Gernulf Olzheimer kommentiert (DLXXV): Olympische Spiele

30 07 2021
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Was hatten die antiken Menschen für putzige Ideen, ihre jeweiligen Schöpfungsverantwortlichen mit körperlichen Auseinandersetzungen zu preisen, Wagenrennen und Faustkampf, Malerei und Tanz, und zum Schluss bekamen die Sieger Selleriekranz und Fichtenzweige. Am ehrlichsten waren noch die mesoamerikanischen Ballspiele, bei denen zum Schluss die Sieger geopfert wurden; heute wäre eine komplette Ethikkommission dagegen, weil die Bilder sich nicht vermarkten ließen. Immerhin kam die Idee des Ertüchtigungsturnens aus dem blinden Nationalismus, der als eine Art Gegengewicht die internationale olympische Idee zeugte, für die sich Amateursportler in fairem Wettkampf nach einem Stück Metall abstrampeln in den klassischen Disziplinen wie Tauziehen, Durch-Fässer-Hüpfen und Krocket. Was geblieben ist, ist ein mediales Sperrfeuer aus Markenbotschaften vor der Kulisse großflächiger Umweltzerstörung. Wozu brauchen wir noch Olympische Spiele?

Vermutlich würden es die ganzen Antibiotika alleine nicht in die Sportstätten schaffen. Sport ist, Juvenal wusste es, lediglich eine Angelegenheit intellektuell benachteiligter Muskelaffen, was der klassisch ungebildete Baron de Coubertin denn auch gründlich missverstand. Heute spielt er nur noch eine Nebenrolle, wie ein lästiges Anhängsel, mit dem man seine eigenen Geschäfte aufbläst. Der Ablauf ist seit Jahren geradezu gleich: nach einem Schmiergeldspektakel, von dem jeder weiß, wird eine der großen Industrienationen erkoren, die nächste Runde der Gigantomanie auszurichten, und klotzt je nach Bedarf beheizbare Skipisten oder ein luftgekühltes Stadion in die Landschaft, um den Sponsoren zu versichern, dass man notfalls auch auf dem Mars Marathon laufen könnte, wenn nur die Fernsehrechte an dem ganzen Schmodder in Sack und Tüten sind. Unter dem Deckmäntelchen der Nachhaltigkeit versprechen die Konzerne gern die Wiederaufforstung sorgsam weggehobelter Wälder, während sie ganze Landstriche mit Beton so zupflastern, dass man es aus dem All sehen kann. Wo bisher Dörfer waren, Kleinvieh stand oder ein Naturheiligtum indigener Stämme, ballert ein Trupp regierungsnaher Architekten mit frisch gewaschener Kohle eine bigotte Bizarrerie in die Wunden der Welt – staatlich finanziert, auch wenn’s gerade im Auftrag diktatorisch herrschender Soziopathen ist, denn das Internationale Olympische Komitee hat lediglich ein gesteigertes Interesse an Glanz und Geld, nicht an der Organisation und Durchführung des ganzen Gezumpels. Wozu auch, wenn knackige Sportlerinnen genug nackte Haut und sekundäre Geschlechtsmerkmale in die Kamera halten, fühlen sich die tatternden Kalkschädel in der Chefetage wenigstens einmal wieder jung.

Die wandernden Werbefestspiele sind typisch für den Trickle-down-Mythos der Großkopfeten. Das herbeiprophezeite Wirtschaftswachstum fand nie statt, allerdings kann man allerhand moderne Ruinen besichtigen, die nach Abzug der Karawane stumm vor sich hinrotten. Auch die angebliche Kernidee, durch das Vorbild der Modellathleten den Breitensport zu fördern mit allen seinen sozialen und pädagogischen Vorteilen, verdümpelt elend in der Realität. Wie denn auch, wenn sich Staaten mit der Austragung der Monsterspiele tief in die Grütze reiten und hinterher Sparprogramme auflegen, um die Kosten für die stattgehabte Kirmes wieder reinzuholen. Immerhin werden regelmäßig Budgets für die paramilitärische Ausrüstung der Polizei erhöht: erst für die Proteste vor den Spielen, dann für die Proteste gegen die Austeritätsfolgen.

