Die Gewehre der Frau Carrar

18 10 2020

Kaum weiß man noch, wie es im Kriege war.
Wer damals lebte, zog so manche Lehre.
Schon schielen sie aufs Geld und auf Gewehre –
entschuldigt ist der Handel, sittlich gar.

Doch heute wähnt man sich ja schon im Krieg,
wenn andere den Rang dem Land ablaufen
und mehr Gewehre als man selbst verkaufen.
Man hilft sich gern daran vorbei zum Sieg.





Tarnbomber

27 04 2020

„Wir gehen ja davon aus, dass das positive Signale aussenden wird. Die sind auch wirklich dringend nötig, wenn wir die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit betrachten, die uns in eine auf den ersten Blick ausweglose… – Nein, ich meine hier nicht die CDU. Ich rede von der Wirtschaft.

Auch die USA sind als Wirtschaftspartner eine Art Stabilitätsanker. Das sind nicht nur Diktaturen im vorderen Orient mit vertrottelten Fanatikern an der Spitze. Und die USA haben jetzt eine sehr harte Zeit vor sich. Die brauchen noch ein dreiviertel Jahr bis zum nächsten richtigen Präsidenten, und es sind mehr als 26 Millionen Arbeitslose. Da kann man da doch mal ein Zeichen setzen und den Amis sagen: ja, uns geht’s auch gerade scheiße, weil hier so viele Arschlöcher in der Politik herumwursteln, aber wir tun wenigstens etwas. Wir konsumieren. Und wir bleiben im Gegensatz zu Euch den internationalen Verpflichtungen treu und erhöhen unseren Wehretat. Deshalb die 45 Kampfjets. Wegen, hier: 45, Sie wissen schon.

Offiziell hat Kramp-Karrenbauer die natürlich noch nicht bestellt. Sagt sie, aber auch das noch inoffiziell. Weil sie ja offiziell für einen Kauf den Bundestag hätte fragen müssen, der dann inoffiziell gesagt hätte, dass wir die sowieso nicht brauchen, aber das geht dann doch irgendwie in Ordnung. Da wird gerade derart viel Geld rausgeschmissen für Gutscheine und Mieten und Boni und Dividenden, natürlich auch inoffiziell, weil man ja nicht einfach die Miete nicht zahlen kann und trotzdem den Aktionären dann die Kohle rüberschiebt, die die Regierung dafür drucken lässt – es ist also alles sehr kompliziert, und jetzt kommt auch noch so eine enorme Summe dazu, da hat die Regierung dann wenigstens eine passend Begründung, warum man Erwerbslosen nicht ein paar Euro Ausgleich zahlen kann, wenn gerade die Lebensmittel so schnell teurer werden. Weil das ja auch eine Art von Sozialpolitik ist: mit den fünfzig Euro im Monat tut man nur etwas für ein paar Arme, aber mit den Milliarden für die Flugzeuge für die Sicherheit des ganzen Landes. Das darf man jetzt nicht bösartig unter den Tisch fallen lassen.

Es geht schließlich auch um nukleare Teilhabe. Das sind noch einmal dreißig Flugzeuge extra, mit denen wir amerikanische Atombomben zu den Zielen transportieren, wo die Amerikaner dann den Frieden sichern wollen. Womit? Durch Abwerfen natürlich. Also die Atombomben. Das ist doch so schwierig jetzt nicht, oder? Na also. Und wenn wir den Frieden sichern können, also den zwischen den USA und Deutschland, weil man da ja lieber keine Spannungen riskieren sollte – so eine Knalltüte im Präsidentenamt mag ein Einzelfall sein, aber wenn’s schief geht, dann wählen sie den noch mal für vier Jahre, und dann haben wir ein gewaltiges Problem.

Deshalb ja Tarnbomber. Das hat die Ministerin so eingefädelt, dass die Absicht ihres Geschäftes nicht so offensichtlich wird. Jeder weiß, dass sie ein Händchen dafür hat, im unpassendsten Augenblick den größtmöglichen Unsinn von sich zu geben. Wenn Sie sich für längere Zeit im unmittelbaren Umfeld von Kramp-Karrenbauer aufhalten, können Sie sich eigentlich gleich eine Hand ins Gesicht tackern lassen, dann müssen Sie die nicht immerzu reinhauen. Und das ist dann auch ihr Beitrag zur europäischen Sicherheitspolitik, die sich das Ziel gesetzt hatte, langfristig die Entwicklung von EU-Waffensystemen zu fördern, um sich von den USA unabhängig zu machen, sowohl militärisch als auch wirtschaftlich, technisch und logistisch. Um das komplett zu sabotieren brauchen Sie normalerweise einen ganzen Beraterstab, der sich einen Haufen ungünstiger Umstände ausdenkt, und dann noch einen ganzen Beraterstab, der sich dann ausdenkt, wie man die verketten könnte. Oder Sie lassen das Kramp-Karrenbauer machen. Die verkackt das im Alleingang.

Inoffiziell war ja schon zu hören, dass auch die Bundeswehr davon profitieren soll. Das heißt, die Jets werden schon vorramponiert bestellt, treffen in defektem Zustand hier ein – vermutlich per Bahn, das müssten wir noch klären, Scheuer bohrt sich schon der Nase, wie man das kaputt kriegt – und werden niemals fliegen. Keine Ersatzteile. Die Piloten werden gar nicht erst geschult, die Teile in die Luft zu kriegen, vermutlich nehmen die nicht mal die Schutzfolie von den Sitzpolstern ab. Die stehen dann neben den alten Tornados und rosten mit denen um die Wette.

Und damit kriegt Macron auch noch mal sauber eins vors Schienbein, der alte Franzacke. Will der uns doch seine Kernwaffen zur Verfügung stellen! Nee, dazu bräuchte man ja eine Ministerin, die weiß, worum es geht, aber wen sollen wir da denn nehmen? Meinen Sie, Merkel übernimmt den Job auch noch? Gut, wenn diese Knalltüten mit ihren Anti-Corona-Demos so weitermachen, dann haben wir bald den V-Fall, aber noch wird Deutschlands Freiheit ja am Hindukusch verteidigt. Und wenn man in Deutschland Visionen hat, wird man ja gleich zum Arzt geschickt. Dann doch lieber die Probleme von übermorgen mit den Lösungen von vorgestern bekämpfen, da weiß man wenigstens, warum es schief geht. Das kriegen wir bei der Migration prima hin, das klappt ganz hervorragend in einer Pandemie, und ganz ehrlich, das bisschen Klimaerwärmung schaffen wir damit doch auch noch, oder?“





Für eine Handvoll Euros

23 07 2019

„Es ist ja ein moralisches Dilemma, da gebe ich Ihnen durchaus recht. Diese vielen, vielen jungen und motivierten Menschen, die da aus den ärmsten Verhältnissen kommen, die suchen ein besseres Leben und müssen diese gefährliche Überfahrt auf sich nehmen, und wer das Mittelmeer kennt, der weiß schon, dass das eine ungeheure Gefahr ist. Wir können uns ja nicht einfach so verweigern, aber das ist gerade die Gefahr: was fangen wir da an?

