Laissez-faire

13 02 2023

„Wir verlangen gar nicht viel von Ihnen, und Sie sind ja auch schon etwas länger in der Politik, darum sollten Sie das doch eigentlich auch ganz gut hinkriegen. Wir wollen doch bloß wissen, wie Sie das gemacht haben, damit wir heute ausprobieren können, ob wir es auch ohne Sie hinkriegen. Damit täten Sie uns einen großen Gefallen, Frau Merkel.

Also eins haben wir jedenfalls kapiert, Sie haben es nicht wie Politik aussehen lassen, eher wie einen Unfall – zumindest hat niemand Sie mit der Politik Ihrer Bundesregierung in Verbindung gebracht. Wir wollten doch eigentlich nur Jobs und soziale Gerechtigkeit und bezahlbare Wohnungen, Umweltschutz und dass nicht die Hälfte des Bundeskabinetts aus gierigen Arschlöchern besteht. Sie waren auch stets sehr bemüht, passiert davon ist nicht allzu viel, aber Sie wurden regelmäßig wiedergewählt. Es ist ja möglich, dass die Bürger sich keine Illusionen mehr gemacht haben, weil Sie auch schon gesagt haben: die kennen mich. Dass das im Grunde eine Drohung war, hatte niemand mitgekriegt. Und da fragen wir uns jetzt natürlich, ob man das nicht einfach auf die neue Regierung übertragen kann. Die machen, was eine Regierung eben so macht, aber es interessiert keinen, und das Land ist wieder so stabil, als wären Sie noch die Bundeskanzlerin.

Ich will um Gottes Willen keine parteipolitische Auseinandersetzung, Frau Merkel, Sie müssen sich auch gar nicht zu dieser Deppenherde äußern, die Sie hinterlassen haben. Aber wenn das irgendwie methodisch funktionieren sollte, dass man mit soweit ganz okay laufender Politik das ganze Land nachhaltig in die Scheiße reitet, und die Ergebnisse sind den Menschen vielleicht trotzdem egal, weil die Politik keinen mehr kümmert, dann würde uns das in der aktuellen Lage sehr hilfreich sein. Und was die Konsequenzen angeht, vielleicht könnten wir da durch radikale Ignoranz sehr viel besser mit den Folgen des Klimawandels umgehen.

Das kam so rüber, Frau Merkel. Wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sie die Zerstörung der Fotovoltaikindustrie angeordnet haben. Oder Maskendeals mit überhöhten Preisen, damit sich ein gieriges Arschloch von Steuergeldern Luxusimmobilien kaufen kann. Das hätte Ihnen niemand zugetraut. Irgendwie ist das passiert, man hat ja so viel zu tun als Kanzlerin, da übersieht man manches, andere Sachen erfährt man vielleicht auch erst aus der Presse, und da Sie irgendwann auch den Parteivorsitz abgegeben haben, ist das wie im Teilzeitjob. Ist man nicht ständig im Betrieb, kriegt man die wichtigsten Sachen gar nicht mehr mit.

Ist vielleicht genau diese Alternativlosigkeit der Schlüssel zum Erfolg, Frau Merkel? Sie konnten ja gar nicht anders, da waren Wahlen, dann mussten wir schnell raus aus der Atomkraft, aber irgendwie doch nicht, dann war wieder Autogipfel, die CSU wollte Umgehungsstraßen im Wahlkreis vom neuen Verkehrsminister, weil ja wieder Wahlen waren, dann gab es zu wenig Wohnungen, obwohl doch gerade erst wieder Autogipfel gewesen war, die Vorratsdatenspeicherung musste irgendwann mal gegen das Bundesverfassungsgericht durchgesetzt werden und gegen die EuGH, weil wir ja deutsche Alleingänge nur beim Euro machen, dann waren plötzlich wieder Wahlen, und wir hatten einen Bundeskanzler, von dem alle vorher gewusst haben: der tut nichts. Hat der sich das bei Ihnen abgeguckt, Frau Merkel, und wenn ja, warum?

Laissez-faire ist doch an sich eine ganz gute Einstellung, wenn man nicht ständig mit Menschen tun hätte. Die können bei alternativlosen Projekten wie der marktkonformen Demokratie schon mal gewaltig stören. Nehmen wir nur mal die Energiepolitik, meinetwegen auch Russland, weil beides irgendwo zusammengehört. Die Gasspeicher wurden verkauft, Nord Stream 2 wurde gebaut, erst Recht nach Putins erstem Überfall auf die Ukraine, und weil beides so gut zusammenpasst, haben Sie ja wie gesagt irgendwann erst bemerkt, dass der Bundeswirtschaftsminister sich die Abwicklung der Solarenergie teuer bezahlen lässt, während bei der Bundeswehr die Schnürsenkel fehlen. Das passt so gut zusammen, das kann nur alternativlos gewesen sein, weil ein Teil des Plans ohne den anderen gar nicht geklappt hätte, oder?

Sie haben das alles so schön ausgesessen, weil alles alternativlos war, Frau Merkel. Sie müssen uns nur noch mal erklären, was eigentlich woran lag, dass es diese Sachzwänge gab. Musste man die Bahn kaputtmachen, damit sie nicht besser aussieht als die heruntergewirtschaftete Infrastruktur? Haben Sie die Kitas ruiniert, damit der Übergang in diese Reste von Bildungssystem nicht so auffällt? Ist die Digitalisierung absichtlich verschleppt worden, damit diese überflüssige Bürokratie sich nicht so alleine fühlt in Deutschland? Haben Sie nur nichts getan, weil Sie ja sonst etwas hätten tun müssen?

So viele Fragen, Frau Merkel, und es ging uns so gut wie nie zuvor. Krisen gab es nicht. Wenn ein ganzes Flusstal weggerissen wird, war das nur ein besonders schöner Moment, um sich christlich einzupuscheln. Vielleicht waren Sie da schon nicht mehr Bundeskanzlerin, Frau Merkel, weil Sie einen neuen Konkursverwalter eingestellt hatten. Der konnte wenigstens über sich selber lachen. Das können wir heute jedenfalls nicht mehr.

Ihre Partei ist der Meinung, Sie hätten so gut regiert, dass Sie unter allen Umständen so schnell wie möglich weg mussten, weil nur zählte, was hinten rauskommt. Das ist bei Ihnen schlicht und ergreifend Mist. Meinen Sie nicht, Frau Merkel, wir sollten es einmal genau andersherum versuchen?“





Verrätervolk

14 04 2022

„… sehr unterschiedliche Bewertungen gebe. Zwar hätten einige Abgeordnete der Union bis heute ein entspanntes Verhältnis zu Russland und würden Merkel für die distanzierte Haltung gegenüber Putin eine Mitschuld an der Eskalation der…“

„… halte Merz die Debatte zum jetzigen Zeitpunkt für falsch, da man die Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen in den letzten Jahren erst nach einem Regierungswechsel objektiv und wirtschaftsorientiert…“

„… hätte sich eine andere Gruppe der CDU als generelle Gegner des russischen Machthabers zu erkennen gegeben. Gemeinsam sei ihnen, dass auch diese der Kanzlerin maßgebliche Mitverantwortung an den kriegerischen Handlungen in der…“

„… habe Merkel mit ihrer Ostpolitik nur die wirtschaftliche Stärke der Bundesrepublik zeigen wollen. Die Bundeskanzlerin sei zwar auf Rohstoffe angewiesen gewesen, habe aber demonstriert, dass eine sinnvolle Verwertung nur durch die…“

„… dass Merkel der Ukraine Abwehrwaffen verweigert habe. Ein größerer Teil der Union habe zwar vorher Bedenken geäußert, dass dies eine nicht mit dem Kreml abgestimmte Haltung gewesen sein könne, habe die Kritik dann aber auf den wesentlichen Punkt bezogen, dass dadurch die deutsche Rüstungsindustrie um erhebliche…“

