Fokuspokus

28 03 2023

„Ich habe keine Ahnung, ob das klappt, aber man könnte es doch wenigstens probieren. Sie müssten auch nicht persönlich dabei sein, Euer Eminenz, wir wären mit einem Erzbischof schon ganz zufrieden. Oder wenn Sie einen Pfarrer schicken würden.

In Frankreich hat das doch schon ganz prima geklappt, das haben die eine Prozession von der Kathedrale bis zum Fluss gemacht, die Diözese hat das veranstaltet, und alles war sehr schön. Und dann hat es tatsächlich in den nächsten Stunden geregnet. Geregnet! Euer Eminenz, das könnte man doch auch hier in Deutschland machen, um mit den Klimaaktivisten ins Gespräch zu kommen und anschlussfähig zu werden, damit wir als Kirche…

Naja, als Schwachsinn würde ich das jetzt nicht unbedingt bezeichnen wollen, vielleicht ist es ein bisschen ungewöhnlich, aber wenn wir als Kirche up to date sein wollen, müssen wir auch etwas dafür tun. Die großen Dürren sind ja noch nicht da, die kommen erst im Sommer, da werden christliche Politiker wieder große Reden schwingen, der Söder wird sagen, die Grünen hätten das Wasser verboten, der Merz wird behaupten, die Sozialtouristen hätten es in die Ukraine umgeleitet, und der Papst wird ein paar salbungsvolle Worte vom Stapel lassen und zum Gebet aufrufen. Das können wir doch besser.

Eminenz, wer redet denn von Regentänzen! Es ist doch eine schöne Tradition, wenn man mit ein paar Heiligenbildern durch die Gegend schreitet, das mach sich auch immer gut in den Medien, wenn die Leute sehen: guckt mal, die Kirche labert nicht nur, die tun was. Meinen Sie nicht auch, dass uns das viel Sympathie einbringen würde? Aberglaube? Was ist denn an so einer Prozession Aberglaube? Ja, natürlich haben wir keinen Beweis, dass es ohne die Prozession nicht geregnet hätte. Wenn Sie das auf die Goldwaage legen wollen, bitte, aber so darf man an theologische Fragen doch nicht herangehen. Das hat doch mit dem Glauben zu tun, oder habe ich da etwas falsch verstanden? Ich will mit Ihnen jetzt keine religionssoziologische Diskussion über die Semantisierung vorchristlichen Brauchtums führen oder über mittelalterliche Volksfrömmigkeit, aber als Marktführer für Spiritualität sind wir doch in der Pflicht, hier ein vernünftiges Angebot zu machen.

Und wo wir gerade beim Aberglauben sind, warum wird dann bei jeder anderen Gelegenheit um Frieden gebetet oder bei Naturkatastrophen um die Rettung? Das würde nach Ihrer Ansicht auch jeder theologischen Grundlage entbehren, oder? Müssten wir da nicht auch einschreiten, beispielsweise bei Heiligenverehrung oder Wallfahrten oder Reliquien und der ganzen Volksfrömmigkeit? Das macht auch keinen Unterschied, Exzellenz, wen die Leute da gerade anbeten, die Hauptsache ist doch, dass ein Priester voranschreitet. Da haben wir als Kirche endlich mal wieder Wirkmacht – man darf die Menschen mit ihren metaphysischen Bedürfnissen auf keinen Fall allein lassen, sonst wenden sie sich anderen Vorstellungen zu, und das können Sie doch nicht wollen!

Der Rhein bietet sich ja geradezu an, und wenn wir die Prozession vor dem Kölner Dom starten, dann sind wir, ohne dass wir vorher noch durch die Innenstadt müssten, dann starten wir im Grunde genommen am Kölner Dom, da starten wir die Prozession im Rhein, in zehn Minuten, wenn man sich mal die Boote anschaut, die sind fünfhundert Meter davon entfernt – Herr Kardinal, hören Sie mir überhaupt zu? Das würde doch schon reichen, und wir springen auf den Zug mit dem Klimaschutz auf. Dann unterfüttern wir das noch christlich, Sie können ja irgendwas mit der Schöpfung predigen, die wir alle bewahren müssen, und deshalb setzen wir ein Zeichen, dass wir das nicht aus dem Fokus verlieren, und wenn wir vorher mit dem Deutschen Wetterdienst sprechen, können wir bei geeigneter Witterung die Sache ja zeitlich flexibel stattfinden lassen. Was meinen Sie, wäre das nicht genial?

Entschuldigung, aber das finde ich jetzt total unlogisch. Wir können doch als Kirche nicht unsere beste PR-Maßnahme aufgeben, nur weil sie sinnlos ist. Beten hilft nichts, weil man dann nicht mehr zum Arzt geht? Höchstwürden, nach dem Prinzip haben wir seit Jahrhunderten gehandelt, das kennen die Leute, das schafft Wiedererkennungswert. Und die Leute haben ja auch nicht primär um Regen gebetet, den gab’s ja, aber eben nicht da, wo sie ihn haben wollten. Sie kennen das vielleicht von Sankt Florian, wenn Sie mit dem ein vertrauliches Wort reden, dann brennt’s schon noch, aber eben nicht mehr bei Ihnen.

Ob wir was!? ich bitte Sie, wenn sich die halbe Bischofskonferenz auf der Straße festklebt, dann können wir den ganzen Laden hier dichtmachen! Das mit dem Ungehorsam war doch metaphorisch gemeint, oder habe ich da im Religionsunterricht nicht aufgepasst? Sie können von uns doch nicht erwarten, dass wir auch noch Klimapolitik machen, schon gar nicht für eine andere Partei als bisher. Außerdem passen Sachen mit Eventcharakter viel besser zur jungen Generation, die kleben sich dann vielleicht auch nicht mehr fest, wenn sie kapieren, dass sie die Politik mit Christopherus-Prozessionen viel mehr schocken können. Ich weiß auch nicht, wie man es Ihnen noch recht machen soll – wir können doch nicht einfach zusehen, wie die anderen Esoteriker das für sich okkupieren. Wollen Sie denn Hare-Krischna-Gesänge in der Kölner Altstadt!?

Ja, verstanden. Wir blasen das ab, das war eine Schnapsidee. Ich sollte mich als Referent nicht in Ihre Angelegenheiten einmischen. Aber wo wir so nett plaudern, Euer Eminenz, der Umritt mit der Blutmadonna für die nächste Ernte bleibt?“





Canossa

25 07 2022

Wenn bei Ihnen keiner dafür zuständig ist, warum gehen Sie uns dann damit auf den Senkel? Ich bitte Sie, in jeder Sparkasse gibt es einen zuständigen Mitarbeiter für jeden Bereich, dann werden Sie es doch hinkriegen, mich durchzustellen? Oder haben im Vatikan jetzt alle ein Schweigegelübde abgelegt?

Luther, wie man’s spricht. Ich bin hier der zuständige Sachbearbeiter, und da Sie es nicht für nötig halten, Ihre Geschäftspost zu unterschreiben, müssen wir halt nachfragen. Wir können den Mist auch gerne ignorieren, aber da es sich Ihrer Ansicht nach ja um eine offizielle Erklärung der Kirche handelt, wüssten wir gerne, wer für den Blödsinn verantwortlich ist. Von oben wird’s ja wohl nicht gekommen sein, die Unglaubenskongregation war meines Wissens auch nicht beteiligt, und die Mafia ist bei Ihnen nur für die Finanzen zuständig. Oder es war der Unheilige Geist, so genau kann man das in der Zentrale nicht immer unterscheiden.

