Bleibt in der Familie

7 09 2016

„Wie sieht das denn hier wieder aus! Herrgott, man kann nicht mal auf Dienstreise gehen, das ist ja wie Dresden 1945! wobei, da hat sich keiner hingestellt und gefordert, gleich die ganze Stadt abzureißen. Nur hier im Bundesnachrichtendienst meinen wieder alle, sie müssten das mit dem Aufräumen übertreiben.

Was ist denn das da für ein Haufen? sind das da die Telekommunikationsdaten, die wir überprüfen lassen wollen sollten? Wieso liegen die da immer noch herum? Was ist denn das da unten? Wie, ein Telefonbuch – ja, das sehe ich selbst, aber warum haben Sie das Telefonbuch da unten in die Kiste gepackt? Da finden wir es doch nie mehr wieder, dann schimpft die Datenschutzbeauftragte wieder, weil wir nicht mehr wissen, wo wir abgehört haben, und dann steht in der Zeitung: schwerwiegende Gesetzesverstöße wegen Selektorenlisten. Passen Sie doch auf, wo Sie das hinlegen, am Ende schmeißt das einer weg, dann haben wir gar kein Telefonbuch mehr, und dann hängen die uns noch Vertuschungsabsichten an!

Und Sie haben die unbeteiligten Personen nicht abgeheftet. Nein, nicht die Personen, die Kontakte zu den Personen, wobei, das waren Personen, die wir nicht hätten abhören dürfen, aber die anderen, also die Personen, die wir dann, Sie wissen schon – Sie hatten keine Aktendeckel mehr? Na bitte, das muss sogar ein Gericht akzeptieren, dass wir da gar keine andere Wahl hatten. Gut, wir hätten natürlich auf das Abhören nicht beteiligter Bürger verzichten können, aber was hätten wir dann mit den ganzen Aktendeckeln gemacht? Wir hatten ja welche, so ist es nicht, aber wo soll man die einlagern? Sie sehen ja selbst, hier sieht’s aus wie bei Schindlers unterm Sofa.

Und das ist der Korb mit den Papieren, die wir gar nicht haben? Den hatte ich mir immer viel kleiner vorgestellt. Drei? Wieso drei Körbe? ach so, ja. Und die beiden anderen haben sich gar nicht mehr wieder angefunden? Wie praktisch! Also wie gehen Sie jetzt vor? Alles kopieren, klar. Und dann aber sorgfältig vernichten, das Zeug nimmt ja doch recht viel Platz weg. Solange die aus unseren nicht rechtskonform abgelaufenen Beobachtungen gewonnenen Erkenntnisse bei uns im Haus bleiben, kann ich da keine Gefahr sehen. Wir müssen das ja nicht gerichtlich verwerten.

Nein, das hatten Sie falsch verstanden. Wir haben den Neubau ja angelegt, weil wir viel zu viel Papier haben. Nicht, damit wir noch mehr zu viel Papier haben können. Wozu wir das brauchen? Wir müssen uns doch mit irgendwas beschäftigen. Wenn wir alle unser Gehalt nur bekämen, weil den lieben langen Tag gar nichts täten, das wäre doch auch nicht in Ordnung. Wie wollen Sie denn das dem Steuerzahler erklären? Ja, da gucken Sie!

Sicher kann man das Zeug noch irgendwie hausintern nutzen. Wenn die Kollegen von der NSA zu Besuch kommen, kann man denen wenigstens etwas anbieten. Gut, hier ist momentan nicht so viel Platz, aber die brauchen nur kurz vorbeizuschauen, dann gucken sie, ob sie gerade etwas gebrauchen können, und wir müssen uns um nichts kümmern. Das bleibt ja quasi in der Familie. Natürlich kann man das alles noch ein bisschen professioneller machen, das geht immer, aber wir sind schließlich ein Geheimdienst. Da muss etwas Tarnung sein.

Sonst könnte hier der Untersuchungsausschuss einfach so reinmarschieren und die – und das sagen Sie erst jetzt!? Ich weigere mich bald, dieses Haus zu verlassen, wenn hier immer alles drunter und drüber geht! Sie können doch hier nicht einen ganzen Untersuchungsausschuss durch den BND marschieren lassen, Menschenskind! die haben hier nichts zu suchen! Doch, haben sie eben doch, und genau das ist ja das Problem! Wenn die einfach so in die Listen gucken, das kann katastrophale Folgen nach sich ziehen! Sie haben ihnen die beiden Stapel am Eingang gezeigt? Die mit dem ganzen Altpapier dazwischen? Na, das ist ja gerade noch mal gut gegangen! Ich sag’s Ihnen, man kann einfach nicht vorsichtig genug sein!

So, und jetzt brauche ich erstmal einen schönen starken Kaffee mit Milch und – was haben Sie denn mit meinem Schreibtisch gemacht!? Der ist ja total leer! Wie, Putzfrauen? Die EDV-Abteilung? Was macht denn die EDV hier an meinem Schreibtisch? Das waren alles Papiere, die maximal 90 Tage aufgehoben werden dürfen, und die wurden bereits nach, lassen Sie mal nachrechnen: also noch keine zwei Jahre waren die alt. Kann man die Streifen nicht wieder zusammensetzen? Müllverbrennung? Natürlich weiß ich, dass man aus der Abwärme Strom gewinnen kann, aber womit sollen wir denn jetzt arbeiten? Ich kann mich doch jetzt nicht an den Schreibtisch setzen und warten, dass irgendwas passiert? und vor allem, seit wann gehen Sie in meiner Abwesenheit an meinen Schreibtisch? Sie haben ja sogar die Schublade – nee, die klemmt nur, blinder Alarm, aber was ist das denn? Ja, das lag da. Ich habe das da jedenfalls nicht reingelegt. Ein Grundgesetz? Ist das überhaupt legal?“





Spieltheorie

20 07 2016

„Und jetzt wird sie herausfinden, ob ihr Nachbar Besuch bekommt. Und vom wem.“ Er lehnte sich behaglich in seinem Drehsessel zurück. Auf dem Monitor liefen ein paar Zeilen durch. Hier gab es nichts zu erfahren. Sie lebten ihr Leben weiter wie bisher. Zumindest glaubten sie das.

„Wir haben eigentlich nur ganz normale Leute auf dem Radar.“ Hier in seinem kleinen Zimmer in der großen Behörde, in der niemand so richtig wusste, was die anderen Abteilungen eigentlich tun, manche wollten es nicht wissen, manche durften es auch gar nicht erfahren, hier saß er ganz ruhig, fast schläfrig vor seinem Bildschirm und betrachtete die Ergebnisse einer zufälligen Auswahl von Personen, die an einem zufälligen Nachmittag in einer kleinen Stadt ihrem Alltag nachgingen. „Und jetzt nehmen wir mal den hier. Er ist seit Tagen nicht aufgefallen, vielleicht fühlt er sich schon gar nicht mehr richtig beteiligt.“ Er tippte ein paar Worte ein. Die Zeile blinkte. „Er befindet sich in der Nähe eines anderen Zielobjekts, von dieser Person wissen wir noch gar nichts.“ Eine andere Zeile färbte sich plötzlich ein, dann wechselten die Namen blitzschnell ihre Reihenfolge. „Sie haben Kontakt aufgenommen?“ Er schüttelte den Kopf. „Er ist in denselben Bus eingestiegen, um herauszufinden, was diese Person tut. Wohin sie fährt. Was sie gerade in diesem Moment vorhat.“ Ich begriff es noch nicht. „Wollte er denn überhaupt den Bus nehmen?“ „Darum geht es ja“, erläuterte er. „Sie kennen sich nicht, aber er folgt für uns einer Spur. Deshalb wird er jetzt seine eigentlich geplanten Aktivitäten unterbrechen und diese andere Person verfolgen.“ Langsam schien ich zu begreifen, worum es sich hier handelte. Die Bewegungsradien einiger Personen trafen sich und ergaben bestimmte Muster – doch nein, das war zu einfach. Eine Maschine hätte das erledigen können.

