Abschussball

23 09 2021

„Hallo, München? Können Sie mich hören? Hallo? Was ist das denn da für ein Lärm? Feiern Sie etwa heute schon? Und kann mir mal einer den Chef an die… – Ach so, Sie sind es selbst?

Ist Ihnen nicht gut, Herr Söder? Ich kann gerne später noch mal anrufen, wenn Sie mehr Zeit haben. Das klingt ja, als seien Sie momentan beschäftigt, oder was ist das da im Hintergrund? Haben Sie das Oktoberfest in die Staatskanzlei verlegt? Sie sind gar nicht in der Staatskanzlei? Rufweiterleitung ins Franz-Josef-Strauß-Haus, verstehe. Deshalb auch diese Geräuschkulisse. Ist das eine Blaskapelle oder haben Sie nur den Heimatsender aufgedreht? Was!? mir soll’s ja egal sein, wer da spielt, aber finden Sie das nicht ein bisschen sehr extravagant? Vor allem ist das sauteuer, wenn die alle eingeflogen werden müssen, von der Umweltbilanz ganz zu schweigen, aber wenn Sie meinen, dass das… –

Ich dachte schon, Sie seien weg, Herr Söder. Ja, ich bin noch dran, was machen Sie da eigentlich in der Parteizentrale? Party? Aber die Wahl ist doch erst am Sonntag, da können Sie doch jetzt noch nicht wegen der… – Allerdings, ich habe die letzten Umfragen gelesen. Sah gar nicht mal so gut aus. Deshalb bin ich ja auch so irritiert, dass Sie heute feiern, das kann ich mir nämlich gar nicht… – Das ist ja schön, dass Sie so toll jodeln können, Herr Söder, ich glaub’s Ihnen auch, das müssen Sie mir jetzt nicht… – Meine Güte, diesen Lärm, kann man den nicht abstellen? oder gehen Sie meinetwegen in den Nebenraum, da können wir ungestört… – Dann jodeln Sie halt, Herr Söder, ich muss mir das ja nicht unbedingt anhören, oder?

Was ich eigentlich wollte, es geht noch um die Beschlussvorlagen der Landesregierungen zum… – Herr Söder, eine Minute, der Bundesrat will das bis spätestens morgen haben, damit wir das Verfahren zur Gesetzgebung in die… – Sagen Sie Bescheid, wenn Sie fertig sind mit Jodeln? Ich könnte in der Zwischenzeit noch im Finanzministerium anrufen und die Absicherung der… – Bei Ihnen? Scholz? Hat der Mann denn keine Wahlkampftermine mehr? Stand schon seit Wochen fest? Wahrscheinlich hatte er wieder eine seiner Erinnerungslücken, ab und zu ist ja auch die Zukunft davon betroffen, in diesem Fall die Zukunft Deutschlands. Aber egal, sagen Sie ihm doch mal, ich bräuchte die Vorlage aus dem Gremium, damit wir die… – Herr Söder, ich will jetzt nicht mit Ihnen anstoßen, das können wir demnächst in der Staatskanzlei, aber jetzt muss ich die gesamten Papiere für die… –

Das ist der Bayerische Defiliermarsch, ich weiß, aber ich möchte mit Ihnen jetzt nicht über die… – Sagen Sie mal, haben Sie getrunken? nein, nicht, ob Sie etwas getrunken haben, ich frage: haben Sie getrunken, Herr Söder? Aha. Ja, ich weiß, was das ist, und dass das eine bayerische Spezialität ist und ziemlich teuer, und ich muss jetzt trotzdem noch mal fragen, ob Sie noch in Lage sind, also nicht: ob Sie sich noch in der Lage fühlen, mir einige Fragen zu beantworten, ob Sie die… – Ja, das würde ich den Minister Scholz auch fragen, aber darum geht’s gerade nicht, auch nicht, ob Sie gerade noch gerade gehen können, Herr Söder, Witze sind momentan eher unangebracht, und ich… – Ja, man muss Feste feiern, oder bei Ihnen wohl eher feste feiern, Sie sind offenbar nach ein bis zwei von diesen… – Aus dem Maßkrug!? Sind Sie total übergeschnappt, das trinkt man doch nicht aus dem Maßkrug!

Löwen? Ist das auch wieder so eine Anspielung auf das Wappen oder das CSU-Logo oder auf die Gladiatorenspiele, die Sie da veranstalten? Aus dem Kronebau!? Entschuldigen Sie mal, haben Sie noch alle Tassen im Schrank? Zehn Raubkatzen auf einer Party, das ist ja… – Wer findet das gut? Baerbock? Die Baerbock? hatte sich den Termin frei gehalten und feiert jetzt mit? Ein Glas Riesling und Bio-Apfelschorle? Hören Sie, Herr Söder, es ist ja nett, wie Sie Ihre politische Konkurrenz auf dem Fest haben, aber wir müssen doch jetzt die wirklich wichtigen Fragen für die… –

Nein, ich habe keinen blassen Schimmer, als was Sie sich verkleidet haben, Herr Söder. Ich will auch nicht raten. Meinetwegen, Ludwig II.? Ah ja, darauf hätte ich auch kommen können. Ich weiß gar nicht, was daran so witzig sein soll, das hatten Sie doch schon mal… – Sagen Sie mal, Sie haben doch irgendwas geraucht? Ich will gar nicht wissen, was Sie da konsumiert haben, ich bin nur mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass Sie nicht mehr zurechnungsfähig sein können. Im Prinzip ist mir das ja egal, Sie können da rauchen, was Sie wollen, aber ich habe hier eine Gesetzesvorlage, und jetzt hören Sie verdammt noch mal auf zu jodeln, sonst werde ich gleich richtig sauer! Sie brauchen gar nicht so albern zu kichern, das wird alles Konsequenzen haben, wenn nämlich morgen die Meldung ans Bundeskanzleramt geht, dass die Vorlagen nicht rechtzeitig wieder angekommen und beglaubigt sind, dann kann ich Ihnen versprechen, dass die Kanzlerin Ihnen gewaltig in den… –

Frau Merkel ist in München? bei Ihnen!? Auf der Party? Mit Hütchen? Sie hat was mitgebracht!? Ich glaube Ihnen kein Wort mehr, das geht jetzt entschieden zu weit! Hören Sie auf, Herr Söder, ich werde mir das nicht mehr länger mit anhören, jetzt ist Schluss! Das ist eine bodenlose Unverschämtheit, was Sie da… – Sie strapazieren meine Geduld, Herr Söder! Was zum Teufel feiern Sie da eigentlich? Sie haben doch gerade jetzt gar keinen Grund, sich zu… – Noch vier Tage, dann ist Laschet Geschichte? Meine Güte, warum sagen Sie das nicht gleich!“





Wählertäuschung

20 09 2021

„… darauf hinarbeiten werde, dass beim Sieg der SPD eine Koalition mit der FDP und den Grünen möglich sei. Im Falle einer Zuwiderhandlung werde Söder alle parlamentarischen Mittel nutzen, um die Verweildauer eines Konkurrenten im Amt so kurz wie nur rechtlich zulässig zu…“

„… gehe man auch im Konrad-Adenauer-Haus davon aus, dass es sich bei der Wahl leidlich um eine Momentaufnahme der politischen Meinung einer Minderheit handle, die an der Abstimmung teilgenommen habe. Im Gegensatz dazu könne man belegen, dass die Volksmeinung den einzig legitimen, da von Gott gesandten Kandidaten als Retter der Nation vor den sozialistischen…“

„… gehe Scholz inzwischen davon aus, dass die Äußerungen des CSU-Chef ein weiterer Versuch seien, eine erneute Große Koalition zu bilden. Dies werde er aber nach jetzigem Stand nicht zulassen und vertraue auf die Verhandlungen mit dem…“

„… zu Irritationen geführt habe, da manche der Unionsmitglieder aus dem inneren Kreis um den Kanzlerkandidaten ihre Befürchtungen geäußert hätten, sie würden im Falle eines Wahlsieges bei der Ämtervergabe nicht ausreichend berücksichtigt. Vor allem dreizehn Parteifreunde, denen Laschet das Kanzleramt versprochen habe, seien derzeit nachhaltig verärgert mit dem…“

„… dass die ungebrochen ansteigende Quote an Briefwahlstimmen zur Verzerrung des Ergebnisses beitragen werde. Söder habe angekündigt, dass in Bayern nur vorab eingereichte CSU-Stimmen in das Endergebnis einfließen würden, da man bei anderen davon ausgehen könne, dass Enkel, Kinder oder anderweitig linksextremistisch indoktrinierte Feinde des christlichen Lagers eine…“