Beispielsweise wüssten wir hier gerne mal, was das heißt, dass eine neue Ausrichtung der Lehre und der Moral zu unterbleiben hat, weil die Bischöfe und die Gläubigen dazu gar nicht befugt seien. Sie wollen ernsthaft eine Predigt über Moral halten? Kaut bei Ihnen einer Weihrauch zum Nachtisch? Sie haben so viel Moral, Sie haben die doppelt. Sie wollen zur Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes verbieten, dass wir uns an Recht und Gesetz halten, während Sie in Ihrer Pädophilensammelunterkunft fröhlich die Verantwortung nach unten delegieren, wenn mal wieder ein Missbrauchsfall sich nicht gut genug vertuschen lässt? Kleiner Hinweis: um ein Machtwort zu sprechen, muss man erst mal Macht haben. Vermutlich kommt deshalb aus Rom nur noch heiße Luft.

Sie haben Ihren Scheißladen längst nicht mehr im Griff, so sieht’s doch aus. Sie versuchen alle Debatten zu verhindern, was uns gepflegt am Arsch vorbeigeht, ansonsten blocken Sie jede halbwegs sinnvolle Entwicklung, um hinterher behaupten zu können, dass Sie sich durchgesetzt haben. Für wen hält sich dieser Papst eigentlich, für Christian Lindner?

Die Teilkirchen werden von der Weltkirche getrennt und würden sich schwächen, verderben und sterben – Kokolores, Hochwürden, das ist die Drohung, dem deutschen Klerus ins Weihwasser zu brunzen, aber als Rumpelstilzchennummer. Das soll eine Drohung sein? Hat Ihr Abteilungsleiter für Kirchenzucht bei Canossa was an der Rübe abgekriegt? Und den Schwachsinn wollen Sie uns auch noch als Dialogangebot verkaufen? Weiß Putin, dass Sie seine blöden Witze klauen?

Das Unangenehme für Sie ist, dass nicht nur in den Gemeinden genug Reformwillige gibt, die nicht einfach austreten oder die Klappe halten, damit sie weiter kirchlich bestattet werden und zwei bis dreimal pro Woche ihre Steuergelder bei der Arbeit angucken können. Es gibt auch jede Menge Priester und Theologen, die sich dieses Trauerspielchen im goldenen Ornat nicht mehr geben werden. Dass das Einbußen im Milliardenhöhe für die Geschäftsstelle Rom bedeutet, war Ihnen aber schon klar?

Sie können nicht alle exkommunizieren, da es sich dabei um eine Tatstrafe handelt. Spätestens bei tätiger Reue müssen Sie die rückgängig machen, und was tätige Reue bedeutet, bestimmt immer noch das kanonische Recht. Dass Sie davon wenig Ahnung haben, müssen Sie mir nicht erzählen, das ist das einzige, was ich Ihnen sofort glaube. Sie hätten bei Canossa eben doch besser aufpassen sollen. Die Erschließung neuer Marktsegmente in Nord- und Südamerika ist nicht ganz so lukrativ wie geplant, da haben Sie auch keinen Staat, der die Kohle eintreibt. Ob Suizid aus Angst vor dem Tod auch verboten ist, darüber kann ich Ihnen nicht viel sagen, aber das wissen Sie sicher besser.

Dass Sie als Innendienstmitarbeiter der größten Homosexuellenorganisation der Welt Angst vor der Gleichberechtigung haben, ist schon ein bisschen putzig. Aber okay, Sie bezeichnen uns auch als ein Beispiel für Intransparenz und Machtmissbrauch. Sie uns. Das würde ja bedeuten, dass die Macht des Heiligen Stuhls in Bezug auf deutsche Katholiken leichte Gravitationsanomalien aufweist, insofern ist das als Teilgeständnis schon mal gut. Wenn Sie sich jetzt noch entschließen könnten, endlich zuzugeben, dass es Ihnen nicht um Glaubensfragen, sondern um Disziplinierung und ausreichende Finanzierung des luxuriösen Lebensstils einiger Arschgeigen geht, die bisher wenig Zeit hatten, sich eine Bibel von innen anzusehen, dann wären wir therapeutisch ein großes Stück weiter. An mir liegt’s nicht, ich kann Ihnen nur empfehlen, dieses Dialogangebot als Weg zur Debatte auf Augenhöhe anzunehmen. Das ist in der Geschichte manchmal so, manchmal merkt man nämlich gar nicht, dass sie sich gerade ereignet.

Sie denken, dass wir die verknöcherte Struktur des Vatikans genau so verinnerlicht haben wie die Kardinäle ihr Abendmahl. Dass wir lange genug Angst gehabt haben, um sie irgendwann als Teil des Systems anzuerkennen und zu begrüßen. Dabei müssten Sie sich mal sehen, wie Sie unter der Kutte schlottern, wenn ein paar Laien ohne kanonische Befugnis und Bischöfe ohne Einschränkung ihrer von Rom verliehenen Amtsautorität sich Gedanken machen, die noch gar keine kirchenrechtlichen Folgen haben können. Dass hier Schafe und Hirten einer Meinung sind, ohne um Erlaubnis gefragt zu haben, das versetzt Sie in Angst. Das nenne ich mal Gottvertrauen. Und so eine Kirche, die sich in ein paar Jahrzehnten von selbst erledigt haben dürfte, sollen wir unseren Kindern hinterlassen? Ich sage Ihnen, was wir machen. Ein neues Testament.“





Aktivierendes Pflichtbekenntnis

24 03 2022

„Das mit der Transsubstantiation haben Sie kapiert? Ich frage nur, manchen ökumenischen Teilnehmern ist ja die Unterscheidung sinnlich wahrnehmbarer Akzidentien von einer Substanz im aristotelischen Verständnis gar nicht klar, weshalb wir auch mit Kannibalismusvorwürfen konfrontiert werden. Wer bei uns steuerpflichtiges Mitglied wird, sollte diese intellektuellen Feinheiten schon kennen.

Früher haben sich die Menschen ja größtenteils mit Glaubensinhalten beschäftigt, wenn sie aus der Kirche austreten wollten. Deshalb haben wir ihnen auch unsere Bodentruppen auf den Hals gehetzt, damit wir sie wieder einfangen können. Aber wenn man eben in dieses System hineingeboren wurde, nie etwas hinterfragt hat und seine Zugehörigkeit nur am Lohnzettel merkt, geht das auch leicht. Seit wir jetzt so eine Art aktivierendes Pflichtbekenntnis mit Kompetenzprüfung haben – erinnert ein wenig an die linksreformatorische Täuferbewegung – ist die Sache natürlich schwieriger geworden. Früher mussten man nur mal auf der Straße fragen, was Pfingsten bedeutet, mit den Antworten hätte man ein Zirkusprogramm bestreiten können. Jetzt haben wir einen qualitätsgesicherten Prozess, der nur die aufgeklärten und religionsgeeigneten Personen in die Kirche reinlässt. Das ist schon ein Fortschritt.

Haben Sie das Faltblatt zur Dogmatik gelesen? Das wird abgefragt. Besonders das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit, das müssen Sie kennen. Das hat der Papst übrigens zuletzt beim Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel in Gebrauch genommen. Praktisch, oder? Das ist so ein echter Boss Move, Sie können sich als Papst einfach nicht irren, und wenn Ihnen eine tolle neue Idee für einen Feiertag einfällt, für den es keinen biblischen Beweis gibt, zack! Unfehlbarkeit. Also das müssen Sie neben der Eucharistie drauf haben, sonst können Sie sich so eine Messe schenken.