„Ich werde ihm noch eine Nachricht schreiben“, meinte er. „Warten Sie. Zielperson verlässt den Bus an der erwarteten Haltestelle.“ „Sie wissen doch gar nicht, wann der andere aussteigen will.“ Er blickte mich nicht an. „Das weiß mein Empfänger aber nicht“, entgegnete er. „Hauptsache, er verfolgt sein Objekt ohne große Widerrede. Das gibt zwanzig, wenn ich nett bin: dreißig Punkte.“ Sollte das etwa ein Spiel sein? „Natürlich“, sagte er. „Das ist ein Spiel. Nur ein großes Spiel.“

Währenddessen hatte sich die Konstellation wieder verändert. Aus einer anderen Abteilung kam eine Botschaft, dass zufällig ein intensiver Kontakt in den Bus zugestiegen war. „Ich gebe jetzt der Kollegin Bescheid, dass wir ihre Person als Zeugen für etwaige anderen Kontakte einsetzen werden. Wir müssen ja wissen, ob sie tatsächlich zusammen den Bus verlassen.“ „Und was kriegen Sie damit raus?“ Er zuckte mit den Schultern. „Es ist ein Spiel, wie gesagt: ein großes Spiel. Alle diese Personen wurden irgendwann zufällig ausgesucht und angesprochen. Sie installieren sich eine App, und dann beginnt eine Art Schnitzeljagd. Oder nennen Sie es meinetwegen einen Agentenkrimi, bei dem der Mitspieler denkt, er sei der einzige Akteur.“ „Er wird ferngelenkt?“ Er nickte. „Und gibt Ihnen bereitwillig Informationen über andere Personen heraus, die er nur dazu ausspioniert?“ Wieder nickte er. „Sie machen das alle freiwillig. Man kriegt ja Punkte dafür.“

Inzwischen war der Kontrollmann auch aus freien Stücken noch weiter als beabsichtigt mit dem Bus mitgefahren, als die beiden anderen, ein Verfolgter sowie ein doppelt Verfolgter, aussteigen wollten. Offenbar fiel es niemandem auf, dass sie alle angestrengt auf ihre Telefone schauten und so taten, als wären sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt. „Und was bringt Ihnen das? Was machen Sie mit den Informationen?“ „Ich weiß nicht.“ Er sah mich in der Tat etwas hilflos an. „Wir haben ja noch nicht so viel sammeln können. Der eine ist möglicherweise herzkrank, der andere hat eine Schwäche für Kuchen und muss es heimlich ausleben. Mehr können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.“ Wieder schob sich eine Zeile nach oben. „Briefe aus dem Kasten nehmen und Absender notieren“, befahl er dem unbekannten Agenten. „Wir könnten irgendwann zufällig einen dicken Fisch an der Angel haben, und dann müssten wir sonst ja erst eine Verbindung zu ihm aufbauen, ihn von Vorteilen überzeugen, die sein Handeln, möglicherweise sogar ein Verrat…“ „Da zählen die zwanzig Punkte in einem anonymen Spiel natürlich mehr.“ Er schwieg lange.

Unterdessen hatten sich ständig die Zeilen verschoben, manche waren blau geworden oder rot, manche waren auch verschwunden. Sein Blick ging durch den Monitor hindurch, als versuchte er, eine tiefere Bedeutung darin zu erblicken. „Wir steuern die Personen nicht ganz ohne Grund“, befand er. „Manche zeigen durch ihr Verhalten, dass sie sich zu höheren Zielen berufen fühlen, manchen können wir das auch erst vermittlen, wenn sie sich für eine gewisse Zeit mit ihrer Aufgabe identifiziert haben.“ Es wurde immer klarer, was seine Aufgabe war; er hatte es wohl auch nicht verstanden, oder man hatte es ihm nicht vermittelt. „Manchmal braucht man jemanden, der einen schnellen Bankraub macht, ein Attentat, eine Terrorzelle gründet, ich weiß es doch auch nicht!“ „Ihre Aufgabe ist also nichts anderes als die Manipulation, die Ihren höheren Zielen dient, nehme ich an?“ Verzagt sah er mich an. „Aber es ist doch nur ein Spiel?“





Nachweislich falsch

27 05 2015

„Also hat sie gelogen?“ „Das würde ich so nicht sagen.“ „Wie denn dann? Sie hat die Unwahrheit gesagt.“ „Aber ganz sicher nicht bewusst.“ „Sie hat erfahren, dass sie von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist, und hat dennoch…“ „Aber sie hat sicher nicht mitgekriegt, dass sie gar nicht weiß, was sie da sagt. Deshalb wird sie auch nicht gelogen haben.“ „Sie hat in der Öffentlichkeit etwas gesagt, das nachweislich nicht der Wahrheit entsprach.“ „Welcher Wahrheit denn? Sehen Sie, jetzt wissen Sie auch nicht weiter. So schnell kriegen Sie die Kanzlerin nicht weg.“

„Halten wir fest, sie wusste, dass es kein Abkommen mit den USA gab.“ „Das müssen Sie beweisen.“ „Es lag ihr schriftlich vor.“ „Dann muss sie es doch noch lange nicht gelesen haben.“ „Ich erwarte von einer Bundeskanzlerin aber, dass sie es liest!“ „Sehen Sie, ich erwarte von ihr, dass sie ansatzweise etwas von dem kapiert, worüber sie spricht, und ansonsten ihre dumme Fresse hält. Und, nützt es etwa was?“ „Sie muss doch, wenn sie einen Aktenvermerk hinterlässt, dass sie es gelesen hat, auch…“ „Hat sie denn den Aktenvermerk selbst hinterlassen?“ „Nein, aber…“ „Dann hat sie möglicherweise auch nicht gelogen.“ „Ich will nicht wissen, ob es möglicherweise nicht war, ich will davon ausgehen können, dass diese verdammte Kanzlette nicht lügt!“ „Können Sie doch. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.“ „Sie meinen, die überlebt?“ „Ja, freilich. Und irgendwann, wenn Sie lange genug warten, dann kratzt sie natürlich auch ab.“

