Wechselwirkungen

29 09 2020

„… sich noch nicht festlegen wolle. Bisher könne die Bundesgesellschaft für Endablagerung jedoch noch nicht sagen, ob es eine geeignete Stätte für…“

„… sehr überraschend komme. In der kurzen Zeit seit der Entdeckung der Kernspaltung habe die Energiebranche keine über mehrere Millionen Jahre laufende Studie zum Gefahrenpotenzial von…“

„… aber überall in Deutschland sein könne, an buchstäblichen jedem einzelnen Ort, ob unter der Kirche oder im Schrebergarten. Allerdings schließe Söder den Freistaat Bayern kategorisch aus und drohe im Fall anderslautender Vorschläge mit…“

„… vertraue die FDP darauf, dass schon in wenigen Jahren bezahlbare technische Lösungen für eine Bohrung direkt in den Erdkern gefunden würden, die man durch Steuersenkungen für…“

„… dass die Wirtschaft nicht mit den Risiken einer von Wissenschaftlern immer wieder erklärten Strahlung konfrontiert werden dürfe, da dies die Entwicklung des Industriestandortes Deutschland hemme. Altmaier habe zwar seit 2005 vor der Radioaktivität gewarnt, wisse aber erst jetzt, dass er sich nicht durch eine rein politische Entscheidung vor den Folgen des…“

„… das Verfahren sofort wieder stoppen werde, solange es keine EU-weite Einigung gebe. Seehofer sei strikt dagegen, dass Deutschland seinen Müll im Alleingang entsorge, da dies ein falsches Signal gegenüber den anderen…“

„… schließe Lindner auch die Erfindung eines Weltraumlifts zur Sonne durch deutsche Ingenieure nicht aus. Er vertraue außerdem darauf, dass die Technologie in der EU bleibe, da beispielweise China zu den üblichen Arbeitszeiten auf der sonnenabgewandten Seite liege und so anfallenden Atommüll nur auf den…“

„… sich gegen linksideologische Hetze von Verbotsfetischisten wehre. Wenn die Grünen den Atommüll nicht in Gorleben lagern wollten, dann fordere Weidel, dass deren Parteiführer ihn im eigenen Wahlkreis unter dem…“

„… schlage Lindner den Import ausländischer Brennstäbe vor, die tagsüber von einem deutschen Weltraumbahnhof aus direkt in die…“

„… es noch nicht genug erforscht sei, welche Wechselwirkungen die Erwärmung der Weltmeere und die Verklappung von Atommüll in den Ozeanen erzeugen könnten. Altmaier sehe darin eine Chance, die Fotovoltaik und die Windenergie durch eine neue Brückentechnologie zumindest zeitweise…“

„… eine neue Marschroute finden wolle. Die CSU wolle die Diskussion zunächst bis 2030 verschieben, um dann eine Verschiebung bis 2045 vorzuschlagen, worauf eine erneute Verzögerung bis zum Jahr…“

„… kein Problem damit habe, die Diskussion auf pragmatischen und wissenschaftlichen Fakten basieren zu lassen. Habeck sei bereit, die Lagerung auch in seinem eigenen Wahlkreis zu gestatten, falls dies durch ein geologisches Gutachten gestützt werde. Die AfD werte dies als volksverräterische Hetze, die unter dem Deckmantel der Neutralität für eine mit jüdischem Kapital finanzierte Zerstörung der Heimat der reinblütig deutschen…“

„… nicht bestätigt werden könne. Nach Auskunft der Bundesregierung habe Putin kein Interesse an den Brennstäben angemeldet, da diese sich weder für zivile Nutzung noch für Experimente mit pharmakologischen…“

„… dürfe es in Deutschland keine nuklearen Stoffe geben, die nicht mehr arbeiten würden. Die Bevölkerung dürfe sich an diesen Zustand nicht gewöhnen, so Merz anlässlich einer…“

