In nomine Patris

2 03 2015

„… offenbar missverständlich ausgedrückt hätte. Die Kurie habe bei ihrer Befürwortung der körperlichen Züchtigung im Dienstrecht weniger an die Gemeindemitglieder gedacht als vielmehr an die Amtsträger, deren zahlreiche Verfehlungen zuletzt den Vatikan in sehr schwere…“

„… wolle sich das UN-Menschenrechtskomitee nicht weiter in die Anordnungen der Kirche einmischen, da deren übriges Arbeits- und Sozialrecht auch keine anderen moralischen…“

„… keine bleibenden Schäden hinterlassen solle. Um eine sichtbare Verletzung der Würde zu vermeiden, empfehle die Glaubenskongregation, nur an den Stellen, die von der geistlichen Amtstracht bedeckt würden, mit der flachen Hand oder einem…“

„… von den dresdner Demonstranten klar verteidigt worden sei. Bachmann habe auf der Montagskundgebung gefordert, das Privileg, die freie Religionsausübung zu missbrauchen, sei nicht nur auf muslimische…“

„… zwar in Deutschland verboten sei, da sie die verfassungsmäßig garantierte Würde des Menschen verletze, doch gehöre es nach Meinung von Seehofer zur Kernkompetenz des Katholizismus und seiner weltlichen Institutionen, sich nicht um langweilige juristische…“

„… keinen Strafenkatalog veröffentlichen wolle. Vielmehr rufe die Kurie aus Gerechtigkeitsgründen dazu auf, körperliche Züchtigungen nach freiem Ermessen zu…“

„… eine böswillige Unterstellung nenne. Die Deutsche Bischofskonferenz betone vielmehr, dass das Kirchenpersonal auf Weisung des Vatikans mit der körperlichen Züchtigung wieder mehr in der Nachfolge Christi…“

„… sich noch nicht von einem schweren Schädel-Hirn-Trauma erholt habe. Der Pontifex selbst habe angeordnet, Tebartz-van Elst richtig in die…“

„… dass es der Kurie keinesfalls um körperliche Gewalt gehe, sondern nur um die Notwendigkeit der väterlichen Dominanz in der Erziehung. Deshalb müsse der Betroffene die Bestrafung stets in nomine Patris…“

„… den Papst als außerordentlich kompetent in Erziehungsfragen gewürdigt. Einem Priester, der sich so offensichtlich als Freund seiner Schutzbefohlenen zeige, könne Joachim Kardinal Meisner nach interner Kenntnis der römisch-katholischen Kirche keinerlei strafwürdiges…“

„… sich mehrere Menschenrechtsorganisationen über den Papst beschwert hätten. Beobachter seien der Meinung, dies Verhalten liege an Erfahrungen, die er bereits als junger Theologe in…“

„… es in einigen Fällen gerechtfertigt sei. So habe sich der genannte Generalvikar nicht nur der Scheckfälschung schuldig gemacht, er sei auch noch auf frischer Tat dabei ertappt worden, was sicherlich einen Tritt in den…“

„… nicht für den Gemeindedienst geeignet seien, da sie sich geweigert hätten, auf Weisung ihres Vorgesetzten einem Kollegen mit dem Gürtel auf den nackten…“

„… nochmals klargestellt habe, dass er die Prügelstrafe für Geistliche keinesfalls fördere. Die Kirche gebe lediglich klar zu verstehen, dass der deutsche Staat weder das Recht noch die Mittel besitze, eine Kontrolle über die tatsächliche…“

„… trete de Maizière der Kirche entschieden entgegen, da das Gewaltmonopol beim Staat und seinen Institutionen liege. Er könne der körperlichen Züchtigung nur zustimmen, wenn diese künftig auch gegen Asylbewerber und andere mutmaßlich verdächtige Personen…“

„… die Züchtigung von Nonnen nur durch den Beichtvater geschehen könne, um nicht unmoralischen Vorgehensweisen Vorschub zu…“

„… sei im Erzbistum Paderborn innerhalb weniger Tage der Titel Fifty Shades of Grey vergriffen gewesen, was auf ein verstärktes Interesse an Weiterbildung…“

„… in vielen Fällen im Kindesalter selbst Schläge und Missbrauch erduldet hätten. Die Deutsche Bischofskonferenz werte in ihrem Gutachten den päpstlichen Erlass als durchaus tauglich, die Regeneration der Kirche auf einem breiten Fundament von…“

„… es zu einer Debatte komme, ob die körperliche Züchtigung zusätzlich zu den säkularen Verfahren der ordentlichen Gerichtsbarkeit anzuwenden sei oder diese ersetze, wenn es sich um eine kirchenrechtlich eindeutige…“

„… nicht so abwegig, wie es von außen dargestellt werde, und auch nicht auf den Katholizismus beschränkt, sondern auch in anderem Kontext anwendbar. Von der Leyen überlege, im…“

„… sei der Passauer Diakon Schmierwimpferl vor dem Landesarbeitsgericht unterlegen, da er nicht habe nachweisen können, dass er nicht ohnehin aus psychisch schwer nachvollziehbaren Gründen in den Dienst der römisch-katholischen Kirche…“

„… so zu verfahren, wie es auch bei anderen strafwürdigen Verfehlungen geistlicher Würdenträger bisher geschehen sei: in sehr schweren Fällen, die nicht durch die deutschen Ermittlungsbehörden untersucht würden, nehme man die Bestrafung ausschließlich symbolisch vor und versetze die Täter in andere…“





Der Stellvertreter

24 03 2013

Wozu braucht es einen Papst?
Ist der wirklich nötig?
Ob Du reich bist, ob Du darbst,
ist er für Dich tätig?

Ist denn dieser alte Mann
mehr als stur und gichtig?
Überhaupt, der Vatikan –
ist der lebenswichtig?

Nein, es braucht den Papst. Fürwahr,
man kann uns nicht rauben,
er wird jetzt und immerdar
für uns daran glauben.





