Abgrund an Landesverrat

31 07 2014

„… habe der Justizminister Snowden geraten, sich den US-amerikanischen Behörden zu stellen. Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter sei noch relativ jung und könne daher mit einer baldigen…“

„… stehe die Todesstrafe hier nicht zur Debatte, lediglich ein Strafmaß von höchstens 150…“

„… die Vereinigten Staaten jederzeit als einen Hort des Friedens und der Freiheit zu bezeichnen. Die Nation habe sich nach jedem Angriffskrieg, den sie begonnen habe, stets die Freiheit genommen, ohne jede…“

„… es sichere Beweise gebe, dass Snowden für den amerikanischen Geheimdienst gearbeitet habe und deshalb kein glaubwürdiger Zeuge sei. Darum unterstütze die Bundesregierung die Pläne der USA, ihn sicherheitshalber…“

„… vertrete Maas die Auffassung, da Snowden gesucht werde, sei er auch schuldig, sonst würde er ja nicht…“

„… sei es eine Strafmaßnahme gegen Russland, ihnen das Druckmittel Snowden zu entziehen und in ein demokratisches Gefängnis zu …“

„… auch in der längeren Perspektive betrachten müsse. Der deutsche Inlandsgeheimdienst sei noch in hundert Jahren auf die USA angewiesen, dies aber gelte nicht für Snowden und seine…“

„… nicht relevant, dass die deutsche Bevölkerung mehrheitlich anders denke. Die deutsche Bevölkerung bestehe mehrheitlich nicht aus Bundesministern, sei also nicht befugt, politische Aussagen über…“

„… dass Snowden die USA hintergangen und klar deutsche Interessen in den Vordergrund gestellt habe. Die Bundeskanzlerin begrüße es daher ausdrücklich, wenn dieser Abgrund an Landesverrat mit einer empfindlichen…“

„… sei die deutsche Justiz nicht in der Lage, Snowden Asyl zu gewähren, da er nach deutscher Rechtslage nicht verfolgt werde. Außerdem besitze er die Staatsangehörigkeit eines Landes, das zur Bundesrepublik seit Jahren im engen wirtschaftlichen Austausch…“

„… müsse man im Falle einer Einreise riskieren, dass die NSA Snowden abhöre. Dies sei eine schwere Straftat zu seinem Nachteil, weshalb man zu seinem Schutz und zur Verhinderung dieses Verbrechens eine Befragung auf gar keinen…“

„… gefährlich für die Sicherheit. De Maizière befürchte, dass unmittelbar nach der Einreise von Snowden US-amerikanische Terroristen…“

„… vorsichtig optimistisch. Zwar seien die Bilder über Snowdens Aufenthaltsort im Iran noch sehr unscharf, man erkenne jedoch deutlich, dass er mehrere Flugzeugträger im Handgepäck mitführe und deshalb als feindlicher Kombattant mit einem Erstschlag…“

„… zurückgewiesen, dass Deutschland von Snowdens Enthüllungen profitiere. Das Bruttoinlandsprodukt sei dadurch nicht messbar…“

„… die Mehrheit der Unionspolitiker für die Auslieferung an die Vereinigten Staaten. Es sei zu befürchten, dass im gegenteiligen Falle die USA sich weigerten, weitere Verhandlungen über das geplante Freihandelsabkommen mit der EU…“

„… ein falsches Rechtsverständnis habe. Da es für eine Verhaftung von Snowden keine rechtsstaatliche Grundlage geben, sei er auch nicht in Gefahr, sobald er die Vereinigten Staaten von…“

„… müsse eine Haftstrafe im Gefangenenlager Guantanamo Bay nicht zwingend lange Jahre dauern. Sollte die US-amerikanische Regierung dies für sinnvoller erachten, könnte der Vorgang innerhalb weniger Stunden durch eine Verkettung zufälliger Umstände…“

„… nicht geduldet werde, dass die USA ihre gefährlichsten Demagogen in Europa ablade. Seehofer wolle bis zur letzten Patrone dagegen kämpfen, dass nicht auch noch Chelsea Manning…“

„… nach Aussage des Bundesnachrichtendienstes keine Gefahr für Snowden bestehe. Diese Information sei absolut richtig, da sie aus Quellen der NSA…“

„… habe Maas bekräftigt, man sehe beispielsweise am Fall Mollath eine besondere Schwere der Schuld, da dieser wegen derselben Straftaten bereits zum zweiten Mal vor einem…“

„… könne ihm dialektisch betrachtet zum Vorteil gereichen. Maas sei davon überzeugt, dass eine Internierung einschließlich schwerer Menschenrechtsverletzungen der sicherste Weg für Snowden sei, den Friedensnobelpreis…“

