Deutſch

25 05 2023

„… der Regierende Bürgermeister für ein Ende der Gendersprache in der Verwaltung der Hauptstadt sorgen werde. Wegner sei der Ansicht, dass die Bürger genau dies von ihm verlangen würden, sonst hätten sie irgendeine linke Kulturextremistin und nicht ihn an die Spitze des…“

„… sich in einem offenen Brief an die Berliner CDU gewandt hätten. Abgesehen von der Tatsache, dass und wie Wegner ins Bürgermeisteramt gelangt sei, biete auch sein Verhalten reichlich Anlass zu der Vermutung, er wolle die Stadt zum Epizentrum der Idiotie machen. Die Verwaltungsmitarbeiter seien sich außerdem einig darüber, dass dies nicht in der Verantwortung des…“

„… sich das Verwaltungsgericht Berlin in erster Instanz mit mehreren Klagen beschäftige, die von den Behörden selbst angestrengt worden seien. So sei in einem Erlass des Bürgermeisters jede Form von ‚wokem Zwangsgendern‘ verboten worden, was den Eindruck erwecke, es handele sich bei den unter anderem auf den Empfehlungen des Duden basierenden Regeln um eine gesetzlich verankerte Pflicht, die bei Nichtbefolgung mit Strafen oder…“

„… den Brief nicht gelesen habe. Wegner sei darüber informiert worden, dass die Mitarbeiter sich als ‚Mitarbeitende‘ an ihn gewandt hätten, was aber grammatisch nicht korrekt wäre. Es handele sich nach seiner Expertise um Mitarbeiter, da dies Wort sowohl Ein- wie Mehrzahl umfasse und nicht die weibliche Form bevorzuge, wie es in der…“

„… dem Verwaltungsgericht widerspreche. Als Regierender Bürgermeister werde er tatsächlich Sprachregeln in Kraft setzen, bei denen ein Verstoß sowohl arbeitsrechtliche Folgen wie auch…“

„… eine deutsche Sprache verwenden wolle, die von den meisten Menschen in Berlin verstanden werde. Wegner ziele dabei vor allem auf Begriffe wie Männ*Innenfrauensaunaregelung, die nur zur Verwirrung bei Ausländern und anderen geistig zurückgebliebenen Personen in der…“

„… auch nach den Regeln der Rechtschreibung vor der Reform von 1996 abzufassen seien. Es werde zeitnah einen Erlass geben, nach dem alle offiziellen Dokumente der Stadt Berlin sowie die regierungsamtlichen Schreiben wieder nach den alten Formen einschließlich der…“

„… die Bezeichnung ‚woke‘ nach Ansicht des Verwaltungsgerichts als diskriminierungskritisch und von allgemeinem Anstand geleitet verstehen lasse. Insofern sei es nachvollziehbar, das Wegner damit nicht zu tun haben wolle, da es weder seinem politischen Stil noch seiner persönlichen…“

„… sei Wegner missverstanden worden. Er wolle auf keinen Fall durch eine Vereinfachung der Sprache mehr Verständlichkeit für Ausländer oder andere unerwünschte Bevölkerungsschichten…“

„… die IT des Landes Berlin keine Möglichkeit sehe, die automatische Rechtschreibkorrektur auf allen Bürocomputern wieder auf den Stand von vor 1996 zurückzuführen. Ein von Wegner vorweg erlassenes Landesgesetz, das die Verwendung der neuen Orthografie unter Strafe stelle, sei damit nicht zu…“

„… zur besseren Lesbarkeit Worte wie ‚deutsch‘ oder ‚Deutschland‘ stets in Versalien zu schreiben. Damit zeige Berlin, dass es sich nicht als Metropole zugezogener Fremdrassen, sondern ausschließlich als Hauptstadt der eigenen…“

„… vom Verfassungsgerichtshof des Landes ein Gutachten anfordern werde. Es müsse nach Ansicht der CDU auch abschließend geklärt werden, ob die traditionellen Schreibweisen wie die Vermeidung von Großbuchstaben mit Umlaut und die Verwendung des gemeinen s in mehreren Formen je nach dem…“

„… es sich um einen Übermittlungsfehler gehandelt haben müsse. Da Wegner seine Briefe diktiere, habe er nach der geltenden Versalienregel den Landesnamen mit dem entsprechend zu schreibenden Buchstaben auf Band gesprochen, was von der Stenotypistin als Großdeutschland in den…“

„… der Regierende Bürgermeister über gute Kontakte nach Russland verfüge. Dennoch sei es für die Senatsverwaltungen überraschend gekommen, dass das von einem Geschäftsfreund installierte Wörterbuch sich als Keylogger entpuppt habe, mit dem die Daten der Berliner Behörden verschlüsselt nach Moskau in den…“

„… sich für eine Unterscheidung von Binnen- und Schlussform ausgesprochen habe. Wegner habe gefordert, auch im handschriftlichen Gebrauch bis auf Weiteres Deutſch zu verwenden, um die nicht von einer bürgerlichen Mehrheit als falsch angesehene Multi-Kulti-Vergenderung zur bewussten Ausrottung des…“

„… neue Regeln für die Beschäftigung in der Berliner Verwaltung angekündigt habe. Es würden alle nach 2015 geschlossenen Verträge nicht mehr verlängert oder zeitnah aufgehoben, wenn Mitarbeiter nicht Deutsch als Schulfach bis zur Allgemeinen Hochschulreife nachweisen könnten. Dies sichere den Standard des Berliner…“

„… habe das Arbeitsgericht Berlin die fristlose Kündigung einer Sachbearbeiterin im Finanzamt Pankow/Weißensee für nichtig erklärt. Es habe sich nicht nur um keinen wichtigen Kündigungsgrund i.S.d. §626 BGB gehandelt, das der Mitarbeiterin als Arbeitsmittel zur Verfügung gestellte Programm habe beim Aufsetzen des Mahnschreibens auch die neuen Rechtschreibregeln verwendet, was von ihr nicht abgestellt werden oder…“

„… mehrere Lkw mit Duden-Nachdrucken in der Fassung von 1972 zur Verteilung an den Arbeitsplätzen in der Verwaltung angekommen seien. Es habe sich um eine Spende eines CDU-nahen Bauunternehmers gehandelt, der nicht namentlich in Erscheinung treten wolle, um die…“

„… für Verärgerung in Kreuzberg gesorgt habe. Der Regierende Bürgermeister habe in Begleitung mehrerer Journalisten und anderer Parteifreunde vor dem Imbissbetrieb Mustafas Döner die sofortige Schließung des Lokals durchsetzen wollen. Wegner verlange von Ausländern, dass sie ihre intellektuelle Minderwertigkeit durch einen korrekt gesetzten Deppenapostroph und eine…“

„… mit sofortiger Wirkung von seinem Amt entbunden worden sei. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg habe Wegners Abiturerlass in einem Eilverfahren bestätigt. Damit verbunden war auch die Prüfung seiner Befähigung zum obersten Verwaltungsbeamten, die allerdings wegen seines Schulabbruchs, nach dem er das Gymnasium ohne Allgemeine Hochschulreife verlassen habe, zur…“





Die Mittel heiligen den Zweck

22 05 2023

„Also die anlasslose Vorratsdatenspeicherung von Verbindungsdaten ist grundrechtswidrig.“ „Was die anlasslose Chatkontrolle von Inhalten damit erst recht grundrechtswidrig macht.“ „Das war genau so zu erwarten.“ „Der Europäische Gerichtshof hat sich ja dementsprechend geäußert.“ „Und der Juristische Dienst des EU-Rats auch.“ „Also ist die Chatkontrolle zur Aufrechterhaltung der lebendigen Demokratie…“ „Hä?“ „… und des Rechtsstaates absolut unerlässlich!“ „Sie sind wohl nicht ganz bei Trost!“ „Denkt denn hier niemand an die Bürger!?“