Ratzefatz

12 02 2013

„… es sich beim Rücktritt Benedikts XVI. nicht um ein Versehen gehandelt habe. Der Heilige Stuhl habe absichtlich nicht BILD als erstes in Kenntnis…“

„… für große Bestürzung gesorgt. Philipp Rösler, selbst gläubiger Katholik, sei untröstlich. Alles Hoffen, so der Parteichef der Liberalen, sei damit nun zunichte, Heulen und Zähneklappern überkomme die Herde, da die deutschen Medien sicherlich für mehrere Wochen nicht mehr berichten würden über den Versuch der FDP, die Fünf-Prozent-Hürde zu…“

„… habe sich Arbeitgeberpräsident Hundt sehr zufrieden geäußert. Durch den Rückzug aus dem Amt habe Ratzinger bewiesen, dass Großkonzerne nur durch Privatisierung eine erfolgreiche…“

„… wieder einmal bewiesen, dass die Einwohner der Kopftuchnation nicht zu den echten Deutschen gehörten. Sarrazin moniere, dass der Papst nicht einmal in der Lage gewesen sei, für ein Jahrzehnt einen Polenjob zu…“

„… nicht bestätigt. Der Heilige Vater habe zwar das erforderliche Mindestalter, werde aber als Nachfolger von Gauck nicht in die engere Wahl kommen, da er seinen Rücktritt bereits…“

„… auf gar keinen Fall als Staatsoberhaupt deutscher Herkunft anerkannt werde. Damit sei Ratzinger nicht berechtigt, einen Ehrensold von jährlich…“

„… habe Wölki klar widersprochen. Auch er sei den geistigen Anforderungen an ein Kirchenamt nicht gewachsen, wolle jedoch keinesfalls…“

„… mit Sanktionen beim Arbeitslosengeld zu rechnen. Der Papst habe eigenmächtig gekündigt, ohne ein neues Arbeitsverhältnis in Aussicht gehabt zu haben, außerdem bemühe er sich offensichtlich nicht um eine Anschlussverwendung als…“

„… habe Kerkeling dementiert, als Pontifex verkleidet den…“

„… besitze Ratzinger überhaupt nicht das Recht zum Rücktritt. Eine außerordentliche Kündigung sei nur im Falle des frühzeitigen…“

„… sei der Amtsverzicht nicht mit der innerkirchlichen Jugendoffensive in Verbindung zu bringen. Zwar könne man sich einen neuen Pontifex unter 70 vorstellen, wolle dies aber nicht gleich beim nächsten Papst…“

„… nicht bestätigt, Benedikt sei so weit am Ende seiner Karriere, dass er nun automatisch ins Dschungelcamp…“

„… bedeute der Rücktritt des Papstes nicht die Distanzierung von der römisch-katholischen Kirche, schon gar nicht den Eintritt in die von dem ultrarechten Bischof…“

„… empfinde Kardinal Meisner ein großes Selbstmitleid. Er allein könne nun nicht mehr die ultrakonservativen Ansichten des zwölften Jahrhunderts in die Moderne…“

„… keinen Zusammenhang damit, dass er die Christen als das meistverfolgte Volk bezeichnet habe. Ratzinger werde nach seiner Amtszeit kein politisches Asyl in der deutschen Botschaft…“

„… nicht bestätigt, Benedikt sei so weit am Ende seiner Karriere, dass er nun automatisch Aufsichtsratsvorsitzender der Berliner Flughafengesellschaft…“

„… den Rücktritt des Kirchenoberhauptes als pure Feigheit und Gottlosigkeit. Die Plattform kreuz.net werfe dem Nachfolger Petri vor, er habe Nichtkatholiken, Homosexuelle und Frauen nicht durchgängig wie Ungeziefer behandelt und damit eine falsche Rücksichtnahme auf…“

„… nicht daran gelegen haben könne, dass der Papst die Sparbeträge seine Riesterrente endlich vollständig…“

„… sei das Kardinalskollegium bestürzt, nicht rechtzeitig einen Exorzisten gesandt zu…“

„… die SPD dem Papst keine Hoffnung mehr machen könne. Alle Kandidaten für überflüssige Ämter in der kommenden Legislaturperiode seien bereits…“

„… für stark übertrieben, dass zum Rücktritt eine neue Kondomsorte nach dem Kirchenmann benannt…“

„… nicht bestätigt, Benedikt sei so weit am Ende seiner Karriere, dass er nun automatisch den Wahlkampf der Piraten…“

„… das Angebot abschlägig beschieden. Für das Amt des Heiligen Vaters müsse mehr als die Mitgliedschaft in der römisch-katholischen Kirche beigebracht werden. Die Kurie wünsche Markus Lanz jedoch für seinen beruflichen Lebensweg weiterhin alles…“

„… für Irritationen, dass sich der Pontifex für seinen Zapfenstreich neben Udo Jürgens und Somewhere over the Rainbow auch Smoke on the Water…“

„… könne keinen Zusammenhang sehen zwischen der Demissionierung und einer Werbekampagne für Doppelherz, die der Heilige Vater kurz vor dem…“

„… angesichts der offensichtlich nachlassenden Personalstärke im Bundeskabinett eine durchaus reizvolle Aufgabe, jedoch sei Ratzinger sich nicht sicher, ob Merkel nicht im ungünstigsten Falle ihm ihr volles Vertrauen…“

„… möglicherweise der Vertrag ausgelaufen sei. Daher müsse die mit der Bäckerinnung verabredete Losung Unser tägliches Brot gib uns heute noch für mindestens…“





Vergebens

26 09 2011

„Wir bringen uns schon mal in Stellung, falls es ernst wird. Man weiß ja nie, ob die Regierung die nächsten drei Tage übersteht, da muss man dann schnell reagieren können. Und seitdem der Papst hier war, wissen wir auch endlich, wie wir das alles hinkriegen. Wir vergeben uns. Das klappt immer.

Ja, Sie haben richtig gehört. Wir vergeben uns. Die Sozialdemokraten haben offiziell beschlossen, sich ihre Sünden und Verfehlungen zu vergeben. Ein Akt der christlichen Nächstenliebe. Gut, normalerweise vergibt sich die Partei sonst nichts, aber wir wollen mal nicht so sein. Schließlich geht es diesmal um etwas. Noch eine Legislaturperiode ohne Kanzler, dann kommen die Grünen wieder auf die Beine und wir müssen uns mit Künast als Spitzenkandidatin herumschlagen – das werden Sie doch nicht ernsthaft wollen?

Ablasshandel, das halte ich jetzt nicht für den richtigen Begriff. Das klingt so negativ. Wir haben uns entschlossen, Buße zu tun. Zunächst einmal durch ein vollkommen anderes Auftreten – nicht mehr diese fürchterlichen Selbstzweifel, die einen zerknirscht und angstbeladen erscheinen lassen und völlig regierungsunfähig, nein, wir stehen jetzt zu unseren Sünden. Ja, wir haben viel falsch gemacht. Und deshalb können wir auch selbstbewusst sagen, dass ab jetzt alles richtig ist. Weil wir ja unsere alten moralischen Maßstäbe nicht mehr beachten. Eine Vergebensstrategie – klingt cool, oder?

Es muss mehr Offenheit herrschen im Kontakt mit den Gläubigen, mit den Wählern, wollte ich sagen. Es muss wieder eine ganz klare Haltung her, die uns abhebt von der jetzigen Regierung – die Kanzlerin kommuniziert einfach falsch mit den Bürgerinnen und Bürgern, und dabei kommt ja auch nichts raus als lauter Chaos und Verwirrung. Daher haben wir Sozialdemokraten uns entschlossen, gar nichts mehr zu erklären. Toll, oder? Wir führen damit auch offiziell die Trennung von Kirche und Staat durch – wir, das ist die Kirche, und der Staat kann machen, was er will.