„… eindringlich vor einer Einmischung in die Sache warne. Sollte China dem US-Amerikaner im Anschluss an Putin Asyl gewähren, so könne de Maizière nicht für eine friedliche Lösung des…“

„… vor allem als landfremden Parasiten betrachten müsse, der sich widerrechtlich in die Bundesrepublik einschleichen wolle. Als überzeugter Sozialdemokrat lehne Maas es ab, jedem Ausländer ohne hinreichende Qualifikation für den deutschen Arbeitsmarkt das Erschleichen von Transferleistungen zu erleichtern, wenn diese Bevölkerungsgruppe weder Sprachkenntnisse…“

„… vertraue die Bundesregierung fest darauf, dass Snowden ein faires Verfahren erwarte. Sollte sich eine Missachtung rechtsstaatlicher Prinzipien entwickeln, wolle die Koalition dem Botschafter unter Umständen sofort eine Protestnote…“

„… entspreche nicht der Wahrheit. Sämtliche Beweise, einschließlich der vielen hundert Stunden Videomaterial, seien von der NSA gefälscht worden. Maas habe mit den Mitgliedern der Zwickauer Terrorzelle zu keinem Zeitpunkt eine freundschaftliche…“





Doktor No

19 06 2014

„Bedaure, wir können das nicht zulassen, schon aus formalen Gründen nicht. Schließlich ist Snowden noch nie in Deutschland gewesen, wie sollte er so einen Doktor erworben haben?

Sehen Sie denn einen wissenschaftlichen Mehrwert in Snowdens Enthüllungen? Unsinn, Sie wissen doch gar nicht, was Wissenschaft ist. Also Wissenschaft ist, wenn man wissenschaftlich Wissenschaft betreibt, als Professor, oder wenn man dafür Geld bekommt. Und Nobelpreise. So wie Einstein. Deshalb hat der ja auch einen Doktor von der Rostocker Universität bekommen.

Sicher ist das auch demokratisch legitimiert. Fragen Sie doch mal auf der Straße, wovon die Leute mehr verstehen, von Einstein oder von Snowden. Diese Relativtheorie, die kann Ihnen doch heutzutage fast jedes Schulkind erklären. Vielleicht nicht unbedingt in Rostock, die hatten ja damals nur Sozialismus in der Schule, aber sonst weiß das doch jeder in Deutschland. Fragen Sie mal einen auf der Straße, ob diese NASA die Bundeskanzlerin abgehört hat und was der BND ist. Am Ende wollen Sie dafür auch noch einen Nobelpreis haben, was?

Sie unterschätzen die Sache ein bisschen. Einen Doktor bekommt man nicht einfach mal so. Dafür muss man schon etwas tun. Hat dieser Snowden denn überhaupt in Deutschland studiert? Sehen Sie, Sie haben keinen Beweis dafür. Und mit Ihnen soll ich vernünftig diskutieren?

Gauck hat sich wenigstens etwas geleistet für unser Land. Lesen Sie mal, was der jetzt gerade sagt. Dass wir uns militärisch viel mehr einmischen sollten. Und Sie finden das jetzt so großartig neu, wenn Ihr Snowden herausgefunden hat, dass die deutschen Geheimdienste Beihilfe zum Drohnenkrieg der USA geleistet haben? Das nennen Sie einen Mehrwert? Das haben doch diese Piraten vor Jahren schon behauptet, und die wollen sicher auch nicht alle einen Doktor dafür.

Sie wissen doch genau, dass Sie mit der Technik vorsichtig sein müssen. Sie haben es doch gerade eben selbst gesagt: da sind jede Menge ausländischer Verbrecher in diesem Internet unterwegs. Die wollen alle nur die Bundeskanzlerin abhören und die Fotos, die Sie bei Facebook hochladen, auch in Nordkorea sichtbar machen. Natürlich ist dieser Snowden ein Verbrecher, sonst würden ihn die Amerikaner doch nicht vor Gericht stellen wollen. Also manchmal muss ich mich über die Naivität in Ihrer Generation schon sehr wundern.

Dann telefonieren Sie doch nicht immerzu. Warum muss denn Ihre Generation auch ständig telefonieren? oder immer online sein? Oder in diesem Internet, oder beides gleichzeitig? Wir haben das damals nicht gebraucht, und aus uns sind auch sehr gute Politiker geworden. Fragen Sie sich ruhig mal.