„Jetzt kommen Sie mal wieder runter, der Drops ist doch gelutscht.“ „Das denken Sie!“ „Wenn Sie hier schon von Bürgerrechten reden, sollten Sie in Erwägung ziehen, dass die Bürger am längeren Hebel sitzen.“ „Oder ist das für Sie ein Problem?“ „Er ist vermutlich ein Wutbürger.“ „Also rechts?“ „Da kann man ja nie genug Staatsterrorismus um sich herum haben.“ „Und die Bundesministerin des Innern?“ „Ach, SPD gilt ja inzwischen als Nazis honoris causa.“ „Auch wieder wahr.“

„Und was will die EU damit aufdecken?“ „Schwerste staatsgefährdende Straftaten.“ „Also nur Drogenbesitz.“ „Es soll ja Fälle gegeben haben, in denen das SEK einen Falschparker erfolgreich ermahnt hat.“ „Deshalb wird Kindesmissbrauch als hauptsächliche Anwendung…“ „Kriegen das die Parlamentarier nicht mehr ohne fremde Hilfe hin?“ „Können wir jetzt endlich mal wieder auf den Punkt kommen und uns auf ein Instrument fokussieren, das die Ermittlungsarbeit erheblich verändern wird!?“ „Uschi von der Leyen hat bis heute keins ihrer Ammenmärchen von fünfhundert Milliarden Überweisungen pro Sekunde beweisen können.“ „Wenn man bald legal kiffen kann, würde auch der Krümelbereich wegfallen.“ „Die armen Polizisten!“ „Wenn die im Dienst nicht mehr die Adresse von Helene Fischer aus dem Polizeicomputer ziehen könnten, müssten die glatt arbeiten.“ „Schreckliche Vorstellung!“

„Sie verstehen das völlig falsch, wir brauchen eine wirksame Maßnahme gegen die Kriminalität, die Deutschland in seinen Grundfesten…“ „Ah, es geht um die bösen Ausländer!“ „Migranten!“ „Am Ende sind es die Sozialtouristen, die den geringsten Vernichtungskrieg zum Anlass nehmen, um unser schönes Reich umzuvolken!“ „Schlimm!“ „Mit so einer Auffassung vor Grundgesetztreue schafft man es natürlich leicht in die Medien.“ „Weil die ja jede Arschgeige in die erste Reihe schubsen, damit man ihr Geplärr besser hört.“ „Weil man ja auch die geistig Minderbemittelten einbeziehen will in den ausgewogenen Diskurs.“ „Sie kriegen das einfach so raus, ohne sich zu erbrechen?“ „Staatsrechtler.“ „Ach, da ist man Kummer gewohnt.“ „Darum geht es doch gerade, wir dürfen uns die Kontrolle über die freiheitliche…“ „Freiheit!“ „Ich hatte es auch gehört.“ „Dann wären wir ja durch.“ „Wenn diesen Deppen nichts mehr einfällt, faseln sie irgendwas von Freiheit.“ „Wozu führen wir eigentlich noch diese bekloppte Diskussion?“ „Er will uns doch überzeugen von der Alternative zur Demokratie.“

„Mich wundert ja, dass die Nazis nicht sofort für die Vorratsdatenspeicherung sind.“ „Die haben von IT ja wenig Ahnung, sonst würden sie nicht immer so einen Scheiß chatten.“ „Immerhin sind diese Instrumente sehr praktisch, sobald man die Machtergreifung hinter sich hat.“ „Bis dahin hat man sie aber noch nicht hinter sich und den Verfassungsschutz an der Backe.“ „Das muss man aushalten, der Zweck heiligt ja die Mittel.“ „Eher umgekehrt.“ „Also heiligen die Mittel den Zweck?“ „Darüber spricht ja keiner bei den Nazis.“ „Das ist in einem Rechtsstaat auch besser.“

„Nein, jetzt hören Sie mir mal zu: wir brauchen unbedingt Mittel zu Onlineüberwachung, die auch die Inhalte…“ „Schäuble soll ja tatsächlich damals rausgefunden haben, dass Terroristen nicht immer mit ihren Klarnamen kommunizieren.“ „Deshalb war er dann ja auch sofort für Klarnamenpflicht in diesem Onlineinterwebnetz.“ „Das halte ich auch für nötig, weil wir damit wesentliche Gefahren für das Allgemeinwesen…“ „Hat einer von Ihnen schon technologieoffene Umsetzung von bereits höchstrichterlich verbotenen Kontrollen gefordert?“ „Das hieße dann ja, dass man Chatkontrolle und Vorratsdatenspeicherung solange aussetzt, bis man einen legalen Weg gefunden hat, um Gesetze zu ignorieren.“ „Wir reden hier aber nicht gerade über den Klimaschutz, oder?“ „Hatte ich etwa diesen Bundesverkehrskasper erwähnt?“ „Vielleicht wäre es ja auch so, dass sie jedes Gesetz hinterher wieder kippen, das sie vorher nicht verhindern konnten.“ „Das funktioniert nur bei vernünftigen Gesetzen.“ „Und verfassungskonform müssen sie sein.“ „Sie streiten sich hier um Kleinkram, aber wir erleben gerade, wie verschlüsselte Kommunikation unseren Staat zerstört!“ „Wir wissen zwar nicht, wie man Ende-zu-Ende-Verschlüsselung scannt, aber egal.“ „Ach was, denken Sie technologieoffen!“

„Aber jetzt mal realistisch, Sie stehen doch auf verlorenem Posten mit Ihrem rechtskonservativen Gewäsch.“ „Ich weiß, die Entscheidung ist nicht so einfach vor dem Hintergrund der Urteile, aber es geht hier um höhere Interessen.“ „Die bösen, bösen Linken, die kurz vor der Errichtung einer Diktatur aus Arbeitslosen und Ausländern stehen!“ „Huuu!“ „Sie verstehen es einfach nicht!“ „Was verstehen wir nicht?“ „Was wollen Sie eigentlich?“ „Ich will endlich ein vernünftiges Ermittlungsinstrument, mit dem man Merz und Wegner für ihre Parteispenden vor den Kadi zerren und Lindner für Nachrichten an Porsche während der Koalitionsverhandlungen die Fresse polieren kann – ist das zu viel verlangt!?“





Gernulf Olzheimer kommentiert (DCLXI): Immunisierung

28 04 2023
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Wo immer eine Trottelrotte aufmarschierte, um die chirurgisch präzise erfolgte Hirnresektion unter Beweis zu stellen, stets folgte das Gebrüll sattsam bekannten Strickmustern. In Zeiten der Pandemie, wo wirrlichternde Verschwörungsdeppen die Masse der evolutionären Montagsproduktion in geistiges Brachland führen, ist alles erlaubt, es sei denn, es widerspräche der ausgegebenen Parole; was das genau bedeutet, das wissen die meisten Clowns im Synapsenfasching nun nicht, nur Kritik, sagen die Kritiker, ist absolut verboten, da sie sich im Besitz der absoluten Wahrheit befänden. Wer sich etwa auf wissenschaftliche Untersuchungen bezieht, ist ein gekaufter Lügner des Systems, wie dieses System ja auch stets von bösen Mächten wunderbar geborgen die Zerstörung der Welt beabsichtigt – nicht die des Planeten, die geht recht ersichtlich von gekauften Lügnern organisiert vor sich – während die einzig wahre Wahrheit von einem Rudel antiintellektueller Sackpfeifen herausgefunden wurde, die nun mit der Unterhose auf der Rübe singend und klatschend in den Fußgängerzonen herumhüpfen, als hätten sie wegen Akutverstrahlung die Medikamentenausgabe verpennt. Was aber ist und wie funktioniert diese Strategie der Immunisierung?

