Dreikönigskläffen

7 01 2013

„Wer macht eigentlich den Vorsitzenden?“ „Aber wir haben doch jetzt…“ „Ich meine ja auch, wer kommt nach Brüderle.“

„Also jetzt mal langsam. Noch haben wir…“ „Eben. Noch.“ „Aber wenn…“ „Wird er aber nicht.“ „Und das wissen Sie genau?“ „Sie doch auch.“ „Ja, aber…“ „Dann sind wir uns ja einig. Und dann können wir schon mal sehen, wer nach Brüderle kommt.“ „Aber dazu müsste der doch auch erstmal den Vorsitzenden machen.“ „Macht er doch auch.“ „Er hat doch gesagt, er will nicht.“ „So deutlich hat er gesagt, dass er auf den Posten scharf ist?“ „Nein, er hat gesagt, dass er ganz loyal hinter Rösler…“ „Na, dann kann der ja schon mal einpacken.“ „Glauben Sie denn Brüderle nicht?“ „Sowieso nicht, aber wenn er schon derart deutlich zum Ausdruck bringt, dass sie Westerwelle…“ „Bitte!?“ „Pardon. Ich war im Jahr verrutscht.“

„Man muss doch diesen ganzen Nachfolgekram auch vernünftig regeln können.“ „Wie hatten Sie sich das gedacht? Dynastien? Erbfolge?“ „In der CDU beispielsweise…“ „Ach was. Da kommt’s doch nicht auf Politik an. Der breiteste Hintern gewinnt.“ „Klingt einleuchtend. Irgendwann landen die sowieso alle im Rollstuhl.“ „Eben. Und bei der SPD nehmen sie den, der am besten sämtliche sozialdemokratischen Ziele hintertreibt.“ „Dann geht das doch bei der FDP auch?“ „Was meinen Sie denn da genau?“ „In der FDP wird automatisch die dümmste Knallschote nach oben durchgereicht, ja?“ „Das wäre zu einfach. In der Geschäftsordnung ist ein ritueller Dolchstoß vorgesehen, ohne geht’s wirklich nicht. Tut mir leid.“

„Warum muss Rösler überhaupt weg?“ „Das ist eine Scherzfrage, oder?“ „Gar nicht. Ich würde nur gerne wissen, warum die bis jetzt gewartet haben.“ „Bis zum Parteitag?“ „Nein, überhaupt. Dass der Mann ein realitätsresistenter Pausenclown ist, dürfte doch seit zwanzig Jahren bekannt sein.“ „Hm. Da ist was dran.“ „Ob er zu ehrlich war?“ „Wie meinen Sie das?“ „Er hat gesagt, was Sache ist.“ „Sie meinen, als er gesagt hat, wir bräuchten noch mehr Ausbeutung, wir müssten das Tafelsilber verscheuern, und wer arbeitslos ist, soll sich einfach einen neuen Job suchen?“ „Richtig. Das geht doch nicht.“ „Das stimmt. In der FDP sagt man einfach nicht die Wahrheit.“ „Schon gar nicht, wenn die Wahlen kurz vor der Tür stehen.“ „Und weil er beschlossen hat, mit 45 aus der Politik auszusteigen.“ „Das geht auch nicht. Jetzt leistet er sich die Frühverrentung bei vollem Lohnausgleich.“ „Auch ungerecht. Die anderen müssen zusehen, dass die Wirtschaft so etwas wie sie überhaupt gebrauchen kann, und der kneift einfach den Schwanz ein.“ „Hoffen wir mal, dass er eine Anschlussverwendung bekommt.“ „Naja. Eher eine Abschussverwendung.“

„Und wenn Brüderle weg ist? Werden die alle in die Wirtschaft weitergereicht?“ „Zwangsläufig, das muss ja bis zur Bundestagswahl über die Bühne gehen.“ „Warum vorher?“ „So viele Pfeifen kriegen Sie im Wirtschaftsministerium nicht unauffällig eingestellt.“