Jetzt fangen Sie mir nicht mit Menschenrechten an. Gut, dann fangen Sie mit Menschenrechten an, aber dann frage ich Sie: sind damit nicht in Wahrheit die deutschen Grundrechte gemeint? Keine Ausflüchte, das sollten Sie jetzt genau unter die Lupe nehmen – hier sind doch die deutschen Grundrechte gemeint. Die gelten meines Wissens nach aber nur für Deutsche, und ich kann mich nicht erinnern, dass Snowden tatsächlich die deutsche Staatsbürgerschaft – unterbrechen Sie mich jetzt nicht, Sie bringen mich noch ganz aus dem Konzept! Es sind eben nicht die deutschen Grundrechte, weil das ist wegen diesem Internet, da gelten gar keine, das ist schließlich der international rechtsfreie Raum. Doch, ich weiß das genau, wir haben das an unserem Stammtisch, Ortsverein wollte ich sagen, im CDU-Ortsverein haben wir das besprochen und demokratisch darüber abgestimmt. Es gibt da keine Rechte, deshalb kann die ein Ausländer auch nicht für sich in Anspruch nehmen. Und es gibt nun mal kein Supergrundrecht auf Doktortitel, oder wissen Sie das etwa auch besser?

Nein, die Grundrechte gelten doch nur in Deutschland. Wenn die Amerikaner jetzt angeblich in diesem internationalen Netz spionieren, dann können sie die deutschen Rechte doch gar nicht verletzen. Und selbst wenn sie das tun, rechtfertigt das etwa einen Doktortitel für einen von denen? Wir können doch jetzt nicht jeden, der deutsches Recht verletzt, automatisch mit einem Doktor –

Diese Bemerkung über Frau Schavan verbitte ich mir. Die war immerhin Bundesministerin beim Papst. Snowden nicht.

Wie gesagt, der Snowden ist ein Verbrecher, weil die Amerikaner ihn vor Gericht stellen wollen. Sie dürfen ja gerne der Meinung sein, dass das ein Rechtsverstoß ist, wenn der deutsche Geheimdienst seiner Aufgabe nachkommt. Hier herrscht Meinungsfreiheit. Aber Sie dürfen sich dann nicht wundern, wenn Sie für diese Verschwörungstheorie irgendwann mal Besuch vom Geheimdienst bekommen. Von welchem auch immer.

Ehrendoktor? wieso das denn? Diese NSA hat doch in einem so hohen Maße ehrlos gehandelt – haben Sie das nicht selbst gesagt? – was wollen Sie denn dem Mann jetzt auch noch einen Ehrendoktor verleihen? Sind bei Ihnen jetzt alle Sicherungen durchgebrannt? Und das in einem demokratischen Rechtsstaat? Jetzt ist aber endgültig – nein, auf dem Niveau diskutiere ich nicht mehr mit Ihnen. Gehen Sie doch nach… Ach, egal.“





Go West

16 04 2014

„Ausgeschlossen, das machen wir nicht. Es ist ganz klar, dass wir als souveräner Staat jeden Zeugen verhören, den wir zur Aufklärung feindlicher Angriffe vorladen können, aber das heißt noch lange nicht, dass wir das auch wollen. Oder den feindlichen Angriff auf uns auch als feindlichen Angriff betrachten, oder uns als souveränen Staat. Sie müssen das alles mal differenzierter sehen.

Wir können nicht für die Sicherheit von Herrn Snowden garantieren, verstehen Sie? Das geht einfach nicht. Wir sind nämlich ein Rechtsstaat, und als solcher müssen wir für alle Bürgerinnen und Bürger das Supergrundrecht auf Sicherheit, also das müssen wir, das werden Sie ja wohl verstehen, weil das ein Grundrecht ist, und in einem Rechtsstaat gibt es Grundrechte, und deshalb ist es auch ein Rechtsstaat. Wenn Sie das abschaffen wollen, dann können Sie es gerne probieren, aber dann frage ich mich, warum Sie eigentlich Herrn Snowden dazu nach Deutschland bringen müssen.

Noch mal, wir können für die Sicherheit von Herrn Snowden nicht garantieren. Doch, könnten wir schon, aber dann können wir sonst für gar nichts mehr garantieren. Vor allem nicht für die Sicherheit der Kanzlerin.

Das hat nichts mit dem Völkerrecht zu tun, dafür sind wir gar nicht zuständig. Das machen die Staaten und so, aber nicht die Regierung. Und deshalb können wir als Regierung ja auch nicht einfach die ganzen Vereinigten Staaten haftbar machen, das wäre völlig falsch, und wir sind nun mal ein Rechtsstaat. Schauen Sie, wir sind ein freies Land, und das sollten Sie gut finden. Hier dürfen Sie frei Ihre Meinung äußern, auch gegen die Regierung, und ich als Regierung darf Ihnen auch sagen, dass mir das egal ist.