„… sich nicht dazu äußern wolle, dass ein in Gorleben geplantes Lager ohne geologische Studien sicherer sei als eine auf wissenschaftlichen Ergebnissen basierende Entscheidung für den Bayerischen Wald. Aiwanger könne sich auch nicht mehr an Untersuchungen erinnern, die die tödliche Wirkung von Infraschall innerhalb eines Kilometers von einer Winkraftanlage oder den…“

„… werde die AfD keine Endablagerung im ostdeutschen Grundgestein zulassen. Experten der Partei würden jedoch nachweisen, dass gefaltetes Prä-Oberkarbon wie um den Kyffhäuser erst durch islamische Invasionen im Perm zwangsweise als…“

„… internationale Abkommen zu einem Stopp der Plattentektonik von Deutschland ausgehen müssten. Durch eine gemeinsames Protokoll werde die Bundesregierung eine ungeregelte Verschiebung der Eurasischen Platte gegen die…“

„… müsse eine Endlagerstätte im Meer nicht zwangsläufig an der Nordseeküste liegen. Da das Bundesumweltministerium von einem irreversiblen Abschmelzen der Polkappen ausgehe und den Anstieg des Wasserspiegels relativ genau berechnen könne, werde man auch mit einem ebenerdigen Bau in Mecklenburg-Vorpommern durch Überflutung einen sicheren Ort für die…“

„… es viele aufgelassene oder illegale Minen in Afrika gebe, die man mit spaltbarem Material verfüllen könne. Klöckner nutze ihre guten Kontakte in die internationale Industrie, um eine nachhaltige und finanzierbare…“

„… nicht mehr gebraucht werde. Mit dem Ende der fossilen Energieträger in den nächsten Jahren stehe der Flugverkehr ohnehin auf den Prüfstand, so dass eine Neubewertung jederzeit willkommen sei. Die zivilisationsferne Lage spreche sehr für die Umwidmung des Hauptstadtflughafens, der sich als Lagerstätte einen herausragenden…“





Ende Gelände

13 07 2016

„… könne eine Entscheidung für ein Endlager vermutlich nicht in dieser Legislaturperiode getroffen werden, da die Erkundung der Standorte unter geologischen Aspekten viel länger als…“

„… sei das Gestein sämtlicher möglicher Standorte viel zu unsicher, was jedoch von sämtlichen anderen möglichen Standorten als sehr unsichere Aussage…“

„… ein Endlager für die jetzige Menge an Atommüll zwar ausreiche, alle ab jetzt noch anfallenden Materialien nicht mehr berücksichtigt würden, so dass nach der Entscheidung für eine geeignete Endlagerstätte auch der Ausbau der…“

„… weitere dezentrale Lagerstätten theoretisch möglich seien. So sei im Zwischenlager am KKW Gundremmingen Raum für 192 Behälter, von denen jedoch nur 45 Plätze belegt worden seien. Söder habe darauf hingewiesen, dass Bayern zum Betrieb von Kernkraftwerken, nicht aber zu deren…“

„… davon abraten würden, eine als sicher eingestufte Gesteinsschicht durch unterirdische Baumaßnahmen zu…“

„… allerdings so viel wie zwanzig Eurokrisen kosten würde. Dobrindt halte die Einlagerung der Brennstäbe im Marianengraben für eine technisch durchaus…“

„… auch Fracking derart stabile Gesteine erfordere, dass die Endlagerung von Brennstäben gefahrlos in den Mittelgebirgen von…“

„… die Zusage für die Komplettfinanzierung zeitnah geben wolle. Im Gegenzug werde das Land Baden-Württemberg bis zu 95% Prozent des strahlenden Mülls sowie beide AfD-Fraktionen in den…“

„… die Erkundung in Bayern nicht fündig werden könne, da sich der Boden allenfalls für eine Zwischenlagerung von…“

„… habe das Bundesumweltministerium durch Zufall erfahren, dass es weltweit bereits Schäden durch Fracking gebe. Zahlreiche Länder schlössen sich dem Verbot an und seien mit ihren Forderungen nach mehr Kontrolle im…“

„… eine Bürgerinitiative die Frage aufgeworfen habe, ob der Stuttgarter Bahnhof nicht zugleich als geheime Müllkippe für die…“