„Dann bleiben jetzt: Niebel, Kubicki, Brüderle, Lindner.“ „Ah, Sie nehmen das sportlich?“ „Kann man sagen. Vierschranzentournee.“ „Den Lindner vergessen Sie mal wieder. Der tapst noch in seiner Eierschale herum.“ „Also Dreikönigskläffen.“ „Und wer macht das Rennen?“ „Viel wichtiger ist doch: wozu?“ „Für mehr Geschlossenheit in der Partei. Das sehen wir vor allem an den Landesverbänden.“ „Warum gerade da?“ „Weil die Landesverbände einen Sonderparteitag einberufen wollen.“ „Wenn Rösler zurücktritt?“ „Wenn er nicht zurücktritt.“ „Ich sehe schon, Sicherheit wird in der FDP wieder groß geschrieben.“ „Es ist wie auf dem freien Markt. Wobei die Regeln nur für die anderen gelten.“ „Und zum Schluss wird man gerettet.“ „Die Fallschirm-Mentalität.“ „So kenne ich den Laden.“

„Ein Problem könnte es noch geben.“ „Sie meinen, wenn Rösler bleibt?“ „So viel Sesselkleber hatte nicht mal Wulff unterm Hintern.“ „Dann könnte er jetzt bloß noch im Wahlkampf richtig am Rad drehen.“ „Eben. Die haben schon geschrieben, acht Prozent seien nicht der Meinung, dass Brüderle der bessere Parteivorsitzende sei.“ „Ist vertretbar. Wo wäre dann jetzt das Problem?“ „Stellen Sie sich das mal vor. Rösler hört ‚Acht Prozent‘ und…“ „Nee, schon klar.“

„Gut, dann lassen Sie uns jetzt mal Nägel mit Köpfen machen.“ „Passt irgendwie gar nicht zur FDP, oder?“ „Rösler bezeichnet alle Spekulationen über seinen Rücktritt als Hirngespinste.“ „Die FDP fliegt aus dem niedersächsischen Landtag.“ „Noch am Wahlabend macht Rösler die Unterwanderung Deutschlands durch stalinistische Arbeitsscheue für den Linksruck verantwortlich und lehnt jede persönliche Konsequenz ab.“ „Lindner nennt die Angriffe innerhalb der FDP blanken Rassismus wegen Röslers Migrationshintergrund.“ „Brüderle weist Gerüchte zurück, er wolle den Parteivorsitz beanspruchen, und stärkt Rösler demonstrativ den Rücken.“ „Niebel schließt sich Brüderle vollinhaltlich an.“ „Auf dem Sonderparteitag wird Rösler mit einer Stimme gegen den ganzen Rest als Vorsitzender abgewählt.“ „Brüderle wird Parteichef und verspricht ein grandioses Wahlergebnis von mehr als zwanzig Prozent.“ „Niebel schließt sich Brüderle vollinhaltlich an.“ „Lindner lässt in einer Pressemitteilung verlautbaren, er habe Rösler immer schon bekämpft, da dieser seine Vision von einem mitfühlenden Schmarotzerkapitalismus nicht in seine Parteitagsreden übernommen habe.“ „Niebel sagt, er sei kein Rassist, aber er freue sich darauf, seine Partei endlich ohne diese Fidschifresse regieren zu können.“ „Brüderle… ach, lassen wir das.“ „Die FDP versemmelt die Bundestagswahl.“ „Und dann?“ „Dann hat der Laden eine Niebelschlussleuchte.“





Stabile Verhältnisse

1 08 2011

„Sechs Millionen Euro. Das ist doch eine hübsche Summe, oder?“ „Für elf Millionen Menschen? Sie machen sich ja lächerlich.“ „Wir dürfen schließlich die Vormachtstellung in der Entwicklungshilfe nicht so raushängen lassen. Deutschland sollte sich etwas zurückhalten. Wir haben wichtigere Exportgüter.“ „Als da wären?“ „Freiheit. Und Moral.“