Herr Snowden dürfte hier auch alles sagen, klar. Aber dann könnte wahrscheinlich Russland auch nicht mehr für seine Sicherheit garantieren. Und wir wollen doch nicht, dass er unseretwegen in Schwierigkeiten kommt.

Es liegt vorwiegend an diesem internationalen Terrorismus. Wenn es den nicht gäbe, müssten wir auch nicht so viele Verfassungsschützer auf die Terroristen abstellen, die fehlen uns natürlich im Inneren und können Herrn Snowden nicht mehr bewachen. Das liegt am Terrorismus. Wir sind da ganz unschuldig. Es liegt am Terrorismus, wenn es den nicht gäbe, würde uns ja die NSA auch gar nicht abhören. Und dann bräuchte man nicht den Verfassungsschutz. Ach, der kümmert sich gar nicht um Terroristen? Haben Sie das schriftlich? Ich wusste das bis jetzt gar nicht.

Oder hier, dieser NSA-Spitzel. Fällt einfach tot um. Fängt sich Diabetes ein, gerade in dem Moment, wo er aussagen soll, und dann fällt er tot um und wird zufällig in seiner Wohnung gefunden. Das war NSU? Da können Sie mal sehen, man kann nicht vorsichtig genug sein!

Stellen Sie sich mal vor, Herr Snowden steigt in ein Flugzeug ein, dass dann rein theoretisch von den Amerikanern über Deutschland entführt wird, und wir haben gerade kein Luftsicherheitsgesetz, nur so einen grundgesetzkonformen Mist – wir dürfen uns doch für so einen Spion nicht in einen Zwischenfall hineinziehen lassen. Immerhin ist Herr Snowden ein international gesuchter Straftäter.

Aber Sie müssen zugeben, die deutsche Öffentlichkeit ist auch ein Stück weit – ich bin Sozialdemokrat, wir sagen nicht ‚Ich habe keine Ahnung‘ oder ‚Ich lüge Sie jetzt nur an, damit ich wiedergewählt werde‘, wir sagen ‚ein Stück weit‘ – daran schuld, dass es so weit gekommen ist. Die Bundeswehr im Innern einzusetzen ist natürlich verfassungsfeindlich, das weiß ich auch, aber fällt Ihnen denn etwas Besseres ein? Wir können doch hier nicht Guantanamo im Grunewald nachbauen, nur weil so ein durchgeknallter Ami, der jahrelang unsere Kanzlerinnen und Kanzler ausgehorcht hat, jetzt plötzlich seinen Moralischen kriegt! Wir haben ja bald kein Geld mehr für die Ukraine!

Etwas differenzierter, bitte. Ihr Einwand zieht nicht. Und seit wann ist denn Herr Snowden ein Held? Wir können doch jetzt nicht jeden zum Helden hochstilisieren, nur weil er mal einen Friedensnobelpreis – hat er gar nicht? Sehen Sie, nicht mal das hat er geschafft, und Sie machen den Mann gleich zum Helden. Lächerlich! Stauffenberg? Bei Ihnen piept’s wohl! Sie müssen das viel differenzierter sehen, den haben sie zu Recht aufgehängt. Ein Attentat auf die Regierung, und dann müssen Sie sich mal überlegen, was bei so einem Bombenanschlag alles hätte passieren können. Viele unschuldige Menschen, die Bausubstanz, die Umweltfolgen, vielleicht hat einer der Soldaten sogar einen Knallschaden erlitten, der war doch dann für sein ganzes Leben gezeichnet. Was lernen die Kinder eigentlich heute in der Schule?

Wir können uns vorstellen, Herrn Snowden in Moskau zu befragen. Wir fahren da alle nach Moskau, natürlich nicht der gesamte Ausschuss, man muss mal sehen, wer denn da am besten geeignet wäre, und dann müssten wir mal sehen, ob wir irgendwelche Fragen stellen.

Sie können ja gegen die Russen sagen, was Sie wollen, aber gegen diese Terroristen setzen die sich immer noch durch. Vor denen haben die keine Angst. Afghanistan? Ich weiß jetzt nicht, was Sie meinen. Aber Sie haben schließlich an der letzten Präsidentenwahl gesehen, dass es da absolut sicher zugeht. Bei den Olympischen Spielen auch. Kein Terrorismus. Höchstens mal so eine Mädchenband, die ins Fernsehen will. Aber sonst war das alles doch recht friedlich.

