Leistungsbilanz

13 09 2017

„Als Justizminister kann ich mir den aber nicht vorstellen.“ „Es geht natürlich noch dümmer.“ „Als Justizminister?“ „Nein.“ „Ich meinte doch: dümmer als der Justizminister.“ „Nein!“ „Was denn dann?“ „Er meinte vermutlich: dümmer als Guttenberg.“

„Irgendein Gedönsdings kriegt man doch für den Typen hin, oder?“ „Als SPD-Frau kann man wenigstens Multitasking, aber was erwarten Sie von dem Schleimpfropfen?“ „Frisurmäßig ist er schon mal besser aufgestellt als die anderen CSU-Leute.“ „Das sind Sie als Zahnbürste nach sechs Monaten Einsatz auch.“ „Mehr fällt Ihnen nicht ein?“ „Eine Zahnbürste hat mehr Ahnung von Wirtschaft.“

„Außenminister wäre doch okay.“ „Meinen Sie nicht, wir waren mit Westerwelle genug gestraft?“ „Das ist doch jetzt pure Polemik!“ „Mehr hätte das Freiherrchen auch nicht zu bieten.“ „Aber der Adel ist doch international vernetzt, oder?“ „Wenn Sie die Verwandtschaft zum amerikanischen Adel auf dem Schirm haben sollten, viel Spaß.“ „Aber…“ „Er meint das nicht so, wahrscheinlich meint er die Atlantik-Brücke.“ „Die dem Binde-Strich?“ „Ist ja auch ein Frei-Herr.“ „Hähähä!“ „In New York hat er doch eine gute Figur gemacht.“ „Wenn Sie sich seine Lebensleistung ansehen, wird er vermutlich als Fake News aussortiert.“ „Wenn Sie sich die Interpretation seine Lebensleistung ansehen, wird man ihn als alternatives Faktenmaterial in den Himmel loben.“ „Gibt es da keinen Unterschied?“ „Kommt darauf an, welches Parteibuch Sie haben.“

„Dann schließen wir irgendeinen Posten im Finanzministerium schon mal kategorisch aus?“ „Er hatte doch bisher nur bei der Wirtschaft versagt?“ „Und Entwicklungshilfe?“ „Wir können notfalls etwas aus den Überresten der anderen Ministerien zusammenrühren.“ „Sie meinen so ein Verfahren wie das, bei dem seine Dissertation entstanden ist?“ „Ein bisschen niveauvoller könnte es schon sein, es geht nicht nur um Bayern.“ „Ministeriumssprecher könnte ich mir vorstellen.“ „Auf keinen Fall, da muss man doch Ahnung haben!“ „Solange er einigermaßen weiß, worüber er redet, kann er doch auch im…“ „Vergessen Sie das am besten schnell wieder.“ „Ja, warum denn nicht?“ „Ganz schnell!“

„Gucken Sie sich doch mal die Leistungsbilanz von Dobrindt an.“ „Das hätte ein lernbehinderter Pinscher an einem Wochenende geschafft!“ „Na, an einem verregneten Sonntagvormittag.“ „Anständige Leute gehen da in die Kirche!“ „Eben.“ „Und das wollen Sie mit dem Guttenberg verhindern?“ „Nö.“ „Aber wieso…“ „Wir haben doch nicht vor, das zu stoppen. Wir toppen das.“ „Hä!?“ „Je dümmer, desto CSU. Mit einem vielseitig minderbemittelten Heißluftdackel setzen wir nachhaltige Maßstäbe für eine unionsgeführte Führung der äääh… Union.“ „Klingt hochpolitisch.“ „Ansatzweise kompetent, wenn Sie mich fragen.“ „Jaja.“ „Super. Echt jetzt.“ „Und wenn die Rechten dann mit Halbakademikern punkten wollen?“ „Was meinen Sie wohl, warum wir Guttenberg ausgegraben haben?“ „Genial!“

„Was ich jetzt nicht ganz verstanden habe, ist Guttenberg die Schadensbegrenzung der CSU oder braucht er erst noch eine?“ „Wo ist denn da der Unterschied?“ „Zu wem?“ „Er meint: zu Dobrindt.“ „Also nicht zu Seehofer?“ „Wegen Begrenzung?“ „Nein, wegen… ach, egal.“

„Und wenn man ihm einfach nicht sagt, in welchem Ministerium er ist?“ „Infradigitales und Außenhandelshilfe?“ „Zum Beispiel.“ „Das ist gar nicht schlecht. Er würde dort jede Menge kreative Ideen entwickeln.“ „Sie meinen, das Gefasel wäre täglich der Brüller in den Abendnachrichten, und der Rest der Christsozialen könnte in seinem Windschatten alle Knalldeppen von der Leine lassen?“ „Guter Plan!“ „Genial!“ „Moment, das ist nicht abgesegnet. Wir haben Dobrindt draußen, der hat ältere Rechte als Cheftrottel.“ „Wenn Sie dem sagen, er könne Söder gewaltig in den Hintern treten, dann tut der alles.“ „Auch wieder wahr.“ „Das hat ja auch nichts mit Bayern zu tun.“ „Was?“ „Was!?“

„Nur mal als Frage: hat das etwas mit dem Adel zu tun?“ „Haben Sie jetzt etwas gegen seine Frau Gemahlin?“ „Nichts, was wirkt.“ „Hallo, ist das nicht…“ „Es gab doch seinerzeit diese Demos, die kann man doch nicht einfach ignoriert haben?“ „Sonst alles klar?“ „Dem geht’s gut, der ist doof.“ „Aber…“ „Der Mann hat bei der Truppe mehr Schäden angerichtet als die Alliierten.“ „Das kann man so nicht…“ „Doch.“ „Ich würde…“ „Nein!“ „Lassen Sie es gut sein, die Stimmung ist gegen ihn.“ „Er hat niemanden als wunderbaren Neger bezeichnet!“ „Sie sehen, so viel Einfluss hat er auch wieder nicht in der CSU, dass er sich das erlauben könnte.“

„Aber Forschung?“ „Alles, wo man noch keine Ahnung hat, kann man als Forschung durchlaufen lassen, oder?“ „Finde ich jetzt etwas weit gefasst.“ „Rechtswissenschaft immer ausgenommen.“ „Da kommen wir uns schon näher.“ „Oder hat ihn die Union schon als Abschreibungsobjekt geholt?“ „Sie kommen sich wohl besonders witzig vor?“ „Gar nicht mal – so im Vergleich mit Seehofer.“ „Ich sehe das als schweren Fehler.“ „Bitte?“ „Was waren denn dann Dobrindt, de Maizière und diese Uschi im Kriegsministerium.“ „Trotzdem.“ „Schäuble, diese korrupte Dumpfnulpe!“ „Egal.“ „Haben Sie überhaupt einen groben Überblick, was die Union den Bürgern in den letzten Jahren alles zugemutet hat an Vollidioten?“ „Selbstverständlich. Aber das sagt man doch nicht vorher!“





Unvergesslich

19 08 2014

„Und Sie sind?“ Die Dame machte gar nicht den Eindruck von Geistesabwesenheit; vermutlich war sie nur den ganzen Vormittag schon so in ihre Arbeit vertieft gewesen, dass sie mich nicht mehr erkannte. Ich reichte ihr noch eine von meinen Visitenkarten. „Ah ja.“ Sie rückte die Brille zurecht. „Sie kamen mir gleich so bekannt vor.“

