Selbstjustiz

2 11 2022

„… fordere die Union Nachbesserungen beim für 2023 geplanten Bürgergeld. Für CSU-Chef Söder dürfe es nicht sein, dass sich Personen, die nicht hart arbeiten wollten, an der Staatskasse bereichern würden, ohne ihre hohen Schonvermögen zu…“

„… ohnehin nur für Neufälle gelte. Dies stelle nach Ansicht von Spahn allerdings keinen Grund dar, die Forderungen zu relativieren. Der Unionsexperte für Finanzen und südamerikanische Durchfallerkrankungen lege großen Wert darauf, dass auch bisherige Bezieher von Sozialleistungen ein Recht auf entwürdigende Behandlung durch…“

„… nicht in existenzielle Not führen werde. Für Czaja sei der kommende Winter ein Ansporn für alle Empfänger von Leistungen nach SGB II, sich eine Arbeit zu suchen, um nicht durch die miserable Planung der vollkommen chaotischen Regierung ohne Obdach und damit letztlich auch im…“

„… der Bundesregierung vorwerfe, die Folgen von Inflation und Energiekrise nicht durch ein umfangreiches Entlastungspaket für die Bürger zu lindern. Söder halte es daher grundsätzlich für falsch, dass diese Gelder offensichtlich nur an Erwerbslose und…“

„… habe Merz glasklar vorgerechnet, dass ein Hartz-IV-Empfänger, der in dieses System des anstrengungslosen Einkommens hineingeboren werde, bei lebenslang konsequenter Vermeidung einer Erwerbsarbeit von seinen Bezügen beim Eintritt ins Rentenalter ein Privatflugzeug kaufen könnte, wie es sonst nur hart arbeitenden Erben, dem oberen Mittelstand oder…“

„… halte es CDU-Experte Spahn (Arbeitsmarkt, Festkörperphysik, schizoide Psychosen) weiterhin für richtig, dass die ausdrücklich als Altersvorsorge angesparten Gelder aufgebraucht werden müssten. Es sei nicht Aufgabe von Oppositionsparteien, den Menschen, die sich auf die Politik verlassen würden, ein sorgenfreies Leben zu…“

„… sei es korrekt, dass die meisten Bezieher von ALG II so gut wie kein Vermögen besäßen. Merz gehe es aber ums Prinzip, weshalb er vor den bald ohnehin anstehenden Neuwahlen erreichen wolle, dass auch die, die noch über ein gewisses Schonvermögen verfügen würden, danach nicht mehr über ein…“

„… noch keinen Fall einer Bedarfsgemeinschaft gegeben habe, die über ein Vermögen von 150.000 Euro habe verfügen können. Die CSU sehe das grundsätzlich anders, da es theoretisch möglich sei, müsse man davon ausgehen, dass dieser Fall auch auftreten werde, weshalb jetzt eine vollständige Anrechnung aller Sach- und Barwerte von…“

„… zahlreiche Sozialverbände warnen würden, dass die Quertreiberei der Unionsparteien vor allem den Bürgern schaden werde, die sich durch die akut gestiegenen Energiepreise Anfang 2023 um eine Finanzhilfe bemühen müssten. Dies müsse durch eine Welle von Privatinsolvenzen oder Schulden erkauft werden, die die Union bereits im Vorfeld als gutes Signal für die Binnenkonjunktur und das…“

„… unsägliche Steuervergeudung sehe, wie man sie bei der linksextremistisch geprägten Regierung erwartet habe. CSU-Generalsekretär Blume prangere diese Gratismentalität an, für ihn sei nicht verständlich, wie man seinen Parteifreunden etwa Einnahmen aus Maskendeals und Geschäften mit aserbaidschanischen Partnern missgönne, um im Gegenzug durch derartig leichtfertige…“

„… durchaus im Bereich des Möglichen liege. Zehnköpfige Familien, die mit einem Barvermögen von mehreren Millionen Euro aus der Ukraine einreisen und Bürgergeldansprüche anmelden würden, habe man zwar beim BAMF noch nicht registriert, Merz wisse aber, dass besorgte Bürger bei solchen Vorfällen mit Selbstjustiz vorgehen würden, was letztlich Schuld der Regierung und ihrer politisch völlig gewissenlosen…“