Wir sollten das viel differenzierter sehen. Die Russen sorgen für Sicherheit, was wir natürlich auch anerkennen, und im Gegenzug werden wir unsere ansonsten natürlich durchaus berechtigte Kritik an den Völkerrechtsverstößen auf der Krim und in der Ostukraine sehr viel differenzierter formulieren. Falls wir nach einer gewissen Pause der internationalen Verhandlungen überhaupt noch die Zeit finden, in einer neuen Diskussion uns in die inneren Angelegenheiten unserer russischen Freunde einzumischen. Das würde bestimmt dem europäischen Gedanken viel mehr schaden als ein klares Bekenntnis zur Freiheit und zum Rechtsstaat, wenn ich Sie richtig verstehe, oder?“





Ungesetzlicher Notstand

4 11 2013

„Nein, das ist ganz ausgeschlossen. Können Sie vergessen. Aus Sicherheitsgründen, verstehen Sie? Nur aus Sicherheitsgründen. Es gibt da so eine alte Unfallverhütungsvorschrift, nach der müssten wie alle Wasserhähne auf Russisch beschriften, und das ist in so kurzer Zeit einfach nicht zu machen. Wir werden Herrn Snowden nicht nach Deutschland holen können.

Es ist ja nur, weil ich nicht genau weiß, wie ich das den Amerikanern beibringen soll, beziehungsweise: ob man es denen überhaupt noch beibringen muss. Oder kann. Die sind ja schon etwas schwierig. Weil wir das mit den Straftätern ja seit knapp siebzig Jahren immer so machen, dass wir warten, bis sie richtig alt sind, und wenn wir sie vor Gericht stellen wollen, dass findet sich immer einer, der sie für verhandlungsunfähig erklärt. Sie, ich finde das auch nicht befriedigend, aber wir leben glücklicherweise in einem Rechtsstaat, da müssen wir uns gegen solche Methoden nicht wehren können.

Das Asyl in Russland gilt ja auch bloß für ein Jahr, also kann er nicht ewig da bleiben. Was das damit zu tun hat? Sie kennen doch die deutsche Bürokratie, wenn Sie hier einen Antrag stellen, dann können Sie vielleicht erst in ein bis zwei Jahren einreisen, das liegt immer im Ermessen des zuständigen Beamten. Und da müssen wir natürlich ganz besonders gründlich prüfen und uns mit den amerikanischen Kollegen verständigen. Nicht, dass uns da eine falsche Geburtsurkunde vorliegt oder dass der Mann nicht die korrekte Steuerklasse nennt oder solche Sachen, da reagieren wir ganz empfindlich. Das geht unter Freunden gar nicht. Und dann stellen Sie sich mal vor, Herr Snowden hat ein Visum beantragt und ist eingereist, und dann läuft zwischendurch seine Aufenthaltsgenehmigung in Russland ab. Wie soll ich mir das vorstellen? Macht der dann auch einen Hungerstreik vor dem Brandenburger Tor? Das muss doch nicht sein! Sie, wenn Sie mir jetzt lauter ehemalige Spione über Lampedusa nach Deutschland schleusen, dann werde ich aber ungemütlich!

Außerdem ist das bestimmt recht kostspielig, oder? Wir müssen uns doch Tag und Nacht um den Mann kümmern, sonst denkt der doch, dass wir in Deutschland eine zu dünne Personaldecke haben. Sieht man doch beim NSU, da hatten wir auch nie genug Kräfte, die haben jahrelang – NSU, NSA, das ist doch fast dasselbe. Lanz? in die Talkshow? Bloß nicht, da fragt der den bestimmt, ob er schon bei Facebook ist. Dann schon lieber als Stargast bei Wetten, dass…?. Da schüttet der sich Pudding in die Hose und wir kriegen Geld dafür.

Jetzt sind aber auch Sicherheitskonferenzen, da können wir den Snowden hier in Deutschland so gar nicht gebrauchen. Würden Sie das etwa gut finden? Sie besprechen gerade, wie Sie die chinesische Industrie schneller ausspionieren können als die chinesische Industrie Sie, und dann erzählt ein chinesischer Redner dem Publikum, was Sie sich im Internet in den letzten drei Tagen für einen Schweinkram angeguckt haben? Die Amerikaner werden wenig begeistert sein, das dürfen Sie glauben. Ich sagte doch, es ist alles aus Sicherheitsgründen.

Wieso Menschenrechte? Der Mann ist in einer religiösen Splittergruppe? Obamas Zeugen? Das weiß ich nicht, aber solange nichts vorliegt, müssen wir den Dienstweg einhalten. So ist das nun mal. Der soll sich in Deutschland meinetwegen von einem CIA-Agenten mit dem Regenschirm pieksen lassen, dann darf er einreisen und kann in jeder beliebigen Polizeidienststelle Anzeige erstatten. Da haben wir nichts dagegen.