Sie müssen mir jetzt nicht mit irgendwelchen moralischen Vorträgen kommen, Fluchtursachen bekämpfen und so, denn das machen wir ja gerade. Es sind so viele Menschen da irgendwo in Afrika, die mit ein paar Dollar am Tag gerettet werden, ach was: denen man mit diesem bisschen Geld Hilfe zur Selbsthilfe geben könnte, damit sie sich eine gute neue Existenz aufbauen. Das müssen wir aus historischer Sicht schon tun, das ist ganz klar, und wir wollen uns davor auch gar nicht drücken. Und wir wollen auch keine rechtskonservativen, ach was: dieses ganze nationalbesoffene Gefasel, die müssen schon in Afrika Asylanträge stellen, damit wir die ablehnen können, am besten schon in den Konzentrationslagern an der afrikanischen Küste, das lehnen wir entschieden ab. Das ist mit der deutschen Industrie nicht zu machen.

Mit der deutschen Rüstungsindustrie schon gar nicht. Wir sind moralisch absolut unbestechlich, das müssen Sie uns jetzt einfach mal glauben, und wenn Sie das überfordert, dann kann ich das nicht ändern. Diese vielen Menschen kommen zu uns nach Europa und speziell in die Bundesrepublik, und wir müssen ja dafür sorgen, dass wir das unterbinden. Indem wir Fluchtursachen bekämpfen, allem voran die Perspektivlosigkeit durch viel zu wenig Jobs in den Heimatländern. Da haben wir uns gesagt, also vielmehr: einer von uns, der hat so eine links eingestellte Tochter, und die rennt immer mit so einem Aufkleber auf dem Rucksack herum, wenn keiner zum Krieg geht, kommt der Krieg eben her. Ist auch durchaus kundenfreundlich irgendwie, finde ich zumindest, dass man den Afrikanerinnen und Afrikanern eine gut Perspektive eröffnet, denn das ist eine klare Botschaft: Beschäftigungsgarantie für alle, solange der Krieg hübsch weiterläuft.

Das muss man jetzt nicht lange diskutieren, das versteht so ein Afrikaner eh nicht. Die hocken da auf den Bodenschätzen und wundern sich, warum man bei denen gerne mal ein bisschen buddelt für Stabilisierung und Wachstum an der Börse. Deshalb haben wir den Krieg, das heißt die Rüstung, gleich zu denen ausgelagert. Alles vor der Haustür. In der Sahelzone ist ja genug Platz, gut, der Anfahrtsweg ist etwas sandig, aber wir kriegen die Rohstoffe per Luftfracht, und der Afrikaner muss sich nicht beschweren. Die wurden da geboren, dann kommen die mit der Landschaft auch irgendwie zurecht.

Überlegen Sie doch mal, was das für ein technologischer Fortschritt wäre! Also der Afrikaner ist nicht gerade für große Erfindungen bekannt, der kann ja gerade mal aus europäischem Müll neue Konsumgüter für seinen doch recht überschaubaren Bedarf erstellen. Das ist zwar betriebswirtschaftlich durchaus interessant, die DDR hat damals meines Wissens nach die letzten zwanzig Jahre lang auch nur überlebt, weil bei denen russische Mechaniker aus einem massiven Block Gusseisen, der trotz planwirtschaftlicher Sorgfalt gegossen wurde und dann in der Gegend herumstand, mit der Nagelfeile eine funktionsfähige Lokomotive herausgefräst haben. Das ist noch Qualität, das hat man denen auch lange genug beigebracht. Und genau da setzen wir jetzt an.

Dass wir unsere Rüstungsproduktion jetzt direkt in die Abnehmerländer verlagern, hat natürlich auch einen nicht zu unterschätzenden ökologischen Aspekt, jetzt müssen wir die Rohstoffe nicht immer um den halben Globus karren und dann die Endprodukte wieder zurückschicken. Das spart jede Menge Kohlendioxid. So gesehen können wir uns vor unseren Kritikern auch aus der jungen Generation sehr gut rechtfertigen, dass wir gesundes Wirtschaftswachstum und tatkräftigen Umweltschutz miteinander verbinden. Und dazu noch die Entwicklungskomponente – wir schaffen Arbeitsplätze, viele Arbeitsplätze für Menschen, die sonst die Region verlassen würden. Ich weiß, was Sie sagen wollen, das wäre eine großartige Idee für den Osten, aber die Subventionen reichen da nicht aus, um die Aktienkurse stabil auf Wachstum zu halten. Hier bekommen wir die Rohstoffe viel preiswerter, und die Arbeitskräfte sind natürlich unschlagbar billig. Was die hier für eine Handvoll Euros machen, unglaublich!

Selbstverständlich knüpfen sich auch ein paar geostrategische Überlegungen daran, so völlig uneigennützig kann man ja gar nicht sein. Stellen Sie sich mal vor, die Bundesrepublik ist der größte Arbeitgeber in Nordafrika, daraus ließen sich doch dann auch gewisse politische Ziele ableiten. Da könnte man doch dann, so als alter Wüstenfuchs, in die Stabilisierung der Region investieren, und zwar gleich durch den Einsatz der relevanten Produkte. Da kann sich die Bundeswehr dann mal ordentlich austoben, Platz genug haben die ja, der Russe hat nichts dagegen, der Ami bleibt sowieso in jedem Sandkasten stecken, und Deutschland hätte endlich wieder seinen wohlverdienten Platz an der Sonne. Ist das nicht eine bezaubernde Vorstellung?“





Angespannte Lage

1 05 2019

„Da steht aber nirgends, dass wir keine Entwicklungshilfe leisten dürfen. Schließlich ist das doch nach Ihrer Ansicht ein Land wie aus der Steinzeit.“ „Dass Saudi-Arabien zivilisatorisch aus der Steinzeit stammt, sollte kein Geheimnis sein, mich wundert nur, dass Sie das erste jetzt merken.“ „Wenn das die Steinzeit ist, dann frage ich mich, warum das Land einer unserer wichtigsten Partner für wichtige Industriegüter ist.“ „Das frage ich mich auch, und ich frage mich gerade: was sind denn für Sie wichtige Industriegüter?“

„Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen, aber die Rüstungsindustrie ist nun mal einer der stabilsten Wirtschaftszweige.“ „Und den brauchen wir wofür?“ „Naja, es geht schließlich hier um…“ „Sobald Sie das Wort ‚Arbeitsplätze‘ in den Mund nehmen, werde ich Ihnen die Fresse in W„Als Pazifist sollten Sie meine Ansichten eigentlich immer so weit tolerieren, dass ich alles sagen darf, was ich will.“ „Wissen Sie, wie alt Ihre Witze sind?“ „Ich verbitte mir jegliche Hitlervergleiche.“ „Interessant, dass Sie das zuerst sagen.“ „Jedenfalls brauchen wir die Rüstungsindustrie, um die Länder zu stabilisieren, die über keine gefestigte Demokratie verfügen und…“ „Thüringen, richtig?“ „Gut, dann eben Staaten. Staaten, die nicht so viel Erfahrung mit der Demokratie haben sammeln können, dass wir sie im…“ „Sie wollen mit gerade beibringen, dass es in Saudi-Arabien nennenswerte Spuren von Demokratie gibt?“ „Nein, deshalb ja diese ständigen…“ „Dabei ist das Land doch seit de Maizières Zeiten ein Anker der Stabilität im Osten, oder nicht?“ „Da können Sie mal sehen, wie viele Waffen wir schon in die Region geliefert haben.“

„Und jetzt haben wir plötzlich damit aufgehört, oder?“ „Das müssen Sie die Bundesregierung fragen.“ „Sie gehören doch der Bundesregierung an, warum frage ich nicht gleich Sie?“ „Weil das selbstverständlich streng geheim ist, das müssen Sie auf Grund der angespannten Lage anerkennen.“ „Welche angespannte Lage denn?“ „Die deutsche Presse schreibt ja schon nichts anderes mehr, und da kann man sich schon mal seine Gedanken machen.“ „Wegen der angespannten Lage?“ „Wegen der Wirtschaft natürlich. Angespannte Lage haben wir auch zu Hause, da muss man sich nicht um den Osten… also nicht um den Osten… – Ach, ist ja auch egal.“

„Jedenfalls haben wir dann keine angespannte Lage mehr, und trotzdem dürfen jetzt keine Waffen mehr nach Saudi-Arabien geliefert werden.“ „Es soll Frauen geben, die dürfen keinen Führerschein machen. Das geht natürlich gar nicht.“ „Und dass es in der arabischen Welt immer noch die Todesstrafe für…“ „Das wollen wir jetzt hier nicht diskutieren, sonst heißt es noch, wir hätten keine interkulturelle Kompetenz.“ „Die hört bei Ihnen ja schon auf, wo Linke ins KZ kommen.“ „Eben: Linke.“ „Das kann unser Außenminister schon verstehen, dass man da mit entsprechenden Methoden…“ „Wie gesagt, es sind Linke. Wenn Sie Ihre DDR wiederhaben wollen, dann gründen Sie doch eine.“

„Wir liefern keine Waffen mehr an die Saudis, und trotzdem hat unsere Verteidigungsministerin die Ausbildung an deutschem Kriegsgerät mit dem Prinzen höchstpersönlich verabredet.“ „Es hat in Saudi-Arabien keinerlei Ausbildungen an den…“ „Das ist richtig. Diese saudischen Soldaten wurden in Deutschland ausgebildet.“ „Das ist doch klar, dass man Entwicklungshilfe leistet für ein Land, das zivilisatorisch noch so weit in der…“ „Wir liefern denen völkerrechtswidrig die Waffen und verstoßen dann gegen Völkerrecht und Grundgesetz und NATO-Statuten, wenn wir potenzielle Feinde auf unserem Grund und Boden an unseren Waffen ausbilden lassen.“ „Immerhin sind es deutsche Waffen. Von der Leyen hat halt gewusst, im Krieg kommt man mit denen nicht weit.“

„Es geht den Saudis doch schlicht darum, Rebellen in deren eigenem Land zu bekämpfen.“ „Deshalb müssen wir denen die Waffen ja auch liefern und sie daran ausbilden. Stellen Sie sich mal vor, wir würden den Job übernehmen – es darf doch von deutschem Boden nie wieder ein Angriffskrieg ausgehen!“ „Da hat der Iran ja gerade noch mal Glück gehabt.“ „Vor allem, weil es so zu schweren außenpolitischen Konflikten mit den USA gekommen wäre.“ „Das wäre der Beginn eines Atomkriegs gewesen.“ „Gut möglich, aber noch schlimmer: der Benzinpreis wäre enorm in die Höhe geschnellt. Das können Sie doch auch nicht wollen, oder?“ „Und wie wollen Sie das jetzt lösen?“ „Wir könnten den Saudis westliche Werte vermitteln.“ „Die einzigen westlichen Werte, die für die interessant sind, kommen von Mercedes Benz.“ „Man könnte ihnen Lehrgänge zur Vermittlung demokratischer Prinzipien und völkerrechtlicher Aspekte anbieten.“ „Die Idee ist so toll, jetzt fällt mir auch ein, warum in den letzten hundert Jahren keiner darauf gekommen ist.“ „Schauen Sie mal, unsere Bundeswehr als Parlamentsarmee ist doch wirklich auch auf internationalem Parkett ein tolles Vorbild, das die innere Führung und die Bindung an das Grundgesetz und an humanitäres Völkerrecht ganz praktisch vorleben kann.“ „Ich nehme an, das Parlament von Saudi-Arabien ist genauso begeistert wie Sie.“ „Na gut, dann haben wir nur noch einen Ausweg.“ „Und der wäre?“ „Unsere Ausbildung dient dem Frieden.“ „Meine Güte, ist der alt!“ „Nein, echt – die Saudis kämpfen gegen muslimische Feinde. Finden Sie mal einen in ganz Deutschland, der da nicht mitgeht.“





Rettungsschirm

22 08 2018

„Wir können das nicht zulassen. Die deutsche Regierung, insbesondere wir als Sozialdemokraten, sind keine Feinde der islamischen Welt, obwohl wir durchaus auch zugeben müssen, dass diese Kultur nicht zu Europa und der europäischen Idee passt, und deshalb müssen wir mit der ganzen Härte der entschlossenen Außenpolitik gegen dieses Terrorregime am Bosporus vorgehen und dem Brudervolk der Türken einfach mal freundschaftlich die Hand reichen, wo wir es am nötigsten haben.

Jawohl, wir. Solidarität ist keine Einbahnstraße, das macht Ihnen höchsten so eine linke Schrulle weis wie die, wie hieß sie noch, egal, aber Sie werden doch nicht denken, Nahles sei links? Diese widerliche Planschkuh, eine bessere Persönlichkeit hat die SPD nie in ihrer Führungsriege gehabt, ach was: seit Schmidt hätte man doch dieses dämlich Dreckspack Mann für Mann in den Häcksler prügeln sollen, großartige Strategen, die unser Land dahin gebracht haben, wo es heute ist, ein Staat im Würgegriff von Banken, Lobbyisten und anderen Nazis, und nur wir als SPD haben uns immer dagegen gewehrt, aber wir konnten das ja auch, wir landen nicht in diesem Niedriglohnsektor, der die Bundesrepublik zerstört hat. Zum Glück nicht auch noch unsere luxemburgischen Schwarzgeldkonten.