Das älteste Gewerbe der Welt, das Priestertum, hat sich früh um die Sicherung ihres Berufszweiges gekümmert; das Bodenpersonal der Donnergötter hatte kein Interesse daran, sich in fadenziehenden Diskussionen um die innere Logik von Mythen zu verheddern, geschweige denn daraus resultierende Riten wie prächtige Opfergaben oder eine starke gesellschaftliche Stellung hinterfragen zu lassen. Das Wunder, Numinoses an sich, darf ja auch nicht hinterfragt werden, ohne sich einen Ruf als Ketzer einzuhandeln. Auch dieses ist System, nur eben in der nicht staatlich subventionierten Ideologie kaum so streng reglementiert, was andererseits jedem Bekloppten die Freiheit verschafft, seine eigenen Wahnideen individuell auszuleben. Entscheidet sich eine mehr oder weniger strukturierte Bewegung, Widerspruch grundsätzlich als Feindbild zu werten und dementsprechend aggressiv zu bekämpfen, bietet sich das Dogma an. Zwar haben Dogmen wie andere Überzeugungen ihre Halbwertszeit, nach der ein Funktionär die Vorhölle abschafft oder den Sieg des Sozialismus nicht mehr zum Staatsziel erklärt, aber auch diese bedürfen einer Abschottung.

Das probateste Mittel ist die Leerformel, die verbalen Bauschaum zur Abdichtung gegen böse Kritik oder die hässliche Wirklichkeit schwiemelt. Bekannt ist das Wortgeklöter aus der Esoterik, die im Gewand wissenschaftlicher Religionserklärung zum Allerlei der Paradoxa greift, indem sie jenes höhere Wesen, das sie steuerpflichtig verehren lässt, als transzendent und zugleich immanent, dies- und jenseitig, als alles und dessen Gegenteil beschreibt, da es unbeschreibbar ist. Nun wird der geschickte Theologe aus Kenntnis ost-westlicher Mystik diese Dialektik, die dem Faselbla marxistisch-leninistisch erzogener Kaderkasper Auslöser von Ohrenbluten und bestes Werkzeug zugleich war, für eine geniale Erfindung innerhalb der Heilslehren halten, da sie alle offenen Diskrepanzen zwischen Realität und Ideologie als billige Rechtfertigung einsetzen, alles zu leugnen, gegebenenfalls blutig zu beheben, was nicht der eigenen Ansicht entspricht, wobei es sich größtenteils schlicht um die Wirklichkeit handelt.

Flankiert wird diese Trapeznummer von einem niedriginstinktsicheren Framing, das Leerstellen für eine gelingsichere Totschlagargumentation schafft. Passgenau erfährt das Publikum, was natürlich ist (Verbrennungsmotoren, Atomkraftwerke) und was unnatürlich (Transsexualität, Bären im Wald). Jede Kritik also kommt immer aus der falschen Ecke, die Kritiker haben nichts verstanden, kapieren nicht einmal die Ideologie, die aber im Gegensatz zur Ideologie der Kritiker gar keine ist, und sie haben falsche Werte, meist, weil sie überhaupt welche zu haben meinen. Aus diesem Sumpf kommen die christliche Leitkultur und die Technologieoffenheit, und als Joker hüpft gerne die Menschenwürde aus der Schachtel, jenes Konstrukt, das man sich selbst vor allem zugesteht, wenn man über die Autobahn brettern oder Personen mit der falschen Hautfarbe anzünden will, das durch Grundrechtsmissbrauch aber von jedem Kriegsflüchtling beansprucht wird, obwohl die Verfassung irgendeines Drittweltlandes den Begriff gar nicht kennt, zumindest nicht auf Deutsch. So haben wir denn auch ein Land, in dem das exklusive Wir gut und gerne leben könnte, falls die Mitgemeinten endlich mal verschwänden.

Die hohe Schule des dialektischen Kunstturnens ist erreicht, wenn die Weichstapler mit den eigenen Widersprüchen gegen die eigenen Widersprüche schießen: ist alles wahr, auch das Gegenteil, dann ist das Gegenteil falsch, weil ja das Gegenteil wahr ist. Jeder an sich schon selbstbezügliche Diskurs ist damit sinn-, zweck- und ziellos, weil sie in guter aufklärungsfeindlicher Tradition Kritik als Methode diffamiert. Ein dreibeiniger grüner Affe hält alle dreibeinigen grünen Affen für Arschlöcher, denn er muss es ja wissen als dreibeiniger grüner Affe. Wir werden diesen Widerspruch irgendwann schon noch lösen. Ganz bestimmt technologieoffen.





Die wichtigsten Fragen

27 03 2023

„… zusammengetroffen seien. Die Regierungschefs hätten sich diesmal bereits im Vorfeld auf eine für alle verbindliche Lösung der wichtigsten…“

„… dass neben wirtschaftlichen Zielen auch die internationale Stabilität eine große Rolle spielen müsse. Zahlreiche Ministerpräsidenten seien sich einig, dass vor allem im Hinblick auf gemeinsam erarbeitete Zielgedanken eine Zusammenarbeit der Staaten untereinander sowie unter dem Dach der Institutionen des…“

„… die bindenden Vorgaben bisher nicht oder nur teilweise erreicht hätten. Es sei daher die feste Absicht der Staatengemeinschaft, neben einer flexibleren Anpassung der Möglichkeiten auch ein Bündnis einzelner Staaten untereinander zur…“

„… dass auf keinen Fall die wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigt worden sei. Dies werte die Konferenz als ersten Erfolg ihrer Bestrebungen nach mehr Stabilität, die in den kommenden Jahren nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in den…“

„… Kritik an der Durchführung geübt habe. Es sei den Mitgliedern bisher nicht gelungen, einen einvernehmlichen Konsens über die Fortführung der Maßnahmen zu erreichen. Andererseits sei die Entscheidung, dass die Staaten eigenverantwortlich innerhalb der bisher erreichten…“

„… die Einzelfragen von der Expertenrunde klären lassen werde, um Handlungsvorschläge für die nationalen Kommissionen zu erarbeiten. Die in den vergangenen Jahren verabschiedeten Gesetze seien dagegen nicht oder nur teilweise von der…“

„… sei die Staatengemeinschaft in der Pflicht, ihre sozialen Belange zielgerichtet umzusetzen. Es könne nur durch die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger zu einer Einigung über die wichtigsten Fragen zum Ausgleich innerhalb der…“

„… dass die Kommission diesmal weniger Zeit habe, um ein gemeinsam getragenes Ergebnis der Diskussionsrunden zu kommunizieren. Es sei in der Vergangenheit mehrfach zu Missverständnissen gekommen, weil die im Vorfeld des Treffens schon an die Presse gelangten Entwürfe zu Turbulenzen in der Finanzwirtschaft und bei den internationalen…“

„… debattiere die Runde diesmal erneut über die Erreichung der im letzten Protokoll vereinbarten Ziele. Ein Aufschnüren des Maßnahmenpakets sei nach Meinung vieler Teilnehmer jetzt jedoch noch schwieriger, da sich die Marschroute für ein angepasstes Vorgehen auch durch mehrere…“

„… sich die Ressortleiter für die Einsetzung einer Enquete-Kommission ausgesprochen hätten. Die gesetzlichen Vorgaben seien bereit so weit in den Vorgesprächen abgesteckt, dass mit einer Einigung voraussichtlich noch in diesem…“

„… einzelne Projekte auch unter der Aufsicht der Einzelstaaten durchgeführt werden könnten, um die Kontrollen zu erleichtern. Die Regierungschefs seien darüber einig, dass dies auch mit nationaler Gesetzgebung zu erreichen sei, wenngleich die von der Kommission angemahnte Harmonisierung bis zum Ende des Jahres in die Parlamente der…“

„… dem Entwurf für ein allgemeines Vorgehen vorerst nicht zustimmen könne. Es müsse nun durch ein Schlichtungsverfahren, das sich zunächst in den nationalen Diskussionsgruppen und ihren…“