Dass wir jetzt Abgeordnetenbestechung strafbar machen wollen, das passt doch voll in dieses neue Profil, oder? Klar, wollten wir schon immer. Genau wie den Mindestlohn oder einen Truppenabzug aus Afghanistan. Das war immer sozialdemokratisches Kernanliegen! Wir konnten das nur nicht so zeigen, weil wir bis 2009 so wahnsinnig viel mit Regieren beschäftigt waren, da sind wir zu nichts gekommen. Und jetzt, wo wir die nächste Kanzlerschaft schon so gut wie sicher haben, da wollen wir jetzt auch gestalten. Weil wir die SPD sind, und wir sind ja eine klassische Dafür-Partei.

Das müssen Sie jetzt auch unter dem Gesichtspunkt der tätigen Reue sehen. Wir haben der Vorratsdatenspeicherung zugestimmt, aber das heißt ja nicht, dass wir das jetzt auch tun würden. Ganz sicher nicht. Wir sind ja eine klassische Dagegen-Partei. Nein, wir würden im Falle einer Regierungsübernahme nur ganz einfach eine neue Form von anlassloser Datensammlung planen, da das einfach zu unserem Profil gehört. Das erwartet ein Teil der Wähler. Das erwarten natürlich auch unsere politischen Gegner – und glauben Sie, dass wir denen in Nächstenliebe begegnen könnten, wenn wir ihnen einfach ihr Feindbild wegnähmen? Wie sollen die denn Petitionen einreichen und vors Bundesverfassungsgericht ziehen ohne uns? Wie sollen die denn demonstrieren? Sie müssen die SPD doch auch mal gesamtgesellschaftlichen sehen, wir können doch nicht einfach so machen, was wir für richtig halten! So ein dogmatisches Gebäude, das können Sie doch nicht einfach in drei Tagen abreißen und neu bauen!

Es gibt immer ein paar Mysterien, die Sie nicht rational begreifen werden. Den elektronischen Personalausweis und die Terrorgesetze kann man nicht vernünftig erklären. Glauben Sie einfach dran. Ist im Zweifel sowieso besser, weil Sie sonst dran glauben müssen.

Natürlich kann das auch problematisch werden. Schauen Sie, die Glaubensgrundsätze können wir nicht von heute auf morgen vom Tisch wischen. Wir müssen an den Hartz-Gesetzen festhalten, weil wir ja wissen, dass ein bisschen Druck, ein bissel Repression die Menschen erst gefügig macht. Wenn man Ihnen nicht regelmäßig erzählt, wie schlimm es in der Hölle ist, würden Sie dann noch in die Kirche laufen? Na, sehen Sie! Und wenn wir nicht mit einer parteipolitisch ausgewogenen Lohn- und Arbeitsmarktpolitik den Leute klarmachen, dass das Lohnabstandsgebot für die deutsche Wirtschaft, also für uns alle gut ist, dann werden Sie als Arbeitnehmer sicher doppelt so freudig einem sittlich einwandfreien Lebenswandel nachgehen.

Klar, für die Aufstocker ist das hart. Aber wenn Sie es mal unter der historischen Perspektive sehen, was wäre eine große Bewegung ohne Märtyrer?

Befreiungstheologische Momente werden wir wahrscheinlich auch irgendwo mit aufnehmen, ja. Irgendwie müsste man sich ja auch mal erneuern und ein bisschen modernen Geist atmen. Ob wir in unseren Wahlkampfreden vielleicht immer mal wieder Internet sagen? Ich meine, wir müssen ja nicht gleich Internet gucken wie die Grünen, es reicht doch, wenn wir darüber sprechen. Meinen Sie nicht, dass unser netztheologisches, -politisches natürlich, dass das Profil dadurch besser würde?

Das wird sich zeigen. Bis jetzt haben wir noch immer alle unangenehmen Sachen aufgeklärt in der sozialdeko… ’tschuldigung: sozialdemokratischen Partei, auch die Verfehlungen, die zu massenhaften Austritten und Glaubwürdigkeitsverlust geführt haben. Da, wo wir große Probleme haben, unsere Wähler noch in Gnade und Barmherzigkeit zu begegnen. Es gibt in unseren Reihen ja durchaus einige, die es uns schwer machen, bei denen auch kein Erneuerungsprozess hilft, weil sie einfach zu schwere Schuld auf sich geladen haben. Wir dürfen sie nicht einfach weiter irren lassen, das wäre für uns alle nicht gut, verstehen Sie? Wenn man Ketzer wie Sarrazin und Edathy nicht in die Gemeinschaft zurückholen kann, dann muss man offensiv ein Zeichen setzen dagegen. Frau Nahles hat sich daher bereiterklärt, nächste Woche eine Viertelstunde lang ganz böse zu sein auf Helmut Schmidt. Das wird uns bestimmt spirituell viel reifer machen. Oder so.

Also, was halten Sie davon? Glauben Sie nicht auch, dass St. Peer uns alle retten wird? Na, dann werden Sie mal schön selig.“





Verratzt

22 09 2011

„… zunächst nur Erstaunen, teilweise Heiterkeit, dann jedoch blankes Entsetzen, das in lautes, ja tränenreiches Wehklagen mündete, als Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. in seiner lang erwarteten Rede vor dem Deutschen Bundestag die Konsequenzen zog, sein Amt niederlegte und zugleich die Auflösung der Römisch-katholischen Kirche…“

„… begrüßte Bundespräsident Wulff die Entscheidung seines Amtskollegen. Das Staatsoberhaupt des Vatikans genieße die in der deutschen Verfassung verankerte Religionsfreiheit, da er nun völlig frei von Religion sei, könne er…“

„… weigerte sich Joachim Kardinal Meisner, die Demission des Kirchenoberhauptes anzuerkennen, nd kündigte an, auf dem Wege der Zivilklage…“

„… zeigte sich die Börse fest, aber uneinheitlich in den Immobilienmärkten – angesichts der großen Bauten weltweit und der ungeheuren Grundwerte drohe nun ein Preisverfall, der sich auch auf den Euro auszuwirken…“

„… nannte Bundesinnenminister Friedrich die Aussagen des ehemaligen Papstes eine Mischung aus Hochmut und Kleingeist, aus Provinzialität und Überheblichkeit, die ihn als Katholiken…“

„… auch Rösler den Befreiungsschlag wagte: die FDP solle so schnell wie möglich liquidiert werden, um den Weg in eine vernünftige Kultur jenseits der geistig-politischen Wende zu…“

„… sei im Nachhinein nur als beschämend, ja schäbig anzusehen, dass sich das Staatsoberhaupt im ersten Teil seiner Rede noch wie ein religiöser Führer geäußert habe. Dieser Missbrauch der Würde des hohen Hauses sei für Gröhe nicht zu ertragen und nicht zu…“