Für uns gehört die Türkei einfach nicht zu Europa. Gut, wenn man hört, wie sich dieser zugekokste Soziopath über den Rechtsstaat äußert, den könnte man auch in Deutschland als Minister aufbrauchen, das ist ausbaufähig, und überhaupt hat die Türkei ja ein ganz anderes Rechtsempfinden, was man schon daran merkt, für das Recht an sich empfinden die ja gar nichts. Aber da müssen wir als Deutsche dann auch mal kultursensibel sein, allein in Sachsen passiert derzeit so viel kranke Scheiße, dafür würde man glatt aus der türkischen Polizei rausfliegen – kommen Sie mal in einer Diktatur drei Tage hintereinander pünktlich zum Dienst, dann sind Sie aber ganz schnell unter Spionageverdacht – wegen Plansollübererfüllung. Und mit dem linken Kram kennen wir uns auch bestens aus. Natürlich nicht wir als SPD. Wir stellen alle vier Jahre wieder fest, dass der Plan schon scheiße war.

Aber sehen Sie es mal so, einer muss es doch mal besser haben als wir, und wir kennen uns damit ja auch aus. Wir haben den Griechen immer das ganze Geld vor die Füße gekippt, damit die sehen, wie das ist, wenn einem immer jemand das ganze Geld vor die Füße kippt, aber mehr sollte es ja nicht sein. Wir haben diesen Rettungsschirm auch immer brav wieder eingesammelt, das Geld nach oben durchgereicht – wir können ja nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen und das Geld in unsere soziale Hängematte legen, am Ende hätte man die vielen Flüchtlinge vor lauter Geld nicht mehr gesehen in unseren Sozialsystemen, und dann machen Sie sich mal klar, was das für die Pflege bedeutet! – und da haben die Türken wohl gemerkt, wie das ist, wenn man plötzlich in einem brennenden Haus aufwacht und die Feuerwehr kippt noch Benzin nach. Das war natürlich eine CDU-geführte Bundesregierung, lediglich der Finanzminister war noch ein echter Sozialdemokrat, wobei er weder sozial war noch ansatzweise demokratisch, echt möchte ich diese Flitzpiepe sowieso nicht nennen, aber heute können wir uns besser durchsetzen, wir stellen nämlich den Finanzminister, während die CDU leidlich die Kanzlerin schickt.

Also wir stabilisieren ja nicht das globale Finanzsystem – was für ein Schwachsinn, wir stopfen Hunderte von Milliarden in ein System, das über Wasser gehalten wird, damit man Hunderte von Milliarden reinstopfen kann – sondern erstmal nur die Türkei. Wir haben bei den Griechen alles richtig gemacht, deshalb ist es ja auch so kolossal in die Scheiße gefahren, aber das kann man den Türken doch nicht anlasten. Außerdem muss man den Nationalcharakter der Türken berücksichtigen, das sind nationalistische Kriechtiere, wenn man deren nationalistische Voreingenommenheit nicht bis knapp an die Grenze eines nationalistischen Bürgerkriegs begleitet, könnten diese Leute bis an die Grenze eines nationalistischen Bürgerkriegs geraten. Auch wenn das der Lira ein bisschen Luft verschaffen würde, wir müssen ja auch mal an den Euro denken.

Und genau deshalb sollten wir alle sehr froh sein, dass Gabriel nicht mehr Außenminister ist und Wirtschaftsminister schon gleich gar nicht. Das ist nämlich reine Hysterie, was der verbreitet, das mit der Atombombe. Sie fragen sich, woher haben denn die Türken plötzlich die Atombombe, und wir fragen uns: was muss ein einzelner Klappspaten rauchen, damit er überhaupt auf so einen Dünnsinn kommt? Wenn Sie also der Ansicht sind, Gabriel hätte sich seinen Platz in der Psychiatrie neben Nahles verdient, dann haben Sie durchaus recht, der Mann hat ein feines Gespür für theoretische und nicht ganz auszuschließende Möglichkeiten, die dann am ehesten der Wirklichkeit entsprechen.

Und mal ganz ehrlich, wenn der Typ sich die Atombombe holt und außerhalb der NATO einsetzt und eine so nicht geplante Destabilisierung der arabischen Welt einleitet, nein: so eine nicht geplante, auch verkehrt, also es war nicht geplant, dass er so die arabische Welt destabilisiert, was ist denn dann mit den Arbeitsplätzen in der deutschen Rüstungsindustrie? Das wird man doch als Sozialdemokrat wohl noch mal fragen dürfen!“





Einsatzwirtschaft

31 01 2018

„Das verstehen Sie also unter ‚Fluchtursachen bekämpfen‘?“ „Es hat etwas mit Bekämpfen zu tun, das stimmt.“ „Aber nicht mit den Fluchtursachen.“ „Mittelbar.“ „Wenn, dann überhaupt nur unmittelbar.“ „Das verstehen Sie falsch. Syrien kriegt doch gar keine Waffen von uns.“

„Deutschland liefert Waffen an die Türkei.“ „Das ist unter Bündnispartnern doch nicht weiter verwerflich, oder?“ „Es ist aber sicher nicht gerade zielführend, wenn die deutschen Panzer in Syrien eingesetzt werden.“ „Es handelt sich dabei um einen inneren Konflikt, da sollten wir uns nicht einmischen.“ „Einen grenzüberschreitenden inneren Konflikt.“ „So gesehen ist das eine Fluchtursache, ja. Aber die wird natürlich von der Türkei zu verantworten sein, deshalb sollten wir sie als Bündnispartner möglichst stabilisieren.“

„Das ist doch eindeutig völkerrechtswidrig, da darf Deutschland auf keinen Fall mitmachen.“ „Wir können doch den Kurden jetzt keine Panzer liefern, das wäre eine Einmischung in einen bewaffneten Konflikt.“ „Und was ist das jetzt?“ „Wir haben die Waffen an die türkische Regierung geliefert.“ „Wo ist denn da der Unterschied?“ „Gibt es etwa eine kurdische Regierung?“

„Hatte nicht Außenminister Gabriel eindeutig gesagt, dass es keine Waffenlieferungen an die Türkei geben dürfe?“ „Vielleicht hatte er sich gerade erinnert, dass er mal Wirtschaftsminister gewesen war.“ „Das entschuldigt nichts.“ „Das ist richtig.“ „Das führt uns auch nicht weiter.“ „Das ist auch richtig. Aber sehen Sie mal, dass wir den Türken Waffen liefern, liegt nur daran, dass wir zu ihnen wieder so ein entspanntes Verhältnis haben. Das war ja nicht immer so.“