„… dass das Endlager über eine Rückholoption verfügen müsse. Da sich der bayerische Granit für eine erweiterte Zwischenlagerung eigne, könne man jetzt die…“

„… Planungssicherheit für die gesamte Zeit der Endlagerung geben müsse. Die Kommission sei nicht in der Lage, eine Kostensteigerung innerhalb der veranschlagten…“

„… energisch widersprochen habe. Zwar sei Bayern jederzeit bereit gewesen, ein entsprechendes Gefälligkeitsgutachten zu bezahlen, Seehofer lege jedoch großen Wert darauf, dass sich die sechs Millionen Euro aus seinem privaten…“

„… auch in unterirdischen Bergwerken gelagert werden dürfe. Gabriel sehe keine genügend große Auswahl und fordere daher nochmals, mehr Kohle in die…“

„… habe Sarrazin die Zukunftsperspektive anhand aktuell gefühlter Zahlen interpoliert. So steigere sich die Erdbevölkerung auf 23 Milliarden Personen, von denen allein in Deutschland 89,4 Trillionen Muslime…“

„… und das Rotationsprinzip auch hier zur Anwendung zu bringen wolle. Eine jeweils auf zehn Jahre begrenzte Zwischenlagerung in einem Bundesland mit anschließendem Castor-Transport zum nächsten Standort sei für einen föderalen Umgang mit dem Atommüll der angemessene…“

„… und schließlich auch für den Arbeitsmarkt. Selbstverständlich sei die Wahrscheinlichkeit für neue Kohlefunde in Deutschland sehr gering, Nahles plädiere aber dafür, jeden Asylbewerber mit einem Ein-Euro-Job in der…“

„… zur Chefsache erklärt habe. Um keine öffentlich geäußerte Kritik zu riskieren, habe Merkel den gemeinsamen Ausflug des Kabinetts nach Gorleben erst wenige Minuten vor dem…“

„… es sich bei der Böhmischen Masse um dieselbe Granitformation handele, die allerdings in Sachsen bereits die DDR überstanden habe und dadurch viel robustere…“

„… nur gerüchteweise, dass die SPD Nahles selbst in den probeweise gebohrten Schacht…“

„… fordere die AfD daher, den Prozentsatz der muslimischen Volksanteile stark zu reduzieren, um im Gegenzug den Atommüll in der…“

„… habe Seehofer versichert, dass die in Deutschland ungerecht verteilte geologische Eignung keine Rolle spielen dürfe, da es sich um einen ausschließlich politisch zu entscheidenden…“

„… dass jetzt in Dresden jeden Dienstag Patriotische Europäer gegen Strahlungstransporte einen Abendspaziergang veranstalteten. Die überregional als PEST-Märsche bekannten…“

„… möglichst ein nicht erschlossenes Gelände außerhalb der menschlichen Zivilisation zu nutzen, das weder durch Infrastruktur oder Bodenschätze eine reizvolle Wirkung auf…“

„… die CSU sich einer Teilentsorgung auf bayerischem Grund nicht entziehen wolle. Die Bedingung sei, dass das Endlager in einem von den Grünen regierten Landkreis…“

„… für gut 1,2 Millionen Jahre genutzt werden könne, da sich eine vorherige wirtschaftliche Neuverwendung des Geländes nicht abzeichne. Der Aufsichtsrat habe dem Plan zugestimmt, das Hauptstadtendlager Berlin-Brandenburg Willy Brandt mit Mitteln des Bundes und der…“





Strahlende Sieger

7 09 2010

„Pardon, aber habe ich da etwas nicht mitgekriegt? Wovon sprechen die eigentlich? Riesenerfolg? Wo ist da der Riesenerfolg?“ „Wer hat das gesagt?“ „Klaus Breil, dieser energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.“ „Wenn man derart mit Lobbyismus kontaminiert ist, hält man die Erfolge seiner Geldgeber eben schon für die eigenen. So ist das eben mit dem Atomkompromiss.“ „Und wieso eigentlich Kompromiss? Kompromiss ist, wenn beide Seiten etwas davon haben.“ „Stimmt ja. Die Atomindustrie sackt Milliarden ein und die FDP freut sich demnächst auf Wahlkampfspenden.“