Natürlich ist da jede Menge Murks dahinter, der schlicht auswendig gelernt wird. Das betet man nach, das sind die Spielregeln bei Kulthandlungen, wann der Priester die Mütze aufsetzt und mit der Spardose die Kirche vollqualmt. Als Protestant ist die Vorbereitung auf die Kirchenzugehörigkeit eher Gedächtnistraining, da sagen Sie sämtliche Gebote und das Glaubensbekenntnis auswendig und die Erklärungen im Katechismus, die dann gleichzeitig als Ersatz für theologische Grundsatzdiskussionen gelten. Man muss ja nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht, und was es bedeutet, ist ja nicht ganz so wichtig. Wenn Sie Ihren Pastor mit ontologischen Fragestellungen nerven, halten Sie nur den Betrieb auf.

Bei den Katholiken ist das schon anders, da wird auf moralische Fragen besonders geachtet. Vor der Firmung beispielsweise werden Sie gefragt, ob Sie denn auch rein sind – also im kultischen Sinn, was natürlich ein gewisses Alter voraussetzt, aber ab sieben sollte man schon wissen, was falsch und was richtig ist, und ab dann kann man so einem Kind schon mit Schuldgefühlen die Restexistenz in die Tone treten. Hat der Firmling noch kein eigenes Sündenbewusstsein entwickelt – Glück gehabt, man weiß ja nie, wo der Pfarrer da seine Finger drin gehabt hat. Und fühlt sich das Kind sündig, dann ist es für die Idee einer psychischen Unterdrückung gewonnen. Professionelle Katholiken entledigen sich regelmäßig durch die Beichte vom Druck und sündigen dann fröhlich weiter, aber das wird ja so gut wie nie öffentlich empfohlen. Verboten hat es die Kirche aber bisher nicht, zumindest nicht bei ihrem hauptamtlichen Personal.

Ja, da sind Sie überrascht, aber das ist halt der übliche Weg. Erst werden Sie umfassend über die Inhalte aufgeklärt, dann können Sie entscheiden, ob Ihnen der Spaß die monatlichen Gebühren wert ist. Gemäß Bundesgesetz ist ein Kind schon ab dem vollendeten zehnten Lebensjahr zu hören, wenn in der religiösen Erziehung eine Veränderung eintritt. Was da vorher stattgefunden hat, wurde zum Glück für die Kirchen bisher gar nicht berücksichtigt. Da wurden Sie in die Konfession Ihrer Eltern geboren, ab dann gilt: mitgegangen, mitgefangen. Ausnahme war auch hier, wenn Sie wegen einer Behinderung als nicht vernünftig genug erschienen, um wider die Vernunft die Eucharistie zu empfangen. Sie sind ja erst beim Verstehen der Transsubstantiation in der Lage, diesen Ritus intellektuell zu erfassen. Aber das hat die Kirche schon vor Jahren abgeschafft, auch erst nach der Vorhölle, weil Sie durch den Tod vor der Taufe irgendwie doch sündig sind – in dem Fall war das Ableben vor der Firmung der Grund für die mangelnde Reinheit, sonst ist das andersrum oder hängt vom Sündenbewusstsein ab, aber so eine Fundamentaltheologie macht ja nur Spaß, wenn man sie machen kann, wie’s halt in den Kram passt.

In der Hinsicht ist Religion tatsächlich so etwas wie eine limitierte Gesellschaft. Natürlich nur für die, die das hauptberuflich betreiben. Sie müssen für die Aufnahme in den Club erst mal Prüfungen ablegen, hier und da werden Gebühren fällig, und wenn Sie erst mal drin sind, können Sie machen, was Sie wollen. Ob Sie jetzt Fußpfleger sind oder Priester, ganz egal. Falls Sie doch einmal Stress kriegen, hetzt der Verein die besten Anwälte auf das Rechtssystem außerhalb der eigenen Mauern, und ob das wirklich strafbar ist, wenn Sie vor einem Firmling die Hosen herunterlassen, das entscheiden dann im Zweifel Sie selbst.

Sie müssen sich nicht jetzt entscheiden, Sie haben Zeit, und wenn Sie gar nicht wollen, lassen Sie es einfach. Nur noch ein gut gemeinter Rat, weil hier ja noch andere Prospekte herumliegen: die andere Esoterik ist auch nicht kostenlos.“





Klare Unschuldsvermutung

8 02 2022

„Hauptsache, der Papst ist katholisch, über den Rest kann man ja mal reden. Und das machen Sie am besten mit dem Papst, weil der weiß, was in seiner Kirche wie passiert. Weil er ja katholisch ist.

Wir könnten es uns leicht machen, weil das eine Einmischung in innere Angelegenheiten ist, und da verstehen wir keinen Spaß. Wir haben schließlich Macht, über Sünde und Erlösung zu entscheiden, da uns diese Macht ja verliehen wurde, und Sie sollten nicht leichtfertig damit umgehen. Aber wir sind natürlich auch verantwortungsvoll, deshalb sehen wir Fehler ein, manchmal nicht alle und auch nicht sofort, manchmal dauert ein bisschen länger, aber wir haben dann auch immer eine ganz klare Schuldzuweisung. Bevor man über andere Dinge auch nur nachdenkt, Vergebung oder was einem da sonst so einfällt, da muss man immer eine klare Schuldzuweisung liefern. Bei uns zum Beispiel ist es gerade der Zölibat, beziehungsweise die Art, wie die Außenstehenden damit umgehen.

Der Zölibat wurde nicht einfach so erfunden, der gründet sich schon auf eine lange Tradition. Wir können uns jetzt seit fast tausend Jahren auf ein kirchliches Dekret berufen, das die Ehelosigkeit in der biblischen Tradition als Vorbild nennt, und das ist für uns als Kirche auch sehr wichtig, weil wir uns schließlich von der Weltlichkeit unterscheiden müssen. Man kann ja als Priester, der einen direkten Draht nach oben hat, nicht einfach so leben wie ein Klempner oder ein Busfahrer, schließlich muss man da ganz in seinem Beruf aufgehen. Bis zu einem gewissen Grad zumindest. Das christliche Gebot der Armut zum Beispiel sehen wir jetzt auch eher dialektisch, da müssen wir der Gesellschaft als Vorbild dienen. Schließlich sollen die Menschen sehen, dass man mit der Wahl des Arbeitgebers eine Menge richtig machen kann.

Sie dürfen jetzt nicht denken, der Zölibat sei nur eine Strategie gewesen, den materiellen Besitz der Priester unter zu vielen Erben aufzuteilen. Das ist mit der Überführung sämtlicher Besitztümer in eine internationale Konzernstruktur sowieso egal, da vererben Sie höchstens noch ihr Privateigentum, aber nicht mal so einen Protzpalast wie der Typ aus Limburg. Alles paletti soweit. Aber dann denken Sie mal an die Sozialversicherungen – wenn wir als Kirche nicht nur die Altersbezüge der Haushälterin, sondern das Witwengeld der Kardinalsgattin zahlen müssen, dann können wir bald eine Hypothek auf den Petersdom aufnehmen, und dann haben wir die nächste Reformation am Arsch, das können Sie mir glauben.

Wir sind doch in Wahrheit die Garanten eines modernen Rechtsstaates. Die katholische Kirche ist eine perfekt organisierte Parallelgesellschaft, die sich mit der Verfassung so weit arrangiert hat, dass sie nicht mehr der Verfolgung ausgesetzt ist, und im Gegenzug regeln wir etwaige Verfehlungen in den eigenen Reihen durch interne Verfahren, ohne der Justiz damit zur Last zu fallen. Die hätte sonst auch alle Hände zu tun. Finden Sie nicht, dass so ein Arrangement ein bisschen mehr Anerkennung von der Öffentlichkeit verdient und nicht diese ganze Hetze, der wir seit Jahrhunderten ausgesetzt sind?