Das Institut im Alpenvorland war geräumig, dazu lag es unmittelbar an der Schnellstraße. „Wir müssen manchmal ganze Ortsgruppen behandeln“, bekannte die Leiterin, „dafür haben wir extra die Parkplätze ausgebaut – man kommt da ja gerne individuell, und die Limousinen mit Fahrer nehmen schon etwas Raum ein.“ Ich verstand. Man hatte mir schon bedeutet, dass sich bis hinab zum dritten stellvertretenden Hilfskassierer das Personal gerne den Habitus höherer Führungskräfte gab, solange es sie selbst nichts kostete. Sie lächelte verschmitzt. „Deshalb können wir uns diese gute Ausstattung ja auch leisten, Herr äh…“

Die Behandlungszimmer sahen aus wie in einer kosmetischen Praxis. „In gewisser Weise haben Sie durchaus recht“, bestätigte sie. „Nur betreiben wir diese Techniken mehr im psychisch-mentalen Bereich.“ Die Liegen waren bequem, das Licht ließ sich unmerklich dämpfen. Knapp oberhalb der Hörschwelle tönte ein vertrauter Laut durch die Flure. „Der Bayerische Defiliermarsch?“ Sie nickte. „Ein wenig müssen sich die Herrschaften schon heimisch fühlen, dann sind sie offener. Es erhöht den Therapieerfolg.“ Vermutlich waren auch die in Weiß und Blau gehaltenen Gardinen diesem Ziel geschuldet. „Unsere Auftraggeber wissen das zu schätzen, sie fühlen sich sehr wohl. Und sie können es auch erwarten, so oft, wie sie unsere Dienste in Anspruch nehmen.“ Ich blätterte nochmals den kleinen Prospekt durch, den ich mit der Post bekommen hatte. „Sie programmieren Gedächtnis und Erinnerungsvermögen?“ Sie nickte wieder. „In gewisser Weise, ja. Allerdings nicht so, wie Sie sich das denken.“

Zwei Pfleger waren gerade damit beschäftigt, einem Minister bei den Entspannungsübungen zu assistieren. „Das Bier ist auf Kosten des Hauses“, informierte mich die Prinzipalin. „Man säuft sich hier den Verstand weg?“ Sie lächelte säuerlich. „Abgesehen davon, das selten viel davon vorhanden ist, dafür reicht Bier nicht aus. Und die meisten sind Mengen gewohnt, bei denen ich an meine therapeutischen Grenzen käme.“ Ich sah auf das Klemmbrett an der Tür. „Die Justizministerin?“ Ich hatte richtig gelesen. „Sie sehen hier eine Nachsorgeuntersuchung. Sie erinnern sich an die Affäre Mollath? Wir beseitigen die letzten Spuren. Die meisten Kabinettsmitglieder können sich schon nicht mehr an den Namen der ehemaligen Kollegin erinnern.“

Schräg gegenüber lief sich ein Staatssekretär warm. Ein Staatssekretär? „Wer will das wissen?“ Eine weitere Visitenkarte half ihr ein. „Bedaure, ich muss so viel verdrängen, da sind Sie irgendwie dazwischengerutscht.“ Er keuchte ein bisschen auf dem Laufband, wenngleich sich seine Anstrengung in Grenzen hielt. „Er bereitet sich ja auch erst vor“, beruhigte sie mich. „Das ist eine Routineaufgabe, wir leisten turnusmäßig eine Grundreinigung, und die richtige Krisenintervention kommt immer nur auf Anfrage.“ „Er bereitet sich vor, obwohl es noch keine Krise gibt?“ Vermutlich hatte ich es nicht richtig verstanden. „Doch, Sie haben es schon richtig verstanden. Wir handeln momentan noch den Preis und die Personalkapazitäten aus, damit wir beim Eintreten der Krise das Management unverzüglich anlaufen lassen können.“ Den Notizen auf dem Schreibblock entnahm ich, dass es sich um eine ehemalige Sozialministerin handelte, die im Moment noch das volle Vertrauen der Regierung besaß. „Alles eine Frage der Zeit“, wandte die Leiterin ein, „alles eine Frage der Zeit. Es kann sich um ein paar Wochen handeln oder um Stunden, dann müssen die politisch Verantwortlichen so tun, als übernähmen sie die politische Verantwortung.“ Die Hausdame im Trainingszimmer drückte auf eine Fernbedienung; geräuschlos glitten blau-weiße Jalousien vor die mattierten Fenster. „Recht kostspielig“, bemerkte ich. Sie nickte abermals. „Wir haben gut verdient an diesem Guttenberg.“

Zwei Visitenkarten später hatten wir die Behandlungsräume hinter uns gelassen und saßen in ihrem Büro. „Unsere Personaldecke wird dünn“, befand sie. „Früher oder später werden sie uns anrufen, und dann muss eine ganze Partei eine ihrer Funktionärinnen vergessen. Komplett aus dem Gedächtnis streichen, nicht nur verdrängen – vergessen.“ „Also eine Intensivbehandlung mit der Landesregierung, die sich nicht mehr erinnern soll, ihre Ministerin jemals verteidigt zu haben, als die Affäre anfing?“ Sie nickte. „Und es muss sehr schnell gehen. Je eher die Führungskader aus voller Überzeugung sagen können, dass sie ihr schon immer zutiefst misstraut haben, desto besser.“ Ich kalkulierte und reichte ihr den Bogen über den Tisch. Sie schüttelte den Kopf. Heftig. „Das Doppelte“, sagte sie bestimmt, „mindestens das Doppelte, Herr äh…“ Ich stutzte. „Wir müssen ja irgendwann im nächsten Jahr auch diese ganze Mautgeschichte stemmen.“





Nicht vermittelbar

22 10 2013

„… habe Guttenberg als Internetbeauftragter der Europäischen Union zwar 20.000 Euro Reisekosten abgerechnet, es seien von ihm jedoch keinerlei konkrete Ergebnisse…“

„… sich die Digitalkommissarin gegen die Darstellung gewandt, sie habe im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin den ehemaligen Verteidigungsminister eingestellt, um ihn besser unter Kontrolle zu…“

„… Gelder beantragt, um sich mit einem eigenen Sattelschlepper als DJ selbstständig machen. Die EU habe als Experten für die Verschwendung öffentlicher Fördergelder lediglich den Kontakt zu Christian Lindner hergestellt, was allerdings keine weiteren…“

„… nicht viel mit dem Internet gemacht. Der Hausmeister habe bestätigt, es sei erst nach vier Monaten aufgefallen, dass zu Guttenbergs Office bisher noch keinen Online-Zugang…“

„… es bei der Marine keinen Beauftragten für deutsche Wirtschaftskriege gebe. Außerdem würde dieser nicht von der Europäischen Union bezahlt und organisierte auch keine Dienstreisen nach Kundus gemeinsam mit Johannes B. Kerner und seiner…“

„… sich über den Erwerb eines neuen Doktortitels in Internetwissenschaft nur habe schriftlich beraten lassen. Die Poststelle habe zugesichert, dass die Anfrage von der nigerianischen Organisation, die für die Zahlung von Millionenkrediten an EU-Bürger…“