„… die überwiegende Mehrheit der Deutschen sich mit der Regierungspolitik einverstanden erklärt hätten. Für den nationalen Flügel sei dies eine gute Erklärung, warum eine Annäherung an die AfD ein Regierungsbündnis der Vernunft bringen könne, da eine zwar nicht der Parteilinie oder der Verfassung entsprechende, aber dem Volkswillen und…“

„… dass Merkel vielleicht nur deshalb nicht mit einer Politik der aggressiven Zurückhaltung gegen die Russische Föderation regiert habe, um nicht den militärischen Angriff auf Deutschland riskiert zu haben. Dies sei ohne ausdrückliche Stellungnahme der Ex-Kanzlerin zwar weder zu beweisen noch zu widerlegen, für Publikationen in den anstehenden Landtagswahlkämpfen dürfe man es aber immer…“

„… sich gerade die transatlantischen Verbände innerhalb der Unionsparteien einer Belastung ausgesetzt sähen. Man könne Merkel nicht als eine Förderin betrachten, wie dies beispielsweise von Seiten der USA geschehen sei, wolle sie aber auch nicht als Verräterin, die mit einer naiven…“

„… die historischen Begleitumstände nicht in der richtigen Konsequenz gewürdigt würden. Für den Parteivorsitzenden sei es klar ersichtlich, dass Merkel die Tragweite ihres Tuns nicht habe in Gänze überblicken können, da sie als Frau nicht in der Lage gewesen sein, alle Einzelheiten der…“

„… immerhin für eine lang anhaltende Periode des Friedens verantwortlich gewesen sei, was in der deutschen Geschichte einigermaßen Beachtung verdiene. Merz kritisiere daran, dass die Rolle der Bundesrepublik als militärisch belastbare Nation bereits von Schröder torpediert worden sei, was sich bis heute in den Beziehungen zu den USA…“

„… die Deutschen als Verrätervolk bezeichnen wolle. Gleichzeitig seien sie aber auch Opfervolk, wie Kretschmer auf einer Pressekonferenz der Energiekonzerne im Freistaat…“

„… würden sich die damaligen Verbindungen der CDU-Fraktion zu Kasachstan heute in einem ganz anderen Licht darstellen. Da sich das Regime inzwischen von Putin distanziere, dürfe man auch vorherige Fälle von Lobbyismus nicht mehr als…“

„… die Debatte mit einem Machtwort endgültig abschließe. Merkel habe zwar eine vollständige Katastrophe hinterlassen, die man nach Warnungen aus der Opposition bereits vor Jahren habe kommen sehen, es seien ihr im Rückblick aber keine Fehler nachzuweisen. Dies gelte ja auch für alle anderen Politikfelder, weshalb Merz gerade im Hinblick auf Russland nun keine gesonderte…“

„… reiche es Generalsekretär Czaja aus, dass sich die Altkanzlerin heute eindeutig gegen den Krieg positioniert habe. Da sie bei sich keine Art der Verantwortung sehe, dürfe man ihr diese auch nicht zuweisen. Dies werde in der Union seit der Gründung praktiziert, nur wegen eines einzelnen Konfliktes ändere man doch jetzt nicht die…“

„… dass die Partei auch anerkennen müsse, wie stabil die Öl- und Gaslieferungen aus Russland vor und nach der Annexion der Krim gewesen seien. Damit habe Merkel mehr für die Sicherheit der deutschen Wirtschaft geleistet als Scholz, was nicht nur zur Kräftigung der Börsenkurse und damit der Vermögen in der EU und den…“

„… allerdings nicht auszuschließen sei, dass sich der russische Präsident durch offene Kritik an der Ex-Kanzlerin gekränkt fühle und seinerseits mit einem Lieferstopp antworte. Mit der Verleihung einiger hoch dotierter Preise an Merkel könne man ihre Reputation in der Öffentlichkeit innerhalb der kommenden Monate sicher wiederherstellen und so eine Exitstrategie aus der Diskussion um ihren…“

„… müsse sich der Parteivorstand jetzt keine unangenehmen Fragen stellen lassen. Dies würde im Nachgang nur zu Selbstkritik führen, die bisher immer zu sinkenden Umfragewerten und…“

„… die Partei auch gemeinsam Konsequenzen aus den Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre ziehen werde. Um einen geistesgestörten, asozialen, gewalttätigen Soziopathen mit krimineller Energie zu verstehen, hätte man auf den Rat einer ähnlich denkenden Persönlichkeit hören müssen. Es sei im Rückblick falsch, dass 2005 die Kanzlerschaft nicht gleich durch Friedrich Merz als führendem…“





Textbausteine

1 03 2022

„Natürlich nur als Sonderbeauftragte für spezielle Angelegenheiten. Kanzler bleibt Scholz, Baerbock ist weiterhin Außenministerin, und Lindner darf so tun, als hätte er von irgendwas Ahnung. Sie würden das ohne Weisungsbefugnis machen, Frau Merkel.

Es wäre jetzt auch nicht wirklich viel. Sie kennen ihn einigermaßen, er spricht zwar Deutsch, aber Sie eben auch Russisch, und das wäre ganz praktisch. Sie würden ihn besuchen, am besten in den nächsten Tagen oder Wochen, und dann würden Sie zu ihm sagen: ‚Pass gut auf‘, würden Sie sagen, ‚wenn ich mit Deiner Botoxbirne fertig bin, kannst Du Dir das Gebiss aus der Rosette rauspopeln.‘ Nur halt etwas diplomatischer, damit es keinen Stress gibt. Sie haben Vollidioten wie Trump und Seehofer ausgehalten, dann kommen Sie mit Putin bestimmt auch zurecht.

Jetzt vergessen Sie mal nicht, wem wir diesen ganzen Scheiß zu verdanken haben. Das mit den Brücken, mit dem Streckennetz, dem Dieseldreck, das waren zwar Dobrindt und Scheuer, aber wer hat dieses Gesindel denn ins Kabinett gelassen? Sie sind nicht ganz unschuldig an dieser Misere, Frau Merkel, und jetzt bekommen Sie die einmalige Chance, ein paar Karmapunkte zu sammeln, wenn Sie nachträglich noch mal eine nationale Aufgabe für die Bundesrepublik übernehmen. Ihnen redet auch keiner rein, das dürfen Sie alles ganz frei und ohne Rücksicht auf Verluste entscheiden.

Wir würden ja sofort Sanktionen raushauen, dass der alte Schmierlappen schreiend im Kreis rennt und mit Hirnembolie zum Abdecker gekarrt wird. Aber wir sind halt die Bundesregierung, das heißt, wir müssen immer auf die Konsequenzen der politischen Kommunikation achten. Wenn sich der Kanzler ins Fernsehen stellt und irgendwas sagt, was ganz böse und gefährlich klingt, dann haben unsere Konfliktpsychologinnen aus der Abteilung Weichstapelei schon umfangreich ausgetestet, ob das nicht schlecht an der Börse ankommt. Oder den Gaspreis nach oben treibt. Oder sonst irgendeine Folge für die internationalen Beziehungen hat. Aber Sie können sich an diesen albernen Tisch setzen, ihm klarmachen, dass er ein Pausenclown ist, der irgendwann von seinen eigenen Leuten abgesetzt und zum Teufel gejagt wird. Es muss ja gar nicht unbedingt charmant klingen.

Frau Merkel, alleine die Tatsache, dass wir nach all den Jahren verschlafener Digitalisierung diesen ganzen Coronamist immer noch per Faxgerät an die Gesundheitsämter schicken müssen, sollte Ihre Haltung ein kleines bisschen kooperativer werden lassen, meinen Sie nicht auch? Sie können ja bei der Gelegenheit hinterher noch ein paar Tage durch den Ostblock fahren, das Netz ist fast überall besser als in Deutschland. Sie schreiben doch so gerne SMS, oder?