„… auch möglich sei, dass der Kanzler nicht aus der Mitte des Deutschen Bundestages gewählt werde. Da Laschet vermutlich nicht dem Parlament angehören werde, sei es im Ergebnis egal, ob die Union den CDU-Kandidaten oder besser gleich ihn zum Regierungschef mache. Söder wolle auf jeden Fall mit parlamentarischen Mitteln die Macht für ein Bündnis mit der…“

„… eine Regierung unter Laschet zwar als legitimen Nachfolger akzeptieren werde, solange das Bundesverkehrsministerium weiterhin in CSU-Hand sei und die verabredeten Finanzmittel in den Freistaat transferiere, sich bei weiteren Fragen der Ämterbesetzung aber Nebenabreden vorbehalte, etwa in der Frage, wer als Bundeskanzler für…“

„… dass vom Bundesverfassungsgericht geprüft werden müsse, ob nicht ein besonders schwerer Fall von Wählertäuschung vorgelegen habe. Die CSU sei davon ausgegangen, dass der Kanzlerkandidat der Union ein geistig gesunder, zurechnungsfähiger Mann von politischem Sachverstand sei, dem man jederzeit zutrauen könne, dass er seine Schuhe ohne fremde Hilfe zubinde. Da dies offensichtlich nicht zutreffe, sei diese Bundestagswahl ungültig und müsse schnellstmöglich wiederholt werden, und zwar mit einem Kandidaten, der nicht als…“

„… stehe die christsoziale Partei loyal zum CDU-Kandidaten. Der bayerische Ministerpräsident spreche ihm ausdrücklich sein uneingeschränktes Vertrauen aus und werde ihn nach Möglichkeit nicht weiter in die Kandidatur…“

„… sei es durchaus möglich, wenigstens die gemeinsame Führung der Unionsparteien auf den Chef der Christsozialen zu konzentrieren. Laschet werde nach einer verlorenen Wahl und ohne ein parlamentarisches Amt und die dazugehörige Indemnität im Visier strafrechtlicher Ermittlungen stehen, weshalb eine zeitnahe Entlastung ganz im Sinne der Parteibasis und der…“

„… dass ein Koalitionsvertrag auch den Passus enthalten könne, der die Amtsnachfolge des Bundeskanzlers regle, wenn dieser nach Ansicht der Parteiführung nicht mehr das Vertrauen der Partei oder ihrer Führungsgremien genieße. Söder sehe eine jährliche Abstimmung als guten Weg, um 2022 die Regentschaft für den bis dahin nicht mehr von der Union getragenen…“

„… eine Koalition des größten Fortschritts mit SPD und Grünen bilden könne. In diesem Fall sei mit Scholz und Baerbock vereinbart worden, dass das Bündnis nicht mit Laschet geschlossen werden solle, da dieser für grundlegenden Fragen erheblich zu wenig Ahnung von Bereichen wie Politik, Wirtschaft oder…“

„… rate Söder, alle an die Union fallenden Ressorts im Bundeskabinett gleich mit Ministern aus der CSU zu besetzen. So falle es bei Neuwahlen oder einer informellen Amtsübernahme durch ihn dem Volk sehr viel leichter, eine Kontinuität in der politischen Willensbildung nach der…“

„… das Amt eines Hofnarren einführen wolle, das Laschet bis auf Weiteres ausüben dürfe, bis sich die Strafverfolgungsbehörden mit seinen…“

„… sei es jetzt noch zu früh, um die Übernahme der CDU durch ihre bayerische Schwesterpartei zu beschließen. Spätestens bei diesem Schritt werde es aber unumgänglich sein, aus Tradition die Einheit wiederherzustellen durch die Personalunion von Parteivorsitzendem und Bundeskanzler, wie es bereits im…“

„… dass die FDP ebenfalls Teil der nächsten Regierung sein müsse, weil Lindners politisches Schicksal daran hänge. Er werde sämtliche Befehle aus München wohlwollend empfangen und freue sich schon auf eine vertrauensvolle und…“

„… seien Abschiebungen integraler Bestandteil der CSU-Identität, so dass man aus folkloristischen Gründen für Laschet auch einen Daueraufenthalt in Brüssel oder…“





Gamechanger

16 09 2021

„Natürlich nur unter Armin Laschet. Wenn die SPD mehr Stimmen haben sollte als wir, dann heißt das noch lange nicht, dass wir keine Regierung bilden können, und das schließt natürlich auch eine große Koalition nicht aus. Wir lassen einfach alles so, wie es ist, nur Bundeskanzler wird dann halt Laschet.

Das ist doch für Sie als Sozialdemokraten eine durchaus komfortable Situation, schließlich sind Sie es doch, die sich gegen die Vorwürfe zur Wehr setzen müssen, dass mit Ihrem Kanzler sofort der Sozialismus ausbricht und Deutschland innerhalb weniger Monate in einen Staatsbankrott taumelt und mindestens hunderttausend Prozent Inflation kriegt. Sie überlassen uns das Kanzleramt, dafür sind Sie an der Regierung beteiligt. Wenn wir uns das recht überlegen, dann dürfen Sie sogar Scholz weiterhin als Finanzminister beschäftigen, der hat seine Sache ja nicht schlecht gemacht. Und da wir als kleinerer Koalitionspartner traditionell das Recht auf den Außenministerposten haben, werden wir das mit Altmaier besetzen, damit Merz ins Wirtschaftsministerium kann. Zum Ausgleich wäre vielleicht das Entwicklungshilfeministerium frei, weil die CSU sich jetzt auf ihre Kernkompetenzen beschränken wird. Wir haben da noch ein paar sehr kostspielige Infrastrukturprojekte in Oberbayern, der Scheuer muss diesmal mehr als achthundert Milliarden ranschaffen. Pro Jahr. Da werden Sie froh sein, dass Sie im Finanzministerium die paar Euros zusammenhalten können.

Es ist auch billiger, verstehen Sie doch – wenn man nicht immerzu alle Ministerien neu besetzen muss, dann schafft man mehr Kontinuität, es gibt die alten Türschilder noch mal, das alte Briefpapier, die alten Staatssekretäre, und wir müssen auch nicht so viele Übergangsgelder zahlen. Eigentlich muss auch nicht unbedingt ein neuer Koalitionsvertrag geschlossen werden, solange wir mit dem alten noch nicht fertig geworden sind. Wir zumindest sind der Ansicht, wenn sich eh nicht viel ändert, dann muss man auch keine Neuausrichtung der Politik erfinden, die der Wähler am Ende sowieso nicht glaubt. Sie meinen, mit dem Argument kann man sich Wahlen gleich ganz ersparen? Das haben Sie gesagt!

Jetzt seien Sie doch nicht gleich eingeschnappt! Sie wollten ja immer die ganz große Wende, den Gamechanger in der deutschen Politik, und jetzt haben Sie ihn! So eine Koalition der Stabilität und der Kontinuität ist ein ganz ungewöhnliches Signal an die politischen Beobachter. Da können Sie mit Fug und Recht behaupten: ‚Die CDU wollte absolut keine Experimente wagen, aber wir, die SPD, haben sie dazu gebracht, dass sie unserer Idee folgt!‘ An Ihrer Stelle würde ich mir das gut überlegen, so eine Riesenchance kriegt man höchstens einmal im Leben. Wenn Sie jetzt nicht zugreifen, und das sage ich Ihnen ganz offen, dann könnte das für Sie der Untergang sein, ja: der Untergang. Danach sind Sie möglicherweise mit den Linken in einer Rot-Grün-Koalition, aber wir wissen doch beide, dass Sie das gar nicht wollen. Und dass das gar nicht gut ist für Deutschland. Und dass die SPD danach komplett und endgültig in der Bedeutungslosigkeit versinkt, wie Sie das vor dem Wahlkampf schon einmal fast erlebt hätten. Das wäre jetzt ein Pyrrhussieg, das müssen Sie mir glauben. Den wollen Sie nicht.

Natürlich würden wir Ihnen entgegenkommen, damit Sie merken, dass es uns ernst ist. Sie müssten nicht einmal mehr den Vizekanzler stellen, weil wir den diesmal ins Wirtschaftsministerium verlegen. Sie haben ja gesehen, dass man das Amt auch vom Finanzministerium aus ausüben kann, und da wir zu internationalen Terminen Altmaier einfach nicht mitnehmen können – abgesehen davon, dass Sie den in kein Flugzeug reinkriegen, falls Sie vorhatten, das Ding in die Luft zu bekommen, der Mann ist dümmer, als er fett aussieht – macht das Merz. Mehr als wirtschaftliche Beziehungen sind für uns ohnehin nicht interessant, und dass Merz alles andere vollkommen egal ist, dürfte sich bis zu Ihnen herumgesprochen haben. Sie können sich dann ganz auf Steuersenkungen konzentrieren.