„… dass eine Steigerung des Bürgergeldes sich sofort auf die Binnenkonjunktur auswirke, die aber inflationsbedingt zu Mehreinnahmen bei Steuern und Abgaben führen würden, die ihrerseits wieder auf das Bürgergeld aufgeschlagen würden, so dass bereits nach wenigen Jahren ein Regelsatz von 250.000 Euro ausgezahlt werden müsse. Der CDU-Experte für Wirtschaft, Tierkörperverwertung und halluzinogene Rauschmittel Spahn sehe darin eine völlig unmoralische Benachteiligung der dringend benötigten Fachkräfte und warne vor einem…“

„… sich kompromissbereit gezeigt habe. Merz wolle bei einer Kürzung der Regelsätze um hundert Euro noch im ersten Quartal des kommenden Jahres eine Lösung in Erwägung ziehen, mit der auch der Koalitionspartner FDP leben könne, falls er im Gegenzug den Bau von zehn neuen Kernreaktoren sowie ein grundgesetzlich verankertes Verbot des Genderns in der Schule und im…“

„… der von Arbeitslosen betriebene Missbrauch der ihnen gesetzlich zustehenden Leistungen sofort gestoppt werden müsse. Söder befürchte, dass sich zahllose Leistungsträger, denen der deutsche Fiskus bisher Steuerbetrug und ähnliche Schummeleien habe durchgehen lassen, nun aus dem Freistaat Bayern sowie aus dem Bundesgebiet in andere Länder bewegen würden, was letztlich die Gefahr des Ausblutens für die staatlichen…“

„… zum kommenden Weihnachtsfest eine Freude machen wolle. Das CDU-Präsidium habe sich erschüttert gezeigt über die Anzahl der in Deutschland von Armut betroffenen Kinder, die oft ohne Frühstück aus dem Haus gehen müssten. Es sei für eine christliche Partei selbstverständlich, dass man sich solidarisch und mitfühlend mit den Schwächsten in der…“





Bis einer weint

19 09 2022

„Zwei Paar Schuhe? Die schwarzen sehen ja noch halbwegs anständig aus, die kommen dann weg. Ach, ich verstehe – Sie hatten die Maßnahme vom Inhalt her nicht begriffen. Sie haben die Struktur nicht verinnerlicht. Na, das wird sich ändern. Wir werden Sie langsam einnorden. Ganz langsam. Sie haben sich für Bürgergeld entschieden, und jetzt kriegen Sie Bürgergeld. So einfach ist das.

Sie brauchen ein Paar anständige Schuhe, um sich für den nächsten Job zu beweben? Das ist jetzt irgendwie lustig. Nein, das klingt wirklich putzig, wenn Sie meinen, Sie hätten die Schuhe für teures Geld vor Jahren angeschafft. Das interessiert hier keinen, weil es völlig egal ist, ob das Bürgergeld heißt oder Hartz IV, ALG II, wie auch immer. Diese Leistung wird nach Ihrer Ansicht zu Unrecht an Bedürftige ausgezahlt, das haben Sie selbst ausgesagt, und nach statistischem Mittel haben Sie die Schuhe jetzt so lange, dass Sie sowieso nur ein Paar besitzen dürften. Wir lassen jetzt mal beiseite, dass Sie in den Lederschuhen nur gesellschaftlich relevante Termine wahrnehmen und auf Ihre äußere Erscheinung achten würden. Das ist ja auch Teil des Konzepts. Wenn Sie lange genug vom Bürgergeld profitiert haben, das Sie ja jetzt als viel zu üppig kritisieren, soll man Ihnen auch ansehen, dass Sie zum gesellschaftlichen Dreckrand gehören.

Sie betrachten das als vorübergehend, da wird sich für Ihren Lebensstandard nicht viel ändern, das war doch Ihr Ansatz? Wir sprechen uns wieder in fünf Jahren, wenn Sie Ihre Nachbarn nicht mehr kennen, weil Sie sozialen Kontakten lieber aus dem Weg gehen. Nicht nur wegen Ihrer Kleidung. Ihre Tagesfreizeit wird unangenehm auffallen. Sie haben dann einen etwas anderen Körpergeruch. Ja, auch Seife kostet Geld. Was meinen Sie, wie viele nicht mit diesem so großzügig bemessenen Regelsatz zu Rande kommen, obwohl die Kohle ja pünktlich aufs Konto kommt. Sie dürfen durchaus ein Jahr lang von Ihren Ersparnissen leben. Das ist okay, und wenn Sie die Trüffelsalami und Breitreifen für den SUV irgendwo billiger kriegen, dann ist das schön. Sie wären auch nicht der erste, bei dem ein paar zehntausend Euro weg sind, weil gewisse Dinge im Regelsatz einfach nicht enthalten sind.

