Rettungsschirm

22 08 2018

„Wir können das nicht zulassen. Die deutsche Regierung, insbesondere wir als Sozialdemokraten, sind keine Feinde der islamischen Welt, obwohl wir durchaus auch zugeben müssen, dass diese Kultur nicht zu Europa und der europäischen Idee passt, und deshalb müssen wir mit der ganzen Härte der entschlossenen Außenpolitik gegen dieses Terrorregime am Bosporus vorgehen und dem Brudervolk der Türken einfach mal freundschaftlich die Hand reichen, wo wir es am nötigsten haben.

Jawohl, wir. Solidarität ist keine Einbahnstraße, das macht Ihnen höchsten so eine linke Schrulle weis wie die, wie hieß sie noch, egal, aber Sie werden doch nicht denken, Nahles sei links? Diese widerliche Planschkuh, eine bessere Persönlichkeit hat die SPD nie in ihrer Führungsriege gehabt, ach was: seit Schmidt hätte man doch dieses dämlich Dreckspack Mann für Mann in den Häcksler prügeln sollen, großartige Strategen, die unser Land dahin gebracht haben, wo es heute ist, ein Staat im Würgegriff von Banken, Lobbyisten und anderen Nazis, und nur wir als SPD haben uns immer dagegen gewehrt, aber wir konnten das ja auch, wir landen nicht in diesem Niedriglohnsektor, der die Bundesrepublik zerstört hat. Zum Glück nicht auch noch unsere luxemburgischen Schwarzgeldkonten.

Für uns gehört die Türkei einfach nicht zu Europa. Gut, wenn man hört, wie sich dieser zugekokste Soziopath über den Rechtsstaat äußert, den könnte man auch in Deutschland als Minister aufbrauchen, das ist ausbaufähig, und überhaupt hat die Türkei ja ein ganz anderes Rechtsempfinden, was man schon daran merkt, für das Recht an sich empfinden die ja gar nichts. Aber da müssen wir als Deutsche dann auch mal kultursensibel sein, allein in Sachsen passiert derzeit so viel kranke Scheiße, dafür würde man glatt aus der türkischen Polizei rausfliegen – kommen Sie mal in einer Diktatur drei Tage hintereinander pünktlich zum Dienst, dann sind Sie aber ganz schnell unter Spionageverdacht – wegen Plansollübererfüllung. Und mit dem linken Kram kennen wir uns auch bestens aus. Natürlich nicht wir als SPD. Wir stellen alle vier Jahre wieder fest, dass der Plan schon scheiße war.

Aber sehen Sie es mal so, einer muss es doch mal besser haben als wir, und wir kennen uns damit ja auch aus. Wir haben den Griechen immer das ganze Geld vor die Füße gekippt, damit die sehen, wie das ist, wenn einem immer jemand das ganze Geld vor die Füße kippt, aber mehr sollte es ja nicht sein. Wir haben diesen Rettungsschirm auch immer brav wieder eingesammelt, das Geld nach oben durchgereicht – wir können ja nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen und das Geld in unsere soziale Hängematte legen, am Ende hätte man die vielen Flüchtlinge vor lauter Geld nicht mehr gesehen in unseren Sozialsystemen, und dann machen Sie sich mal klar, was das für die Pflege bedeutet! – und da haben die Türken wohl gemerkt, wie das ist, wenn man plötzlich in einem brennenden Haus aufwacht und die Feuerwehr kippt noch Benzin nach. Das war natürlich eine CDU-geführte Bundesregierung, lediglich der Finanzminister war noch ein echter Sozialdemokrat, wobei er weder sozial war noch ansatzweise demokratisch, echt möchte ich diese Flitzpiepe sowieso nicht nennen, aber heute können wir uns besser durchsetzen, wir stellen nämlich den Finanzminister, während die CDU leidlich die Kanzlerin schickt.