Mitziehen müssten Sie als SPD jetzt schon, sonst macht das ja alles keinen Sinn. Das ist auch nicht undemokratisch, wenn Sie das meinen – der Wählerwille wird ja respektiert, weil die Wähler nicht den Bundeskanzler wählen, sondern eben den Bundestag, und wenn die Abgeordneten nun mal für Laschet stimmen, dann ist das richtig demokratisch. Sie dürfen natürlich ein paar Mal gegen Laschet stimmen, mit solchen Manövern haben Sie als SPD ja genügend Erfahrung, aber das wird Ihnen nichts nützen. Wir werden Ihnen ein Angebot machen, das Sie gar nicht werden ablehnen können. Sie sind eh in der Rolle gefangen, dass Sie immer umfallen und dann der CDU in die nächste Koalition folgen. Wie Sie mit dem Imageschaden zurechtkommen, das ist nicht unser Problem. Sie müssen bloß unseren Kandidaten wählen, dann haben Sie wieder vier Jahre Ruhe, und in der Zwischenzeit haben sich die Verhältnisse wieder so eingependelt, dass Sie hinter der CDU liegen. Ich denke, das haben Sie kapiert. Und da wir in dieser Zeit eine leichte Öffnung des rechten Flügels zur AfD vollziehen werden, haben Sie die Gelegenheit, sich durch flexibles Beharren in der Mitte als ausgleichende Kraft zu profilieren. Also überlegen Sie sich das gründlich.

Gut, Sie wollen Scholz. Dann machen wir Ihnen aber kein Angebot mehr, wenn wir doch wieder die stärkste Kraft im Bundestag werden. Das haben Sie dann davon. Aber das hätte uns ja von Anfang an klar sein müssen: Sie als Sozialdemokraten stehen eben immer auf der falschen Seite der Geschichte.“





Katastrophenalarm

14 09 2021

„Haben Sie da gerade jemanden?“ „Aus dem Kompetenzteam?“ „Die sind doch schon weg.“ „Aber wir bräuchten einen.“ „Ob uns da ein Berater hilft?“ „Lieber gleich zwei.“ „Der muss aber gut sein.“ „Und vor allem schnell, wir haben ja nicht mal mehr eine Woche.“

„Ein bisschen mehr schon.“ „Sie müssen aber berücksichtigen, dass wir erst mal abwarten sollten, ob die Wähler unseren Neustart auch bemerken.“ „Und dann müssten wir auch schauen, dass sich das in den Vorhersagen abzeichnet.“ „Weil ja dann erst die Ergebnisse besser werden.“ „Verstehe.“ „Also vier bis fünf Tage?“ „Das dürfte sehr eng werden.“ „Wir müssten erzählen, dass Scholz eine miese Sau ist und falsch parkt und Mundgeruch hat und…“ „Ruhig!“ „Also wirklich, jetzt mal langsam!“ „Wir einigen uns erstmal auf einen Berater, der uns eine Strategie vorschlägt, und dann können Sie hier mit Ihren Inhalten kommen, okay?“

„Und wenn wir künstliche Intelligenz in den…“ „Ich sagte doch, Inhalte können wir dann immer noch machen.“ „Man kann doch irgendwas in der Richtung jetzt für den Wahlkampf benutzen.“ „Aber von uns hat doch keiner Ahnung.“ „Von Wahlkampf oder von Intelligenz?“ „Jetzt machen Sie mich hier nicht nervös!“ „Das sind doch alles Dinge, die wir irgendwann sowieso besprechen wollten.“ „Aber die dauern zu lange!“ „Ich dachte, diese künstliche Intelligenz nimmt man, damit es schnell geht?“ „Das muss man doch erst mal aufbauen!“ „Ach so, wir haben da nicht genug Platz?“ „Wenn es am Geld liegt, ich kenne da einen, der würde uns auch kurz vor der Wahl noch etwas spenden.“ „Das ist doch jetzt völlig irrelevant!“ „Wieso, Geld kann man doch immer gebrauchen, oder?“

„Irgendwas mit Stabilität?“ „Klingt irgendwie verlässlich.“ „Nein, nichts mit ‚verlassen‘!“ „Das ist doch aber…“ „Fragen Sie mal die künstliche Intelligenz, ob der etwas einfällt.“ „Dazu müssten wir erst einen Berater haben, der die künstliche Intelligenz fragen kann.“ „Verstehe.“ „Trotzdem ist Stabilität ganz gut.“ „Klingt immer noch besser als Katastrophenalarm.“ „Was ist daran jetzt schlecht?“ „Ich meine ja auch nur, das ist besser als…“ „Also wenn wir eine Katastrophe haben, dann sollten wir auch den Mut zum Katastrophenalarm…“ „Das ist doch Quatsch!“ „Eben, oder haben wir hier eine Katastrophe?“ „Wir haben Stabilität, und das sollten die Wähler auch erkennen.“ „Trotzdem wäre es eine Katastrophe, wenn es diese Stabilität plötzlich nicht mehr gäbe.“ „Das können wir nur mit künstlicher Stabilität…“ „Sie meinen künstliche Intelligenz?“ „Nein, warum?“ „Warten wir doch erstmal ab, was der Berater dazu sagt.“

„Jedenfalls muss sich jetzt alles ändern.“ „Wie kommen Sie denn auf den Unfug?“ „Wir sind doch die Partei der Stabilität!“ „Aber für einen neuen Aufbruch, weil wir jetzt die Zukunft der…“ „Was haben Sie bloß mit Ihrer Zukunft?“ „Seine ist doch gar nicht so wichtig, es geht hier schließlich um die Partei.“ „Und um Deutschland!“ „Er ist noch nicht so lange dabei, stimmt’s?“ „Den Eindruck habe ich auch.“ „Wir brauchen ein Sofortprogramm auf den Gebieten Digitalisierung und Bürokratieabbau!“ „Das bezeichnen Sie als Aufbruch?“ „Ein Berater hätte das auch nicht schlechter hingekriegt.“ „Das funktioniert durch sofortigen Bürokratieabbau?“ „Die Digitalisierung lässt sich aber schneller in den Ämtern und Behörden durchsetzen.“ „Zum Beispiel mit einem abgesicherten Mail-Programm?“ „Dann müssen wir nur noch irgendwann das Programm neu machen, wenn die überflüssigen Gesetze weg sind, die wir mit digitalisiert haben.“ „Aber es ist ein Aufbruch!“ „Kann ich das mit der künstlichen Intelligenz noch mal sehen?“

„Videoüberwachung?“ „Das könnte man gegen Clankriminalität und…“ „Wollen Sie uns alle in den Knast bringen!?“ „Er ist wirklich noch nicht lange dabei.“ „Am besten gegen Steuerhinterziehung, Sie Pfeife!“ „Hat er und schon T-Shirts drucken lassen mit ‚Wir sind die Verbotspartei‘?“ „Wir könnten für den Klimaschutz eine…“ „Der ist ein U-Boot.“ „Das Gefühle habe ich auch.“ „Gleich schlägt er noch eine Beschleunigung für Genehmigungen im Bauordnungsverfahren vor.“ „Machen das nicht die Kommunen?“ „Deshalb schlägt er es ja vor.“ „Verstehe.“ „Und wie finanzieren wir das?“ „Wenn man die Spitzenverdiener entlastet, dann schaffen wir mehr Kapital für Investitionen.“ „Beim Staat?“ „Das muss aber auch schnell umsetzbar sein.“ „Wir haben doch vier Jahre Zeit.“ „Drei Jahre.“ „Stimmt, im nächsten Wahlkampf brauchen wir ja was.“ „Es müsste jetzt perspektivisch etwas geben, was wir vollkommen ignorieren.“ „Dann haben wir für den nächsten Wahlkampf auch was.“ „Genial!“ „Damit ist der Berater überflüssig!“ „Ich will mich ja nicht selbst loben, aber das Honorar könnte man dann doch gleich mir auszahlen, oder?“ „Sehen Sie, so macht man das!“ „Der ist auch schon etwas länger in der Partei.“ „Verstehe.“

„Und wenn wir uns das alles gar nicht leisten können?“ „Wir müssen sowieso erstmal abwarten, was die Kassenlage ergibt.“ „Das heißt, im Zweifel können wir gar nichts umsetzen?“ „Dann sind die Ausländer schuld.“ „Und der Sozialismus.“ „Sind die fürs Klima verantwortlich?“ „Die Chinesen schon.“ „Vielleicht brauchen wir da doch wieder einen Berater.“ „Ich hätte da noch Barmittel.“ „Wir könnten künstliche Intelligenz davon kaufen.“ „Da werden Sie nicht viel bekommen.“ „Und für die, die nicht wissen, was sie wählen sollen?“ „Wir müssen anschlussfähig sein nach allen Seiten.“ „Nach allen Seiten?“ „Verstehe, kein Problem: wer gendert, wird erschossen.“





Bananenrepublik

13 09 2021

07:03 – Fluchend verlässt Rentner Ernst K. (85) die Kaufhalle Malschwitz (Landkreis Bautzen), da es am Tag nach der Bundestagswahl keine Bananen mehr gibt. Empört klingelt der ehemalige Schreiner und jetzige AfD-Funktionär die Anwohner am Dorfplatz aus dem Bett, um die Wiederkehr des verhassten Sozialismus zu verkünden.