„Ich frage es noch mal: hat diese Kanzlerin gelogen?“ „Da dürfen Sie mich nicht fragen. Das ist eine Frage von so hoher politischer Moral, das wird in einer christlichen Partei nie so einfach zu beurteilen sein.“ „Aber gerade da sollte man dann doch…“ „In einer gottgläubigen politischen Vereinigung kann man auch davon ausgehen, dass sie alles getan hat, was die USA von ihr verlangt haben.“ „Also hat sie gelogen, weil man es von ihr verlangt hat.“ „Das können Sie nicht nachweisen. Sie können nicht nachweisen, dass irgendjemand von ihr zu lügen verlangt hätte.“ „Aber sie hat gelogen.“ „Das können Sie auch nicht nachweisen, es sei denn, sie können nachweisen, dass sie von den USA gezwungen worden wäre, aber da Sie das nicht nachweisen können, hat sie auch nicht gelogen.“ „Fakt ist doch aber, dass alle, die bisher gelogen haben…“ „Erschreckend, nicht wahr? in diesem Umfeld muss sie als Kanzlerin wirken!“ „… genau dasselbe gesagt haben wie sie, und daher muss sie gelogen haben.“ „Vielleicht hat sie es den anderen einfach nur geglaubt und aus reiner Nächstenliebe…“ „Das glauben Sie doch selbst nicht!“ „Immerhin ist das eine Frage von hoher politischer Moral, das wird in einer christlichen Partei nie so einfach zu beurteilen sein.“

„Aber Westerwelle hat doch auch gelogen.“ „Da haben Sie natürlich recht. Ganz infam, das. Ganz und gar niederträchtig.“ „Dann muss doch die Kanzlerin auch gelogen haben.“ „Haben Sie einen zwingenden Beweis für Ihre Schlussfolgerung?“ „Wenn der Außenminister ganz klar aussagt, dass der amerikanische Kollege überhaupt nicht daran denkt, Deutschland nicht auszuspionieren, dann muss sie das doch glauben.“ „Hand aufs Herz: wenn Westerwelle vor Ihnen steht und in einem seiner hysterischen Anfälle erzählt, dass er Gott erfunden hat, hören Sie ihm dann noch zu?“ „Nein, aber…“ „Und warum sollte sich die Kanzlerin anhören, was diese bildungsferne Lobbyistenpuppe von sich gibt?“ „Also hat Westerwelle gelogen?“ „Selbstverständlich. Das war doch von ihm zu erwarten.“ „Und Merkel wusste das?“ „Sie hat ihn schließlich als Auswärtskasperle angestellt.“ „Sie wusste das also?“ „Und sie wollte auch die FDP von der Backe kriegen.“ „Noch mal: sie wusste es also!?“ „Klar wusste sie, dass Westerwelle nur Müll von sich gibt. Aber dafür können Sie doch nicht die Kanzlerin verantwortlich machen, wenn die FDP nur einen drittklassigen Schaumschläger als Parteivorsitzenden ins Rennen schickt.“

„Sie hat gelogen.“ „Die Regierung der USA hatte offenbar nicht vor, das zu tun, was der Innenminister und der Kanzleramtsminister und…“ „Jetzt ist also auf einmal Pofalla schuld!?“ „Der hat das doch sowieso als erstes für beendet erklärt.“ „Aber das war doch auch gelogen!“ „Sehen Sie, man kann nicht vorsichtig genug sein.“ „Und die Kanzlerin hat das geglaubt!“ „Ich sage ja, in diesem Umfeld ist es schwierig.“ „Sie hat denen also alles geglaubt, und dann hat sie gesagt, was die gesagt haben, und das soll ich glauben?“ „Keiner zwingt Sie. Sie sind ja schließlich nicht die Kanzlerin.“ „Verdammt noch mal, die Kanzlerin plappert alles nach, was alle nachplappern, und alles ist Lüge, und sie lässt sich dabei erwischen!“ „Das klingt alles nicht sehr plausibel, aber das muss es ja auch nicht, weil Sie es nicht beweisen können.“ „Das war alles gelogen, und zwar mit Absicht!“ „Nein, das glaube ich nicht.“ „Das wird der Kanzlerin vom Geheimdienst diktiert!“ „Ich bitte Sie, das glauben Sie doch selbst nicht.“ „Und der kriegt seine Befehle aus den USA!“ „Meine Güte, jetzt regen Sie sich mal wieder ab.“ „Und wissen Sie, wer hinter dieser ganzen Verschwörung steckt?“ „Hm, nein. Da müsste ich lügen.“





Kosten vor Anschlag

11 05 2015

„Wir sind auf alle Eventualitäten eingerichtet. Das sind wir unseren Kunden nun mal schuldig. Als Geheimdienst tragen wir Verantwortung für das gesamte Vaterland und seine Belange. Nicht nur für die Wirtschaft. Wir sind ja nicht die Bundeswehr.

Großes Paket, kleines Paket, wissen Sie: wir bieten individuelle Dienstleistungen an. Was nicht passt, wird halt passend gemacht. Da ist man dann auch mal ganz pragmatisch und rennt nicht immer mit dem Grundgesetz unterm Arm herum. Richtig, Herr Minister. Das würde auch ganz schön stören, vor allem beim Schießen. Aber mal Scherz beiseite, als Verfechter marktkonformer Herrschaftsformen wissen wir natürlich sehr gut, wo man ansetzen muss, damit wieder Ruhe und Ordnung in diesem Land einkehren. Und man macht nebenbei auch noch einen schnellen Euro. Umsonst ist ja nicht mal der Tod.

Sie müssen jetzt nicht gleich denken, dass wir nur mit brutalen Methoden arbeiten. Wir machen das ganz subtil. Da fliegt erstmal nur das Auto in die Luft oder die Gattin wird aus Versehen im Supermarkt am Samstagnachmittag im Kühlraum vergessen. So Sachen halt. Und wir sprechen auch alles immer mit den Auftraggebern ab, wenigstens in Grundzügen. Falls uns plötzlich eine gute Idee kommt oder sich eine günstige Gelegenheit ergibt, dann wird selbstredend weiterhin improvisiert.

Wir sind wirklich offen für alle Aufträge, Herr Bundesminister. Wirklich. Sogar jetzt bei Siemens, und das ist ja echt eine harte Nuss. Normalerweise ist uns ja der Schutz der deutschen Wirtschaft ein Herzensanliegen, aber wenn dieser komische Laden jetzt selbst der Meinung ist, die Bundesregierung angreifen zu müssen, ja Gott – dann entscheidet sich eben der eine oder andere Siemens-Vorstand mal spontan zum Schienensuizid. Soll alles schon vorgekommen sein. Oder hier, Airbus. Wer weiß, ob die nicht mal alle Lust auf einen Rundflug über den französischen Alpen bekommen.

Wir rechnen transparent ab. Sie bekommen den Kostenvoranschlag – Kosten vor Anschlag, der ist gut! köstlich, Herr Bundesminister! – immer am Wochenanfang, und dann legen wir Ihnen eine Liste mit den aktuellen Zielobjekten vor. Sie wählen dann aus, wir erarbeiten ad hoc eine angepasste Strategie und setzen uns mit der öffentlichen Meinung auseinander. Selbstverständlich mit robustem Mandat, Herr Minister. Dazu sind wir ja nun mal der Geheimdienst.

Da müssen wir noch mal sehen, ob wir ein Team freibekommen. Ein paar Leute brauchen wir immer als Reservisten, so wie jetzt. Die Sturmgewehre sind nach Mexiko exportiert worden, und man weiß nie, ob die sie schon ausprobiert haben. Wenn ja, dürfte es schnell zu den ersten Protesten kommen, und dann müssen wir die Kundenbetreuungseinheit schnellstens hinschicken. Mit richtigen Waffen diesmal. Nein, nicht für die Mexikaner. Für die Kundenbetreuer natürlich.

Wir nehmen lediglich eine kleine Leihgebühr. Das hatten Sie im Empfehlungsschreiben sicher falsch verstanden, Herr Bundesminister. Dass Heckler & Koch eigene Waffen stellt, dürfte klar sein. Die brauchen die Gebühr nicht zu entrichten. Sie können das ja von der Steuer abziehen. Und Maut gibt’s ja auch bald, wenn die Kaffeekasse aus Versehen leer sein sollte.

