Druckgewerbe

21 08 2013

„Wir haben ihnen die Sicherung herausgedreht, Frau Bundeskanzlerin. Das ist alles weg. Bis morgen werden die ganz sicher nichts mehr tun können. Wir haben diese Zeitung voll im Griff.

Nein, wir haben keinen Fehler gemacht, Frau Bundeskanzlerin. Absolut nicht. Woher hätten wir denn wissen können, dass sich bei dieser Zeitung Journalisten befinden? also echte, richtige, die noch recherchieren und schreiben und publizieren, was nicht vom Kanzleramt freigegeben wird? Das klang von vorneherein unglaubwürdig. Wer hätte denn wissen können, dass es tatsächlich noch solche Leute gibt? Und vor allem, wer hätte je geglaubt, dass es uns trifft?

Dann hat er eben falsch reagiert. Meine Güte, das passiert uns doch allen mal. Auch als Bundespräsident. Aber das ist nicht entscheidend. Sie tanzen nicht nach unserer Pfeife, verstehen Sie? Wenn er Beweismaterial hinterlassen hat, dann sollte es ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit als Deutsche sein, es sofort bei uns abzuliefern, statt eine Story daraus zu machen. Zeitungen sind dazu da, den Willen der Regierung zu verbreiten, und zwar ohne diese lästigen Nachfragen. Wir können auch anders. Wir haben nichts falsch gemacht.

Es könnte sein, dass hier und da gewisse, wie soll ich sagen: das Gesetz hat sich nicht immer an unsere Zielvorstellungen gehalten. Die Sachlage hat hier und da ein bisschen mehr persönlichen Einsatz erfordert. Die entsprechenden Beamten haben natürlich gesagt, dass sie sich an Recht und Gesetz gehalten haben, soweit es ihnen klar gemacht worden sei. Aber letztlich ist gar nichts passiert.

Nein, das ist nicht möglich. Sie haben noch diese Anrufbeantworter, in die man eine Kassette reinsteckt. Die kann man natürlich auch rausnehmen. Nein, man kann die nicht löschen, wenn man nicht weiß, wo sie ist.

Wir müssen in Zukunft viel schneller reagieren, Frau Bundeskanzlerin. Dass uns der Köhler durch die Lappen gegangen ist, haben die Leute schon vergessen, aber den hier nehmen sie uns übel. Vielleicht noch engeren personellen Kontakt zu den Verlagen. Oder öfter mal einen zielführenden Meinungsaustausch mit den Redaktionen. Also jetzt nicht als Bedrohung, Frau Bundeskanzlerin. Nicht unbedingt. Aber man könnte doch auch mal offen darüber nachdenken, ob man nicht die Meldungen vorher einer, wie soll ich sagen: dass die Leser da draußen auch nicht immer alles erfahren müssen, was man rein theoretisch würde schreiben können.

Jetzt sollten wir uns um ein gutes Verhältnis zu diesen Medien bemühen, Frau Bundeskanzlerin. Klare Verhaltensregeln ausgeben. Deutlich machen, dass uns an einer konstruktiven Zusammenarbeit gelegen ist, bei der sie nicht zu schaden kommen und wo die Pressefreiheit auch nicht gleich im Kern angegriffen wird, wenn sie es nicht ständig provozieren. Wir sind durchaus kompromissbereit und wissen es zu schätzen, wenn sich die Gegenseite auf uns zubewegt.

Ich höre eben, wir haben eine Nachricht vom Geheimdienst bekommen. Das mit der Sicherung hat nichts genützt. Nein, weil bei uns immer die Computer abstürzen, wenn die Hauptsicherung rausfliegt. Ich dachte, wenn wir da den Strom abstellen, dann ist alles weg.

Natürlich ist das nicht illegal, Frau Bundeskanzlerin. Keinesfalls. Ich hatte extra gestern noch im Innenministerium angerufen. Das ist dieses Supergrundrecht, Frau Bundeskanzlerin. Das nehmen wir jetzt mal in Anspruch. Gerade in Bezug auf die Grundrechte ist das meistens recht kompliziert, und wir müssen uns schon überlegen, was wir machen. Was am wenigsten Dreck hinterlässt. Wir können ja schlecht die GSG 9 vorbeischicken, oder die halbe Redaktion springt freiwillig vom Dach. Stellen Sie sich mal die Bilder im Fernsehen vor. Das versaut uns die Wiederwahl.

Da könnte man schon etwas machen. Wenn wir den Bundespräsidenten zum Geheimnisträger erklären – der ist Mitglied im CDU-Präsidium? und weiß, wie Sie Bundeskanzlerin geworden sind, Frau Bundeskanzlerin? Eindeutig ein Geheimnisträger. Das bedeutet, wir können die Finanzierung des Bungalows zu einem Staatsgeheimnis machen, dessen Verrat strafrechtlich geschützt ist, und das Ganze verkaufen wir dann als Terrorabwehr. Genau, Terrorabwehr! Der Bundespräsident braucht ein Haus, damit die freiheitliche demokratische Grundordnung gewahr bleibt, und wenn die irgendwie in Gefahr sein sollte, dann ist das sofort ein terroristischer Akt. Wollen wir doch mal sehen, wer hier Druck macht, die oder wir.

Im Falle eines Falles müssten wir Bilder beschlagnahmen. Aber das ist kein Problem, wir nehmen die einfach wieder mit. Doch, das geht. Wenn wir uns vorher deutlich genug ausgedrückt haben, dass wir ausschließlich für den Schutz der Grundrechte gewisser Personen sorgen, dann wird das auch durchzusetzen sein. Selbstverständlich, Frau Bundeskanzlerin. Die werden uns keine Schwierigkeiten mehr machen. Ganz bestimmt nicht. Zur Not lassen wir es wie einen Unfall aussehen.“





Der Ministrant

28 07 2013

Friedrich, dieser Renommist
hält sich für’n Minister.
Was damit verbunden ist,
das allein vergisst er.
    „Wenn’s nicht die Verfassung schützt,
    wenn’s beim Schnorcheln mir nichts nützt,
    schützt Euch selbst! Hab andre Pläne –
    macht doch Euern Dreck alleene!“

Schließlich sei das Grundgesetz
bloß des Volkes Sache.
Weiter hört man sein Geschwätz,
nichts jedoch zur Sache.
    „Feuerwehr und Polizei?
    Wählerpack? Mir einerlei!
    Wo ich hoble, fallen Späne!
    Macht doch Euern Dreck alleene!“

Einmal kommt der Tag, und dann
wird dies Land sich fragen,
wie der ganze Mist begann.
Dann platzt uns der Kragen.
    „Fahr zur Hölle, falscher Knecht!
    Wenn Du weg bist, kommt das Recht!
    Keiner weint Dir eine Träne –
    machen wir den Dreck alleene!“





De profundis

18 07 2013

„Ich habe ja nichts gegen religiöse Vorstellungen.“ „Aber?“ „Was Sie da sagen, ist lächerlich. Man kann doch diese ganze Angelegenheit nicht einfach als religiösen Hokuspokus abtun.“ „Das ist es auch gar nicht. Es ist eine durchaus schlüssige und sehr durchdachte Konstruktion.“ „Sie vergleichen hier gerade die NSA mit den Christentum.“