Wie Sie die Miete für Ihre Fünf-Zimmer-Wohnung auf die Reihe kriegen, das ist auch ein Problem, aber nicht unseres. Sie wollten, dass die Solidargemeinschaft schnellstmöglich durchgreift. Da muss man Bedürfnisse der Leistungsempfänger auch mal kritisch überdenken. Zum Beispiel die Tatsache, dass Sie jetzt ohne Auto gar nicht mehr so verkehrsgünstig wohnen und sich im Verhältnis dazu den Bus nicht leisten können, obwohl der ja sogar dreimal am Tag fährt. Ihr letzter Arbeitgeber hätte Ihnen ein Jobticket spendiert, Sie wollten die Pendlerpauschale, jetzt können Sie sich aussuchen, was Sie als erstes nicht kriegen. Wenn Sie von der Ihnen jetzt zur Verfügung stehenden Summe nicht mehr Ihren Lebensunterhalt bestreiten können, liegt das nicht unbedingt daran, dass Sie zu viel Geld auf dem Konto haben. Wie gesagt, Sie wollten das so.

À propos Bedarfsgemeinschaft, Sie hatten wohl im Eifer des Gefechts vergessen, dass wir andere Haushaltsmitglieder noch schlechter behandeln. Zu zweit wird man bekanntlich schneller satt, muss dieselbe Waschmaschine nicht zweimal reparieren – anschaffen dürfen Sie die von Ihrer Altersvorsorge, oder Sie haben eben keine – und gewöhnt sich auch schneller an die Umstände. Glauben wir. Ob Sie das auch glauben, ist auch eine dieser Sachen, die uns nicht interessieren. Ich würde Ihnen in künftigen Stresssituationen auch nicht raten, Ihre derzeitige Bedarfsgemeinschaft durch eine Trennung zu gefährden, obwohl das durch Stressfaktoren wie den Kontakt zu uns durchaus passieren kann. Nicht jeder geht mit mehreren amtlichen Schreiben pro Woche wirklich gut um. Sollte das bei Ihnen nicht funktionieren, haben Sie ein Problem.

Übrigens, Papier: selbstverständlich ist bei uns das Rückgrat einer funktionierenden Verwaltung der Aktendeckel, und was da nicht enthalten ist, hat rechtlich gesehen keine Bedeutung. Sie werden in den interessantesten Momenten merken, dass das hier Deutschland ist. Ob Ihr Name für mich nicht ganz geheuer klingt, ob Ihre Hautfarbe irgendwie in dem Zusammenhang ein merkwürdiges Gefühl macht, vielleicht werde ich Ihre Unterlagen trotz des Eingangsstempels versehentlich schreddern. Mehrmals. Wir machen das auf professionellem Niveau. Bis einer weint.

Selbstverständlich können Sie jederzeit aus dem Spiel aussteigen. Bedenken Sie aber, dass schon die Tatsache, als arbeitssuchend gemeldet zu sein und bei uns ein Profil zu haben, das nicht unbedingt mit viel Sachverstand gepflegt wird, Sie bei sämtlichen potenziellen Arbeitgebern unattraktiv macht. Sollte es einen Job geben, für den sich eine Bewerbung lohnt, gehen Sie davon aus, dass wir Ihre Daten im Vorfeld übermitteln, um Sie als Bewerber zweiter Klasse zu framen. Das passiert gar nicht aus böser Absicht, aber wir leben davon, dass es immer genug Erwerbslose gibt. Und wir machen uns nicht ohne Not selbst arbeitslos. Erwarten Sie also keinerlei Unterstützung von uns. Im Gegenteil.