„… überhaupt nicht zutraf. Kardinal Meisner zog die Androhung zurück, nachdem ihm versichert wurde, dass seine Bezüge auch nach Auflösung der Kirche weiter ausschließlich aus Steuermitteln…“

„… ob nicht die CSU nach Erledigung des Katholizismus automatisch aufgelöst werden müsse. Generalsekretär Dobrindt kündigte an, ein Rechtsgutachten beim Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg zu…“

„… auch aus kirchenrechtlicher Sicht nicht ohne Schwierigkeiten zu bewerkstelligen. Zwar sei die Demission des Papstes nach wie vor als eine unfehlbare Entscheidung anzusehen, da er sie in Amt und Würden erfolgt sei, doch sei ihre Folge eine Beschädigung der Kirche, die nur durch einen unfehlbaren Papst wieder aufgehoben…“

„… forderte Uhl die Vorratsdatenspeicherung, allein schon deswegen, weil ohne Kirche…“

„… sofort auf Zustimmung in allen politischen Lagern. Sogar innerhalb der Freidemokraten fand die mutige Entscheidung des Vizekanzlers mehr und mehr Zuspruch. Die Marke FDP, so Vorstandsmitglied Kubicki, sei derart verratzt, dass man heute nur noch eine…“

„… müsse die Legitimation des Aufenthaltes von Ratzinger in Deutschland nochmals geprüft werden. Mit dem Rücktritt als Papst und der Auflösung des Vatikans als souveränem Staat sei er auch kein Staatsoberhaupt mehr. Es sei aus diesem Grund auch nicht mehr zu rechtfertigen, 10.000 Polizeibeamten…“

„… von gegenseitiger Abneigung geprägt. Während der EKD-Ratsvorsitzende Schneider eine Aufnahme Meisners strikt ablehnte, forderte der Ex-Kardinal ebenso vehement die Auflösung der Evangelischen Kirche, da sie der Auflösung des Katholizismus nicht zugestimmt habe und…“

„… dass natürlich nicht ausgeschlossen werden könne, ohne den Koalitionspartner zu regieren. Rösler kündigte an, die Abwicklung der FDP sei nur angekündigt worden, da es keine Denkverbote mehr gäbe, ansonsten würde er sich aber keinen Maulkorb von der Kanzlerin, mit der er nach wie vor vertrauensvoll und gut…“

„… ankündigte, den Vatikan in einen Freizeitpark für Erwachsene umzugestalten. Die Schenkungsurkunde sei Berlusconi beim Ordnen der Nachttischschublade zufällig in die Hände…“

„… ließ Kim Jong-il sein Interesse an dem Amt durchblicken. Auf Vermittlung von Roland Berger wurde zunächst beschlossen, die…“

„… nicht geklärt, ob Ratzinger die Vernichtung des Vatikan-Archivs persönlich abgeordnet hatte, oder ob das Feuer auf die zwanzig bei dem Brandanschlag getöteten Geistlichen…“

„… zunächst eine Vortragsreihe über Chancen des religiösen Fundamentalismus, bevor er sich mit seinen Frauen niederlasse. Mustafa bin Meisner, wie er sich nach seiner Konversion nannte, kündigt an, auch einen…“

„… dass Stützkäufe nicht zu vermeiden seien. Um den Dollar abzustützen, beschloss die US-Regierung, den Kölner Dom und Notre Dame zu kaufen und für mit Hilfe eines japanisch-saudischen Investorenkonsortiums zu…“

„… schlagendes Ergebnis: mit 98,2% aller Stimmen – nur 1,8% waren dagegen – votierten die Mitglieder für eine sofortige Auflösung der FDP. Rösler machte für die Niederlage vor allem außerparteiliche Kräfte verantwortlich, Arbeitslose und Griechen, und kündigte an, die Wahl zu ignorieren, statt sich…“

„… ein Missverständnis, da Kim Jong-il davon ausgegangen war, den Kirchenstaat zu annektieren, nicht aber, auf eine marode Splitterpartei…“





Der heilige Schein

5 05 2010

„Das finde ich jetzt aber schon ein gutes Angebot. Wenn Sie bedenken, dass Sie fast zehn Sekunden lang eine faire Chance haben, das Grabtuch zu sehen, dann sind fünfzehnhundert Euro gar nicht so viel Geld. Und Sie wissen, dass wir inzwischen zu den Bedürftigen gehören, wir sind quasi verarmt. Wenn das alles so weitergeht, müssen wir den Petersdom vermieten. So ein Vatikan ist teuer, das glauben Sie ja gar nicht – was meinen Sie, was da so an Kosten zusammenkommt!

Natürlich die Schmerzensgeldzahlungen, aber das Leben ist auch so schon kostspielig geworden. Sie machen sich keine Vorstellung. Vor fünfzehn Jahren, da haben Sie einen Richter oder einen Staatsanwalt noch für vierzigtausend Mark gekriegt und einen Minister für eine halbe Million. Höchstens. Aber schauen Sie sich heute einmal die Preise an. Inflationär, sage ich Ihnen. Unmoralisch. Aus allem will dieses Pack Kapital schlagen.

Ach, hören Sie bloß auf – Schneeberger Kropp Lützebleich hat dann die Corporate Communication Germany übernommen. Wenn ich’s Ihnen doch sage! Ja. Die haben uns natürlich erst einmal eine neue Strategie für das Personality Management in die Agenda gepackt, also Firmung als crazy Event und Themen-Taufe und individuelle Funeral Party, und was machen diese Deppen? Erstkommunion mit Mixa als Stargast, ich bitte Sie! Die Eltern, wenn die das erfahren, die treten doch gleich mit aus der Kirche aus! Katastrophal! Jetzt sind wir mit der Diözese zu Schnittbrodt & Söhne gegangen, die sind zwar Protestanten, aber darauf kommt’s mittlerweile auch nicht mehr an.

Mal ernsthaft, es ist doch mit Olympia dasselbe. Oder mit der Fußball-WM. Da geht’s doch auch nicht mehr um den Sport, oder? Sehen Sie, und da muss die Kirche sich ruhig mal an der Wirklichkeit orientieren. Wenn schon nicht in den anderen Dingen, hier kann man es ja mal probieren. Ja, wir lassen uns da ganz gerne sponsern. Jetzt lassen wir uns gerade einen umweltfreundlichen Kleinwagen zum Papamobil umbauen. Gut, oder? Und dass wir jetzt das Original-Papst-Shirt mit Schirmmütze und Halstuch im Set anbieten, das ist doch auch gleich ganz jugendlich, nicht wahr? Da machen Sie sich mal keine Sorgen wegen der Produktionskosten, in Bangladesch sind die Leute doch froh, wenn sie für einen Euro am Tag arbeiten können.