Also wir stabilisieren ja nicht das globale Finanzsystem – was für ein Schwachsinn, wir stopfen Hunderte von Milliarden in ein System, das über Wasser gehalten wird, damit man Hunderte von Milliarden reinstopfen kann – sondern erstmal nur die Türkei. Wir haben bei den Griechen alles richtig gemacht, deshalb ist es ja auch so kolossal in die Scheiße gefahren, aber das kann man den Türken doch nicht anlasten. Außerdem muss man den Nationalcharakter der Türken berücksichtigen, das sind nationalistische Kriechtiere, wenn man deren nationalistische Voreingenommenheit nicht bis knapp an die Grenze eines nationalistischen Bürgerkriegs begleitet, könnten diese Leute bis an die Grenze eines nationalistischen Bürgerkriegs geraten. Auch wenn das der Lira ein bisschen Luft verschaffen würde, wir müssen ja auch mal an den Euro denken.

Und genau deshalb sollten wir alle sehr froh sein, dass Gabriel nicht mehr Außenminister ist und Wirtschaftsminister schon gleich gar nicht. Das ist nämlich reine Hysterie, was der verbreitet, das mit der Atombombe. Sie fragen sich, woher haben denn die Türken plötzlich die Atombombe, und wir fragen uns: was muss ein einzelner Klappspaten rauchen, damit er überhaupt auf so einen Dünnsinn kommt? Wenn Sie also der Ansicht sind, Gabriel hätte sich seinen Platz in der Psychiatrie neben Nahles verdient, dann haben Sie durchaus recht, der Mann hat ein feines Gespür für theoretische und nicht ganz auszuschließende Möglichkeiten, die dann am ehesten der Wirklichkeit entsprechen.

Und mal ganz ehrlich, wenn der Typ sich die Atombombe holt und außerhalb der NATO einsetzt und eine so nicht geplante Destabilisierung der arabischen Welt einleitet, nein: so eine nicht geplante, auch verkehrt, also es war nicht geplant, dass er so die arabische Welt destabilisiert, was ist denn dann mit den Arbeitsplätzen in der deutschen Rüstungsindustrie? Das wird man doch als Sozialdemokrat wohl noch mal fragen dürfen!“





Die anderen

18 04 2017

„Geben Sie mir nicht die Schuld – ich habe die Gesetze nicht gemacht. Sie schon. Also werden Sie den Murks auch mit ausbaden müssen.

Wir können Ihnen natürlich nicht nachweisen, dass die sexuelle Orientierung Ihrer Schwester für Ihre Kinder schädlich ist, aber das ist ja auch gar nicht das Problem. Sie können nicht nachweisen, dass sie unschädlich für Ihre Kinder ist. Das ist ein kleiner Unterschied, und seitdem Ihre Partei in der Regierung ist, sich die Gesetze ausdenkt und dem Bundestag zur Umsetzung überlässt, müssen Sie mit den Folgen eben auch leben. Schauen Sie mal, Ihre beiden Süßen werden sich in einer reinblütigen Aufzucht sicher viel besser fühlen als bei Ihnen. In ein, zwei Jahren haben die Sie vergessen, sie sind ja noch so klein, und dann wird nichts mehr daran erinnern, dass sie von so einem Menschenmüll wie Ihnen abstammen. Ist das nicht erhebend?

Meine Güte, jetzt heulen Sie hier nicht herum! Du bist nichts, Dein Volk ist alles – haben Sie das auf dem Parteitag nicht auch gebrüllt? Haben Sie? Leugnen ist zwecklos. In einem guten Polizeistaat kommt nichts weg. Sie wollten das so, jetzt kriegen Sie es auch. Ganz einfach. Und da wären wir auch schon beim nächsten Punkt. Sie waren politisch nicht immer zuverlässig. Wissen Sie noch, damals in der Studentenzeit? Marx gelesen, viel Kontakt mit Typen, die viel Kontakt mit Typen hatten, die Kontakt mit Typen hatten, die gegen den Staat waren? Nein, das ist nicht dasselbe – wir sind auch gegen den Staat, aber wir haben ihn ja inzwischen durch etwas ganz anderes ersetzt, also sind wir jetzt der Staat, da können wir doch nicht gegen den Staat sein, oder? Sie müssen immer bedenken, die ganze verlogene Scheiße, die Sie damals gegen den Staat und die Demokratie und die Elite und die Politik und was weiß ich noch alles erzählt haben, dieses ganze verlogene Zeug, das geistig minderbemittelte Arschlöcher glauben sollten, und Sie haben es geglaubt, weil sie halt ein geistig minderbemitteltes Arschloch sind, das alles wendet sich jetzt gegen Sie. Überrascht?