„… die NSA ebenfalls bestätigt, dass es keine berufsbedingten Internetkontakte aus dem Büro des Freiherrn gegeben habe. Er habe seinen Dienst-PC lediglich benutzt, um eine stetig anwachsende Bildersammlung zu…“

„… die im Lebenslauf zitierten beruflichen Stationen in Frankfurt und New York nachzuholen. Er habe darum eine weitere Flugreise beantragt, um die beiden Städte zum Umsteigen…“

„… bei der Kostenstelle eine Rechnung für zwei WLAN-Kabel (Stückpreis 199,95 Euro)…“

„… die Stelle eines EU-Beauftragten für Aquarienfische zu bekleiden, da die wissenschaftlichen Kenntnisse des ehemaligen Regierungsmitglieds dazu fast ausreichend…“

„… nicht einmal N24 bereit gewesen sei, Guttenberg als Experten für ein Gebiet seiner Wahl in einer wöchentlich ausgestrahlten Fünf-Minuten-Sendung zu…“

„… als bezahlter Berater der europäischen Automobilkonzerne zu fungieren. Seine Aufgabe umfasse die Problematik, dass durch überstürztes Eingreifen der Fahrzeugproduktion womöglich die Kohlendioxid-Werte schneller als nötig abgesenkt oder…“

„… eine Stelle als Korruptionsbeauftragter der CSU abgelehnt, da er selbst diese Partei über Jahre hinweg als führendes Mitglied…“

„… vorerst zurückzustufen. Der EU-Verwaltung habe …“

„… über keine nennenswerten Kenntnisse des Ballsports verfüge. Trotzdem habe der HSV die Bitte aus Brüssel abschlägig beschieden und werde seinen Trainernachschub lieber wie bisher aus…“

„… sich positiv geäußert habe. Die Bundeskanzlerin sei der Ansicht, sobald zu Guttenberg tatsächliche Aktivität entfalte, sei mit noch höheren Kosten zu rechnen, weshalb seine konsequente Untätigkeit besser als jedes…“

„… bei mehreren Leiharbeitsunternehmen beworben habe. Diese haben den bayerischen Adligen jedoch wegen mangelnder Qualifikation als nicht vermittelbar…“

„… wolle die Universität Bayreuth ihn nicht als Lehrbeauftragten für Faustrecht…“

„… habe BILD kein Interesse gezeigt, ihm die Nachfolge von Franz Josef Wagner anzubieten. Kai Diekmann habe sich entschlossen, den schleichenden Niveauverlust des Blattes nicht durch beschleunigende Maßnahmen zu…“

„… nicht relevant, dass Karl-Theodor zu Guttenberg römisch-katholisch sei und in einem zu teuren und zu großen Haus gewohnt habe. Der Vatikan beharre darauf, dass vor der Bewerbung als Bischof eine Ausbildung zum…“

„… bereits im September 2011 seinen Computer-Führerschein gemacht. Die Beglaubigung des Dokuments sei in Brüssel aufgefallen, da den Kurs sonst nur Grundschüler…“

„… sich die EU-Verwaltung gewundert habe über Guttenbergs Routine, dreimal täglich eine Tüte Autogrammpostkarten nach Washington zu schicken. Dies diene der Pflege transatlantischer Beziehungen, so der Distinguished Statesman, der auch durch die regelmäßige Rücklieferung nicht…“

„…weigere sich inzwischen auch die FDP, den vorerst Gescheiterten in ihr Sozialprogramm zur Rettung Erwerbsloser ohne parteipolitische Anschlussverwendung…“

„… eine Strompreisfindungskommission zu gründen, deren einziges Mitglied und somit auch Vorsitzender Guttenberg sei, so dass das Gremium theoretisch unendlich lange tagen könne, ohne durch Kompetenzschwierigkeiten in die Nähe einer sachlich begründbaren Entscheidung zu…“

„… keine Nominierung als Pfeifenraucher des Jahres. Auch seine Reklamation, man könne ihn in der Pfeife rauchen, habe nicht den…“

„… sei die Gattin des Ex-Ministers oft in den Abendstunden ins Büro ihres Mannes gekommen. Beobachter vermuten, sie habe E-Mails auf seinem Computer verfasst, um das Briefporto zu…“





Hausfriedensbruch

4 12 2011

für Kurt Tucholsky

Krumm und stinkig. Wuffi heißt er.
Alle Nachbarn sehen rot.
Jeden Stock und Schuh zerbeißt er.
Ach, es ist schon eine Not,
man erträgt es nicht mehr länger.
Einmal muss das Tier doch weg.
Schon ruft man den Hundefänger –
schau, da kommt er schon ums Eck.
Packt den Michel Mitempfinden?
An das Tier soll ihn nichts binden,
gerade wie an eine Laus.
    Schmeißt ihn raus!

Unerträglich. Früher, später,
ständig sieht man diesen Mann.
Jeden Tag kommt der Vertreter
mit dem Musterkoffer an.
Lässt sich rein durch gar nichts stören,
naht mit reinem Unschuldsblick.
Hausverbot? er will nicht hören.
Dann packt man ihn am Genick.
Fühlt sich Michel nicht belästigt?
Sein Gedanke sich verfestigt,
er zu tosendem Applaus
    schmeißt ihn raus.

Aber jetzt – aus der Versenkung
kriecht Klein Karlchen-Theodor,
trotz der geistigen Beschränkung
kommt der Knilch sich mächtig vor.
Legt die Füße auf die Tafel,
sein Benehmen: dritte Wahl.
Kennt dies dämliche Geschwafel
niemand schon vom letzten Mal?
Michel, pass gut auf: die Bande
braucht kein Mensch mehr hierzulande.
Wer ist hier der Herr im Haus?
    Schmeiß ihn raus!





Mir san mir

5 09 2011

„Ja Himmisakrament, wie kann das passieren! Da hat doch jemand dran gedreht – und wir waren es diesmal nicht! Wie soll das denn weitergehen? Bayern ohne Regierung? Das sind doch kriminelle Zustände! Das ist ja Anarchie, und das wäre fast so schlimm wie Kommunismus! Wir können den Freistaat Bayern nicht ohne eine Landesregierung in die Zukunft gehen lassen! Wie? Ja also ohne einen Ministerpräsidenten von der CSU, das ist doch im Ergebnis dasselbe, oder nicht?

Was hatte ich Ihnen gesagt? Was hatte ich Ihnen eingeschärft? Meinungsumfragen werden bis auf Weiteres nur noch in Bierzelten durchgeführt und in der Kirche! Wir können doch hier nicht jeden Hans und Franz fragen, was er gerade so denkt. Am Ende fangen die Leute tatsächlich noch an zu denken – wollen Sie denn Ihren Job in der Staatskanzlei behalten? Dann lassen Sie diese Leute nicht einfach in der Gegend herumforschen. Und die Presse wird mir hier besser überwacht, klar? Wir können es uns nicht erlauben, dass Ergebnisse vor dem Wahltag veröffentlicht werden! Kruzitürken, wir sind doch hier nicht in der DDR! Man muss doch mal genau analysieren, was die einzelnen Zielgruppen sagen: Frauen, junge Leute mit guter Bildung, eventuell auch die urbane Bevölkerung, die technikaffin ist und weltoffen, die toleranten, zukunftsorientierten Städter. Die müssen wir noch genauer, viel passgenauer am Menschen ignorieren können.