Wir können gewisse Dinge nicht mehr mit unserem favorisierten Branding auf den Markt bringen. Markenüberdehnung, verstehen Sie? Das ist wie alle zwei Wochen Weihnachten. Nach dem dritten Mal hinge Ihnen das zum Hals raus. Aber kreuzweise. Da haben wir das Benedikt-Brot und den Benedikt-Klingelton und jetzt diese T-Shirts, von denen ich Ihnen erzählt hatte – die kriegen Sie übrigens nur im Devotion-Wear-Point, verstehen Sie? Aber jetzt den Immobilienfonds und das neue Herztonikum und die Rheumadecken, das kriegen wir nicht mehr in die Marke integriert. Der Papst ist nicht groß genug für seine eigene Markenwelt, das ist das Problem. Es ist ein Kreuz, ja.

Also ja, in gewisser Weise haben Sie Recht: der Schein heiligt die Mittel. Unsereins muss ja auch sehen, dass er seinen Grundbesitz nicht ohne guten Gewinn verwaltet. Man tut’s nicht für Gotteslohn.

Das Herztonikum, das geben wir dem Meisner in den Marketing-Mix. Nutzenversprechen? Naja, eigentlich ist das Zeug ja unnütz. Aber vielleicht passt es deshalb so gut zum Meisner?

Man kann das mit den Souvenirs natürlich auch übertreiben, ja. Dieser Piranesi-Bildband, da hätte man den Mixa sicher nicht als Werbefigur nehmen müssen, das war schon grenzwertig. Aber dass sie den Williamson im Campingbedarf mit Gasflaschen – nein, ich will das gar nicht mehr kommentieren, das geht mir einfach zu weit!

Kaffeefahrten? Um Gottes Willen, da werden wir nicht einmal unsere Mutter-Maria-Heizdecken los. Das können Sie aber völlig in die Tonne treten. Nein, das müssen Sie als touristisches Angebot ins Auge fassen, vierzehn Tage Club-Urlaub an der Adriaküste, Frühmesse, Angelus, Abendmahls-Büfett, all inclusive, Animationsprogramm macht Opus Dei, nach zwei Wochen haben wir die alle derart weich in der Birne, dass die Rentner uns ihr Vermögen an Ort und Stelle überschreiben. Das nenne ich Marktpenetration. Davon können diese Anfänger von Scientology nur träumen.

Klar, Lourdes haben wir noch im Programm. So als Healing-Festival. Wir hatten da evangelikale Schützenhilfe, ist jetzt sehr charismatisch. Ja, die Organisation ist jetzt auch straff, leichte Trübungen der Dogmatik ließen sich bedauerlicherweise nicht vermeiden, will sagen: wenn Sie am vorletzten Tag nicht geheilt sind, fliegen Sie raus, damit die Stimmung bei den anderen nicht in den Arsch geht. Chronisch Kranke und Miesmacher brauchen wir nicht. Außerdem versaut uns das die Bilanz.

Warten Sie mal, bis die Saint Outlets in Betrieb sind. Ja, Reliquien. Was meinen Sie, warum der Polenpapst wie blöde heiliggesprochen hat – die sind jetzt alle gut durch, werden ausgebuddelt, hier mal ein Zahn, da mal eine Kniescheibe, das gibt Kohle! Und wenn Sie da fünfhundert Finger von der Heidi von Dingenskirchen verscheuern, denken Sie, dass das einer merkt? Na?

Und dann kann immer noch das Finanzamt kommen. Wir haben die Finanzministerien zwar schon ganz gut im Griff, aber Gott, man ist ja nicht überall. Krise? Das halte ich für übertrieben. Wenn es wirklich haarig wird, haben wir noch ein Eisen im Feuer. Und ich bin der Meinung, diesmal kriegen wir das mit den Ablassbriefen besser hin.“





Pardon wird nicht gegeben

30 03 2009

Die Argumentation des rheinischen Klerikers war außergewöhnlich schlüssig. Die Bundeskanzlerin, so Joachim Kardinal Meisner, habe sich schleunigst beim Papst zu entschuldigen. Ihre Kritik an der Praxis, Holocaust-Leugner wieder in den Schoß des Katholizismus zu führen, sei völlig unangemessen gewesen. Schließlich sei Merkel Protestantin. Zudem solle sie sich als CDU-Vorsitzende nicht in theologische Fragestellungen einmischen; seine Organisation, so der Hardliner, schere sich ja auch nicht um politische Randbegriffe wie Christentum.

Eine ganze Nation stand sehr betroffen vor dem moralischen Spiegel. Nichts Gutes blickte heraus, als sie hereinblickte. Sünden und Laster, Missetat, Ruchlosigkeit und Frevel standen in solchem Maß zur Disposition, dass ein einzelner Bußtag gar nicht würde gutmachen können, was sie sich geleistet hatten. Sie krochen kollektiv zu Kreuze, ihre Verfehlungen öffentlich zu bekennen und Gnade zu erflehen im Bewusstsein ihrer Verantwortung.

Geständnisse auf Pressekonferenzen leiteten die Reise in den Sündenpfuhl ein. Hartmut Mehdorn und Klaus Zumwinkel erschütterten das Empfinden der Deutschen; sie hätten gelogen, getäuscht, beschissen und betrogen – noch beim Auspacken vor dem Volk kannten sie kein Maß.

In langen Schlangen kroch alle Welt zu Kai Pflaumes Beichstuhl Bitte verzeih mir, der hastig aus dem Boden gestampften Weinshow für moralresistente Wiederholungstäter. Während Karl Moik und Stefan Mross sich die Haare rauften und Barbara Salesch sich auf die Brust schlug, bettelten Sonja Zietlow, Dieter Bohlen und Margarethe Schreinemakers mit Angelika Kallwass und Oliver Geissen um die Wette und um Vergebung. Auch Eva Herman und Jürgen Fliege schlossen sich dem allgemeinen Mea culpa an; diese allerdings mit dem Hinweis, es sei ja nicht alles schlecht gewesen, jener mit dem ausdrücklichen Hinweis, er sei außerordentlich dankbar, dass er nicht so ein Sünder sei wie die anderen alle. Es war ein Riesenerfolg.

Das Feuer schien schon zu verglimmen, da legte der Kölner Erzbischof nach. Er bedauerte öffentlich, dass viele Katholiken deshalb aus der CDU ausgetreten waren – eine so nicht erwünschte Wendung der Sache. Dass etliche Mitglieder der CDU der Katholischen Kirche den Rücken gekehrt hatten, entzog sich allerdings seiner Kenntnis, wie man ja stets nur weiß, dass man nichts wisse.

Einem Erdrutsch kam die Botschaft gleich, Helmut Kohl sei zur öffentlichen Abbitte bereit. Es erwies sich als Ente; der Einheitsarchitekt ließ hernach verlautbaren, er habe offensichtlich einen Blackout gehabt.