Also Sie waren mal politisch unzuverlässig, das zählt als Grund, dann das mit Ihrer Schwester, und dann sind Sie ja auch in der Gewerkschaft. Gut, das war damals legal, heute eigentlich auch noch, wobei – nein, das ist manchmal legal, manchmal ist es auch egal, das ist nicht ganz dasselbe, obwohl die Übergänge da eher fließend sind, aber wenn sich die Zeiten ändern und die Umstände, dann muss man manchmal auch ein paar Dinge neu bewerten.

Sie scheinen da ein paar grundlegende Dinge des Führerstaates nicht ganz kapiert zu haben. Selbstverständlich gelten für Parteimitglieder einige Ausnahmen. Das war schon immer so, das wird auch so bleiben. Sonst wäre das Modell ja für die meisten ängstlichen Opportunisten gar nicht mehr attraktiv. Allerdings sind manche, Sie gestatten mir diese etwas altmodische literarische Referenz, doch immer noch etwas gleicher. Sie dürfen manches bei anderen Leuten kritisieren, anprangern, Sie dürfen das brandmarken und drakonische Strafen fordern, aber Sie sollten auch wissen, dass Sie selbst das genauso trifft. Ihr Nachbar hat die Steuer beschissen und ist schwarz gefahren und trinkt heimlich? Sie sollten sehr vorsichtig sein, diese Maßstäbe gelten auch für Sie. Es sei denn, Sie sind in der Hierarchie der Partei so weit oben, dass für Sie überhaupt kein Gesetz mehr gilt. Dann kann Ihnen dieser ganze Krempel, Ethik und Moral und so was, letztlich egal sein. Sie werden jetzt lernen müssen, mit Ihrer Entscheidung zurechtzukommen. Das ist ja gerade der Witz an der Diktatur: man hat die Wahl, sich für oder gegen sie zu entscheiden, aber nur einmal.

Ach nein, das dürfen Sie uns nicht vorwerfen. Natürlich wollen wir auf Dauer an der Macht bleiben, wer will das denn nicht? Aber Sie müssen realistisch bleiben. Nichts dauert ewig. Sie haben möglicherweise Glück, weil Sie danach sagen können, dass Sie verfolgt wurden. Möglicherweise. Man weiß ja nie, ob Sie das überleben. Doch, das ist schon erheblich – für Sie jedenfalls, bei uns würde ich mir da nicht so große Sorgen machen. Wir haben möglicherweise – möglicherweise, wie gesagt – auch Probleme, aber wir gelten hinterher nicht als politisch unzuverlässig. Wir sind ja jetzt der Staat, deshalb kann das, was wir machen, auch nicht illegal sein. Wir werden hinterher auch wieder Richter und Professoren und Polizisten, Minister und Direktoren, schon weil es ja kaum jemanden geben wird, der das überhaupt werden könnte. Wir reduzieren im Augenblick das verfügbare Personal dafür, deshalb haben wir später auch so gute Karten und schwimmen wieder oben.

Aktuell werfen wir Ihnen vor, dass Sie die falsche Abstammung haben. Sie können ja nichts dafür, selbstverständlich nicht, aber das ist letztlich nicht wichtig. Sie haben sich früher immer dafür ausgesprochen, die Abstammungsfrage ins Zentrum der politischen Bewegung zu rücken – jetzt holt Sie das ein, weil wir noch ein paar Generationen weiter in Ihrer Familiengeschichte gegraben haben als versprochen. Das ändert natürlich nichts daran, dass Sie das alles wollten. Sie müssen uns jetzt nicht dankbar sein, das nun gerade nicht, aber Sie geben hoffentlich nicht uns die Schuld, dass wir letztlich nur das tun, was Sie immer wollten.