Rot-Grün in Bayern – das ist doch, als würden homosexuelle Satanisten den Vatikan in einen volkseigenen Betrieb umwandeln! Das muss man doch verhindern können! Aber das Schlimmste ist doch, dass die letzten Umfragen, die das Ende der Alleinherrschaft vorhergesagt hatten, nicht nur stimmten, sondern auch in dem Schlamassel mit der FDP geendet sind. Mir san mir – soll denn Bayern am Ende genau so werden wie Deutschland? Das kann doch keiner wollen! Wir sind gegen den Anschluss, merken Sie sich das! Hier werden keine Verbrüderungsaktionen mit dem grassierenden Zeitgeist gestartet! Solange Bayern gegenüber der Restrepublik nicht absolut autonom auftritt, gibt es keine Gleichmacherei. Das werden wir verhindern. Bis zur letzten Patrone.

Dass die FDP so abschmiert, das kommt ja nicht unvorhergesehen. Das würde ich als eine große Leistung des Parteivorsitzenden sehen, der durch seine Medienpräsenz in der Bundeshauptstadt für nachhaltige Irritationen gesorgt und die Deutschen darauf aufmerksam gemacht hat, was er sich da einhandelt, wenn er – Sie, ich rede hier nicht vom Herrn Seehofer, hören Sie mir überhaupt zu? Es ist auch nicht das Problem, dass wir 41 Prozent haben. Es ist das Problem, dass die Sozialdemokraten hier über die 20-Prozent-Hürde kommen. Das kann doch nicht angehen! In unserem Bayernland sollten derartige Splitterparteien gar nicht erst eine Chance bekommen!

Sie sind der kommunistischen Hetzpropaganda aufgesessen. Die Wirtschaft im Freistaat Bayern ist mitnichten ein fester Bestandteil der CSU. Das Gegenteil ist richtig. Wir sind näher am Menschen. Also quasi immer vor Ort, nicht wahr, mit anderen Worten: wir haben überall unsere Finger drin. Das müsste man dem Wähler doch als Kernkompetenz vermitteln können, oder nicht? In den anderen Bundesländern müssen Sie für einen ordentlichen Auftrag erst eine Ausschreibung abwarten, dann müssen Sie auch noch gut sein, oder wenigstens müssen Sie das liefern können, worum es in dem Auftrag überhaupt geht – von Hessen wollen wir jetzt mal nicht reden, das lenkt vom eigentlichen Problem wieder nur ab – und dann muss auch noch Geld da sein. So wird doch aus Bayern nie etwas.

Wir müssten es propagandatechnisch irgendwie hinkriegen, dass wir besser abschneiden als die CDU in Baden-Württemberg. Die waren aber auch etwas ungeschickt, oder? Ich meine, das muss doch rhetorisch irgendwie funktionieren: fünfzig Jahre lang so gut wie im Alleingang regieren und dann sämtliche Fehlentwicklungen der Opposition in die Schuhe schieben? Könnte man nicht in Schweinfurt irgendwas tieferlegen? Gibt’s da einen Busbahnhof?

Wenn wir mit der Presse nichts erreichen, meinen Sie denn, dass man da vielleicht mit Freibier weiterkommt? Der Bayer als solcher ist ja größtenteils für gröbere Reize sehr empfänglich. Diese rationalen Versuche, sich mit dem Wähler auseinanderzusetzen, das ist doch Sozialismus. Das machen wir nicht. Keinesfalls. Söder? Wir könnten den Mann in die Asse schicken, und dann erzählt er den Reportern, warum wir schon immer strikt gegen diese Atomkraftwerke waren, auch als wir noch neue haben bauen wollten. Das muss man doch dialektisch irgendwie hinkriegen? Und der Dobrindt soll uns einen Transrapid bauen, wo man in den Flughafen einsteigt und dann näher an München ist als am Hauptbahnhof! Mit einem Raucherabteil, ich meine, dann kann man zwischen dem Nichtraucherzug und dem Nichtraucherflieger, der ja dann im Grunde genommen näher an Bayern an die bayerischen Städte heranwächst, weil das ja klar, oder? Herrschaftszeiten, da muss doch was zu machen sein! Können wir nicht Autobomben – nein, nicht schon wieder auf dem Oktoberfest. Das wäre logistisch zu kompliziert.

Ja, das wäre eine Lösung. Das ist gut. Sie haben Recht. Sagen Sie das dem Seehofer. Und sagen Sie ihm, er sollte den Wechsel rechtzeitig vorbereiten. Der Herr von und zu Guttenberg möchte sich vor dem Wahlkampf sicher ein paar Tage in seinem neuen Amt umsehen. Damit nehmen wir München. Und dann Berlin.“





Fliehender Wechsel

29 08 2011

„Das ist absurd, nicht zu sagen: abstrus.“ „Ja, da haben Sie vollkommen Recht. Und genau deshalb finde ich das ja so reizvoll.“ „Aber bedenken Sie doch mal die Folgen – kann sich Deutschland so eine Schlappe leisten? noch dazu vor den Augen der gesamten Weltöffentlichkeit?“ „Wir haben das einmal überlebt, dann werden wir es auch diesmal überleben, und bedenken Sie: diesmal jagen wir den Guttenberg nicht vom Hof, diesmal holen wir ihn zurück.“ „Aber doch nicht als Außenminister!“

„Jetzt machen Sie mal halblang. Das Problem ist Ihnen doch bewusst, oder?“ „Dass Deutschland statt eines Außenministers so einen Hampelmann hat?“ „Nein, das war ja eher der Normalzustand. Problematisch wird es, weil man ihn loswerden muss, um größere Schäden zu vermeiden.“ „Und dazu wollen Sie Guttenberg zurückholen.“ „Das war so angedacht.“ „Haben Sie alles vergessen? Die ganze Geschichte mit dem Doktortitel?“ „Ach was, juristisch ist Westerwelle auch bloß eine Knalltüte. Da ändert sich nicht viel.“ „Aber er hat einen akademischen Grad unberechtigt getragen und eine ganze Reihe von Urheberrechtsverletzungen begangen.“ „Und? Westerwelle hat Dienstflüge für private Urlaubsreisen und Geschäftskontakte seiner Freunde missbraucht. Er ist in bestechender Form.“ „Das lässt sich wohl nicht vergleichen.“ „Er verhöhnt das Volk und bringt im Gegenzug Steuererleichterungen für Hoteliers durch.“ „Dafür inszeniert sich Guttenberg in Afghanistan, weil sein Blondchen Werbung für ihre Pädophilenshow im Deppensender braucht. Was ist an diesem Knilch denn bitte besser als an Westerwelle?“