„Sie halten also Waffenexporte für wichtiger als Nothilfe bei einer Hungersnot?“ „Das ist nur eine Unterstellung.“ „Und ebenfalls für wichtiger als Menschenrechte?“ „Das habe ich so nicht gesagt.“ „Sondern?“ „Dass die Stabilisierung einer Region durchaus dazu beiträgt, die Menschenrechte zu wahren – vielleicht nicht in dem Land, in dem man tätig ist, aber in den Nachbarländern.“ „Mit anderen Worten, Sie liefern Waffen an eine Diktatur, die…“ „Das habe ich so nicht gesagt.“ „Wofür halten Sie Saudi-Arabien? Für eine lupenreine Demokratie?“ „Natürlich ist das ein Land, das noch sehr viel Entfaltungsmöglichkeiten hat, wenn man sich die politischen Verhältnisse ansieht.“ „Also eine Diktatur, die Unterdrückung mit Öl bezahlt.“ „Das habe ich so nicht gesagt.“ „Selbst, wenn es nicht um die Nachbarländer geht – über Menschenrechte in Saudi-Arabien lohnt sich Ihres Erachtens nach keine Diskussion?“ „Das habe ich so nicht gesagt.“ „Wenn Ihnen die Wahrung der Menschenrechte in den umliegenden Ländern schon nicht möglich und in Saudi-Arabien nicht nötig erscheint, wen oder was wollen Sie dann stabilisieren?“ „Die Region natürlich. Wir brauchen eine möglichst stabile Region.“ „Um Saudi-Arabien?“ „Auch, ja. Zunächst mal sollten wir uns aber Gedanken machen um die deutsche Wirtschaft, denn der Aufschwung ist natürlich nicht mit pazifistischen Parolen zu verteidigen – wir müssen da zum Angriff übergehen, eine breite Front bilden, die zur Befriedung der Renditen beiträgt.“

„Sechs Millionen Euro. Mehr ist für Sie also nicht drin?“ „Sie sollten wissen, dass wir gegenüber Somalia auch ein politische Verpflichtung haben.“ „Jetzt kommt wieder das mit der Freiheit, richtig?“ „Richtig. Wir als FDP setzen uns ganz bewusst ein für Bürgerrechte. Für den Rechtsstaat, auch wenn wir natürlich möglichst wenig davon wollen.“ „Das hatte ich mir gedacht.“ „Und deshalb müssen wir als Liberale hier auch dafür sorgen, dass Somalia den Anschluss an die westliche Wertegemeinschaft ermöglicht wird.“ „Durch Waffenexporte nach Saudi-Arabien?“ „Wenn wir Somalia nicht an der globalen Entwicklung beteiligen, wird es das Land später einmal sehr schwer haben, konkurrenzfähig zu werden. Wir als freiheitlich gesonnene Deutsche und Europäer sagen deshalb: kein Sozialismus, kein ausuferndes Sozialleistungsleck im somalischen Haushalt, wir müssen denen frühzeitig beibringen, wie Wirtschaftserfolg geht.“ „Aber damit ist die FDP schon einmal auf die Schnauze gefallen.“ „Und unberechtigt dazu. Haben Sie eine Ahnung, was 364 Euro im Monat bedeuten? In Somalia ist das ein Vermögen! Wir können es uns nicht noch mal leisten, solche volkswirtschaftlichen Schäden anzurichten.“ „Volkswirtschaftliche Schäden?“ „Dabei haben die Bimbos gegenüber den Hartzern sogar noch einen erheblichen Vorteil. Man kann die da unten einfach verhungern lassen. Ganz legal.“ „Welche volkswirtschaftlichen Schäden meinen Sie denn bitte?“ „Wenn wir die künstlich am Leben erhalten, sinken die Nahrungsmittelpreise erheblich ab, das haben wir als FDP ausdrücklich nicht in den Koalitionsvertrag geschrieben – was würden die Anleger der DAX-Konzerne von uns denken?“

„Mit anderen Worten, Sie wollen Somalia von der Landkarte radieren?“ „Das habe ich so nicht gesagt.“ „Sondern?“ „Wir wollen diese Region stabilisieren und setzen daher auf eine enge, vertrauensvolle finanzielle Zusammenarbeit.“ „Zwischen Ihrem Ministerium und den deutschen Hilfsorganisationen?“ „Nein, zwischen der Waffenindustrie und den lokalen Behörden. Wenn die Spendengelder schon da unten versacken, dann setzen wir darauf, dass die Regierung sie sinnvoll einsetzen. Kanonen statt Butter, Sie wissen schon.“ „Hatten Sie sich nicht einmal dafür ausgesprochen, den korrupten Politikern in Afrika das Handwerk zu legen und die religiösen Fanatiker zu bekämpfen?“ „Das ist richtig. Wir werden dieses widerliche Pack mit Stumpf und Stiel ausrotten. Schließlich muss die FDP international konkurrenzfähig bleiben.“