Aktuell haben wir einen Nahrungsmittelkonzern zu versorgen, der den Entwicklungsländern gerne ihr eigenes Grundwasser verkaufen will. Das ist ja ohne Investitionsschutzabkommen noch mal eine Nummer schwieriger, aber für uns wird das eine hervorragende Kundenreferenz. Solche Jobs kriegen Sie sonst in Europa so gut wie gar nicht. Jedenfalls nicht ohne einen parallel geführten militärischen Einsatz.

Natürlich gibt es auch Rückschläge. Den Bahnstreik beispielsweise, den hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Das ist irgendwie frustrierend, Sie wollen einem die Bude abfackeln, haben alles dabei, Brandsätze, Zünder, und dann kommen Sie an und die Feuerwehr rückt gerade ab, weil sich das Löschen schon nicht mehr lohnt. Naja, man kann nicht alles haben.

Auf unsere Diskretion können Sie sich jederzeit verlassen, Herr Bundesminister. Die Kanzlerin wird kein Wort erfahren. Wenn Sie nicht wollen, dass wir Sie unterrichten, dann hören Sie natürlich von uns auch keine Ergebnisse. Das ist für spätere Fragen wir Untersuchungsausschüsse sehr praktisch, dann können Sie immer noch legal behaupten, Sie hätten gar nicht gewusst, dass wir in Ihrem Auftrag handeln. Besondere Maßnahmen verlangen eben äh, besondere Maßnahmen.

Sie werden zufrieden sein mit uns, das kann ich Ihnen versprechen. Wir werden für Sie durchgreifen, diesen ganzen Saustall einmal richtig ausmisten und für Ordnung sorgen. Sie werden es erleben. Und es wird hinterher garantiert keiner mehr so unschöne Sachen über Sie schreiben, Herr de Maizière. Jedenfalls nicht als den ehemaligen Verteidigungsminister.“





Untergrundrauschen

27 04 2015

„Achtzig? das glaube ich einfach nicht!“ „Doch, wir haben es schriftlich. Und sie hat es bis heute durchgehalten. Trotz Koalitionsverhandlungen ohne Alkohol.“ „Ich kann mir das nicht vorstellen – achtzig Punkte? So viel frisst doch kein Mensch, und dann erst recht keiner, der abnehmen will.“ „Wenn Sie mir nicht glauben, drucken Sie sich die Mails von Andrea Nahles halt selber aus.“

„Ist das hier der Eingang von diesem Monat?“ „Nein, das sind die letzten zehn Minuten.“ „Aber das kann doch keiner lesen.“ „Naja, Sie vielleicht nicht, aber wir schon. Wir wissen nämlich, wo wir suchen müssen.“ „Und dann muss man trotzdem alle Bundesbürger…“ „Seien Sie doch nicht so naiv. Wenn Sie rausfinden wollen, mit wem Ihre Tochter heimlich telefoniert, schleichen Sie sich auch nicht heimlich in den Keller, wenn Sie einen Verdacht haben. Da besorgt man sich einen Einzelverbindungsnachweis, und fertig ist die Laube.“ „Und das ist legal?“ „Noch nicht, aber die SPD muss noch zwei bis drei Mal umfallen. Dann sieht es wenigstens legal aus.“

„Das ist jetzt also alles alphabetisch geordnet. Was bedeuten diese bunten Fähnchen?“ „Das sind markierte Personen.“ „Ach was.“ „Markierte Personen halt. Mehr darf ich Ihnen nicht verraten.“ „Terroristen?“ „Seit wann ist denn de Maizière… okay, das könnte sogar angehen. Aber das ist hier wirklich nur ein Zufall.“ „Also sind das Personen von größerem Interesse.“ „Kann man so sagen, ja.“ „Für die Bundesregierung?“ „Ja, so kann man das auch sagen.“ „Aber seit wann interessiert sich die Bundesregierung denn für einen Bundesminister?“ „Haben Sie schon mal gesehen, dass sich die Bundesregierung für etwas anderes interessiert als sich selbst?“ „Sie, keine rhetorischen Tricks! Ich will wissen, was hier gespielt wird!“ „Naja, wir haben diese Leute nun mal im Visier. Das sind die Personen von besonderem Interesse.“ „Ach, und da kriegt man dann beispielsweise raus, wer von denen Hochverrat plant oder Drogen nimmt?“ „Drogen sind die gelben Fähnchen.“ „Das heißt also, dass alle, die – was, der!?“ „Sonst wäre da ja kein gelbes Fähnchen. Wir haben den kompletten SMS-Verkehr mit seinem Dealer.“ „Meine Güte, der ist doch als Spitzenpolitiker komplett untragbar!“ „Meinen Sie, als Parteichef ginge das gerade noch so durch?“ „Ob er seine Partei an die Wand fährt, ist mit ehrlich gesagt egal, aber der sitzt im Bundestag und entscheidet über unsere Gesetze!“ „Sie gehen also davon aus, dass er seine Entscheidungen nur nach seinem Gewissen trifft?“ „Natürlich nicht, wozu haben wir Fraktionszwang.“ „Und Sie glauben, die Fraktion kann entscheiden, was sie will?“

„Das ist ja wirklich unglaublich. Diese vielen Fähnchen – da hat quasi jeder Dreck am Stecken.“ „Eben, und da nur der nichts zu befürchten hat, der mehr zu verbergen hätte als alle anderen, gleicht sich das auch wieder sehr schön aus.“ „Was ist das da für ein Fähnchen?“ „Können Sie sich wohl denken. Das sind die IP-Adressen von Edathy.“ „Und die beiden da haben auch…“ „Das kommt eben in allen Parteien vor.“

„Und was ist mit der Wirtschaft?“ „Sie haben sich sicherlich gefragt, warum jetzt Piëch gehen muss, obwohl er eigentlich Winterkorn weghaben wollte.“ „Ja sicher.“ „Sehen Sie, auch darauf gibt es eine ganz plausible Antwort.“ „Und die wäre?“ „Sagen Sie mal, sind Sie Industriespion? Der Mann war eben wegen gewisser Eigenheiten für einen großen Konzern nicht mehr tragbar.“ „Der säuft auch?“ „Glauben Sie mir, die schmeißen inzwischen eher einen raus, der nicht säuft.“

„Sagen Sie mal, Sie sind doch ein Geheimdienst, oder?“ „Lässt sich nicht leugnen.“ „Warum sind dann Sie für die deutschen Politiker zuständig und nicht der Verfassungsschutz?“ „Wir sind die Guten, verstehen Sie? Außerdem werden vom Inlandsgeheimdienst nur Parteien beschattet, die unser politisches System verändern wollen.“ „Also die NPD?“ „Das ist eine Unterorganisation des Verfassungsschutzes, da gibt’s nicht viel zu beschatten.“ „Die Linken also.“ „Richtig. Und da müssen auch alle Kräfte in Vollzeit arbeiten, um denen Verfassungsfeindlichkeit nachzuweisen.“ „Deshalb machen Sie das mit den anderen.“ „Richtig. Und als Auslandsgeheimdienst haben wir einen viel objektiveren Blick auf die Regierung.“

