Soziale Kälte

14 03 2022

„… sich an die Bundesbürger gewandt habe, um die europäischen Werte im täglichen Miteinander zu vertreten. Gauck habe gefordert, dass Frieren für die Freiheit eine durchaus zumutbare…“

„… sei Schröder nach Moskau gereist, um die europäische Lage zu verbessern. Er verlange von den Bundesbürgern mehr Entschlossenheit, mit den verfügbaren Mitteln eine Änderung der…“

„… auch zu eigenen Opfern bereit sei. Das Büro des ehemaligen Bundespräsidenten werde in dessen Abwesenheit nicht mehr beheizt, so dass zwei Mitarbeiterinnen sich aus Solidarität mit dem Volk der Ukraine mit einem grippalen…“

„… dass jeder seinen eigenen Gastank im Keller haben dürfe. Für Schröder sei dies notwendig, da die SPD sonst sein Vermögen im Ausland einfrieren lassen könne, was ihm überhaupt nicht in den…“

„… und große Entbehrungen für die Deutschen ein neues Freiheitsverständnis eröffnen würden. So befürworte Gauck, dass an mehreren Tagen in der Woche auch außerhalb der Fastenzeit keine feste Nahrung mehr konsumiert werde, um sich in der christlichen Tugend der Demut zu…“

„… alle Deutschen jetzt den Gürtel enger schnallen müssten, egal ob Hartz-IV-Empfänger, Niedriglöhner oder Armutsrentner. Für Schröder bedeute dies, nicht mehr als vierzig Euro für eine Flasche Barolo auszugeben, da ihm das Gejammer der Werktätigen inzwischen gewaltig auf den…“

„… sei Gauck offen für Auslandseinsätze der Bundeswehr, um beispielsweise in Afrika Ersatz für die russischen Bodenschätze zu sichern. Dies sei friedenspolitisch eine gute Alternative, da sich die zivilisierte Welt damit nicht von Staaten abhängig machen würde, die man wegen ihrer militärischen Macht fürchten müsse, so dass die gesicherte…“

„… mehr Finanzwissen in den Schulen zu vermitteln, damit das Aufstiegsversprechen der SPD wieder umgesetzt werden könne. Schröder empfehle, ein paar Millionen Euro zu erben, um eine solide Basis für den Aktienhandel und das…“

„… könne der Altbundespräsident verstehen, dass man von ihm selbst persönliche Opfer als vorbildhaftes Verhalten erwarte. Er habe allerdings nur eine Elektroheizung und könne daher nicht auf Gas verzichten, das andere Bürger für ihn…“

„… sei es sowieso besser, die alte in die Tonne zu treten, wenn sie ständig zu kalt werde und nicht mehr wolle, weshalb sich der Ex-Kanzler öfter mal nach Ersatz umschaue. Dies empfehle er auch für Heizungen, die man oft günstig im…“

„… nur als vorübergehende Maßnahme gedacht sei. Gauck wisse, dass in wenigen Wochen die Heizperiode beendet sei, ab dann werde er seine Forderungen an die Gasthermenbesitzer natürlich reduzieren und nur noch solidarisch kaltes Duschen von den Menschen draußen im…“

„… den Deutschen das Interesse an der Kultur des Netzwerkens fehle. So habe sich Schröder in den Jahren einer Berufstätigkeit oft mit wichtigen Partnern in der Gasindustrie getroffen, was für ihn heute als Absicherung gegen Altersarmut und…“

„… dass in den die meisten Mietverträgen eine Mindesttemperatur vorgegeben sei, die in den Wohnungen zur Vermeidung von Schäden an der Bausubstanz einzuhalten sei. Für Gauck stelle dies keinen Hinderungsgrund dar, da er die Freiheit, eine Räumungsklage zu riskieren, von den Menschen erwarte, wenn sie in einem System, das anders als der Sozialismus auf ein eigenverantwortliches…“

„… habe Schröder den Eindruck, die Menschen seien nicht kreativ genug im Umgang mit Krisen. In vielen Fällen könnten die Deutschen einer zu kalten Wohnung dadurch entkommen, dass sie in ihre Ferienhäuser in der Toskana oder in einen…“

„… wenn ältere Menschen durch die Kälte in besonderem Maße betroffen seien. Er könne als evangelischer Geistlicher bezeugen, dass viele sich mit dem Tod besser abfinden würden, wenn sie in der Erfüllung ihrer Pflicht für ein höheres Ziel eine positive Haltung gegenüber der sozialen…“

„… den Markt entscheiden zu lassen. Jeder Deutsche könne sich für viele Millionen Euro auf eigene Rechnung einen ausreichenden Gasvorrat bis an die eigene Haustür liefern lassen, wie es Schröder auch mache. Die Voraussetzung sei nur, dass man bei seiner Bank über ausreichende…“

„… ein großes Lob für Obdachlose übrig habe. Gauck fordere in diesen schweren Tagen besondere Herzlichkeit gegenüber gesellschaftlich Geächteten, da diese freiwillig auf Gasverbrauch verzichteten und sich so für eine gerechtere Verteilung des…“

„… auch sparen könne, indem man nicht alleine mit dem SUV zur Arbeit fahre. Schröder kenne viele Aufsichtsräte und Vorstände börsennotierter Unternehmen, mit denen er sich regelmäßig auch in privatem Rahmen für ein gemeinsames…“

„… mehr Sonne im Herzen haben würden, als es ein dicker Pullover leisten könne. Gauck denke, dass Kleiderspenden, die zu minderwertig für die Ukraine seien, immer noch gut genug für Rentner und Geringverdiener, die sich nur mit großer Mühe in den Genuss einer wärmenden…“

„… empfehle Schröder allen Geringverdienern, ihre Beschäftigung zu beenden und einen Antrag auf Arbeitslosengeld zu stellen, da dann Heiz- und Nebenkosten bis zu einer angemessenen Grenze übernommen würden. Im Gegenzug müssten sie sich damit einverstanden erklären, für die fleißigen Deutschen als parasitärer Dreck zu gelten, auf dem man nach Belieben…“





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26 04 2016

„… sich Bundespräsident Gauck gegen eine Abschaffung des Paragrafen ausgesprochen habe, der die Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter…“

„… bestätigt, dass der Bundespräsident weder Gesetzgebungskompetenz habe noch dass es seine Aufgabe sei, sich zur Regierungspolitik einzulassen. Mit Befremden nehme Karlsruhe zur Kenntnis, dass der…“