„Womit denn bitte sonst? Außerdem passt es zu dieser pseudochristlichen Regierung.“ „Jetzt werden Sie nicht albern. Woran machen Sie es fest?“ „Diese Schnüffelbehörde hat sämtliche Attribute einer Gottheit.“ „Ja, Allwissenheit. Sehr witzig.“ „Sie missverstehen. Die NSA weiß nicht nur alles, sie ist auch allgegenwärtig. Woraus sich gleich die eigentliche theologische Implikation ergibt: sie ist durch ihre permanente intrinsische Anwesenheit das Kontrollgewissen.“ „Sie meinen, sie verhindert ein Verhalten, das zu Sanktionen führen könnte?“ „Mehr, denn sie ist allmächtig. Sie straft natürlich auch da, wo wir nicht genau wissen, wo wir in Worten, Taten oder Gedanken gefehlt haben. Der Wille der NSA ist unergründlich.“ „Wobei man dann die Möglichkeit postulieren müsste, dass man auch für Wohlverhalten bestraft wird.“ „Wenn Sie versehentlich einen Namen tragen, aus dem man nur vier Buchstaben herausnehmen muss, und dann klingt er so ähnlich wie jemand, der mal zehn Jahre lang mit einem Tatverdächtigen in derselben Straße gewohnt hat, dann ist das Ihr Pech.“ „Wer kommt auf so kranke Ideen?“ „Die Theologie bezeichnet das als Erbsünde. Kommen Sie klar damit.“

„Wir haben also einen strafenden und einen barmherzigen Gott.“ „In der Tat. Der barmherzige stellt ab und zu Durchsuchungsergebnisse für den eigenen Geheimdienst zur Verfügung.“ „Und er sorgt für Sicherheit.“ „So einfach ist das nicht. Denken Sie an die verhinderten Terroranschläge.“ „Es sollen 45 gewesen sein, also mehr als 50 jedenfalls.“ „Sie sehen, es ist vollkommen unlogisch. Was schließen Sie daraus?“ „Ein Glaubenssatz?“ „Nicht ganz, es handelt sich um ein Glaubensgeheimnis. Ein Mysterium. Die Vernunft lehnt es ab, da es nach rationaler Erwägung nicht den geringsten Beweis dafür gibt.“ „In etwa wie die Transsubstantiation?“ „Ein guter Vergleich. Wenn Sie es jedoch glauben, wird es zum zentralen Lehrinhalt, um dessen Ausgestaltung Sie erbitterte Kriege führen können. Sie müssen nur eines bedenken.“ „Dass es nicht im Widerspruch zu anderen Glaubenslehren steht?“ „Nein. Dass Sie immer recht haben.“ „Dann sind diese 45 verhinderten Terroranschläge eine Art Wunder.“ „Richtig. Man muss nur an sie glauben, dann existieren sie auch.“

„Allerdings liegt das Schwergewicht doch immer noch auf dem strafenden Gott.“ „Aber sicher. Wenn der Mensch ohne Sünde wäre, wozu bedürfte es dann einer Religion?“ „Dann vertraue ich als Gläubiger einem abstrakten höheren Wesen, das nicht greifbar ist, vollkommene Macht über mich hat und mir jede Form von Drohpotenzial als Wahrheit und Gesetz befehlen kann.“ „Richtig.“ „Und Friedrich?“ „Was haben Sie mit Friedrich?“ „Welche Rolle spielt der? Er selbst sieht sich ja als absolut unverzichtbar an.“ „Sie meinen einen Ministranten, der meint, ohne ihn fände die Messe gar nicht erst statt?“ „So ähnlich. Oder noch besser, ein Säulenheiliger.“ „Unfug. Friedrich ist ein Laienpriester. In jeder Hinsicht übrigens.“

„Aber jetzt wüsste ich doch ganz gerne, was diese Ansammlung von Gottesteilchen nun politisch bedeuten soll. Vor allem für diese Regierung.“ „Es ist nicht weniger als die moralische Rechtfertigung für das Narrativ dieser postdemokratischen Marodeure.“ „Was ist denn an diesem Verhalten noch ethisch zu rechtfertigen?“ „Sie verwechseln Ethik und Moral. Tun Sie das nicht; mit Ethik hat das nichts mehr zu tun, aber man kann es noch gut als moralisch bezeichnen, weil sich Moral beliebig verbiegen lässt, je nachdem, auf welche Ideologie man sie nagelt. Hier übrigens ein Kreuz.“ „Und die Vorstellung, dass es ein höheres Wesen gibt, das wir verehren, rechtfertigt die endgültige Zerstörung der konservativen Werte?“ „Zwangsläufig. Die FDP hat das mit dem Liberalismus einfacher gekonnt, sie musste einfach nur warten, bis sie über ihre eigenen Widersprüche stolpert. Die komplett leere Merkel-CDU brauchte etwas länger, weil man Lüge mit Selbstzweck verwechselt hat. Und umgekehrt.“ „Dann müsste die quietistische Kanzlerin, die sich gerne mal als in Gottes Hand verkündigt, wenn sie von Mittelstufenphysik intellektuell überfordert ist, ihr konsequentes Nichthandeln als Ergebung in Gottes Willen deklarieren.“ „Und ihr Nichtwissen, das dialektisch zugleich Erleuchtung sein will, als rückgratlose Anpassung ans Dogma. Credo, quia absurdum est.“

„Das Ganze hat ja fast eine eschatologische Komponente.“ „Na, jetzt übertreiben Sie aber.“ „Pardon, vielleicht habe ich in letzter Zeit einfach zu viel Wahlkampf mitgekriegt.“ „Natürlich gibt es eine gewisse Apokalyptik in diesem Modell. Muss es geben, sonst wäre es doch keine Religion.“ „Mir schwebt da eine Art finaler Terroranschlag vor.“ „Das ist es, ja. Man kann das aus dem kollektiven Bewusstsein zusammenbauen, 9/11, Madrid, Utøya, irgendeine Facette passt immer. Die Hölle sind die anderen, man muss sie gar nicht so bunt ausmalen, die psychotischen Vorstellungen der Masse reichen vollkommen aus.“ „Der ist eine Verheißung?“ „Das ist das Schöne, man muss auch gar nicht sagen, wann er kommt. Allein die Tatsache, dass er nicht auszuschließen ist, ist schon ein erstklassiges Druckmittel.“ „Leider haben Sie eine Sache daran nicht bedacht.“ „Nämlich?“ „Ihre Gottheit steckt richtig in Schwierigkeiten. Diese NSA begegnet einer Macht, die viel größer ist.“ „Das mag sein.“ „Einer höheren Macht.“ „Nun ja, ich will das nicht…“ „Und sie beansprucht für sich ethische Gesichtspunkte.“ „Das stimmt.“ „Damit wären die Fronten geklärt.“ „Richtig. Dann überlegen Sie sich mal, wen diese Regierung anbetet. Und warum.“





Der große Bluff

15 07 2013

„Hat er gesagt, was er weiß? Hat er nicht? Was weiß er denn dann? Wenn er nicht gesagt hat, was er weiß, dann kann er doch nichts wissen, oder? Oder wissen wir das nicht? Jetzt regen Sie mich nicht auf, das hier ist kompliziert genug. Jedenfalls werden wir so mit Snowden nicht fertig.