Nach links. Ziehen Sie am besten schon mal die Schnürsenkel raus. Wir wollen doch nicht, dass Ihnen jetzt schon etwas zustößt.“





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCCXLVI): Das postfaktische Zeitalter

30 09 2016
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Das hatte sich Nggr nicht träumen lassen: bei der Wahl zum Stammeshäuptling zählten auf einmal nicht mehr die Tatsachen – durchschnittlich eine Säbelzahnziege und ein halbes Mammut pro Woche erlegt, den Fischteich neu besetzt, alle Laubdächer mit Blättern aus regionaler Bioproduktion gedeckt und nachhaltig befestigt – sondern eine wirre Angst, die angeblich die Vegetationsgöttin in Albträumen verbreitete. Die Leute von der westlichen Felswand, so das lebensspendende Muttertier mit Hörnern und amtlichem Brustumfang, mutierten nachts zu bösen Ungeheuern, die das Land der eigenen Sippen mit Feuer und Wasser verwüsteten, mit Bannfluch und Schadenzauber und dem Sturmdämonen, den sich Uga ad hoc ausgedacht hatte. Keiner widersprach. Nach kurzer Debatte kor die Meute den Revoluzzer zum Stammesfürsten, der Prunk und Korruption zu seinem Regierungsprogramm bestimmen sollte. Die Gemeinschaft war dem Untergang geweiht, es überlebte nur der erste Versuch eines postfaktischen Zeitalters.

Was vor der Erfindung formaler Bildung und schriftlicher Kommunikation gelang, gelingt auch heute, da die schriftliche Kommunikation sich neue Wege sucht wie etwa soziale Medien, gleichzeitig aber auf Bildung im weiteren Sinne keinen Wert mehr legt. Von der Aufklärung ins Hirn gehämmerte Mantren, Sapere aude, verdunsten im Gejiekel und Gefieper der Hasenhirne. Die Masse wird mit sogenannten Fakten gesättigt, ohne aber zu wissen, was eine Tatsache wirklich ausmacht. Das intellektuelle Prekariat geht lieber an seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit ein, anstatt sich kurz und ergreifend mit Konzepten wie Wirklichkeit zu befassen, und schon haben wir die Misere. Fakt ist, was der Beknackte in seinem Zustand mäßiger Nüchternheit dafür hält. Unter Vernachlässigung seiner angeborenen Filterfunktionen glaubt er an fliegende Schweine, wie das Mittelalter an Wunder geglaubt haben mag: aus der Wissens- ist eine Nichtwissenwollensgesellschaft geworden, die sich gegen Intellektanwendungen sträubt wie Betonkatholen gegen Gummitüten. Die Propaganda hat das Regiment übernommen, wenigstens medial.

Nirgends zeigt sich schmerzhafter, dass das Medium die Botschaft ist, als im Interwebdingsi – wo jeder ein Dackel mit Schnurrbart sein könnte, ist auch jeder ein Jurististiker, der zehn Sequester an der Unität sediert hat, ergo einer der Öchsperten, daran die neogrobianische Welt viel Knackens hat. Jeder hält seine hastig zusammengeschwiemelte Grütze für Wissen, jede Meinung für Ahnung und Emotionsbulimie für ein authentisches Merkmal von kommunikativer Kompetenz. Es besteht kein Interesse an Überprüfbarem, da Informationen in unüberschaubarer Flut in der Population verklappt werden, ohne dass diese sich jemals aus dem Brei herauszurudern gedächte.