07: 19 – Ein Anruf in der Hauptstadtredaktion von BILD versetzt den Springer-Konzern in Aufruhr. Die Chefredaktion versendet per SMS die Botschaft „Sozialismus Start“ an dreißig Reporter, deren Aufgabe es nun ist, Beweise für den jähen Umbruch in Deutschland zu finden. Eine zweite Nachricht aus der Konzernspitze lautet: „Wir schaffen das!“

07:26 – Im benachbarten Kubschütz sind sämtliche Telefonketten heiß gelaufen. Kaufmann Ronny T. (38) holt eine halbe Stunde vor Geschäftsöffnung die verbliebenen Südfrüchte der Freitagslieferung aus dem Kühlraum und bereitet sich auf die Kunden vor, die erfahrungsgemäß schon gegen zehn Uhr die Filiale betreten. Es gibt Bananen, auch wenn diese eher selten gekauft werden.

07:31 – Die hastig zusammengezogene NPD-Kampfgruppe Doitsche Ehre wartet auf Verstärkung aus der Kreisstadt. Bisher sind noch keine Mitglieder der Kameradschaft Bautzen Ausländerfrei auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt eingetroffen. Die jungen Neofaschisten vertreiben sich die Zeit mit Rauchen.

07:58 – Einzelhandelskauffrau Melinda Z. (27) will für die Geburtstagsfeier ihres Gatten Bananenbrot backen und bietet Filialleiter Ronny T. für die verbliebenen Schlauchfrüchte zehn Euro an. Nach kurzer Qualitätskontrolle einigen sie sich auf sechs Euro für das Gebinde, das während des Tages im Kühlraum verbleiben soll.

08:04 – Das nationale Kommando betritt den Laden und verlangt in herrischem Ton Südfrüchte. Da sie verständlicherweise nur noch deutsches Obst in der Auslage vorfinden, reißen sie mehrere Regale in der Frischeabteilung zu Boden. Ronny T., der in seiner Jugend ebenfalls Mitglied in einer völkischen Bewegung war, holt den Baseballschläger aus der Kassenbox. Einer der Besucher erleidet einen Schädelbasisbruch, zwei weitere verlieren den überwiegenden Teil ihrer Frontzähne.

08:32 – In einer Reportage auf BILD TV besucht eine investigative Journalistin, gespielt von einer Mitarbeiterin des Springer-Konzern, zehn Einzelhandelsgeschäfte in Berlin, in denen sie keine Bananen findet. Die Aussagen der Ladeninhaber, sie hätten am betreffenden Tag kein Frischobst im Angebot, werden von einer mobilen Einheit so geschnitten, dass sie den Tenor der als sozialismuskritisch angekündigten Sendung klar wiedergeben.

08:35 – Im Konrad-Adenauer-Haus herrscht wachsende Anspannung. Nachdem der Hausmeister versehentlich ein Paar rote Socken hatte mitgehen lassen, kann der unterlegene Kanzlerkandidat nun nicht mehr für einen Pressetermin posieren. Die von der Wahlkampfmanagerin geleitete Kommission zieht sich zu einer Klausurtagung zurück, um die Strategie für eine CDU-geführte Große Koalition zu erarbeiten.

08:43 – Das Team von BILD TV wird tätlich angegriffen. Sie hatten nach einem Floristen und einem Fahrradladen ein Schuhgeschäft und ein Brautmoden-Center besucht, in denen sie gar nicht erst nach Bananen gefragt hatten. Der Inhaber des Obst- und Gemüseladens, der wie immer frische Bananen auf den Bürgersteig gestellt hatte, will seine Ware zurück.

09:01 – Der ADAC ist in der Bautzener Ostvorstadt angekommen. Der auf der Löbauer Straße mit einem Achsbruch liegen gebliebene Laster verfügt über ein Kühlaggregat, so dass vierzig Kisten mit Frischobst, davon zehn mit Bananen, sich noch immer in gutem Zustand befinden und im Laufe des Tages von einem Ersatzfahrzeug ausgeliefert werden können. Die umliegenden Geschäft im Osten der Kreisstadt entlang der Bundesstraße 6 werden telefonisch informiert.

09:26 – Mehrere rechtsgerichtete Medien melden, durch den von Wahlsieger Scholz blitzkriegartig eingeführten Sozialismus gebe es in Deutschland keine einzige Banane mehr. Der Handelsverband Deutschland, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband sowie die Pilotenvereinigung Cockpit erheben schwere Vorwürfe gegen den designierten Wirtschaftsminister Merz, dass es keine präventive Einlagerung strategisch wichtiger Güter für den Fall einer nationalen Katastrophe gegeben habe. Der Sauerländer gibt auf einer improvisieren Pressekonferenz zu erkennen, dass er nicht weiß, worüber geredet wird, da seine Berater es ihm noch nicht erklärt haben.

09:32 – Nach einer kurzen Unterhaltung mit der Polizei, die die Verletzten bereits kennt und aus der Kontroverse unter ehemaligen Bekannten keine große Sache machen möchte, da keine fremdrassige Störkraft an der Aktion beteiligt war, räumt Ronny T. die Frischeabteilung auf. Sein Auszubildender Enrico F. (19) nimmt die Benachrichtigung des Spediteurs entgegen und beschließt, die Lücke im Sortiment mit einer Kiste Tafelbirnen großzügig zu kaschieren.

09:49 – Ein als Che Guevara verkleideter Springer-Mitarbeiter zerkratzt in der Tiefgarage einer Unternehmensberatung die Luxuslimousinen der Vorstände. Da sämtliche Stellplätze per Videoüberwachung gesichert sind, die an eine Gesichtserkennungssoftware angeschlossen ist, wissen die Polizisten beim Anrücken bereits, um wen es sich handelt. Er protestiert nicht gegen seine Festnahme, kann aber nicht verhindern, dass ihm vor laufender Kamera die Maske abgenommen wird und die Polizisten ihn mit Namen ansprechen.

10:04 – Ein Kurierdienst liefert zehn Flaschen Weißwein an Franz Josef Wagner. Er lässt sich den Empfang der Flaschen quittieren.

10:25 – Im Konrad-Adenauer-Haus wird erörtert, ob die Botschaft, Scholz habe auf Anordnung von Putin einen Nerobefehl erlassen, um das deutsche Volk innerhalb weniger Tage verhungern zu lassen, in der Wählerschaft noch verfängt und ob es noch zu einer Meinungsänderung in der SPD führen wird. Die stellvertretenden Vorsitzenden sind einhellig der Meinung, nur ein geistig minderbemitteltes Arschloch würde derartigen Scheißdreck öffentlich äußern.

10:30 – Vor den bereits seit einer Stunde wartenden Pressevertretern äußert der unterlegene Kandidat der Bundestagswahl, Scholz habe auf Anordnung von Putin einen Nerobefehl erlassen, um das deutsche Volk innerhalb weniger Tage verhungern zu lassen. Die SPD habe immer auf der falschen Seite gestanden, deshalb könne auch nur er als der legitime Nachfahre aller deutschen Kaiser seit Karl dem Großen aus Wasserstoff Bio-Bananen machen.

10:41 – Söder lässt sich in der Frühstückspause vor der Bayerischen Staatskanzlei ablichten. In letzter Minute haben die Hilfskräfte aus dem Obstkorb, der unscharf im Hintergrund zu sehen sein soll, eine Staude Bananen entfernt. Der CSU-Chef lässt dem gescheiterten CDU-Kollegen für seine Suche nach Koalitionspartnern ausrichten, wenn keine Bananen mehr in Reichweite seien, solle es er doch mit Kiwi versuchen.

11:07 – In den Redaktionen deutscher TV-Sender herrscht pure Verzweiflung. Dreierteams mit Reporter, Kamera und Ton sind in Hamburg, Köln, Stuttgart und Frankfurt unterwegs, um O-Töne von besorgten Bürgern für die Mittagsmagazine zu erhalten. In keiner der Städte lässt sich ein Geschäft ohne ausreichenden Vorrat an Bananen filmen.

11:17 – Studio Dresden meldet einen Gemüseladen in Kötzschenbroda, der angeblich keine einzige Banane im Sortiment haben soll. Das Filmteam rast auf direktem Weg nach Radebeul, um exklusive Bilder für das ZDF-Mittagsmagazin zu erhalten.