„Wir sind uns einig, dass Westerwelle nicht zu retten ist?“ „Ansonsten gäbe es diese dämlichen Wasserstandsmeldungen aus der FDP-Zentrale wohl nicht.“ „Sie meinen die Nachricht, dass Gerüchte über seine bevorstehende Ablösung sich nicht mit der Realität deckten?“ „Das möchte ich hören, dass die CSU mehrmals pro Woche mitteilt: ‚Herr Ramsauer wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit morgen noch Minister sein, und wir sagen das hier auch nur, weil es vollkommen überflüssig ist.‘ Wer derlei dreimal pro Woche herunterbetet, darf sich nicht wundern.“ „Gut, wir sind uns über Westerwelles Rolle einig?“ „Dass er eine Luftnummer ist, hatten wir doch schon besprochen.“ „Nein, ich meine innerhalb der Regierung. Die Kanzlerin braucht einfach einen wie ihn, und dafür wäre Guttenberg wie geschaffen.“ „Ist Guttenberg etwa auch…“ „Selbstredend ist er erpressbar. Darum geht es doch die ganze Zeit.“ „Warum sollte ein erpressbarer Außenminister für die Kanzlerin von Nutzen sein?“ „Weil er hüpft, wenn sie knurrt. Eine eigenständige Figur, die zu viel Brimborium um sich selbst macht, kann sie nicht gebrauchen. Außenpolitik wird im Kanzleramt gemacht, gewöhnen Sie sich daran.“ „Und das hat Westerwelle nicht befolgt?“ „Er hat im Gegensatz zu Steinmeier und Fischer diese Unterordnung im AA nicht befolgt.“ „Heißt?“ „Ein Außenminister ist vor allem eins: unsichtbar. Er ist ein Rädchen im Getriebe des Amtes, und einen guten Ressortchef zeichnet aus, dass er weder seinem Amt noch dem diplomatischen Corps ins Gehege kommt.“ „Dazu brauchen Sie den Ölbaron?“ „Selbstverständlich. Er wird den Mund halten, weil er weiß, dass er sich nur so rehabilitieren kann.“ „Machen Sie es ihm nicht viel zu leicht?“ „Ach was. Er hat als Verteidigungsminister einen Eindruck gewonnen, wie es sich auf dem Schleudersitz anfühlt. Jetzt wird er sich entweder international bewähren – oder international blamieren. Danach wird er so viel mit seinem Familienunternehmen und seinem bisschen Privatvermögen protzen können, wie er will.“

„Was haben Sie eigentlich die ganze Zeit mit Ihrem dämlichen Guttenberg? Finden Sie den etwa am Ende auch noch attraktiv?“ „Ich? diesen elenden Schmierlappen!? Also ich bitte Sie!“ „Warum wollen sie ihn dann unbedingt als Minister?“ „Er verfügt über einige durchaus gute Kontakte in die internationalen Machtzentren, er ist gut vernetzt, er wurde über Jahre hinweg als Marionette aufgebaut und abgerichtet.“ „Sie beschreiben ihn wie ein kleines Hündchen.“ „Richtig. Aber im Gegensatz zu Westerwelle macht er Männchen und nicht auf den Teppich. Er hat den Ehrgeiz, er befriedigt ein dumpfes Gespür der Massen, die denken, er sei etwas Besseres, und er zaubert etwas Glanz in die geistige Umnachtung dieses Kabinetts.“

„Dann werden Sie sicherlich auch bedacht haben, dass sich die FDP kaum mit dem Verlust eines Schlüsselpostens abfindet.“ „Unter diesen Umständen sollte sie dankbar sein, dass sie den Mann von der Backe hat. Fliehender Wechsel, mehr ist nicht drin. Allenfalls eine Personalrochade.“ „Was schwebt Ihnen da vor?“ „Die CSU schickt ihren Hooligan Friedrich zurück in die geschlossene Abteilung.“ „Gut, damit könnte man wohl leben. Aber eine wirkliche Verbesserung für die Regierung sehe ich nicht.“ „Warum nicht? Die Guttenberg-Freunde, die auch bei preußischem Trallala vor der Glotze hängen, werden sich freuen, dass ihr Idol wieder Minister ist. Und die Kanzlerin wird davon natürlich profitieren.“ „Alle anderen auch.“ „Alle anderen?“ „Aber klar. Erst wird Westerwelle in Zeitlupe abgesägt und die FDP bekommt viermal die Klatsche bei Landtagswahlen. Dann bekommt Merkel die Quittung und wird abgewählt. Und dann ist Guttenberg weg vom Fenster, aber diesmal endgültig. Meinen Sie nicht, das ist es wert?“





Bis(s) zum Erbrechen

23 03 2011

„Bitte mal Ruhe, Jungs. Ruhe! Wir wollen doch das Ding, also lassen Sie uns ein ordentliches Konzept abliefern.“ „Chef, Telenovela ist doch eigentlich voll out. Das macht man heute nicht mehr.“ „Aber als Seifenoper? nein, das kann ich mir einfach nicht vorstellen.“ „Außerdem ist er doch die ideale Figur, in die man sich hineinversetzen kann. Einer, der so subjektiv rüberkommt, dass man gar nicht an ihm zweifelt.“ „Das ist ja das Problem.“ „Und was würden Sie ansonsten vorschlagen?“ „Jedenfalls definitiv keine Telenovela über Karl-Theodor zu Guttenberg!“

„Das Besondere ist ja, dass wir keine Darsteller mehr brauchen.“ „Wieso, ist Guttenberg keiner?“ „Höchstens ein Selbstdarsteller.“ „Ruhe, Mann! Ich will ordentliche Arbeit sehen!“ „Ordentliche Arbeit und Guttenberg? Das passt ja wie…“ „Reißen Sie sich zusammen! Der ZDF-Verwaltungsrat hat uns zu verstehen gegeben, dass er die Serie generell nicht missbilligen würde.“ „Heißt das im Klartext, wenn das Ding nicht innerhalb von drei Monaten anläuft, sind wir alle unseren Job los?“ „Ah, stimmt ja. Wir sind politisch unabhängig.“ „Jetzt verlieren Sie mal nicht die Nerven. Wir werden das schon in trockene Tücher kriegen.“

„Auf jeden Fall natürlich eine tragende Rolle für die Merkel.“ „Guter Plan, am besten als Kanzlette. Wenn sie schon in echt nichts gerissen kriegt, kann sie wenigstens im Fernsehen einen auf dicke Hose machen.“ „Können wir mit ihr die Böse besetzen?“ „Unmöglich. Das erfordert Ansätze von Charakter, und die werden sie ihr doch wohl nicht unterstellen wollen.“ „Aber sie hat ihn zum Teufel gejagt!“ „Genau, die Merkel hat ihn nur verteidigt, weil sie damit die Zukunftschancen der Union in die Tonne treten wollte, um so zu verhindern, dass Guttenberg jemals Kanzler wird.“ „Leute, das ist doch alles Mumpitz! Wir brauchen ein tragfähiges Konzept.“ „Dann sollte man die CDU besser gar nicht erst erwähnen.“ „Oder wir lassen ihn gar nicht erst auftreten – die Serie könnte man doch als Flashback machen, sagen wir mal: 2017, dann ist er gerade Kanzlerkandidat und…“ „Vergessen Sie’s. Springer und Bertelsmann haben die Zielvorgaben schon abgenickt. 2015 ist er Regierungschef und Präsident in Personalunion und…“ „Verteidigungsminister?“