Es setzt sich fort mit Schnackbratzen in Parteien und Parlamenten, wie sie den Dunst der Stunde wittern, die Gerüchteküche zur Hysterisierung des Milieus zu nutzen. Längst ist es nicht mehr das simple Beeinflussungs-Marketing, bei dem man dem Ex-Schuhputzer der Klavierlehrerin mehr abnimmt als einem studierten Fachmann, sondern ein populistisches Gulasch aus gefühlter Realität in Dauerschleife und plumpen Lügen. Das Zeitalter des Postfaktischen ist also nicht viel mehr als eine Vorkriegsepoche, in der Schimmelhirne das Ruder übernommen haben, um sich nicht von plötzlich eintretenden Tatbeständen aus dem Konzept bringen zu lassen. Welch ein Glück, dass die Getöseproduktion sich das Geschäft von keinem Gegenbeweis vermiesen lässt. Die bereits vom Turbokapitalismus weich geklopften Individualisten sehen ohnehin nur das, was sie sehen wollen. Tiefe Angst bestimmt das Bewusstsein, das sich Krücken bastelt, Verschwörungstheorien als postfaktisches Pop-Phänomen, die exakt nur dann funktionieren, wenn man jedes faktische Moment zielgerichtet ausschaltet und durch verquirlte Vorurteile ersetzt.

So unternimmt die Gesellschaft genau das, was sie fürchtet, dass es mit ihr unternommen wird: sie schafft sich ab, torkelt in diverse Aggregatzustände von Beklopptheit hinein und in die prätraumatische Entlastungsstörung, um sich mit der jäh komplexer werdenden Welt nicht mehr auseinandersetzen zu müssen. Die Infantilisierung, die aus der robusten Abwehr gegen jede Art von Reflexion und geistiger Differenzierung erwächst, führt zur Abhängigkeit von soi-disant Vordenkern, die dem Dreckrand der Eingeborenen Wirsinddasvolk zum Nachplärren in die Kalotte pfropfen, damit sie sich am Gängelband frei bewegen – es reicht ja, wenn sie sich nicht gefesselt fühlen, um es als Freiheit zu definieren.

Das postfaktische Zeitalter ist nichts als das Auffüllen der Hohlräume mit Doppeldenk. Krieg ist der neue Frieden, nur Sklaverei ist Freiheit. Dass Unwissenheit Stärke bedeutet, haben sie ja schon kapiert.





Landesverrat

3 08 2015

„Auf gar keinen Fall. Wir wissen zwar alle, dass er schwerer Alkoholiker ist, die meisten anderen kennen ihn auch nur von der Entzugsklinik, und die Fraktion schenkt ihm zum Geburtstag immer eine leere Schnapsflasche, aber schreiben dürfen Sie das auf gar keinen Fall. Wenn ein so wichtiger Vertreter der politischen Willensbildung plötzlich in seinem Ansehen geschmälert würde, dann könnte die Bundesrepublik ja Schaden nehmen.

Deshalb weisen wir ja vorher darauf hin. Das hat nichts mit Vorzensur zu tun – wissen dürfen Sie das alles, es weiß ja im Grunde auch jeder, und wir können Sie auch nicht zwingen, das plötzlich zu vergessen, nur veröffentlichen dürfen Sie es eben nicht mehr – sondern mit einer, sagen wir mal, politischen Geschlossenheit, die wir in Deutschland erreichen müssen. Hier darf keiner aus der Reihe tanzen, schon gar keiner, der eventuell Einfluss auf den Wähler nehmen könnte. Als Minister können Sie nach wie vor von sich geben, was Sie wollen, den Mist nimmt Ihnen sowieso keiner mehr ab.

À propos Nahles, Sie sollten ein bisschen vorsichtiger sein. Die Fakten sind das eine, aber wenn das Ausland rauskriegt, dass wir im Kabinett so ein… – Sie sind wohl auch kein Jurist? Das ist wie mit der Beleidigung trotz Wahrheitsbeweis: auch wenn Sie hinlänglich bekannte Tatsachen über dieses Regierungsmitglied erzählen, sind Sie dran. Und da man bei ihr nie weiß, wo die genetische Disposition aufhört und das anfängt, was man im Kindesalter durch regelmäßige Prügel vielleicht noch hätte korrigieren können, halten Sie am besten die Füße still. Ein Wort an die Griechen, dass wir in unserer Regierung so was dulden, dann brennt hier die Luft, klar?