Und wir haben nichts gegen Frauen. Es muss ja in der Kirche auch mal einer feucht durchwischen, da sind die Prioritäten ganz eindeutig gesetzt – die Arbeitskleidung von so einem Kardinal ist für diese Tätigkeiten gar nicht geeignet, und wenn Sie das Chorhemd einmal schmutzig machen, das kriegen Sie nie mehr raus. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit rhetorischen Tricks, dann müssen die Priester eben in der Zeit die Kleider wechseln, das würde ja bedeuten, dass Frauen eine Soutane tragen. Das ist abartig. Die Frauen, die bei uns in der Gemeinde herumlaufen, tragen alle Hosen, und das ist auch gut so. Man muss doch die Geschlechter auch unterscheiden können.

Da sind wir viel näher an der Gesellschaft, als manche glauben wollen. Es gibt ja heute in der Provinz noch manche, da sind Sie als geschiedener und wieder verheirateter Katholik ein Paria. Es gibt da kleine Familienunternehmen, teilweise auch ein paar größere, nehmen Sie zum Beispiel Kliniken oder Kindergärten, da können Sie als Katholik eine zweite Ehe gar nicht ins Berufsleben integrieren. Das ist ja nicht nur sehr volksnah, wenn wir als katholische Kirche diese Wertvorstellungen direkt übernehmen, das ist auch eine soziale Einstellung. In einer zweiten Ehe ohne päpstliche Erlaubnis ist dann der Weg in eine sehr viel bessere Work-Life-Balance offen, weil Sie sich um Work ja gar nicht mehr kümmern müssen, und die Leute, mit denen Sie eh nichts mehr zu tun haben wollen, lassen Sie auch freiwillig in Ruhe, und wo das nicht klappt, da hilft die Seelsorge vor Ort tatkräftig mit. Wir sind eine durch und durch bodenständige Kirche, die sich immer mit Sorgen und Nöten der Menschen befasst, und wir sind da ganz nah dran.

Verstehen Sie mich richtig, es gilt da natürlich auch eine klare Unschuldsvermutung. Man muss sich nicht selbst beschuldigen, das tun wir als die Organisation, die die Ermittlungen gegen sich selbst sehr ernst nimmt, selbstverständlich auch nie, denn das sind wir unseren Priestern schuldig. Und eine Kirche, die so mitten im Leben steht und immer ganz eng bei den Menschen ist, von Kindesbeinen an, der kann man doch vertrauen, oder? Menschlich sein, das ist es, was Kirche auszeichnet, in allen Facetten und gerade in den Situationen, in denen diese Menschlichkeit zum Markenkern wird, auf den Sie sich verlassen können, weil er authentisch ist. Und dass Menschen Arschlöcher sein können, hat sich bis zu Ihnen herumgesprochen, oder?





Allgemeine Unschuldsvermutung

27 01 2022

„… betont habe, dass es sich bei den Gesprächen nicht um polizeiliche Ermittlungen handele. Die mit der Deutschen Bischofskonferenz durchgeführten Unterhaltungen seien zum besseren Verständnis der jeweils anderen Organisation hinsichtlich einer…“

„… hätten römisch-katholische Würdenträger die Neufassung der Landespolizeigesetze zu einer bundeseinheitlichen Regelung angeregt. Die Kirche kenne die Vorzüge eines Sonderrechts, mit dem sie sich bei strafbaren Handlungen selbst aus der…“

„… die liturgischen Gewänder des Klerus als Uniformen anerkannt werden müssten. Darüber hinaus sei es für Priester empfehlenswert, wenn ihre Zeugenaussagen vor Gericht grundsätzlich als korrekt gewertet würden, auch wenn Fakten klar gegen ihre…“

„… gehe es vielfach um gesellschaftliche Macht, die durch Handeln in Ausnahmesituationen gesichert werden müsse. Die Kirche rate den Polizeibeamten, sich mehr als eigenen Stand zu betrachten, wie es in der traditionellen Ordnung bis zur Einführung der Demokratie und der…“

„… gewisse Bestandteile der Unfehlbarkeit im kanonischen Recht auch auf Angehörige des niederen Klerus anwendbar sein müssten. Dies sichere im Falle der Strafverfolgung vor allem die Pfarrer, die bisher nur durch Laien in einer…“

„… dass Polizeigewalt oftmals als Reflex auf den großen Stress gedeutet werde, der durch den stetigen Vorwurf unangemessen gewaltsamen Vorgehens sowie die daraus entstehenden Vorurteile entstehe. Eine ähnlich komplexe Situation ergebe sich aus der theologisch für viele nicht mehr nachvollziehbaren Ablehnung von Menschen, die sich der Kirche als…“

„… Kirche und Polizei als Traditionslinien wahrnehmen müsse, die auch vieles zur Entstehung gesellschaftlicher Freiräume geleistet hätten. So biete der Polizeidienst zahlreichen gewaltbereiten Schlägern eine Möglichkeit, ohne eine kriminelle Karriere ihre Neigungen auszuleben und damit…“

„… in einer gemeinsamen Kampagne für mehr öffentlichen Respekt werben müssten. Es sei ein offenbares Problem, dass Nachwuchs mit falschen Vorstellungen von einem Einstieg in gewachsene Strukturen der Organisation abgehalten würden, was mittelfristig für einen Mangel an…“

„… gebe es in der kirchlichen Tradition ebenso die Chance, pädophile Impulse zu verwirklichen, ohne eine eigene Familie aufbauen zu müssen. Die Gemeinsamkeiten wollten beide in naher Zukunft stärker herausarbeiten, um eine bessere Transparenz in der Strafverfolgung und ein verständnisvolles…“

„… sich nicht blind gesellschaftlichen Trends unterwerfen dürfe. Die Polizei sehe in der Haltung der römisch-katholischen Glaubensgemeinschaft ein Vorbild, da man sich hier beispielsweise nicht für übertriebenen Minderheitenschutz oder eine zwanghaft progressive Einstellung gegenüber einem fremdartigen…“

„… dürften Falschaussagen von Personen mit Führungsanspruch nicht immer moralisch gewertet werden. Wo es sich jedoch um juristisch relevante Aussagen handele, müsse man auf rein moralisch zu wertende Beurteilung vertrauen dürfen, da sonst schwerste Schäden an den Institutionen der…“

„… dass man öffentlichen Aufmärschen eher den Charakter einer Prozession verleihen müsse, um die Bevölkerung zu gewinnen. Durch mehr Präsenz im Straßenbild könne die Polizei viele…“

„… schätze die Kirche ihr Recht auf Verweigerung der Zeugenaussage. Es sei in diesem Zusammengang durchaus überlegenswert, ob eine Grundgesetzänderung den Sonderstatus der Polizei in strafprozessualen Belangen für die…“

„… Schadenersatzansprüche nicht einheitlich behandelt würden. Es sei noch zu klären, ob Priester haftungsrechtlich auf ihr Privatvermögen beschränkt oder Polizisten als Diener des Staates durch öffentliche Gelder entlastet werden sollten, eine Kombination aus beiden könne jedoch für mehr Attraktivität der Berufsbilder unter den…“

„… dass Fehler grundsätzlich nicht absichtlich begangen würden. Man strebe eine allgemeine Unschuldsvermutung an, die auch nach einer gerichtlichen Klärung der Vorwürfe weiterhin…“

„… es auch weiterhin keine Überschneidungen der Kernkompetenzen geben werde. Hochrangige Polizeivertreter hätten bestätigt, dass sie kein Interesse an der Ausübung sexualisierter Gewalt hätten, dafür würden sie von der Kirche den Verzicht auf alle Formen von rassistischer oder…“