Und der Sport? bandagierte Invaliden hampeln am Stufenbarren, Eiskanäle werden ohne Rücksicht auf Sturzgefahr in dem Hang geschwiemelt, damit die rohe Botschaft von der Eigenverantwortung des athletischen Personals sich besser einhämmert. Die neoliberale Idee, alles zum Wettbewerb zu machen und nur den Sieger zu unterstützen, wirkt auch hier, wie man an Leichtathleten im Wüstenwind sieht: wer das überlebt, hat gewonnen. Zugleich zeigt die monumentale Inszenierung eines Mittelfingers gegen die reine Vernunft, dass den Regisseuren der Spiele der Klimakollaps längst reißpiepenegal ist. Die Aircondition im Stadion braucht ein mittleres Kraftwerk, das lustig die Welt verstrahlt oder noch mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ballert – das einzige, was noch internationale Wirkung hat. Wir heizen mit Siegern. Dafür hätten wir einfach nur die aztekischen Ballspiele gebraucht.

Aber es geht voran, denn inzwischen sind auch die Zuschauer überflüssig. Es darf gehüpft, geturnt und geschwommen werden, ohne dass sich der Pöbel einmischt und an falscher Stelle klatscht. Im lummerländischen TV sieht man vorwiegend die lummerländischen Flummiweitdotzer, der Rest wird im Internet verklappt. Wahrscheinlich könnte man die ganze Sportsache auch noch rückstandsfrei aus der Öffentlichkeit kärchern, dann seiern ein paar larmoyante Berufsirre alle Jahre wieder an einem anderen ökologischen Krisenherd von der Liebe zu Sport und Spiel und lassen den ganzen Krempel von einem elektrischen Garagentor präsentieren. Da weiß man, was man getrost ignorieren kann.





Ellenbogengesellschaft

20 05 2020

„… erste Stimmen gegen die Fortführung der Liga laut würden. Offenbar seien nicht alle Spieler vom Konzept der DFL überzeugt und hätten starke Bedenken, sich während des Trainings oder im Stadion mit dem Virus zu…“

„… kein Mitspracherecht eingeräumt werden könne. Es sei für die Spieler, die vertraglich an ihren Verein gebunden seien, weder vorgesehen, sich gegen ihren Trainer noch gegen die…“

„… sich der Kapitän der Borussen bereits vor dem Anstoß einen Platzverweis eingehandelt habe. Das Verbot, nach der Platzwahl dem gegnerischen Spieler die Hand zu reichen, habe dieser aus voller Absicht und offensichtlich sogar im…“

„… sei ein einziger Corona-Fall noch nicht so gravierend, dass eine gesamte Mannschaft mit Ersatzspielern und Funktionsträgern in Quarantäne gehen müsse. Da ohnehin alle Spieler sich derzeit in einer Sammelunterkunft aufhielten, könne man von einer raschen Durchseuchung des…“

„… es keine Einschüchterungsversuche von Trainern oder Präsidenten gegeben habe. Der Vorstand des FC habe den Spielern lediglich auf unmissverständliche Weise klar gemacht, dass sie in der kommenden Saison auf der Transferliste stehen würden, wenn sie sich jetzt nicht an die…“

„… in einen Supermarkt gefahren sei, um sich Rasierschaum und Seife zu kaufen. Der Torwart sei mit sofortiger Wirkung aus dem Kader des…“

„… seien Lungenprobleme als Spätfolge einer Infektion mit COVID-19 nicht auszuschließen. Die DFL verweise in diesem Zusammenhang allerdings auf die vergleichsweise hohen Spielergehälter, die es den Betroffenen später ermöglichen würden, ein Leben ganz ohne Sport zu…“

„… dass auch der Ladenbesuch des Augsburger Trainers als Ausbruchsversuch angesehen werden müsse. Unklar ist bisher, ob dieses von anderen Spielern nur nachgeahmt werde oder ob Herrlich dies bewusst als Fanal an die…“

„… schwere Strafen vorgesehen seien, wenn der Ball nicht regelmäßig desinfiziert werde. Da die hessische Mannschaft mit Absicht das Aufsprühen der Desinfektionslösung verweigert habe, seien alle Spieler innerhalb der ersten Halbzeit von Platz gestellt worden, was sehr zum Ärger der…“

„… es sich nicht um landwirtschaftliche Helfer handele, die leicht wieder in ihre Herkunftsländer verbracht werden könnten. Mutwillige Gefährdung durch ausländische Fußballer müsse daher auch mit schweren Sanktionen bis zum…“

„… halte die DFL das Desinfektionsgebot nach wie vor für sehr sinnvoll, wolle es aber ab sofort nicht mehr durchsetzen, da es bisher schon zu oft für einen vorzeitigen Spielabbruch gesorgt habe. Die Mannschaften seien nochmals ermahnt worden, dass Sicherheit und Infektionsschutz nicht dem Selbstschutz der Spieler, sondern dem Image der DFL gegenüber Sponsoren und…“