Ja, Arbeit lohnt sich, das merken Sie spätestens dann, wenn Sie selbst ein bisschen dazuverdienen. Arbeit lohnt sich nur dann nicht, wenn wir Ihnen den Lohn gleich wieder zum großen Teil anrechnen und vom Bürgergeld abziehen. Und rechnerisch werden Sie schnell merken, dass sich Arbeit vor allem dann nicht lohnt, wenn sie beschissen bezahlt wird. Aber keine Sorge, Sie werden das merken. Mal sehen, wie lange Sie brauchen.“





Marktverzerrung

14 09 2022

„… zu scharfer Kritik an den Plänen der Regierung gekommen sei. Handwerkspräsident Wollseifer sehe nicht ein, dass eine gleichzeitige Einführung des Bürgergeldes und eine Erhöhung der Bezüge um mehr als fünfzig Euro …“

„… habe Heil mit Befremden zur Kenntnis genommen habe. Offenbar sei unter den Firmen seit mehreren Jahren der Irrtum verbreitet, das von der Sozialpolitik eingeführte Lohnanstandsgebot sei als Anweisung an die Wirtschaft zu verstehen, von eigenen Lohnzahlungen Abstand zu…“

„… senke beispielsweise auch die Übernahme von großen Teile der Energiekosten die Bereitschaft der Arbeitnehmer, durch Mehrausgaben und eine moderate Verschuldung die Binnenkonjunktur anzukurbeln, die sich wiederum positiv auf die Kreditvergabe für die…“

„… sehe die IHK Stuttgart ähnliche Folgen auch für die von ihr vertretenen Berufsfelder. Da die Anhebung der Sozialleistungen von den einfachen Arbeitnehmern durchweg als positives Signal zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts betrachtet würden, müsse man von katastrophalen Auswirkungen auf die politische…“

„… stünde dem Handwerk nicht mehr zur Verfügung. Die Steuer- und Abgabenlast für die Finanzierung arbeitsunwilliger Menschen sei so hoch, dass die Betriebe keine Möglichkeit mehr sehen würden, die Gehälter auf eine anständige…“

„… sei der Bund bei der Anhebung der Sätze in einer so komfortablen Situation, wie es die Wirtschaft nie sein werde. Allein die Tatsache, dass Arbeitgebern der Abschluss von Tarifverträgen nicht untersagt werde, mache es für die meisten Betriebe vollkommen unmöglich, sich auf eine einheitliche Anhebung oder gegebenenfalls auch Absenkung der Bruttolöhne im Gebiet der…“

„… dass Erwerbslose von der Politik inzwischen wie Menschen behandelt würden. Wollseifer sei empört, da dies nicht einmal der Anspruch vieler Arbeitgeber sei, die zudem noch für Löhne, Gehälter und Arbeitsschutz der…“

„… als psychologische Kriegführung gegen die Beschäftigten im Handwerk bezeichnet habe. Die Anhebung des Bürgergeldes sei nur deshalb von der Bundesregierung beschlossen würden, um den Gesellen zu kommunizieren, wie schlecht sie von ihren Arbeitgebern bezahlt würden. Dies könne zu erheblichem sozialem Unfrieden unter den… “

„… sei insbesondere die Bauwirtschaft ohne den regelmäßigen Einsatz von Schwarzarbeit nicht mehr handlungsfähig. Wenn die Bundesregierung den anstrengungslosen Wohlstand fördere, könne man auch mit sehr hohen Honoraren nicht mehr…“

„… sich die Arbeitgeber auch kompromissbereit zeigen würden. So seien erste Gespräche mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales geplant, ein gemeinsames Ziel sei die Festschreibung der Regelsätze unterhalb einer Armutsgrenze für die…“

„… die Menschen nur über Geld erreichen zu wollen. Mehrere Handwerkskammern hätten in diesem Zusammenhang nochmals betont, dass die meisten ihrer Arbeitnehmer ihren Beruf aus Freude an der Berufstätigkeit ergriffen hätten und ihre intrinsische Motivation einen wesentlich höheren Stellenwert als die Gehälter im…“

„… müsse der Mindestlohn im Handwerk für unbestimmte Zeit ausgesetzt werden. Nur so könne die gewohnte Qualität der Betriebe in Deutschland dauerhaft auf einem Stand des…“

„… die Aus- und Weiterbildung von Handwerkern mit großzügigen Zuschüssen fördern werde. Dies sei ein weiterer Schlag ins Gesicht der regionalen Verbände, die ihre Mitarbeiter zum großen Teil beschäftigen würden, weil diese eben nicht über ein zu hohes intellektuelles Niveau und eine umfassende Sicht auf wirtschaftliche…“

„… es sich um eine gezielte Marktverzerrung durch die linksradikalen Ampelparteien handle. Wollseifer beklage, dass sämtliche Einkünfte der Transferleistungsempfänger vom Staat bezahlt würden, während die Bruttolöhne der Arbeitnehmer im Handwerk allein von den Betrieben und den…“