„Warum wundert das keinen, dass Sie mit Ihrem politischen Programm sich nicht einmal den Anstrich humanitären Problembewusstseins geben wollen?“ „Sie schätzen uns völlig falsch ein, dabei liegt uns Somalia sogar sehr am Herzen.“ „Wie kommt denn das auf einmal?“ „Schauen Sie sich mal die Berichte von den Negern da unten an: keine Infrastruktur, keine Städte, keine Straßen.“ „Worauf wollen Sie hinaus?“ „Mann, die Schwatten sind alle Eigenheimbesitzer! Die wohnen alle in eigenen Häusern, warum soll man so reichen Leuten denn helfen?“ „Das ist also Ihre Gutmenschenader, dass Sie den Verhungernden nicht helfen?“ „An sich müsste man es schon, denn wenn sie Immobilienbesitz haben, dann sind sie potenzielle Besserverdienende. Wenn sich die Leistungsträger erst einmal durch diese vorübergehende Krise gearbeitet haben, sind sie für uns eine wichtige Zielgruppe.“ „Für Ihre Freiheitsbestrebungen?“ „Quatsch, für private Krankenversicherungen.“

„Sie betrachten also humanitäre Hilfen für Somalia als grundsätzlich falsch?“ „Das habe ich so nicht gesagt.“ „Aber Sie wehren sich dagegen, dass Ihr Ministerium für internationale Nothilfen etwas unternimmt, weil es sonst zur humanitären Versorgungsanstalt verkommen könnte?“ „Richtig. Es ist eine militärische Versorgungsanstalt. Und zwar in erster Linie innerhalb der deutschen Grenzen, nicht wahr.“ „Bewundernswert, was Sie alles aus dem Freiheitsbegriff rausholen.“ „Stabilität ist eben wichtig. Wenn Ahmadineschad weg ist, müsste wir uns mit uns selbst beschäftigen – möglicherweise sogar mit Werten, und nicht nur mit westlichen. Wollen Sie das wirklich? Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag zur Güte. In Israel haben wir den Sozialstaat auch schon fast zerrüttet. Was halten Sie von ein paar Panzern, bevor der Generalstreik kommt? Schließlich hat Deutschland einen Ruf zu verteidigen.“





Die Nacht der langen Messer

5 01 2011

„Selbstverständlich ist niemand direkt schuld an dem Zustand.“ „Das hätte auch keiner erwartet. Die FDP ist ja nie an irgendwas schuld.“ „Nur werden solche flapsigen Parolen diesmal nicht helfen. Die Partei ist am Ende. Guido Westerwelle ist nur einen Schritt vom Abgrund entfernt.“ „Richtig. Und das Präsidium steht geschlossen hinter ihm.“

„Was soll denn die Partei jetzt noch machen?“ „Aufgeben?“ „Das ist keine Option. Sie erwarten doch wohl nicht im Ernst, dass sich der Laden jetzt auflöst.“ „Von sofortigem Vollzug war ja nicht die Rede. Es ist alles eine Frage des Termins.“ „Das grenzt an Selbstzerstörung, was die jetzt betreiben. Das macht doch kein normaler Mensch.“ „Trösten Sie sich, seit Möllemann ist das gute Tradition in der FDP.“ „Es wird sich alles ändern müssen, man kann doch so nicht weitermachen.“ „Was schlagen Sie vor, die Nummer mit den Bürgerrechten? oder die große Bildungstour?“ „Das wäre doch schon mal ein Ansatz.“ „Ach Gott… für Bildung fehlt in diesem Juristenhaufen jemand, der wüsste, worum es sich handelt und wie man das schreibt. Und Bürgerrechte – ein kleiner Haufen Blindgänger biedert sich auf einmal beim Wähler an, dem er nicht einmal das Wasser reichen kann? Wie putzig!“ „Was sollen sie denn sonst machen?“ „Nichts.“ „Gar nichts.“ „In Schönheit sterben scheint aber auch nicht gerade die Lösung zu sein.“ „Es wird nur nicht anders gehen. Sie haben den Ausstieg verpasst. Sie waren Hasardeure, Zocker, die alten Waghälse, die immer noch warten mussten, dass die Aktien steigen. Jetzt sind sie nicht nur gefallen, sie haben den Boden durchschlagen, und sie hatten nichts Besseres zu tun, als sich einen neuen Mythos aus den Rippen zu schnitzen: dass ihr Wert irgendwann wieder steigen könnte.“