„… globale Entwicklungen im Auge behalten und maßvoll auf die Forderungen der Verbände reagieren werde. Die in den Ausschüssen erarbeitete Kompromissvorlage stoße bei fast allen Ländern noch auf erheblichen Widerstand, da es sich im…“

„… sich für Reformvorschläge offen gezeigt habe, die von der Kommission an die Regierungen gerichtet seien. Gleichzeitig bedürfe es dazu aber einer Angleichung der Wirtschaftsziele, um die Entwicklungen innerhalb des Verbandes nicht mehr als nötig zu…“

„… gegen künftige Krisen besser gewappnet sei, wenn die jetzigen Vorschläge schnell umgesetzt und in nationales Recht überführt würden. Die nun erkannten Risiken müssten durch gemeinsames Handeln schnell entschärft werden, was die Staaten als große, aber lösbare Herausforderung ihres…“

„… fachübergreifend entschieden werden müsse, da es nicht nur innenpolitische Fragen betreffe. Wolle die Staatengemeinschaft mit einer gemeinsamen Botschaft überzeugen, so komme es nun auf Geschlossenheit und…“

„… sich mit der Vereinbarung der Regierungen decke, die angestrebten Vereinfachungen auch auf der Gesetzesebene durchzusetzen. Es sei Zeit für eine konzertierte Aktion, die durch Einbeziehung von Wirtschaft und Verbänden nochmals die…“

„… zeitnah mit einer Lösung der Konflikte rechne. Auch die Regierungschefs würden eine rasche Einigung begrüßen, um sich wieder auf die Sachfragen konzentrieren zu können, die schon in den vergangenen Jahren nicht von der…“

„… neue Strategien entwickeln werde, um im internationalen Vergleich wieder konkurrenzfähig zu sein. Dies sei vor allem eine Frage von weniger Regulierung und mehr Flexibilität, die sich zeitnah für den politischen Standortvorteil eines…“

„… ein Einlenken erwarte, um die Wirtschaft auch in den kommenden Jahren zu stabilisieren. Es sei nun Ziel der Regierungen, ihre Prognosen für die gemeinsame Entwicklung anzugleichen, damit grenzüberschreitende Projekte auch künftig im…“

„… den Einzelstaaten Unterstützung zugesichert habe, damit die sozial- und sicherheitspolitische Erwägungen sich nicht negativ auf den…“

„… die im Vorfeld formulierten Ziele in die Abschlusserklärung übernommen habe. Dies werte die Mehrheit der Regierungschefs als großen Erfolg, der für eine gemeinsame Lösung aller…“





Gernulf Olzheimer kommentiert (DCLV): Jobtitel

17 03 2023
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Am Anfang war die Sache verhältnismäßig einfach: die Beerensammler sammelten Buntbeeren, die Jäger liefen vor der Säbelzahnziege weg, nebenbei widmete sich ein handwerklich begabtes Sippenmitglied der Anfertigung und Ausbesserung von Waffen und Werkzeug, während alle Arbeiten in der Wohnhöhle von den Frauen erledigt wurden. Die gewerbsmäßige Herstellung der Nahrung, die mit der Entstehung einer städtischen Besiedlung einherging, führte sogleich zur Gründung von Berufsverbänden, die bis ins hohe Mittelalter und darüber hinaus selbst darüber wachten, der sich als Bäcker bezeichnen und was er alles legal ins Brot hineinbacken durfte, ganz abgesehen vom Preis, was die fortschreitende Verrechtlichung der Gesellschaften widerspiegelte. Erst heute scheint es erheblich wichtiger zu sein, ob sich der Backwarenerstellungstechniker fürs Marketing auch als Brotsommelier bezeichnen darf – traditionell die Fachkraft, die ihr Zeug im Keller lagert, wo es in Ruhe trocknet oder schimmelt, aber egal – wenn er Berni’s Vollkornparadies führt. Was auf der Visitenkarte steht, entscheidet nicht selten über das Selbstbewusstsein der Monosynapsen, die nur für ihren Jobtitel arbeiten.

Vorbei die Tage, in denen noch eins Respekt hatte vor dem Türschild des Generaldirektors, der auch öfters ein dummer Schmierlappen war, den ganzen Bums als Gehilfe betreten und später samt Kapital geerbt hatte, aber zu dämlich war, um eine Rechnung zu lesen. Heute würde man ihm eine Stelle als Facility Management Assistant andienen, vielleicht als General Waste Collection Manager oder Head of Corporate Cleaning, und er würde allein für das Geschwiemel auf der Pappkarte in Gejauchz ausbrechen, tiefstbegabt wie er ist. Die erste Grundregel lautet, dass alles auf Englisch zu sein hat, denn überall im Big Business ist man international – außer in Frankreich, aber das sind Petitessen – und wirft mit allerhand hierarchischem Aufbaugedöns um sich, als sei noch die letzte Bratwurstbude generalstabsmäßig organisiert wie der größte Klobürstenkonzern der westlichen Welt.

Was ja betriebswirtschaftlich durchaus sinnvoll ist, sich aber geradezu fetischistisch in der Bezeichnung der Managementposten zeigt, die zu einem großen Teil nicht abstreiten können, klassische Bullshitjobs zu sein. Zwischen dem Chief Executive Officer und den Directors klemmt immer irgendein Vice President – hoch bezahlte Fußabtreter für die Entscheidungsebene, die keine eigenen Kenntnisse zu haben brauchen und sie mit etwas Selbstmitleid den Managern verkünden, die wissen, wie der Laden läuft. Gelegentlich vertreten sie wichtigere Personen in großen Konferenzen, und da ist es hilfreich, wenn ein Senior Marketing President am Tisch hockt, von dem alle anderen wissen, dass er genau so ein Würstchen ist wie sie auch.

Den Schmodder denken sich die Officers of Corporate Culture aus, vulgo: Personaler, die einem Head of Human Resources unterstellt sind und so tun müssen, als sei dieses Mensch-im-Mittelpunkt-Gesülze des humanistisch angehauchten Leitbildes irgendwie ernst gemeint. Und so kauen sie desolat an der Tastatur, bis ihnen Evangelisten und Stylisten aus der Rübe rattern, Vice Representatives und Branch Manager, Directors of First Impression oder Senior Brick Positioning Managers. Früher musste man dem Buchhalter noch den Firmenwagen samt Parkplatz spendieren, um ihm den Job in der Trockenhölle schmackhaft zu machen, jetzt steht dafür der Head Financial Analyst im Jahrebericht neben dem Foto im Polyestersakko.

Kaum einer beachtet, dass diese Senior Chief of Head Office Managing Director Presidents alle in unterschiedlichen Umgebungen arbeiten, der eine als kleines Licht eines Mittelständlers kurz vor der spontanen Versteinerung, der andere als Allroundverwaltungskraft in einem Start-up im 25-Stunden-Tag, wieder einer als Vorstand einer börsennotierten Kapitalgesellschaft, der sich jeden Atemzug von seiner Rechtsabteilung genehmigen lässt, um nicht abgesägt zu werden. Wer also von einer Branche in die andere wechselt, wird lustige Überraschungen erleben, die bestenfalls in einem Burnout enden. Und selbst ohne die grundsätzliche Überforderung in einem Arbeitsumfeld, das plötzlich Kompetenz verlangt, verhindert nichts, dass mit einer Beförderung wieder das alte Missverhältnis zwischen Position und Inkompetenz hergestellt wird, weil nicht alle Unternehmen vor der Beförderung die notwendigen Fähigkeiten prüfen, am seltensten übrigens beim Wechsel in die Führungsebene.