„Jetzt wüsste ich aber gerne noch, warum Sie damals die Kanzlerin informiert haben.“ „Wissen Sie doch, das war alles eine technische Panne. Unser Abteilungsleiter hatte die vielen kriminellen Regierungsmitglieder auf dem Schirm, und dann hat er Befehl gegeben, es dem BKA zu melden. Naja, Bundeskriminalamt, Bundeskanzleramt, so groß war der Unterschied nicht.“ „Und seitdem filtern Sie das alles aus und melden es ins Kanzleramt?“ „Ist doch viel praktischer, als wenn die es erst von den Amerikanern erfahren, oder?“ „Stimmt auch wieder. Aber eins habe ich noch nicht verstanden. Das ist doch Geheimnisverrat, oder?“ „Ja sicher.“ „Und wieso ist da die Kanzlerin noch nicht eingeschritten? Ich meine, hallo – Sie machen ihr doch die ganze Regierung kaputt!?“ „Jetzt machen Sie mal halblang. Ohne unseren Nachrichtendienst kriegt die Kanzlerin doch den Rest der Regierung gar nicht mehr vom Hals.“





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCLXXXIV): Geheimdienste

24 04 2015
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Natürlich hatte die Evolution Verlierer. Nicht jeder lernte gleich im ersten Anlauf den aufrechten Gang, nicht alle bekamen die Gelegenheit, ihr fragwürdiges Material wieder in den Genpool einzuspeisen. Manche von ihnen hatten ein bisschen Stress mit Säbelzahntigern und Mammuts, und sie wurden nach ein paar Runden molekularer Umbauarbeiten als Wiesenschaumkraut, Mistkäfer oder Lurch wiedergeboren, wie es auch sei: eine deutliche Steigerung der Daseinsqualität für alle Beteiligten. Im Laufe ihrer fehlgeleiteten Sozialisation werden sich die restlichen Kandidaten diversen Jugendbanden anschließen, die aus reiner Lust an der Provokation jedes Gesetz brechen, bis sie an den Falschen geraten und mit Schmackes aufs Maul kriegen. Der Rest würde gerne, traut sich aber nicht, und wird später höchstens auffällig, macht eine Ausbildung zum Psychopathen und geht in der Masse unter. So ist das Leben. Und irgendwann werden die Geheimdienste erfunden.

Man stelle sich ein Reservat für ethisch verwahrloste Schmierlappen vor, deren ab Werk verschwiemeltes moralisches Empfinden einen Gleichgewichtssinn hat wie ein permanent besoffener Schiffschaukelbremser. Der untere Dreckrand der Halbwelt, Luden, Organhändler und Berufsschläger, lässt seine Kinder nicht mit denen in einem Raum sitzen, falls die Manieren infektiös sein sollten. Bedauerlicherweise glaubt man ihnen, denn sie sind im Auftrag der höheren Mächte unterwegs. Sie repräsentieren nicht die offiziellen Einrichtungen des Staates, sondern dessen seifige Tentakeln, derer sie sich immer dann bedienen, wenn sie auf legalem Weg nicht mehr durch die Tür kommen.

Was dem Normalbürger zu viel Kopfzerbrechen machte, Stalking, kleinere Wohnungseinbrüche oder Urkundenfälschung in Tateinheit mit Hirnkirmes im Endstadium, hier wird’s Ereignis. Harmlose Kleinkriminelle genießen den Grusel, den sie mit ein bisschen Steuergeld finanzieren – nicht ganz so viel, wie eine ordentliche Armee heutzutage bräuchte, aber dafür dank miserabler Organisation wesentlich unterhaltsamer – und fragen sich täglich, wer sich diesen Dreck aus der Rübe rattert. Sie sind das Paradox einer auf Überwachung gedrillten Gesellschaft paranoid Beknackter: durch eine Reihe komplett überflüssiger Verbrechen wollen sie die Gefahr aus der Welt schaffen, dass diese Welt in komplett überflüssigen Verbrechen versinkt.

Natürlich bedarf es zur Rechtfertigung der Organisationen zunächst einer Herde offenporiger Schulbankschnippser, die aus mangelndem Arsch in der Hose das Konzept des Nationalstaats bis zum Anschlag durchjodeln, damit die komplett verkorkste Dialektik dieses bigotten Realitätsallergikerparadieses sich überhaupt bis zur Funktionsfähigkeit peitschen lässt. Was Staat A für absolut unerlässlich hält, um die vom (immerhin befreundeten) Staat B zu erwartenden Eroberungsversuche gelassen mit einem präventiven Vernichtungskrieg zu verkürzen, ist für die Gegenseite strikt verboten, da absolut verwerflich, gegen jegliche Moral sowie gegen jedes Völkerrecht verstoßend. Staat B sieht das vice versa übrigens auch so. Aber für diese als Erzfeinde vorgesehenen Spielpartner kann man sich nicht einfach mit Dingen so beschäftigen, als seien sie mit dem Evidenten identisch; das kann nur Blut abwaschen, und keiner hat je rausgekriegt, wo das in der Homöopathenausgabe des Grundgesetzes stehen soll.

Geheimdienste sind die Fortsetzung des Infantilen mit illegalen Mitteln, der geistigen Kurzstrecke geschuldetes Dumpfgetöse als Beweis der Annahme, dass Staaten nicht mehr und nicht weniger kriminelle Vereinigungen sind als alle anderen Großkonzerne, die ihr Kanonenfutter zur Verteidigung der Chefetage ins Trommelfeuer oder gleich ins Gas schicken. Wie jede andere in sich geschlossene Struktur werden sie rasch unabhängig und bilden einen Staat im Staate, greifen unter billigender Nichtachtung plumper Lügen massiv Gelder ab und führen davon ihre überflüssige Existenz, indem sie die Staaten, die sie am erbärmlichen Leben erhalten, über Bande schädigen. Selten wurde eine parasitäre Abhängigkeit derart verkehrt – in der Rede der politischen Entscheidungsträger scheinen die Geheimdienste überlebensnotwendig, auch wenn sie im besten Falle nur etwas Guerilla und peinliche Selbstbefleckung hervorbringen. Und es stellt sich die immerwährende Frage, wozu eine Regierung eigentlich einen etatmäßigen Kotzfleck auf der Amtstracht benötigt.

Manchmal findet man einen von ihnen, der sich nach dem Suizid mit mehreren aufgesetzten Genickschüssen die Hände mit Kabelbindern auf dem Rücken gefesselt, das Auto in Brand gesteckt und dann über die Klippe geschoben hat. Wir sollten diese Nachrichten mit Wohlwollen aufnehmen, zeigen sie doch, dass die Evolution, und sei sie auch bisweilen störrisch, letztlich die Richtigen aussortiert. Wenn auch nicht immer mit Bordmitteln.