„Sie werden also Westerwelle absetzen.“ „Sie gestatten, dass ich lache?“ „Was ist daran lachhaft, wenn man mal von Westerwelle absieht?“ „Ein Hochflieger, der sich auf dem Tiefpunkt seiner Karriere aus dem Staub macht.“ „Es weiß jeder, dass er dem Ansehen der Partei schweren Schaden zugefügt hat.“ „Es weiß momentan nur jeder, dass sich Rösler, Niebel und Karnevalströte Homburger beim Speichellecken gegenseitig in die Hacken treten.“ „Das müssen die doch. Wenn man Sie vor die Wahl stellt, ob Sie ihren Job loswerden oder vor dem Chef in die Knie gehen wollen, wie würden Sie sich entscheiden?“ „Das klingt ja einigermaßen logisch – wo doch um Niebel herum eine Horde von Deppen im Präsidium hockt, die in anderen Parteien höchstens Hausmeister geworden wäre.“

„Aber mit billiger Kampfrhetorik wird die FDP auch nicht gerettet. Den Schneid kauft einem keiner mehr ab.“ „Deshalb wird es die Nacht der langen Messer geben.“ „Die Nacht der langen Messer? Sie meinen, es wird…“ „Möglicherweise. Für billige Dramen waren sie immer schon zu haben.“ „Wie wollen sie das jetzt machen? Sie haben sich doch schon alle loyal gezeigt und solidarisch und unbestechlich.“ „So viel Unbestechlichkeit kostet halt ein bisschen.“ „Sie meinen die Zukunft der Partei?“ „Natürlich. Wäre die FDP mit ihrem Steuersenkungsgefasel auch nur einmal erfolgreich, sie hätte nie wieder ein Thema für den Wahlkampf. Das muss man auf lange Sicht bedenken. Und eine Null-Themen-Partei ist selbst für diese seekranken Leichtmatrosen nicht steuerbar.“

„Also muss Westerwelle doch weg.“ „Das hat auch keiner bestritten.“ „Meinten Sie nicht, man könne ihn nicht absetzen?“ „Was hat das damit zu tun?“ „Es wäre doch Verrat.“ „Auch Verrat ist eine Frage des Termins. Man kann steht ja schon geschlossen hinter ihm.“ „Und das ist schon die Lösung?“ „Sie haben beschlossen, dass Westerwelle an den Ergebnissen der Landtagswahlen schuld ist.“ „Das ist doch Unsinn, wie soll das funktionieren?“ „Er wird eine großartige Rede halten, das Einfach-niedrig-und-gerecht-Gewölle auskotzen, bis der Dreikönigreichssaal sich zuckend windet, und dann wird er sein Fußvolk nachplappern lassen, dass nur die grandiosen Erfolge der Liberalen noch nicht laut genug im Volke widerhallen.“ „Es wird sich nichts ändern.“ „Richtig. Ein todsicherer Tipp, wenn man auf einen Totalzusammenbruch spekuliert.“ „Aber damit haben sie ein Argument in der Hand, ihn in die Wüste zu schicken.“ „Eben. Die Vorlage ist fertig, jetzt muss man nur noch warten, das eigene Gesicht zu wahren.“ „Warum das eigene Gesicht, warum nicht das von Westerwelle?“ „Wann hätte der je selbst Rücksicht genommen auf jemanden?“