„Die Dramaturgie ist natürlich etwas schwierig. Wir sollten die Nebenrollen durch nicht zu starke Personen besetzen, damit unser Gutti nicht aus Versehen im Schatten steht.“ „Veronica Ferres?“ „Großartig! Und dieser Dings, der Dings, der nur einen Gesichtsausdruck kann.“ „Wulff?“ „Nein, der andere.“ „Til Schweiger?“ „Aber Stephanie muss auf jeden Fall von Stephanie gespielt werden.“ „Wegen der Authentizität?“ „Wegen was?“ „Dass das echt wirkt, wenn das nachgemacht ist.“ „Nein, aber keine Schauspielerin würde diese Rolle länger als eine Woche spielen.“ „Wegen der Blondierung, richtig?“ „Ja, so könnte man das auch ausdrücken.“

„Jetzt kommen Sie mal alle wieder runter. Das führt zu nichts. Wir sollten das Konzept jetzt…“ „Also das Timing müsste man noch mal unter die Lupe nehmen. Wir brauchen Spannung, Drama, wir brauchen die ganz großen…“ „Haben wir noch die Konserven vom Kundus-Untersuchungsausschuss? Den Schrott kann man doch reinkleben.“ „Ach was, das ist doch nicht dramatisch genug.“ „Warum denn nicht?“ „Da weiß man doch schon vorher, wie es ausgeht.“ „Titelmelodie?“ „Ich wäre ja für Smoke on the Water.“ „Weiß jemand, wie die Kontakte der Bayerischen Staatskanzlei zu AC/DC aussehen?“ „Jetzt werden Sie doch nicht kindisch. Das ist ja nur…“ „Denken Sie doch mal an das Marketing! Wenn wir solche wichtigen Fragen nicht klären, dann kriegt Springer nie eine Chance, die Sendung in die Schlagzeilen zu bringen.“ „Wie soll denn der Krempel überhaupt heißen?“ „Wie wär’s mit Aus dem Leben eines Taugenichts?“ „Oder Dichtung und Wahrheit?“ „Das klingt doch alles viel zu kulturell. Kapiert wieder kein Schwein in der Zielgruppe.“ „Hm, und Bis(s) zum Erbrechen?“ „Ließe sich in Erwägung ziehen. Der Hoffnungsträger fände ich auch nicht schlecht. Aber mal sehen, was Bertelsmann dazu sagt. Schließlich finanzieren sie die offizielle PR-Arbeit der CDU.“

„Wir müssen noch über die Cliffhanger reden, Chef.“ „Haben wir nicht genügend Action?“ „Was heißt Action, es wirkt alles so negativ.“ „Bitte? Echte Gefahren! „Chef, er hat Recht. Wenn man ständig darum bangen muss, dass Gutti nicht rausgeschmissen wird, dann ist das nicht gerade erbaulich.“ „Rausgeschmissen? Der Mann kämpft für Volk und Vaterland!“ „Gegen die Uni Bayreuth, den Bundestag und die Bundeswehr.“ „Und den Kerner bitte nicht vergessen!“ „Ist der so böse?“ „Nee, aber der absolute Killer. Wer den sieht, schaltet garantiert nicht wieder ein.“ „Sehr witzig.“ „Jetzt reißen Sie sich mal zusammen! Wir machen das hier ja schließlich nicht zum Spaß.“ „Abstrus, mein Lieber. Abstrus!“ „Und Sie sind sicher, dass uns dieser Popelkopf bald von der Merkel erlöst?“ „Das war doch nicht die Frage, oder?“

„Bliebe noch eine Sache. Das Drehbuch.“ „Wozu Drehbuch? Wir haben die Stars, einen Titel, die Sendezeit dürften wir gekauft haben, und dann kann’s doch losgehen.“ „Sie werden doch wohl nicht eine Herde Laiendarsteller mieten und dann die Kamera mitlaufen lassen?“ „Das würde wenigstens einmal lebensecht wirken.“ „Quatsch, er hat natürlich Recht. Wir brauchen ein Drehbuch.“ „Und woher nehmen?“ „Machen Sie sich mal locker, Chef. Ich kenne da einen Ghostwriter.“





Der Grüßaugust

13 03 2011

für Kurt Tucholsky

GmbH und Co. KG –
der Laden läuft? So sieht Du aus!
Die Firma hat kein Renommee.
Und darum leistet sich das Haus
fürs Publikum ein wenig Glanz.
Die Uniform passt zum Gesicht.
Man weiß, es ist nur Mummenschanz.
Der August grüßt. Mehr kann er nicht.
Er ist nicht aus dem besten Holz,
doch dafür tut er schön und stolz.
Wir haben keine andern Sorgen –
  „Guten Morgen!
    Guten Morgen!“

Er kommt sich vor wie der Portier,
doch ist der Zwirn schon Selbstbetrug.
Er glaubt sich schließlich selbst den Dreh.
Der dümmste Affe ist genug,
dass man ihn auf die Straße stellt,
gestriegelt und pomadisiert.
Und wenn des Bürgers Hündchen bellt,
ist unser August gut dressiert,
dass er vor Ehrfurcht glatt vergisst,
dass unterm Lack ein Affe ist.
Der dienert, was auch kommen mag.
  „Guten Tag!
    Guten Tag!“

Man fällt so tief, wie hoch man steigt.
Wer investiert, hat auch Geduld.
Das Beste ist, dass man dann schweigt,
so ist am Ende keiner schuld.
Denn nichts währt ewig – sonderbar,
dass man Reklame und Geschrei,
die alles sind, doch selten wahr,
für heilig hält und gut und frei.
Für jeden kommt das Abendrot.
Die Klappe zu, der Affe tot.
Was hast Du, Deutschland, denn gedacht?
  Gute Nacht.
    Gute Nacht.





Anstandsloser Wohlstand

7 03 2011

„Es ist nicht zu fassen. Sie rennen ihm nach.“ „Was haben Sie denn erwartet? Es ist Deutschland hier.“ „Und eine ganze Schar von Idioten…“ „Von denen die meisten aber nicht einmal existieren, vergessen Sie das nicht.“ „… verteidigt diesen Hochstapler gegen jedes Recht. Das ist doch eine Umwertung aller Werte!“ „Höchstens eine Umkehrung der Verhältnisse, meinten Sie?“ „Eine Umwertung. Was vorher noch als Konflikt von Interessen deutbar war, das ist nun eine Negation der Ethik geworden.“