Alleine dieser widerliche Antisemitismus, das können Sie ihm mal bestellen – Entnazifizierung, wenn wir das schon hören! Dieser Rübe verdanken wir schließlich die AfD, die Querdenker und den ganzen übrigen Nazidreck. Sehr viel praktizierten Antifaschismus haben Sie ja nicht abgeliefert, Frau Merkel, nach NSU und Halle und Hanau waren das ja größtenteils verbale Leerlaufhandlungen, aber jetzt könnten Sie ja mal irgendwas Gehaltvolles in Richtung Russland vom Stapel lassen. Wenn Sie da sagen würden, das sei nicht ihr Duktus, das wird ihn nicht sonderlich beeindrucken. Aber wenn Sie richtig vom Leder ziehen, das wäre schon gut.

Wieso wollen Sie denn jetzt nicht mehr, Frau Merkel? Sie hatten da so schöne Textbausteine. ‚Tiefes Mitgefühl‘ und ‚Mit größter Sorge‘ und ‚Anteilnahme‘. Da war vom letzten Terroranschlag ja noch einiges in der Schreibtischschublade, und jetzt wollen Sie einen Rückzieher machen? Sie könnten ganz gemütlich nach Moskau reisen und ohne Rücksicht auf Verluste dem Drecksack richtig eine reinzimmern. Überlegen Sie mal, noch bevor Sie Kanzlerin wurden, haben Sie den Irakkrieg befürwortet und wollten dann nichts davon wissen, dass die Beweise an den Haaren herbeigezogen waren. Die Scharte könnten Sie auswetzen. Kommt spät, aber noch sind Sie ja nicht weg vom Fenster. Zumindest nicht so weg wie der Rest der CDU.

Nein, kommen Sie ihm nicht mit militärischen Drohungen, das ist eine Schnapsidee. Deutsche Soldaten sind zum Brunnenbohren unterwegs und zum Schutz der Mädchenschulen, und dann müssen die auch immer die lokalen Kräfte so gut ausbilden, dass bei ihrem Abzug die Taliban den ganzen Laden wieder in die Scheiße reiten. Drohen Sie ihm nicht. Und machen Sie auch nichts am Finanzsystem. So wie es in Deutschland Millionen Dorfbewohner gibt, die unbedingt zehnmal am Tag mit dem Auto in die nächste Metropole fahren müssen, weil sie sonst die kommunistische SPD wählen, so gibt es in jeder Straße Russen, die alle paar Minuten Geld in die Heimat schicken. Das gibt miese Publicity.

Gut, Frau Merkel, dann die harte Tour: wer hat die Atomkraftwerke abschalten lassen, die wir jetzt als Trotzreaktion gegen die Gaskonzerne brauchen könnten? Sie könnten jetzt richtig herumtrollen und Waffenlieferungen an die Ukraine ankündigen. Das hat er garantiert nicht auf dem Schirm. Der platzt, und Sie lehnen sich währenddessen genüsslich im Sessel zurück. Er weiß zwar, dass die Bundeswehr nicht zufällig unter Ihrer Kanzlerschaft marode wurde, aber er weiß auch, dass mit der deutschen Rüstungsindustrie nicht zu spaßen ist. Auch nicht für eine Bundesregierung. Machen Sie es für die wirklich wichtigen Werte, die Deutschland vertritt, Frau Merkel. Meinen Sie nicht, Sie kriegen das hin?“





Bundesvizekanzleramt

1 11 2021

„Eine ganz normale Telefonanlage, Herr Scholz. Da ist der Knopf für die Gegensprechverbindung, Sie können auch von hier aus die Türen öffnen, und da sind die hundert wichtigsten Geheimnummern im Kurzwahlspeicher. Hat Ihnen Frau Merkel schon gezeigt? Dachte ich mir.

Also wir haben kein Problem damit, dass Sie als zukünftiger Bundeskanzler hier schon mal die Räumlichkeiten inspizieren. Frau Merkel ist ja bis zum Schluss geschäftsführend im Amt und hat noch jede Menge zu tun, aber offensichtlich hat sie schon einige Informationen an Sie weitergegeben. Sie sind ja offiziell heute auch als Finanzminister hier im Bundeskanzleramt, da wir erst im Laufe der Woche die Umbenennung in Bundesvizekanzleramt als provisorische Regierungsbehörde durchhaben. Herr Söder hat sich so sehr dafür ausgesprochen, dass das reibungslos über die Bühne geht, wir konnten also damit rechen, dass er das intern torpediert.

Der Posteingang ist momentan ein bisschen viel, die FDP schickt alle paar Stunden ein Fax, weil sie verlangt, dass Herr Lindner als offizielles Mitglied der nächsten Regierung auch zu allen Terminen der geschäftsführenden Bundeskanzlerin mitgenommen wird. Er war Spitzenkandidat, seine Partei ist nicht auf dem letzten Platz gelandet, also meint er, dass er für den Fall einer Minderheitenregierung mit der Union rein theoretisch noch Bundeskanzler werden könnte, weil er ja als einziger immer alles besser weiß, dass er alles besser kann. Wir ignorieren das, falls er Sie während der Koalitionsverhandlungen darauf ansprechen sollte, Sie wissen von nichts. Frau Merkel schmeißt das ungelesen in den Müll.

Da hinten ist die Teeküche, wir haben eine neue Mikrowelle angeschafft, falls es doch mal später wird, und hier ist der Kühlschrank. Nein, andere Seite. Das sind die beiden Getränkeschränke. Wir haben immer eine gewisse Auswahl guter Weine in angemessener Temperatur vorrätig, da Frau Merkel einen guten Tropfen durchaus zu schätzen weiß. Für Sie sicher keine Umgewöhnung, sie mag Rote. Das ist schon ein bisschen länger da. Am Anfang hatten wir noch Aktenordner mit Aufklebern wie ‚Diverse Dokumente‘ oder ‚Notfälle‘, die kamen teilweise noch aus der Ära Kohl, und Herr Schröder hatte in dem einen immer einen vernünftigen Bordeaux und eine Zigarre griffbereit. Frau Merkel hat das dann beibehalten, bis Leute wie Herr Scheuer, Herr Seehofer und Herr Spahn gleichzeitig im Kabinett saßen. Das kriegen Sie mit einer Flasche nicht weg.

Das wird noch ausgebessert, der Maler kommt nächste Woche. Es sind nur ein paar Schrammen im Anstrich, aber da ist noch Metallabrieb drin vom Rollstuhl. Herr Schäuble wollte das Amt nicht ohne Kampf aufgeben. Wir dachten zuerst, er hätte hier noch Teile seiner Altersvorsorge hinter der Tapete versteckt, aber er hat sich einfach nur am Geländer angekettet. Frau Merkel hat dann den Hausmeister angerufen, der hat ihr den Bolzenschneider aus dem Keller geholt, und sie hat selbst eine gemeinsame Lösung gefunden. Sie hat so eine pragmatische Art, die wir alle noch sehr vermissen werden. Aber Sie werden hier natürlich eigene Akzente setzen.

Hiermit müssen Sie vorsichtig sein, Frau Merkel hat das täglich benutzt. Die Dosierung steht auf der Dose, es wirkt ganz hervorragend. Ja, direkt aus der Weltraumforschung, das beste Imprägnierungsspray der Welt. Teflon ist nichts dagegen. Sie können mit dem Zeug machen, was Sie wollen, an Ihnen bleibt nichts hängen, gar nichts. Frau Merkel war von dem Zeug begeistert. Sie haben selbst so etwas? Das ist bekannt, Herr Scholz. Das ist bekannt.

Noch mal ein kleiner Tipp: melden Sie sich bloß nicht mit Namen am Telefon. Am Ende rutscht Ihnen dabei ‚Finanzminister‘ raus. Machen Sie das nie, das kann zu schweren Verwicklungen führen, es sei denn, Sie wollen Herrn Lindner ärgern. Dann machen Sie es natürlich extra, Sie sind dann ja der Bundeskanzler. Andererseits, jetzt kann er gar nicht mehr zurück, sonst wird er als welcher Minister auch immer bei jeder Auslandsreise mit Schlag in den Nacken begrüßt. Ich kann mir nicht helfen, aber das hat Frau Merkel bestimmt mit einkalkuliert. Wäre ihr jedenfalls zuzutrauen.