„Gut, wir haben ein Opfer, wir haben einen Grund.“ „Nennen wir’s lieber einen Anlass, Gründe waren immer schon da.“ „Wer wird der Täter? Kubicki?“ „Ein alternder Gockel, der nur die Klappe aufreißt, weil er weiß, dass er nie wieder in eine verantwortungsvolle Position kommt.“ „Solms?“ „Jahrelang gedemütigt, weil er im Gegensatz zu Westerwelle etwas von Wirtschaft und Finanzen versteht und es den Schreihals auch wissen ließ. Jetzt ist er zu alt.“ „Homburger?“ „Die wird beim Dreikönigsschießen als erstes von der Stange geholt.“ „Brüderle?“ „Der wird höchstens Übergangs-Chef. Den Untergang besorgt Lindner.“ „Ein kleiner, farbloser Kläffer, der sich immer hinter seinem Chef versteckt hat? Dieser Versager, der außer zwei Firmenpleiten und etwas Haarausfall noch nichts geleistet hat, soll den Hampelmann der Eliten spielen?“ „Er ist die ideale Besetzung für einen Nachfolger: ein skrupelloser Feigling, der im letzten Augenblick kalte Füße kriegt, wenn man ihm den Dolch in die Hand drückt und ihn nach vorne schiebt.“ „Der soll gegen den Vorsitzenden rebellieren, wenn Westerwelle die FDP bei drei Prozent zementiert? Dieses Würstchen wird doch nicht einmal mit den Grünen fertig.“ „Eben. Sie werden sich einen halbgebildeten Schreihals leisten, das gehört in der FDP zum guten Ton, aber sie werden ihm von Anfang an klar machen, dass er nur zur Aufbauarbeit angestellt ist, nicht als Profilierungsneurotiker. Sie sind vorsichtig genug.“ „Und sie werden hinterher verbreiten, er sei ein ehrenwerter Mann gewesen, habe die Partei ja zu den größten Erfolgen geführt, er sei einer der ganz großen Staatsmänner gewesen, ein Vizekanzler, der sogar einmal ganz allein eine Kabinettssitzung hat leiten dürfen – wie passt das? Was werden sie daraus machen?“ „Was sie immer machen in Deutschland, wenn die Wahrheit zu unangenehm ist: eine Dolchstoßlegende.“





Voll auf die Eier. Achtmal Ostergrüße

5 04 2010

I. Horst Köhler

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisici elit, sed eiusmod tempor incidunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim ad minim veniam, quis nostrud exercitation ullamco laboris nisi ut aliquid ex ea commodi consequat. Quis aute iure reprehenderit in voluptate velit esse cillum dolore eu fugiat nulla pariatur. Excepteur sint obcaecat cupiditat non proident, sunt in culpa qui officia deserunt mollit anim id est laborum. Ich soll Sie auch von meiner Frau recht herzlich grüßen.

Der Bundeshotte

II. Helene Hegemann

Es dauert keine zwanzig Sekunden, dann hat dieses Scheißarschloch ein Osternest unter dem Regal mit den blaugestreiften Hüttenschuhen aus Paraguay gefunden und frisst sofort sämtliche Nougateier. Anscheinend liegt es an seiner verschissenen Scheißerziehung, dass es die Nougateier frisst, klingt für mich voll plausibel und so, aber ich kann das mit dem Repressionsfreien und so voll nicht nachvollziehen, weshalb ich jetzt dem Scheißarschloch die Nougateier wegnehme, und wenn dieses Scheißarschloch hier noch einmal Nougateier frisst, dann sag ich das nämlich meinem Pappi und der kauft mir einen Büchner-Preis! So!

© Helene Hegemann

III. Frank Schirrmacher

Erhole mich. Ganz langsam. Zwei Ostereier gleichzeitig waren einfach zu viel.

FSch

IV. Angela Merkel

Liebe Bürgerinnen und Bürger in der Partei,

über Euer Osternest habe ich mich sehr gefreut. Besonders die Ostereier mit Gutti und Guido finde ich dufte. Ich kann gar nicht verstehen, dass der Pofalla daran wieder etwas auszusetzen hat. Nur, weil der Gutti ein Kuckucksei ist und der Guido ein Überraschungsei? Wir werden zu einer gemeinsamen Lösung finden. Und dann machen wir das christlich und liberal und sozial und ganz klimaneutral und vielleicht sogar irgendwie auch nachhaltig, und wenn mein Freund Jürgen dann die 58% in NRW geholt hat, sehen wir weiter. Falls wir das finanzieren können. Alles Liebe von

Angie

V. Guido Westerwelle

Liebe Freunde,

lasst Euch von der Freiheitsstatue dieser Republik eins sagen: Charity begins at Rome. (Das ist übrigens Englisch.) Und deshalb werden Wir Uns auch nach Unserem Wiedererstarken zu epochaler Größe, wenn Wir dann endgültig diese Republik übernehmen, in der es so wundervolle Dinge gibt wie private Krankenversicherungen, Leerverkäufe und Hoteleröffnungen, für die glänzendsten Zeiten von dem Ballast befreien müssen, den wir dann nicht mehr brauchen können. Denn wer lähmt dies Land, wer saugt es in perfider, gottloser Gier aus und wird es dereinst höhnisch in Drangsal verdämmern lassen, wenn die teuflische Saat der Niedertracht aufgekeimt sein wird – wer wird Deutschland voll in die Scheiße reiten?