Und so lassen sich noch immer die mit ihren Scheuklappen verwachsenen Aluhütchenspieler beeindrucken von etwas wirrem Verbalgemüse, was zielsicher in die Identitätskrise rutschen lässt, vor allem in Firmen, die mit den so beliebten flachen Hierarchien um Personal buhlen. Nur die Verrichtungen im Plattenbau, Waschen, Kochen und Putzen, obliegen noch immer der Hausfrau. Aber vielleicht kriegt man sie mit der Erzählung, sie leite ihr eigenes kleines Familienunternehmen.





Gernulf Olzheimer kommentiert (DCXLIX): Narrative

3 02 2023
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Das Herrschergeschlecht der Pumploiden kennt man in der Historie als Bezwinger des rotkarierten Schuppentiers, welches sich noch heute auf Wappen und Banknoten des Fürstentums erblicken lässt. In grauer Vorzeit hatte das Ungeheuer eine Jungfrau als Nachspeise verlangt, worauf sie vom legendären Gründer der Dynastie unter Zuhilfenahme eines Bratspießes in Biomasse überführt wurde. Hochzeit und Happy End, und bis heute nennen sich die Einwohner des strukturell benachteiligten Fleckens an den Ufern der Schlotter die Drachentöter. Nichts davon ist gerechtfertigt, Bruttoinlandsprodukt und Kriminalstatistik zeigen eine genetische Sackgasse. Doch die Folklore siegt, und das Narrativ bestimmt das Selbstverständnis der Menschen. Warum nur?

Weil es in einer zunehmend sinnfreien Welt den Sinn stiftet, der als Perspektive auf trübe Zukunft die emotional aufgeladene Vergangenheit zu einem Transportmittel macht für die Werte, die Identität versprechen. Manches davon ist pure Erfindung, wesentliche Narrative aber die Überhöhung der an sich banalen Wahrheit, die sich selbst in goldenem Licht spiegelt. Wir haben uns im Krieg gegenseitig platt gebombt? Das Wirtschaftswunder! Eine Rotte Soziopathen, deren religiöse Wahnvorstellungen als nicht mehr tragbar galten, hat eine Kolonie auf der Basis von Genozid und Versklavung gegründet? The Land of the Free! Die Konstruktion des Realen aus selbstgerechtem Gerümpel ist zwangsläufig subjektiv und bleibt es auch, wenn alle Variablen sich ändern. Was passiert, wenn sich die etablierte Klasse aus den Versatzstücken ihrer Mythologie ein Sortiment aus Legenden zurechtschwiemelt, sieht man an den Verzerrungen des Kapitalismus. Noch nie ist ein Tellerwäscher zum Millionär geworden, selten hat sich Leistung gelohnt, zumindest nicht für den, der sie erbringt. Werbung, Wahlkampf und Weihnachtsansprachen, allerlei Propagandaschwulst in wechselnden Gewändern, treten den Quark breit, in dem unsere geistigen Fundamente feststecken. Was von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sowie der FDGO bleibt, wenn der Vorhang gefallen ist und die Protagonisten sich abschminken, hat mit der Idee wenig zu tun. Dass wir uns in einem der reichsten Länder der Welt (Bierzeltversion) nicht leisten können, Kindern ausreichend Geld für eine gesunde Ernährung zur Verfügung zu stellen (Realpolitik), fällt öfter als gelegentlich auf.

Je gemütlicher es sich eine Gesellschaft als Erzähler des eigenen Lebens macht, desto weniger ist sie noch Autorin der eigenen Realität. Sie lässt sich, geübt darin, nicht aus dem Bild auszubrechen, in der Geschichte treiben, anstatt Geschichte zu schreiben. Nicht nur der Fatalismus der Fiktion, die nach bewährten Mustern immer gleich abschnurrt, ist ein massives Hindernis, unsere Geschicke in die eigene Hand zu nehmen, auch der Irrglaube vom guten Ausgang des Märchens hält uns davon ab, in der Wirklichkeit anzukommen. Alle leben wir noch heute und sind infolgedessen glücklich. Bis auf die, die daran gestorben sind. Und so klammern wir uns an die Vergangenheit, aus der scheinbar folgerichtig alles wächst, was uns Bedeutung gibt, wenngleich wir die Auswahl haben, was wir wann anwenden. Entweder sind wir als Deutsche oder Europäer die aufgeklärteste Kultur der Welt, stark und innovativ, oder wir werden als christliches Abendland von den minderwertigen Völkern, die ungerechterweise viel kräftiger sind, unterdrückt und ausgerottet. Da die islamische Welt, China, der ehemalige Ostblock mit dem Platzen der Weltwirtschaftsblase jeweils ihre eigene Story entgegenhalten konnten, wankt auch die Hegemonie des westlichen Machtzentrums um eine kaum noch vorhandene Mitte. Öfter und mehr begegnen einem bigotte Bizarrerien, in denen die populistischen Dummschwätzer uns weismachen, die Werte der Aufklärung, eben Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit nebst Gewaltenteilung, wären nicht gegen das christliche Abendland erkämpft worden, sondern dessen Folge. Kaum zu glauben, dass es geglaubt wird, weil es absurd ist.

Man sollte nicht aus den Augen verlieren, dass auch Verschwörungserzählungen Narrative sind, die an der Zielgruppe der Knalldeppen ausgerichtet die Wahrheit in eine unerwünschte Richtung verdrehen. Unter Ausnutzen der Logik werden Widersprüche einfach eliminiert, bis niemand mehr rafft, dass das Fiktionale der entscheidende Faktor von Fiktion ist. Die Geschichten wurden einst ersonnen, um in der gefahrvollen Welt der Zukunft einen Kompass zu haben, der heute aber immer seltener metaphorisch verstanden, sondern für bare Münze genommen wird. Was nicht plausibel erscheint, wird mit den Werkzeugen der Erzähltechnik zurechtgedengelt, bis es in den windschiefen Rahmen des modernen Weltbildes passt. Hier lohnt kein Ausbruch, wir laufen auf einem Möbiusband aus alternativen Fakten der Wirklichkeit hinterher, die keine andere Seite der Medaille kennt.

Eine Ermächtigung für Ohnmächtige in Form von Aberglauben ist der wirksamste Weg, jede Art von Selbstreflexion des Individuums auszuschalten. Wo der Hokuspokus symbolische Qualitäten erhält, sind wir für die kritische Vernunft schon so gut wie verloren. Leugnen ist zwecklos. Keiner glaubt uns.





Gernulf Olzheimer kommentiert (DCXL): Überwachungskapitalismus

11 11 2022
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Früh am Morgen steht der Arbeitnehmer auf und widmet sich der Körperpflege. Sollte der Proband noch nicht Qualität und Quantität seines Schlafs in die elektronische Handfessel eingespeist haben, so bleibt ihm wenigstens dieses kleine Geheimnis. Der Verbrauch an Zahnpasta allerdings, die Intensität seiner Dentalhygiene und das anschließend in die Waage getretene Nettogewicht gibt er freiwillig preis, um diverse Kosmetika günstig und schnell in den Haushalt geliefert zu bekommen. Ein kleiner, nervender Jingle erinnert ihn beim ersten Kontakt mit dem Smartphone daran, dass er schon seit zwei Wochen keine neuen Klamotten geshoppt hat, was für seine Alterskohorte gar nicht statthaft ist – auch deshalb nicht, weil er sonst der regelmäßigen Angebote seines Onlinehändlers verlustig ginge, in der Öffentlichkeit negativ auffiele oder sogar den notwendigen Sozialkredit verlöre, der ihm Zutritt zu angesagten Clubs verschafft. Er ist glücklich, er merkt es nur nicht. Aber vielleicht ist es auch nur diese eigenwillige Definition von Glück, die den Überwachungskapitalismus so kratzig macht.