Denn auch der deutsche Qualitätsjournalismus erwachte und bekannte Farbe. Man habe seinerzeit falsch gehandelt, ja, man sei möglicherweise zu leichtgläubig gewesen, durchaus, und es habe auch die eine oder andere vielleicht unverantwortliche Art der Berichterstattung gegeben, dochdoch. Sie suhlten sich in ihren eigenen Bekennerschreiben. Die Öffentlich-Rechtlichen veranstalteten schnell noch ein paar Sondersendungen – Quotenrenner unter ihnen wurde Brennpunkt Sünde: Müssen wir die Gesellschaft verbieten? – und n-tv twitterte die Selbstgeißelungen aus den deutschen Redaktionsstuben in alle Welt, was den SPIEGEL veranlasste, das aktuelle Heft mit dem Titel Killer-Journalisten zu schmücken. Es zeigte Kai Diekmann und Franz Josef Wagner, die einander die Stachelpeitschen um die Ohren knallten, was ihnen ein erhebendes Gefühl von Anstand verschaffte – eine gänzlich neue Erfahrung für die beiden.

Die BILD-Schlagzeilen waren ungünstigerweise schon besetzt, da Dieter Althaus in einer mehrteiligen Serie über den Begriff der Schuld meditierte. Exklusives Fotomaterial, das ihn in Gedanken versunken zeigte, durfte nicht fehlen.

Öffentliches Grübeln vollzogen auch Jan Ullrich und seine Mannen. Dabei blieb es auch. Insgesamt zeigte sich die Sportwelt wenig kooperativ. Die Inkompetenz-Damennationalmannschaft mit ihren Spielführerinnen Ulla Schmidt, Ursula von der Leyen und Brigitte Zypries schoss noch schnell ein paar Eigentore und verwies auf den kommenden Meisterschaftserfolg. Auf eine Stellungnahme des sattsam bekannten Zahlenspielers und Demagogen Christian Pfeiffer wartete die politische Nation vergebens. Er hatte die Irrtumswahrscheinlichkeit noch nicht in die richtige Richtung gebogen.

Lippenbekenntnisse aus dem Finanzwesen führten die Debatte jedoch schnell wieder ins Gesittete zurück. Zaghaft gestanden die Manager ein, es habe möglicherweise Pannen gegeben, die zu nicht vorhersehbaren Folgen geführt hätten. Man einigte sich im Qualm der Friedenspfeifen, die Sache auf die höhere Gewalt abzuschieben. Das Schicksal, so der allgemeine Tenor, müsse nun um Pardon bitten. Und so sitzen sie noch heute und schieben sich die Verantwortung zu.

Als der Kirchenvorsteher aus der Stadt der Jecken in einem seiner doch seltenen Momente als Staatsbürger bekannte, die Deutschen würden sich mit ihrer Papstmäkelei lächerlich machen, war der allgemeine Friede wieder hergestellt. Meisner hatte die Lächerlichkeit seiner Nation, die Staat und Kirche trennt, vor Gott und den Menschen geteilt und bekam Absolution.

Der Vatikan äußerte sich dazu allerdings nicht. Man blieb dort dem Vorsatz treu, sich nicht in politische Fragen einzumischen.





Weihwasserschaden

19 03 2009

Die Kommission stellte noch einmal fest, dass gut drei Milliarden Menschen nicht über sauberes Trinkwasser verfügten, sofern sie überhaupt Zugang zu Wasser hätten. Die Zahl war erwartbar. Sie wurde veröffentlicht, erhielt kaum Aufmerksamkeit und geriet knapp drei Tage später in Vergessenheit. Eine Menge von Menschen, einer europäischen Kleinstadt vergleichbar, hatte sich inzwischen an diversen Erregern infiziert, nicht wenige von ihnen waren ohne Kenntnisnahme der Weltöffentlichkeit erwartungsgemäß verstorben. Die internationale Wasserkonferenz in Mombasa stand vor der Tür. Man würde noch genug Zeit finden, während der Veranstaltung in flammenden Sonntagsreden genug Bedauern abzusondern, wenn es nur ausreichend natriumarmes Wasser ohne Kohlensäure zum Ausspülen der Espressotässchen geben würde.

Die Gastrede des Papstes wurde schon im Vorfeld als einer der Lückenbüßer eingeschätzt, die das dreitägige Programm nicht eben informativer zu gestalten geeignet wären. Umso konsternierter war das Auditorium, als der Heilige Vater die Durstigen der Dritten Welt unmissverständlich aufforderte, auf Wasser zu verzichten. Auf jegliches Wasser.

Manche glaubten, sich nur verhört zu haben, doch Benedikt XVI. stellte seine Position noch einmal deutlich dar. Er erklärte, das Trinken von Wasser löse das Trinkwasserproblem nicht, sondern verschlimmere es nur noch. Spirituelles Erwachen sei nun vonnöten, die Solidarität des Katholizismus mit den Verdurstenden einmal ganz abgerechnet.

Möglicherweise hätten es die Beobachter als einen von zahlreichen Lausbubenstreichen des Oberhirten abgetan – man erinnerte sich an die Abschaffung der Vorhölle und an die Rehabilitation des Antisemitismus in der Karfreitagsliturgie – wenn der nicht nachgelegt hätte. Auf Anfrage verlangte der Vatikan nochmals mit ausdrücklichen Worten Enthaltsamkeit. Es gebe weiterhin keinen Diskussionsbedarf.

Erste Kritik setzte ein, als Bundeskanzlerin Merkel sich postalisch mit dem Wunsch nach Klarstellung an den Stellvertreter wandte; die Kritik entzündete sich weniger an der Tatsache, sondern vielmehr an deren Wiederholung – Merkel habe doch wissen müssen, dass sie nicht berufen sei, theologische Fragen zu beurteilen. Offizielle Stellen des Gottesstaates bemühten sich sogleich um Schadensbegrenzung; Ratzinger habe vielmehr symbolisch die Brüder und Schwestern in ihrer gewissermaßen unschönen Lage in die Arme schließen wollen.

Ähnlich albern wirkten die Versuche des Vatikanorgans BILD, die Sicht der Öffentlichkeit zu korrigieren. Franz Josef Wagners dialektische Turnübung, das Wasser des Lebens und die real existierende Wasserversorgung zu synthetisieren, misslang gründlich. Es hätte indes auch nichts geholfen. Der Weihwasserschaden war längst eingetreten.

Der Widerstand formierte sich rasch. Die Aktion Wasserzeichen fand raschen Zustrom. Ihre Idee, die Entwicklungshilfe aus den Fängen der EU zu lösen und stattdessen Genossenschaften in den bedürftigen Ländern zu gründen, stieß auf Zuspruch. Es blieb nicht bei Lippenbekenntnissen. Zu Tausenden verpflichteten sich die Unterstützer, ihre Kirchensteuern, die sie nun nicht länger zu zahlen bereit waren, in die Hilfsorganisation fließen zu lassen. Erste Projekte nahmen konkrete Gestalt an, als sich der Vatikan den Organisatoren anbot, Beistand zu leisten. Zwar sei keinerlei finanzielle Hilfe zu erwarten, doch sei der Papst persönlich bereit, moralische Vorschläge zu unterbreiten.