Albtraum, hat er gesagt? Das kann ich mir nicht vorstellen. Albtraum? und er kann uns in einer Minute mehr Schaden zufügen als jeder zuvor? Was haben wir denn seit Vietnam gemacht, was ich hier im Weißen Haus nicht mitgekriegt hätte? Das ist doch bestimmt wieder so ein Bluff. Bestimmt, der kann ja gar nichts wissen. Dazu zahlen wir den Leuten einfach zu viel, als dass sie einfach so Geheimnisse weiterverkaufen würden. Aber sicher ist sicher. Ich habe gleich ein Memo rausgeschickt, sie sollen alle ihre Dokumente prüfen. Vielleicht hat jemand Daten geklaut und wir haben es nicht gemerkt.

Normalerweise würde ich jetzt bei der Navy anrufen, ob die noch einen Flugzeugträger übrig haben und ein paar Mann, die sich als Taliban verkleiden. Doch, Taliban. Russische Uniformen hätten wir noch da, aber die Bilderberger hatten mit Putin ausgehandelt, dass er erst die unterirdischen Gaskammern für seine Dissidenten zu Ende bauen darf, bevor wir einen gemeinsam Terroranschlag planen. Wir müssen uns da schon an internationale Abmachungen halten, das erwartet man von Freunden.

Haben Sie eigentlich noch den gelben Ordner? Na, diesen gelben Ordner – der steht doch bei Ihnen im Büro. Linker Schrank. Obere Reihe. So ein gelber Ordner eben. Da waren die alten AOL-Passwörter drin und die NFL-Ergebnisse von 2014. Da müsste so ein graues, nein: mittlerweile dürfte es braun sein. Wir hatten uns doch 1989 eine Quittung geben lassen für die Hängolin-Vorräte aus der DDR. Ist die noch da? Dann kann es das also auch nicht gewesen sein. À propos Quittung, die für den Friedensnobelpreis war abhanden gekommen, habe ich gehört? Ein Kontoauszug. Wir haben den Eindruck, dass das Ding ein bisschen häufig zu Privatfeiern mitgenommen wird. Könnte das eventuell sein? Dann haben Sie ein Auge auf das Ding. Das ist unsere Versicherung, falls sie uns den Preis irgendwann wieder aberkennen sollten.

Es kann doch auch eine Verschwörungstheorie sein, oder? In Wahrheit weiß er überhaupt nichts, aber wir wissen nicht, dass er nichts weiß. Das ist eine Verschwörungstheorie. Das muss eine sein. Der kann uns ja gar nichts nachweisen. Die Chemtrails sind eine russische Erfindung, habe ich gelesen, oder war das doch HAARP? Das Komplizierte an unserem Job sind nicht die ganzen Geheimnisse, sondern den Überblick zu behalten, wer was wissen darf.

Das Problem ist, dass Snowden eine hohe Sicherheitsfreigabe hatte. Jedenfalls viel höher als der Präsident. Stellen Sie sich doch bloß mal die Verwicklungen vor. Obama geht vor die Presse und sagt denen, es gäbe überhaupt keine Ufos, und sie seien nie in der Area 51 gelandet, und es gäbe die Area 51 gar nicht, und Elvis sei auch schon tot. Der sagt das einfach so frei von der Leber weg, weil er es eben nicht weiß. Das sind doch die wahren ethischen Konflikte! Wir müssen das hier irgendwie auf die Reihe kriegen, dass das einigermaßen geordnet zugeht. Jedenfalls lassen wir uns von dem Bürschchen nicht erpressen. Dann soll er doch ruhig erzählen, dass wir AIDS nur erfunden haben, um Afrika leer zu kriegen für unser Solarenergie-Projekt. Okay, bei Deepwater Horizon mussten wir ein bisschen mehr in die Luft jagen, um die Kritiker mundtot zu machen, aber haben wir da die Dreckarbeit gemacht? Na!?

Außerdem ist es doch völlig irrelevant, ob wir tatsächlich auf dem Mond waren. Wer will denn da jetzt hinfliegen und nachgucken, ob die Spuren noch im Boden sind? Die Fahne kann ja auch längst weg sein, wissen Sie, so ein Mond dreht sich ja auch, und dann fällt das Ding halt mal um, und da ist kein Atmosphäre, und dann wird das in den Weltraum – was rede ich denn da, das ist doch alles Quatsch! Außerdem wissen doch die Chinesen auch, dass wir wissen, dass sie manche Dinge haben, die wir besser nicht von ihnen wissen sollten.

Immerhin hatten wir damals nur das zweitbeste Angebot, Wojtyła umzunieten. Dieser Türke war billiger. Ja meine Güte, was sollten wir denn da tun! Dieser Schweinepriester macht uns den ganzen Ostblock kaputt mit seiner Befreiungstheologie, und wie sollen wir Wirtschaftskriege rechtfertigen, wenn wir nicht den Kommunismus als Buhmann im Schrank haben! Der Islam war ja zu der Zeit noch gar nicht erfunden, also bis auf den Irak, aber damals war Saddam auch noch einer von den Guten, und Osama war mit seiner Ausbildung noch nicht fertig. Aber wir haben die immer bar bezahlt. Die können uns gar nichts.

Also aufpassen jetzt. Keine schriftlichen Belege, nichts mehr aus der Hand geben ohne die höchste Sicherheitsstufe, Ausweise kontrollieren, und dann halten Sie um Himmelswillen endlich den Ball flach. Hören Sie endlich auf mich, ich mache das auch nicht erst seit gestern. Sie laden ab sofort keine ausländischen Minister mehr ein. Ihre Eigenmächtigkeit bringt uns alle noch in den Knast, verstanden? Keine Extratouren mehr. Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Ich hatte es Ihnen gleich gesagt, schon am 10. September: ein Flugzeug reicht völlig!“





Schurkentruppe

10 07 2013

„Ob wir den Krauts über den Weg trauen können?“ „Der Präsident sagt, die seien seine engsten Verbündeten.“ „Das sagt der doch jedem.“ „Und sie haben beim letzten Krieg nicht mitgemacht.“ „Dafür sind sie immer noch in Afghanistan.“ „Ich weiß nicht. Man wird einfach nicht schlau aus diesen Deutschen.“