Der Hominide ist nicht nur das Produkt, das sich unbeirrt selbst verkauft, er lässt sich bereitwillig kapitalisieren und entmündigen, denn die Datenspur determiniert sein Dasein. Wie immer steht am Anfang seiner Tragödie die Unfähigkeit, alleine in einem Zimmer glücklich und genügsam zu leben, da er seine Lieblingsmusik, alle 239.481 Stücke in zufälliger Reihenfolge, unbedingt überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit hören will, auch auf den Plastebömmeln, die ihm einst als Fernsprecher ans Ohr genietet wurden von einer Marketingabteilung auf schlechtem Koks. Wir kommunizieren, wo wir Dinge sehen und nicht sehen, wie selbstverständlich im Trachten, nicht nicht kommunizieren zu können und es auch gar nicht zu wollen. In der gehässigen Antwort, die geheimdienstliche Durchleuchtung sei auch nicht schlimmer als ständiger Verhaltenscheck durch die marktbeherrschenden Konsumschleudern, zeigt sich ein profundes Wissen kapitalistischer Politik, die Überwachen und Strafen von allen Seiten gleichermaßen nutzt, wo die von WLAN, Smart Home, Auto und Gesichtserkennung unsubtil gesammelten Einbrüche in die Privatsphäre in eine gemeinsame Verarbeitung durch die Maschine münden, die uns noch im hintersten Winkel der zivilisierten Welt mit Sonderangeboten und Klatsch zumüllt, damit die Trennlinien zwischen Ich und Markt sanft verschwimmen. Einmal mehr ist Freiheit das, was wir Grützbirnen aushalten müssen – kein Wunder, wir haben uns selbst eingebrockt, was wir als ubiquitäre Verfügbarkeit der Produkte feiern, auch wenn wir nichts mehr verstehen.

Das systematische Abschöpfen aller Daten aus dem Inneren unserer Verbrauchssteuerung liefert Paybackpunkte aus dem Immunsystem, dass auch Schopenhauer stolz wäre, wie wir den freien Willen der Markregulierung übertragen, die uns als Großer Bruder die Sorgen des Daseins abnimmt. Was ist eigentlich an einer übermächtigen Wirtschaft noch Nichtregierungsorganisation? Mit der Frage werden die Objekte einer neoliberalen Ordnung allein in der Wüste aufgestellt, wo sie nicht mehr finden, das an eine Gesellschaft erinnert, und hier lohnt sich dann auch Egoshopping, will moralisches Handeln längst in die Frage nach Besitz verschwiemelt ist.

Aber die Zivilgesellschaft schlägt zurück. Weiß der Algorithmus eventuell früher als wir selbst, ob eins schwanger ist, einen Tumor mit sich durch die Gegend schleift oder eine Sucht – alles, was die Finanzberatung interessiert, auf dem Jobmarkt oder für die Sozialversicherungen relevant wird – kann bereits die biestige Weigerung, irgendeiner Firma das Jagen und Sammeln zu erleichtern, Sand im Getriebe sein. Die Asymmetrie der Konzerne beruht auf ihrer Intransparenz, die erst in die Knie geht, wenn Gerichte sich damit befassen und Ansprüche auf Auskunft, Löschung und Betriebsgeheimnisse einklagbar machen. Auf den Putsch von oben lässt sich nur mit Ungehorsam antworten, nicht zuletzt in einer Ära, die potenziell gewaltsame Konflikte um Sicherheit und Ressourcen heraufbeschwören wird, obwohl das Wachstumsgeseier der Ökonomen auch mit brutalem Entsolidarisierungszwang nicht mehr durchzusetzen ist. Wir wollten die Digitalisierung, also haben wir sie auch bekommen, mitsamt der beidseitigen Öffnung aller Schleusen für Schmutz und Dämlichkeit. Wenn wir den Faschismus wieder als denkbare Alternative ansehen, wird er sich beim nächsten Aufschlag sicher nicht als Faschismus zu erkennen geben; es ist gut möglich, dass er zehn Prozent Rabatt auf die private Krankenversicherung verspricht, wenn wir allen verbliebenen Freunden unsere Lieblingsdroge empfehlen.

Und doch, wir sind gesegnet mit der Ignoranz, die einmal mehr nicht von Bonzen ausgeht, sondern von der heilsamen Beklopptheit der Deppen, die uns in Parlamenten ein Paradies aus Schmierkäse zu schnitzen versprechen, je um je, und es dann doch nicht auf die Reihe kriegen. Die Erlösung ist das Funkloch, ist der bescheuerte Algorithmus, der uns alles zum Kauf vorschlägt, was wir soeben erworben haben. Wenn das künstliche Intelligenz sein soll, was ist dann künstliche Dummheit?





Die Relativität der Zeit

9 11 2022

„So sieht man sich wieder.“ Nun hatte ich schon mehrmals im Funkhaus zu tun gehabt, auch schon mit Siebels, aber noch nie war es ein Ortstermin gewesen. Ein Irrtum? Der TV-Produzent ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er zeigte mir den Brief, der uns beim Pförtner Einlass gewähren sollte: der Programmdirektor selbst hatte uns beordert. Das konnte ja heiter werden.

Zwei Minuten standen wir in der opulent mit Grünpflanzen und billigem Marmor ausstaffierten Halle, bevor der gläserne Aufzug endlich kam. Ich schaute verstohlen nach der Uhr, aber er beruhigte mich. „Wir sind eh eine Stunde zu spät, weil wir neunzig Minuten auf dringende Termine warten müssen, denn irgendetwas ist immer noch viel dringender als eine Besprechung mit Beratern, die nach Stunden abrechnen.“ Wir glitten sachte empor, es klingelte leise, hier war der zwanzigste Stock. Die Türen surrten und öffneten sich, die Dame am Empfang begrüßte uns. „Herr Knobelsdorff ist noch nicht im Hause.“ Siebels seufzte. Immerhin hatte er noch einen Rest von dem billigen Automatenkaffee, den es in der Kantine gab. Wir würden wohl den halben Vormittag mit dem Ausblick auf die Stadt verbringen müssen, bevor wir in der anderen Hälfte den Klagen eines Intendanten lauschen dürften.

Die Mappe auf der Sitzbank sah tatsächlich so aus, als hätte man sie zufällig hier hingelegt. Ich war einen Blick hinein. „Genau das hatte ich schon erwartet“, erklärte Siebels. „Es geht mal wieder um Selbsterfahrungsversuche von Journalisten, die ihre anekdotische Evidenz zur Erkenntnis aufblasen.“ Ich verstand nicht gleich. „Denken Sie jetzt nicht an Enthüllungsstories, die in der Autofabrik spielen, um Rassismus in der Belegschaft, Lohndrückerei oder katastrophalen Arbeitsschutz anzuprangern.“ Langsam begriff ich. „Es geht um das Experiment, sich täglich eine Flasche Schnaps reinzugießen, um sich wie ein Alkoholiker zu fühlen.“ Er nickte. „Mit dem Unterschied, dass sich Ihre Leber nach einer Woche erholt, während der Stoffwechsel eines Suchtkranken nach zehn Jahren mit einer Flasche schon noch mehr genug hat.“ Das Exposé bot dann auch alles auf, was auf anderen Sendern bereits mit wechselndem Erfolg gezeigt worden war: drei Tage wach, eine Woche ohne Internet, zehn Schichten als Industriereiniger im Fleischzerlegebetrieb. Siebels klappte angewidert den Deckel zu.

Ich suchte in den Manteltaschen, fand aber kein Pfefferminzbonbon. Gelangweilte Menschen liefen so langsam wie möglich die Flure entlang, als hätte der Tag noch endlos Zeit. Nicht einmal die Uhr an der Wand tickte hörbar. Vielleicht wurde hier das Rohmaterial für ein neues Testbild aufgezeichnet, das den molekularen Zustand in Nahtodnähe zeigen sollte. Die Empfangsdame telefonierte, offenbar jedoch nicht mit dem Intendanten.