Einer Analyse des Bundesinnenministeriums, nach der der Verzehr von Trinkwasser hygienisch mangelnder Qualität die Haupttodesursache vieler afrikanischer Landstriche sei, folgte sogleich die Rechtfertigung des päpstlichen Erlasses; der Wasserverzicht sei durchaus als präventive Maßnahme gegen die drohenden Gefahren für Leib und Leben zu verstehen. Dies wurde nicht hinterfragt. Man wusste, das Bundesministerium des Innern kannte sich mit präventiven Maßnahmen zur Abwehr drohender Gefahren bestens aus – vor allem mit Gefahren, die aus derartiger Prävention drohen.

Mit gewohnt vitaler Rhetorik ergriff Joachim Kardinal Meisner das Wort. Er sorgte für nicht unerheblichen Aufruhr, da er in einer Talkshow erklärte, der Verzicht auf Trinkwasser sei auch unter Umweltgesichtspunkten positiv zu sehen. So bleibe mehr Brauchwasser übrig. Während der Wasserkopf der vatikanischen Verwaltung noch über einen Verbleib Meisners im Amt köchelte, meldeten die Agenturen, dass die Wogen der Empörung bereits sieben Millionen Mitglieder aus der katholischen Kirche gespült hatten.

Um der Körperschaft beizutreten – der Vatikan äußerte in diesem Zusammenhang die Hoffnung, dies würde in Afrika geschehen – empfahl die Glaubenskongregation nun die Anwendung der Trockentaufe. Wie dies Verfahren zu handhaben sei, wurde nicht näher erläutert. Da gleichzeitig der konventionelle Ritus allein gültig blieb und die Priester angewiesen wurden, täglich mindestens drei neue Mitglieder für den Bund zu gewinnen, machten sich gewisse kognitive Dissonanzen bemerkbar.

Als bekannt wurde, dass die Vatikanbank einen größeren Teil ihrer Gelder in Aktien sizilianischer Wasserversorgungsgesellschaften angelegt hatte, brachen alle Dämme. Der Vatikan wurde unterspült. Die Sintflut war kaum noch aufzuhalten, als der Papst heftig zurückruderte. Wasser, erklärte Ratzinger, sei ein Menschenrecht.

Seine Anmerkung, die katholische Kirche sei für Menschenrechte selbstverständlich nicht zuständig, soff im allgemeinen Jubel der Erleichterung ab.





Blowin’ in the wind

21 02 2009

Ja, wen haben wir denn da? Wenn das mal nicht der Benedikt ist! Mit einer ganz großen Portion heißer Luft. Wie immer. Gut aufgestellt, die Kirche. Muss man ja sagen. Nur, was denkt der Mann sich eigentlich dabei? Haben Sie eine Ahnung?

 Na, denken Sie sich doch einfach mal was.

Na, denken Sie sich doch einfach mal was.

Bild: Uncylopedia

Anbei ein paar Vorschläge zur Auswahl. So zu sagen ein kleines vatikanisches Brain-Storming für den Sonntag – frischer Wind für Ihren Lieblingspapst:

  • Was bläst denn hier so? Sind die Ministranten schon da?
  • Linz, Rom, Marktl: Hauptsache, die Frisur sitzt. Mit Drei-Faltigkeits-Taft.
  • Williamson! Jetzt hören Sie mal auf, hier so rumzupupen!
  • Verdammt, gleich spielen sie bestimmt wieder Wind of change.
  • Liebe Brüder, aus Altötting habe ich Euch heuer ein bisschen Föhn mitgebracht.
  • Giovanni, ich wollte doch diesmal die ohne Flügelchen!
  • Fly me to the moon… dada, dadadaaa…
  • Abgehoben? Ich? Wer behauptet denn so was?
  • Nie wieder fahre ich in die Niederlande! Die ganzen Windmühlen hier sind echt nervig!
  • Ihr Deppen! Die Orgelpfeifen werden jetzt sofort wieder aufrecht hingestellt!
  • Die Merkel geht mir voll auf die Nüsse. Erst diese Briefe, und jetzt hat sie meinen Frisör gegen eine modernistische Schwuchtel ausgetauscht.
  • Also das Praktikum als Engel hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
  • Scheiß Erbsensuppe, hoffentlich gibt’s morgen wieder Fisch!
  • Völlig losgelöst… dada, dadaaa…
  • Lehmann, jetzt lassen Sie doch mal diese blöden Spielchen mit dem Laubsauger!
  • Woah, wie geil! Diese Toten Hosen werden von Jahr zu Jahr besser!
  • Professor Richter, jetzt machense mal hinne! Ich sitz hier schon zwei Stunden Modell für Ihren neuen Flügel-Altar!
  • Dies indische Billig-Viagra nehme ich nie wieder!
  • Passt gut auf, Ihr Kinderlein, gleich macht Euch der liebe Onkel Ratzi Jogisches Fliegen vor!
  • Räum doch mal einer den Wagner da weg! Kann ich schon gar nicht mehr sehen, diese Luftnummer!
  • So, und auf Eins spielt jetzt die letzte Posaune das Tuba mirum.
  • Supi, dieser 3-D-Plasmabildschirm! Da macht Dumbo voll Laune! Nächste Woche lade ich den Meisner ein und wir gucken Vom Winde verweht.
  • Ah, meine Lieblings-Combo… die Egerländer Blasmusikanten…
  • Brrrmm, brrrmm… yeah, Himmelfahrt! Brrrmmm…
  • Ich nagel es ihm ans Knie. Diesmal nagel ich dem Drewermann sein Furzkissen ans Knie.
  • Schneller, Ngogo! Schneller fächeln! Sonst kaufe ich mir einen Ventilator!
  • Stell doch mal einer diese bescheuerte Fußbodenheizung ab! Ich bin doch nicht Marilyn Monroe!
  • Fasten your seatbelts? Wieso, Fasten-Zeit ist doch erst Mittwoch?
  • Durch den Monsun… lalala…
  • Step aside, Batman!
  • Nie wieder Cabrio-Rollstuhl – Harry, hol schon mal das Papamobil!
  • Sie sagen noch genau einmal „alter Windbeutel“ zu mir, Fellay, dann sind Sie wieder draußen!
  • Und wenn ich damit bei Pusteblume auftrete, was kriege ich dafür?
  • Wenn ich den erwische, der mir die Windkraftanlage vor den Palast gestellt hat…
  • Hürlimann, Sie wecken Ihre Garde ab morgen wieder mit dem Gong! Diese Alphörner sind ja schrecklich!
  • Guckense mal, Glemp, ein evangelikaler Panzer. Und da kommt wirklich nur Luft aus dem Rohr?
  • I am an anti-christ… I am an anarchist… schallala… don’t know what I want but I know how to get it… schubidua…
  • Kündigung? Fristlos? Jesus, tu mir das nicht an! Ich hab doch nichts Vernünftiges gelernt, und in meinem Alter nimmt mich doch keiner mehr!
  • Auf die Idee mit der Achterbahn hätte ich längst kommen sollen. Macht ja ’nen Heidenspaß!
  • Und jetzt alle zusammen: Im Frühtau zu Berge, sie stehn, falleraaa…

Und woran denken Sie dabei? Machen Sie Ihren Gedanken ruhig Luft!