„Zunächst ist es aber nur eine etwas paradoxe Art, den Bürgern ihr heimliches Ideal zu nehmen.“ „Sie meinen, das Volk jubele dem Plagiator zu, weil er sich ernsthaft als Identifikationsfigur eignete? Oder ist er ihr Wunschtraum einer unerreichbaren Figur?“ „Das Charisma dieses Schnösels ist nicht entscheidend, er hat nur scheinbar geschafft, was ihr Inbegriff der neoliberalen Erfüllung ist: ohne Anstrengung bis ganz an die Spitze zu kommen.“ „An die Spitze? Er war doch noch gar nicht Kanzler und wird es auch nie werden. Und er ist auch nicht so voraussetzungslos aufgestiegen, wie es sich der deutsche Michel ausmalt.“ „Richtig beobachtet, darin beruht ja auch eine Hälfte des Denkfehlers.“ „Und die andere?“ „Fokussiert, dass der angeblich zielgerichtete Aufstieg eines unbegabten jungen Mannes nur auf persönlichen Fähigkeiten fußt, und nicht etwa auf fortgesetzten Betrug, Inkompetenz und Machtspielchen.“ „Und was ist daran nun so verlockend, dass es für einen Großteil des Mobs zum Märchen gerinnt?“ „Die Bedingungslosigkeit. Es gab und gibt keinen Grund, diesen Mann für irgendetwas zu respektieren – es gibt auch keinen Grund, diesen Versager zu bezahlen, und doch wird er für seine Unfähigkeit reichlich entlohnt.“ „Und das ist eine Wunschvorstellung?“ „Natürlich. Was erwarten Sie in einem neoliberalen Weltbild, in dem der gesellschaftliche Status eines Menschen, sein Einfluss und seine Anerkennung nichts mehr mit seiner Leistung oder seinen Fähigkeiten zu tun haben? Dieses System braucht Krankenschwestern und Fabrikarbeiter, die wie Abschaum behandelt werden, um mit dem von ihnen erwirtschafteten Geld Aktionäre zu füttern.“ „Wer wohlstandslose Leistung erbringt, träumt von leistungslosem Wohlstand?“ „So ähnlich.“

„Warum dieser Bruch? Warum dieser offenbare Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit? Wie kommt das zustande?“ „Weil der Feudalismus nur mit einer Lüge aufrecht zu erhalten ist. Sie sehen es ja: es funktioniert. Je mehr Idioten einem Blindgänger zujubeln, desto besser hat es geklappt. Und die Lüge geht weiter.“ „Die Lüge ist auch nur eine Form der Gewalt – sie ist die Gewalt derer, die zu feige sind, eine Waffe in die Hand zu nehmen.“

„Der zweite Schritt: die Umkehrung der Ideale. Sie träumen doch von der Bedingungslosigkeit?“ „Ein bedingungsloses Grundeinkommen? Warum nicht?“ „Weil man Ihnen in dieser neoliberalen Ideologie den Leistungsgedanken als primäre sittliche Kraft eintrichtert. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ „Mit dem Unterschied, dass ich auch nicht unbedingt zu essen habe, wenn ich arbeite.“ „Gleichwohl die Leistung als ein Ideal und Arbeit als Voraussetzung der sozialen Teilhabe geadelt wird, entwertet das System sie durch den Arbeitszwang und benutzt die Leistung als Strafe.“ „Man ist also zur Freiheit verdammt? Kein neuer Gedanke.“ „Durchaus nicht; allein dieses Bübchen lebt dem Volk das Gegenteil vor: wie man durch möglichst geringe Leistung und ohne eigenes Zutun mit etwas Dreistigkeit aufsteigt und dabei alle gesellschaftlichen Konventionen außer Acht lässt.“

„Und dennoch ist es eine Umwertung. Und eine schlagartige Entwertung. Es ist das Ende der Moral an sich. Indem die bisherigen Hüter ihre sittlichen Grundsätze preisgeben, entziehen sie sich und ihre Handlungen der Rückbindung an das bürgerliche Verantwortungsbewusstsein.“ „Die Politik wird ihre Bindung an die bürgerlichen Hemmnisse los? Haben wir uns das nicht immerzu gewünscht?“ „Sie vielleicht, ich nicht. Den Anstand als bürgerlichen Flitter abzutun ist das Malzeichen einer sich als bürgerlich ausgebenden Kaste, die ihre Maskierung abwirft – den Anstand überhaupt als bürgerliches Vorurteil zu bewerten war schon immer ein Anzeichen des Totalitarismus.“ „Also ein System, das den sozialen Aufstieg, der aus der Leistung kommen soll, unmöglich macht – und zugleich den anstandslosen Wohlstand vorlebt, der jegliches Moralverständnis ad absurdum führt. Geschickt!“ „Umso geschickter, als die endgültige Entkopplung von Handlung und moralischer Bewertung hier im Vordergrund steht.“ „Bedarf das einer Erwähnung? ist es nicht längst die Elite, die ihre Vorstellung von Gut und Böse…“ „Nicht von Gut und Böse, sondern nur von Nützlichkeit. Die Auflösung des Bürgertums hat längst stattgefunden.“ „Ein allgemeiner Utilitarismus, der die Menschenwürde zwar zur Kenntnis nimmt, sie aber nach Kassenlage verwaltet.“ „Nein, eine Verleugnung der Würde aus naheliegenden Gründen: was allen dient, muss zwangsläufig geteilt werden – und Teilen würde bedeuten, Sklaven dieselben Rechte zuzugestehen wie den Herren. Die Lösung von der Moral macht es wieder möglich, wie in den guten alten Zeiten unterm Hakenkreuz, dass man seine Pflicht zu tun meint, und damit jede Schweinerei billig zu entschuldigen weiß.“ „Das Staatswesen kann auch weiterhin funktionieren?“ „Die Wirtschaft, das öffentliche Leben. Hauptsache, man kann dem Volk noch die Angst vermitteln, dass der eine des anderen Wolf ist. Ein Staat muss seine Allmacht nicht mehr selbst besorgen, er lässt seine Insassen aufeinander los. Ungemein praktisch, wenn man das Volk bereits so verroht hat, dass es Politik an den Maßstäben des Wundertheaters und Politiker an denen von Casting-Shows beurteilt.“ „Bei gleichzeitiger Pflege utopischer Wunschträume als Motivationshilfe.“ „Willkommen in der Hölle.“





Biografie: Ein Spiel

2 03 2011

„Hm. ‚Er war ein fauler, aufsässiger Rotzlöffel, unbegabt, arrogant, verlogen, großkotzig und bei allen unbeliebt.‘ Was machen wir denn da? So kann das doch nicht stehen bleiben.“ „Lassen Sie mal sehen. Schlage vor: ‚Abseits vom Gymnasium lebte der junge Karl-Theodor seinen wahren Charakter aus.‘“ „Brillant, mein Lieber, brillant! Teufel auch, wenn wir bloß früher auf so einen Ghostwriter wie Sie gekommen wären!“

„Sie hatten da so einen Ferienjob erwähnt?“ „Ja, hier steht: ‚Er war in einem Zeitungsverlag für zwei Wochen als Praktikant untergebracht.‘“ „Gut, das hätten wir gleich. Wie wär’s damit: ‚Schon zwei Wochen nach seinem ersten Tag in der Hauptstadt-Redaktion wurde er zu einem allseits geschätzten, bewunderten Mitarbeiter der Welt.‘“ „Aber er war doch niemals dort angestellt.“ „Und? Hat das einer behauptet?“ „Aber wo es doch ein Schülerpraktikum…“ „Papperlapapp! Weiter!“ „Das mit dem Klinikum.“ „Da war er noch nicht volljährig? Noch besser: ‚Schon frühzeitig sah der junge Guttenberg die Bestimmung als Aufsichtsrat des Klinik-Konzerns und regte erste Verhandlungen an.‘ So ungefähr?“ „Hm, dann müsste man aber irgendwie noch sagen, dass sie die Klinken gekauft haben, bevor er dort…“ „Jetzt reden Sie nicht herum, was steht da?“ „Da steht: ‚Obwohl von jeder Sachkenntnis ungetrübt, übte er auf dem Papier einen Aufsichtsratsposten aus, war also am operativen Geschäft nie beteiligt.‘“ „Dann sagen wir doch: ‚Er durfte mit teilnehmen an einem Gang, den die Familie mit begleitet hat – und zwar federführend mit begleitet hat – eines großen Konzerns, der an die Börse geführt wurde und der ein MDax-Unternehmen wurde.‘“ „Das hört sich wunderbar an! Ich bin entzückt!“