Leck mich

10 03 2015

„… noch keine Erkenntnisse habe, ob die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes möglicherweise einem Hackerangriff zum Opfer gefallen sei oder die Wasserhähne offline…“

„… in geheimdienstnahen Kreisen geäußert habe, dies sei lediglich ein Testlauf gewesen, um die Durchlaufmenge der Wasserleitungen…“

„… laut Parlamentarischem Kontrollgremium vermutlich um den Quellenschutz…“

„… keine Beanstandungen habe. Das Wasser sei aus den Leitungen ausgetreten, die Bausubstanz habe es erwartungsgemäß nicht nach außen durchdringen lassen, was für einen Geheimdienst zu den wichtigsten…“

„… den Fall so schnell wie möglich abschließen wolle. Bedauerlicherweise sei derzeit kein geeigneter polnischer Tatverdächtiger verfügbar, so dass man leider eine rechtsstaatliche Ermittlung…“

„… habe der Vizepräsident für militärische Angelegenheiten vehement bestritten, dass es in einem deutschen Geheimdienst eine undichte Stelle…“

„… nicht bestätigte Meldungen, nach denen der BND einen Whirlpool im dritten Obergeschoss geplant habe, der noch nicht auf den bereits entwendeten Bauplänen…“

„… über Leiharbeiter mit tschetschenischem Pass nicht gewundert. Der Bauträger habe dies vielmehr mit Anerkennung zur Kenntnis genommen, da so die offiziellen Kosten ganz erheblich unter dem…“

„… nur deshalb zu erheblichem Sachschaden gekommen, da der durch die Überschwemmung uneben gewordene Parkettboden komplett abtransportiert werden müsse. BND-Präsident Gerhard Schindler habe sich erleichtert gezeigt, dass man an den entsprechenden Stellen keinen Marmor verlegt habe, der viel schwerer als…“

„… habe Hans-Peter Uhl angesichts der Lage eine erhebliche Kompetenzerweiterung des BND gefordert. Neben der Flutopferhilfe sei auch der Küstenschutz nicht mehr außerhalb des…“

„… dass alle, die theoretisch ein Auto klauen könnten, auch schon Wasserhähne gestohlen haben müssten. Steinbach habe dennoch betont, dass ihr die Versöhnung mit jedem Fremdvolk sehr …“

„… und sei das erste Leck in einem deutschen Nachrichtendienst, das durch Wasser…“

„… dass der Dienstleister, der die Anrufbeantworter vorbereite, mit einem starken nordkoreanischen Akzent…“

„… sei man wenigstens imstande, die im Tiefgeschoss gelegenen Verhörräume als Nasszellen zu…“

„… ob die Gebäudehaftpflichtversicherung den Schaden übernehmen werde. Zur Beweissicherung habe die Kommission zahlreiche Unterlagen in mehreren Kanistern…“

„… nicht verdächtig erschienen sei, dass der Sicherheitscode für den Hauptbereich aus chinesischen Schriftzeichen…“

„… wolle das Government Communications Headquarters sich nicht dazu äußern, ob seine Handware durch das auslaufende Wasser beschädigt worden sei. Beobachter hätten dies bestätigt, da die meisten in Berlin verbrauten Geräte ohne Wissen des Bundesnachrichtendienstes…“

„… sehr energisch darauf hingewiesen, dass auf dem geplanten Hauptstadtflughafen bisher kein einziger Wasserhahn…“

„… auf jeden Fall die Alarmanlage geschädigt worden sei, so dass auch der Diebstahl weiterer Wasserhähne zu…“

„… handle es sich um 23.483 Einzelseiten aus 942 Aktenordnern, die größtenteils am Vorabend des Wasserschadens in einen Raum unterhalb der Leckage aufgestapelt worden seien. Man habe die Beschädigungen erst unmittelbar vor der Meldung der Beschädigungen bemerkt und könne dem NSA-Untersuchungsausschuss nun keines der angeforderten Dokumente…“

„… könne die IT-Abteilung noch nicht mit Sicherheit sagen, ob es Schäden an der Infrastruktur gegeben habe. Durch den Diebstahl der Baupläne wisse niemand mehr, wo genau die WLAN-Kabel im…“

„… man aus Schaden klug werden könne. Die Bauleitung habe zwar ohnehin die sanitären Einrichtungen im Stuttgarter Tiefbahnhof vergessen, sehe nun aber eine Möglichkeit, ganz ohne Wasserhähne zu…“

„… erstens ein weit verbreiteter Aberglaube sei, dass Wasserleitungen für Abhöraktionen geeignet seien, zweitens habe der Mossad bereits im Vorwege erklärt mit dem Vorfall gar nicht…“

„… die vom NSA-Untersuchungsausschuss angeforderten Dokumente bedauerlicherweise so stark in Mitleidenschaft gezogen worden wären, dass sie versehentlich durch einen umgestoßenen Benzineimer und mehrere Flammenwerfer viel zu schnell getrocknet worden seien, um noch verwertbare Spuren zu hinterlassen. Das Bundesinnenministerium könne zwar keinen islamistischen Tathintergrund vermuten und verlange daher die sofortige anlasslose Speicherung sämtlicher…“

„… nochmals unter Beweis gestellt habe, dass der deutsche Geheimdienst ein Auslaufmodell…“





Luftbrücke

6 10 2014

„Nee, hier sind Ihre Daten nicht. Müssen Sie mal unten gucken. Im Erdgeschoss wird gerade neu renoviert. Alles von der letzten Regierung weg, dann einmal durchputzten, und dann zieht hier die neue Regierung ein. Die neue neue, nicht die von Merkel. Schon Merkel, aber jetzt wieder mit Sozialdemokraten, die nicht in der CDU sitzen. Mann, machen Sie das doch jetzt nicht unnötig kompliziert, hier wird gearbeitet!

Weil Arbeit zieht Arbeit nach sich, weiß man doch. Deshalb haben wir die Klamotten von Steinmeier auch gleich hiergelassen. Wusste man doch, dass die noch zu brauchen sind. Es geht uns ja letztlich darum, dass wir hier erst Fakten schaffen und dann Klarheit – in dieser Reihenfolge, und dann haben wir auch alles unter Kontrolle. Doch, wir haben alles unter Kontrolle. Nicht die uns. Wir.

Weil das ja Hilfe zur Selbsthilfe ist. Wir sind selbst hier tätig und sorgen für die Einhaltung der Grundrechte, und dadurch wird dann letztlich auch der Datenschutz gestärkt. Wir erwarten für die kommenden zwei bis drei Monate ganz erhebliche Auseinandersetzungen, die dann irgendwann in eine Regierungserklärung münden, die die Sachlage unter Umständen sogar inhaltlich richtig darstellt. Glauben Sie mir, das ist im Bereich des Möglichen.

Wir wollen doch Rechtssicherheit für deutsche Bürger und deutsche Firmen! Da muss doch ein umfassender Datenschutz gewährleistet sein, und wir sind auch international als Vorbilder für einen sicheren Datenverkehr gefragt. Schauen Sie sich das mal an in China – die wissen doch alle, dass da der Staat alles mitliest, da veröffentlichen die Dissidenten doch keine sicherheitsrelevanten Informationen mehr im Internet. Wollen Sie das wirklich riskieren? Eben, deshalb haben wir uns für die andere Option entschieden. Kleines Celler Loch im Netzknoten, die NSA trägt alles raus, und jetzt haben wir die einmalige Gelegenheit, einen richtig guten Datenschutz zu installieren und gleichzeitig die Grundrechte wieder uneingeschränkt zu verteidigen. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster hängen, aber vielleicht können wir bei der Gelegenheit ja sogar den Geheimdienst abschaffen?

Bestes Beispiel ist doch die Luftbrücke. Das setzt internationale Standards, da können Sie für Jahrzehnte und Jahrhunderte eine internationale Krisenbewältigungspolitik drauf aufbauen, das ist die Blaupause für internationale humanitäre Hilfe, damit positionieren Sie sich international als Garant für wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit. Wenn wir die Luftbrücke nicht gekriegt hätten, da wären wir aber so was von am Arsch gewesen, das kann ich Ihnen aber flüstern. So was. Und dass wir da als moderne, international aufstrebende Nation, nur wenige Jahre quasi vor dem internationalen Erfolg des Wirtschaftswunders, dass wir da so im Fokus der internationalen Beobachtung gestanden haben, da haben wir doch mit Hitler und dem Krieg gute Vorarbeit geleistet, oder?