„Ihnen ist schon klar, dass wir damit den Kampf gegen islamistische Terroristen nachhaltig schwächen?“ „Das ist eine innere Angelegenheit der Türkei, die wir damit gleichzeitig stärken.“ „Damit sie die Kurden bombardieren, die die Nato als Verbündete betrachtet?“ „Sie müssen dabei natürlich beachten, dass die Türkei außerhalb der Bündnisgrenzen operiert. Da gelten dann andere Maßstäbe.“ „Man muss deutsche Waffen also nur außerhalb der Nato einsetzen, dann sind sie nicht mehr völkerrechtswidrig?“ „Das ist so nicht richtig, aber für die deutschen Waffenexporteure ist das sowieso nicht relevant.“ „Weil die sich nicht ans Völkerrecht halten müssen?“ „Wir sind Exporteure, da achten wir natürlich in erster Linie auf grenzüberschreitende Einsatzgebiete.“

„Was machen wir denn jetzt, wenn die Lage eskaliert?“ „Das könnte uns tatsächlich vor eine schwer zu beurteilende Situation stellen.“ „Ach was!“ „Sehen Sie, die deutsche Rüstungsindustrie ist eine der leistungsfähigsten der Welt, aber auch wir stoßen irgendwann an unsere Grenzen. Und wir wollen den Waffenbrüdern nicht freiwillig den Weg zu anderen Anbietern ebnen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ „Sie interessiert lediglich der Absatz, nicht der Einsatz.“ „Naja, es heißt ja auch Absatz- und nicht Einsatzwirtschaft.“

„Haben Sie sich mal Gedanken gemacht über die Folgen im internationalen Kontext?“ „Wir müssten notfalls eine Kooperation mit Russland eingehen, wenn sich die USA nicht zur Verfügung stellen.“ „Unsinn, der UN-Sicherheitsrat berät schon über diese Offensive.“ „Das ist gut, die wollen meistens nur spielen. Die tun nichts, außer einer Resolution hier und da, aber Blauhelme wird da keiner schicken. Immerhin ist die Türkei ein zuverlässiger Bündnispartner.“ „Die EU-Außenbeauftragte geht die Wände hoch.“ „Da können Sie mal sehen, was eine vorausschauende Europapolitik für positive Effekte haben kann. Die Türkei ist immer noch nicht in der EU, also müssen wir uns über etwaige Sanktionen nicht den Kopf zerbrechen.“ „Und die Folgen der Militäroffensive fallen einfach so unter den Tisch?“ „Das wollen wir mal nicht hoffen. Mit etwas Glück hält der Konflikt noch ein bisschen an.“

„Ihr Zynismus kotzt mich an.“ „Schauen Sie, die Steuern…“ „Die Sie hinterziehen.“ „… muss Deutschland erstmal verdienen. Und dann geht es natürlich auch noch um Arbeitsplätze und um die internationale Stabilität.“ „Wo sehen Sie die denn?“ „Wenn Sie sich die Türkei ansehen, einen stabileren Krisenherd werden Sie in Europa oder in der Nato nicht finden.“ „Dass es sich dabei um einen Stellvertreterkrieg handelt, in dem die westlichen Mächte langsam wieder in eine Konfrontation mit Russland driften, dürfte Ihnen sicher entgangen sein.“ „Keinesfalls. Aber so weit wollen wir noch nicht vorgreifen – Sie wissen, die Rohstoffpreise sind volatil, wir können jetzt noch keine Angebote schreiben für die nächste Phase.“

„Sie werden sehen, das fällt uns allen auf die Füße.“ „Wir arbeiten zur Friedenssicherung, haben Sie das vergessen?“ „Wohl eher im Auftrag der Rüstungsindustrie.“ „Aber nein, Sie müssen doch an die Folgen der internationalen Konflikte denken, das haben Sie selbst gesagt.“ „Die Folge wird sein, dass wir mehr islamistischen Terror in Europa haben, weil wir die Feinde des IS beseitigen. Wenn demnächst in Deutschland die Sprengsätze detonieren, sind Sie schuld daran.“ „Eben. Und was meinen Sie, wo genau trainieren wir denn die Bundeswehreinsätze im Inneren?“





Ritter Rost

9 08 2017

„Naja, wir müssen die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands besser schützen, insbesondere die der Schlüsselindustrien, und wie könnte man das besser als mit einem Wirtschaftsminister, der nicht Gabriel heißt?

Als Wirtschaftsminister hatte er seinerzeit noch gesagt, dass wir Waffenlieferungen in Krisengebiete zurückfahren müssten. Zurückfahren, ja? von einem generellen Stopp hat er nichts gesagt, und von panzerbrechender Munition oder Streubomben war da nie die Rede. Nicht mal von diesem Urandreck, der sowieso verboten ist, wenn man es sich nicht leisten kann, dass einer genau nachguckt. Das kann man halt als Wirtschaftsminister nichts sagen, weil man da nicht nur für die Wirtschaft zuständig ist, sondern auch Parteivorsitzender. Da haben wir uns gesagt, lassen wir den Dicken machen, wer weiß, was für ein verlogenes Arschloch Parteivorsitzender wird, wenn dieses verlogene Arschloch mal nicht mehr Parteivorsitzender ist. Und jetzt ist er eben Außenminister. Da fällt Völkermord ja automatisch in sein Ressort. Also bei Deutschen, nicht wahr.

Natürlich haben wir die Geschichte dabei nicht aus den Augen verloren. Wir hatten damals eine Menge um die Ohren, nach dem Krieg, ist ja jetzt schon fast hundert Jahre her, aber wie gesagt: das ist Geschichte. Da knüpft unsere in der Tradition verwurzelte Partei auch an. Zum Beispiel diese nicht zu leugnende Neigung, immer die richtigen Leute zum falschen Zeitpunkt, oder umgekehrt, aber bei Brandt und Schmidt hat’s halt nicht so geklappt. Regieren, das ist nämlich den eigenen Kopf durchsetzen und ihn dann auch noch hinhalten müssen. Im Gegensatz zu Opposition ist das schon Mist. Und wenn Sie erst einmal und dann immer wieder damit auf die Nase gefallen sind, dann merken Sie, Politik ist Schrotthandel.

Außerdem ging es sowieso nur um Kleinwaffen, also Buntmetall. Das ist eher Umweltrecht, da hatte Gabriel auch schon gezeigt, dass man als Versager nicht automatisch aus dem Bundeskabinett ausscheiden muss. Man munkelt, er wäre fast zum Verteidigungsminister degradiert worden. Aber da müssen wir uns nicht verstecken, wir sind da ganz schmerzfrei. Vor allem, was uns selbst betrifft.

Wie sollen wir Geschäfte machen, wenn man die stabilen Partner selbst bei der UNO nicht findet, weil man sie nicht mehr sucht? Bekommen Sie sollten jetzt das nicht in den falschen Hals. Gerade unter diesen historischen Gesichtspunkten ist die Schrottdemokratie ein, wir nennen das: retrograde Zukunftsorientierung, und da ist dieser Minister der Garant einer hinten wie auch sonst offenen Haltung gegenüber jedem, ich betone: jedem. Deutschland darf sich in Anbetracht seiner Geschichte nicht zum Moralapostel aufschwingen, das ist Ihnen ja wohl klar, deshalb verzichten wir als Schrottdemokratie konsequent auf jede echt oder auch nicht echte Vortäuschung von Moral. Da sind wir dann auch mal absolut authentisch, wenn Sie verstehen.