„Großer Wurf für Deutschland – pah!“ „Leider an der Tonne vorbei.“ „Das stinkt doch gewaltig! Da hocken sich diese Nulpen mit dem Merkel an einen Tisch und knobeln aus, wie sie der Industrie noch mehr Kohle in den Hintern schieben können…“ „Nein, falsch. Sie haben vergessen, dass die Atomkraftwerksbetreiber mit am Tisch saßen.“ „Das ist doch grotesk – die dürfen sich jetzt also ihre Gesetze selbst machen?“ „War das bei den Banken anders? Nein, Sie verstehen das falsch. Das ist Merkels Form von Basisdemokratie: das Volk darf sich an der Entscheidungsfindung beteiligen und im Gegenzug vertrauen, dass die Kanzlerin alles tut, um den Willen des Volkes durchzusetzen. Wie in der DDR.“

„Wozu brauchen wir denn diesen Quark? Das soll ein Förderprogramm für erneuerbare Energien sein?“ „Klar. Schauen Sie sich doch das marode Gezumpel an, das die Stromkonzerne da am Netz haben. Da ist so eine Abwrackprämie doch echt angesagt, oder?“ „Beschiss ist das! Reiner Beschiss, wenn Sie mich fragen!“ „Es fragt Sie aber keiner. Die Regierung tut das doch alles nur, um Sie vor Ihrer eigenen kurzsichtigen Meinung zu schützen. Deutschland braucht Atomenergie.“ „Das haben wir ja gesehen. Sechs Atomkraftwerke vom Netz, aber die Lichter gehen nicht aus. Wir exportieren immer noch fleißig Strom. Und die regionalen Versorger werden verschaukelt, weil man ihnen die Zuschüsse für erneuerbare Energien erst verspricht und dann, wenn sie benötigt werden, einfach verweigert. Das nenne ich Beschiss!“ „Ich bitte Sie, diese Regierung hat doch alles getan, was sie im Koalitionsvertrag angekündigt hat. Und sogar noch mehr.“ „Was, noch mehr?“ „Das Bakschisch für die Hotelpagen hatten Sie schon vergessen?“

„Das ist doch alles ein Wahnsinn, was das alles den Steuerzahler kosten wird.“ „Seien Sie froh, dass Sie es nicht mehr erleben. Die Milliarden, die Sie für die Endlagerung brauchen, werden vielleicht Ihre Urenkel zahlen. Und da kommen sie noch gut weg – was meinen Sie, was das bis jetzt schon für ein Schweinegeld gekostet hat.“ „Was war denn daran so teuer?“ „Na, rechnen Sie doch mal nach: die PR-Kampagne mit Oliver Bierhoff, gekaufte Gutachten, Schmiergelder für die Politiker, die Ausfälle, die nach der Brennelementesteuer kommen werden, weil die Verbraucher die Zeche werden zahlen müssen – und dann sollten Sie auch mitrechnen, was das ganze Verfahren an Prozessen und anderen Auseinandersetzungen hinterher kosten wird. So schnell ist das nicht vom Tisch.“ „Wenn man unseren strahlenden Siegern Glauben schenken darf…“ „Wann kann man das schon.“ „… dann ist das eine kinderleichte Sache. Wird einfach so durch den Bundestag gewunken, wenn mal nichts Großes auf der Tagesordnung steht.“ „Blödsinn. Das Gesetz wurde 2002 mit Zustimmung des Bundesrates beschlossen, deshalb wird der Mist auch jetzt durch die Länderkammer und dann direkt in den Vermittlungsausschuss gehen.“ „Das muss Merkel doch aber wissen.“ „Reden Sie im Zusammenhang mit der nicht von Wissen, die ist Physikerin. Die weiß bloß, wie man eine Regierung im Kern spaltet. Und hinterher das Volk.“