Ist doch so, entscheidend ist, was hinten rauskommt. Und das hat nicht mal Pofalla beendet!

Wir sind bei einem Demokratisierungsschub, verstehen Sie? Diese neue Transparenz bei der Aufklärung rechtsradikaler Verbrechen, diese neue Kultur des Hinhörens, dies neue Bewusstsein, dass es sich bei Nichtdeutschen – und da habe ich von der Bundeskanzlerin eindeutige Signale gesehen – eventuell um so was wie Menschen handeln könnte, zweiter Klasse natürlich, aber immerhin: Menschen, meinen Sie, ohne den Nationalsozialistischen Untergrund hätten wir das alles gehabt? Ein internationales Interesse an der deutschen Justiz, eine wohlwollende Berichterstattung über unsere internationalen Bemühungen, im internationalen Kontext eine friedliche Koexistenz mit den Ausländern hinzukriegen, die wir nicht rauswerfen können? Wir können doch dem Verfassungsschutz wirklich dankbar sein, dass wir endlich wissen, der Feind ist in den vielen kleinen Provinzstädtchen im Osten, und wenn er sich nach langer Verfolgung endlich den Behörden stellt, bevor es zu einer Vertuschungspanne kommen könnte, dann haben wir als Deutsche endlich wieder das Gefühl, das gute Gefühl, auch international mit dem Finger auf jemanden zeigen zu dürfen, der nicht zu uns gehört.

Ausgewogene Arbeit gehört schon zu uns, klar. Irgendwer muss doch die ganzen Autos am 1. Mai anzünden, sonst könnten wir nie so erfolgreich alle politisch links motivierten Bombenanschläge verhindern. Oder haben Sie schon mal eins in der Bundesrepublik erlebt?

Denken Sie an die Luftbrücke, und dann bilden Sie sich Ihre Meinung noch mal. Wurden etwa von den Amerikanern verraten und verkauft? Sehen Sie, das ist doch der Punkt! Am Ziel dieser ganzen Auseinandersetzung werden Sie auch feststellen, dass zwischen uns und unseren amerikanischen Freunden keine Meinungsverschiedenheiten mehr existieren. Und das nur, weil wir die entscheidende Vorarbeit geleistet haben. Im Kanzleramt und in den Geheimdiensten, im Verfassungsschutz und durch Unterlassen auch in den Gremien. Alles total egal, und die Demokratie ist damit endgültig gesichert. Weil wir uns nachhaltig darum kümmern, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht.

Uns geht die Arbeit jedenfalls nicht aus. Da liegt noch jede Menge Kram im Keller, wissen Sie, das muss alles noch weg, damit wieder Platz ist. Da hinten die Ecke, die Kartons. Alles Geschichte der RAF. Raten Sie mal, was da rauskommt.“





Bilderberg

2 06 2014

„… wolle der Bundesnachrichtendienst nun auch gezielt soziale Medien durchsuchen. Man erhoffe sich von der Ausforschung neue Erkenntnisse über die Gefahren des…“

„… zu leichten Verzögerungen mit dem Start. Trotz einer Ausstattung mit qualitativ hochwertiger Hardware sei es für die Beamten der Abteilung Online-Sicherheit immer noch schwierig, sich jeden Morgen mit dem korrekten Passwort bei…“

„… nicht befriedigend angelaufen. Schon die Testphase habe gezeigt, dass die Twitter-Nutzer geheim_bnd0001, geheim_bnd0002 und geheim_bnd0003 keine merkliche Resonanz beim Kurznachrichtendienst gefunden hätten. Möglicherweise liege dies allerdings daran, dass sie sich selbst nicht durch Wortmeldungen…“

„… nur sehr langsam weiterarbeiten. Die Rechner seien lediglich mit eigens hergestellten Zwei-Gigabyte-Festplatten ausgerüstet, da die Fachdienste den Unterschied zwischen Arbeitsspeicher und…“

„… einen mehrstündigen Ausfall der Abteilung gegeben habe. Wegen einer fehlerhaften Speicherzuordnung habe sich FarmVille aufgehängt, weshalb der es zu einer Warnung im Sektor Auslandskontakte…“

„… noch kaum Follower. In einem nächsten Schritt wolle die Einsatzgruppe einen Chat zwischen geheim_bnd0001, geheim_bnd0002 und geheim_bnd0003 simulieren, um deren soziale Eingebundenheit in die Cybergesellschaft so naturgetreu wie möglich…“

„… sich das Erfassen von Status-Updates nur bei wichtigen Schlüsselwörtern wie Anschlagsplanung, Explosion, Demokratie, ich, und sowie einigen szenetypischen Abkürzungen für strafrechtlich relevante…“

„… sei nach den ersten Tagen der Durchsuchung ein derartiger Bilderberg angewachsen, dass eine internationale Konferenz unter Spitzenpolitikern unumgänglich…“

„… eher enttäuschend. Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz Maaßen sei sehr verärgert darüber, dass trotz der verstärkten Öffentlichkeitsarbeit der Geheimdienste niemand mit ihm auf Facebook befreundet sein wolle. Sobald er herausgefunden habe, wie man sich Follower kaufen könne, werde er dem BND…“

„… auch auf Provokationen nicht wunschgemäß reagiere. Ein Kaufangebot für ein 9/11-Komplettset (Wolkenkratzer, Flugzeuge, neuwertige Piloten) sei bisher mit keinem der als linksalternativ bekannten Umweltschutz zustande gekommen, auch habe man auf die üblichen systemkritischen Marx-Zitate keine befriedigende Antwort…“

„… dem Parlamentarischen Kontrollgremium verschwiegen haben solle, dass die Live-Überwachung sich schwieriger gestalte als nach außen kommuniziert. Man sei mit dem Ausdrucken sämtlicher Twitter-Accounts bisher etwa vier Monate zurück und habe für die…“

„… sich empört gezeigt habe, dass die NSA auch Bilder deutscher Nutzer ausspähe. Die Bundeskanzlerin fordere ein deutsches Instagram, das von uns befreundeten Mächten nicht mehr…“

„… bisher nicht in maschinenlesbarer Form vorlägen. Andererseits habe eBay bereits durch seine Aktion zur Passwortänderung der Nutzer den Wert der Datenbestände vernichtet, so dass die 1,3 Milliarden Euro als weitere Finanzierungslücke im Budget der Bundesagentur für Arbeit…“

„… entspreche den Tatsachen, dass der BND seit längerer Zeit auch Bilder des Internet-Dienstes Instagram durchsuche. Dies sei notwendig, da auch andere Geheimdienste die…“

„… die Gesichtserkennungssoftware Tundra Freeze einsetze, die auch Personen erkenne, die sich die Haare abrasiert hätten. Der BND habe jedoch bis auf die Ortung von Britney Spears in der Fußgängerzone von Remscheid keine besonderen…“

„… als eher schlecht programmierter Klon von Twitter. Die Phishing-Seite sei aufgeflogen, weil die Nutzer zum Einloggen Kontoname und Passwort sowie Geburtsdatum, Blutgruppe, Kontostand, Augenabstand, sexuelle Orientierung, Körpergröße beider Elternteile und…“