„Was hat das zu bedeuten, dass sie uns schon wieder diesen Minister schicken?“ „Den wir beim letzten Mal gar nicht erst aus der Maschine rausgelassen hatten?“ „Er ist in dieser komischen Splitterpartei.“ „Da ist doch auch dieser Lackaffe?“ „Nein, das ist die andere. Es gibt zwei komische Parteien in dieser Regierung.“ „Das klingt alles recht unsicher.“ „Deshalb schicken sie uns ja auch den Minister, der für die ganze Unsicherheit verantwortlich ist.“ „Wie, sollen wir den gleich hierbehalten?“ „Kann ich nicht sagen. Die Kollegen hatten zwar ein offenes Ohr für die Regierung, aber die hat sich darüber nicht unterhalten.“ „Also will der Typ hier nur mal herumschnüffeln.“ „Moment mal! Mit welchem Recht?“ „Nein, falsch: er will, dass wir uns mal etwas beschnuppern.“ „Hat er nicht gesagt, dass er mit Spitzenbeamten Gespräche führen will?“ „Wegen der Ergebnisse, die der Regierungssprecher angekündigt hat, die dann aber erst nach dem Besuch kommen?“ „Das klingt alles sehr nach Vertuschung.“ „Aber nach mangelhafter Vertuschung.“ „Das wäre ja noch schlimmer.“

„Ist die politische Lage denn einigermaßen stabil?“ „Kann man nicht eindeutig sagen. In der Türkei gibt es immer mal wieder Unruhen, und so weit ist das nicht entfernt.“ „Diese Europäer machen einem immer Ärger, ich wusste es.“ „Wir hätten die Wiedervereinigung nicht so einfach machen dürfen.“ „Wirtschaftlich ist das Land aber ganz in Ordnung. Sie können sich mehr Flughäfen leisten, als gerade benutzt werden.“ „Ah, verstehe. Und Bahnhöfe?“ „Wie gesagt, die politische Stabilität: sie haben diese Frau da, und sie ist die Regierung.“ „Und die anderen Minister?“ „Die hat sie, damit es am Kabinettstisch nicht so leer aussieht.“ „Verstehe, das klingt nicht gerade nach demokratischen Zuständen.“ „Aber in den anderen Ländern ist es auch nicht so anders.“ „Mag sein. Der Punkt ist, dass wir es irgendwann einmal gegen sie verwenden können. Es gibt ja immer mehr als einen Zusammenhang.“

„Stimmt es, dass die ersten Deutschen gegen uns klagen?“ „Das muss man aushalten.“ „Stimmt, wir machen da auch nicht so ein Theater.“ „Was kostet in Deutschland eigentlich ein Richter?“ „Keine Ahnung, ich würde mir eher mal Gedanken um die Presse machen.“ „Haben die andere Preise?“ „Nein, aber die fragen so unangenehm.“ „Und was kann da die Regierung machen?“ „Nicht viel.“ „Aber die schreiben ja auch nur, was sie wissen.“ „Dann müsste man vielleicht eher da ansetzen.“ „Vorsicht, die sind gefährlich. Die haben in den letzten Jahren zwei Präsidenten weggekriegt.“ „Müssen wir unseren in Schutz nehmen?“ „Nein, die streiten sich im Augenblick auch nur mit der Regierung, ob jemand, der etwas hätte wissen können, auch etwas hätte wissen müssen.“ „Nicht eher umgekehrt?“ „Hängt von der Zeitung ab.“ „Oder von der Perspektive.“ „Wenigstens darin sind diese Deutschen gründlich: sie finden Probleme und tragen erstmal alle Kompetenzstreitigkeiten aus, bevor sie die Probleme zu lösen versuchen.“

„Diese Splitterpartei…“ „Die Bayern?“ „… ist die eigentlich – also wie ist denn die eigentlich?“ „Schwierig. Diese andere Splitterpartei hat sie mal als Gurkentruppe bezeichnet.“ „Schurkentruppe?“ „Oder so ähnlich.“ „Wieso Schurkentruppe?“ „Keine Ahnung, vielleicht haben sie Sympathien für den Terrorismus.“ „Das klingt verdächtig.“

„Wieso überhaupt Deutschland?“ „Sollen wir etwa Russland angreifen?“ „Moment, wer hat denn von Angreifen gesprochen?“ „War das Top Secret?“ „Nein, aber…“ „Ich habe sowieso nichts gehört.“ „Ich auch nicht.“ „Aber warum Deutschland?“ „Wenn wir Russland angreifen, haben wir ein Problem mit China.“ „Und Venezuela?“ „Wenn wir ein Problem mit Bolivien haben, dann haben auch ein Problem mit Ecuador.“ „Und warum dann Deutschland?“ „Einer muss schuld sein.“ „Aber deshalb kann man doch nicht die Stabilität einer ganzen Region in Kauf nehmen.“ „Haben Sie sich beim Irak auch so angestellt?“

„Immerhin können sie Leute einsperren.“ „Die Bayern?“ „Es gab da wohl so eine Art Prozess, aber das war ganz gut gemacht.“ „Nicht so gut wie Guantanamo.“ „Seien Sie nicht so streng mit ihnen, sie sind aus der Übung gekommen.“ „Wieso, war Bayern mal in der kommunistischen Zone?“ „Nein, aber in der demokratischen war es auch noch nie.“

„Was ist nur aus dem guten alten Deutschland geworden?“ „Sie meinen diese obrigkeitshörigen Pickelhauben?“ „Lassen Sie es mich so sagen: diese Deutschen haben das mit der Demokratie so gefährlich schnell gelernt, dass wir uns langsam mal etwas Neues ausdenken müssen.“ „Also vorerst kein Alarm?“ „Noch nicht.“ „Gut. Wir sagen den Deutschen also, was sie hören wollen.“ „Moment, das ist doch…“ „Die wollen aber nur hören, was sie eh schon wissen.“ „Sie meinen, die wissen schon, was sie hören werden.“ „Und wenn nicht?“ „Dann haben wir ihnen genug Drohnen geliefert, um welche bei ihnen suchen zu können.“





Aus der Luft gegriffen

4 07 2013

„Kein Problem, Herr Minister. Wir sind da ganz diskret. Da halten wir uns streng an die Hausordnung. Auch wenn die Bude schon in Flammen steht. Unsere transatlantischen Freunde dritter Klasse sollen keinen Grund zur Beanstandung finden.

Wundervolles Schussfeld, Herr Minister. Dieser Hauptstadtflughafen ist wirklich ein Geschenk. Und glücklicherweise nicht zu früh fertig geworden. Da ist viel Platz für die Air Force One. Großartiges Schussfeld, wenn’s hart wird, knackt die GSG 9 das Teil mit dem Dosenöffner. Die kommen hier nicht weg. Keinen Meter weit.

Wir haben ihnen erstmal gar nicht gesagt, warum wir sie festsetzen. Die steht eben einfach so da jetzt, die Präsidentenmaschine. Aus der Luft gegriffen. Kann man nichts machen. Außenpolitisch ist da nichts zu befürchten, Herr Minister. Sollte es zu außenpolitischen Verwicklungen kommen, schicken wir einfach Westerwelle. Der kapiert eh nichts, und wenn die Amis gegen die Wand reden, hat sich die Sache früher oder später erledigt. Außenpolitisch zumindest.