„… dass es sich um Sonderstraftatbestände wie Körperverletzung oder Strafvereitelung im Amt handele, die der normale Bürger überhaupt nicht begehen könne. Diese bewusste Schlechterstellung müsse durch andere Maßnahmen ausgeglichen werden, um die seelische Belastung der Personen nicht ständig über Gebühr zu…“

„… die Neuorganisation der Diözesen in Kameradschaften und die Gliederung der Polizei als Bruderschaften vollziehen könne. Dies werde gerade im Hinblick auf gemeinsam geplante Aktionen eine ganz neue Perspektive für die…“

„… nehme die Polizei bei Vernehmungen ab sofort die Glaubensfreiheit für sich in Anspruch. Die freie Würdigung der Beweismittel sei mit dem Grundgesetz nicht so leicht…“

„… eine modifizierte Form der Zehn Gebote als Ersatz des Strafgesetzbuchs benutzt werden dürfe, wobei die kirchlichen Würdenträger sich schon aus christlicher Nächstenliebe mit einer umfassenden Vergebung sämtlicher…“





Amt und Würden

17 06 2021

„Alter, habt Ihr eigentlich noch alle Rillen auf der Erbse!? Wir reden uns seit Jahren Fransen ins Gesicht, dass Ihr Deutschen Euren Laden langsam mal wieder in den Griff kriegt, rein disziplinarisch gesehen, und dann kommt Ihr mit dieser Knalltüte angekrochen? Ob Ihr uns verarschen wollt, hatte ich gefragt!?

Meine Güte, die Kollegen sind gerade erst mit der Erzdiözese Köln fertig geworden, und die sind richtig durch. Wenn ich mir vorstelle, was die sich für Schmutz ansehen mussten, ich würde hinterher unter Waschzwang leiden. Keine Ahnung, seit wann sich der ganze Krempel da aufstapelt, aber es ist mittlerweile bis Rom zu riechen. Und kaum haben wir hier einmal halbwegs Geschlossenheit und Handlungsfähigkeit gezeigt, fallt Ihr Flitzpiepen uns mit Anlauf in den Rücken. Was habt Ihr Euch eigentlich bei dem Theater gedacht? Nein, anders: was habt Ihr Euch überhaupt gedacht? Und womit?

Ihr habt doch nun wirklich ein paar halbwegs vernünftiger Leute, auch wenn Eure Parteispitze zum größten Teil aus Vollidioten besteht. Ich will nicht ungerecht sein, die haben wir auch, vor allem in der Chefetage haben die Typen bei uns auch alle einen mittelschweren Schatten. Aber wie kommt Ihr auf das schmale Brett, dieses komplett verstrahlte Funkenmariechen erst zum Vorsitzenden zu machen und dann auch noch zum Kanzlerkandidaten? Ballert Ihr Euch jetzt den Messwein schon vor dem Frühstück in die Birne? Oder seid Ihr alle einfach nur bescheuert? Der Mann hat doch das Charisma von einer Rolle Müllbeuteln, merkt Ihr denn gar nichts mehr?

Die Peinlichkeit ist doch, es hat sechzehn Jahre lang wunderbar funktioniert, was sage ich: es war die perfekte Symbiose aus Ethik und Verantwortung für den Staat, und wer hat den ganzen Zauber auf die Reihe gekriegt? Ein Frau! Eine Frau, und die ist auch noch Protestantin! Pastorentochter, das ist wie feindliche Übernahme der Konkurrenz! Gegen die Beliebtheitswerte und das internationale Renommee hat ja sogar Ratzinger massiv abgestunken! Unsere treuen bayerischen Bazis haben sich die Taschen vollgestopft und die Verfassung demoliert, wie man das von diesem Egozentrikerverein erwartet hatte, und sie, das preußische Moralengelchen, die Angela hat nicht einmal die Hand aufgehalten, wenn man ihr ein paar Millionen angeboten hat oder einen Sitz im Aufsichtsrat. Die hat sogar allen ernstes an die christliche Empathie als bürgerliche Tugend der Deutschen appelliert, und das größte Wunder ist, dass sie es auch fast geschafft hätte, wenn Ihr degenerierten Deppen im Osten diese Nazibrut mit hochgepäppelt hättet, weil Ihr feigen Arschgeigen dachtet, damit kriegt man kirchenfern sozialisierte Massen dauerhaft unter Kontrolle. Weil Ihr zu doof seid zum Denken, deshalb! Und jetzt kommt Ihr mit diesem Rumpelclown? Was man mit Weihrauch nicht machen sollte, habt Ihr Hilfsministranten aber schon gelernt?

Was rede ich hier eigentlich, über moralische Untragbarkeit hat hier jedenfalls noch niemand ein Wort verloren. Der fälscht mal eben Klausurnoten und kehrt das dann unter den Teppich, und dann hat diese geistige Abrissbirne noch nicht mal den Arsch in der Hose, sich öffentlich dafür zu entschuldigen? Ich dachte, der ist katholisch und weiß halbwegs, wie das mit Beichte und Absolution funktioniert? Jedenfalls nicht so, dass man fröhlich sündigt und dann dem Pfarrer einen vom Pferd erzählt und seine zehn Vaterunser wegbetet und dann fröhlich weiter sündigt. Das mit den Geschäften vom eigenen Sohn und den Buchhonoraren – das war jedenfalls kein Weihnachtsgeld von der Partei – und dann die Auflösung der Stabsstelle Umweltkriminalität, das geht offensichtlich klar? Kamel, Nadelöhr, sonst ist hier alles okay?

Nehmt Euch gefälligst ein Beispiel an Kardinal Marx! Der hat es gar nicht nötig gehabt, seinen Rücktritt anzubieten. Schuld auf sich zu nehmen, wenn man in einer verantwortungsvollen Position ist und für die Verfehlungen an Schutzbefohlenen geradesteht, weil man sein Wort gegeben hat, das man nicht nach Gutdünken einfach mal bricht – schon mal gehört? Ja, das hatte ich erwartet. Mir hätte es gereicht, das als Leitbild demokratisch gewählter Regierungschefs zu verstehen, aber man kann nicht alles haben. Vielleicht kommt Ihr jetzt noch mit der üblichen Predigt, wenn man den Karren schon in die Scheiße gefahren hat, dann darf man auf keinen Fall zurücktreten, weil das ja nicht verantwortungsvoll genug wäre. Also bleibt Ihr alle hübsch in Amt und Bezahlung. Von Würde möchte ich in Eurem Fall lieber gar nicht erst anfangen.

Das mit dem Splitter im fremden Auge, das will ich in Zukunft auch nicht mehr hören. Wenn man als Anbieter für ein ethisches Fundament derart in der allgemeinen Kritik steht, und dann sind an allem immer nur die anderen schuld, vor allem für den ganzen Scheiß, den man nachgewiesenermaßen jahrelang selbst verursacht und sogar noch unter den Teppich gekehrt hat: das ist der beste Weg, um noch mehr Menschen endgültig für seine Sache zu verlieren. Bei uns ging das gut, dann reagierte der Markt, wir hatten millionenfach Anbieterwechsel, und jetzt stellen die Menschen fest, dass man auch ohne uns an irgendwas glauben kann, aber nichts glauben muss. Und dann muss man sich überlegen, ob man das alles immer so weiter machen will, ob man noch jeden Idioten in seinem Namen weiter mit durchfüttern will, wie ein Großkonzern, dem es wurst ist, wofür er seine Lizenzen hergibt. Also kurz und gut: das C ist ab sofort endgültig weg. Die Messe ist gelesen.“





Blitzableiter

20 01 2020

„Das ist eine organisatorische Frage. Der Papst ist für die ganzen fundamentaltheologischen Sachen da und für die Priesteraufgaben und für die Besuche im Ausland, und der Ratzinger labert halt Scheiße. Also quasi den heiligen Stuhl.