„Steht da etwas über seine Studien?“ „Da steht: ‚Er beendete seine universitäre Karriere mit dem Ersten Staatsexamen auf einer miserablen Note.‘“ „Das ist natürlich Interpretationssache. Schauen Sie mal, wie viele Deutsche wissen überhaupt, was so ein Staatsexamen ist und wie viele es davon gibt? Und wenn Sie befriedigend hören, ist das nicht auch schon toll? Na?“ „Also bitte?“ „Wir sagen: ‚Seine universitäre Laufbahn beschloss das Staatsexamen, das er mühelos mit einer tief befriedigenden Note bestand.‘ Und jetzt beweisen Sie mir das Gegenteil!“ „Langsam werden Sie mir unheimlich.“

„Dann dies Intermezzo. Die Wirtschaft, verstehen Sie?“ „Ach, wie er in seiner kleinen Klitsche das Familienvermögen verwaltet hat? Ja, das hatte ich noch auf dem Schirm. Lassen Sie mich mal überlegen: ‚Vor dem Eintritt in die Politik arbeitete er in der freien Wirtschaft, er war dort tätig – die Von Guttenberg GmbH ist ein Name von einigem Renommee – und hat Verantwortung im eigenen Familienunternehmen getragen.‘“ „Aber diese Firma, dieser Baustoffhändler, der hat doch nichts mit denen zu tun. Die sind ja noch nicht einmal miteinander verwandt!“ „Steht das da? Wird das mit einem Wort behauptet?“ „Das nicht, aber…“ „Überhaupt, mit einem dahergelaufenen Bürgerlichen verwandt – wenn die das behaupten sollten, dann werden wir denen aber die Justiz auf den Hals hetzen!“ „Das sagt doch keiner, im Gegenteil: die streiten das doch sogar ab!“ „Na, um so besser.“

„Aber weiter. ‚Als Wirtschaftsminister sprach er sich alleine gegen die Opel-Rettung aus, er ging der US-Regierung unsäglich auf die Nerven und wurde schließlich hochkant rausgeworfen.‘“ „Großartige Vorlage! ‚Schon früh erkannte die US-Regierung den wahren Charakter Guttenbergs – er, der Querdenker, änderte schließlich seine Meinung komplett, so dass alle anderen ihm zustimmen mussten.‘ Na, ist das gut?“ „Prima, und dann gleich der Wechsel ins Verteidigungsministerium.“ „Da würde ich mal vorschlagen: ‚Er war nur kurz im Amt, doch er durfte bereits an der Entlassung vieler großer Bundeswehrangehöriger teilnehmen.‘ Oder klingt das zu offensichtlich?“ „Was machen wir mit den toten Soldaten?“ „Hm, ich würde sagen: ‚Er zeigte sich stets aufs Neue wieder routiniert betroffen.‘“ „Einverstanden, das ist gut!“

„Aber dann diese Vorfälle im Ministeramt, da bräuchten wir eine gute Sprachregelung. Was machen wir denn da?“ „Was liegt an?“ „Die Affäre von Kundus.“ „Warten Sie mal. So: ‚Auch nach dem tödlichen Luftangriff war Guttenberg irgendwann informiert oder nicht informiert und wusste genau oder nicht Bescheid über die Sachlage oder das Gegenteil oder gar nicht.‘“ „Das klingt aber komisch.“ „Entspricht aber unserer Wahrheit.“ „Und wenn wir jetzt die Gorch Fock…“ „Da sage ich: ‚In äußerster Entschlossenheit entschloss sich der Minister in treuer Zusammenarbeit mit den wichtigsten Informationskanälen, entschlossen den nächsten zu entlassen, der verantwortlich aussah.‘“ „Hm. Etwas dick, finden Sie nicht?“ „Wir müssen auch ein bisschen Rücksicht nehmen, manche Journalisten mögen das Gerede gar nicht.“

„Ähm, da ist noch… Sie wissen schon…“ „Raus mit der Sprache!“ „Die Briefe.“ „Welche Briefe?“ „Die Feldpost aus Afghanistan.“ „Ach so. Hm. Also: ‚Aus einer menschlichen Regung heraus ließ der Minister die private Kommunikation seiner Soldatinnen und Soldaten analysieren.‘“ „Aber ich bitte Sie, das ist doch nun echt…“ „Ich bin doch noch gar nicht fertig! ‚Die so gewonnenen Erkenntnisse schweißten ihn noch enger mit der Truppe in Not und Tod zusammen.‘“ „À propos, Kerner. Was machen wir damit?“ „Was steht da?“ „Da steht: ‚Zusammen mit seiner völlig überflüssigen Gattin besuchte er Afghanistan und zog auf Kosten des Steuerzahlers eine elende Tränendrüsenshow unter Beteiligung der TV-Schwurbelgurke Johannes B. Kerner ab.‘ Was machen wir daraus?“ „Gut, das geht so: ‚Zur Weihnachtszeit zeigten er und seine Gattin, die geborene Gräfin von Bismarck-Schönhausen, ein Herz für die tapferen Krieger in der Wüste, und gaben ihnen einen Lichtblick durch die…‘“ „Jetzt wird’s langsam messianisch, bremsen Sie sich!“ „‚… Anwesenheit im Militärlager, dessen karge und heroische Anmutung sie in lebendigen Bildern von großer Wirksamkeit in die deutschen Wohnzimmer brachten.‘ Zufrieden?“ „Na, geht so.“

„Dann hätten wir jetzt ja noch ein Thema: diese Dissertation.“ „Da steht nichts.“ „Ah, verstehe. Das Staatsexamen war derart beschissen, dass die Uni ihn gar nicht hätte…“ „Reißen Sie sich am Riemen, Mann! Sie sind hier als Sprachrohr eingestellt!“ „Schon gut. Was haben wir noch auf dem Zettel? War’s das jetzt?“ „Da. Lesen Sie.“ „Aha. Und Sie wollen das wirklich übersetzen lassen?“ „Ich bitte darum.“ „Na dann: ‚Schließlich beendete er seine politische Karriere so, wie er sie bisher geführt hatte: als ein erbärmlicher Waschlappen, der sich beim leisesten Lüftchen wegduckt, nicht, ohne allen Beteiligten noch einmal ordentlich vors Knie zu treten und zwei für Deutschland gefallenen Soldaten ins Grab zu spucken. Er war ein korrupter Nichtsnutz, ein unbegabter Schauspieler, ein in den besten Momenten drittklassiger Rhetoriker und ein ehrloses Kameradenschwein, das zur Befriedigung seines lächerlichen Standesdünkels über Leichen ging und sein Vaterland vorsätzlich und nachhaltig beschädigte.‘ Gut so?“