Und kein Wort zu Maaßen. Ich will hier keine langwierigen Ermittlungen mehr über meinen Schreibtisch wandern sehen, haben wir uns da verstanden? Auch wenn Sie tausendmal überzeugt sind, dass er ein elender… – Meinetwegen, dann ist er eben einer, aber wenn das unsere internationalen Geheimdienstfreunde erfahren, die werden uns doch nicht mehr belauschen, wenn sie das hören. Wirklich nicht! Die denken sich, was haben wir hier für einen grenzdebilen Dummklumpen eingestellt, den Deutschen kann man doch nicht mehr vertrauen – da müssen wir denen auch nicht mehr unsere abgeschnorchelten Daten weiterreichen. Am Ende kommt es zu Auseinandersetzungen, weil die Amerikaner uns verklagen, dass sie uns für Jahre widerrechtlich abgehört haben! Wissen Sie, was uns dann als Schadensersatz blüht!?

Lassen Sie es einfach, dann haben Sie keinen Ärger. Schreiben Sie es auf, legen Sie es in eine Tüte und bewahren Sie es für den Rest Ihres Lebens im Kleiderschrank auf. Doch, Sie dürfen das gerne aufschreiben, nur eben nicht publizieren. Im Gegensatz zu Hitlerdeutschland besteht bei uns kein Arbeitsverbot – wir sind ein Rechtsstaat und keine Diktatur, das merkt man an den kleinen Feinheiten, nicht wahr?

Weil wir hier eben gegen die Verräter vorgehen, das sagt doch das Wort schon: Landesverrat. Und nicht Ruhestörung der Demokratie oder sonst eine Sache. Sie unterbinden unsere politischen Ziele, das ist doch nicht so schwer zu verstehen? Deshalb müssen wir Sie auch so behandeln wie alle anderen Terroristen auch, die den Staat gefährden.

Meinetwegen, dann berufen Sie sich eben auf das Grundgesetz. Das machen diese Ausländer, wegen denen ständig deutsches Eigentum in Brand gesteckt werden muss, ja auch. Vielleicht sollten wir den Geltungsbereich dieser verdammten Verfassung bald mal nach draußen verlegen, dann befinden diese Asylanten sich wenigstens im Schutz des Grundgesetzes, ohne uns hier zu belästigen, und die Deutschen haben ihre Ruhe. Vor dem Grundgesetz. Und wir auch.

À propos Seehofer, über den dürfen Sie schreiben, was Sie wollen.

Wenn die Chinesen plötzlich erfahren sollten, dass die gesamte Computerausstattung im Bundestag total im Eimer ist, die könnten doch glatt auf den Gedanken kommen, uns überteuerte Geräte aus dem Versandhandel anzudrehen, kostspielige Wartungsverträge, und am Ende sitzt da einer und kann nur Tsching-Tschang-Tschong und wir haben den auf tausend Jahre im Voraus bezahlt – was meinen Sie, wie viele Flughäfen man für das Geld hätte bauen können? Da nimmt doch unser Land enormen Schaden.

Deshalb ist es besser, die Chinesen lesen das in der BILD, da wissen sie: alles halb so wild, eine Hälfte stimmt sowieso nicht, und die andere haben sie vermutlich schon von den Amis abgeschnorchelt. Sehen Sie, so sorgen wir für die Sicherheit in Deutschland! Muss man das denn immer schlechtreden?

Und damit wir uns hier richtig verstehen: kein Wort über die Bundeskanzlerin. Wenn das rauskommt, dann…“





Grândola

18 11 2012

für Franz Josef Degenhardt

Grândola, das braun verbrannte
Land, das um sein Leben weinte,
bis es sich im Zorn vereinte,
Grândola, das braun verbrannte
Volk, das auf die Straßen rannte.

Grândola, den Namen kannte
jeder, der im Haus der Armen
Hilfe fand und ein Erbarmen,
Grândola, den Namen kannte,
wer Dich einst die Mutter nannte.

Grândola, die sich ermannte,
spricht zu uns wie tausend Münder,
und es stellte sie den Sünder,
Grândola, die sich ermannte,
wer den Bogen überspannte.

Grândola, das braun verbrannte
Antlitz schmerzt im Takt des Schlages,
hoffend eines neuen Tages:
Grândola, das braun verbrannte
Volk, das seine Schrecken bannte.