„… und beim Torjubel mehrmals Spieler der eigenen Mannschaft berührt habe. Da regelkonform nur der Ellenbogen eines Mannschaftskameraden angefasst werden dürfe, überlege man derzeit, ob man die Bezeichnung ‚Ellenbogen‘ für die gesamte obere Körperhälfte des…“

„… Risikozulagen für Profispieler nicht gezahlt werden könnten, da die Liga ansonsten auch für die Folgen des normalen Betriebs aufkommen müsste. Es sei jedem Spieler selbst überlassen, sich mit den Gefahren für Leib und Leben während eines…“

„… beider Mannschaften sich verabreden haben müssten. Der Schiedsrichter habe während der ersten Sekunden des Spiels zweimal die Teams kollektiv ermahnt, nicht mehr auf den Rasen zu spucken, und sei gezwungen gewesen, nach einem gemeinsamen Verstoß gegen die…“

„… sei die DFL inzwischen der Meinung, dass bei entsprechender Körperhaltung auch die untere Körperhälfte als ellenbogennah bezeichnet werden dürfe, was sich nach einem erzielten Tor dann in einer vollkommen freien Gestaltung des…“

„… die gestiegenen Kosten für Unterkunft und Hygienemaßnahmen dazu führen könnten, dass Spieler in ihren Vereinsheimen erhebliche Abzüge von ihren Gehältern hinnehmen müssten. Es müsse berücksichtigt werden, dass die Dividenden für die Vereinsvorstände nicht durch eine Pandemie verringert werden dürften, um die Zukunft des Fußballsports in…“

„… vom Trainer des Tabellendritten gehört habe. Dieser sei mit seiner Kritik an der Fußball-Bundesliga als Ellenbogengesellschaft weit über das Ziel hinaus im Abseits…“

„… nach wie vor freiwillig sei. Allerdings könne der Verein nicht mehr dafür garantieren, dass ein Spieler, der nicht freiwillig am Training teilnehme, weiter im Kader berücksichtigt oder…“

„… als nationale Notlage bezeichnet habe. Die Relegationspartien könnten nur dann ausgetragen werden, wenn die Spieler bis einschließlich 30. Juni unter Vertrag bleiben würden. Sollten diese ab Juli bei einem anderen Verein Vertrag haben, so sei es das unternehmerische Risiko der Spieler, die sich nicht einfach auf den…“

„… allerdings keiner am Spieltag erschienen sei, so dass die Partie gar nicht habe angepfiffen werden können. Die Spieleranwälte hätten sich einstimmig auf die Freiwilligkeit des Einsatzes berufen und Strafen für ihre Mandanten kategorisch…“

„… zu einem Management-Gipfel einlade. Die DFL erhoffe sich Impulse von Fleischproduzenten, die ihre Personalführung durch marktfreundliche Instrumente des wirtschaftlichen…“





Kick Dich ins Knie

28 04 2020

„… sich für eine schnelle Wiederaufnahme des Betriebs ausgesprochen habe, da es sich um eine stark systemrelevante Größe handele, von der die Stabilität der Gesellschaft abhänge. Ohne die Fußball-Bundesliga, so Spahn, könne es auf Dauer keinen nationalen…“

„… dass jeder einzelne Test, der bei Spielern eingesetzt werde, bei Pflegepersonal und Ärzten fehle und ein ungleich höheres Infektionsrisiko für Patienten schaffe. Das Robert-Koch-Institut lehne den Vorschlag rundweg ab und werde sich nicht in der Diskussion um eine…“

„… komme inzwischen einem Berufsverbot für Profifußballer gleich. Watzke werde nicht tatenlos zusehen, wie der Sport durch die Bundesregierung und interessierte Kräfte aus Wirtschaft und…“

„… obwohl sich vereinzelt DFB-Mitglieder aus Kreis- und Regionalligen gegen einen Spielbetrieb ausgesprochen hätten, da für sie Geisterspiele nicht attraktiv seien. Im professionellen Lager sehe man diese Entwicklung mit großer Sorge, da sie nicht dem beabsichtigten…“

„… dass die Clubs der 1. Liga auch weiterhin Milliardengewinne machen müssten, um ihre Gehälter, Ablösen und Beraterhonorare zahlen zu können. Dies sei durchaus wichtig, da es der gesellschaftlichen Basis ausschließlich um diese Art von Profisport gehe, mit der sie sich vollkommen identifiziere und die sie aus tiefstem Herzen…“