„Jetzt mal ehrlich: wissen die denn da oben überhaupt, was die machen? Warum redet dieser Brüderle die ganze Zeit von einem substanziellen Beitrag zum Ausbau von Ökoenergie? Und woher sollen denn bitte seine 30 Milliarden Euro kommen, wenn die Steuer nach allen Abschreibungen mit Ach und Krach mal zehn Prozent davon bringen wird?“ „Dann werden sie am Ende den Ausstieg eben nochmals verschieben, um die erforderliche Summe zusammenzukratzen.“ „Und dann wollen die jetzt Geld in die Sicherheit der Atomkraftwerke investieren. In die Sicherheit! Jetzt! Verdammt, worüber haben wir die letzten 40 Jahre geredet?“

„Sie müssten doch bereits seit 2005 einige Dinge über Merkel gelernt haben: sie ist für die Scheiße, die sie macht, nie selbst verantwortlich. Und immer, wenn irgendjemand auf ihre Weisung diesen Dreck breittritt, kann sie ihn als Abkanzlerin in der Versenkung verschwinden lassen. Die Berater haben ihr auseinandergesetzt, längere Laufzeiten sind Bockmist, Umweltbundesamt, Energieagentur, Umwelt-Sachverständigenrat, alle haben es kapiert. Auch die wissenschaftlichen Gutachter haben das gesagt, mit einem kleinen Schönheitsfehler: diese Gurkentruppe will gar nicht wissen, wie man mit Brüderles Zahlengegaukel die Klimaziele erreicht oder sogar den Aufschwung am Arbeitsmarkt damit hinbekäme. Sie halten sich lieber die Augen zu, dann ist der böse Mann weg.“ „Die Klimakanzlerin macht also aus Gründen neoliberaler Klientelpolitik ihr komplettes Image als Umweltretterin kaputt und verkauft sich für ein paar Milliarden, die sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals kassiert?“ „Ja. So würde ich das formulieren.“ „Und warum bitte? Warum?“ „Merkel will eben zeigen, dass Westerwelle nicht der einzige Versager in dieser Regierung ist.“





Schicht im Schacht

10 08 2009

Berlin war nicht zu beneiden. Der Augusthimmel drückte seine übergroße Staublast hinab in die Straßenschluchten. Träg dümpelte die Spree zwischen Ost und West. Das versprochene Tief drehte unentschlossen über der See, Gewitter waren seit Tagen angekündigt und wollten einfach nicht losbrechen. Es war unerträglich heiß und drückend. Einen klaren Gedanken konnte schon lange keiner mehr fassen.

Der Kandidat war der erste Patient, der leichte Symptome eines Sonnenstichs zeigte. Knapp drei Dutzend Unentwegte hatten sich durch die Schwüle gekämpft, waren nach Charlottenburg gekommen, um Frank-Walter Steinmeier bei einem seiner frühen Wahlkampfauftritte zu sehen und harrten nun in der Hitze. Der Außenminister ging gefasst auf die Bühne, trat vor das bereits offene Mikrofon und starrte abwesend in die recht überschaubare Menschenmenge. „Wer bin ich“, murmelte er, „und was mache ich hier eigentlich?“

Während die rasch hinzugezogenen Neurologen Entwarnung gaben und eine milde Stressreaktion diagnostizierten, hatte Angela Merkel einen viel schlimmeren Hieb abbekommen. Sie musste einen Filmriss erlitten haben. Als das Expertengremium sie mit letzten Erkenntnissen aus der Schachtanlage Asse konfrontierte, setzte ihr Erinnerungsvermögen vollständig aus. Sie besann sich gerade noch darauf, dass sie die Kanzlerin war und eine Vergangenheit als FDJ-Propagandistin hinter sich hatte.