„… zu den Schwächen von Tundra Freeze gehöre, Unterschiede im Bartwuchs einer Zielperson informationstechnisch zu verarbeiten. Der BND habe angekündigt, in den Medien nur noch nach nichtmuslimischen Islamisten zu…“

„… nicht ganz korrekt, dass die NSA dem deutschen Inlandsgeheimdienst die widerrechtlich ausgespähten Daten des Kanzlerinnenhandys weitergeleitet habe. Vielmehr sei der BND…“

„… habe das Gesichtserkennungsprogramm die Bundesministerin nur versehentlich als Verdächtige eingestuft. Warum jedoch Nahles auf der No-Fly-Liste weiterhin als ‚Conchita Wurst‘ geführt werde, entziehe sich auch der Kenntnis der…“

„… erlaube die Dienstanweisung Gespräche zur Koordination und Vernetzung der Ermittlungsschritte. Dass dies versehentlich über einen öffentlichen Facebook-Chat geschehe, habe die Abteilung Auslandsdienste jedoch bisher nie…“

„… sich der Terrorist nach der Identifikation durch Tundra Freeze durch mehrere aufgesetzte Genickschüsse umgebracht habe. Die Beamten hätten ihn erst hinterher anhand seiner Papiere als Kai Diekmann…“





Arbeitnehmerüberlassung

5 02 2014

„Haben Sie Ihre Unterlagen dabei? Sehr gut. Ich kopiere mir die mal eben, dann können wir alles in Ruhe besprechen. Sie wollen doch einen guten Job, oder? Na sehen Sie. Und genau dafür sind wir ja da. Auch in Ihrem Berufsfeld.

Ihr Lebenslauf liest sich ja schon mal ganz interessant. Was genau war das hier? Ach so, Geheimhaltungsstufe. Das müssen wir wohl selbst aufklären. Oder wir setzen einen Kollegen darauf an. Aber Sie wissen ja selbst, die kriegen auch nicht immer alles raus. So ist das halt bei den Geheimdiensten.

Doch, wir sind eine sehr gemischte Truppe. Alle Schattierungen. Die ältesten sind noch aus Bonn, und eine ganze Reihe von den Veteranen haben noch bei der Stasi gearbeitet. Alte Schule, wissen Sie. Die haben noch von der Pike auf gelernt. Die haben sogar noch die MfS-Aufnahmeprüfung gemacht: aus drei Metern Abstand an einer Betonwand hochspringen und mit dem Ohr daran festsaugen. Haben Sie das schon mal gesehen? Beeindruckend, kann ich nur sagen. Wirklich beeindruckend. Aber wie gesagt, die Lage hat sich geändert, wir müssen auch unter Mäntelchen nach dem Winde drehen, und dann geht man schon mal neue Wege.

Zeitarbeit, das ist der neue Trend. Schließlich finden damit immer mehr Bürger einen Job. Sagt die Bundesagentur. Und die muss es ja wissen. Wir haben die Aufgaben gebündelt, und jetzt verteilen wir sie wieder und bringen sie zu den Fachkräften. Das ist unser Erfolgsmodell für mehr Sicherheit und gute Zusammenarbeit mit den regierenden Behörden in diesem Land.

Das heißt eigentlich Arbeitnehmerüberlassung. Sie sind ja der Arbeitnehmer, und deshalb überlassen wir Ihnen auch, wie Sie mit der Arbeit zurechtkommen. Wenn Sie es schaffen, okay. Wenn nicht, haben wir auch kein Problem damit.

Schauen Sie, die Arbeitsweise ist doch letztlich immer dieselbe. Wir können Sie recht flexibel einsetzen, beim Bundnachrichtendienst, beim Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt nimmt immer gerne Leute von uns, und wenn Sie richtig gut sind, haben wir vielleicht sogar etwas in der Privatwirtschaft. Deswegen arbeiten Sie bei uns auch grundsätzlich als verdeckter Ermittler. Das heißt, wir halten uns über den Auftraggeber total bedeckt. Für Sie ist es ja letztlich egal, für wen Sie eine Umweltschutzgruppe infiltrieren oder eine basisdemokratische Kleinpartei. Sie liefern Ihre Ergebnisse bei uns ab, wir kümmern uns um den Rest. Und wenn man Sie fragt, wissen Sie von nichts. Ist das nicht praktisch?

Außerdem ist unser Auftraggeber in den meisten Fällen sowieso der Staat. Theoretisch könnte es also auch schon mal passieren, dass Sie für den Inlandsgeheimdienst arbeiten, und ihre Ergebnisse landen dann durch einen dummen Zufall bei der Polizei. Sie sind natürlich völlig straffrei, aber Sie wissen ja eh von nichts. Das gehört ja nun mal zu Ihrem Berufsbild, oder?

Wir hätten hier beispielsweise eine Bürgerinitiative im Sauerland, die müsste man mal unter die Lupe nehmen. Ja, weil die bisher keiner unter die Lupe genommen hat. Da sind zwei Ex-Kommunisten drin, Lehrer natürlich, einer war mit einem Gründungsmitglied der Grünen zusammen, das muss so gegen 1990 gewesen sein, und dann ist da eine Pastorin, die macht so Treffs gegen Rechte. Nein, verboten ist das natürlich nicht, aber man darf ja wohl noch mal nachsehen, ob die nicht doch irgendwas aushecken? Sie kriegen von uns eine Legende verpasst, Hippie aus Berlin, mehrere Jahre Knast wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Steuerhinterziehung – nee, das nehmen wir mal besser raus, sonst hält man Sie noch für elitär und Ihre Tarnung kippt auf. Also Sie gehen da in diese Truppe rein, liefern regelmäßig Ihre Berichte ab, und dann ziehen wir Sie nach vier Wochen wieder ab.

Nein, das ist nicht so wichtig. Deshalb heißt es ja Zeitarbeit. Sie sind nach vier Wochen raus, und wenn Sie da nichts geschafft haben, schicken wir den nächsten. Ihr Gehalt? das kommt doch vom Steuerzahler. Da ist mir doch völlig egal, wie effektiv Sie hier arbeiten. Meinetwegen brauchen Sie auch gar nichts zu tun. Mir ist das auch wurst, was Sie in Ihre Berichte schreiben, ich muss das Zeug ja nicht lesen. Also hören Sie mal! Sie haben doch schon mal beim Geheimdienst gearbeitet, was stellen Sie sich denn jetzt so an?

Dann würde ich doch mal sagen, Sie bringen sich vielleicht für eine Demo in zwei bis drei Wochen in Stellung. Hier haben Sie schon mal die Stadtpläne und ein paar Adressen, WG-Zimmer, ein paar Kneipen, wo Sie sich radikalisieren können, Sie werden natürlich zur Tarnung auch bei denen leben, und dann schauen Sie mal, ob Sie Erkenntnisse über etwaig geplante Straftaten gewinnen. Oder Sie planen eben selbst welche. Dürfte Ihnen aus der Zeit als V-Mann ja nicht ganz unbekannt sein.

Also Sie fangen bei uns an? Großartig. Dann haben Sie eine große Zukunft mit Aufstiegschancen vor sich. Wir arbeiten mit den besten Leuten zusammen. Sie werden schon sehen, es lohnt sich für Sie. Und wenn Sie sich bewähren, dann kommen Sie vielleicht sogar zur NSA.“