„Es ist doch nicht zu glauben, ist es doch nicht – jetzt steh da nicht rum, Männeken, mach was! Beweg den Hintern! Für im Strafraum pennen hat Dich keiner bezahlt! Jetzt geh endlich in die – aus, aus, Halbzeitpfiff. Wieder nichts. Wie soll dieses Gurkentruppe gewinnen. Die treffen ja nicht mal, wenn die andere Mannschaft zu Hause bleibt.
So ist das eben, wenn man nichts auf die Reihe kriegt. Erst Zwangspause bis NRW, dann Stillhalten bis Baden-Württemberg, und dann wundern sie sich, dass sie nicht in den Spielrhythmus kommen. Das ist doch auch kein Wunder – ist das denn hier ein Freundschaftsspiel? Meine Güte, die Leute verlangen ausgereifte Technik! Das kann doch nicht angehen, was die veranstalten! Standardsituationen: Fukushima, Osama bin Laden, Stuttgart 21, und was richtet diese Mannschaft an? Kollektives Verstolpern! Es ist nicht zu glauben!
Dabei ist das erst Aufwärmphase, die wirklich wichtigen Sachen sind ja noch gar nicht dran. Das bisschen Sozialkürzung und Steuergestoppel, das kann man doch nicht als Spieleinsatz ansehen? Was ist das denn? Aufschwung unter erschwerten Bedingungen? Wie trainiert dieser Haufen denn?
Kein Durchhaltevermögen. Man kann doch nicht ständig irgendwelche Leute einkaufen, Schröder und Friedrich und Bahr und was weiß ich, und die humpeln ein bisschen doof über den Platz. Haben die denn überhaupt Kondition? Haben die schon mal auf dem Platz gestanden, oder jobben die sonst als Eckfahnen in der Altherrenriege?
Gut, man kann ja streckenweise auch mal rein defensiv spielen. Muss ja nicht verkehrt sein. Aber wie soll das funktionieren, wenn die komplette Mannschaft in der eigenen Hälfte herumlahmt und bei jedem schnellen Ball den Kopf verliert?
Keine Kommunikation. Da weiß doch wieder der eine nicht, was der andere vorhat. Hier das defensive Mittelfeld – da die Sturmspitzen, die sich gegenseitig die Knochen einrennen. Der eine will die Laufzeiten verlängern, der andere will sofort aussteigen. Die will unbedingt den nächsten Rettungsschirm verhindern, so wie es schon mal in die Hose gegangen war, der will ihn unbedingt und Eurobonds noch obendrauf. Und Streusalz und Vorratsdatenspeicherung und Terrorgesetze und Steuersenkung und Soli und Libyen – ist das eigentlich eine Mannschaft, und wenn ja, wie viele?
Worüber beschwert sich die Trümmertruppe? Unangenehme Gegenspieler, die auch mal unfair einsteigen? Meine Güte – die stehen sich doch viel zu oft selbst im Weg, da braucht’s nicht mal mehr einen Gegner. Wachstumsbeschleunigungsgesetz – was wollen die da groß beschleunigen? Da wächst doch kein Gras mehr! Was soll denn das? Das ist doch nicht mal ein Zufallstreffer, wenn man dem Gegner so zuverlässig in die Abseitsfalle rein läuft.
Überhaupt diese Ersatzbank. Dieser Libero, der sich als größter Spielmacher aller Zeiten feiern lässt, obwohl er so gut wie nichts auf die Kette kriegt. Wissen Sie, woran man einen von denen erkennt? Stellen Sie einen in den Strafraum, und wenn er umkippt, haben Sie richtig getippt.
Da kommt nichts mehr. Auch wenn das Spiel eher in fliegenden Wechseln besteht – eben mal für die Hauptschulen, jetzt dagegen, und mit der Wehrpflicht sieht es auch nicht besser aus – es ist nicht vom Ende her gedacht. Es mangelt an Perspektive und einfach an der Grundlage: dass ein verdammtes Spiel dazu da ist, Tore zu schießen. Möglichst mehr Tore als die andere Mannschaft auf dem Platz. Oder liege ich da so falsch?
Die stehen da einfach so auf dem Platz herum, einfach so. Eine Halbzeit lang immer wieder den Ball zurück zum Torwart, und wieder nach vorne, und wieder zurück, und wieder nach vorne, und immer so weiter. Bis mal der Gegner einfach in den Pass läuft und ganz gemütlich durch den 16-Meter-Raum dribbelt. Da fallen einem die Zähne vom Zugucken aus.
Vertane Zeit, wenn Sie mich fragen. Das Spiel kann man jetzt schon abhaken. Das ist die einzige Mannschaft, die sich in der Halbzeitpause ein Eigentor reinsemmelt. Unglaublich, das. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit Lyrik. ‚Wir gucken ja auch gar nicht auf die Tabelle.‘ So seht Ihr aus! Erst herumschwadronieren, was das für ein toller Saisonstart war, dann lassen die sich nach Strich und Faden verkloppen, dann lamentieren sie herum, dass die anderen Mannschaften sowieso viel stärker sind, und plötzlich heißt es dann, es käme ja gar nicht auf das Ergebnis an, man habe beschlossen, jetzt nur noch schön zu spielen. Lieber eine große fußballerische Weiterentwicklung, Kunstschüsse auf den eigenen Kasten, wenn man damit absteigt, waren es eben wunderschöne Kombinationen mit etwas viel Pech im Abschluss, und verantwortlich sind eh die Fans, die nicht laut brüllen. Hallo!?
Was wollen die jetzt noch machen? Das Ruder herumreißen? Hoffen, Beten und Salbadern, dass es für einen Relegationsplatz reicht? Die Ostkurve beschimpfen? Den Abstieg schönreden, bis man in der Verbandsliga aufschlägt? Zusehen, wie die eine Hälfte den Verein wechselt und die andere die Fußballschuhe an den Nagel hängt? Das ist keine Mannschaft. Das sind ein paar Schlafmützen, die sich durch die Verkettung unglücklicher Umstände zufällig auf dasselbe Spielfeld verlaufen haben. Ich habe die Nase voll.“
Satzspiegel