Klar, der Vatikan polarisiert. Deshalb ist es in dieser Zeit gerade so gut, dass wir nicht nur einen äußerst kontroversen Papst haben, sondern auch noch diesen ausgedienten Bayern im Schuppen. Das wirkt erst mal sehr merkwürdig, weil das im ganzen Reformprozess, der sich seit langer Zeit, also quasi seit der Gründung angestaut hat, weil das jetzt eben so enorm kontraproduktiv wirkt. Das ist nicht ganz ungefährlich, vor allem in Situationen, wo man in der Öffentlichkeit zeigen muss, dass man sich mit den Forderungen seiner zahlenden Kunden auseinandersetzt. Oder sie überhaupt erst mal zur Kenntnis genommen und dann auch kapiert hat. Und gerade dann ist da dieser eine Typ, dieser Hemmschuh, der im Grunde alles verhindert, was nach Modernisierung und Nachhaltigkeit aussieht. Siemens ist doch immer noch Konzern von Weltruf, trotzdem beschäftigen die Joe Kaeser. Oder hier, die SPD – Olaf Scholz.

In der Hinsicht sind wir wie die Industrie, die sich gegen den Klimawandel wehrt. Erst wehren wir uns gegen die, die nachweisen, dass wir Mist gebaut haben und weiter Mist bauen, dann leugnen wir, dass wir überhaupt Mist bauen können, dann bezeichnen wir alle als Lügner, die behaupten, dass Mist überhaupt existiert, und dann geben wir den Opfern die Schuld. Das kann man beliebig lange so weitermachen, uns kommt nur unangenehmerweise dieses metaphysische Zeugs dazwischen, das die Leute glauben, weil es in der Bibel steht. Man muss da schon eine sehr straffe Unternehmensführung haben, sonst kann man sich die Rendite in die Haare schmieren. Wir können nicht ewig warten mit der Reform des Pflichtzölibats, die Frauen, die wir uns als Arbeitstiere halten, wachsen leider auch nicht so schnell nach, wir müssen uns überlegen, wie wir das langfristig geregelt kriegen. Deshalb leisten wir uns für die Kundenbindung der rechten Kräfte auch einen zusätzlichen Aufsichtsrat. Für die unangenehmen Zwischenfälle. Wenn Sie sich auf den Glauben verlassen, sind Sie verloren. Deshalb ist auf jeder Kirche ja auch ein Blitzableiter.

Wir haben das jetzt auch in unsere offizielle Kommunikationsstrategie aufgenommen, damit die beiden ihre Erklärungen abwechselnd an die Presse schicken. Gute Bulle, böse Bulle. Dass Ratzinger da jetzt plötzlich einen Fallrückzieher macht, das war so nicht geplant, aber letztlich ist es für das Profil ganz gut, wenn sich der Papst jetzt von dieser Seite angegriffen sieht. Das erspart uns, dass wir nach fünfhundert Jahren die nächste Spaltung riskieren, und das wäre nicht nur marketingtechnisch eine Katastrophe. Diversifikation ist zwar praktisch, um möglichst den kompletten Markt abzudecken, aber bei unserem Produkt wird das kompliziert. Es wäre schon eine Herausforderung, sich einen neuen Markennamen auszudenken. Altkatholiken gibt’s schon, und die sind auch noch viel progressiver als der Marktführer.

Im Normalfall macht man interne Kritiker ja schnell mundtot. Oder man schiebt sie irgendwo in eine eigene Sparte ab, wo sie nicht mehr viel zu melden haben. Als Großinquisitor hat der Alte einen ganz guten Job gemacht, das muss man ihm lassen. Immerhin hat das mittlere Management vor ihm immer noch Angst. Aber ich sehe es noch nicht, dass wir eine feindliche Übernahme zu befürchten haben. Dazu fehlen ihm dann doch die Mittel. Der Laden ist ihm über den Kopf gewachsen.

Möglicherweise ist der Ratzinger auch schon dementer, als es vorher den Anschein hatte. Die Vorgänger waren ja auch nicht mehr alle ganz dicht – was erwarten Sie auch bei einem Berufsbild, in dem man Anweisungen von einem unsichtbaren Mann bekommt, den man erst nach seinem Tod kennen lernt. Natürlich gibt es da auch einige, die den Ratzinger als ein ausgekochtes Schlitzohr sehen und meinen, dem sei es völlig egal, wer unter ihm Papst ist. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Gegenpäpste hat es ja schon immer gegeben, und wenn Franziskus ihn jetzt als Ketzer an die frische Luft setzt, dann denken Sie daran, dass auch schon genügend Päpste plötzlich Visite beim Chef hatten.

Für dieses Jahr werden wir noch einen bis zwei Durchgänge erwarten können, ich tippe man auf das Thema Frauenordination. Da wird der Ratzinger irgendeinen antifeministischen Scheißdreck vom Stapel lassen, dann gibt es einen Aufschrei, die Deutsche Bischofskonferenz wird sich von dem alten Sack distanzieren, und der Papst lenkt mit viel harmoniesüchtigem Gelaber vom Konflikt ab. Falls seiner Heiligkeit nicht plötzlich der Hals platzt, er hat ja gesagt, wer seine Mutter beleidigt, kriegt aufs Maul. Dann wird er halt lernen müssen, wie wir das mit den Führungsaufgaben schon seit unserer Gründung gelöst haben. Es kann nur einen geben.“





Spanische Inquisition

4 12 2019

„… sich die Evangelische Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz geeinigt hätten, dass eine Mitgliedschaft in ihren Konfessionen und in der AfD zum sofortigen Ausschluss aus der…“

„… es sich in Wahrheit um eine jüdische Sekte handele, die man nach der Machtergreifung in Deutschland ausrotten werde. Höcke weise alle Partiegenossen an, ihrerseits mit sofortiger Wirkung aus der…“

„… mit sehr großem Bedauern zur Kenntnis genommen habe. Kramp-Karrenbauer habe daran erinnert, dass Christentum und Nationalsozialisten schon einmal sehr eng kooperiert hätten, und wolle alles dafür tun, dass bei einer zukünftigen Koalition wieder ein erfolgreiches Bündnis mit dem…“

„… werde die AfD-Führung die Amtskirchen verklagen, da diese ungeprüft sogenannte Christen als religiös verfolgte Minderheit anerkenne und mit einem Aufenthaltstitel ausstatten lasse. Die EKD stecke mit der Kanzlerdiktatorin unter einer Decke und plane die Errichtung einer…“

„… auch Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen betreffe, die durch den Wegfall der konfessionellen Bindung nicht mehr im Angestelltenverhältnis verbleiben könnten. Die Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck empfehle ihren ehemaligen Bediensteten, sich stattdessen einen Arbeitsplatz zu suchen, der noch nicht von Flüchtlingen oder…“

„… kein Recht auf gesellschaftliche Akzeptanz habe. Die Alternative für Deutschland habe sich fälschlicherweise sicher gefühlt, da sie die im Kaiserreich übliche Ablehnung der jüdischen Deutschen auf die heutigen Verhältnisse übertragen wolle, wie sie sonst auch bei der Konstruktion ihrer Dolchstoßlegenden auf obsolete Modelle von…“

