typen da noch in Freiheit leben dürfen, auch wenn sie total unproduktiv sind und nicht mal Lotto spielen, ist das denn nichts? Die dürfen noch wählen und für die gilt teilweise auch noch das Grundgesetz, solange sie nicht gerade mit dem Amt zu tun haben, aber das nehmen sie alles als Selbstverständlichkeit hin. Im Grunde sind doch wir es, die heute in Unfreiheit leben – wo kann man denn noch hin, ohne dass man dieses Pack ständig in den Augenwinkeln auftauchen sieht?

Wenn man sich diesen Beziehungsreichtum mal genau ansieht, das sind doch wirklich Verhältnisse, mit denen unsereins gar nicht mithalten kann! Man kommt doch kaum in so eine Tafel, man wird in einem Sozialkaufhaus sofort schräg angesehen, im Second-Hand-Laden sind sie ja schon schräg drauf, aber das kann man doch wirklich nur privilegiert nennen! Wenn die irgendwann mal unter der Brücke landen, und das ist nicht mal so unwahrscheinlich angesichts ihres unsteten Lebenswandels, dann brauchen sie das wohl auch, aber dürfen wir ärmeren Menschen da nicht einfach mal ein wenig neidisch sein auf so viel soziale Eingebundenheit? Weil die überhaupt nicht merken, dass im Grunde wir es sind, die am Bettelstab gehen? Weil die eigentlich überhaupt nichts mehr merken!?

Klar, Sie wollen keine sozialen Unruhen. Würde ich auch nicht gut finden. Also tun Sie einfach mal was für Ihr schlechtes Gewissen und reduzieren Sie den Spitzensteuersatz.“





Armutszeugnis

29 11 2012

„… gebe der neue Bericht nun die Meinung der Bundesregierung wider und müsse daher nicht nochmals…“

„… halte bei Discountern der Trend an, Waren vor dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums in den Müll zu werfen. Dies sei zahlreichen Geringverdienern geschuldet, die bei der Auswahl ihrer Lebensmittel viel qualitätsbewusster…“

„… solidarischer Aktionen bis hin zum kompletten Lohnverzicht, damit mehr Steuergelder für notleidende Banken statt für Griechenland…“

„… habe laut Vizekanzler Rösler die bisherige Sicht die kausalen Zusammenhänge nicht exakt gewichtet. Vielmehr liege die gefühlte Armut in Deutschland nur daran, dass immer mehr Arme…“

„… legten Beschäftigte im Niedriglohnsektor vermehrt Wert auf Wohnkultur. Die Zahl der Umzüge in kleinere Altbauwohnungen mit Ofenheizung spreche für das Bedürfnis nach mehr Originalität, namentlich in den Slums von…“

„… gestiegenes Unrechtsbewusstsein. Da auf 1400 Euro Steuerhinterziehung inzwischen fast ein ganzer Euro unberechtigt gezahlter Sozialleistungen kämen, erwarte man durch ein a priori vermitteltes Schuldbewusstsein einen erheblichen Rückgang der Hartz-IV-Anträge. Die Bundesagentur zeige sich kompromissbereit, den Armen mit mehr Druck und Verachtung zu…“

„… begrüße der Einzelhandel Lohnkürzungen und harte Einschnitte bei den Sozialleistungen. Da Arme nun nicht mehr so viel konsumierten, könne sich das Personal nun intensiver um die Besserverdienenden…“

„… begeistere sich die Bevölkerung mehr und mehr für die Klimaziele der Kanzlerin, die schon immer eine entschiedene Gegnerin der Atomkraft gewesen sei. Eine Umwelt-Avantgarde aus Erwerbslosen versuche derzeit durch Stromsperren und Energieverzicht, die Forderungen ihres Idols Peter Altmaier bundesweit populär zu…“

„… sich die trendgerechte Mobilität der Hipster zum Vorbild nähmen. Immer mehr Berufsaussteiger seien heute obdachlos, um das Ideal der Freiheit, wie sie Bundespräsident Gauck und die FDP…“

„… Tendenz zu gemeinschaftlichen Aktivitäten, die sogar außerhalb der Arbeitszeit unternommen würden. So besuche ein Großteil mehrmals pro Woche die Tafeln, um mit Gleichgesinnten in fröhlicher Runde einen netten…“

„… eine kausale Verbindung von Erwerbsarmut und Bildungsdefiziten zu erkennen. Die meisten Jugendlichen seien inzwischen nicht mehr davon überzeugt, dass die Bildungsdefizite auf Seiten der Bundesregierung…“

„… gesundheitsbewusste Ernährungsweise in den unteren Dezilen. Man finde vor allem eine Reduktion um dreißig Prozent der Kosten für drei Monate, die sich als sogenannte Hartz-Diät größter Beliebtheit…“

„… direkten Unterstützung für Staatskonzerne. Da weniger Arme sich Mobilität leisten könnten, verkaufe die Deutsche Bahn AG weniger Tickets, müsse so noch weniger auf Unpünktlichkeit Rücksicht nehmen und konzentriere sich ganz auf defekte Klimaanlagen, Datenschutzlecks, den geplanten Börsengang sowie…“