„… aus Schloss Bellevue zu vernehmen sei, dass dies eine Frage des Respekts sei. Oft und gerade von türkischstämmigen Mitbürgern habe Gauck die selbstbewusste Forderung nach mehr Respekt…“

„… den Paragrafen noch in dieser Legislatur, möglicherweise schon in diesem Sommer zu streichen. Der türkische Botschafter habe dies als unverhohlene Aufforderung bezeichnet, den Präsidenten vorher noch zu…“

„… könne aber nur die Beibehaltung aller strafrechtlichen Regelungen aus seiner Sicht die moralische Rechtfertigung untermauern, dass man nach seiner rechtskräftigen Verurteilung dennoch seine eigene Unschuld im Sinne der Freiheit eines Christenmenschen…“

„… der türkische Präsident die Einstellung deutscher Kulturveranstaltungen in Dresden gefordert habe. Das Bundespräsidialamt sehe dennoch keine Gefahr, dass PEGIDA auch weiterhin wöchentlich für mehr Toleranz zwischen deutschen und türkischen Nazis…“

„… nach einem Rechtsgutachten des Kanzleramts keine Zivilklage erheben könne, da die Türkei als Militärstaat…“

„… fordere Gauck mehr Mitgefühl für den türkischen Amtskollegen. Er selbst habe während seiner Zeit in der DDR gelegentlich Erkrankungen an Strafverfolgungswahn…“

„… habe Maas bereits mit Facebook Verhandlungen geführt und sei zu einer Einigung gekommen, gemäß derer eine Abschaffung des bewussten Paragrafen keine Änderung in der Reaktion auf beleidigende Äußerungen…“

„… einer Abschaffung grundsätzlich zustimme, wobei Gabriel statt einer schnellen Lösung einer Absenkung der Höchststrafe in drei Schritten…“

„… lehne die AfD-Vorsitzende jede Änderung des deutschen Strafrechts ab. Zum einen sei nur eine sinnlose Strafverschärfung mit ihr zu machen, zum anderen könne man nicht riskieren, dass sich deutsche Staatsbürger abfällig über den russischen Präsidenten äußern könnten, ohne langjährige Haftstrafen zu…“

„… nicht bestätigen könne. Nach ersten Meldungen habe die Religionsbehörde bereits die Nennung des Namens oder seiner Bestandteile als Gotteslästerung…“

„… sei Gauck davon überzeugt, dass er selbst das beste Beispiel für einen Präsidenten sei, der auch im Ausland respektiert werde. Er selbst sei noch nie von ausländischen Staatsoberhäuptern beleidigt worden, weshalb man auch fürderhin den Paragrafen…“

„… nicht daran interessiert sei. Putin habe wissen lassen, er suche sich selbst aus, wer ihn beleidigen dürfe, Petry gehöre nicht zu den…“

„… eine Beleidigungsklage des türkischen Präsidenten noch nicht bestätigt sei. Gauck sei auch in diesem Fall nicht bereit, über das deutsche Strafrecht zu diskutieren, da für eine etwaige Strafanzeige ja nicht der Paragraf im deutschen…“

„… sich kurzfristig ergeben habe. Gabriel werde in Ankara auf Wunsch auch vor dem Parlament mitteilen, dass das Land einen beeindruckenden Präsidenten…“

„… wenn er sich zum Nachfolger des Propheten erkläre. Gauck wolle dies nicht kommentieren, weise aber darauf hin, dass die deutsche Justiz sich nun auch in ihrer Verantwortung zum Schutz sämtlicher religiöser Bekenntnisse sehen müsse, um eine Schmähung ausländischer Staatsoberhäupter nach dem Blasphemieparagrafen…“

„… das Bundeskanzleramt die Regelungen über die Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen nicht gefährdet sehe, jedoch die Beleidigung des Türkentums nicht als weiteren Straftatbestand im deutschen…“

„… im Sinne der Völkerverständigung den Text des Paragrafen zu verändern. Da sich zahlreiche Parteigänger des türkischen Präsidenten kollektiv beleidigt gefühlt hätten, schlage Gauck vor, den Tatbestand der Fremdvolksverhetzung in den…“

„… werde Höcke auf dem AfD-Parteitag eine Änderung des Programmentwurfs einbringen. Die Beleidigung durch Türkentum sei als…“

„… es sich um keinen Eingriff in das Staatsrecht handle. Juristen hätten Gauck laientauglich erklärt, dass die Abmahnung ein Instrument des üblichen gewerblichen Rechtsschutzes sei, wenn er sich in der Kampagne für eine weitere Amtszeit mit dem Titel Bürger-King auf nicht lizenzierten Bechern der Marke…“

„… die Religionsbehörde eingeschritten sei, um die Schmähung des Präsidenten durch das in ganz Deutschland frei verkäufliche alkoholische Getränk Kleiner Feigling rechtlich zu…“

„… das persönliche Erscheinen des Beklagten angeordnet habe. Der türkische Botschafter wolle sich vorerst nicht äußern, fordere aber die deutsche Justiz auf, Erdoğan als Ersttäter am unteren Ende des Strafrahmens von §185 StGB zu…“





Richter und Henker

3 11 2014

„Er hat aber immer seine Meinung gesagt.“ „Er hatte auch immer schon sehr viel Meinung bei recht wenig Ahnung.“ „Und deshalb wollen Sie ihn jetzt als Bundespräsidenten loswerden?“ „Nein. Ich sehe lediglich die Würde des Amtes beschädigt.“

„Finden Sie denn die Linken gut?“ „Nein, aber das steht hier nicht zur Debatte.“ „Dann finden Sie die Linken also gut!“ „Seltsames Verständnis von Logik, was Sie da haben. Waren Sie mal in der CSU?“ „Diese Radikalinskis waren doch alle beim MfS und…“ „… hatten in anderen Bundesländern Regierungsverantwortung. In Brandenburg, falls Ihnen das entfallen sein sollte.“ „Das ist ja auch eine Stalinistenhochburg!“ „AfD bei 12,2 Prozent, das sind allerdings nordkoreanische Verhältnisse.“ „Hören Sie doch auf mit Ihren Spitzfindigkeiten.“ „Existiert denn Brandenburg noch? oder wurde das eventuell mit Mecklenburg-Vorpommern schon in sozialistischer Erde kompostiert?“