Die Sicherheitsmaßnahmen für den G20-Gipfel wurden in diesem Zusammenhang übrigens noch einmal extra verstärkt, damit es nicht plötzlich zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kommt. Die vorhersehbaren Zwischenfälle bei solchen Gipfeln kennen Sie ja bereits, und Frau Merkel war der Ansicht, dass Sie das gerne alleine regeln. Für den Fall einer erfolgreichen Wahl möchte sie Sie auch nochmals daran erinnern, dass Sie dann einen Innenminister haben. Das waren in letzter Zeit nicht unbedingt die besten Kräfte, aber Sie wissen ja, wie schwierig man gutes Personal bekommt. Schauen Sie nach Hamburg.

Wir schätzen das als Signal der Kontinuität, das hat es vorher nicht oft gegeben. Wer sich da sonst aus der Union angeboten hätte, entzieht sich unserer Kenntnis. Herr Söder vermutlich nicht. Der hätte sich wahrscheinlich auch nicht das Kanzleramt von innen angeguckt, sondern Frau Merkel durch die Bayerische Staatskanzlei geführt. Wenn ansonsten Probleme auftauchen sollten, wir haben jederzeit ein offenes Ohr für Sie. Das Vertrauen, das Frau Merkel in Sie setzt, werden wir auch haben. Eine sozialdemokratische Kanzlerin, die die Fortsetzung ihrer Umverteilungspolitik für eine finanziell bessergestellte, strukturkonservative Schicht von Fortschrittsverweigerern mit pseudoemotionalem Gelaber in eine Weiter-so-Zukunft, in Altersarmut und Klimakatastrophe führt – Herr Scholz, wem sollte sie da mehr vertrauen als Ihnen?“





Schlussrunde

27 09 2021

„Bedaure, gerade weg. Sie ist eben reingekommen und hat ihr Büro geräumt, und dann war auch gleich der Putzdienst da. Spezialkommando. Wenn CDU-Spuren gefunden werden, könnte das fatale Folgen haben. Vor allem für die CDU.

Das ist jetzt in allen Ministerien so, nicht nur im Kanzleramt. Vereinzelt hatten wir hier Mitarbeiter, die an ihren Bürostühlen festgekettet waren. Dass in Ministerkreisen gerne Gebrauch von Sesselkleber gemacht wird, vor allem in der CSU, das wussten wir. Aber das war schon überraschend, vor allem in der Menge. Offensichtlich haben mehr Menschen als erwartet ein Problem, wenn sie nicht mehr im Bundestag sitzen.

À propos Möbel, wir erwarten da ein mittleres Chaos. Laschet hatte drei Dutzend guten Freunden den Posten des Kanzleramtsministers versprochen – was man halt so redet, wenn man lange nicht an der frischen Luft war – und die haben sich jetzt Möbel bestellt. Büromöbel. Alle. Teilweise recht teuer, das hat aber keinen gestört, weil sie davon ausgegangen waren, dass sie im Fall einer anderen Entscheidung die Möbel einfach privat nutzen dürfen. Das muss irgendwo in der DNA der Partei verankert sein, wir haben keine andere Rechtsgrundlage gefunden für diese Vorgehensweise. Wenn ein anderer Kanzler ins Amt einzieht, dann werden diese Möbel alle wieder zurückgeschickt, aber wir wissen noch nicht genau, wer sich darum kümmern soll. Bisher wird nur gesagt, dass die private Nutzung preiswerter ist als das Zurückschicken. Aber wenn das aus der CDU kommt, weiß ich nicht, ob es belastbar ist.

Das da hinten? wir bekommen hier ganz neue Kaffeeautomaten. Einen pro Stockwerk. Das muss dieser Sozialismus sein oder der Linksrutsch, vor dem wir alle gewarnt wurden. Kostenloser Kaffee fürs Kanzleramt, wir werden alle innerhalb von vier Jahren pleite sein. Vielleicht hätten wir lieber neue Faxgeräte kaufen sollen, das wäre nicht aufgefallen. Oder klimaneutrale Kunstblumen aus Altplastik. Naja, ist jetzt auch egal. Laschet hätte uns das als Beginn des Innovationsjahrzehnts verkauft.

Vor allem muss unsere IT eine Sonderschicht einlegen, überlegen Sie sich mal, wer innerhalb der letzten Jahre hier ein- und ausgegangen ist, obwohl er in den Gebäuden gar nichts zu suchen hatte. Die Lobbyisten, Berater, Merz im Bundesministerium für Wirtschaft, Scheuer im Bundesministerium für Verkehr, die Zugänge müssen wir alle sperren. Die haben schon genug Unheil angerichtet. Natürlich sind da einige, die kriegen wir nicht so leicht aus dem System, aber das überlassen wir lieber den Fachleuten. Vor allem sicherheitstechnisch ist das schwierig. Wir gehen ja derzeit davon aus, dass sich CDU sich radikalisieren wird, und zwei radikale Parteien im Bundestag sind genug, die müssen nicht auch noch in der Regierung herumlungern.

Nein, ich muss da nicht rangehen, das habe ich seit gestern in einer Tour. Die wollten ja ziemlich schnell, dass die Auszählung gestoppt wird, bevor noch mehr Stimmen futsch sind, aber darauf lassen wir uns hier nicht ein. Ich kenne ja auch schon eine Menge schmutziger Tricks, und doch ist man immer wieder überrascht, was die sich einfallen lassen. Angeblich sollen wir auf das amtliche Endergebnis warten, dann werden die Stimmen noch zweimal nachgezählt, dann reicht die CDU Klage ein, dann geht’s vors Bundesverfassungsgericht, zum Papst, was weiß ich, aber vorher dürfen die Schreibtische der Mitarbeiter nicht aufgeräumt werden, genauer gesagt: sie wollen die Schlüssel für die Schubladen nicht rausrücken. Da kann ja schon mal der eine oder andere Umschlag drin liegen, in dem jemand seine Altersvorsorge aufbewahrt. Vermutlich ist nur keiner dazu gekommen, das Geld zu versteuern, deshalb brauchen jetzt noch alle ein paar Tage Zeit. Den schnellen Ausstieg aus der Kohle haben sich Schäubles Kollegen sicher auch anders vorgestellt.

Also wenn Sie heute nichts mehr vorhaben, ich mache gleich Schlussrunde durch den Bundestag. Da bleibt üblicherweise immer noch ein bisschen Zeug liegen – derzeit wird ein Gesetz zur Stärkung und Förderung der wehrhaften Demokratie vermisst, das Seehofer gegen die gesamte Union durchsetzen wollte, bis ihm jemand verraten hat, dass er dann nicht mehr mit den Nazis in seinem eigenen Laden kuscheln darf. Wenn Ihnen da etwas auffällt, was einen leicht bräunlichen Geruch nach Korruption hat, das könnte es sein. Ansonsten muss die Anzahl der Sitze angepasst werden, aber keine Sorge, viel kleiner wird’s nicht. Daran ist aber nicht die CDU alleine schuld. Die nimmt es nur billigend in Kauf.

Die müssen Sie nicht beachten, das ist nur der Wachschutz. Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, aber manche Leute klauen wie die Raben, Kupferrohre, Stromkabel, Glühlampen. Wenn Sie mal überlegen, wie viele von denen bald keinen Job mehr haben, dann brauchen Sie hier eine Truppe, die durchgreift, bevor es zu spät ist. Wie man das in Deutschland ja auch wollte.

Ja, die rufen bestimmt den ganzen Tag lang an, aber das ist egal. Vorhin wollten sie, dass wir den Reichstag durchsuchen, weil die Grünen bestimmt noch zehn Milliarden Briefwahlstimmen in den Wandschränken versteckt haben. Nur in den Keller sollten wir auf gar keinen Fall. Lassen Sie es mich mal so formulieren: was meinen Sie, wo wir heute mit fünfzig Mann Sachen suchen gehen? Ich sehe, wir verstehen uns. Das Unschöne ist, dass es für eine Demokratie keinen Generalschlüssel gibt, das Schöne ist, die haben ihn auch nicht.