„… immerhin preiswerter für die Vereine seien, da es keine polizeiliche Betreuung für gewaltbereite Fans geben müsse, wenn sämtliche Spiele unter Ausschluss der…“

„… dass die Abstandsregelung für Spieler nicht gelte, da sie in einer beruflichen Betätigung seien. Andererseits gebe es Mannschaften, die sowieso nicht näher als anderthalb Meter an einen gegnerischen…“

„… ob man nicht Corona-Tests aufbereiten könne, um sie mehrmals zu nutzen. Spahn wolle die Aufbereitung aber nur in einer deutschen Anlage zulassen, da nur so die Sicherheit gewährleistet werde, die der Sport im…“

„… werde der 1. FC Bayern München aus Protest seine blattvergoldete Weißwurst von der Speisekarte der Mitarbeiterkantine entfernen. Es sei dem einfachen Vereinsmitglied nicht mehr zu kommunizieren, dass hart arbeitende Millionäre am Mittag eine karge Mahlzeit zu sich nehmen würden, während draußen geldgierige Krankenschwestern auf 1.500 Euro Prämie warten würden, die sie nur erhielten, da sie ihren arbeitsvertraglichen Pflichten nachkämen, was in anderen Berufen als…“

„… würden Pfleger an zahlreichen Kliniken mit Dienst nach Vorschrift drohen, wenn sie wie von Spahn angekündigt abgelegte Schutzmasken und Kleidung von den Stadiontests auftragen müssten. Der Gesundheitsminister habe seinerzeit rechtliche Schritte wegen unterlassener…“

„… einen ungerechtfertigten wirtschaftlichen Vorteil gegenüber anderen Sportarten darstelle. Watzke habe dies als unfair bezeichnet, da nur der Fußball in Deutschland einen so hohen Stellenwert besitze und über eine Nationalmannschaft verfüge, die bis auf die letzte Weltmeisterschaft immer in…“

„… sei für Spahn auch eine Austragung der Spiele mit Masken möglich. Dies erfordere unter Umständen kürzere Halbzeiten sowie mehrere Unterbrechungen des Spiels, damit sich keine atmungsbedingten…“

„… werde eine freiwillige Selbstverpflichtung der Spieler unumgänglich sein. Zweimaliges Ausspucken auf dem Platz werde danach mit einer gelb-roten…“

„… mit der Gründung der Basisbewegung Kick Dich ins Knie Stellung bezogen und von Spahn einen sofortigen Abbruch der Saison gefordert habe. Der Minister habe die 250.000 Unterschriften jedoch nicht in seinem…“

„… es mit dem ärztlichen Ethos nicht zu vereinbaren wäre, verletzte Fußballer nicht sofort zu behandeln, da man ihnen eine Virusinfektion unterstelle. DFB-Präsident Keller habe dies als bodenlose Unverschämtheit bezeichnet, da sich Krankenhausärzte offenbar nur um Geld und…“

„… habe Rangnick die Schiedsrichter kritisiert, da ein exzessiver Einsatz des Videobeweises für verrutschte Gesichtsmasken jeden Aufbau der Mannschaft schon im Keim…“

„… auch nicht mehr länger ohne Fußball gesendet werden könnten. Sämtliche Sportformate in allen Fernsehsendern seien derzeit ohne Content und müssten durch eigens hergestellte redaktionelle Beiträge am…“

„… seien laut Laschet die großen Fußballclubs nicht an der Pandemie schuld. Er sehe vielmehr die mangelhafte Ausstattung der Schulen mit Seife und Handtüchern als Problem an und wolle daher lieber Schalke 04 und den BVB mit finanziellen…“

„… nach einem ersten Trainingsspiel sich nur gut fünfzehn Minuten durchhalten lasse. Eine an der Deutschen Sporthochschule Köln projektierte Studie werde die körperliche Belastung der Spieler genau untersuchen, um Folgeschäden so weit wie möglich auszuschließen oder zumindest…“

„… nicht zuzumuten sei, dass die Clubs ihr Schonvermögen antasteten. Es handele es sich schließlich, so Spahn, um vorsichtig wirtschaftende Unternehmen und nicht um rauchende, saufende Arbeitslose, die Deutschland mit ihrer Faulheit in den Ruin treiben wollten. Staatshilfen seien daher eine absolut…“

„… zweimal fünf Minuten möglich seien. Eine Verlängerung von zweimal anderthalb Minuten sei machbar, aus physiologischen Gründen rate das sportmedizinische Kollegium von Elfmeterschießen mit Maske allerdings ab. Der DFB habe sich klar gegen eine Kürzung der Gehälter ausgesprochen, da man die Spieler nicht für die Pandemie und ihre Folgen verantwortlich mache und sie weiter an die Vereine binden wolle, um auch in Zukunft attraktive Spiele für die…“