„Er hat ja nicht direkt die Linke verteufelt.“ „Sondern?“ „Er hat gesagt, Menschen, die die DDR erlebt hätten, müssten sich schon ganz schön anstrengen, um das zu akzeptieren.“ „Ich habe schon jede Menge Bundespräsidenten erlebt, und so sehr kann ich mich gar nicht anstrengen, um diese Freiheitsstatuette mit anderthalb Ehefrauen noch ansatzweise zu akzeptieren.“ „Und es ging ja auch nicht ausschließlich um Thüringen.“ „Sondern?“ „Er hat nur generell moniert, dass es da eventuell Kräfte in der Partei geben könnte, die sich noch nicht genug von der DDR distanziert hätten.“ „Und deshalb nimmt er konsequenterweise Thüringen als Schussfeld.“ „Ist ja auch der Osten.“ „Mit einem Kandidaten, der in Niedersachsen geboren und in Rheinhessen aufgewachsen ist und nicht mehr vom Verfassungsschutz überwacht werden darf, weil das Bundesverfassungsgericht entsprechend geurteilt hat.“ „Das ist der schlechte Einfluss des Westens – da wird alles noch viel schlimmer.“ „Na, da weiß er ja wenigstens, worüber er spricht.“

„Das ist schon ein persönliches Moment, aber das sollte man ihm auch nicht verdenken.“ „Weil er sich als Bürgerrechtler aufspielen will?“ „Ach was, nein. Aber die Linken waren damals die einzigen, die ihn nicht wählen wollten.“ „Und was folgern wir daraus?“ „Dass jeder seine politische Meinung haben darf.“ „Ein Richter darf einen Angeklagten auch unangenehm finden, aber das gibt ihm noch nicht das Recht, die Prozessordnung zu umgehen.“ „Man kann doch den Bundespräsidenten nicht mit einem Richter vergleichen.“ „Sagen Sie es ihm, er tut es doch ständig selbst.“ „Als Richter?“ „Und Henker. In Personalunion.“ „Dabei sind wir doch das Land der… – Nee, das war irgendwie anders.“

„Vielleicht sollte diesem Kanzelbündler mal jemand kurz ein Grundgesetz ins Gesicht hauen.“ „Wieso das?“ „Weil er es bisher so tapfer ignoriert hat.“ „Ah, die Meinungsfreiheit gilt also doch nicht für Staatsoberhäupter?“ „Er hat sich einen feuchten Dreck um Landespolitik zu scheren. Falls ihm der bundesdeutsche Föderalismus nicht passt, kann ja gerne das Volk auflösen und sich ein neues wählen.“ „Jetzt hören Sie mir mal verschärft zu, Sie Kommunistenversteher: ich habe hier nämlich genau das Urteil, um das es geht!“ „Das Urteil vom Bundesverfassungsgericht? Na, dann blamieren Sie sich mal.“ „Das werde ich Ihnen jetzt nämlich…“ „Nur zu.“ „… vorlesen: ‚Wir brauchen Bürger, die auf die Straße gehen und den Spinnern ihre Grenzen aufweisen. Dazu sind Sie alle aufgefordert.‘ Na, sehen Sie?“ „Ah, und weiter?“ „‚Ich bin stolz, Präsident eines Landes zu sein, in dem die Bürger ihre Demokratie verteidigen.‘ Das ist doch wohl eindeutig!“ „Und was Demokratie ist, bestimmen dann Sie? freie Wahlen gehören nicht dazu?“ „Aber…“ „Sie hätten sich in der DDR auch ganz wohlgefühlt.“

„Sie kommen mir nicht so billig davon! ‚Der Bundespräsident hat neben der Wahrnehmung der ihm durch die Verfassung ausdrücklich zugewiesenen Befugnisse kraft seines Amtes insbesondere die Aufgabe, im Sinne der Integration des Gemeinwesens zu wirken. Wie der Bundespräsident diese Aufgabe wahrnimmt, entscheidet er grundsätzlich autonom; ihm kommt diesbezüglich ein weiter Gestaltungsspielraum zu.‘ Das steht da nämlich!“ „‚Das Handeln des Bundespräsidenten findet seine Grenzen in der Bindung an die Verfassung und die Gesetze.‘ Das steht da nämlich auch.“ „Pfff!“ „‚Der Bundespräsident hat demgemäß das Recht der Parteien auf freie und gleiche Mitwirkung bei der politischen Willensbildung des Volkes gemäß Art. 21 GG zu achten.‘“ „Wenn Sie schon zitieren, dann aber auch vollständig! ‚Jedoch können Äußerungen des Bundespräsidenten, die die Chancengleichheit der Parteien berühren, gerichtlich nur dann beanstandet werden, wenn…‘ Ach, ist auch egal.“ „‚… wenn er mit ihnen unter evidenter Vernachlässigung seiner Integrationsaufgabe und damit willkürlich Partei ergreift.‘ Noch Fragen?“

„Man wird doch wohl noch mal Sorge tragen dürfen, ob wir das Erbe eines Unrechtsstaates nicht einfach in die bundesrepublikanische Demokratie wieder hineinholen!“ „Das die FDP in Baden-Württemberg die Nachfolgerin der NSDAP war, hat ihn offensichtlich nicht gestört, auch nicht deren zwanghafter Wunsch, die Entnazifizierung so schnell wie möglich zu beenden.“ „Sie sagen doch selbst: Baden-Württemberg. Das ist Landespolitik.“ „Und Kiesinger, war der nicht auch mal bei der HJ?“ „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“ „Und die Stasi-Akte von Merkel?“ „Der Mann interessiert sich halt nicht für Politik.“ „Ja, das denke ich auch. Vermutlich hat man ihm den Unterschied zwischen NSA und NSU auch noch nicht richtig erklärt.“ „Hat er sich denn da schon geäußert?“ „Mir ist nichts bekannt. Aber vermutlich hat er sich schön angestrengt, und plötzlich hat er alles akzeptiert.“

„Na gut, dann gibt es eben Rot-Rot-Grün. Mir sowieso egal.“ „Mir nicht. Ich bin dagegen.“ „Ach, auf einmal?“ „Ich mache keinen Hehl aus meiner Ablehnung.“ „Ach, auf einmal!? Wissen Sie, was Sie sind?“ „Sie werden es mir bestimmt gleich verraten.“ „Ein Pharisäer! Jawohl, ein Heuchler sind Sie, und zwar von der schlimmsten Sorte!“ „Ich bin ganz klar gegen diese Koalition. Das macht man als anständiger Mensch einfach nicht.“ „Aber…“ „Diese rot lackierten Arschkriecher, mit denen paktiert man nicht.“ „Sie haben doch eben noch…“ „Eine Partei, die Hartz IV erfunden hat, ist vollkommen inakzeptabel. Da kann ich mich noch so anstrengen.“





Kriegsspiele

16 06 2014

„Da wird sich der Herr Bundespräsident aber freuen, wenn Sie den Herrn Bundespräsidenten einladen. Der Herr Bundespräsident hat sich extra den ganzen Vormittag für Sie frei gehalten. Weil der Herr Bundespräsident nämlich schon irgendwie wusste, dass Sie ihn einladen würden. Also den Herrn Bundespräsidenten.