Sie sollten in Ihrem Statement natürlich als erstes erwähnen, dass die Bundesrepublik hier aus freien Stücken agiert und dass es keinen politischen Druck von Seiten der Europäischen Union gab. Im Gegensatz zu den USA sind wir nicht erpressbar. Aber klar, Herr Minister. Wenn es etwas gäbe, mit dem man uns erpressen könnte, glauben Sie, der Vogel stände immer noch da draußen auf dem Rollfeld?

Terror, Herr Minister. Wie bei denen. Wenn man nicht mehr weiter weiß: Terror. Alles Feind. Und gar nicht großartig nachdenken, einfach alles für Terror erklären, was einem vor die Flinte kommt. Das können Sie doch, Herr Minister. Was hätten Sie je anders gemacht. Eben, Herr Minister. Nicht um solche Kinkerlitzchen wie Rechtsstaat kümmern oder Grundgesetz. Wir erzählen ihm, dass wir nach Geheimdienstinformationen einen international operierenden Kriegsverbrecher suchen, der sich an Bord der Maschine aufhalten soll. Nach Informationen eines richtigen Geheimdienstes, Herr Minister. Nicht solche Luschen wie die NSA. Das ziehen wir durch, Herr Minister. Was die können, das können wir schon lange.

Unsere Anti-Terror-Maßnahmen sind aber auch ganz hübsch, Herr Minister. Und praktisch. Schauen Sie mal, das Luftsicherheitsgesetz – da haben wir den finalen Rettungstotschlag. Eigentlich. Aber da wir das ja nicht dürfen, Herr Minister, machen wir es eben trotzdem. Oder wir kündigen es nur an. Vorerst. Wollen wir mal sehen, wie die reagieren, wenn wir den Spieß umkehren.

Verwaltungstechnisch dürfte das kein Problem sein, Herr Minister. Für den Abschuss einer Maschine ist ja der Kollege de Mazière zuständig, der hat momentan genug Scheiße am Schuh, und ich sage Ihnen, der drückt auf jeden Knopf, den Sie ihm hinhalten. Auf jeden. Der ist so genervt von dem ganzen Theater mit den Drohnen, der würde wahrscheinlich sogar die Kanzlerin in ihrem eigenen – nein, würde er nicht. Haben Sie ganz recht, Herr Minister. So viel Arsch hat der nicht in seiner dünnen Hose.

Vermutlich ist der Mann sowieso froh, wenn er hinterher einen Rücktrittsgrund hat. Den entsorgen wir noch mal ganz flott vor der Wahl, und dann schreibt er ein Buch, hält Vorträge, sitzt im Aufsichtsrat einer Rüstungsfabrik und wird Kampfpanzerlobbyist. Muss ja nicht jede Karriere unter Merkel in die Grütze gehen, oder?

Wir hatten gedacht, wir schicken ihm die sächsische Polizei rein. Richtig, Herr Minister, die sind schmerzfrei, was das Strafprozessrecht angeht. Und machen Sie sich keine Sorgen, was die Beweise angeht. Die bringen sie gleich mit. Von denen könnte Colin Powell jede Menge lernen. Wenn die Situation kippt? Hm. Nein, Cindy aus Marzahn ist keine gute Idee. Wir schicken ihm Gauck rein. Mit der Nervensäge wird er nicht fertig. Jede Wette.

Gerichtsverfahren? Internationaler Haftbefehl? Herr Minister, haben Sie unsere Taktik überhaupt begriffen? Hier geht es nicht um de Einhaltung von Konventionen, hier geht es darum, als erstes zuzuschlagen. Und dem Gegner zu zeigen, dass wir uns einen feuchten Dreck um die Regeln kümmern, wenn er das auch nicht tut. Verstehen Sie, Herr Minister? Osama, Obama, wo ist der Unterschied?

Sie haben uns zu verstehen gegeben, dass Europa für sie der Hinterhof ist, in dem sie ihre dreckigen Deals abziehen können. Es mag der Hinterhof sein, aber die Herren sind immer noch wir. Nein, Herr Minister, das glaube ich nicht. Sie werden bei uns keine Massenvernichtungswaffen finden. Höchstens die, die sie selbst aufgestellt haben.

Es sollte uns nicht stören, dass sich die Vereinigten Staaten damit isolieren. Was sollen sie machen? Den Teutoburger Wald mit Agent Orange abholzen, weil sich da die Bundeswehr versteckt? Die Nordseeküste verminen, damit keiner mehr zu den Bohrinseln rudern kann? Luftschläge ankündigen für den Fall, dass von deutschem Boden aus Raketen aufsteigen? Blödsinn. Und wenn es wirklich internationale Verwicklungen geben sollte, warum wir ausgerechnet in der Air Force One suchen, Herr Minister, erwähnen Sie einfach Guantanamo.“





Friends

2 07 2013

„… einen schweren Verstoß gegen deutsches und europäisches Recht festgestellt habe, den die Spionagetätigkeiten der USA in Deutschland…“

„… habe Pofalla bestätigt, dass auch das Kanzleramt abgehört worden sei, um politische Ideen und neue Entwicklungen auszukundschaften. Er könne jedoch mit Bestimmtheit sagen, dass unter der Regierung Merkel definitiv keine solchen…“

„… sei dem Bundesnachrichtendienst für sein Technikaufwuchsprogramm ein Budget von 100 Millionen zugesprochen worden. Dies müsse aber ganz anders bewertet werden, da es sich lediglich um eine innerdeutsche Maßnahme zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und…“

„… sich die Deutsche Telekom AG neutral verhalten werde. Vorsorglich habe der Konzern angekündigt, im Falle von Beschädigungen und Dienstausfällen Reparationszahlungen in Höhe von…“

„… dass schon die Tatsache, wie viele Bürger der USA den Präsidenten für einen Muslim hielten, Anlass zu Zweifel böten. Uhl habe betont, er sei kein Rassist, doch müsse sich jeder Neger, der in die Politik gehe, fragen lassen, ob dies wirklich notwendig…“

„… habe die Kanzlerin zwar keine Ahnung, worum es im Augenblick gehe, sie wisse jedoch mit relativ hoher Sicherheit, dass sie damit nichts zu tun gehabt habe, da sie überhaupt nicht wisse, wovon sie Ahnung hätte haben…“

„… sich mit Kritik an den amerikanischen Geheimdienstmitarbeitern sehr zurückgehalten habe. Die Behörde habe versichert, die Entdeckung von Gaucks Stasi-Akte stehe in keinem Zusammenhang mit den…“

„… dass es sich bei der Bespitzelung der deutschen Bevölkerung um eine Verletzung des Urheberrechts handle, da ausschließlich die Vorratsdatenspeicherung berechtigt sei, die Bundesbürger lückenlos zu…“

„… sei sich de Maizière sicher, in den Vereinigten Staaten Massenvernichtungswaffen zu finden, die ohne Wissen der Bündnispartner…“

„… habe IM Friedrich zwar eine offizielle Entschuldigung der USA gefordert, er wolle aber aus alter Freundschaft zu den Amerikanern gerne bis nach dem Luftschlag…“

„… dabei Videoaufzeichnungen kopiert worden seien, die die CDU erst im Wahlkampf als aktuelle Entdeckung einer islamistischen Terrorzelle im Regierungsviertel…“