„… sehe Kramp-Karrenbauer einen gewissen Gesprächsraum. In der gemeinsamen Verlautbarung mit AfD-Sprecher Chrupalla habe sie den Fokus auf die deutsche Ehre gelegt, die nicht durch eine international gesteuerte Organisation, die sich durch verdeckte Finanzschiebereien, Kindesmissbrauch und eine Architektur ohne jeglichen…“

„… habe er mit sehr, sehr großem Bedauern die Exkommunikation der CDU-Vorsitzenden in der Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz bekannt gegeben. Reinhard Kardinal Marx wolle die Reinerhaltung des Sakraments gegen die in mehreren Fällen als Spruchstrafe verhängte Ahndung der…“

„… dass die Kanzlei Höcker das Verbot der Verwendung der Wortmarke Christliches Abendland vor dem Hamburger Landgericht durchsetzen werde. Eine Strafe von jeweils mehr als hundert Trilliarden Reichsmark werde vor einem Volksausschuss der BRD GmbH noch in diesem…“

„… werde die Kirche offensichtlich durch den Kapitalgeber Soros mit genügend Finanzmitteln ausgestattet, um die Islamisierung Deutschlands noch in dieser Generation zu vollenden. Höcke wisse aus absolut sicherer Quelle, dass alle größeren Gotteshäuser unmittelbar vor dem Umbau zur Moschee stünden und die Steuermittel dazu von der Kanzlerin als notwendige …“

„… argumentiere Weidel, die Kirche habe in der Zeit, in der man sich noch ohne Androhung der Todesstrafe zu seiner rasserein deutschen Abkunft habe bekennen dürfen, die Verfolgung der Juden ideell und organisatorisch unterstützt, man dürfe sie also alle als Nazischlampen bezeichnen. Daher sei es auch gerechtfertigt, wenn sich die AfD heute als Verfolgte des Nationalsozialismus bezeichneten und alle Antifaschisten sofort in die…“

„… müsse die Hetzbotschaft des grünversifften Homo-Botschafters Jesus sofort verboten werden. Chrupalla sehe in der linksfaschistischen Agitation eines langhaarigen Asylbetrügers, der nur zur Ausnutzung der europäischen Sozialsysteme ins Abendland eingewandert sei, eine Rechtfertigung, Neger, Arbeitsscheue und jede andere Art von Rasseschädlingen sofort nach Auschwitz zu…“

„… aber nicht erwartet habe. Die Spanische Inquisition sei schon während der Wandlung vom Hochchor des Kölner Doms kommend auf die Parteispitze zugeschritten und habe ihnen zunächst ihre Rechte vorgelesen. Es sei dann zu einem kurzen Handgemenge gekommen, das durch einen Stich mit einem Springmesser durch Meuthen in Richtung des amtierenden…“

„… für vogelfrei erklärt habe. Die Genannten seien in den Gebäuden und auf den Grundstücken der Kirche nicht mehr geduldet und müssten mit der sofortigen…“

„… es zu einer Annäherung katholischer Laien und Priester komme. Beide sähen in der gewaltsamen Religionsfeindlichkeit der Rechtsextremisten ein Motiv für ein gemeinsames Vorgehen gegen den…“

„… das antidemokratisches, antisemitisches und rassistisches Denken in der Kirche vor 1933 bereits weit verbreitet gewesen sei. Höcker verklage die Deutsche Bischofskonferenz daher wegen einer vorsätzlichen Urheberrechtsverletzung und fordere die sofortige Abschaffung der Kirchensteuer unter der Voraussetzung, dass die Beträge ab sofort von allen Deutschen direkt an die Alternative für…“

„… zu keiner Einigung komme, da die EKD nicht bereit sei, das traditionelle Kruzifix mit einem AfD-Logo als Opfersymbol umzudeuten. Die bisherigen Forderungen der Rechtsextremisten seien keine Grundlage für eine weitere…“





Maria 2.0

18 06 2019

„… bewusst nur Männer als Apostel berufen habe. Voderholzer sehe den Heiland daher als wichtigsten Zeugen im Kampf gegen Ansprüche von Frauen im kirchlichen…“

„… vehement entgegentrete. Zunächst seien es Jünger gewesen, der Regensburger Bischof stehe damit in krassem Widerspruch zur fundamentalen Lehre des Katholizismus. Darüber hinaus sei aber auch eine…“

„… abgemildert habe. Das Bistum habe damit nicht die konkrete weibliche Person gemeint, die sich zumindest in Zeiten der Demokratie immer noch auf weltliches Recht berufen dürfe. Es gehe dem Bischof um eine generelle Einstufung von Frauen als…“

„… durchaus verstehe. Kramp-Karrenbauer sehe die Kirche im Recht, da hier eine Mehrheit einzelner Frauen eine nicht mehr hinnehmbare Meinungsmache gegen den…“

„… viele Frauen ihre Ehrenämter in der römisch-katholischen Kirche ruhen ließen. Lindner habe dies als ‚scheißfeministische Feministenscheiße‘ bezeichnet, da der Protest am Sonntag und nicht, wie man es von leistungsbereiten Staatsbürgern erwarten könne, innerhalb der Arbeitswoche zu einem weniger wichtigen…“

„… würden Frauen, die kirchliche Ämter bekleideten, auch zu Inzest neigen, da sie genau wie ihre männlichen Kollegen Probleme mit der zölibatären…“

„… dürfe man nämlich alle Frauen als feminismusstalinistische Stalinistenfeministinnen bezeichnen, da sie keine Männer seien. Lindner habe angekündigt, wenn er demnächst in der Schlange vor dem Abendmahl auf eine Frau treffe, von der er annehmen müsse, dass sie sich illegal in der…“

„… habe der Protestantismus seinen Namen erhalten. Kramp-Karrenbauer warne eindringlich vor einem Abfall von der römisch-katholischen Lehre, da nämlich alles andere ein ideologischer…“

„… das grundsätzliche Infragestellen der Zweiheit von Mann und Frau nicht von Gott gewollt sein könne, da es sich nicht durch eine konkrete Bibelstelle belegen lasse. Voderholzer könne durch seine profunden Schriftkenntnisse den genderbezogenen Terrorismus gegen die göttliche Wahrheit mit ganz einfachen…“

„… sei es nicht ausgeschlossen, dass Frauen die Erderwärmung ausgelöst hätten. Weidel bestehe jedoch darauf, dass dies durch linke Hexen, Jüdinnen, schwarze Migrantinnen aus islamischen Kulturen und…“

„… betone die Deutsche Bischofskonferenz noch einmal, dass ihnen die Frauen sehr am Herzen lägen. Es gebe keine billigeren Arbeitskräfte, mit denen man die karitativen Aufgabe der Kirche, die zur Mehrung ihrer steuerfreien…“

„… seien Frauen viel zu emotional, impulsiv, rachsüchtig und im Durchschnitt viel dümmer als Männer. Kramp-Karrenbauer wisse aus eigener…“

„… gebe es für jedes Wesen im Reich Gottes einen Platz, an dem dieses ein gefälliges Leben führen dürfe. Die Kirchenprovinz München und Freising habe dies auch in angeschlossenen weltlichen Dienstleistungsbetrieben wie der CSU stets für alle Frauen im Sinne des…“

„… an die im Altertum verbreitete Prostitution in den Tempeln erinnere. Voderholzer könne daher keine Religion akzeptieren, in der Frauen nicht als untergeordnete…“

„… könne die Werteunion nicht ausschließen, dass jede Frau, die ein Priesteramt anstrebe und daher automatisch als transsexuelle Befürworterin von Inzest und Kindesmissbrauch gelten müsse, alle paar Tage ihr Geschlecht wechseln wolle, was in der Entgeltabrechnung der Kirchenämter schon steuerlich viel zu…“