Wir müssten uns da vorab über ein paar Dinge unterhalten. Zum Beispiel über die Wortwahl des Herrn Bundespräsidenten. Da muss der Herr Bundespräsident ja schließlich wissen, was der Herr Bundespräsident sagen darf. Bewaffnete Konflikte sind eher verpönt. Kann man das irgendwie netter ausdrücken? irgendwas mit Freiheit vielleicht? Nein, Praxiseinsatz geht nicht. Das sagt der Herr Bundespräsident ungern. Anwendungsfall, Betrieb, Materialverbrauchssituation – Sie müssen mal für einen Moment vergessen, dass Sie Waffenhersteller sind. Der Herr Bundespräsident ist schließlich der Herr Bundespräsident, da müssen wir etwas auf Neutralität achten. Sonst wären bestimmt andere Industriezweige beleidigt.

Und bitte keine Anspielungen auf die arabische Welt. Natürlich weiß der Herr Bundespräsident, dass das Schlüsselkunden sind, aber der Herr Bundespräsident kann darauf nicht immer Rücksicht nehmen. Am Ende müsste er noch sagen, dass die Islamisten zu Deutschland gehören, und das ist schon mal schiefgegangen mit einem Bundespräsidenten.

Man darf das ja auch nicht nur wirtschaftlich verstehen, sondern man muss das auch als politisch begreifen. Der Herr Bundespräsident versucht das auch immer zu berücksichtigen, wenn der Herr Bundespräsident irgendwo etwas sagt. Deutschland muss eine starke Rolle – nein, das nehmen wir mal besser wieder raus. Der Herr Bundespräsident hätte das so nicht formulieren wollen, wenn Sie der Meinung sind, der Herr Bundespräsident hätte das nicht so formulieren sollen. Deutschland muss eine Rolle der Stärke spielen. Gut so? Gut so. Und dafür muss Deutschland auch andere Nationen, sagen wir mal, ermächtigen – kann man das sagen? ist der Herr Bundespräsident für Ermächtigungsgesetze nicht auch zuständig? – und als Stabilitätsanker in den Regionen ausrüsten, die eher nicht so von Demokratie geprägt sind. Eher von Bodenschätzen. Damit stabilisieren wir die heimische Wirtschaft. Also unsere heimische Wirtschaft, ist ja klar, und deren heimische Wirtschaft können die dann auch stabilisieren. Aber das müssen die halt selbst machen.

Also was das Politische angeht, der Herr Bundespräsident verbindet das ja meist mit den ganz großen gesellschaftlichen Visionen. Wenn diese ganz stabilen Staaten möglicherweise mal in der Folge gesellschaftlicher – also da wird es auch oft instabil, und dann braucht mal die Stabilität des – Ihre Waffensystem sind ja… Also kurz und gut, wenn das Zeug irgendwann abgeschrieben ist und auf dem Schwarzmarkt von den eigenen Rebellen gekauft wird, dann kriegen wir diese ganze Scheiße ins eigene Land rein in Form von Terroranschlägen. Da ist es doch ein Zeichen vorausschauender Planung, wenn der Herr Bundespräsident bereits die Gesetzeslage für eine Komplettüberwachung ins Leben gerufen hat, oder?

Wir können noch nichts sagen, haben Sie da Verständnis. Der Herr Bundespräsident äußert sich eigentlich erst, wenn die Lage völlig aussichtslos ist, vorher wird die deutsche Außenpolitik wie immer im Bundeskanzleramt erledigt. Gut, die Sicherheitskonferenz, aber da schicken Sie ja die Unterlagen eh gleich ins Wirtschaftsministerium. Wir müssen die politische Situation aufmerksam beobachten, dann können wir auch ein Empfehlung aussprechen. Der Herr Bundespräsident hat sich aber noch nicht entschieden, ob er Syrien oder den Irak als mögliche Testgebiete nennen soll. Die Türkei scheidet ja leider aus.

Nein, nicht so. Dass das ein NATO-Land ist, interessiert uns eigentlich nicht. Da wären die Waffenlieferungen dann auch nicht weiter schlimm. Aber seit den Meinungsverschiedenheiten mit dem türkischen Premier kann der Herr Bundespräsident sich nicht mehr kritisch äußern, ohne dass ihn die Oppositionellen dort mit einem demokratischen Intellektuellen verwechseln. Sie wissen, das mit der Stabilität. Da sind wir nicht verantwortlich.

Also doch der Irak? Der Herr Bundespräsident ist ja sehr für Investitionssicherheit, und wenn Sie da jetzt investieren, dann können Sie sicher sein, dass die bewaffneten Auseinandersetzungen – also dass der Krieg da losgeht. Bedauerlicherweise ist der Herr Bundespräsident nicht auch noch für die Außenpolitik zuständig, damit Sie ganz sicher sein können. Aber wir können zumindest dafür sorgen, dass man auf Deutschland hört. Oder von uns hört. Oder etwas vom Herrn Bundespräsidenten.

Das müsste jetzt schon ein sehr gewichtiger Fall sein, dass der Herr Bundespräsident auch für Ihre neue Kampagne als Werbeträger fungieren würde. Sie vertreten deutsche Wirtschaftsinteressen, schon klar. Aber schauen Sie, das hat damals auch schon nicht so gut geklappt, und ich bezweifle, dass der Herr Bundespräsident sich jetzt für eine Neuauflage hergibt. Wir bräuchten einen Einsatz, der auch den Verbündeten der Bundesregierung als angemessen schiene. Ein Land, das systematisch Bürgerrechte missachtet, wo eine korrupte Klasse auf den Menschen herumregiert, wo Wahlen eine Farce und die gesellschaftlichen Missstände übermächtig sind. Bundeswehreinsatz im Innern? Großartige Idee!“





Wahr, was?