Gernulf Olzheimer kommentiert (CDLXXI): Geschlechtsspezifischer Sport

5 07 2019
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Die Sache ist historisch einigermaßen jung und brachte doch ihre Geschichte mit. Turnte der Mann, so zur Erhaltung der Wehrfähigkeit, und schwang das Weib Brust und Keule ausnahmsweise nicht in der Küche, dann aus Kraft durch Gebärfreude. Hier und da wurde die Leibesertüchtigung beiden zum geschätzten Lebensinhalt, Ersatzreligion, endlich zum Wirtschaftsfaktor. Man kann sich nicht einmal in Ruhe den Körper stählen, um bis ins hohe Alter noch reproduktionsfähig bei simultan strauchelnder Hirntätigkeit zu erscheinen, schon kommt der Hammer, der die Mode streng geteilt: kein Herr ist im Synchronschwimmen gerne gesehen, eine Dame im Bodybuilding allenfalls geduldet, und auch das nur unter olympischem Augenringen. Sport ist und bleibt geschlechtsspezifisch, weil er in einer binären Welt seine gesellschaftlichen Funktionen bekam.

Schon beim Turnen selbst zeigt sich in der Auswahl der Geräte, was Mann kann und was Frau darf. Die Gelenkigkeitsübung am Stufenbarren und noch mehr der Flohzirkus auf dem Schwebebalken drücken dem Sport das Gepräge einer ästhetisch anzuschauenden Geschicklichkeitsveranstaltung auf, während die rohe Fliehkraft an Ringen und Reck ganz im Sinne des Turnvaters nationale Kraft- und Achselschweißentfaltung zeitigen zur Abwehr der Feinde des Reiches. Was muss sich nur der durchschnittliche Faschist denken, wenn er mehr männliche Härte für die Völkerschlacht fordert und dann nichts als Frauen findet beim Reiten, Schießen und beim Biathlon, der deutschesten Sportart: Ballern und Wegrennen.

Seit längerer Zeit spielen Frauen ohne fremde Hilfe Fußball, auch wenn es ihnen an sozialer Anerkennung mangelt und sie statistisch gesehen eher selten nach einem Millionentransfer von einem Club zum nächsten geschachert werden, moderne Söldnerinnen im Dienste der Zastertanke, neben welcher ein Weltverband seine Zelte aufschlägt. Sie brauchen keine Sponsorendeals, da man ihnen offenbar in grundlegender Verkennung zugesteht, noch ganz im idealistischen Sinne den Sport um seiner selbst willen auszuüben und nicht um ihr Selbst zu finanzieren. Hin und wieder gelingt das im Tennis, eine Rodlerin im Sportcabrio sieht man allerdings selten. Da bleibt nur die Alimentierung durch die Armee, noch ein feministisches Projekt, das den Heimatschützern erfolgreichen Druckpuls beschert.

Immerhin bleibt der Frauensport eine der letzten Bastionen des Sexismus, wenn Kommentatoren sich in verschwiemelter Undeutlichkeit ihren Hormonstau aus dem Zäpfchen leiern, während sie im Fernsehen zunächst nur Bilder kommentieren, wo sie ohnehin nicht mehr sehen als Bilder. Gleichzeitig korreliert auch das nur mit der Welt als Wille und Wunschvorstellung, wie sie in den feuchten Träumen alter weißer Grützbirnen vorkommt. Der Beachvolleyball-Weltverband legt großen Wert darauf, dass die Bikiniunterteile der Damen an der Seite maximal sieben Zentimeter in der Breite messen dürfen; die Breite der männlichen Vorstandsmitglieder stand wenigstens öffentlich bisher nicht zur Debatte. Die Herren sind aber in ihrer optischen Erscheinung auch nicht geeignet, die Aufmerksamkeit für eine Sportart zu steigern.