„… nicht nur der deutschen Streitkräfte. Seehofer habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch das Gebirgsjägerbataillon 233 die bayerischen Interessen beim Militäreinsatz bis zur letzten Patrone…“

„… habe Regierungssprecher Seibert mit seiner Aussage, Freunde abzuhören, das sei jetzt irgendwo auch ein Stück weit nicht in Ordnung und so, schon viel zu heftig…“

„… dass sich Slowenien nicht einfach aus seiner Verantwortung stehlen könne. Wer nicht zur Koalition der Willigen gehören wolle, dürfe sich nicht wundern, wenn dies Konsequenzen für…“

„… auch dem Bundeshaushalt zugutekommen müsse. Schäuble habe errechnet, dass für gut eine halbe Milliarde Verbindungen, die die NSA ausgespäht habe, eine Gebühr von…“

„… habe IM Friedrich widersprochen, dass die amerikanischen Abhöraktionen zahlreiche Terroranschläge verhindert hätten. Er wisse selbst, dass es diese nie gegeben…“

„… nicht mehr im Kalten Krieg, wie Regierungssprecher Seibert betont habe, sondern schon im…“

„… sei systematisch, zielgerichtet und mit höchster technischer Präzision abgeschnorchelt worden. Eine Verquickung deutscher Behörden sei daher vollkommen…“

„… als Zeichen des guten Willens während der Kampfhandlungen dem amerikanischen Geheimdienst weiterhin Bank- und Fluggastdaten zu…“

„… es dem Bundesnachrichtendienst nicht möglich gewesen sei, die Bespitzelung festzustellen, da man sich darauf geeinigt habe, unter befreundeten Nationen nicht…“

„… fordere Aigner, Amerikaner in deutschen Bäckereien künftig nur noch als Datensicherheitsgebäck zu…“

„… in Nevada ein drohnenähnlicher Gegenstand gefunden worden sein solle. Die Abteilung Feindaufklärung habe noch keine Bilder nach …“

„… zu einer unerwarteten Verschlechterung der slowenischen Wirtschaft. Schäuble habe daher die geordnete Insolvenz des…“

„… in Absprache mit der Wirtschaft angekündigt, dass er über die USA ein Wurstwarenembargo verhängen wolle. Dobrindt trage damit maßgeblich zur Demoralisierung der amerikanischen…“

„… könne eine Abhöraktion im Kanzleramt nicht mit der Verhinderung und Aufklärung von Terroranschlägen entschuldigt werden, da der Verfassungsschutz ausschließlich im Bundesministerium des Innern…“

„… habe IM Friedrich die Kritik der Opposition am Vorgehen gegen die USA als Naivität und antieuropäische Propaganda…“

„… dürfte es zwar ein im Schatten stehender Eimer gewesen sein, doch wolle man vor einem Präventivschlag keine voreiligen Schlüsse…“

„… habe Merkel dennoch dem amerikanischen Präsidenten ihr vollstes Vertrauen…“





Hinter der Fichte

26 06 2013

„… habe Uhl sich dafür ausgesprochen, auch die positiven Aspekte der amerikanischen Abhöraktion zu betrachten. Es sei wieder möglich, schriftlich miteinander zu kommunizieren, beispielsweise durch das Austauschen von Zetteln und…“

„… die Wahl zwischen Sicherheit und Unbeschwertheit. Die Kanzlerin habe betont, man könne vertrauliche Nachrichten nicht nur durch dieses Internet austauschen, sondern sich auch ganz alleine im Wald treffen und…“

„… dass auch wichtige Prozesse wie Busfahren, Einkaufen oder das Betreten öffentlicher Straßen und Plätze nicht mehr ohne Identifizierung…“

„… sich der Koalitionsausschuss aus Sicherheitsgründen hinter der Fichte…“

„… müsse der Verfassungsschutz auch schriftliche Nachrichten überwachen, um zeitnah festzustellen, ob es sich um verschlüsselte…“

„… rege der Bundesnachrichtendienst an, jeden Bürger Tagebuch schreiben zu lassen. Das standardisierte De-Tagebuch sei zwar kostenpflichtig, könne aber auch über das Internet direkt an die Ermittlungsbehörden…“

„… sich die Kanzlerin sehr befriedigt gezeigt habe, da die von der Opposition immer wieder beanspruchte Transparenz nun zuerst auf Seite der Bürger…“

„… verfolge die SPD vor allem den integrativen Ansatz, hier lebenden Türken Deutsch beizubringen, um bei der routinemäßigen akustischen Wohnraumüberwachung nicht eigens einen Übersetzungsdienst zu…“

„… nutze der Verfassungsschutz wie im Fall Wagenknecht ausschließlich die Auswertung öffentlich zugänglicher Quellen, um herauszufinden, ob eine Gefährdung der Öffentlichkeit auch als öffentlich bekannt vorausgesetzt werden…“

„… zunächst eine Identifizierung mit Hilfe des Personalausweises vorgesehen, den der Bundesbürger in der Nähe von Videokameras deutlich sichtbar…“

„… bedeute eine Sicherheitsüberprüfung des Fernsehprogramms, dass mangels Live-Übertragungen nun auch keine Pannen mehr…“

„… es als Zeichen des Misstrauens gewertet werden müsse, wenn Bundesbürger in ihrer Abwesenheit ihre Wohnungen abschließen würden, so dass Kriminalbeamten erst mit Hilfe eines Schlüsseldienstes…“

„… werde auch in Zukunft kein Artikel in frei verkäuflichen Zeitschriften zensiert. Druckerzeugnisse, die einer systemstabilisierenden Korrektur bedürften, würden in Zukunft einfach nicht mehr frei…“

„… auch die Kaufbelege sämtlicher Bürger zu speichern. So würde zwar kein Terrorakt verhindert, man könne jedoch den Internethandel erheblich eindämmen und für mehr Binnenkonjunktur…“

„… in der Werbekampagne zum Ausdruck kommen solle, dass der aufrechte Staatsbürger zur Schonung seiner regierenden Sicherheitsbeamten sämtliche Tagebucheintragungen in ordentlicher Druckschrift…“

„… könne der Prozess der Identifizierung erheblich vereinfacht werden, wenn die maschinenlesbaren Sterne an der Kleidung…“

„… müsse der Datenschutz in Deutschland weiter vorangetrieben werden, notfalls auch durch bewaffnete Eingreiftruppen aus dem…“

„… habe die Regierung offenbar nicht bedacht, dass im Internet besorgter Sprengstoff und Zündkapseln nicht im innerstädtischen Einzelhandel gekauft und durch steuerlich absetzbare Quittungen…“

„… stelle keinen Eingriff in das Briefgeheimnis nach Artikel 10 des Grundgesetzes dar. Verschlüsselte Briefsendungen würden jedoch nicht mehr von den Zustellern…“

„… sei es den Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes nicht zuzumuten, komplexe verbale Gebilde wie die Zwischenüberschriften der Frankfurter Allgemeinen Zeitung semantisch zu…“