Ah, da ist sie ja wieder! Hallo, Frau Merkel – schönen Sonntag gehabt?“





Sündenbock

22 09 2021

„… es in der Union derzeit keinen Konsens gebe. Sicher sei nur, dass das schlechte Abschneiden der CDU ausschließlich von Merkel verursacht worden sei, da sie nicht mehr als Kanzlerin und Vorsitzende der Partei in den…“

„… eine Reaktion aus dem Kanzleramt nicht zu erwarten sei. Die Vorwürfe seien weder neu noch zutreffend, so dass eine Auseinandersetzung in der jetzigen Situation nicht mehr zielführend und…“

„… die Schuld nicht nur bei der Kanzlerin liege, sondern in der Art, wie sie ihn als größten Politiker der Nachkriegszeit davon abgehalten habe, das Land wieder an die Weltspitze zu bringen. Merz sehe sich ganz klar in der Pflicht, als Kanzler und CDU-Vorsitzender die nächsten…“

„… sich aber nicht auf einzelne Politikfelder beschränke, sondern im Gesamtergebnis gesehen werden müsse. Spahn sehe in Merkel immer noch die beste Bundeskanzlerin der letzten 16 Jahre und werde für den nächsten Bundeskanzler, der seiner Ansicht nach der beste Bundeskanzler der nächsten Jahre sein werde, einer der besten Minister sein, der dann später einmal als der…“

„… liege der Fehler nach Schäubles Ansicht darin, dass Merkel zwar noch Kanzlerin sei, durch ihren Rücktritt als CDU-Vorsitzende aber den für die letzten Wahlen typischen Amtsbonus nicht mehr in die…“

„… nicht bestätigt werden könne. Es gebe für Mitglieder der Parteispitze keine therapeutischen Angebote, diese seien auch nicht angefragt worden, da man sich entschlossen habe, durch weitere zum Teil konstruktive Diskussionen in der…“

„… dass sich die Union insgesamt sehr stark verändern müsse, personell und inhaltlich, um die vergangenen Jahre hinter sich zu lassen und mit modernen Impulsen die Gesellschaft zu gestalten. Merz sei überzeugt, dass nur er dies leisten könne, und werde daher unmittelbar nach der Wahl als neuer Vorsitzender der…“

„… habe Schäuble zu Bedenken gegeben, dass eine Vorsitzende Merkel durch ihre Möglichkeiten im Wahlkampf auch nach einem Rücktritt als Kanzlerin in der Mitte der Legislatur eine viel bessere Basis für einen erfolgreichen…“

„… auch Kräfte in der Union stärken müsse, die bisher bundespolitisch noch nicht in Spitzenämtern gewesen und daher unbelastet seien. Amthor sei für diese Erfahrung noch zu jung, deshalb wolle man ihn erst in einigen Jahrzehnten mit der…“

„… aber nicht für die Fehler von Ministern verantwortlich gemacht werden dürfe. Außerdem sei für Söder die traditionelle Besetzung des Verkehrsressorts mit einem Christsozialen absolut unproblematisch gewesen, was auch an der starken Zustimmung innerhalb Bayerns und den…“

„… durchaus Erfahrung in wichtigen Bereichen wie Korruption und Veruntreuung vorweise und mit vielen gewaltbereiten Rechtsextremisten vernetzt sei. Spahn sehe in Amthor einen ausreichend qualifizierte Kandidaten für den Parteivorsitz, den er durch loyale Unterstützung fördern werde, um in einigen Jahren eventuell selbst als…“

„… eine gemeinsame Kandidatensuche nicht parteiintern geklärt werden könne, da man dazu auch die Basis befragen müsse. Sollte es dennoch auf eine Kür des Sündenbocks hinauslaufen, werde Merz sich der Wahl nicht stellen, da er genügend Zeit brauche, um eine Übernahme von Regierung und Vorsitz der…“

„… sei es ein Versäumnis der Bundeskanzlerin, dass sie in den letzten Jahren Umweltministerinnen der SPD ins Kabinett berufen habe. Da das Klima nicht durch eigene Parteipolitik bekämpft worden sei, habe sich die Opposition nun mit…“

„… von allen Parteiämtern entbinden werde. Merkel habe auf diesen Vorstoß ihrer Kritiker nicht reagiert, da sie nach der Amtsübergabe ohnehin in den Ruhestand gehe und keine weiteren…“

„… müsse sich die Kanzlerin anrechnen lassen, dass sie nicht genügend auf die Expertise zweier SPD-Umweltministerinnen vertraut habe, sondern durch parteiinterne Politik Versäumnisse in der…“

„… dem Bundesvorstand negative Energien verleihe. Die öffentliche Diskussion zwischen Merz und Schäuble, wer mehr unter Merkel gelitten habe, sei nicht mehr produktiv für den…“

„… dass in den letzten Legislaturen ein viel zu christliches Profil die Politik bestimmt habe. So sei die wirtschaftliche Kompetenz wichtiger Fachleute in den Bereichen Rente, Pflege oder Wohnen stark in Misskredit geraten, was sich nun auf die…“

„… sich der rechte Parteiflügel offen für einen Ausschluss von Merkel ausgesprochen habe. Zwar habe man sich in den vergangenen Jahren in vielen außerparlamentarischen Beschäftigungen schnell bereichern können, doch werde die Nachhaltigkeit dieser Geschäftsmodelle durch den Verlust der Kanzlerschaft viel zu plötzlich unterbrochen, um neue Geldquellen jenseits einer…“

„… beispielsweise bei der FDP zur Entwicklung eines mitfühlenden Liberalismus geführt habe, der mehrere Tage lang in den Medien präsent gewesen sei. Laschet müsse bis zum Vorabend der Wahl eine deutliche Distanzierung von der Bundeskanzlerin zeigen, indem er ein Ohne-Mutti-Weiter-so als neue Brückenlösung bis zu einer…“

„… mit der parteiinternen Aufarbeitung der aktuellen Lage durchaus zufrieden sei. Immerhin spare sich die CDU komplizierte Wahlanalysen und könne gleich in den Prozess der Selbstzerstörung übergehen. Merkel sehe dies mit tiefer Befriedigung und einer gewissen…“





Krisenstäbchen

8 09 2021

„Hat sie eigentlich irgendwann mal eine Strickjacke getragen? so kohlmäßig? Sonst haben wir nur diese Schlandkette, aber die war nie so wichtig. Politisch gesehen. Hosenanzüge, kann man ja machen, aber welchen soll man da nehmen?

Das ist mal wieder eine Schnapsidee, die sich die Partei ausgedacht hat. Merkel-Museum. Das ist der blödeste Einfall, seitdem der Kanzlerkandidat irgendwas gesagt hat, und der sagt ja dauernd was. Wie soll man aus Merkel ein Museum machen? und was zeigt man da? Und warum? Die Partei hat sich gedacht, wir zeigen das politische Erbe, aber nur positive Sachen. Gut, wären wir dann fertig?

Im Eingangsbereich erst mal die Abteilung über die Umweltkanzlerin, obwohl: die war sie gar nicht. Da müsste man in einem eigenen Stockwerk alle Absichtserklärungen sammeln, sämtliche Versuche, die deutsche Wirtschaft vor den Auswirkungen der Erderwärmung zu schützen – die deutschen Bürger hätte sie schützen können, aber das war genau das Problem, dass sie ihre Politik nicht für deutsche Bürger gemacht hat. Sondern für die Wirtschaft, unter anderem auch für die deutsche. Was dann Solaranlagen betrifft, da kann sich die chinesische Wirtschaft nicht beschweren. Die Auswirkungen auf Deutschland, dazu bräuchte man so eine Art Erlebnispädagogik. Einen Raum, der unter Wasser steht und an einer Ecke wegbricht. Also sie hat was fürs Klima getan, nur eben nicht für die Menschen. Dem Klima ist das egal, das war ihr immer schon klar. Sie ist ja Physikerin.