11 06 2014

„… dürfe der Bundespräsident die Wähler der NPD durchaus als ‚Spinner‘ bezeichnen, wenn dies im der jeweiligen Situation als…“

„… auf das Urteil einhellig ausfalle. Selbst die Rechtspopulisten, die sich im Wählerpotenzial der Nationaldemokraten eingenistet hätten, seien der Ansicht, das dürfe man doch wohl noch…“

„… vor dem Bundesverfassungsgericht, ob der 8. Mai weiterhin als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus zu bezeichnen sei. Die Nationaldemokraten bestünden weiterhin darauf, das Datum geschichtskorrekt als Tag des…“

„… die Kritik an den Rechtsextremisten verteidigt habe. De Maizière verfechte stets eine politische Auseinandersetzung mit anderen Parteien, eine justiziable Beschimpfung sei aber natürlich darin enthalten, da sie am besten das intellektuelle Niveau der christdemokratischen…“

„… ob Gauck jetzt jede Art von Demonstranten als Spinner bezeichnen dürfe, da dies auch in anderem Zusammenhang…“

„… es sich dennoch um eine unerträgliche Verharmlosung handle. Wer die Anhänger einer antidemokratischen Partei ‚Spinner‘ nenne, gleichzeitig jedoch Horst Seehofer nur als…“

„… bei der Aussage über die Rechtsausleger nicht um eine Ehrverletzung gehe. Bevor diese verletzt würde, müsse sie überhaupt erst einmal…“

„… keine Werbung für andere Parteien machen. Dennoch halte Ex-Innenminister Friedrich es für nicht gerechtfertigt, die NPD so zu bezeichnen, wie Erich Honnecker demokratische Kritiker im …“

„… erste Schwierigkeiten in der FDP. Kubicki habe versehentlich die Wähler der vorigen Bundestagswahl als dumme Arschlöcher…“

„… müsse man dringend darüber nachdenken, die Rechte des Bundesverfassungsgerichts zu beschneiden, da es dem Bundespräsidenten in der Folge des Urteils auch erlauben könnte, jede andere Partei wegen ihrer offenen Demokratiefeindlichkeit herabzuwürdigen. Schäuble wolle verhindern, dass die Union deshalb öffentlich…“

„… bisher die Bundeskanzlerin nur als unsäglich albern tituliert habe. Es sei jedoch keine direkte Verbindung zu den…“

„… bereite Lindner eine Milliardenklage vor, da seine Partei möglicherweise allein wegen der Schmähung als ‚Gurkentruppe‘ von der Weltherrschaft…“

„… nicht in den offiziellen Lehrbüchern der Sekundarstufe II dargestellt werde. Nach Meinung der NPD habe der Führer wesentlichen Anteil an der Beseitigung der Arbeitslosigkeit im Deutschen Reich getragen und sei somit auch heute noch als Vorbild für die…“

„… zu mehr Ehrlichkeit im politischen Diskurs führen könne. Kauder habe jedoch bei seiner Abrechnung mit der CDU-Vorsitzenden nicht bedacht, dass er mit seiner Meinung wahrscheinlich ganz alleine…“

„… als einen Politiker, der offener gesprochen habe als die Politik. Sarrazin habe dieses Lob stets verteidigt, denn er sei der Ansicht, das dürfe man doch wohl noch…“

„… den Anfängen zu wehren, um die Meinungsfreiheit zu gewährleisten. Lucke prüfe daher rechtliche Schritte, ob sich Gauck überhaupt noch in der Öffentlichkeit über die AfD…“

„… halte sich immer noch für den besseren Bundespräsidenten. Wulff sei überzeugt, er sei der rechtmäßige Inhaber des höchsten deutschen…“

„… im Ausland auf positive Resonanz gestoßen sei. Erdoğan werde nun auch weiterhin den deutschen Präsidenten als pastorale Hohltüte…“

„… vorsichtshalber bereits juristisch gegen eine Wertung ihrer Verbraucher vorgehen wolle. Ritter Sport wolle nicht zulassen, dass der Präsident sein Urteil über Nussschokolade als…“

„… drohe Pastörs ebenfalls eine Klage an, wenn nicht die Rolle Adolf Hitlers für den Ausbau der deutschen Autobahnen endlich…“

„… bereits angekündigt, dass nach der Übernahme der Kanzlerschaft der Bundespräsident sich überhaupt nicht mehr äußern dürfe. Die Alternative für Deutschland wolle so einem drohenden Gesinnungsterror links-homosexueller Rasseschädlinge…“

„… und im Tonfall härter als angemessen. Die Koalition jedoch halte das Urteil des Staatsoberhauptes über Snowden für inhaltlich durchaus sehr…“

„… unter anderem als ‚Spinner‘ beschimpft. Gaucks Anrufbeantworter sei sichergestellt worden, nachdem sich Wulff versehentlich mit vollem Namen und…“

„… noch innerhalb der Grenzen der von Karlsruhe genehmigten Meinungsspektrums. Dennoch könne man geteilter Ansicht sein, ob ‚Unerträglicher Kotzbrocken‘ für den Vizekanzler wirklich…“





Neues Deutschland

3 02 2014

„Eine gute halbe Stunde, man muss ja auch mit Applaus zwischendurch rechnen. Ich mache Ihnen das Manuskript so weit fertig, dann müssen wir nur noch die Textbausteine zusammenhauen. Drei, vier Reden, und dann können wir erstmal wieder sehen, wie die Öffentlichkeit darauf reagiert.

Vor allem klare Verhältnisse. Um Innenpolitik können wir uns hier kümmern, um Außenpolitik kümmern wir uns lieber im Ausland. Und da ist die Bundeswehr nun mal zu Hause. Und da wir ja alle der Meinung sind, dass die hegemoniale Phase Amerikas jetzt vorüber ist, dürfen wir die Welt nicht irgendwelchen kleinen, instabilen Mächten überlassen. China oder Russland oder so. Da muss man auch mal klare Worte wählen, ganz recht. Und dann mal sehen, bis wohin man uns marschieren lässt.