„… habe IM Friedrich angeregt, auch die Bekanntschaftsanzeigen in den Sonntagsausgaben der Tageszeitungen zu speichern, da sich möglicherweise hinter der Kontaktanbahnung die Gründung terroristischer Vereinigungen…“

„… sei die Studierende nicht verhaftet worden, weil sie ihr Tagebuch mit einem Schloss gesichert habe, sondern weil sie gar keine Eintragungen…“

„… fordere Wendt ein Bundesgesetz, das die Identifizierung von Polizisten im Dienst sowie außerhalb verbiete. Dies, so der Gewerkschaftsvorsitzende, sei schon deshalb unerlässlich, da Polizisten noch nie Straftaten…“

„… komme erschwerend hinzu, dass die Kontaktanzeigen durch Chiffre geschützt seien, was die V-Leute vor eine unüberwindliche…“

„… dass Gebärdensprache zu den unerwünschten Kommunikationscodes gehören solle. Wer sich so offensichtlich gegen das deutsche Staatswohl stelle, müsse ernste Konsequenzen…“

„… müsse nach IM Friedrich zur Sicherung der Sicherheit bei Bekanntschaftsanbahnungen immer ein Sicherheitsaufseher geschickt werden, der im Fall einer Gefährdung sofort eine…“

„… sei der inzwischen aus der Untersuchungshaft entlassene Gentrifizierungskritiker ins Fadenkreuz der Ermittler geraten, als er sich im Wald verabredet hatte, um…“





Suchmaschine

24 06 2013

„Nein, das ist völlig ausgeschlossen, der Herr Ministerialdirektor kann gar keine Steuern hinterzogen haben. Er hat nämlich gar keine bezahlt. Wir wissen auch nur, dass er zum fraglichen Zeitpunkt einmal mit seinem Rechtsanwalt telefoniert hat, einmal mit dem Therapeuten in der Entzugsklinik und dann noch mit seinem Finanzberater. Daraus lassen sich für uns keine Schlüsse ziehen. Die Oberfinanzdirektion sollte hier tunlichst kein Verfahren einleiten, ja? Sonst könnten wir uns beispielsweise einmal sehr intensiv damit auseinandersetzen, dass Sie eine nicht so ganz einfache Scheidung von ihrer Frau am Hals haben. Das wollen wir doch beide nicht, oder?

In einem guten Haushalt kommt nichts weg, habe ich recht? Na also. Deshalb ist das hier auch gut angelegtes Geld. Damit können wir jede Menge Personal sparen bei der Polizei, dann haben wir mehr Mittel zur Verfügung für Videoüberwachung und im Verfassungsschutz und – Aufklärungsrate? was interessiert mich denn die Aufklärung von Verbrechen? Wir sammeln hier. Wir sind eine Suchmaschine, verstehen Sie? Eben. Deshalb sind wir auch nicht verantwortlich für das, was mit den Ergebnissen passiert. Und weil wir nicht selbst suchen, sind wir für die Suche ebenso wenig verantwortlich. Wir finden nur. Die Suche passiert sozusagen von alleine.

Der praktische Nebeneffekt ist ja, dass Sie mit dem Rundum-Sorglos-Paket quasi Vollbetreuung bekommen. Das ist für Senioren sehr zu empfehlen, aber Sie kriegen das schon ganz preiswert bei Ihrem Telefonanbieter. Ihr Festnetztelefon ist immer scharf geschaltet, Ihre Webcam, und dann sind wir sofort bei Ihnen, wenn Sie etwas brauchen. Die Geräuscherkennungssoftware und die elektronische Ortung machen das natürlich auch leichter. Hallo? Ja, können wir machen. Wann hatten Sie ihn das letzten Mal in der Hand? Dann gehe ich mal eben zurück auf gestern Mittag – so gegen halb eins habe ich hier ein passendes Geräusch, kann das sein? Sie kamen von der Eingangstür und sind dann ins Schlafzimmer, nein, erst in die Küche, richtig, und da haben wir dann diesen charakteristischen Laut. Ihr Autoschlüssel liegt in der Besteckschublade. Bitte sehr, nichts zu danken. – Sind Sie nicht auch der Meinung, dass wir uns kaum besser um die Bürgerinnen und Bürger kümmern könnten? Eben. Dies Gerede vom Abbau des Sozialstaats will ich hier nicht mehr hören.

Oder hier, Fernsehen. Man muss die Leute bei Laune halten. Kennen Sie noch Bitte melde dich? Wir haben das mal weiterentwickelt. Mit einer interaktiven Komponente. Sie können jetzt also anrufen, und dann sagen Sie uns, dass Sie gerne mal wieder den und den sehen möchten, und dann schauen wir mal, was sich da machen lässt. Davon hatten Sie gehört? Gut, das war eine peinliche Panne. Woher sollten wir denn auch wissen, dass der im Zeugenschutzprogramm ist. Ja, ich weiß. Das ist natürlich immer etwas kompliziert mit dem BKA, aber auf der anderen Seite frage ich Sie, was sollen wir denn machen? Wenn wir da Akten nicht bewusst schreddern, dann ist es falsch, wenn wir sie aus Absicht gar nicht erst zur Kenntnis nehmen, ist es auch wieder nicht richtig – und wenn wir ankündigen, dass wir alles anlasslos speichern, dann gehen die Leute auch auf die Barrikaden. Da frage ich Sie mal, wie sollen wir denn die Bevölkerung aushorchen, wenn die ständig daran herummeckert?

Hallo? Ja, Ihr Paket ist schon im Anrollen. Sie haben Größe 38 bestellt, das war zwar lieferbar, aber ich würde an Ihrer Stelle lieber 40 anziehen. Sie haben letzte Woche beim Kartoffelsalat ganz schön zugelangt, und in 38 sehen Sie aus wie eine Presswurst. Zumal in Apricot. Nein, Weiß war nicht lieferbar. Aber trösten Sie sich, Ihre Nachbarin näht sich Keile in Größe 54 rein. Und seien Sie ein bisschen nett zum Paketboten, ja? Der hat heute seinen letzten Tag. Er weiß es nur noch nicht.

Natürlich muss der Privatsphäre ausreichend Rechnung getragen werden. Ich meine, wir sind schließlich ein Rechtsstaat – so grundsätzlich, bis auf die Ausnahmen. Wenn Sie natürlich jetzt, ich sage mal, Möglichkeiten ergreifen, die diesen Staat irgendwie zu Handlungen nötigen könnten, also Sie sind arbeitslos, oder sie wollen eine E-Mail verschicken oder sonst wie terroristisch tätig werden, dann müssen wir uns ja auch verteidigen. Da muss man schon mal sehen, dass wir vorsorglich alle Gefahren, die wir abschätzen können, und da müssen wir auch abschätzen können, bis wohin wird das noch abschätzen können und ab wo schon nicht mehr, die Gefahren müssen wir dann im Vorfeld bereits bekämpfen, bevor wir sie erkennen können. Deshalb sammeln wir ja auch erstmal alles, weil wir ja nicht vorher schon wissen, was wir nachher eventuell werden wissen können wollen. Also wenn uns das jetzt noch egal ist, ob Sie beispielweise Mitglied in einer Partei oder einer gewissen Weltanschauungsgemeinschaft, gut, Sie sagen dazu Religion, mag sein, das wird man wohl noch sagen dürfen, im Moment wenigstens, aber gleichzeitig haben Sie ein Kraftfahrzeug und sind arbeitslos und haben sich mehrere Tage lang nicht aus der Wohnung bewegt – grippaler Infekt? Ja, das wäre eine Erklärung, aber wenn Sie mal genau nachdenken, dann werden Sie feststellen, dass das nicht die einzig Mögliche sein muss.