Übergesetzlicher Notstand? Das kann ich nicht gutheißen. Jedenfalls müssten wir dafür unsere amerikanischen Freunde fragen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die damit einverstanden wären. Die haben da so ihre eigenen Definitionen, und ich glaube, die wollen sie für sich behalten. Ungesetzlicher Notstand, aber der gilt nur für amerikanische Staatsbürger. Weil die nämlich wichtiger sind als europäische Minister.

Wie, der Snowden ist immer noch Amerikaner? Also so richtig mit Pass und allem? Da könnten wir vielleicht etwas drehen. Wenn nämlich nach dem Ablaufen der russischen Aufenthaltsgenehmigung die Abschiebung droht oder wir ihn ausliefern müssten, könnten wir ihn einfach hierlassen. Er bräuchte nicht mal einen Antrag auf Einbürgerung stellen. Möglicherweise können wir dann so argumentieren, dass wir aus koalitionstaktischen Gründen keine doppelte Staatsbürgerschaft in den Vertrag aufnehmen müssen, weil Herr Snowden ja weiterhin Amerikaner bleibt, und dann entdecken wir im letzten Augenblick, dass das Telefon der Bundeskanzlerin immer noch abgehört wird. Doch, das kriegen wir raus. Der BND hört schließlich die NSA ab, wie sie die Kanzlerin abhört. Das kriegen wir raus.

Dann müssten wir bloß noch wissen, wann er anreist. Ob er ein Einzelzimmer braucht, wie lange er bleibt, so Sachen halt. Obwohl nein, warten Sie, das lassen wir besser. Das macht man unter Freunde nicht, verstehen Sie? Da fragen wir lieber gleich die NSA.“





Der große Bluff

15 07 2013

„Hat er gesagt, was er weiß? Hat er nicht? Was weiß er denn dann? Wenn er nicht gesagt hat, was er weiß, dann kann er doch nichts wissen, oder? Oder wissen wir das nicht? Jetzt regen Sie mich nicht auf, das hier ist kompliziert genug. Jedenfalls werden wir so mit Snowden nicht fertig.

Albtraum, hat er gesagt? Das kann ich mir nicht vorstellen. Albtraum? und er kann uns in einer Minute mehr Schaden zufügen als jeder zuvor? Was haben wir denn seit Vietnam gemacht, was ich hier im Weißen Haus nicht mitgekriegt hätte? Das ist doch bestimmt wieder so ein Bluff. Bestimmt, der kann ja gar nichts wissen. Dazu zahlen wir den Leuten einfach zu viel, als dass sie einfach so Geheimnisse weiterverkaufen würden. Aber sicher ist sicher. Ich habe gleich ein Memo rausgeschickt, sie sollen alle ihre Dokumente prüfen. Vielleicht hat jemand Daten geklaut und wir haben es nicht gemerkt.

Normalerweise würde ich jetzt bei der Navy anrufen, ob die noch einen Flugzeugträger übrig haben und ein paar Mann, die sich als Taliban verkleiden. Doch, Taliban. Russische Uniformen hätten wir noch da, aber die Bilderberger hatten mit Putin ausgehandelt, dass er erst die unterirdischen Gaskammern für seine Dissidenten zu Ende bauen darf, bevor wir einen gemeinsam Terroranschlag planen. Wir müssen uns da schon an internationale Abmachungen halten, das erwartet man von Freunden.

Haben Sie eigentlich noch den gelben Ordner? Na, diesen gelben Ordner – der steht doch bei Ihnen im Büro. Linker Schrank. Obere Reihe. So ein gelber Ordner eben. Da waren die alten AOL-Passwörter drin und die NFL-Ergebnisse von 2014. Da müsste so ein graues, nein: mittlerweile dürfte es braun sein. Wir hatten uns doch 1989 eine Quittung geben lassen für die Hängolin-Vorräte aus der DDR. Ist die noch da? Dann kann es das also auch nicht gewesen sein. À propos Quittung, die für den Friedensnobelpreis war abhanden gekommen, habe ich gehört? Ein Kontoauszug. Wir haben den Eindruck, dass das Ding ein bisschen häufig zu Privatfeiern mitgenommen wird. Könnte das eventuell sein? Dann haben Sie ein Auge auf das Ding. Das ist unsere Versicherung, falls sie uns den Preis irgendwann wieder aberkennen sollten.

Es kann doch auch eine Verschwörungstheorie sein, oder? In Wahrheit weiß er überhaupt nichts, aber wir wissen nicht, dass er nichts weiß. Das ist eine Verschwörungstheorie. Das muss eine sein. Der kann uns ja gar nichts nachweisen. Die Chemtrails sind eine russische Erfindung, habe ich gelesen, oder war das doch HAARP? Das Komplizierte an unserem Job sind nicht die ganzen Geheimnisse, sondern den Überblick zu behalten, wer was wissen darf.