„… für strukturelle Verbesserungen am Arbeitsmarkt. Rösler unterstütze die Meinung der Bevölkerung, durch sinkende Löhne könne insgesamt das Lohnniveau steigen, durch mehr Arbeitslose könne man Vollbeschäftigung erzeugen und durch Steuersenkungen gäbe es…“

„… sich die drohende Altersarmut immer mehr entschärfe. Von der Leyen habe dabei insbesondere Hartz IV als Trainingsprogramm gelobt, um im Alter trotz Mangelernährung möglichst lange überlebensfähig zu…“

„… sich Arbeitslose auch aus Rücksicht versteckten und nur noch in besonders abgeteilten und bewachten Arealen aufhielten. Die ALG-II-Bezieher hätten Sorge, ihr anstrengungsloser Wohlstand könne den Neid von Investmentbankern und anderen anständigen Staatsbürgern…“

„… gebe es im Gegensatz zum Bundeshaushalt kaum sinnlose Neuverschuldung. Die Niedriglöhner neigten nicht zur Anschaffung von Motorjachten, Oldtimern und Pelzmänteln, selten erworben würden auch Fußballvereine, Banken oder…“

„… sich für eine Vermögenssteuer aussprächen. Die zweckgebundene Abgabe solle nach dem Willen der Bürger für Vermögende in Not genutzt werden, etwa für Niebels Auslegeware oder die…“

„… die Neigung der Erwerbslosen zum Suizid ein Anzeichen von gestiegener Eigenverantwortung im Gesundheitssystem sei. Bahr führe die Welle an Selbsttötungen darauf zurück, dass Sterbehilfe bei unheilbaren Krankheiten nicht von den Kassen…“

„… Bruttostundenlöhne von weniger als sechs Euro gefordert. Nur konsequenter Lohnverzicht sei eine geeignete Solidarmaßnahme, um die Profite der Wirtschaft nicht zu gefährden. Viele Arbeiter und Angestellte sprächen sich inzwischen auch dafür aus, ganz auf Gehälter zu…“

„… müsse auch Bildung wieder eine Rolle spielen. Da immer mehr Jugendliche die Schule abbrächen, verzeichne man proportional auch weniger schlechte Abschlüsse, so dass von einer durchschnittlich höheren Qualifikation für den…“

„… ein größeres kulturelles Bewusstsein für deutsche Traditionen. Nicht nur ehemalige DDR-Bürger seien wieder an Zensur, Schnüffelei und…“

„… immer mehr Angehörige des Prekariats ein neues Lebensgefühl entwickelten. Vermehrt komme es nach Aussage von der Leyens zu Brotmangel, der aber durch Kuchen…“

„… sich Arbeitslose durch Eigeninitiative fit hielten. Sportarten wie Pfandflaschensammeln und Papierkorbtauchen seien Ausdruck der anhaltenden Daseinsfreude von jungen und alten…“

„… in den folgenden Legislaturperioden der besten Bundesregierung seit der Wiedervereinigung nicht mehr zu erwarten sei. Das Kabinett verzichte künftig auf wirtschaftliche oder soziale Erwägungen, die Regierung kenne sich ohnehin nur mit geistiger Armut aus und wolle daher…“





Verwünschtes Glück

30 01 2011

für Erich Kästner

Im Himmel ist jetzt Jahrmarkt. Für die Reichen,
die täglich Himmel haben, ist das nett,
weil ihre Tage sich so schrecklich gleichen.
Nie hungern sie. Nie frieren sie im Bett.

Wie traurig ist das, wenn man Zuckerwatte
und Karussell und immer Sonntag hat.
Man sehnt sich nur herbei, was man nie hatte.
Und findet man es dann, weint man anstatt.

Was gäben diese Kinder, sie besäßen
nur einmal täglich Armut, Not und Leid!
Dann gingen sie nach Hause und vergäßen.
Vorbei das Mitgefühl, vorbei ihr Neid.

Es geht ja alles weiter, auch das Leben.
Das streift man ab, wie man die Schuhe putzt.
Am nächsten Tag hat man sich schon vergeben.
Wozu der Himmel, wenn man ihn nicht nutzt.





Friss und stirb

26 02 2009

Die Namensfindung gelang nach zähem Ringen und Würgen. War der Sponsoren-Vorschlag Futter-Night schon an seiner Kompliziertheit gescheitert, so konnte sich doch auch die Empfehlung Schöner Schlemmen als arme Sau nicht durchsetzen. Konsensfähig war dann – zähes Ringen, um es nochmals zu akzentuieren – Verantwortungsbewusste Ernährung für sozial benachteiligte BundesbürgerInnen.

Das Sendekonzept war denkbar einfach. Je ein Promi ohne Sachverstand und eine dreiköpfige Familie, die Hartz IV bezieht, wurden von Reinhold Beckmann durch die Sendung geführt. Am Ende der Folge sprach jeweils ein als kritisch eingestufter Gastkommentator einen kritischen gemeinten Gastkommentar. Die minimalistische Kulisse hatte eine Beuys-Schülerin entworfen, die auch prompt Schwierigkeiten bekam, da sie das Honorar ordnungsgemäß angab und deshalb keine Bezüge mehr erhielt. Die Moderatoren wurden von einer großen Warenhauskette mit dezenter Eleganz in Polyester ausgestattet. Die Betroffenengruppe bekam einen eigenen Wartebereich mit Mülleimern direkt neben den Einzelgarderoben der Hauptdarsteller. Immerhin etwas.