Euer Guido

VI. Sahra Wagenknecht

Genossinnen! Genossen!

Die LINKE sagt geschlossen NEIN zu den offen formulierten Kriegszielen dieses westlichen Bankenkapitalismus, den ich trotz der Reisefreiheit für einen falschen halte. Wir müssen auch an Ostern für den Osten uns einsetzen, damit die positiven Erfahrungen des realen Sozialismus in eine neue sozialistische Gesellschaft führen. Heute gibt es Streit um Bananen und andere Südfrüchte – wenn wir die Klassiker lesen, stellen wir fest, dass es dort überhaupt nie um Bananen ging! Wir brauchen eine neue Mauer und antifaschistisches Verstehen von Einkaufsmöglichkeiten in der Gesellschaft der Nichtvermögenden, immer vorausgesetzt, ich muss ihnen nicht ständig über den Weg laufen.

Rosa Sahra

VII. Dirk Niebel

Yippie-ya-yeah, Schweinebacken!

Bin Ostern nach Südwest. Nachgucken, ob die Bimbos die Steppe gefegt haben. Natürlich wieder alle unartig. Im Kral gibt’s kein Schwarzbrot. Gleich mal einen Neger rausgegriffen. Ordentlich zusammengeschissen. Weiß nicht, wer es war, ist aber auch egal. Die Lakritznasen sehe ja sowieso alle gleich aus.

Der Massa hat gesprochen!

VIII. Walter Mixa

Wieder haben überstaatliche Feindmächte bewiesen, dass unmenschliches Verhalten und praktizierte Gottlosigkeit möglich sind. Wir haben daran erkannt, dass die seit dem frühen Mittelalter anhaltenden Verleumdungskampagnen von Kommunisten, Protestanten und Journalisten alle auf zu vielen Schwangerschaftsabbrüchen beruhen. Und wer etwas anderes behauptet, dem haue ich die Fresse ein!

WM





Alte Kameraden

22 02 2010

„Und? Geht Sie das etwas an? Stecken Sie Ihre Nase eigentlich immer in Sachen, die Sie einen Scheißdreck… Schnauze! Jetzt rede ich! Haben Sie gedient? Ach, sieh mal an! Panzerbataillon? Sagen Sie das doch gleich, Herr Doktor, da können Sie – wollen sich Herr Doktor doch bitte keine Umstände machen, bewahre! Das muss Sie als Stabsarzt gar nicht kümmern. Regelt sich. Selbstverständlich!

Muss man das beanstanden? Gut, Loyalität vor Fachlichkeit zu setzen, das ist natürlich nur für den sinnvoll, der sich im Gefecht auskennt. Man kann dem Feind nicht in die Hände spielen, wenn man ständig diese Drückeberger zwischen den Beinen hat, die über jeden Befehl diskutieren wollen und vors Bundesverfassungsgericht… wie? Natürlich, Herr Hauptmann, das ist für den Staatsbürger in Uniform eine Selbstverständlichkeit. Da haben Sie Recht. Das ist so und das muss auch so bleiben in einem Staat, der seine Verfassung… ja. Doch. Ja.

Den Versorgungsgedanken ernst nehmen? Da haben Sie mal etwas gesagt, nicht wahr, kennen Sie nicht auch noch die alte Befehlsform: Versorgung, Nachschub, Verpflegung… ja, das hatte die Reichs… also die Bundeswehr, nicht wahr, die hatte das natürlich auch so im Programm, ja. Weil das bei unseren Geschäfts… also befreundete Nationen aus dem globalen Prekariat, nicht wahr, die wollen das ja auch so, dass man sich da psychologisch ein wenig einfühlt. Stellen Sie sich mal vor, da kommen Sie mit einer Horde Sozialpsychologen – die Bimbos lachen Sie doch aus! die nehmen Sie ja gar nicht ernst, diese Afroafrikaner, die holen uns doch ins Land, damit bei denen ordentlich wieder Aufschwung ist! Was soll denn das – das wird man doch wohl noch mal sagen dürfen!