Brüderlich mit Herz und Hand

20 02 2009

„Grüß Gott Ritschie, alte Pottsau! Ja, Du mich auch. Ja, hab ich gelesen. Herrgott, das war aber auch eine verdammte…

Na komm, wegen der Merkel brauchst Du Dir doch nicht in die Robe zu pinkeln. Wer nimmt die denn ernst? Christlich? Seit wann ist denn die CDU… Also bitte, das will ich jetzt mal überhört haben. Das stimmt doch ganz einfach nicht.

Meine Güte, dann eben die alte Floskel-Taktik. Ja, funktioniert immer. Ihr verbittet Euch erst mal jegliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten der römisch-katholischen Kirche, und dann… Wenn da wieder so’n paar Linksfatzkes ankommen und meinen, das sei nicht kirchlich, sondern politisch relevant, dann sagt denen halt, sie sollen doch mal gegen die israelische Außenpolitik protestieren, wenn sie… Und der Zentralrat wird dann… Genau, so geht das.

Eben, so geht das nämlich. Und wenn sie dann immer noch nicht Ruhe geben, haut Ihr denen die ganz große Moralkeule… Na, Beleidigung des Katholizismus eben. Ja sicher. Darf man nicht. Haben die doch sogar ins Grundgesetz… Artikel 4. Ja, Artikel 4. Hör mal, ich kenne doch meine Verfassung, was meinst Du, wie oft deshalb schon vor Gericht…

Und § 166 StGB immer schön mit reinwürgen. Immer rein. Kennen die doch gar nicht anders. Ja, das ist eben der Vorzug in diesem Land. Wenn man sich eine demokratiefeindliche Ideologie strafrechtlich schützten lassen kann…

Ach was. Differenzierte Diskussion? Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass die Deutschen das… Das kapieren die doch gar nicht. Die wissen doch gar nicht, was… Differenziert? Mann, die sind doch alle so verblödet, dass… Ja warum kriegen wir regelmäßig so viele Stimmen bei… Na eben! Ohne Parteienfinanzierung hätten wir doch längst den Arsch auf Grundeis.

Ja eben. Wie damals. Legal ans Ziel kommen. Nicht mehr putschen, sondern rutschen. Immer nach oben, immer nach oben. Da steht dann schon einer und hält seinen… Alles ganz legal. Genau.

Und Fakten schaffen. Genau. Nicht diskutieren, Fakten schaffen. Wenn die ersten Priester erst mal geweiht sind, kann man so ab und zu auch mal einen Bischof… Mach Dich doch nicht lächerlich! Ankündigen? Ihr habt doch ein Ei am Wandern! Fakten schaffen! Hinterher an die Presse, immer erst hinterher! Was soll er denn groß machen, wenn Ihr ihm zehn neue Bischöfe… Exkommunikation? Jungs, seid Ihr eigentlich noch ganz koscher? Das hätte vielleicht der Polacke gemacht, aber doch nicht der Ratzinger! Auf welchem Planeten lebt Ihr?

Dann lest doch die richtigen Bücher! Leuchter-Report, Rudolf, Protokolle der… Fragt halt mal den Mahler. Der hat da vielleicht von damals auch noch Kontakte zu den ganzen…

Verdammt, wir hätten gleich den Islam ins Visier nehmen sollen. Die paar Itaker, die waren uns doch scheißegal. Nein, nicht deshalb. Frauen unterdrücken ist doch nicht… Ich würde doch auch ausrasten, wenn meine Tochter hier mit so einem alternativen Soziologiestudenten ankäme. Da wäre aber Reichsparteitag, Genosse!

Ja und? Dann gackern die paar Hühner einmal, bevor sie wieder im Kochtopf untertauchen. Jetzt erzähl mir nicht, dass… Das ist doch Kinderkacke! Wer soll das denn machen? Nee, schon klar. Glaubst Du wirklich, dass sich auf einmal alle Katholikinnen im Kölner Dom zusammenrotten und einen Sitzstreik… Ritschie, bist Du jetzt komplett meschugge? Meine Güte, habt Ihr die nicht mehr im Griff? Die sollen die Fresse halten und die Beine breit machen, aber nicht…

Das hatten wir doch alles schon. Dass die Kümmeltürken hier mehr Kinder in die Welt setzen als in deutschen… Und dann auch noch die ganzen Schwuchteln. Eben. Soll ich etwa darauf warten, bis mein erster Gauleiter Ötzfötz heißt!?

Nein, gleich den Islam. Angst müssen die Leute haben. Die nackte Angst. Drohen, Einschüchtern, Lügen, Hetzen. Die ganze Palette.

Ach komm, das mit dem Ritualmord, das ist… Ja, aber das haben die Leute doch für Jahrhunderte geglaubt, und geh Du mal in irgendein katholisches Provinznest, da sagen Dir die Betschwestern doch heute noch, dass… Ach Quatsch, komm mir doch nicht mit Aufklärung! Angst wollen die Leute haben! Die wollen mit voller Hose zu Hause hocken und sich zuscheißen und darauf warten, dass der Führer wiederkommt und… Ja, eben. Und das hätte man mit dem Islam auch hingekriegt, wenn nicht der…

Wir hatten eben keinen. Hätte ich mich da in die Krüppelkarre setzen sollen, voll einen auf Mitleid machen und dann… Wir haben es eben verpasst. Die sind im Moment einfach besser als wir.

Und nach innen die Sündenbocknummer. Wir sind Märtyrer, also haben wir Recht. Und umgekehrt. Hat noch immer funktioniert. Die Leute sind doch alle so behindert, die glauben doch den letzten Scheiß. Genau. Vor allem den.

Menschenrechte? Lachhaft. Wer interessiert sich denn für Menschenrechte? Ja, auf dem Papier sieht das natürlich schön aus, wenn sie alle… Eben, und deswegen würde ich mir da auch keine Sorgen machen. Immer schön Fakten schaffen, einen Schritt nach dem anderen, und dann langsam die Schmerzgrenze bis zum… Wer soll das? Der Papst? Hähä, der war gut! Der Papst schert sich um die Menschenrechte! Hähähä! Ritschie, wieder mal am Messwein genuckelt, was?

Na, dann mach Dir mal keinen Kopf. Okay. Ja, so machen wir das. Dann noch einen gesegneten Abend, Ritschie! Heil und Amen!“