„… vor modernistischen Irrwegen wie der Altkatholischen Kirche warne. Die Junge Union stehe für eine ungebrochene Tradition, wie sie in Deutschland bereits seit dem dreizehnten…“

„… sei die Genderideologie ein Quell von Hass und Intoleranz, da sie die moralischen Prinzipien der katholischen Kirche in keinster Weise…“

„… erhebliche anthropologische Folgen habe. Die CDU könne nicht ein Grundsatzprogramm verabschieden, in dem klar zum Ausdruck komme, dass der Mann aus einer Rippe der Frau entstanden sei, sondern müsse dies in Rücksicht auf die …“

„… zu einer Diskussion gekommen sei. Obwohl die Mehrheit der Abgeordneten derzeit keinen rechtlich durchsetzbaren Weg zur Abschaffung der Verfassung sehe, wolle Söder durch ein Gesetz, dass in jedem Raum jeden Hauses im Freistaat ein Kruzifix hängen müsse, die Staatsgewalt der kirchlichen…“

„… drei Viertel aller Messen ausgefallen seien. Die Deutsche Bischofskonferenz sehe es als nicht hinnehmbaren Affront, dass alle Haushälterinnen in einer konzertierten Aktion keine liturgischen Gewänder mehr rechtzeitig zum…“

„… sich aus der Tatsache ableite, dass Gott selbst ein Mann sei. Voderholzer wolle sich auf weitere Fake News linker Atheisten nicht weiter einlassen und fordere staatliche Unterstützung bei der…“

„… sich geehrt fühle, das Wort zum Sonntag zu sprechen. Es sei ihr Anliegen, eine von Drogen, Homosexualität und Klimahysterie verstörte Jugend wieder auf den Pfad der Wahrheit zu führen. Sobald Kramp-Karrenbauer eine Sendezeit im Internet beantragt habe, werde sie sofort die…“





Kreuzbombenelement

24 11 2016

„Da legen wir freilich einen großen Wert darauf, dass der Bundespräsident christlicher Deutscher ist. Wobei, Deutscher reicht eigentlich aus. Und das mit der Religion, da geben wir uns mit öffentlichen Bekenntnissen zufrieden.

Nein, nicht mit einem Bekenntnis. Das wollen Sie wieder falsch verstehen. Wir hatten jetzt einen Pastor, der hat das schon ganz gut gemacht, auch wenn er bedauerlicherweise der falschen Konfession angehört, aber er hat wenigstens das mit dem Glauben nicht ernst genommen. Man darf sich ruhig zu etwas bekennen, es darf nur nicht gleich in ein Bekenntnis ausarten, verstehen Sie? Wir haben nämlich eine Trennung von Staat und Kirche, und deshalb zählt für uns auch als erstes das Bekenntnis zum Staat. Da sollte sich die Kirche dran halten.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe gar nichts gegen die Kirche als solche, aber wenn die jetzt auch noch anfängt, Politik zu machen, dann haben wir bald ein Chaos hier in unserem Land, das kriegen Sie mit dieser Asylantenkanzlerin alleine gar nicht hin! Das können wir uns nicht bieten lassen, wir als Bundesregierung, dass die Kirchen sich mit ihrer Meinung einmischen! Das ist ja auch eine völlig weltfremde Interpretation von Glaube, verstehen Sie – diese Leute berufen sich teilweise auf die Bibel, das ist doch nicht zu fassen! Die fordern Nächstenliebe, Jessasmariaundjosef, was soll ich mit Nächstenliebe? in einem Augenblick wollen die Barmherzigkeit für die Asylanten, als hätte hier jeder eine Kathedrale im Hinterhof, wo man eine Million Sozialfälle unterbringen kann, und dann wollen sie im nächsten Moment schon, dass wir die Fluchtursachen bekämpfen und in den Regionen für Frieden sorgen. Kreuzbombenelement noch mal, wenn wir keine Waffen in Krisengebiete verkaufen, woher nehmen wir denn dann das Geld für eine Million Asylanten? Sie dürfen diese Kirchenleute wirklich nicht fragen, da kommt nur Unsinn raus. Alles völlig weltfremder Unsinn.

Das deutsche Volk ist ja inzwischen regelrecht verängstigt, was diese kirchlichen Moralpredigten angeht. Was glauben Sie wohl, ist der Grund, dass die Deutschen immer mehr die Kirche verlassen? Die Kirche schafft sich ab, und das ist auf der einen Seite natürlich auch gut so, dass sie dann nicht ihren schädlichen Einfluss auf unsere politische Hoheit ausdehnen kann, aber auf der anderen Seite müssen wir als Christsoziale das freilich auch sehr bedauern. Merken Sie, in was für einem schlimmen moralischen Dilemma man sich als Christ befindet, wenn man dieser vollkommen unlogischen und, ich möchte sagen, bösartigen Zerstörungskampagne der christlichen Kirche ausgesetzt ist? Die können froh sein, dass sie in einem Rechtsstaat leben, in dem es noch Meinungsfreiheit gibt, sonst würden wir hier ganz andere Saiten aufziehen!

Überhaupt, die Kirche – die haben zur Spaltung unserer Gesellschaft doch jede Menge beigetragen! Es ist doch kein Zufall, dass wir als Christsoziale in relativem Wohlstand leben könnten, wenn es diese protestantischen Preußen da in Berlin nicht gäbe! Diese Neiddebatte, dieser Hass, das kommt doch nicht von ungefähr! Ich sag’s Ihnen, die Kirche hat auf das deutsche Volk nie Rücksicht genommen, vor allem in politischer Hinsicht. Früher vielleicht, da haben die Pfarrer noch mal ein offenes Wort mit ihren Schäfchen geredet, gerade vor der Wahl. Ich kenne das ja noch so, erst in die Frühmesse, und dann ins Wahllokal, und wenn man in der Messe eine vernünftige politische Instruktion bekommen hat, dann wusste man auch, wozu man danach ins Wahllokal ging. Aber diese Beliebigkeit, dieser Relativismus, so kann man doch heute keinen Staat mehr machen. Und ihn erst recht nicht moralisch legitimieren!

Schauen Sie sich mal unsere Kollegen von der AfD an, die machen das schon richtig. Die sagen von sich, sie fordern eine christliche Moral, die zwar weder christlich ist noch moralisch, und darum lehnen sie die Kirche ab, weil die ihnen zu viel Moral hat und zu christlich ist. Das ist doch wenigstens mal konsequent, warum können wir das nicht auch bei den Christsozialen versuchen? Wenn wir mit der Einstellung auf Flüchtlinge an der Grenze schießen müssten, das würde uns freilich sehr weh tun, aber wenigstens nicht moralisch. Wenn es Deutsche wären, so wie damals an der Mauer, das sähe gleich ganz anders aus!

Schauen Sie, von unseren stalinistischen Kritikern wird uns ja unter anderem vorgeworfen, dass die Leitkultur, die wir fordern, ausschließlich mit der Verfassung zu tun hat und gar nichts mit dem Christentum. Da würde ich sagen, den Gedanken, den greifen wir jetzt mal produktiv auf, und dann sage wir der Kirche, wir als Staat haben eine staatliche Definition von Leitkultur, und die Kirche soll sich da raushalten. Also aus dem Staat, nicht wahr, weil der ja die Leitkultur bestimmen soll, und aus dem Christentum am besten auch. Das wäre ja sowieso für alle die beste Lösung, wenn man das so konsequent zu Ende denken könnte, dass die Kirche sich da raushält: die CSU als Staat bestimmt, was Christentum ist, und ersetzt es mit ihrer Leitkultur. Dann können wir meinetwegen auch die Kirche im Dorf lassen.“