„… gesamtgesellschaftlich verstehen müsse. Die Handwerkslöhne müssten unter anderem auf einem niedrigen Niveau bleiben, da sich auch ALG-II- oder Bürgergeldempfänger einen Klempner für Reparaturen im häuslichen Umfeld des…“

„… sich durch die Ausbreitung von Zeitarbeit auf dem deutschen Markt die Situation sogar noch verschärfe. Ähnlich wie in der Pflege seien Tarife und Arbeitsbedingungen in der Überlassung zum Teil besser als in der unmittelbaren Beschäftigung im Kundenbetrieb, was langfristig nur das Ende des Handwerks und sämtlicher…“

„… habe mancher arme Handwerksbetrieb bei exorbitanten Gehaltssteigerungen bald keine finanziellen Mittel mehr, um traditionelle Aufgaben wie Steuerhinterziehung, Sozialversicherungsbetrug oder Lohndumping zu betreiben, was zu einer Abwanderung der Firmen nach Ostasien oder…“

„… erwarte das Handwerk in Deutschland eine schnelle Lösung von der Ampelkoalition. Das Bundesministerium der Finanzen müsse durch eine eigene Kalkulation das Existenzminimum so weit anheben, dass jede Form von Lohnersatzleistungen dauerhaft und deutlich darunter bleibe, während die Löhne im Handwerk durch besondere Definition auch bei geplanter Kürzung weit oberhalb des…“

„… sei es der Politik bisher nicht gelungen, das Problem des Fachkräftemangels befriedigend für die Arbeitgeber zu lösen. In wirtschaftlich ohnedies schweren Zeiten könne man dem Handwerk dies nicht auch noch als zusätzliche…“





Der Preis des Geldes

21 10 2009

Die Masse auf dem Vorplatz kam nicht zur Ruhe. Spruchbänder flatterten im Nieselregenwind, die Arbeiter skandierten unaufhörlich vor sich hin. „Wir lassen uns nicht kaufen“, scholl es über das Gelände. Grobschmitt lächelte. „Sie sehen“, sagte er mit jovialem Unterton, „die Rechnung geht auf. Sie haben sich gründlich geirrt mit ihren sozialen Wunschvorstellungen, die Gewerkschaften und die Betriebsräte. Was Sie hier sehen, ist die Realität.“

Ich verließ den Balkon und trat wieder ins Sitzungszimmer. Der Anblick der demonstrierenden Werkskräfte hatte mich ratlos gemacht. „Und Sie glauben tatsächlich, dass das Geld die Wurzel allen Übels ist? Sie als Kapitalist?“ Er runzelte die Stirn. „Sie verkennen mich, mein Freund. Ich habe hier einen humanistischen Anspruch zu vertreten. Wir dürfen den Wert der Arbeit nicht mehr länger nur mit Geld bemessen. Ein völlig verkehrter Ansatz.“ Während ich mich in den Sessel sinken ließ, goss Grobschmitt alten Cognac in zwei Schwenker. „Sie sehen das bereits an der Natur des Menschen. Wenn man vor einem Kleinkind einen Bleistift auf den Boden wirft, hebt es ihn immer wieder auf – eine Verquickung aus Spiel und altruistischem Verhalten entsteht. Wenn Sie das Kind mit einem Klötzchen belohnen, hat es bald keine Lust mehr.“ „Sie verwechseln da etwas“, wandte ich ein, „das Kind spielt ja an sich schon gerne. Die Belohnung ist kontraproduktiv, weil sie keinen Mehrwert schafft.“ „Und wie erklären Sie es sich dann, dass sich die Leistungsbereitschaft nicht mit Mehrwert schaffen lässt?“ „Das müssen Sie mir erklären.“