Mit einer nachlässigen Bewegung schlenzte Siebels den Becher in einen Papierkorb. „Ich habe ja damals noch die Anfänge des dokumentarischen Fernsehfilms miterlebt“, knurrte er. „Allerdings hat die Redaktion vor allem auf den dokumentarischen Aspekt bestanden, mit dem Ergebnis, dass wir eine Folge über drei Tage in der Mordkommission nicht zeigen durften.“ „Ging es um Täterwissen oder um Datenschutz?“ Er schüttelte den Kopf. „Die beiden Kommissare haben nur am Schreibtisch gesessen und Akten gelesen.“ Die Zusammenstellung der Themen ließ allerdings ganz anderes erwarten. „Und genau das ist so dumm, dass ich diesen Zirkus schon nicht mehr mitmachen will, obwohl es leicht verdientes Geld ohne anspruchsvolle Arbeit wäre.“

Ich klappte die Liste wieder auf. „Wie oft haben bisher körperlich und geistig einigermaßen fitte Redakteure in einer Fabrik geputzt?“ Siebels grinste schief. „Keine Ahnung, die meisten hier machen mir nicht diesen Eindruck.“ Was jedoch blieb, war der Eindruck, dass es nicht auf die Fabrik ankam. „Ob Sie in einem Bahnhof die Toiletten putzen oder im Schlachthof die Reste von getöteten Tieren mit der Schaufel beseitigen, ist letztlich vollkommen egal, solange die Botschaft, dass miserabel bezahlte Schwerstarbeit einem nicht das Fernsehvergnügen verderben soll, mit dem Mist ausgestrahlt wird.“ „Und der sozialkritische Effekt?“ Er sah mich an wie einen Idioten. Sicher nicht ohne Grund.

Keine Ahnung, warum ich auf die Armbanduhr blickte, schließlich hing die große Uhr direkt über uns. „Zeit“, sagte Siebels. „Denken Sie immer an die Relativität der Zeit.“ „Was hat denn Einstein mit diesem Fernsehmüll zu tun?“ Er runzelte kurz die Stirn. „Wenn Sie ganze zwei Wochen ohne Internet verbringen, werden Sie es überleben, da sie wissen, es geht vorbei.“ Das leuchtete mir ein. „Wenn sich ein Politiker zwei Wochen lang von Regelsätzen der Grundsicherung ernährt, wird er es auch lustig finden und nicht einmal merken, dass er sich von den Kollegen auf einen Kaffee einladen lässt, ohne den Betrag als geldwerten Vorteil abzuziehen – von den Einschränkungen bei Wohnraum, Energie und Mobilität einmal abgesehen.“ Ich begriff. „Dafür fahren Menschen in den Urlaub, um einmal in den ärmsten Ländern der Welt unter unhygienischen Begleitumständen den Sonnenuntergang zu sehen, und sie nennen denselben Dreck malerisch, der im Fleischzerlegebetrieb bei ihnen Brechreiz auslöste.“

Unvermittelt stand Siebels auf. „Wir haben hier nichts mehr verloren, solange sich das Programm nicht ändert.“ „Meinen Sie nicht, man kann solche Formate sinnvoll nutzen?“ Er überlegte nicht lange. „Wir haben eine Kollegin in den Heimwerkermarkt geschickt, als Verkäuferin.“ „Was ist passiert?“ „Sie wurde nie wieder gesehen.“ Und da kam auch schon der Aufzug.





Das muss mal zur Sprache kommen

4 08 2022

„Montag geht nicht. Montag ist ganz schlecht, da sind wir schon bei Drei gegen alle, Donnerstag wäre Ich habe recht!, und dann ist auch schon so ein Sommerinterview mit irgendeinem Grünen, dem müssen wir ideologisch motivierte Lügen vorhalten. Mittwoch wäre okay. Da kommt ein Spielfilm? Das ist mal wieder typisch für Ihren Staatssender, nichts darf man mehr sagen!

Herr Merz hat als wichtigster und führendster Politiker Deutschlands nun wirklich Besseres zu tun, als sich Ihre Programmvorschau durchzulesen, das ist Ihnen hoffentlich klar? Schließlich sind Sie bloß für die politische Propaganda zuständig, Volksaufklärung, wollte ich sagen, und worüber das Land aufgeklärt werden will, das lassen Sie mal unsere Sorge sein. Sie sollten sich mal lieber Gedanken machen, warum man in diesem Land so gegängelt wird und das Image von Politikern so mies ist. Das hat Herr Merz schon letzte Woche bei Jetzt rede ich gesagt, wenn Sie sich erinnern. Ich weiß, dass das nicht Ihr Sender ist, aber zu einer gesunden Medienvielfalt gehört nun mal, dass die Sender sich einig sind und nicht irgendwelche obskuren Sonderinteressen bedienen. Nehmen Sie sich gefälligst mal ein Beispiel an den anderen Sendern, die sind nämlich noch nicht so gleichgeschaltet wie Ihrer.

Ich möchte Sie nur an die letzte Sendung Das muss mal zur Sprache kommen erinnern, wo Sie ernsthaft behauptet haben, wenn die Mehrheit der deutschen Bevölkerung für ein Tempolimit ist, dann kann das Herr Merz nicht als Einschränkung der Freiheit bezeichnen. Sie sind hier nur der Redakteur, Sie haben die Sendung nicht moderiert, schon klar – um Ausflüchte sind Sie hier in dem kommunistischen Hetzkollektiv ja selten verlegen. Ist ja auch egal, jedenfalls steht es Ihnen einfach nicht an, die Meinung eines so großen deutschen Politikers der CDU, der nämlich fast Bundeskanzler geworden wäre, wenn nicht ein anderer Politiker die Wahl für die Union verloren hätte, als seine persönliche Ansicht zu kritisieren. Haben Sie eventuell mal nachgeschaut, welche Mehrheit sich da für das Tempolimit ausgesprochen hat? waren das möglicherweise Bevölkerungsteile ohne eigenes Auto? Haben da diese linksgrünen Lastenradfetischisten eventuell ein paar Scheinchen liegen lassen, dass Sie sich so rührend um die Abschaffung des Autoverkehrs kümmern? Die Mehrheit der Deutschen kann sogar für ein totales Tempolimit sein, deshalb hat Herr Merz trotzdem recht, weil er immer recht hat, und wer immer recht hat, der hat auch recht, wenn er darin eine Abschaffung der verfassungsmäßig garantierten Freiheiten sieht. Mit Logik haben Sie’s eher nicht so, oder!?

Doch, es ist eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, wenn Herr Merz seine Ansichten nicht frei äußern darf! Neulich bei Wirtschaft im Blickpunkt, da war plötzlich das Thema nicht relevant, weil es da nur um Wirtschaft ging. Natürlich geht’s da um Wirtschaft, und zwar um die deutschen Autobauer, oder meinen Sie, die haben keine Absatzprobleme, wenn man hier nur noch mit Tempo 30 über die Autobahnen schleichen darf? Das ist strukturelle Diskriminierung, wenn Sie das mit Ihrem limitierten Intellekt kapieren sollten – man wird nicht gleich ausgeladen, weil man dem linksradikalen Publikum mit der Wahrheit nicht mehr zuzumuten ist, man wird für irrelevant erklärt, und das heißt doch, man wird gleich ganz aus dem Diskurs entfernt. Letztlich bedeutet das doch, dass Herr Merz recht hat, sonst würde man ihn eben nicht rausschmeißen!

Möchten Sie uns an dieser Stelle vielleicht noch ein paar Gedanken zum Thema Gendern mit auf den Weg geben? Kultur heute hatte ja angefragt, ob wir uns dazu äußern würden, aber das war eine Diskussion mit einer Wissenschaftlerin, und die reden ja sowieso Sachen, die man mit normaler deutscher Erziehung und gesundem Menschenverstand gar nicht versteht und auch gar nicht verstehen soll. Jedenfalls lassen wir uns da nicht von so einer woken Extremistin vorführen, die außer schwammigen Begrifflichkeiten aus der Soziologie nichts in der Hand hat und vom Sender bezahlt wird, um die Deutschen umzuerziehen. Da werden Sie halt dann auf die Stimme der Vernunft verzichten müssen, die fällt eben der Zensurkultur zum Opfer, oder kann man bei Ihrem Sender schon sagen: Zensurkult?