Sicher ist das mit dem vor der Wahl und nach der Wahl so eine Sache. Ich meine, der Bürger an sich will ja in den ersten Monaten nach der Wahl gar nicht mit unschönen Sachen wie Politik und Ehrlichkeit belastet werden, es ist reicht, die… Ja, das sagen sie dann alle. Aber wollen Sie das den Niggern da unten sagen? Die warten darauf, dass man sie bescheißt. Da haben die ein Recht drauf!

Weil das klar war, dass wir unsere Ziele in diesem Jahr nicht erreichen werden. In dieser Legislatur übrigens auch nicht, damit wir uns hier klar verstehen. Zynisch? der Herr Niebel? Herr Hauptmann sind wohl in Sektlaune?

Aber mal im Ernst, was wollen Sie den Kaffern denn groß erzählen? Dass sie anständige Klamotten anziehen, wenn der dicke Mann aus Germany kommt? Dass sie die Klappe halten, damit er sich nicht blamiert? Na? Eben. Wir reißen uns doch hier nicht den Arsch auf – haben Sie das nachgerechnet? Für jedes Krankenhaus in den Negerländern müssten wir ein Promill Finanztransaktionssteuer anlegen – sollen wir unsere Einkommensmillionäre etwa gezielt in die Arme der volkswirtschaftlich nicht so sehr begrüßenswerten, aber moralisch doch sehr verständlichen Steuerhinterziehung treiben? Wollen Sie die Kongobongos zu Erfüllungsgehilfen des geistigen Sozialismus machen?

Natürlich werden wir nur noch mit jenen kooperieren, die der Obersten Heeresleitung, also dem Entwicklungshilfeministerium sich ohne den geringsten Widerstand unterwerfen. Die offizielle Blendgranate der Bundesrepublik, der Niebel… Nebelwerfer der internationalen Wehr… auf jeden Fall ist das hier der Beweis, dass wir nicht primär für Bundeswehreinsätze im Inneren sind. Wir wollen schon noch, dass die Jungs sich den Wind da draußen um die Nase wehen lassen.

Opportunismus? Das sind jetzt aber ganz schön harte Worte, finden Sie nicht? Verlogen? wegen der Abschaffung? Doch, wir wollten das Ministerium inhaltlich abschaffen – versprochen, gehalten!

Ach was, das ist doch keine soziale Hängematte. Das können Sie uns doch nicht… Herr Pinkwart ist übrigen auch noch nie bei uns gewesen, der muss sich um ganz andere Katastrophen… nein, Sie sind da auf dem ganz falschen Dampfer. Wir haben die eben von der Straße geholt. Da sehen Sie mal, was die FDP für eine soziale Verantwortung hat!

Das liegt am Fachkräftemangel, wissen Sie? Den gibt’s ja auf dem Arbeitsmarkt so gut wie gar nicht – warten Sie mal, ich weiß jetzt gerade nicht, on Herr Westerwelle nicht das Gegenteil… nein, ist noch so. Nur in der Entwicklungshilfe, da gibt es so gut wie keine Experten. Ist ja klar, wer würde schon freiwillig zu den Zulus fahren, nicht wahr? Eben. Da muss man mal sehen, wie man die Schreibtische hier voll bekommt. Die Mittelstandsförderung muss eben auch mal ganz andere Wege gehen. Sehen Sie, das ist das Problem. In so einem Entwicklungsland, da suchen Sie und suchen Sie: kein Mittelstand, nix. Was sollen Sie da groß fördern bei den Negern? Da müssen die Gelder eben anderweitig… Sicher, der Jahresetat muss weg, das ist so in der Armee. Wir liegen auch ganz gut in der Zeit. Die Staatssekretäre bauen wir schon ab, 2013 wird ja neu gewählt, und da sind die schon in Rente, nicht wahr. Und bis dahin sehen wir es als eine Win-Win-Strategie: wir zeigen den Schwatten da mal ordentlich, wie man Schulen und Krankenhäuser baut, das belastet deren Haushalte nicht mehr, die Staatschefs von den Lakritznasen können ihre Armeen nach Herzenslust ausstatten – und dann raten Sie mal, welcher gute Freund und Partner seine hübschen Prospekte aus der Rüstungsindustrie auf den Tisch des Hauses legt. So macht man das, Herr Hauptmann.

Und wenn’s tatsächlich schief geht? Na, das versteht sich. Notfalls war der Herr Niebel mal Fallschirmspringer.“