11:34 – Auf Nachfrage der Reporter, ob Laschet aus Bio-Bananen auch Stahl erzeugen könne, gibt der CDU-Chef zu erkennen, dass er über diese wirtschaftspolitisch sehr wichtige Frage erst lange nachdenken müsse. Er könne aber jetzt schon ganz klar sagen, dass dies kein sozialistischer Stahl sei, sondern ein deutsches Qualitätsprodukt, mit dem er ganz allein das Klima retten und jeden weiteren Lockdown verhindern werde.

11:57 – Das ZDF-Team erreicht gerade noch vor der Mittagspause das Geschäft am Lößnitzbad. Wie ihnen Inhaber Tino G. (59) ungehalten zu erkennen gibt, bedeute das Ladenschild Gemüsekiste genau das, nämlich ein Fachgeschäft für Gemüse, in dem es noch nie eine einzige Banane zu kaufen gab. Auf den Vorschlag von Reporter Simon E. (34), für den Filmbeitrag das Schild zu verhängen und eine nicht ganz so realitätsnahe Geschichte zu erzählen, reagiert der Händler ungehalten. Er bezeichnet die Mitarbeiter als Abgesandte der Lügenpresse und droht ihnen an, sie mit frischem Staudensellerie zu verprügeln.

12:06 – In der BILD-Redaktion geht per SMS die Botschaft „Die Sau ist voll“ ein. Das lyrische Thinkpiece der Nation ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit.

12:25 – Eine Pressemitteilung der CSU wird an die Redaktionen großer deutscher Tageszeitungen gefaxt. Unabhängig von der Bananensituation gebe Söder sein Wort als führender Konservativer in der Bundesrepublik Deutschland, dass seine Partei ein Gendergesetz der Stalinistischen Volkspartei und der Öko-Gaga-Verbotsdiktaturvolksfront namens Die Grünen bis vor das Europäische Gericht für Menschenrechte bringen werde. Allein im Freistaat Bayern werde man die internationalsozialistische Linksruck-Zerstörung schnell bemerken, wenn die Gelder für Verkehrsprojekte um bis zu 600% niedriger ausfallen würden.

12:48 – In einem Radiointerview wird Tino Chrupalla gefragt, was sein deutsches Lieblingsobst sei. Er nennt ohne zu zögern die Banane.

13:14 – Die Pressestelle im Willy-Brandt-Haus bekräftigt die Absicht der Sozialdemokraten, den Mindestlohn so schnell wie möglich auf zwölf Euro anzuheben. Die Kunde wird kritisch aufgenommen. Während die Freidemokraten monieren, dass eine zu hohe Kaufkraft im Prekariat die Bananen für Leistungsträger unerschwinglich machen könnte, verlangt Alice Weidel, dass die Erhöhung nur für Deutsche gilt, da sonst orientalische Vergewaltiger und nordafrikanische Messerstecher völkischen Arbeitern das Obst wegfressen.

13:33 – Ein Rettungswagen wird zum Konrad-Adenauer-Haus gerufen. Es handelt sich um einen Notfall, bei dem einem designierten Bundesminister von einem engen Mitarbeiter eine Banane so tief in den Darmausgang geschoben wurde, dass das Objekt nicht ohne medizinische Hilfe wieder entfernt werden kann. Der Vorfall muss unbedingt vertuscht werden. Noch kurz zuvor hatte Merz den nationalen Notstand ausgerufen, da es im ganzen Bundesgebiet keine einzige Banane mehr gebe.

13:40 – Nathanael Liminski befindet sich auf dem Weg der Besserung.

13:49 – Das sächsische Filmteam hat in Pirna ein Lebensmittelgeschäft entdeckt. Durch das Fenster ist die leere Bananenkiste im Obstsortiment klar zu erkennen. Die drei Mitarbeiter treten ein, um in einer Blitzreportage auf den eklatanten Mangel an Südfrüchten aufmerksam zu machen. Nach einer kurzen Ton- und Lichtprobe werden sie von Mandy K. (22) rüde zur Seite geschubst. Die Verkäuferin räumt eine neue Kisten Dessertbananen der Sorte Cavendish ein. Simon E. erleidet einen Nervenzusammenbruch.

14:04 – Söder betont nochmals, dass die von Pol Pot, Mao und Hitler inspirierten Grünen das Benzin mit einer Strafsteuer zur Finanzierung riesiger Windkraftanlagen verteuern wollen, um alle Kirchen in Deutschland abzureißen und durch die lebensgefährlichen Propeller zu ersetzen. Zugleich werde der Preisanstieg beim Kraftstoff Bananen so teuer machen, dass die durchschnittliche deutsche Familie im Jahr bis zu hunderttausend Milliarden Euro mehr ausgeben müsse. Sofort nach dem Verbot des Genderzwanggesetzes werde die CSU diese Regelung durch den Einmarsch von NATO-Truppen und einen förmlichen Protest beim DGB unterbinden.

14:36 – Erstmals meldet sich auch Wahlsieger Olaf Scholz zu Wort. In einem kurzen Pressestatement betont er, dass nicht nur jede vierte Banane aus indischem Anbau stamme, so dass Deutschland und die EU nicht von China abhängig seien. Außerdem sei es eine Legende, dass Konrad Adenauer seine Zustimmung zur Gründung der EWG nur gegeben hätte, wenn der jungen BRD nicht zollfreie Bananenimporte garantiert worden seien. Vielmehr habe ein Zusatzprotokoll zu den Römischen Verträgen besondere Bedürfnisse bei der Einfuhr von Bananen nach Deutschland festgestellt. Man wisse, dass Kalium und Magnesium gut für die Hirntätigkeit von CDU-Führern seien, bei Laschet würde ein Doppelzentner Bananen täglich wohl knapp ausreichen.

14:50 – Im Konrad-Adenauer-Haus wird unterdessen heftig diskutiert, ob das Bananenverbot nicht eigentlich eine Idee der Linken gewesen sei, um die Deutschen frühzeitig auf DDR-Verhältnisse in einer Mangelversorgung einzustimmen, bevor einzelne Waren und Dienstleistungen von den Grünen mit einzelnen Verbotsgesetzen abgeschafft werden. Die These, Annalena Baerbock sei in Wahrheit der Antichrist, kann sich nur knapp im Vorstand der Christdemokraten durchsetzen. Ein unangenehmer Geruch hängt im Raum, da Paul Ziemiak eine leicht zerdrückte Banane verzehrt.

15:03 – Die Deutsche Polizeigewerkschaft beklagt in einer Videobotschaft, dass es überall in der Republik große No-Go-Areas gebe, in denen man auf der Straße jede Art von Drogen oder Waffen, nicht aber Bananen kaufen könne. Der Vorsitzende Wendt kündigt an, nach der Machtergreifung von Laschet Berlin mit der Panzerfaust zu säubern.

15:05 – Merz kündigt den Schulterschluss zwischen AfD und CDU an. Sofort nach der Vereidigung als Bundeskanzler werde er Landwirtschaftsminister Maaßen anweisen, in Mitteldeutschland die Zucht der rasserein deutschen Banane zu starten, die bis zum Jahr 2059 zum Kilopreis von etwa 150 Euro in den Kolonialwarenläden angeboten werde. Die zur Bewerkstelligung des Projekts notwendigen Kräfte werde man aus der Zwangsarbeit für Erwerbslose rekrutieren, wobei Merz sozialromantischen Ideen wie einem Mitarbeiterrabatt für Erntehelfer gleich eine Absage erteile.

15:15 – Die Gewerkschaft der Polizei widerspricht den Ausführungen der rechtsgerichteten Beamten. Es gebe in Deutschland keine rechtsfreien Räume, die Sicherheit der Bevölkerung sei Ländersache, und die größten Probleme würde seit Jahrzehnten in Nordrhein-Westfalen auftreten. Einer der führenden Kriminellen im Ruhrgebiet besitze mehrere Obst- und Gemüsegeschäfte, in denen auch Bananen verkauft werden.

15:21 – Die von der sächsischen CDU eilends für den Nachmittag geplante Demo Deutsche Bananen für Deutschland in der Dresdner City findet kaum Beachtung. Bis auf Michael Kretschmer und wenige andere Nationalsozialisten bleibt der Theaterplatz leer.

15:59 – Gerade noch rechtzeitig zur Konferenz trifft Wagners Artikloid über die deutsche Banane ein, in welcher der Kolumnist das endgültige Ende der jüdisch-christlichen Tradition beschwört, weil die Verräterpartei, die auch norwegische Kommunisten als Bundeskanzler nach Deutschland eingeschleppt hat, die Frucht ausrottet, die bereits Jesus in der Krippe von vorüberziehenden Hirten aus dem Morgenland zum Geschenk erhielt. Der Text geht ohne weitere Korrekturen in den Satz.