Immerhin hat sie nach dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Kernenergie den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg hingekriegt. Das war als Wahlkampfmanöver gedacht und hat trotzdem ganz gut funktioniert. Da könnte man ein Modell von Fukushima bauen, als Bezug zu ihrer Politik. Wobei sie ja eher die langsame Brüterin ist, aber wenn es aus dem Ruder läuft: sofort alles stoppen. Das war in Afghanistan nicht anders, da hat sie auch ein paar Jahre gebraucht, bis sie gemerkt hat, dass die Wissenschaftler, die sie vor einer Katastrophe warnen, Wissenschaftler sind, die sie vor einer Katastrophe warnen. Sie bremst schon, aber eben erst dann, wenn die Wand vor ihr beschleunigt.

Ihre Parteisoldaten haben sechzehn Jahre lang gesagt, dass sie bei ihrer Politik immer auch alle deutschen Bürger mitnimmt. Das stimmt. Fragen Sie die Wand.

Es gibt auch einen Flügel in der Partei, die die positiven Aspekte gar nicht sehen wollen. Denen ist so ein Museum eigentlich nur als Gruselkabinett willkommen, damit sie hinterher sagen können, dass sie alles besser gemacht hätten, nur eben nicht jetzt, wo sie es nicht mehr besser machen, weil ihnen keiner mehr zutraut, dass sie es besser würden machen können. Die wollen unbedingt eine kontrafaktische Abteilung, da wird zum Beispiel das Märchen von der Grenzöffnung noch mal ganz groß aufgeblasen mit allen Artikeln aus der Presse, in denen das so dargestellt wurde. Am besten gleich rautenförmig, wegen der Symbolik.

Oder hier, Europa – da wollen die Flügelleute am liebsten eine vergoldete Kanzlerin auf dem Podest, weil sie erst mit ihrer Sparpolitik so richtig dafür gesorgt hat, dass die ganze Eurozone auf dem Zahnfleisch ging. Eine Bankenkrise hätte Europa ja noch alleine hingekriegt, aber sie hat eine richtige Staatsschuldenkrise gezaubert, mit externalisierten Kosten für die anderen, denen man dann vorwerfen kann, dass sie nicht genug Feuerwehr haben, wenn wir ihnen regelmäßig wieder die Bude abfackeln. Das ist Balsam für die deutsche Nationalseele, die am liebsten alles alleine macht, weil sie überzeugt ist, dass die anderen es nicht so gut hinkriegen.

Die Destabilisierung des politischen Systems in Deutschland zur marktkonformen Demokratie darf man hier auch nicht vergessen. Asymmetrische Demobilisierung ist das eine, aber wenn die Leute überhaupt wählen, wählen sie je nach Bundesland bis zu einem Viertel Faschisten. Eigentlich könnte man denen einen ganzen Raum überlassen. Braun anstreichen reicht, den Rest machen sie selbst. Viel Gegenwehr war da nicht, für Hanau oder Halle oder den NSU brauchen keinen Extraraum. Wir könnten einen versprechen und ihn vergessen, das wäre im Duktus der Kanzlerin. Vielleicht gräbt mal einer aus, ob es Bilder vom Krisenstab gibt. War wohl eher ein Krisenstäbchen. Das können wir irgendwo im Kuriositätenkabinett aufhängen. Bei der sozialen Schere und neben der Ehe für alle. Oder auf den großen Scheiterhaufen. Also das, was von ihr noch übrig ist. Das reicht dann für den Ausgangsbereich.

Haben Sie noch eigene Ideen? Gut, war jetzt nur so eine rhetorische Frage, aber da sind wir auch auf der richtigen Seite, weil der Flügel das sowieso zu verhindern weiß. Die alternde Gesellschaft wird man ihr in die Schuhe schieben, vor allem, weil sie nicht mehr die Partei wählt, das Scheitern der Partei als Partei, die Pandemie, dass sie Merz nicht an die Macht gebracht hat, dass sie Merz nicht vernichtet hat, dass sie ewig da war, dass sie nicht weg ist, dass sie weg ist, dass sie nicht wiederkommt. Das kann man irgendwann mal als Sonderausstellung aufziehen. Das große Versprechen an die Sparer in der Krise, Digitalisierung, Arbeitslose, Pflege, die dummen Arschlöcher im Kabinett, die von dummen Arschlöchern ersetzt wurden. Eine Kriecherin, die die Darmschleimhaut der einzelnen Autokonzerne am Geschmack erkannt hat. Sie allein wusste, wir wollen an die Wand, die Wand wusste es, wir wussten es. Und nur sie wusste: wir schaffen das.“





Visionen

18 08 2021

„Einmal, Frau Merkel. Ein einziger Auftritt. Oder zwei. Höchstens zehn. Mehr wollen wir doch nicht von Ihnen. Könnten Sie das nicht irgendwie einrichten?

Sie haben ja recht, Frau Merkel, auch wenn ich das nicht unbedingt so ausdrücken würde wie Sie. Also ‚total verkackt‘, das ist nicht mein Duktus. Nein, Frau Merkel – das war jetzt überhaupt nicht als Kritik an Ihnen gemeint! Es ist nur so, derzeit haben wir überhaupt kein Konzept, und ganz ohne Konzept Wahlkampf zu machen, das ist nicht die beste Idee gewesen. Wenn man jetzt mal außer acht lässt, dass unser Kanzlerkandidat bisher auch sonst nur Scheißideen hatte. Aber Ihre parteiinternen Kritiker, die meinen, immerhin hätten Sie nicht nur jeden Wahlkampf komplett ohne Konzept gemacht, sondern auch jahrelang so regiert, und das gar nicht einmal so schlecht.

Wir erwarten auch keine Wunder, Frau Merkel. Dass Sie als erfahrene Regierungschefin hier die politische Zukunft Deutschlands mit etwas mehr als ‚Weiter so‘ rhetorisch ein bisschen ausführen, das wäre ja schon ein Meilenstein, wenn man sich mal ansieht, was in der Partei passiert ist, seitdem Sie nicht mehr Vorsitzende sind. Meinetwegen können Sie sich hinstellen und ‚Wir schaffen das!‘ rufen, das kommt bei den rechtskonservativen Kräften um den Kanzlerkandidaten zwar nicht so gut an, aber dafür sind Sie ja da, dass Sie jede Kritik einfach so wegmoderieren. Aussitzen, Frau Merkel, das reicht jetzt nicht mehr. Ja, ich habe das schon verstanden, wenn Sie das aussitzen würden, dann hätten wir das Problem schon gelöst, aber wenn Sie schon fragen, ob der Kanzlerkandidat irgendwas kann, dann ist die Antwort sowieso: nein.

Frau Merkel, Sie dürfen das nicht so negativ sehen. Schauen Sie mal, der alte Adenauer, der hat ja damals schon gesagt, man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind, andere gibt’s nicht. Klar ist unser Personal ein Griff ins Klo, aber wenn wir jetzt erst darauf warten, bis da etwas Vernünftiges nachwächst, da liegen wir ja vorher längst im Grab. Bei Amthor könnten Sie sich das vorstellen? Gut, als vernünftig würde ich den jetzt nicht gerade… ach so. Bisschen makaber, Frau Merkel. Aber wir müssen auch mal positiv in die Zukunft blicken, und da helfen uns junge Talente, die schon genug politische Erfahrung haben, um sich für unser Land mit Ideen und Visionen einzusetzen. Natürlich ist man bis sechzig noch jung, Frau Merkel. Sechzig ist doch das neue Dreißig, und was die Erfahrung angeht, da ist doch der Kanzlerkandidat durch viele Visionen bereits in Erscheinung getreten, oder? Er soll zum Arzt gehen? Wenn Sie hier immer nur den politischen Gegner zitieren, dann können wir das natürlich auch gleich sein lassen, Frau Merkel. Das bringt ja nun niemandem etwas.