Sie hätten mal lieber die Sendung von Thema: Deutschland im Programm lassen sollen, statt die Debatte über Denken und Gesellschaft einfach abzusetzen. Dann wüssten jetzt nämlich Sie und die interessierte Bevölkerung, dass es nur zwei Geschlechter gibt! Das ist wissenschaftlicher Fakt, das wollen Sie nur unterdrücken!

Ich sehe das gerade, nächste Woche kommt Franz Hassberg schon aus der Sommerpause zurück? Vielen Dank, aber Herr Sarrazin hatte angefragt, ob er das übernehmen darf, und da wollen wir nicht dazwischengrätschen. So ein bisschen Meinungsvielfalt tut ja manchmal auch ganz gut.“





Besserwisser

20 07 2022

„Also für mich ist das Umerziehung.“ „Das klingt so negativ.“ „Aber das Volk wird doch gezwungen, sein Verhalten zu ändern.“ „Für Sie ist Erziehung also gleich Zwang?“ „Ich will aber nicht von der Regierung erzogen werden!“ „Und was sollte Ihrer Meinung nach eine Regierung tun?“ „Irgendwas besser machen, aber nicht mich erziehen.“

„Ich nehme an, Sie wollen lieber ungezogen sein.“ „Ich lasse mir von einer Regierung nicht per Gesetz das Gendern vorschreiben!“ „Es gibt gar kein Gesetz, das das Gendern vorschreibt.“ „Aber dieser Regierung ist es zuzutrauen!“ „Müssen Sie mir eigentlich auf die Schuhe urinieren?“ „Wo habe ich Ihnen…“ „Ich dachte nur, zuzutrauen wäre es Ihnen ja.“ „Dann ist das ja noch viel schlimmer!“ „Dass Sie mir nicht auf die Schuhe pinkeln?“ „Die Leute derart indoktriniert, dass sie das freiwillig machen!“ „Also gendern manche Menschen aus freien Stücken, ernähren sich vegan, obwohl sie niemand dazu zwingt, und fahren ohne Not Tempo 100 auf der Autobahn.“ „Das ist Terror, und wir wären keine Deutschen, wenn wir dagegen nicht in den Widerstand…“ „Sind Sie eigentlich geimpft?“ „Keine wahren Deutschen!“ „Und wenn sich die Deutschen freiwillig vegan ernähren, ist das dann auch Staatsterrorismus?“ „Man wird als Deutscher ja gezwungen, sich freiwillig zu verhalten!“ „Von den philosophischen Implikationen abgesehen, ist es Ihnen denn zu schwer, einen freien Willen zu entfalten?“ „Gar nichts darf man mehr in diesem Scheißland, das ist genau wie in der…“ „Sie hatten jetzt aber nicht vor, irgendeinen antisemitischen Vergleich anzuführen?“ „Gar nichts mehr darf man in diesem Land, gar nichts mehr!“

„Was würden Sie eigentlich machen, wenn Ihre Stromrechnung plötzlich enorm anstiege?“ „Das sind doch wieder diese Panikbotschaften, die die Ökoterroristen benutzen, um das Volk bevormunden zu können!“ „Die Energiekonzerne haben die Preise jedenfalls schon angehoben.“ „Aber das war nicht aus Gründen der Umerziehung.“ „Wäre es da nicht in Anbetracht Ihrer übrigen Lebenshaltungskosten ganz gut, wenn Sie sich mal ein bisschen mit dem Thema Ressourcensparsamkeit…“ „Ich lasse mich von dieser Regierung nicht wie ein Kleinkind behandeln, damit das mal klar ist!“ „Sie verhalten sich also lieber als asozialer Schmarotzer, wenn ich in Ihrer Diktion bleiben dürfte?“ „Was hat das denn damit zu tun?“ „Und wenn Ihre Stromrechnung auf einmal so hoch würde, dass Sie sie nicht mehr zahlen könnten?“ „Dann kann ich immer noch an den anderen Sachen sparen.“ „Sie sparen, sobald Sie wissen, dass Sie sowieso schon im Minus sind.“ „Das weiß man doch nicht vorher!“ „Was meinen Sie wohl, warum die Regierung Ihnen schon jetzt die eine oder andere Handreichung gibt, sich mit dem Thema Sparsamkeit zu beschäftigen?“ „Das sind diese Besserwisser, die immer meinen, dass sie immer alles schon vorher gewusst haben!“ „Dann haben Sie es ja schon einigermaßen kapiert.“

„Ich finde es nur generell problematisch, wenn die Regierung…“ „Wissen Sie immer ganz genau, dass sich eine Regierung dahinter verbirgt?“ „Das weiß man doch, weil das alle sagen.“ „Und wenn alle sagen, dass man besser Wasser sparen sollte, damit die Rechnung nicht so hoch ist, dann ist das eine Bevormundung?“ „Die Leute sind eben schon so indoktriniert, dass sie alles nachplappern, was sie in den sozialen Medien finden.“ „Was auf Sie nicht zutrifft.“ „Natürlich nicht!“

„Was würden Sie denn ändern, wenn Sie es könnten?“ „Ich kann als Bürger gar nichts ändern, das sind doch die Fakten!“ „Aber wenn Sie es könnten?“ „Dann würde diese ganze Panikmache auf der Stelle beenden!“ „Panikmache?“ „Seit zwei Jahren wird uns gesagt, wir sollen uns endlich mit diesem Virus infizieren!“ „Ich dachte, wir sollen überall Masken tragen und uns impfen lassen, damit eben das nicht passiert?“ „Das hatte ich auch erst gedacht, aber jetzt wird überall gesagt, wenn man sich nicht infiziert, steckt man sich später an.“ „Das ist natürlich ein Unterschied.“ „Und deshalb mache ich diese Panikmache jetzt nicht mit!“ „Sie tragen also Masken, halten Abstand und lassen sich in den nächsten Wochen noch mal impfen?“ „Wieso das denn?“ „Damit Sie sich nicht infizieren müssen, wie die Regierung das von Ihnen erwartet.“ „Wieso denn die Regierung, ich dachte, das machen die Ärzte und dieses Institut?“ „Na, Sie wissen doch ganz genau, dass sich dahinter nur die Regierung verbergen kann.“ „Die kriegt doch das gar nicht hin, genauso wenig wie diese Panik mit der Hitze!“ „Was schlagen Sie stattdessen vor?“ „Man kann sich doch einfach mal freuen, wenn es ein paar Tage lang warm ist.“ „Also dieses Freibadwetter, von dem alle gerade reden?“ „Genau – man muss das den Leuten nur oft genug erklären, dass das ganz normal ist, dann kapieren sie es vielleicht auch irgendwann mal.“ „Sie meinen, das Volk muss endlich aufgeklärt werden?“ „Die Leute müssen doch mal verstehen, dass man mit Tatsachen weiter kommt als mit diesem endlosen Gejammer!“ „Und deshalb wollen Sie, dass sich die Leute über vierzig Grad freuen.“ „Richtig, diese vierzig Grad sind doch keine Horrorvision, das sind Tatsachen!“ „Also auch die Leute, die ernsthafte Probleme mit den Temperaturen haben?“ „Wieso…“ „Die unter Umständen sterben, weil sie diese plötzliche Hitze gesundheitlich nicht verkraften?“ „Das sind doch Tatsachen!“ „Die erkannt haben, dass das schon die Auswirkungen des unumkehrbaren Klimawandels sind?“ „Fakten sind das!“ „Wissen Sie, wie ich das nenne?“ „Äh, nein?“ „Umerziehung, Sie Arschloch!“