Nein, die Reihenfolge war durchaus okay. Erst Wirtschaft, dann Militär, das kann man als logische Folgerung durchgehen lassen. Schließlich ist die soziale Marktwirtschaft heute auch nichts anderes als Krieg, oder? Sicher, das müssen Sie schon betonen. Die Bundeswehr ist immer noch eine reine Verteidigungsarmee. Aber es steht ja nicht im Grundgesetz, was wir damit verteidigen, oder? Außerdem ist das ungefährlicher. Wenn Sie sich nicht zu politischen Fragen äußern, sondern nur zur globalen Wirtschaft, dann ist das natürlich sehr viel unverdächtiger. Wollte ich nur mal so anmerken.

Humanität, das ist das Stichwort. Die deutsche Bundeswehr leistet humanitäre Dienste am deutschen Volk. Und ansonsten weiche Wortwahl würde ich vorschlagen. Nicht so sehr auf die Fehler der Vergangenheit fokussieren, mehr auf die der Zukunft, auf die Zukunft, wollte ich sagen. Mehr Mut, verstehen Sie? Neues Deutschland. Dann noch ein paar Absätze Freiheit und so Zeugs halt, das hören die Leute ja immer gerne, und dann kann man den historisch-kritischen Teil auch mal gut sein lassen. Es soll doch niemand behaupten, wir Deutschen wollten immer nur über uns selbst sprechen.

Und dann auch wieder öfter mal betonen, dass Ungerechtigkeit gerade dort gedeiht, wo Wettbewerb eingeschränkt wird. Das kommt immer gut. Doch, das muss sein. Schließlich haben wir als Waffenexporteur keine Monopolstellung auf alle Krisengebiete dieser Welt. Mehr Waffen für die Stabilitätsanker im arabischen Raum, die uns im Gegenzug mit den nötigen Terroristen versorgen, ohne die wir diese Demokratie einführen müssten. Mehr Mut zum Wettbewerb in der Wahl der politischen Systeme. Das Kind muss doch einen Namen haben.

Ich würde auch mehr herausarbeiten, dass man unsere amerikanischen Freunde und den globalen Kapitalismus nicht immer als große Bedrohung ansieht. Die wollen doch nur spielen. Also an der Börse größtenteils, aber immerhin. Und dann sind das ja vor allem Botschafter des Friedens, das muss man auch mal so klar und deutlich sagen. Frieden und marktkonforme Demokratie. Kuba, Vietnam, Chile, Afghanistan, der Irak, und der Iran wartet noch sehnsüchtig. Aber wir schreiben ja keinen ab.

Sie sollten sich auch mal sozial äußern. Das kommt an. Wir haben das beste Deutschland, das ist die frohe Botschaft. Uns geht’s total dufte. Immer mehr Arbeitnehmer zahlen Steuern und können die Staatsschulden schultern. Immer mehr Kommunen sind in der Lage, eine Tafel für Vollzeitbeschäftigte zu unterhalten. Weniger Lehrer in den Schulen geben den jungen Menschen viel mehr Freiheit, sich in einer Gesellschaft mit zunehmenden Herausforderungen zu beweisen, wovon letztlich auch unsere Bundeswehr profitieren wird, denn wer nimmt einen sonst noch ohne Schulabschluss. Wir haben Tausende von Arbeitsplätzen zu besetzen, beispielsweise bei der Polizei, und das wird auch noch lange so bleiben. Unsere Psychiatrien sind die besten der Welt, hier sitzt jeder gerne länger ein. Und das ist auch gut so. Meinen Sie nicht, dass das für ein gesundes Nationalbewusstsein sorgen wird?

Klar Stellung beziehen, das ist unserer Aufgabe. Massenmord, Völkermord, Gewaltexzesse dürfen einfach nicht mehr stattfinden. Zumindest nicht ohne technische oder personelle Unterstützung aus unseren Ressourcen. Klar Stellung beziehen, im Zweifel Gefechtsstellung. Deutsches Wesen. Wir haben eine Verantwortung, und wenn die Völker dieser Welt das nicht einsehen wollen, dann gibt’s halt eins aufs Maul. Wir vertreten eine wehrhafte Demokratie, nein: wir sind wehrhaft und Vertreter, und wir haben die Demokratie, und wir kennen deren Eckpfeiler, den freien Markt und den freien Wettbewerb.

Vor allem in Konfliktsituationen sollten wir sehr präsent sein. Das muss ganz deutlich werden. Zum Beispiel, wenn es in einigen Entwicklungsländern zwar gut läuft, aber trotzdem keine Bodenschätze zu holen sind. Das führt nun mal zu Spannungen, und da dürfen wir niemanden alleine lassen. Weder die Waffenindustrie noch unsere transatlantischen Verbündeten. Man weiß ja nie.

Alles klar, dann mache ich das mal so fertig. Ach ja, und nicht vergessen, Herr Bundespräsident: nächste Woche sind wir in Tel Aviv!“





Cacatum non est pictum

17 06 2012

für Heinrich Heine

Es bleibt, was es auch grunze, stets ein Schwein.
Dem Spießer ist die Freiheit, es zu achten,
hochheilig. Er fällt gerne darauf rein:
das Schwein, es wisse alles übers Schlachten.





Pfaffentheater

13 06 2012

„Er ist wirklich ein Staatsmann, dieser Gauck.“ „Ein Mann, der die Macht des Wortes hat.“ „So würde ich das nicht sehen.“ „Sondern?“ „Er ist eher für die Worte der Macht.“

„Es geht ihm aber doch nur um die Verteidigung unserer Interessen.“ „Ob diese Interessen überhaupt unsere, geschweige denn legitim sind, hat er zur Vorsicht nicht gefragt.“ „Es ist ja unser Öl.“ „Und unsere amerikanischen Verbündeten – dann scheint es sich doch um unsere Interessen zu handeln.“ „Im Grunde genommen hat Gauck doch nicht sehr viel mehr als ein bisschen Heroismus eingefordert – mit Herzblut und mehr Offenheit für Deutschland.“ „Was bei dem Mann offen ist, will ich gar nicht wissen. Ansonsten glaube ich kaum, dass er sein eigenes Herzblut hergäbe für Mädchenschulen oder Brunnenbau, oder wofür man sonst ein ganzes Land in die Steinzeit zurückbombt.“ „Und wenn dafür ein Krieg entbrennt?“ „Darf er nicht auf deutschem Boden ausgehen.“