Während Giulia Siegel demonstrierte, dass sie nicht nur vom Kochen keine Ahnung hat, wies Hellmuth Karasek noch einmal deutlich darauf hin, wie sich Günter Grass seinen Nobelpreis erschlichen hätte; das hatte zwar nichts mit der Sendung zu tun, wurde aber nicht weiter hinterfragt, da der Kultur-Etat die Sendung förderte.

Auch Saskia Valencia, die weder vor noch während der Aufzeichnung wusste, worum es sich eigentlich handelt, machte keine Probleme. Einen Eklat gab es allerdings, als ein hoher evangelischer Würdenträger in seinem Statement die Höhe der Regelsätze sowie das behördliche Verhalten gegenüber den Empfängern als menschenunwürdig bezeichnete. Ein Mitglied des Bayerischen Landtages, das bereits abgeschminkt wurde, stürzte ins Bild zurück und konnte von Maskenbildnerin und Requisiteur nicht mehr daran gehindert werden, dem Geistlichen mit einer gusseisernen Pfanne eine Kopfplatzwunde beizubringen. Der zeitnah anberaumte Check der MAZ ergab, dass bereits vor dem Angriff „Sau, lutherische!“ sowie zwei Verstöße gegen § 130 Abs. 1 StGB deutlich aus dem Off zu hören waren – die Mitschnitte führten später wochenlang die Charts diverser Videoportale im Internet an, DJ Ötzi landete mit seinem Remix einen Megahit in Österreich – und das Material im Eimer war. Rettung brachte Roland Koch, der im Nebenstudio gerade abdrehte, und zwar das Feature Weltuntergang durch Jugendkriminalität. Er hatte nicht nur keinen blassen Schimmer, er konnte sich hinterher auch noch vorzüglich selbst widerlegen.

Thilo Sarrazin wurde nicht eingeladen. Ein multinationaler Fertigsuppenhersteller drohte damit, seine Schaltungen zurückzuziehen, falls zwischen den Spots Hetzpropaganda ausgestrahlt würde.

Es lief ohnehin nicht pannenfrei ab. Beckmanns Anmoderation war noch nicht gelaufen, als Hella von Sinnen schon gedankenverloren zwei Scheiben Schnittkäse (mittelalt) und eine Gewürzgurke genascht und damit die Hälfte der Zutaten für ein dreigängiges Menü vernichtet hatte. Sie bedauerte ihren Fehler und lud die Familie (Vater, Mutter, 17-jähriger Sohn) zur Entschädigung an Ort und Stelle an eine nahe gelegene Imbissbude ein, wo sie „ab hier erst mal Currywurst mit Pommes schranke, bis die dicke Tante ‚Stopp!’ sagt“ (O-Ton von Sinnen) bestellte. Die ProSiebenSat.1 Media AG sicherte sich die Rechte an den Aufnahmen und arbeitet seitdem an einem neuen Format für Tine Wittler, Arbeitstitel: Irgendwer isst immer.

Ein Highlight war die Episode mit Dieter „You’re my Hartz, you’re my Soul“ Bohlen (sah zum ersten Mal eine Kartoffel mit Schale) und Susan Stahnke (die Sozialhilfe grundsätzlich irgendwie voll doof fand und lieber Werbung für ihre letzte Darmspiegelung machen wollte). Auch Barbara Salesch (wusste zwar etwas, wusste es aber noch geschickter zu verbergen) im Doppel mit Eva Herman (die vom deutschen Volk eine gewisse Härte in Krisensituationen forderte und die Charakteristika germanischer Nationalküche beschwor) bezauberten die Massen. Der zuständige Redakteur hatte sich vor beiden Folgen mit jener Brechtüte in die Besenkammer zurückgezogen, die er erst anlässlich der Verleihung des Grimme-Preises wieder in seiner Jackentasche vorfand.

Die von Horst Lichter betreute Druckfassung der Rezepte krabbelte als Es muss nicht immer Sushi sein die Verkaufsränge hoch. Sarah Wiener bemängelte zwar in ihrer Rezension, Ingredienzien wie faltige Tomaten von der Wochenmarkt-Schlussphase seien für einen normalen Gourmet-Haushalt nicht aufzutreiben, fand aber kein Gehör gegenüber Wolfram Siebeck, der das Buch als fade einstufte, obzwar das Manuskript erst drei Tage später in Druck gehen sollte. Jamie Olivers Koch-DVD The Naked Truth fand dagegen kaum Anklang. Seine Rezepte Jagdwurstscheibe im Längsschnitt an Senfklecks und Knäckekrümel mit Volksliedbegleitung sollen sich seitdem aber im Intranet der Berliner Bezirksämter verbreiten. Man weiß es nicht. Man steckt nicht drin.