Das Problem ist, dass Snowden eine hohe Sicherheitsfreigabe hatte. Jedenfalls viel höher als der Präsident. Stellen Sie sich doch bloß mal die Verwicklungen vor. Obama geht vor die Presse und sagt denen, es gäbe überhaupt keine Ufos, und sie seien nie in der Area 51 gelandet, und es gäbe die Area 51 gar nicht, und Elvis sei auch schon tot. Der sagt das einfach so frei von der Leber weg, weil er es eben nicht weiß. Das sind doch die wahren ethischen Konflikte! Wir müssen das hier irgendwie auf die Reihe kriegen, dass das einigermaßen geordnet zugeht. Jedenfalls lassen wir uns von dem Bürschchen nicht erpressen. Dann soll er doch ruhig erzählen, dass wir AIDS nur erfunden haben, um Afrika leer zu kriegen für unser Solarenergie-Projekt. Okay, bei Deepwater Horizon mussten wir ein bisschen mehr in die Luft jagen, um die Kritiker mundtot zu machen, aber haben wir da die Dreckarbeit gemacht? Na!?

Außerdem ist es doch völlig irrelevant, ob wir tatsächlich auf dem Mond waren. Wer will denn da jetzt hinfliegen und nachgucken, ob die Spuren noch im Boden sind? Die Fahne kann ja auch längst weg sein, wissen Sie, so ein Mond dreht sich ja auch, und dann fällt das Ding halt mal um, und da ist kein Atmosphäre, und dann wird das in den Weltraum – was rede ich denn da, das ist doch alles Quatsch! Außerdem wissen doch die Chinesen auch, dass wir wissen, dass sie manche Dinge haben, die wir besser nicht von ihnen wissen sollten.

Immerhin hatten wir damals nur das zweitbeste Angebot, Wojtyła umzunieten. Dieser Türke war billiger. Ja meine Güte, was sollten wir denn da tun! Dieser Schweinepriester macht uns den ganzen Ostblock kaputt mit seiner Befreiungstheologie, und wie sollen wir Wirtschaftskriege rechtfertigen, wenn wir nicht den Kommunismus als Buhmann im Schrank haben! Der Islam war ja zu der Zeit noch gar nicht erfunden, also bis auf den Irak, aber damals war Saddam auch noch einer von den Guten, und Osama war mit seiner Ausbildung noch nicht fertig. Aber wir haben die immer bar bezahlt. Die können uns gar nichts.

Also aufpassen jetzt. Keine schriftlichen Belege, nichts mehr aus der Hand geben ohne die höchste Sicherheitsstufe, Ausweise kontrollieren, und dann halten Sie um Himmelswillen endlich den Ball flach. Hören Sie endlich auf mich, ich mache das auch nicht erst seit gestern. Sie laden ab sofort keine ausländischen Minister mehr ein. Ihre Eigenmächtigkeit bringt uns alle noch in den Knast, verstanden? Keine Extratouren mehr. Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Ich hatte es Ihnen gleich gesagt, schon am 10. September: ein Flugzeug reicht völlig!“





Aus der Luft gegriffen

4 07 2013

„Kein Problem, Herr Minister. Wir sind da ganz diskret. Da halten wir uns streng an die Hausordnung. Auch wenn die Bude schon in Flammen steht. Unsere transatlantischen Freunde dritter Klasse sollen keinen Grund zur Beanstandung finden.

Wundervolles Schussfeld, Herr Minister. Dieser Hauptstadtflughafen ist wirklich ein Geschenk. Und glücklicherweise nicht zu früh fertig geworden. Da ist viel Platz für die Air Force One. Großartiges Schussfeld, wenn’s hart wird, knackt die GSG 9 das Teil mit dem Dosenöffner. Die kommen hier nicht weg. Keinen Meter weit.

Wir haben ihnen erstmal gar nicht gesagt, warum wir sie festsetzen. Die steht eben einfach so da jetzt, die Präsidentenmaschine. Aus der Luft gegriffen. Kann man nichts machen. Außenpolitisch ist da nichts zu befürchten, Herr Minister. Sollte es zu außenpolitischen Verwicklungen kommen, schicken wir einfach Westerwelle. Der kapiert eh nichts, und wenn die Amis gegen die Wand reden, hat sich die Sache früher oder später erledigt. Außenpolitisch zumindest.