16:05 – Die Börse Frankfurt gibt bekannt, dass durch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in Brasilien die diesjährige Orangenernte schwerer treffen könnten als bisher befürchtet. Der Mangel an Pflückern und Transportarbeitern lasse gerade die Kurse der Groß- und Außenhandelskonzerne einbrechen, die mit dem Import von Südfrüchten aus Übersee Gewinne machen. Der DAX sei fest, da neue Hoffnungen auf eine stabile EU durch den SPD-Wahlsieg und pragmatische Investitionen in Deutschland den Einzelhandel bei Laune halten würden. Ein erstes Anzeichen sei die ungebrochene Kauflaune der Deutschen nach der Wahl, die vor allem der Banane gilt.





Zukunftsteam

6 09 2021

„Norbert Blüm ist tot? seit wann denn das? Gut, dann rufe ich später noch mal an, oder haben Sie auf die Schnelle noch jemanden, der für uns Arbeit und Soziales machen könnte? Ja, ich melde mich.

Ich bin ganz ehrlich, das hat uns kalt erwischt. Wer kommt denn auch auf den Gedanken, für die Wahl ein Zukunftsteam… ich meine, alleine das Wort schon, das ist doch… – 24. Dezember, kurz vor halb sechs, und dann klebt da dieser Zettel, dass in einer Stunde zwanzig Gäste kommen. Da haben Sie aber Spaß. Also mein Plan war das nicht, aber mein Plan war auch nicht, dass dieser Kandidat in die Nähe irgendeiner Kandidatur kommt.

Kompetenzteam, das sind ja gleich zwei Lügen in einem Wort. Insofern passt das natürlich optimal zu diesem Kandidaten. Deshalb haben sie es ja auch als Zukunftsteam angkündigt, weil sie meinen, dass das nicht so auffällt. Gammelfleisch wird ja auch einfach umettikettiert, weil der Geruch außerhalb der Verpackung nicht auffällt. Den Nachwuchs in der Partei, wenn ihn Merkel noch nicht beseitig hat, den will man nicht unbedingt jetzt schon verheizen. Deshalb müssen wir erstmal die älteren Semester wieder aktivieren, was den Vorteil hat, dass die Leute sie schon kennen, und den Nachteil, dass sie den Leuten schon bekannt sind. Aber so ist das mit den nachwachsenden Rohstoffen, manchmal wächst da nichts, und wenn man nicht will, dass da etwas nachwächst, dann wächst da auch nichts.

Hallo, hören Sie? den de Maizière hatte ich hier noch auf dem Zettel. Der war mal Fachkraft für Terrorismus und Sachen, von denen keiner etwas wissen durfte. Zum Beispiel, warum ein Minister mit denselben Gesetzen nach Karlsruhe zieht und nicht kapiert, warum er diese Verfassung nicht mit legalen Mitteln wegkriegt. Beleidigte Leberwurst? nur noch 34% fürs Direktmandat gekriegt und dann als subalternes Mitglied in den Finanzausschuss abgeschoben? Prima, mit Abschiebungen kennt er sich ja aus. Ihm gefällt es nicht, jetzt spielt er nicht mehr mit? Das hätte mal einer in Afghanistan sagen sollen. Falls er noch etwas hätte sagen können. Na gut, er wäre eine tolle Besetzung gewesen für einen D-Juristen, dem das Bundesverfassungsgericht in regelmäßigen Abständen klarmachen muss, dass er nur ein D-Jurist ist. Für ein von jeder Sachkenntnis ungetrübtes, ständig beleidigtes Schoßhündchen ist doch bestimmt eine Position im Zukunftsteam die optimale… – Aufgelegt. Wir hätten einen gehabt, der mit Sicherheit und Freiheit gleich zwei Themen komplett abgehakt hätte.

Weil im Memo stand, wir sollen etwas total für die Zukunft und absolut Neues machen, das sich in die Kontinuität von 16 Jahren einfügt, nach denen wir den absoluten Neustart brauchen, weil unser Land sonst voll in der Scheiße landen würde, aus der uns nur eine Weiter-so-Politik retten kann. Es muss Pillen geben, von denen man schizophren wird, und vielleicht ist das die nächste Erfindung, die wir unbedingt sofort brauchen. Sonst kriegt man den Quatsch hier ja nicht in den Kopf rein.

Hallo, ich hatte noch eine Idee: der Guttenberg, ist der gerade auf freiem Fuß? Wieso wundert Sie die Frage, der wollte doch ein Comeback, da kann man doch mal fragen, ob das überhaupt geht oder ob das wieder so eine Scheißidee von der CSU ist wie Scheuer als Minister. Der hat auch nur ein abgebrochenes Studium, lügt, wenn er ausatmet, und er hält sich für unwiderstehlich intelligent. Das soll jetzt nicht heißen, wir bräuchten einen zweiten Kanzlerkandidaten, der eine verursacht uns schon genug Magengeschwüre. Aber ich dachte, wenn die Leute uns Laschet abkaufen, dann schlucken sie auch diese bayerische Luftpumpe.

À propos Luftpumpe, was macht eigentlich die von der Leyen? So ganz knusprig ist die doch auch nicht mehr, und ob sie nach der EU-Präsidentin noch mal ein Bein auf deutschen Boden kriegt, ist ja auch noch nicht raus. Dann verspricht sie uns im Zukunftsteam zehn Euro im Jahr für Geigenstunden und Fußballschuhe und eine warme Mahlzeit, sie gründet nur eben noch eine Firma mit irgendeinem Schwager, der die Plastikkarten produziert, die man im Sozialamt auflädt, damit man die Geigenstunden damit bezahlen kann. Die Geldwäsche macht dann irgendein Sohn vom Kandidaten. Deal?

Mir ist das doch völlig egal, wie wir das vor der Wahl noch schaffen. Wenn wir jetzt Kohl hätten exhumieren sollen, könnte man uns das ja sagen. Mehr modernde Mitte kriegt man nicht hin, oder vielleicht war das auch das Problem, dass man das auf den Wahlplakaten nicht konkret kommuniziert hat. Ansonsten müssen wir wieder die Datenbank anwerfen, eine hessische Buddhistin aus dem linken Flügel, ein Nazi mit Migrationshintergrund, gerne in der Arbeitgebervertretung, aber was mache ich, wenn es die gar nicht gibt? Welche Gesellschaft soll das abbilden, wenn es die nicht gibt, mit der wir den Wahlkampf vorspielen? War das am Ende der Fehler, dass wir unsere Plakate nicht mit Menschen gemacht haben, sondern nur mit Parteimitgliedern? Sollen wir jetzt einen Klimaschützer ins Team holen, dem wir jahrelang gesagt haben, er soll jetzt gefälligst seine Expertenfresse halten, weil er sonst aus der CDU rausfliegt?

Zukunftsteam, guten Tag, Sie sprechen mit… Sie haben eine Rückmeldung? Wahnsinn, wir sind ja fast gerettet! Also fast, weil wir ja erstmal wissen müssen, ob wir hier einen echten Experten haben, der durch Ministeriumsarbeit, in Ausschüssen und in den Gremien der Partei die Diskussionen der… –

Wie jetzt, Merz als Kanzlerkandidat!?“





Sofortprogramm

2 09 2021

„Es muss aber nachhaltig aussehen.“ „Lassen Sie das mal die Kampagnenleitung machen, wir setzen es um.“ „Kann nicht unser Spitzenkandidat…“ „Laschet!?“ „Wir sind doch froh, wenn der mal nichts tut und die Klappe hält!“

„Also auf jedes Dach eine Solaranlage.“ „Das muss man sich auch erst mal leisten können.“ „Die Chinesen bieten die mittlerweile sehr preiswert an.“ „Weil wir die Solarbranche in die Tonne getreten haben.“ „Unser Landesverband in NRW brauchte halt die Parteispenden.“ „Und der Sohn von Laschet braucht manchmal teure Anwälte.“ „Trotzdem, wir müssen die Planungsverfahren ja verschlanken, wir wollen die Chinesen mitnehmen.“ „Ohne die macht es ja keinen Sinn.“ „Eben.“ „Und wie kann man das der Industrie kommunizieren?“ „Es muss eben nachhaltig aussehen.“ „Und Windkraft?“ „Da sind die Planungsverfahren auch zu lang.“ „Sie haben da nur die Formulare für die Demontage.“ „Sobald das letzte Windrad demontiert ist, bauen wir sofort neue!“ „Logisch, ist ja ein Sofortprogramm.“