Hallo? Kanzleramt? den Verstand verloren? Bedaure, das können auch wir nicht. So viele Jahre zurück – da haben wir ja noch gar nicht gesucht!“





Pig Brother

11 06 2013

„Chantal, Jacqueline, Kevin, noch mal Kevin, und hier Pupsschnurzel93. Ich weiß jetzt nicht genau, ob das der Vorname oder der Nachname ist, vielleicht ist das ja in diesem Internet etwas anders, aber das sollen die Amis rausfinden. Für die machen wir das hier ja alles, verstehen Sie?

Machen Sie das mal acht Stunden lang täglich. Ich meine, ich kann mir ja wenigstens noch aussuchen, was ich lese, als Halbtagskraft können Sie das nicht, aber acht Stunden lang irgendwelchen Müll von Facebook durchblättern, das geht einem doch voll auf die Nüsse. Hier, gucken Sie mal: eine Freundschaftsanfragen. Eine Freundschaftsanfrage, verstehen Sie? Da muss man ich doch auch nicht mehr wundern, wenn sich die Terroristen im Netz verdingsen, vernetzen, das kommt doch von diesem ganzen Internet, das gab es doch vorher gar nicht.

Nein, natürlich gerät das nicht in die falschen Hände. Der Friedrich und der Uhl wollen da schon ran, aber die kriegen das nicht. Datenschutz, verstehen Sie? Nichts zu machen. Deshalb sind Ihre Daten bei uns in Sicherheit. Also bei den Amis.

Wir sind hier ja nur die ausführende Behörde. Leiharbeiter, verstehen Sie? Bietet sich schließlich an, wo wir doch den größten Niedriglohnsektor haben. Für qualifizierte Maßnahmen wären die wahrscheinlich nach Indien gegangen, aber für den Mist hier reicht die deutsche Kolonie völlig aus. Im Sinne der Bündnispartnerschaft, verstehen Sie? Da muss man manchmal schon ein paar Zugeständnisse machen. Das ist auch absolut streng reglementiert, verstehen Sie? Wir dürfen beispielsweise keine Mails von diesem einen Anbieter da lesen. Aber ich verrate Ihnen was: ich habe den Verdacht, dass die ganzen Terroristen inzwischen bei denen ein Konto eröffnet haben. Oder dass die gar keine Mails mehr über Amerika schicken. Gut, das klingt jetzt sehr nach Verschwörungstheorie, aber ist denen nicht alles zuzutrauen?

Das sieht nach einer Facebook-Party aus. Ist bestimmt auch eine. Kleine Ortschaft in Oberfranken, da kommen bestimmt so um die mindestens zwei Dutzend Jugendliche zusammen und tun da nicht behördlich genehmigte Sachen. Das ist eine nicht angemeldete Veranstaltung, ein sogenanntes Event, die können unter Umständen für die Sicherheit der Nation gefährlich werden. Also für den Amis ihre Nation. Haben Sie ja bei diesem Marathonlauf gesehen, der war auch nicht von den deutschen Sicherheitsbeamten genehmigt.

Also offiziell gibt es mich gar nicht. Wir sind ja eine Behörde, deren Existenz bisher hartnäckig geleugnet wurde, weil wir absolut lebensnotwendig waren für die nationale Sicherheit. Inzwischen sind unsere Gesetzesbrüche überlebensnotwendig. Nicht für die nationale Sicherheit, das ist der Unterschied. Aber in mancher Hinsicht überlebensnotwendig. Oder sind Hersteller von Überwachungssoftware für Sie keine Arbeitnehmer, die man vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze bewahren sollte?

Gucken Sie mal, ist das nicht unverantwortlich? Der schickt einfach so vertrauliche Geschäftspost an seinen Prokuristen. Zwar verschlüsselt, aber eben nicht gut genug verschlüsselt. Die ganzen Quartalszahlen. Verheerend – ich würde ja die Gehälter für die Praktikanten streichen, die sollen doch froh sein, wenn sie etwas zu tun kriegen. Und die Bürokosten sind mir auch verdächtig hoch. Die müssen da wohl goldene Heftzwecken haben. Gut, nicht mein Bier. Aber stellen Sie sich nur mal vor, das würde jemand in die Finger kriegen, den das gar nichts angeht! Das wäre doch eine Katastrophe, verstehen Sie? Das könnte jetzt jeder einfach so wieder verschlüsseln und nach China schicken. Oder noch schlimmer, wenn wir das gar nicht entschlüsselt kriegen, müssen wir dann nicht vom Schlimmsten ausgehen? Ich meine, wenn jemand nichts zu verbergen hat, muss er dann überhaupt verschlüsseln? Das sind doch die wahren Probleme, verstehen Sie?

Und à propos Arbeitsplätze, wir könnten ja noch expandieren. Zwanzig Milliarden, verstehen Sie? Nein, kein Börsenkurs. Arbeitsplätze. Wir müssen schließlich die gesamte Kommunikation der Welt auswerten, im Drei-Schichten-Betrieb. Und dann brauchen wir ja auch eine doppelte Besetzung, weil wir die abhören müssen, die die Kommunikation abhören. Das mit dem Wachstum haben wir so gut wie gelöst, verstehen Sie?

Aber sehen Sie das auch mal positiv. Ich hatte hier neulich eine Kollegin, die hat aus Versehen ihre ganzen Hochzeitsbilder gelöscht. Einmal auf den falschen Knopf gedrückt, alles weg. Unangenehm! Tja, und dann haben wir die Amis informiert. Wieso angerufen, ich habe einfach eine Mail geschrieben, die wird doch automatisch gelesen. Naja, und drei Tage später kriegten wir dann eine Nachricht, schöne Grüße von Obama, und das hier seien die Bilder, und sie hätten alle Personen identifiziert, und sie sollte sich ihren Bekanntenkreis mal besser aussuchen in Zukunft. Ich meine, das ist doch perfekter Service?

Sie müssen auch mal die soziale Komponente sehen. Sie schreiben da die ganze Zeit Ihr Facebook voll und Sie twittern und Sie liken und sharen und hastenichgesehn, und keiner interessiert sich für Sie, verstehen Sie? Ist das nicht eine wunderbare Botschaft, wenn unsere amerikanischen Freunde uns zeigen: Leute, Ihr seid uninteressant, aber hey! so uninteressant auch wieder nicht? Ich finde, das ist doch das soziale an den sozialen Medien, dass man sich da fühlt wie im richtigen Leben, oder?

Bedaure, das kann ich nicht lesen. Das ist Arabisch.“