Sie sollten in Ihrem Statement natürlich als erstes erwähnen, dass die Bundesrepublik hier aus freien Stücken agiert und dass es keinen politischen Druck von Seiten der Europäischen Union gab. Im Gegensatz zu den USA sind wir nicht erpressbar. Aber klar, Herr Minister. Wenn es etwas gäbe, mit dem man uns erpressen könnte, glauben Sie, der Vogel stände immer noch da draußen auf dem Rollfeld?

Terror, Herr Minister. Wie bei denen. Wenn man nicht mehr weiter weiß: Terror. Alles Feind. Und gar nicht großartig nachdenken, einfach alles für Terror erklären, was einem vor die Flinte kommt. Das können Sie doch, Herr Minister. Was hätten Sie je anders gemacht. Eben, Herr Minister. Nicht um solche Kinkerlitzchen wie Rechtsstaat kümmern oder Grundgesetz. Wir erzählen ihm, dass wir nach Geheimdienstinformationen einen international operierenden Kriegsverbrecher suchen, der sich an Bord der Maschine aufhalten soll. Nach Informationen eines richtigen Geheimdienstes, Herr Minister. Nicht solche Luschen wie die NSA. Das ziehen wir durch, Herr Minister. Was die können, das können wir schon lange.

Unsere Anti-Terror-Maßnahmen sind aber auch ganz hübsch, Herr Minister. Und praktisch. Schauen Sie mal, das Luftsicherheitsgesetz – da haben wir den finalen Rettungstotschlag. Eigentlich. Aber da wir das ja nicht dürfen, Herr Minister, machen wir es eben trotzdem. Oder wir kündigen es nur an. Vorerst. Wollen wir mal sehen, wie die reagieren, wenn wir den Spieß umkehren.

Verwaltungstechnisch dürfte das kein Problem sein, Herr Minister. Für den Abschuss einer Maschine ist ja der Kollege de Mazière zuständig, der hat momentan genug Scheiße am Schuh, und ich sage Ihnen, der drückt auf jeden Knopf, den Sie ihm hinhalten. Auf jeden. Der ist so genervt von dem ganzen Theater mit den Drohnen, der würde wahrscheinlich sogar die Kanzlerin in ihrem eigenen – nein, würde er nicht. Haben Sie ganz recht, Herr Minister. So viel Arsch hat der nicht in seiner dünnen Hose.

Vermutlich ist der Mann sowieso froh, wenn er hinterher einen Rücktrittsgrund hat. Den entsorgen wir noch mal ganz flott vor der Wahl, und dann schreibt er ein Buch, hält Vorträge, sitzt im Aufsichtsrat einer Rüstungsfabrik und wird Kampfpanzerlobbyist. Muss ja nicht jede Karriere unter Merkel in die Grütze gehen, oder?

Wir hatten gedacht, wir schicken ihm die sächsische Polizei rein. Richtig, Herr Minister, die sind schmerzfrei, was das Strafprozessrecht angeht. Und machen Sie sich keine Sorgen, was die Beweise angeht. Die bringen sie gleich mit. Von denen könnte Colin Powell jede Menge lernen. Wenn die Situation kippt? Hm. Nein, Cindy aus Marzahn ist keine gute Idee. Wir schicken ihm Gauck rein. Mit der Nervensäge wird er nicht fertig. Jede Wette.

Gerichtsverfahren? Internationaler Haftbefehl? Herr Minister, haben Sie unsere Taktik überhaupt begriffen? Hier geht es nicht um de Einhaltung von Konventionen, hier geht es darum, als erstes zuzuschlagen. Und dem Gegner zu zeigen, dass wir uns einen feuchten Dreck um die Regeln kümmern, wenn er das auch nicht tut. Verstehen Sie, Herr Minister? Osama, Obama, wo ist der Unterschied?

Sie haben uns zu verstehen gegeben, dass Europa für sie der Hinterhof ist, in dem sie ihre dreckigen Deals abziehen können. Es mag der Hinterhof sein, aber die Herren sind immer noch wir. Nein, Herr Minister, das glaube ich nicht. Sie werden bei uns keine Massenvernichtungswaffen finden. Höchstens die, die sie selbst aufgestellt haben.

Es sollte uns nicht stören, dass sich die Vereinigten Staaten damit isolieren. Was sollen sie machen? Den Teutoburger Wald mit Agent Orange abholzen, weil sich da die Bundeswehr versteckt? Die Nordseeküste verminen, damit keiner mehr zu den Bohrinseln rudern kann? Luftschläge ankündigen für den Fall, dass von deutschem Boden aus Raketen aufsteigen? Blödsinn. Und wenn es wirklich internationale Verwicklungen geben sollte, warum wir ausgerechnet in der Air Force One suchen, Herr Minister, erwähnen Sie einfach Guantanamo.“