„Dieses Riesenpotenzial an Dächern, das die Parteispitze entdeckt hat…“ „Vermutlich war der Kanzlerkandidat mal beim Dachdecker.“ „Wenn es sich um eine Entdeckung gehandelt hat, war’s eher der Wind der Veränderung.“ „Kirchturmpolitik ist auch nicht auszuschließen.“ „… müssen wir für die Umsetzung aller planungsbeschleunigender…“ „Wie, Gender!?“ „Ist doch egal, wir brauchen einen schnellen Erfolg, der auch beim Bürger draußen im Land ankommt.“ „Wie die noch nicht gezahlten Fluthilfen?“ „Das war vor der Wahl.“ „Hallo, wir sind immer noch vor der Wahl!“ „Aber das Dings hier zur Klimaverdingsung, Planung, das ist alles nach der Wahl.“ „Und Klima hatte keiner kommen sehen, so sieht’s doch aus.“ „Wollen Sie jetzt sagen, wir lassen alle Flutopfer auf ihren Schäden sitzen, weil wir nur noch für das Sofortprogramm planen?“ „Es muss schon nachhaltig aussehen.“ „Das ist ja das Problem.“ „Weil die Grünen das nicht können?“ „Doch, aber es ist halt auch ein bisschen schlimm, wenn wir dazu deren Wahlprogramm lesen und dann auch noch umsetzen müssen.“ „Aber wir tun das für Deutschland.“ „Eben, wir machen gute Politik und verhindern gleichzeitig, dass diese sozialistischen Parteien das selbst machen.“

„Kann man nicht zum Ausgleich auch ein paar Punkte aus dem AfD-Programm übernehmen?“ „Wie stellen Sie sich das vor?“ „Naja, wir haben da die eine oder andere Schnittmenge.“ „Personell und im Osten.“ „Das müsste man berücksichtigen.“ „Ich finde, wir könnten ein paar Forderungen für die innerparteiliche Balance schon mitnehmen.“ „So ein paar rechtskonservative Punkte neben ein paar linksradikalen Forderungen sind doch okay.“ „Also bitte, die AfD ist nicht rechtskonservativ.“ „Dafür sind die Grünen ja auch nicht linksradikal.“ „Ich verstehe das mit der Balance trotzdem nicht.“ „Weil wir eigentlich auch nicht christlich sind, und wenn Sie ehrlich sind, demokratisch auch nicht.“

„Wir dürfen jetzt auf gar keinen Fall zu einer Verbotspartei werden.“ „Das mit dem Gendern will ich aber nicht.“ „Das entscheiden ja letztlich auch die Leute.“ „Und wenn wir im Sofortprogramm ein klares Signal für christlich-konservative Werte wie Respekt für…“ „Dann müssten wir auch gendern.“ „Und das Tempolimit?“ „Hängt von den Menschen ab.“ „Notfalls gibt’s Gesetze.“ „Hihi, lustig, wie Sie ‚Verbote‘ aussprechen!“ „Die Solardächer können auch nur die hart arbeitenden Menschen draußen im Land auch nur mit zinslosen Darlehen leisten.“ „Also nehmen wir gar kein Geld in die Hand?“ „Es reicht doch, wenn sich andere verschulden.“ „Und wenn sich dafür die Leute verschulden?“ „Dann sieht’s wenigstens nachhaltig aus.“

„Warum hat Laschet mit dem ganzen Mist nicht schon viel früher angefangen?“ „Da gab es das Wahlprogramm der Grünen noch nicht.“ „Und er war auch nur Ministerpräsident in NRW und musste da eine ganz andere Agenda fahren.“ „Das sehen Sie falsch.“ „Ach ja?“ „Er hätte konkrete Ziele für die Energiewende definieren mssen.“ „Das macht er doch nicht mal jetzt.“ „Dafür sieht es zumindest nachhaltig aus.“ „Genau das ist ja das Problem: es sieht immer nur so aus.“ „Dafür können wir uns sicher sein, im Gegensatz zu seinem Gelächter auf der Gedenkveranstaltung für die Flutopfer bedauert er diesmal nicht nur den Eindruck.“

„Und Sie meinen, das rettet uns den Arsch?“ „Wieso unseren?“ „Geht es nicht nur um Laschet?“ „Und wenn es nicht genug Hausdächer gibt oder Flächen für Windparks?“ „Da müssten wir dann mit ordnungspolitischen Maßnahmen wie…“ „Exakt, Enteignungen.“ „Das müssen wir verhindern!“ „Gut, dass wir darin jede Menge Erfahrung haben.“ „Naja, in Symbolpolitik waren wir bisher auch ganz okay.“ „Aber das reicht nicht aus.“ „Wir können die Menschen draußen im Land doch nicht bei jeder Entscheidung mitnehmen!“ „Eben, dann wären wir ja die Grünen.“ „Und die CDU bräuchte niemand mehr.“ „Wir können Sie so etwas nur sagen!“ „Das darf man nicht mal denken!“ „Nur weil wir heute in dieser Lage sind, ändert man doch nicht seine ganze Politik!“ „Eben, dann würden am Ende noch viel mehr Wähler zu den Grünen abwandern, und wir wären endgültig erledigt.“ „Sieht so aus, ja.“ „Und genau das ist das Problem.“ „Hä?“ „Die CDU ist bald komplett weg vom Fenster, danach sieht’s wohl aus.“ „Aber immerhin nachhaltig.“





Fünfbeinige Arbeitslose

30 08 2021

„… keine Politik für vegane Kunststudenten machen wolle. Die Christdemokraten seien in ihrer Rolle als Volkspartei gegen eine zu…“

„… schnell wieder relativiert habe. Söder könne für die ganze Union sprechen, er sehe bereits an der Tatsache, dass Laschet CDU-Kanzlerkandidat sei, ein klares Bekenntnis zu Minderheitenschutz im…“

„… sich nicht falsch ausgedrückt habe, Ziemiak sei wie immer von allen falsch verstanden worden. Seine Absicht sei es gewesen, sich von einer Politik für die urbanen Eliten abzugrenzen, die für die CDU keine richtigen…“

„… auf scharfe Kritik bei den Liberalen stoße. Lindner vertrete die Leistungsträger der urbanen Gesellschaft, die sich eine technologieorientierte Zukunft, elektrische Mobilität und umfangreiche Aktienportfolios ohne sozialistische Ideen des…“

„… sich als Deutscher zum Katholizismus und zu den Grundlagen der Marktwirtschaft bekenne und damit in einem ökostalinistisch dominierten Land, das sich für Transsexualität und Grünkern mehr interessiere als für die Reinheit der weißen Rasse. Ziemiak fühle sich als Minderheit, die zum Freiheitskampf bereit und im…“

„… zwei Drittel der Abgeordneten nicht mit der Wortwahl des Generalsekretärs einverstanden seien. Die 16 Jahre andauernde Regierung der CDU werde durch den Wahlkampf zunehmend entwertet und als verlorene Zeit dargestellt, die nur durch radikale…“

„… vemutlich nur ein paar hundert vegane Studierende an Kunsthochschulen gebe, die zudem als Leistungsträger anerkannt werden müssten, da sie im Gegensatz zu Ziemiak bereits erfolgreich aus einem Zulassungsverfahren gekommen seien, das neben ihrer fachlichen Eignung auch die…“

„… sei nur metaphorisch zu verstehen. Merz kenne die auf eine billige Opferrolle ausgelegte übertriebene Wehleidigkeit, die von Minderheiten ausgehe, beispielsweise von Frauen oder…“

„… dass es in Deutschland keine Klassen mehr gebe, wie die CDU es immer noch durch ihre sozial fragmentierende Wähleransprache voraussetze. Die SPD könne sich mit dem Politikstil dieser Partei nicht identifizieren und wolle für die Fortführung der Großen Koalition nun eine deutliche Abgrenzung zu den bisherigen…“

„… als starke Volkspartei der Mitte auch auf den Protest von lesbischen, schwarzen Behinderten verzichten könnte. Wer diese zum Maß für die politische Entwicklung Deutschlands machen, sei für Merz keine ernst zu nehmende…“

„… nur der Schärfung des Parteiprofils diene. Polenz habe durch langjährige politische Analysen herausgefunden, dass Randgruppen wie islamische Außerirdische, fünfbeinige Arbeitslose oder vegane Kunststudenten traditionell zu radikalen Ansichten neigen und Die Grünen wählen würden, um den deutschen Wohlstand mutwillig zu…“

„… dass Ziemiak nicht nur zwei Ausbildungen, sondern auch zwei Studiengänge abgebrochen habe. Damit sei er für höhere Aufgaben qualifiziert als die meisten Abgeordneten der…“

„… die CDU ein inklusives Menschenbild habe, das auch Mehrfachbehinderungen fördere. Söder sehe die Kandidatur von Laschet als Beispiel für eine durchaus gelungene…“

„… gehe es Ziemiak nach Meinung von Polenz um einen intersektionellen Ansatz, der nicht nur alle Kunststudenten, sondern auch sämtliche Veganer diskriminiere und daher als integrative Kraft, wie sie sogar Laschet in seinem Amt als…“

„… ein wirtschaftsfeindliches Menschenbild vertrete, das nicht im Sinne der Freidemokraten sei. Lindner setze sich im Falle einer rechtsbürgerlichen Koalition für die sofortige Absetzung der CDU-Generalsekretärin ein, da Kunst als renditeträchtige Geldanlage verunglimpft werde und nicht den…“