Grobschmitt trank einen großen Schluck, als sein Sekretär den Raum betrat. „Wir haben Ärger. Die Genossenschaft.“ „Lassen Sie es gut sein, Dömmerle“, winkte er ab und zündete sich eine Zigarre an. „Mit denen werde ich nicht debattieren. Schließlich haben wir noch Tarifautonomie.“ Der Domestik buckelte sich rückwärts aus dem Zimmer. „Wo waren wir? Ja, also die Leistung. Manche glauben, man könne mit Geld die Motivation der Arbeitnehmer steigern. Doch das stimmt nicht. Wenn man Ihnen Geld für die Arbeit zahlt, werden Sie denken, dass Sie ausschließlich für Ihr Gehalt arbeiten. Ein fataler Irrtum, denn so werden Sie den Wert Ihrer Arbeit nicht mehr zu schätzen wissen.“ „Der Wert der Arbeit liegt also nicht in ihrem Gegenwert?“ „Natürlich nicht! Schauen Sie, das Arbeitsethos – man definiert sich heute ja mehr und mehr dadurch, überhaupt zu arbeiten. Fragen Sie mal einen Erwerbslosen, der wird Ihnen das gerne bestätigen.“ „Weil er mit den Almosen vom Staat nicht mehr satt wird“, fiel ich ihm ins Wort. „Ach Gott, Sie sind ja auch so ein Sozialromantiker!“

Ich stellte das Glas hart auf den Tisch. „Mit welchem Anreiz wollen Sie beispielsweise einen Langzeiterwerbslosen wieder in den Arbeitsprozess integrieren, wenn nicht durch einen vernünftigen Lohn?“ „Sehen Sie, wieder so ein Denkfehler. Wenn jemand für seine Arbeit nicht viel mehr bekommt als ein Sozialfall, glauben Sie dann, dass er noch gerne arbeitet? Die Leute werden alle zu Erbsenzählern. Sie werden neidisch und erkennen den ethischen Wert ihrer Arbeit nicht mehr.“ „Das setzt zwingend voraus“, analysierte ich, „dass der Mensch an sich gerne arbeitet und deshalb eine Entlohnung sein Ethos beschädigt. Aber die meisten Menschen arbeiten, um davon leben zu können.“ Grobschmitt seufzte tief auf. „Ja, das ist ein Kreuz. Eine der großen Fehlentwicklungen.“ Und er schmauchte behaglich an seinem Lungentorpedo.

„Es gibt da eine völlig andere Studie“, begann ich, „die Kinder beobachtet hat, wie sie Spenden sammeln. Eine Gruppe bekam nichts, die zweite eine kleine, die dritte eine große Belohnung. Natürlich haben die Kinder mit der größten Belohnung am meisten gesammelt.“ Grobschmitt hakte sofort ein. „Aber die Kinder, die gar nichts bekamen, haben immer noch mehr erbracht als die, die nur eine kleine Gabe erhielten. Da sehen Sie es: der Idealismus ist wichtiger!“ „Nein, die These geht anders herum: entweder nichts zahlen – oder aber so viel, dass es ein Anreiz ist.“ „Das mag sein. Aber wir haben schließlich auch eine Verantwortung für die Arbeitnehmer zu tragen. Und deshalb muss man ihnen klarmachen, dass ihre Arbeit an sich schon wertvoll ist.“ „Das klingt wie ein Plädoyer für das bedingungslose Grundeinkommen.“ „Nein, man muss es trennen. Wie Sex und Liebe. Schauen Sie, ich bin zwar verheiratet, aber ich…“ Er biss sich auf die Zunge.

„Was haben Sie also jetzt vor? Löhne kürzen? Die Arbeiter auf die Straße setzen?“ „Wir haben da ein Konzept ausgearbeitet“, erläuterte Grobschmitt, „sie haben die freie Entscheidung. Wenn sie weiter für uns arbeiten wollen, werden wir dem nicht im Weg stehen. Sie werden alle fristlos entlassen und sofort wieder eingestellt. Als Ein-Euro-Kräfte.“ „Ein Euro Stundenlohn für hoch qualifizierte Produktionsarbeiter?“ „Sie scherzen“, entgegnete er, „ein Euro im Monat. Oder wofür hat nach Ihrer Ansicht unsere hoch geschätzte Frau Kanzlerin den Kombilohn erfunden.“ Und er goss sich reichlich Cognac nach.

„Und das Management? Wie halten Sie es in der Vorstandsetage mit Ihrer Philanthropie?“ „Wie gesagt, man muss Arbeit und Geld trennen.“ „Und das bedeutet konkret was?“ Er lehnte sich behaglich im Sessel zurück. „Da wir nicht arbeiten, hat das Geld für uns eben eine ganz andere Bedeutung. Genug zahlen oder gar nichts, das ist schon richtig so. Genau deswegen haben wir uns entschieden, die Boni kräftig zu erhöhen.“