Wir haben unsere Ansprüche doch schon so weit heruntergeschraubt, Frau Merkel. Was wollen Sie denn noch? Vierzig Prozent sind bei uns nicht mehr drin, das müssen Sie mir nun nicht jedes Mal aufs Butterbrot schmieren, aber wir verlieren doch unser Gesicht, wenn wir jetzt nicht alles daran setzen, die dreißig Prozent zu erreichen, die uns als stärkste Fraktion aus der Wahl hervorgehen lässt. Ja, unser Gesicht, Frau Merkel. Sie fühlen sich da also nicht mitgemeint? Das tut weh. Irgendwie bekomme ich den Eindruck nicht weg, dass Sie mit Ihrer Partei… also unsere Partei, Sie haben ja recht.

Es spricht doch keiner von betreutem Regieren, Frau Merkel. Wenn unser Kanzlerkandidat erstmal im Amt ist, dann entwickelt er bestimmt ganz neue Impulse, um sich mit der Aufgabe zu identifizieren, und wenn wir mit den gröbsten Schwierigkeiten durch sind, dann können wir uns auch schon um die Wiederwahl kümmern, die ihm der Kanzlerbonus so gut wie sicher macht. Das sind doch nur wirklich Visionen, Frau Merkel. Und mehr als ein bisschen Starthilfe wünschen wir uns auch nicht von Ihnen. Dass Sie die ganze Zeit neben ihm stehen und seine Hand halten, davon war nie die Rede. Das schafft er schon ganz alleine. Sie fanden das nach der Flut schon scheiße? Ja, das war ziemlich peinlich, aber unser Kanzlerkandidat ist dafür bekannt, dass er sich steigern kann. Was meinen Sie damit, das sei genau sein Problem?

Frau Merkel, es kann doch nicht sein, dass wir über wichtige Dinge keine Einigung erzielen! die gemeinsame Lösung, das war doch früher genau Ihr Ding? Es sind doch Ziele, die wir in der Geschichte der CDU immer schon hatten: Parteispender bei Laune halten, die SPD pulverisieren, Minderheiten diskriminieren, rechtsextremistische Tendenzen verharmlosen und bei jedem Terroranschlag von Nazis Betroffenheit heucheln, das soziale System sturmreif schießen und den Armen die Schuld geben, weil sie zu faul waren, in reiche Familien hineingeboren zu werden – wir brauchen Sie! Das Programm nimmt man dem Kanzlerkandidaten so nicht ab, selbst wenn er tatsächlich einmal nicht herumlügt oder Blödsinn erzählt. Wir brauchen Sie als Integrationspersönlichkeit, damit identifiziert sich der Wähler. Oder wollen Sie noch monatelang als geschäftsführende Kanzlerin zusehen, wie die Union Söder als Parteichef installiert, damit er sich mit der SPD zankt, bis es Neuwahlen gibt und die nächste Große Koalition? Das kann doch nicht in Ihrem Interesse sein!

Sie machen es? wirklich!? Gott sei Dank, Frau Merkel, mir fällt ein Stein vom Herzen! Berlin, wir kommen! Unter einer Bedingung? Alles, was Sie wollen, Frau Merkel, absolut alles! Ja, versprochen! Natürlich bestimmen Sie das. Wer soll denn nicht dabei sein? Armin Laschet!? Aber… – “





Dolchstoß

17 08 2021

„… von der Geschwindigkeit der Entwicklung sehr überrascht gewesen seien. Man habe sich um den Vormarsch der Taliban nicht gekümmert, da der Bundesnachrichtendienst nächste Meldungen zur Lage in Afghanistan erst nach der Wahl zum…“

„… sich nicht habe melden können, da er sich mit Opfern der Flutkatastrophe habe unterhalten wollen. Am Rande der Eröffnungsparty eines Küchenstudios in Bochum-Günnigfeld sei Laschet mit Vertretern der Alternative für…“

„… aus dem Skandal im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gelernt habe. Seehofer wolle jeden Kontakt mit Ausländern, die noch nicht abgeschoben worden seien, nur noch auf eine ganz rechtssichere…“

„… eine suboptimale Logistik beklage. Maas sei aber davon überzeugt, dass die Ausfuhr von 29 Paletten vorrangig habe behandelt werden müssen, da alkoholische Getränke möglicherweise als neue Provokation für radikalislamische Kräfte in…“

„… alles getan werden müsse, um Helfer der Bundeswehr außer Landes zu bringen. Dazu sei es allerdings notwendig, schriftliche Arbeitsverträge in deutscher Sprache, eine Tätigkeitsbeschreibung gemäß §2 NachwG sowie drei in Folge ausgestellte Entgeltnachweise für die…“

„… bisher die Forderung erhoben hätten, schon im Heimatland einen Einwanderungseintrag zu stellen. Seehofer fürchte jedoch die Lebensgefahr für EU-Beamte in Afghanistan und sei daher der Ansicht, es sei für Flüchtlinge zumutbar, sämtliche Unterlagen bei einem Anerkennungsverfahren auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland zu…“

„… das Personal der deutschen Botschaft in den sozialen Medien fortwährend vor dem Vordringen der Islamisten gewarnt habe, was allerdings durch Arbeitsüberlastung nicht bis in die Bundesregierung durchgedrungen sei. Im Kanzleramt werde man gleich nach der Wahl drei neue Faxnummern für den Kontakt mit auswärtigen…“

„… könne die Lufthansa Aufgaben übernehmen, alle erforderlichen Personen aus der Krisenregion auszufliegen. Altmaier werde sich innerhalb der kommenden Wochen mit einem Kreditangebot von mehreren Milliarden Euro an die…“

„… sei Laschet strikt gegen den Import immer neuer Flüchtlinge. Es sei deutschen Männern nicht mehr zu vermitteln, dass er die in seinem Land nicht mehr selbst vergewaltigen dürfe, weil er die Konkurrenz aus islamischen…“

„… dass in Kabul keinerlei Kampfhandlungen stattgefunden hätten. Die Bundesregierung sehe dem Besuch einer Wirtschaftsdelegation daher mit großer Hoffnung entgegen und hoffe auf eine schnelle Einigung, was die Transportwege der…“

„… bisher keine ersichtlichen Zusammenhänge gebe. Zwar seien die Bundeswehr in Afghanistan nicht von der sinnvollen Tätigkeit ihrer Mission zu überzeugen gewesen, personelle Überschneidungen mit rechtsextremistischen Verbänden in der Heimat seien jedoch nicht beweisbar und würden von der jüdischen Linksfraktion als Dolchstoß gegen die…“

„… sei die Maschine des Bundespräsidenten an einem derzeit nicht bekannten Ort notgelandet und auf Grund technischer Probleme nicht startbereit. Es könne innerhalb der nächsten Wochen mit einer Entscheidung gerechnet werden, ob sich die Flugbereitschaft an Rettungsaktionen in…“

„… sich Merkel ausdrücklich hinter den Außenminister gestellt habe. Maas sei noch nicht sicher, welche Anschlussverwendung er für die…“

„… eine 180-Grad-Kehrtwende in der deutschen Erinnerungskultur angekündigt habe. Laschet werde der getöteten Soldaten immer dann gedenken, wenn die Erhöhung der Energiepreise sich für den kleinen Mann gegen den linken Terror der…“

„… der Antrag der Grünen, Ortskräfte zügig zu retten, wegen prinzipieller Bedenken abgelehnt worden sei. Die Fraktionsspitzen der Koalitionäre seien sich sicher gewesen, dass dies im Einklang mit der EU-Menschenrechtscharta stehe, was weitere Schwierigkeiten mit innenpolitischen…“

„… mit entschlossener Härte reagieren werde, wenn die Bundesregierung von ihren NATO-Partner dazu aufgefordert worden sei. Kramp-Karrenbauer wolle eine umfassende Bestandsaufnahme aller funktionsfähigen Waffensysteme der Streitkräfte abwarten, die nach wenigen Minuten mit der…“