„… als Fehler eingestehen müsse. Klöckner sehe die Äußerung als ungeschickte Werbung für den Veganismus, der die Umsätze der deutschen Fleischkonzerne empfindlich…“

„… es durchaus denkbar sei, dass Veganer und kunstinteressierte Arbeitslose, Terorristen oder als Hochverräter vorbestrafte Scheinasylanten sich bei mangelnder Aufklärung über staatsfeindliche Ideologien für die Wahl einer ökokriminellen Partei interessieren könnten. Polenz habe keinen Zweifel, dass Ziemiak sich für eine christliche und…“

„… genug Kunst geschaffen worden sei, die die Leitkultur Deutschlands vertrete. Merz wolle als Finanzminister alle Mittel für Hochulen streichen, die potenziell staatsfeindliche, wissenschaftliche oder anderweitig subversive Motive für ihren…“

„… die Ablehnung der Currywurst es bis in den Mittelstand geschafft habe. Verantwortlich dafür seien laut Poschardt jüdische Intellektuelle, die die islamistische Kapitalismuskritik durch Gretawahn und die sozialistische Verehrung des Lastenrades in der homosexuellen Cancel Culture des syrisch-afghanischen Flüchtlingskultes um die merkelische Pazifismusbesoffenheit eines undeutschen…“

„… die Wogen glätten könne. Für eine künftige Koalition mit dem Wunschpartner der CDU sehe Laschet noch immer viel Gestaltungsraum, der auch durch kontroverse Diskussionen ausgelotet werden solle. Hitler habe Kunst studiert und sich dabei vegetarisch ernährt, darum sei für eine gemeinsame politisch-kulturelle Basis mit den Kräften der…“





Nachtgespenster

29 08 2021

für Kurt Tucholsky

Da sitzt er, und die Stimmung steigt.
Die andern haben ausgegeigt.
Die Sache ist entschieden.
Das glaubt er, und die andern auch.
Er reibt zufrieden seinen Bauch.
Der Kampf ist wohl vermieden.
Er schaut hinaus. Die Nacht ist trüb.
Ihm bleibt, was keinem andern blieb,
und ist es auch recht unverdient –
    Olaf grient.

Ach, das wird eine schöne Zeit.
Wer denkt noch der Vergangenheit,
an Blut, Betrug und Lügen?
Ihm selber ist auch manches schon
entfallen, und mit leisem Hohn
lässt er’s in Frieden fliegen.
Er soll sich schämen, doch er tut
es nicht. Die Zeit macht alles gut,
ein Mäntelchen aus Machtgespinst –
    Olaf grinst.

Nur manchmal ahnt er, was ihm blüht,
wenn er durch alte Zeiten sieht,
und will sich nicht erfreuen.
Dann liegt er Nacht für Nacht hellwach,
er wird – nicht sein Gedächtnis – schwach,
und sieht das Unheil dräuen.
Ihm ist das freilich einerlei,
doch weiß der Wähler, die Partei,
wie er sich her und hin dann rollt –
    Olaf schmollt.





Saure Gurken

23 08 2021

„… nicht in seinem Haus angekommen sei. Die Personenschützer hätten allerdings nicht bemerkt, dass der nordrhein-westfälische Ministerpräsident tatsächlich die Staatskanzlei verlassen hätte, so dass der Verbleib von…“

„… es auch im Verlauf der Vormittagsstunden kein Lebenszeichen von Laschet gegeben habe. Die CDU-Spitze habe mit 13 zu 10 Stimmen bei 75 Enthaltungen bekräftigt, ihren Vorsitzenden in jeder Lage weiterhin als…“

„… es auch keine Hinweise darauf gegeben habe, dass er sich zum Nachdenken zurückziehen wolle. Eine handschriftliche Notiz in Laschets Dienstwagen auf einer Papierserviette laute 10:30 Irgendwas mit Brückenscheiß und sei erst nach gründlicher Durchsuchung des…“

„… am Mittag ein Fax eingegangen sei, dass der Spitzenkandidat der Union entführt worden sei und an einem geheimen Ort gefangen gehalten werde. Die Täter würden sich zeitnah bei den Behörden melden und eine genaue Liste ihrer…“

„… dass ein Bekennerschreiben gar nicht nötig sei, um die Urheberschaft der Grünen unter der Leitung der Antifa GmbH zu beweisen. Als genauer Kenner der linksextremistischen Terrorszene habe Polenz gefordert, sofort die staatlichen Zahlungen an die antifaschistischen Staatsfeinde einzustellen, bevor sie die Kirche verstaatlichen und den…“

„… zunächst nicht aufgefallen sei, dass die Entführer die Durchwahl des Krisenstabes kennen würden, obwohl diese nicht in den Medien genannt worden sei. Liminski vermute, dass es sich um die Nummer des Gremiums handeln könnte, die bereits während der Flutkatastrophe im…“

„… mit den Medien abgesprochen habe, dass die Berichterstattung sehr zurückhaltend sein werde. Es sei daher überraschend, dass Einladungen zur Pressekonferenz in Berlin bereits vor der ersten Polizeimeldung erfolgt seien, so dass sich die Ermittler nicht mehr auf die offiziellen…“

„… sich als Grüne Armee Fraktion zu erkennen gegeben hätten. Die Freilassung des Kanzlerkandidaten werde erst nach der Wahl zum Deutschen Bundestag erfolgen, wenn die von den Terroristen genannten Forderungen an die…“

„… sei es der Polizei bisher nicht gelungen, den Entführungsverlauf zu rekonstruieren. Da die Täter aber auf drei Sicherheitsfragen korrekt geantwortet hätten, gehe man davon aus, dass sich der CDU-Vorsitzende in der Gewalt der…“

„… dass ein Anruf des Entführten beim SEK eingegangen sei, bei dem Laschet selbst gesprochen habe. Der Ministerpräsident habe seine Frau in dem Telefonat angewiesen, für den nächsten Abend noch saure Gurken zu besorgen und sie in den restlichen Kartoffelsalat zu schneiden. Ziemiak habe die Authentizität der Aufnahme bestritten und werde natürlich nun alle zur Verfügung stehenden…“

„… gehe es in erster Linie um Deutschland und die nationale Sicherheit, auf die alle Bürger weiter vertrauen dürften. Merz habe sich sofort angeboten, auch ohne Wahl als Kanzler der…“

„… alle Stadtviertel von Düsseldorf von einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei durchkämmt worden seien. Es sei durch das Vorzeigen einer Fotografie zu bekannten Ergebnissen gekommen, die auch durch die CDU-Wahlplakate aufgetreten wären, dass nämlich durch die Ansicht ein starker Rückgang der Wahlprognosen für die…“

„… den Leiter der Stabsstelle irritiert habe. Die Entführer hätten von der Union gefordert, umgehend den Spitzensteuersatz zu halbieren, was eine Entlastung zahlreicher Millionäre nach sich gezogen hätte. Zur Erklärung habe eine Sprecherin der nach eigener Aussage linksextremen Bande gesagt, man wolle durch diese Maßnahme die Bundesrepublik finanziell ruinieren und für eine Übernahme durch die Weltrevolution nach dem…“

„… von den Entführern mehrere Flaschen Altbier sowie ein Kilo Zwiebelmett angefordert worden seien. Es gebe zwar keine Erklärung dafür, dass diese Lebensmittel nachts im Garten von Laschets Wohnhaus deponiert werden sollten, das SEK gehe dabei aber einem Verdacht nach, der sich durch Nachrichten der Entführer und des…“

„… in einer weiteren Botschaft die Abschaffung der Mineralölsteuer fordern würden. Ziemiak sehe das Vorgehen der Grünen Armee Fraktion als vollkommen unlogisch und habe damit den Beweis, dass es sich tatsächlich um eine Gruppierung handle, die der Spitzenkandidatin der ökostalinistischen Partei in der…“

„… sehe Söder seine eigene Kandidatur als nicht mehr wichtig an. Er werde auch im Falle einer Abwahl Laschets in Abwesenheit seine bereits geplante Rede in der Staatskanzlei zum Anlasse nehmen, sich für das uneingeschränkte Vertrauen der Kanzlerin in die Fähigkeiten des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten zu…“

„… dass die Terroristen den designierten CDU-Regierungschef nur dann am Leben lassen würden, wenn die Bundesregierung mehrere Millionen Euro an seinen Sohn zahlen würden, der sie steuerfrei auf einem Offshore-Konto an der…“

„… in einer nur von innen verschließbaren Abseite im Keller seines Hauses verbracht habe. Laschet sei für mehrere Tage auf etwa zwei Quadratmetern eingesperrt gewesen, habe aber im Sprechkontakt zu seiner Familie und wichtigen Vertrauen aus der Parteispitze gestanden. Weitere Ermittlungen hätten sich an die…“