Ist Sport aufgrund physiologischer Differenzen weniger athletisch, so bemüht sich die Berichterstattung kraftvoll und dynamisch, dies als Mangel zu kommunizieren: weniger Action, langwieriges Passspiel, keine markigen Fouls, bei denen die Spielerinnen mit Schmackes auf den Rasen klatschen und dann gut koordiniert über den Boden rollen. All das muss man monieren, der Zuschauer wüsste es sonst nicht. Wie soll so eine Frau den Funktionärsthron warmsitzen, wenn sie nicht einmal auf dem Platz auffällig werden kann? Die beste Maßnahme wäre es doch, bei den Buben anzusetzen und sie endlich einmal in ihrer idealen Rolle zu zeigen: als Spielerinnenmann. Lassen wir die heteronormativen Überlegungen kurz einmal beiseite, hier fände jeder Sender Potenzial für eine Vielzahl von frischen Formaten an der Seitenlinie. Schwenkt die Kamera lustvoll ins Publikum, wie sie mit Dosenbier und Fanschal johlend auf der Tribüne schunkeln, zeigt sie in der Anmoderation der Frauschaft als bürgerliche Mitte, bisschen doof und vielleicht minimal spießig, da sie als Erzieher, Anlagenmechaniker oder Kreditsachverständiger ausgerechnet eine international bekannte Torfrau, Mittelstürmerin oder Linksaußen heiraten mussten. Schöne Bilder von ihnen, wo sie die Dame vom Training abholen, mit den Jungs noch schnell eine Runde gezockt haben und dann für die Familie Spaghetti kochen – durchaus anspruchsvoll, aber man soll nichts unversucht lassen. Notfalls helfen Bilder von der Skatrunde, da traut sich keine Frau rein, das ist geschütztes Terrain. Und wenn doch, dann hauen wir den Letztschlag raus. Männer bei der rhythmischen Sportgymnastik. Sie haben es ja nicht anders gewollt.





14 09 2016

„… die Frauenquote nicht nur in den Vorständen der DAX-Konzerne eingehalten werden müsse. Die Fußball-Nationalmannschaft habe ab sofort den…“

„… wie genau 3,3 Spielerinnen ins Team zu integrieren seien. Eine Rotation mit ab- oder aufgerundeten Zahlen sei eine Lösung, eine andere die prozentuale Beteiligung von 27 Spielminuten mit einer weiblichen…“

„… der Deutsche Fußball-Bund vergeblich auf die Damennationalmannschaft hingewiesen habe. Die Übererfüllung der Frauenquote sei kein Grund, ganze gesellschaftspolitisch hochrelevante Bereiche aus der Gleichstellung herauszulösen und ohne eine Beteiligung von…“

„… sich Stadien ab der Kategorie 3 für das Auflaufen der Nationalelf Umkleideräume und Duschen für weibliche Spieler anschafften müssten, statt im Schichtsystem zuerst die…“

„… mikroökonomische Gründe für die Quote nicht ausgeschlossen werden könnten. Mit einer gelebten Diversität könne das deutsche Team eine noch größere Fanbasis…“

„… politische Vorbehalte gebe. Höcke habe auf dem AfD-Bundesparteitag gefordert, dass das Weib die deutsche Rasse am Herd zur Wehrhaftigkeit zu nähren, ihr Nachschub für Wehrmacht, Arbeitslager und Partei zu gebären und dem Weltmuseltum die in ihrer Einzigartigkeit gewaltigste…“

„… gewerkschaftliche Proteste gekommen seien. Der Hinweis, dass auch im Damenfußball die Halbzeiten 90 Minuten dauerten, habe keinem…“

„… nicht gegen die Gleichstellungspolitik der Europäischen Union verstoße, wenn die Trikots der DFB-Elf in unterschiedlichen Schnitten hergestellt würden. Lediglich durchgehend in Pink gehaltene Rückennummern seien nicht mit den gesetzlich verankerten Vorschriften zu…“

„… die Verkleinerung des Spielfeldes schon deshalb nicht in Betracht komme, weil sonst der populäre Größenvergleich einseitig zuungunsten des Saarlandes…“

„… müsse das Berufsbild des Fußballers auch Frauen geöffnet werden, die in ihrem eigenen Nationalteam weitaus geringere Honorare erzielen würden. Das Lohnniveau der Frau werde damit statistisch weit über die bisherige…“

„… einen Passus in die Verträge einarbeiten wolle, dass Nationalspielerinnen ihre Schuhe weder mit Strass und Glitzer noch durch gefährliches…“

„… eine Veränderung des Konsumklimas erwarte. Der Deutsche Werberat hoffe, dass sich spätestens 2024 Reklame für Damenhygieneartikel bis in die Bundesliga…“

„… und emotionale Reaktionen provoziere. In einem von Frauen durchzogenen Spiel rechne die FIFA mit zahlreichen unlauteren…“

„… nicht als Einbahnstraße verstehe. Die Quote diene nicht allein den Frauen, sie sei auch ein wichtiger Schritt, um gesellschaftliche Akzeptanz für den Spielerinnenmann zu…“