Natürlich kümmerte man sich zunächst um die wichtigsten Fragen; der Wahlkampf um die bruchlose Kontinuität der Parteilinie hatte höhere Priorität als Regierungs- und Parlamentsarbeit. Unermüdlich beobachteten die Ärzte die Kanzlerin, um in ihre geistige Verdunkelung vorzudringen. Hatte sie angesichts der Lage – mehr als das Doppelte der bisher dokumentierten Menge an Plutonium war im Forschungsbergwerk bei Wolfenbüttel gelagert worden – den Überblick verloren? Die öffentliche Stellungnahme zum Atommüllskandal stand auf Messers Schneide. Würde man Merkel auf die Presse loslassen können, ohne dass jemand Verdacht schöpfte? Der Chefarzt empfahl kalte Kompressen und Eisbeutel.

Nachdem man der CDU-Anführerin eine grobe Zusammenfassung der wichtigsten Fakten gegeben hatte – inzwischen hatte sie begriffen, dass Niedersachsen zu den deutschen Bundesländern gehört – geleitete man sie vor die Reporter. Es sollte eine schwere Prüfung werden, denn gleich zu Beginn wurde Merkel mit einem Schreiben des Bundesamtes für Strahlenschutz konfrontiert, aus dem eindeutig hervorging, dass der Salzschacht im Absaufen begriffen sei. „Dafür bin ich gar nicht zuständig“, plapperte der Sprechblasenautomat, „das ist Sache des Bundesumweltministeriums.“ Der Brief sagte eindeutig aus, dass die gemessene Strahlenbelastung erheblich über den zulässigen Grenzwerten liege. „Das muss der Umweltminister wissen!“ Der Zufluss an Salzlauge auf 10 Kubikmeter pro Tag gefährdete die Sicherheit erheblich, eine Katastrophe war zu erwarten. Käme das radioaktiv verseuchte Wasser an die Oberfläche, so würde der Dosisgrenzwert um ein Hundertfaches überschritten. Eine tickende Zeitbombe. „Ich bin aber nicht die Umweltministerin!“

Es hatte alles keinen Sinn. Man führte Merkel in einen abgedunkelten Raum und bettete sie auf eine Liege. Der Chefarzt maß Puls und Blutdruck, beäugte die Pupillen der Christdemokratin und nahm ihr ein bisschen Blut ab. Dann versuchte man es mit einer Schocktherapie. Der Psychiater hielt ihr Bilder vor: Helmut Kohl, der Mauerfall, Aufnahmen des Bundesumweltministeriums von 1996. Keine Reaktion. Nichts. Alles weg, ordnungsgemäß entsorgt, den Langzeitspeicher sauber geschreddert, alle Hirnzellen geleert und nass durchgewischt. Schicht im Schacht.

In der Zwischenzeit hatte der Ministerdarsteller im Wirtschaftsressort alle Hände voll zu tun, um die hitzebedingten Aussetzer von Guido Westerwelle in den Griff zu bekommen – und umgekehrt. Während der eine neoliberale Anzugträger vollmundig Steuersenkungen in nie geahnter Höhe ankündigte, betonte der andere, diese seien ausdrücklich nur für Spitzenverdiener vorgesehen. Ab und zu vertauschten sie ihre Rollen. Ein kaltes Sitzbad half, die beiden wieder unter Kontrolle zu kriegen.

War die Kanzlerin nachts noch von Fieber geschüttelt worden, so erholte sie sich am frühen Vormittag des kommenden Tages binnen Stunden. Der Genuss von viel ungesüßtem Tee und die aktuellen Wahlprognosen der SPD brachten sie nach und nach wieder auf die Beine. Die Mediziner waren sichtlich zufrieden mit ihr. „Machen Sie einfach weiter wie bisher“, riet der Chefarzt, „lassen Sie sich nichts anmerken. Bis jetzt weiß keiner, dass Sie einen Blackout hatten. Wenn wir alle dichthalten, wird es nie jemand erfahren.“ Und so schritt Angela Merkel im Kanzleramt vor die wartenden Greenpeace-Delegation. Sie klopfte kurz ans Mikrofon und gab ihre Regierungserklärung zu dem seit 1967 als undicht bekannten Salzschacht ab. „Liebe Bundesbürgerinnen und Bundesbürger. Der Aufschwung ist da. Wir können im nächsten Jahr die Vollbeschäftigung schaffen.“