„… dass Laschet vorgeschlagen habe, der afghanischen Bevölkerung vor Ort zu helfen. Durch den Einsatz deutscher Missionare könne man die Islamisten mittelfristig zu fundamentalistischen Katholiken umerziehen, die sich besser mit der…“

„… treffe die Bundesregierung in diesem Fall keine Schuld. Offenbar hätten die Ressorts nicht ausreichend Berater beauftragt oder aber mit nicht zielführenden Arbeitsaufträgen bedacht, um vom Geschehen außerhalb der Berliner Drogen- und Stricherszene eine belastbare…“

„… Laschet und Gauland zu einer Einigung gefunden hätten, was Flüchtlinge betreffe. Um die Abschiebequote auch während der Schwarz-Braun-Koalition auf einem hohen Niveau zu halten, werde man junge Männer für kurze Zeit ins Land lassen. Mit der sofortigen Rückführung müssten allerdings Frauenrechtlerinnen und…“

„… werde Merkel für eine gemeinsame Lösung werben, die durch ein internationales Abkommen festgeschrieben werden könne. Die Kanzlerin sei sicher, dass die internationale Staatengemeinschaft jede Bedrohung bewältige, die die Menschheit als friedlich gestimmte und kooperative…“





Nächste Runde

14 04 2021

„Das hat sie gesagt?“ „Ich konnte es auch erst nicht glauben.“ „Die Partei hat auch irgendwie langsam reagiert.“ „Schockstarre.“ „Verständlich.“ „Dabei hat doch jeder irgendwie damit gerechnet.“ „Also ich nicht.“ „Aber in der Partei.“ „Naja, die hatten sich vermutlich eh alle schon abgeschrieben.“ „Was aber nicht besser wird.“ „Falls Merkel überhaupt noch mal gewählt wird.“

„Die Hauptsache ist doch, dass sie es noch mal machen will.“ „Das sorgt jetzt allerdings auch für eine Menge Verschwörungstheorien.“ „Von wegen Merkel-Diktatur?“ „Die ersten aus der Werte-Union behaupten ja schon, sie hätte die ganze Pandemie nur inszeniert, damit sie Kanzlerin bleiben kann.“ „Wie erklären die, dass Laschet zwischendurch als Kanzlerkandidat aufgebaut wurde?“ „Das sind bloß Verschwörungstheorien, die muss man nicht groß erklären.“ „Stimmt auch wieder.“ „Dafür zittern jetzt aber ein paar Minister, ob sie in der nächsten Regierung überhaupt noch etwas zu melden haben.“ „So viel Auswahl an Idioten hat sie ja nicht mehr.“ „Wenn sie mit den Grünen koaliert, braucht sie auch nicht mehr so viele.“

„Kam von Laschet schon irgendeine Reaktion?“ „Der war überrascht, aber nicht wirklich empört.“ „Wahrscheinlich muss er auch erst nachdenken, was er dazu meint.“ „Auf jeden Fall muss er jetzt keinen Job annehmen, dem er geistig nicht gewachsen ist.“ „Das heißt, er zieht sich ins Privatleben zurück?“ „Dann müsste auch der Parteivorsitz neu geregelt werden.“ „Das ist doch jetzt auch egal.“ „Nehmen die Brinkhaus oder Spahn?“ „Wie gesagt, das ist jetzt auch nicht mehr wichtig.“ „Merkel wird das eh wurst sein, wer unter ihr Vorsitzender wird.“ „Hat sie denn nicht gesagt, dass sie den Vorsitz auch wieder übernehmen könnte?“ „Ich habe nichts davon gehört.“ „Naja, wäre auch ein bisschen überraschend gewesen.“

„Die Bevölkerung steht jedenfalls hinter ihr.“ „Das ist interessant, da die Politik ausnahmsweise mal etwas macht, was von der Bevölkerung nicht abgelehnt wird.“ „Man muss gerecht sein, sie hat in ihrer bisherigen Regierungszeit die eine oder andere Sache gemacht, die auch von der Bevölkerung mitgetragen wurde.“ „Wenn man gerecht ist, dann geschah das eine oder andere allerdings eher aus Versehen.“ „Der Atomausstieg?“ „Den hätten wir einfacher haben können, wenn sie gar nicht erst daran herumgepfuscht hätte.“ „In der Hinsicht sind die CDU-Kanzler vermutlich alle gleich – wenn sie gar nichts machen, ist ihre Bilanz nicht sehr viel schlechter.“ „Das beschreibt den Regierungsstil der bisherigen Unionskanzler schon recht gut.“

„Allerdings muss auch klar sein, unter Merkel wird nichts besser.“ „Kommt immer darauf an, wie lange die Pandemie noch dauert.“ „Wenn wir in etwa einem Jahr mit dem Gröbsten durch sein sollten, kann sie den Rest wieder aussitzen.“ „Das kennen die Deutschen schon.“ „Vielleicht machen wir dann wirklich ein Jahrzehnt der Innovationen.“ „Das kann sie auch ihrem Nachfolger überlassen.“ „Stimmt eigentlich, und wenn sie so weiter regiert, wie sie das bisher getan hat, dann braucht der auch zehn Jahre zum Aufräumen.“

„International dürfte das auch keine große Veränderung mit sich bringen.“ „Die meisten der amtierenden Regierungschefs kennen sie ja schon.“ „Die meisten kennen sowieso nichts anderes als sie.“ „Gut, dann ist der Schaden größtenteils schon eingetreten und kann irgendwie reguliert werden.“ „Andererseits könnte sie die ganzen Knalltüten, die da in der EU herumfuhrwerken, auch irgendwie an die Leine nehmen.“ „Das schafft man nicht in vier Jahren.“ „Nicht einmal sie?“ „Nein.“ „Schade.“ „Wenigstens wird das Verhältnis zu Russland und Amerika dann ein bisschen entspannter, als wenn jemand wie Laschet…“ „Ich möchte mir das nicht vorstellen.“ „Sie könnte Putin ja mal zeigen, wie man das mit der dauerhaften Regierung wirklich hinkriegt.“ „Sie macht es aber demokratisch.“ „Das kann Putin ja auch so aussehen lassen, wenn er will.“ „Stimmt auch wieder.“

„Für die Wirtschaft wäre es sicher auch ein sehr positives Signal.“ „Die Autoindustrie müsste sich nicht an einen neuen Ansprechpartner gewöhnen.“ „Falls die nicht wieder zum Wirtschaftsminister gehen.“ „Der macht ja meist auch nichts anderes als sie.“ „Aber von ihr weiß man, was man als Konzern oder Branchenverband erwarten kann.“ „Bestimmt sind die auch ein bisschen enttäuscht gewesen, als sie damals ihren Rückzug angekündigt hat.“ „Mit 67 noch mal irgendwo in den Vorstand, das macht man ja auch nicht.“ „Wobei es für die Quote schon ganz praktisch gewesen wäre, wenn sie in einem Dutzend Firmen die Alibifrau gemacht hätte.“ „Mit Bestechung kannte sie sich aber gar nicht so aus.“ „Da hat sie dann ihre Ministranten geschickt.“ „Ist ja auch verständlich, das ist einfach kein guter Stil.“

„Und wenn sie nicht gewählt wird?“ „Von den Deutschen?“ „Im Bundestag.“ „Das trauen die sich gar nicht.“ „Nur mal theoretisch: die CDU erholt sich, gewinnt die Wahl als stärkste Partei, und dann kommen die ganzen beleidigten Leberwürste, die sie jetzt schon gegen sich aufgebracht hat, und lassen sie im Bundestag durchfallen.“ „Damit wäre die Chance vertan, nach dieser katastrophalen Performance aus Korruptionskrise und Versagen in der Pandemie noch mal vier Jahre zu regieren.“ „Egal. Was würde sie machen, wenn die CDU sie hängen lassen würde?“ „Da mache ich mir keine Sorgen, das schafft sie schon. Die SPD würde sie schon nehmen.“