„Wobei, dies ist ja gar kein Krieg. Nicht einmal umgangssprachlich.“ „Es wird ja auch nicht umgangssprachlich gestorben. Vermutlich haben wir nur Personalverluste.“ „Das ist doch reine Wortklauberei!“ „Was erwarten Sie von einem Theologen anderes als Pfaffentheater am offenen Grab der Demokratie?“ „Immerhin, ‚Mutbürger in Uniform‘ – so ein Schwachsinn muss einem erst einmal einfallen.“ „Er hält sich in nüchternen Momenten für Luther.“ „Das heißt, er schaut dem Volk aufs Maul?“ „Nein, er ist ein Kriecher, der im Auftrag der Obrigkeit jegliche Form von Gewalt für metaphysisch gerechtfertigt erklärt, damit er selbst nichts aufs Dach kriegt. Eben Freiheit.“

„Ist es eigentlich ein Zufall, dass er die Soldaten anspricht wie Hartz-IV-Empfänger?“ „Durchaus nicht. Die Parallelen liegen ja auf der Hand, sie sollen sich gefälligst nicht so anstellen, sondern die Zähne zusammenbeißen und Opfer bringen, damit ein paar Reiche mehr Rendite machen.“ „Immerhin hat er sie nicht als unsäglich lächerlich bezeichnet.“ „Das täte er nur, wenn sie Grundrechte in Anspruch nehmen sollten. Aber es stimmt, er verwechselt die beiden.“ „Weil weder für Arme noch für Soldaten das Recht auf körperliche Unversehrtheit gilt?“ „Weil er als Berufschrist seine Klappe vorwiegend da aufreißt, wo er nicht betroffen ist. Die Soldaten kennen den Krieg, er nicht.“

„Was heißt überhaupt ‚glückssüchtig‘?“ „Das steht gar nicht im Manuskript.“ „Richtig – er hat es nur gesagt.“ „Dumm, wenn das gesprochene Wort gilt. Man sollte als Staatsoberhaupt schon wissen, was man von sich gibt.“ „Was bedeutet das denn nun?“ „Zunächst, dass Gauck seinen eigenen feudal orientierten Freiheitsanspruch nur für sich selbst reklamiert, damit er ihn anderen absprechen kann.“ „Hat man das nicht vorher wissen können?“ „Deshalb ist es ja um so interessanter, wenn nun alle so tun, als habe er plötzlich zugegeben, ein Marsmensch zu sein. Interessant ist doch, wie er selbst die ganze Gesellschaft verkennt.“ „Weil er auch ihr Glückssucht vorwirft?“ „Weil er noch immer glaubt, diese Gesellschaft akzeptiere einen Krieg als notwendiges Übel der Politik, nur weil eine Regierung da mehr oder weniger rein rutscht. Weil er die Gesellschaft für so dumm und borniert hält, dass sie in ihrer Scheuklappenmentalität die Toten und Verwundeten ausblenden oder gar nicht mehr wahrhaben wollen, was ein gefallener Sohn, Vater, Gatte ist.“ „Eine hübsch verräterische Verbeugung vor dem üblichen Frontbericht, in dem es nie eigene Verluste gibt.“ „Und ein deutlicher Reflex seiner Sozialisation in einem totalitären Staat, der jede Katastrophe vor der Öffentlichkeit verbarg und sich vorlog, keiner würde es wissen, wenn man nicht öffentlich darüber spräche.“

„Glückssucht klingt ja auch schon fatal. Ob der Mann zu oft am Messwein genippt hat?“ „Glaube ich nicht. Vermutlich eher eine besondere Art von Gottvertrauen bei militärischen Aktionen.“ „Das klingt nach durchdachter Strategie.“ „Nein, eher nach verbalem Blitzkrieg.“

„Dass er seine ganze linke Vergangenheit aber auch so über Bord werfen kann.“ „Ach was. Eine Nationale Volksarmee hätte er hier auch gerne.“ „Aus historischer Sicht wäre zu erwarten, dass er Offenheit für Auslandseinsätze der Bundeswehr wünscht.“ „Aus heutiger Sicht dürfte er sich bald auch Offenheit für Inlandseinsätze wünschen.“

„Kann es sein, dass der Mann seine Bedeutung etwas überschätzt?“ „Weil er sich so vehement für die deutsche Exportwirtschaft einsetzt?“ „Das ist als Bundespräsident nicht seine Aufgabe.“ „Aber es ist doch nett, dass er gerade die Freiheit zum Exportschlager machen will.“ „Vielleicht sollte er sich bei Gelegenheit das Grundgesetz zu Gemüte führen.“ „Schenken Sie ihm lieber einen Stahlhelm. Er scheint häufiger mal etwas an den Kopf zu kriegen.“ „Da ist er in bester Gesellschaft, Lübke hatte dasselbe Problem.“ „Vielleicht wird man ihn auch vorzeitig entfernen. Das soll anderen auch schon passiert sein.“ „Ob Merkel sich darum kümmert?“ „Keine Ahnung, bisher war sie nur für marktkonforme Demokratie. Ob marktkonforme Militärschläge auch in ihr Ressort fallen, entzieht sich meiner Kenntnis.“ „Und was machen wir mit dem Mann?“ „Außenpolitisch wird man einen Profilneurotiker wie ihn verkraften. Westerwelle nimmt auch keiner ernst.“ „Und innenpolitisch?“ „Ich denke mal, es dürfte den einen oder anderen Teilnehmer dieser Kreuzzüge ins Glück geben, der mit einem Arm oder Bein weniger nach Hause kommt, nach einem bisschen Reha als lästiger Kostenverursacher abgehängt wird und so peu à peu erfährt, wofür er den Kopf hat hinhalten dürfen. Er kann mit Schusswaffen umgehen und wird nicht zögern, es auch zu tun. Aus Interesse und in großer Offenheit für einen kurzen, gezielten Einsatz für Volk und Vaterland.“ „Sie meinen, er schießt?“ „Wenn wir Glück haben.“





Der Erwählte

26 02 2012

Nun also kommt er endlich dran,
weil sie’s vorher nicht schafften,
ihn reinzudrücken. Deutschland kann
den Mann wohl auch verkraften.

Dass er die Macht hat, ist’s nicht bang,
doch alles steht und fällt,
dass er ab jetzt fünf Jahre lang
die Schnauze hält.