„… auf die Beseitigung geschlechterbezogener Gewalt hoffe. Notfalls werde man Fouls gegen männliche Spieler mit einer sofortigen…“

„… versichert habe, dass plötzlich einsetzende Ohnmacht, Hysterie oder abgebrochene Fingernägel keine Gefahr für die Vollständigkeit der Mannschaft im…“

„… die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben dadurch gewährleistet werden könne, indem man die Spielerinnen bitte, neben ihren Einsätzen fürs Nationalteam zu Hause bei Mann und Kind zu…“

„… den aus der Herrenmannschaft bekannten Dress übernehmen wolle. Eine spezielle Mode mit kurzen Röcken habe es bisher im DFB nie…“

„… Schwierigkeiten bei der Einwechslung hervorrufe. So müsse man die Spielzeit einer Quotenspielerin zu 30% als regulär, wie sie in Proportion zu einem männlichen, der wegen einer Verletzung vom…“,

„… besonders negativ sanktioniere, wenn sich Spielerinnen eine ausufernde Diskussion mit dem Schiedsrichter oder einem der…“

„… problematisch sei, wenn Länderspiele gegen Staaten mit ausgesprochen frauenfeindlicher Kultur anständen. Der DFB sei nicht dafür, Spielerinnen verschleiert auf den Platz zu…“

„… davor gewarnt, eine Flexi-Quote dahin gehend auszulegen, dass 30% der Spiele ganz mit weiblichen…“

„… der Trikottausch ab sofort wegfallen müsse, um die internationalen Übertragungsrechte im…“

„… ob langfristig der Trainer in die Quote einbezogen müsse und, wenn ja, eine Bundestrainerin mit einer Gewichtung von 1,3 die Quote der aktiven Spielerinnen…“

„… mit einer einstweiligen Verfügung zum Scheitern bringen wolle, da es sich bei einer Fußballmannschaft natürlicherweise nicht um ein mitbestimmungspflichtiges Unternehmen…“

„… als frei erfunden bezeichnet habe. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Herren habe nicht die Absicht, eine Quote zu…“





In corpore sano

12 04 2016

Er hielt dabei die Luft an. Ganz langsam ging Herr Breschke in die Hocke, wobei er sich zur Sicherheit an der Küchenstuhllehne festhielt, hielt kurz aus und kam wieder hoch. „Zwei!“

Nein, als zu fett konnte man den pensionierten Finanzbeamten nicht bezeichnen. Nicht einmal dick oder auch nur dicklich war er, vielleicht eine Spur zu schmal, aber eigentlich war er ja schon immer eine eher schlanke Erscheinung gewesen. Daran also konnte es nicht liegen, dass er nun in diesem weiß-blauen Anzug aus Ballonseide in der Küche stand und Turnübungen machte. „Diese neue Ärztin ist ganz zufrieden mit mir“, klagte er. „Seitdem der gute Doktor Klengel im Ruhestand ist, wissen Sie, er hat einem ja alles verboten, Eier und Braten und Rosenkohl, und ich habe mich natürlich nie daran gehalten, aber jetzt?“ „Sie waren beim alljährlichen Gesundheitscheck?“ Er nickte. „Im Grunde fühle ich mich für mein Alter doch noch recht gut“, bekannte der Hausherr. „Aber das machen Sie mal der Ärztin klar – wenn die nichts findet, hat sie das Gefühl, sie hätte Sie nicht ordentlich untersucht.“

Sehr zu seinem Leidwesen hatte sie die beiden täglichen Spaziergänge mit Bismarck, dem dümmsten Dackel im weiten Umkreis, nicht als körperliche Ertüchtigung gelten lassen. Dabei lief der Hund seinem Herrn so oft wie gern an der Leine und dabei zwischen den Beinen herum, was zugleich eine hervorragende Koordinationsübung darstellte; manch ein Rasensportler müsste für so ein Dribbling lange und ausdauernd trainieren. Dazu beharrte sie bei ihm kategorisch und ohne Anhörung, er möge sofort das Rauchen einstellen sowie weniger trinken. Es existiert von Horst Breschke meines Wissens eine einzige Fotografie, erkennbar in Karnevalstagen aufgenommen, auf der er eine Pfeife im Mund klemmen hat, und zwar so, dass auch der Gelegenheitsschmaucher erkennt, es handelt sich um ein ihm fremdes Requisit. Und was den Alkohol angeht, so reicht ein Glas Bier, um ihm die nötige Bettschwere zu verschaffen. Diverse bunt gefärbte Liköre, die seine Schwester auf finsteren Wegen durch den Zoll einschleppt, schenkt er meist unbesehen weiter. Er war auf eine rührende Art lasterlos, sah man von den Obstkuchen seiner Frau ab. Was sollte da eine Ärztin ausrichten.