Gucken Sie, in der Schrottpartei Deutschlands gibt es die, die sich von Klarsichthüllen ernähren, und dann gibt es die, die sich Büroklammern in die Nase pfeifen. Da muss man sein Profil finden. Für uns heißt das, sich in der langsam progressiver werdenden Landschaft, die nach und nach ins linke Lager sifft, konservative Positionen zu gewinnen. Man weiß ja nie, wo man sich später mal trifft, so koalitionsmäßig – Noske te ipsum, sagte schon der Lateiner, nicht wahr. Wenn wir schon mit Kulturen kooperieren, die Ehebruch unter Strafe stellen oder Homosexualität, dann müssen wir auch die Mittel zur Verfügung stellen, dass diese Gesellschaften sich weiterentwickeln. In welche Richtung auch immer, Hauptsache wirtschaftlich.

Das ist die Kanzlerin, Sie müssen das auch mal in Betracht ziehen. Die FDP hatte schon damals einen Außenminister, der sich als Hampelmann der Rüstungsindustrie – egal, Hampelmann war er sowieso, und das Fliegengewicht, das die jetzt hochpusten, ist auch nicht besser. Wenn Gabriel als Ritter Rost gegen die bürgerliche Gesellschaft zu Felde zieht, dann ist das sicher auch im Sinne der deutschen Wähler. Erhöhte Eingriffsbefugnisse für Sicherheitskräfte und Militär, also für die Polizei, das muss man dann sehr verantwortlich an sich selbst testen. Gott sei Dank, dass dieses verdammte Pazifistenpack sich in Hamburg zur Verfügung gestellt hat, da mussten wir in Katar keine Kanaken mehr vom Gerüst klatschen. Sehen Sie, auch das ist Globalisierung – wir hatten uns Februar 2014 für eine Neuausrichtung der Ausfuhren von Kriegsgerät ausgesprochen, da kann auch schon mal etwas in Vergessenheit geraten. Vielleicht dachte Gabriel damals, es ginge bloß um die Neuausrichtung von Kriegsgerät, und da wollte er als Außenminister nichts versprechen, was er halten kann.

Jetzt seien Sie mal nicht so aufgebracht, denken Sie lieber mal an die ganzen Erfolge. Munition, bis der Arzt kommt – Sie brauchen gar nicht so zu gucken, wenn der nicht kommt, kommt eben ein anderer – und jede Menge Kopflocher für den Irak, für Indonesien, also alle Länder, in dem man noch Wachstumspotenzial für islamistischen Terror fürs Bruttosozialprodukt mobilisieren kann. Und für die Wiederwahl. Man muss den Prozess in Gang halten, sonst gibt es Leute, die unangenehme Fragen stellen oder möglicherweise die richtigen. Man muss den Prozess in Gang halten, welchen auch immer. Wir leben das vor. Wer rastet, der rostet.“





Blasenschwäche

9 12 2015

„Sie hätten die VW-Aktien natürlich halten können, aber das wäre dann ein langer, unsicherer Prozess geworden. Also das mit den Aktien. Und dann haben wir auch noch ein Tief bei den Ölpreisen, vor allem im europäischen Raum, das muss natürlich berücksichtigt werden. Da muss man jetzt schon ein bisschen kreativ werden.

Der DAX schwächelt momentan ja auch eher. Da halten wir uns als Anleger selbstverständlich zurück. Aber irgendeine kurzfristige Lösung muss sich da finden lassen, Sie haben ganz Recht. Nur eben eine überlegte. Jetzt bloß nicht den Kopf verlieren!

Solange die Finanztransaktionssteuer noch nicht umgesetzt werden kann, brauen Sie sich wenigstens keine Sorgen zu machen, dass Sie plötzlich für Dinge zahlen müssen, für die andere nicht zahlen. Als Arbeitsloser beispielsweise zahlen Sie hier so gut wie nie Börsenumsatzsteuer. Da müsste die Politik mal ran, wenn Sie mich fragen.

Wir raten ja unseren Anlegern zu ganz neuen Modellen. Bodenschätze bringen es heute auch nicht mehr. Bis das abgebaut ist, bis man da einen Konflikt organisiert hat, damit man Handelswege oder Pipelines oder solche Sachen bauen kann, das ist zu unsicher. Da kann ich ja gleich Aktien von der Deutschen Bank verkaufen. Gut, so beknackt sind die Anleger jetzt auch wieder nicht. Aber Sie verstehen das Prinzip: neue Märkte da eröffnen, wo wir sie finden. Und solange der IS nicht zu kommt, gehen wir eben zum IS.

Unsere Anlagen, meine ich natürlich. Schauen Sie, das ist ein risikofreudiges Unternehmen, aber multinational aufgestellt. Und sehr gute finanzielle Basis, müssen Sie zugeben. Wenn man so viel Geld aus der öffentlichen Hand bekommt, dann ist doch das Kreditausfallrisiko vernachlässigbar, oder? Das haben wir uns auch gedacht und gleich einmal einen Fonds aufgelegt.

Es geht uns da ausdrücklich nicht um Exporte, das ist viel zu einseitig. Sie müssen das als ganz neues Modell verstehen. Wir liefern nur noch die Einzelteile und die Bauanleitungen, und dann können die Gotteskrieger sich ihre eigenen Knarren zusammenbauen. Natürlich geprüfte Qualitätsware, wo denken Sie hin – den billigen Schrott für die breite Masse kriegen Sie in den USA preiswerter.

Sie tun damit sogar etwas für die deutsche Sicherheit. Doch, direkt für den Staat. Bedenken Sie, wir brauchen mehr sichere Arbeitsplätze, wir brauchen die Steuern – Lohnsteuern wohlgemerkt, was die Rüstungskonzerne machen, das können wir ja nicht beeinflussen und die Politik vermutlich auch nicht – und wir können dann immer sagen, wo unsere guten deutschen Qualitätswaffen sind. Das entzieht doch den Gerüchten über Proliferation aus saudischer Hand jeden Boden, und da das dann auch der Sicherheit unserer Stabilitätspartner im Nahen Osten dient, haben wir eine Win-Win-Situation.

Oder Personalmanagement. Wenn die Regierung die Leiharbeit einschränkt, könnten wir noch vorher die Ausbildung für den IS organisieren. Dass die Infrastruktur in Syrien bereits vorhanden ist, wissen wir aus erster Quelle. Das sollte doch auch eine längerfristige Angelegenheit werden. Ich gebe ja zu, die private Altersvorsorge ist auch nicht mehr so effektiv, da müssen wir uns beizeiten nach etwas Unterfütterung umsehen. Für die kapitalgedeckten Versicherungen.