Das Missverständnis

22 02 2012

„Jetzt wollen sie ihn doch?“ „Wenigstens wundert sich keiner, dass er noch will.“ „Warum auch nicht. Er fand ja schon immer, dass er etwas Besseres ist.“ „Daher diese selbstbewusst zur Schau gestellte Demut.“ „Und das vorher?“ „Das kann bloß ein Missverständnis gewesen sein.“

„Das Merkwürdige an dem Mann ist doch, dass er wegen seiner Vergangenheit Präsident werden soll.“ „Sie meinen, weil er keine hatte?“ „Haben hatte er die schon, aber eben anders, als man jetzt sieht.“ „Dann müsste Merkel ihn doch eigentlich schätzen.“ „Weil sie auch so fortschrittlich ist, dass ihre liberale Haltung schon fast wieder konservativ wird?“ „Nein, aber auch sie ist eine Frau der ersten Stunde.“ „Verstehe, sie hat 1989 entdeckt, dass sie eigentlich schon immer Bürgerrechtlerin gewesen sein musste.“ „Es handelt sich sicherlich nur um einen Fehlschluss.“

„À propos – Geschichte!“ „Gab es da auch Falschinterpretationen?“ „Wie man’s nimmt. Er will partout, dass eine Kundgebung gegen den Abbau von Bürgerrechten nicht als Montagsdemonstration bezeichnet wird.“ „So viel historische Bildung! Das passt ja dazu, dass die SED das Unrecht der Vertreibung mit der Ostgrenze zementiert hat.“ „Ich sehe es förmlich vor mir, wie Walter Ulbricht Väterchen Stalin mit dem Küchenmesser bedroht, dass er ja nicht an der Grenze herummontiert.“ „Er kennt sich aus mit historisch bedingter Hybris, seine Selbsteinschätzung beruht ja zu einem nicht ganz geringen Teil darauf.“ „Aber das ist ja aus dem Zusammenhang gerissen.“ „Weil er das nicht direkt den Polen ins Gesicht sagt?“ „Dafür ist Steinbach zuständig. Nein, im Zweifel hatte die SED einen guten Grund dafür.“ „Der Verfassungsschutz hat ja auch immer einen Grund, wenn er Parlamentarier beschnüffelt.“ „Das ist das mühevoll gelernte Rechtsstaatsprinzip: wenn ein Rechtsstaat etwas tut, muss es richtig sein, denn sonst wäre es ja kein Rechtsstaat.“ „Deshalb hat er auch die anlasslose Vorratsdatenspeicherung für legitim erklärt, wenn sie nur tatsächliche Erfolge bringt.“ „Meinen Sie, dass das Bundesverfassungsgericht demnächst die Folter damit für legal erklärt?“ „Das muss sicher wieder nur ein Missverständnis sein.“

„Dabei muss man dem Mann doch Respekt zollen.“ „Weil er eine so hochpolitische Person gewesen ist, die aber so perfekt integriert war, dass sie quasi schon wieder völlig unpolitisch ist.“ „Er hat doch auch gesagt, dass er keine politischen Erlösungsfantasien mag.“ „Für einen Theologen kein Wunder, die sind ja immer schon unpolitisch gewesen.“ „Was war dann die Wiedervereinigung?“ „Die muss er missverstanden haben.“ „Vermutlich als Erweckungserlebnis.“ „Immerhin wäre das ein Grund, warum er danach seine Vergangenheit hinter sich gelassen hat.“ „Kann er das nicht?“ „Warum noch mal wollten die Leute Wulff loswerden?“

„Immerhin wird man von ihm nicht mehr hören, dass der Islam zu Deutschland gehört.“ „Dass das Judentum zu Deutschland gehört, wird er sich auch verkneifen.“ „Er beklagt ja nur, dass der Holocaust immer so wichtig genommen wird.“ „Vor allem von den Opfern.“ „Das ist wohl wieder so ein Versehen wie die Prager Deklaration.“ „Sie müssen gerecht bleiben, wenn man sich mit Holocaustleugnern an einen Tisch setzt, dann kann man doch nicht ahnen, dass sich unter denen auch Antisemiten befinden.“ „Das hat er wohl auch gemeint mit seinem Lob für Sarrazin.“ „Dass er ihm Mut attestiert?“ „Es gehört jede Menge Mut dazu, sich vor geistig gesunde Menschen zu stellen und Müll zu verbreiten.“ „Aber er hat Sarrazins Biologismus kritisiert.“ „Dass der nur das Vehikel war, ohne dass Sarrazin keine Aufmerksamkeit für sein Gerede über mehr oder weniger dumme Völker bekommen hätte, bemerkt er nicht.“ „Er beschwert sich über den Lärm, lobt aber den Fahrer, dass er so schön hupen kann.“ „Sie dürfen von ihm keine kommunikativen Fähigkeiten erwarten, der Mann ist nur Theologe.“ „Eben, da redet man meist vor Tiefschläfern.“

„Abgesehen davon, er findet Christen zuverlässiger.“ „Das ist sicher seiner Lebenserfahrung geschuldet.“ „Als Pastor?“ „Eher im Zusammenhang mit der Staatssicherheit. Aber das werden wir sicherlich wieder falsch verstanden haben.“ „Deshalb will er ja auch den Nationalstolz nicht nur den Bekloppten überlassen.“ „Ein Berufschrist, der Stolz reklamiert – das ist doch eine Todsünde?“ „Sie müssen es metaphorisch verstehen. Er will, dass jeder von außen normal aussehende Bürger Brandsätze schmeißen kann.“ „Das verstehe ich. Er moniert ja immerzu, dass die deutsche Opferrolle nicht ausreichend gewürdigt wird.“ „Deshalb jammert er ja ständig darüber, dass die Deutschen ständig über irgendetwas jammern.“ „Das ist doch auch ein Missverständnis, dass er lieber Altdeutsche mag?“ „Sie meinen, weil er ein Neudeutscher ist?“ „Ich verstehe, das scheint eine Mentalitätsfrage zu sein. Ein ost-westlicher Divan.“ „In diesen Landstrichen kann man nachvollziehen, dass er keine Trauerfeier für getötete Ausländer mag.“ „Macht nichts. Mit der Einstellung haben wir bestimmt bald einen Anlass für eine Festrede.“ „Vermutlich ein Synagogenbrand.“

„Immerhin, er kennt nur Deutsche. Keine Parteien mehr.“ „Das hat ja auch etwas Erhebendes, wenn man begreift, dass es nicht nur im Parteienspektrum keine Opposition mehr gibt.“ „Sie meinen: keine legale Opposition.“ „Und wir haben endlich einen Präsidenten, den man auch aus dem Zusammenhang gerissen falsch verstehen kann.“