Die Zulieferer für die Taliban haben sich nicht als besonders verlässliche Partner gezeigt. Das ist keine fünfzehn Jahre her, und wir mussten schon den Abzug in Aussicht stellen. Wer hat denn daran verdient? Die letzte Sicherheitskonferenz wollte sich schon gar nicht mehr damit befassen. Rückgang der Neuentwicklungen, Abbau der Produktivkräfte, dann gibt es höchstens dreimal so hohe Boni wie erwartet – damit können Sie doch einen Laden gar nicht mehr über Wasser halten. Es boomt ja momentan nichts so richtig, und wir müssen uns auf die nächste Hochkonjunktur erst wieder vorbereiten. Da ist noch nichts in Sicht. Die Wirtschaft leidet im Augenblick an einer ausgeprägten Blasenschwäche. Wir brauchen also neue Anlagemodelle, und wir brauchen sie jetzt.

Die Türkei ist momentan natürlich ein gewisser Unsicherheitsfaktor. Auf der einen Seite eine gute Dividende, weil sie noch mehr als genug Öl haben – kleiner Insidertipp, müssen Sie ja nicht jedem erzählen – und auf der anderen Seite höchst problematisch, weil die Russen dem Tourismus schaden. Ich meine, wenn so eine beliebte Region touristisch erst einmal beschädigt ist, dann dauert das mitunter Jahre, bis Sie wieder eine vernünftige Rendite kriegen. Da können Sie Ihr Geld ja gleich in Dresden versenken. Staatsanleihen kann ich Ihnen empfehlen. Türkische Staatsanleihen. Wenn Sie die letzten Jahre betrachten, der türkische Staat ist doch ein grundsolides Unternehmen. Der wurde bisher noch kein bisschen beschädigt. Durch nichts. Wenn das nicht kreditwürdig ist, was dann?

Der Euro wird auch immer schwächer, Zinsen kriegen Sie schon lange nicht mehr, und die Europäische Zentralbank schmeißt trotzdem wie blöde Geld auf den Markt. Die leiden vermutlich auch unter Blasenschwäche, aber an Ihrer Stelle würde ich da trotzdem nicht investieren. Der Islamische Staat ist zwar auch nur eine Parallelgesellschaft wie die EZB, aber die machen wenigstens kein Geheimnis daraus.

Sie haben sich entschieden? IS und Sonderfonds Gold für Dresden? Das passt ja. Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen: zukunftssicher.“





Betriebsbedingt

22 10 2015

„… dass die deutschen Waffenlieferungen in diesem Jahr zugenommen hätten. Die Wirtschaft sei ohne diese nicht in der Lage, sich…“

„… sei die große Wende bei den Sozialdemokraten ausgeblieben. Gabriel habe dies strikt zurückgewiesen und darauf bestanden, er habe zuvor Waffenexporte abgelehnt, nun aber in allen denkbaren Bereichen forciert, was sehr wohl als eine Gesinnungsänderung in Bezug auf die…“

„… sei es unmöglich, die Rüstungsindustrie in einem so engen Zeitfenster auf zivile Produkte umzustellen. Das Wirtschaftsministerium habe bereits versucht, Spähpanzer und Unterseeboote für den Privatgebrauch bauen zu lassen, dies sei jedoch auf Grund der hohen Folgekosten in der oberen Mittelschicht noch nicht zu einer befriedigenden…“

„… widersprochen habe. Ein Teil der Rüstungsexporte seien gar keine Waffen, sondern lediglich Munition, was aber die Opposition in ihrer typisch populistischen Art nicht einmal…“

„… habe die deutsche Rüstungsindustrie bereits weitreichende Vorkehrungen getroffen, um die Exporte rechtssicher zu machen. So habe ein großer Hersteller von Faustfeuerwaffen in sämtliche englischsprachigen Bedienungsanleitungen drucken lassen, dass das Aushändigen der Produkte an Kleinkinder unter sechs Jahre unverzüglich zum Erlöschen sämtlicher Garantieansprüche an den…“

„… könne die deutsche Wirtschaft sich nicht einfach umstellen. Gabriel habe nochmals betont, dass Deutschland eine Exportnation sei, für Waffenimporte bestehe keine Notwendigkeit, solange die…“

„… sei die Lieferung von Militärfahrzeugen nach Russland ein gutes Zeichen. Die Bundesregierung sei davon überzeugt, dass Putin kurz vor dem Zusammenbruch stehen müsse, wenn er so viel Geld in deutsche Wehrtechnik investieren müsse. Die SPD habe daher angeregt, noch viel mehr Waffen nach Russland zu…“

„… nicht den Tatsachen entspreche. Ein Teil der deutschen Rüstungsgüter sei eben für den eigenen Gebrauch bestimmt, man habe beispielsweise die Panzerattrappe aus einem Besenstiel niemals für den Export nach…“

„… wesentlich besser als der Handel mit Produktionslizenzen, da durch mangelhaft hergestellte Waffen eine erhebliche Gefahr für den Weltfrieden…“

„… müsse Deutschland bereits aus historischen Gründen sämtliche hier produzierten Waffen außer Landes bringen, um nicht versehentlich einen verfassungsfeindlichen Angriffskrieg zu…“

„… ein vollkommen anderes Verständnis von Kriegen und Konflikten habe. Solange Außenminister Steinmeier aus einem Land ohne nennenswerte gesundheitliche Einschränkungen wieder zurückkommen, so der Vizekanzler, könne man auch nicht von einer Krieg führenden Partei…“

„… es richtig sei, dass der Koalitionsvertrag eine viel restriktivere Handhabe von Waffenverkäufen vorgesehen habe. Die Sozialdemokraten hätten dieses Verhalten ihres Vorsitzenden als betriebsbedingtes Umfallen bezeichnet, das man bei Sigmar Gabriel sofort hätte mit einkalkulieren müssen, weshalb jede Kritik an ihm heute falsch und geradezu…“

„… den Kauf von 3.000 Maschinenpistolen bestätigt habe. Nach Ansicht des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sei dies normales Konsumverhalten, die Vereinigten Arabischen Emirate würden wie andere Verbraucher auch gerne die vergünstigten Familienpackungen…“

„… achte die deutsche Rüstungsindustrie neben der nachhaltigen Produktionsweise auch auf Dual-Use-Produkte, die nicht nur für Angriffskriege, sondern auch zur Verteidigung der Regierungen gegen demokratische…“

„… keine andere Wahl als den Waffenexport. Die derzeit in Deutschland produzierte Menge an panzerbrechenden Waffen sei derart groß, dass ihre Lagerung innerhalb der Landesgrenzen täglich einen Betrag von über…“

„… diene die Belieferung mit Waffen auch der internationalen Verständigung auf friedlicher Ebene, so Gabriel. Der Vizekanzler habe betont, dass ohne die Exporte nach Katar niemals die Zwangsarbeiter die Sportstätten errichtet hätten, die in absehbarer Zeit für ein konfliktfreies Zusammentreffen der fußballbegeisterten Nationen im…“

„… aber die Ausfuhr von Pistolen stark zurückgegangen sei. Es sei nicht bestätigt, so ein Unternehmenssprecher, dass die US-amerikanischen Zwischenhändler, die auf automatische Feuerwaffen umgeschwenkt seien, wirklich dieselbe Kundschaft…“

„… sei die Sicherheit Deutschlands nur dann gewährleistet, wenn die Bundesrepublik den ersten Schritt gehe. Angesichts der Probleme mit der technischen Ausrüstung der Bundeswehr sei eine Waffenpartnerschaft mit anderen Staaten, die möglicherweise dadurch selbst Lieferanten für die Armee werden könnten, eine multilaterale und friedenssichernde…“

„… lasse sich die deutsche Bundesregierung bei jeder Lieferung an Saudi-Arabien schriftlich bestätigen, dass diese Waffensysteme nur moralisch einwandfreie und gerechtfertigte…“





Kätzchenvideos

10 06 2015

„Und dann stehen auf einmal eine Milliarde bis an die Zähne bewaffnete Dänen – okay, so viele sind natürlich unrealistisch, das muss ich schon zugeben. Sorry. Ich bedauere diesen Fehler. Es tut mir sehr, sehr leid. Also es sind eine halbe Milliarde Skandinavier, und sie werden die Bundesrepublik Deutschland innerhalb weniger Sekunden auslöschen.

Gut, es wird ein paar Stunden dauern, nach unserem Szenario werden sie alle über den Bodensee kommen. Die Schweiz werden sie schon platt gewalzt haben., da ist keine Gegenwehr mehr zu erwarten, und sie werden mit ein paar Tausend Flugzeugträgern einmarschieren. Wieso, ein paar Tausend – wo sollen die denn alle herkommen? Der Bodensee ist schließlich groß, wer weiß schon, was diese Skandinavier aushecken. Oder die Schweizer. Haben Sie eine Ahnung?

Auf jeden Fall zeigt uns dies Beispiel einmal mehr und deutlich genug, dass man nicht vorsichtig genug sein kann. Oder hätten Sie gedacht, dass man einen Luftschlag über dem Bundestag mit Panzerkreuzern auf dem Bodensee vorbereitet? Da brauchen Sie als Bundesverteidigungsministern aber auch sehr viel Fantasie, damit Sie sich das ausmalen können. Wobei, Sie haben nur den Malstift. Die Linien gibt die Rüstungsindustrie Ihnen schon vor. Sie müssen nur noch das bisschen Krickelkrackel auf den Verträgen erledigen.

Denn schauen Sie mal: gab es nicht immer einen wunderschönen Himmel über Deutschland? Eben, und da wir uns den durch Luftschläge nicht kaputt machen lassen dürfen, müssen wir eben aufrüsten. Machen doch alle. Und wenn alle aufrüsten, dann können wir das ja wohl auch, oder?

Nicht zuletzt aus Gründen der Arbeitsmarktpolitik. Dieses Abwehrsystem hat nun mal einige Milliarden Euro Volumen, da muss man handeln. Sonst schnappen einem diesen Auftrag die Chinesen vor der Nase weg, und das können wir nicht riskieren. Schon aus sicherheitstechnischen Bedenken heraus. Chinesen montieren die Technik, die uns in der EU vor den Chinesen schützen soll! Da können wir ja gleich die Vorratsdatenspeicherung ins Ausland vergeben!

Tun wir schon? Bedaure, das entzog sich meiner Kenntnis. Ich dachte, die Amis sind bei MEADS schon ausgestiegen, dann können wir das als nationalen Alleingang machen, dann klappt das nämlich auch. Wie damals bei den, äh, Drohnen. Das haben wir auch ganz alleine hingekriegt.

Wieso eigentlich Milliardengrab? Immerhin bekommen wir ja auch etwas für unser Geld. Irgendwann. Hoffentlich. Aber Milliardengrab, meine Güte – es kostet sehr viel weniger als dieser Hauptstadtflughafen, und es wird sicher viel schneller fertig. Und es hat sich bisher auch noch niemand beschwert, oder?

Natürlich hätte man den alten Raketenabwehrschirm weiterentwickeln können. Man kann meistens noch etwas anfangen mit alten Sachen, vor allem dann, wenn sie sich bewährt haben. Wenn man sich auf sie verlassen kann, weil die Ergebnisse für sich sprechen. Aber denken Sie immer daran, diese Regierung und ‚Weiterentwickeln‘, das glauben Sie doch selbst nicht.

Das Geld bleibt doch im Land, das geht bloß nach Bayern. Das ist sozusagen die Summe, die die Bayern beim Länderfinanzausgleich ausgegeben haben, und die kriegen sie jetzt wieder erstattet. Am Bundeshaushalt vorbei. Falls Sie sich fragen, wie die CSU auf die Idee mit der Maut gekommen war.

Denken Sie doch auch mal an die vielen positiven Nebeneffekte! Das wird noch zu vielen schönen Debatten kommen, Schmierentheater im Bundestag, Untersuchungsausschüsse, Lügen, ein Nachrichtenmagazin druckt Unterlagen ab, deren Existenz vorher standhaft geleugnet worden war, und viele Jahre später bekommen Sie etwas, das mit dem eigentlich bestellten Ding gar nichts zu tun hat. Wenn Sie das stört, warum spricht denn dann heute keiner mehr über den Stuttgarter Tiefbahnhof?

Außerdem werden die Deutschen gar nicht wissen, was MEADS ist. Das hört sich an wie ein Kätzchenvideo, und auf dem Niveau verkauft von der Leyen das dann auch der SPD.

Klar können Sie so argumentieren, dass es bisher noch keinen einzigen Raketenangriff auf Deutschland gegeben hat. Aber wenn wir bald ein tolles neues Abwehrsystem haben, dann kann sich das ja schnell ändern.

Ist das Ihr Ernst? Mit den Russen reden, statt Waffensysteme zu bauen? Bei aller Liebe, bei der Vorstellung wird mir gerade sehr unwohl. Wenn wir mit den Russen reden. Also von der Leyen. Dann kriegen wir dasselbe Ergebnis doch mit ein paar neuen Waffen viel preiswerter hin.

Nein, Sie müssen sich damit abfinden, wir werden um MEADS nicht herumkommen. Die Sache ist nämlich politisch durchaus notwendig. De Maizière hat das mit den Drohnen versemmelt, und zur Belohnung durfte er wieder Innenminister werden und die Verfassung weiter abschaffen. Aber von der Leyen, wenn Sie jetzt denken, das mit den Hubschraubern, G36, Besenstielpanzer – glauben Sie, man wird so einfach Reichskanzlerin?“