„Ich wollte ja ein bisschen Sport an der frischen Luft machen, aber es ist doch ein bisschen kühl um diese Jahreszeit.“ „Das gibt sich“, ermunterte ich ihn. „Sie haben ja schon diesen sehr äääh… sportlichen Anzug an, das sollte ausreichen. Schließlich bewegen Sie sich auch an der frischen Luft. Wozu rät denn Ihre Ärztin?“ „Liegestütze“, sagte Breschke kleinlaut. „Aber ich habe ein paar hier auf dem Teppichboden versucht, das ist nichts für mich.“ Ich schüttelte den Kopf. So wurde das sicher nichts mit seiner körperlichen Ertüchtigung.

Tatsächlich war es recht schattig im Garten, vor allem auf dem Rasen. „Wie wäre es denn zum Beispiel mit Seilspringen“, überlegte ich. „Das nimmt nicht ganz so viel Platz in Anspruch und hält auch ganz gut in Bewegung.“ Er winkte ab. „Ich würde ja jeden Tag ein paar Übungen machen, aber Sie wissen ja: Gabelstein.“ Der böse Nachbar, der beständig hinter der Gardine lauerte und auf finstere Anschläge sann, machte ihm seit Jahren das Leben schwer. „Wenn ich nun jeden Vormittag oder auch am Morgen hier auf der Terrasse Rumpfbeugen mache, dann stellt sich dieser Mensch bestimmt den Wecker und überlegt, wie er mich wegen einer Zweckentfremdung des Grundstücks nach der Gemeindeordnung anschmieren kann – nein, das ist mir zu viel!“

„Und wenn Sie es mit ein bisschen Dauerlauf probieren würden?“ Seine Miene verzog sich zu purer Skepsis. „Das würde meine Frau doch nie zulassen“, rief Breschke empört. „Stellen Sie sich das mal vor, ich quer durch den Stadtpark, und dann sind da diese ganzen jungen Dinger, die könnten meine Töchter, was sage ich: meine Nichten – nein! Niemals!“ Er seufzte. „Aber wenn die Frau Doktor schon so an mein Gewissen appelliert, in corpore sano und so, was soll man denn dann machen?“

Ich war quer über das Gras bis zum Rosenbeet gegangen. Bismarck hatte sich unterdessen durch Breschkes Beine aus dem Haus geschlichen und war an der Rasenkante entlang geschnürt. Leise knurrend blickte er zur Hecke herüber, wo das Nachbargrundstück angrenzte. Der alte Herr stand noch unschlüssig auf der Treppe. „Vielleicht könnte man dort ein Trimmrad aufbauen“, rief ich ihm zu. „Es gibt inzwischen wetterfeste Modelle, die man mit einer Schutzhaube abdecken kann.“ Allerdings sah ich im selben Augenblick vor meinem inneren Auge, wie Breschke schnaufend auf dem Bock strampelte, während Bismarck sich gelangweilt am Liguster entlang schlich. Nicht auszudenken, wenn auch Gabelstein sein Frühstück wetterunabhängig auf den Ostbalkon verlegen würde. Nein, das konnte es nicht sein. Ein Trampolin? oder doch einen Tretroller, um auf den –

„Bismarck!“ Einen Augenblick lang hatte ich nicht auf den Hund geachtet, schon wühlte er sich unter der Hecke in Richtung Gartenzwergbeet. „Um Himmels Willen, halten Sie ihn auf!“ Wie von der Tarantel gestochen rannte er über den Rasen. Im letzten Moment fasste er den Dackel am Halsband und zog ihn aus dem Gestrüpp. „Donnerlittchen“, rief ich. „Und das in Pantoffeln!“ Breschke blickte an sich herab. Doch, seine Ärztin konnte durchaus zufrieden sein mit ihm. Und ein wenig Bewegung mit dem Hund würde ihm sicher nicht schaden.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCXCI): Sepp Blatter

12 06 2015

Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer


Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Und hier sind noch einmal sämtliche Gründe, warum ein bis auf die Knochen verrotteter Haufen alter Säcke, die sich bereits beim Anlegen von Schienbeinschonern irreversible Schäden zuzögen, und ihr korrupter Obergartenzwerg sich eine eigene kritische Würdigung angesichts ihres mit Schmackes einsetzenden Niedergangs verdient haben:





For the Game. For the World

3 06 2015

„… sich nach dem Rücktritt von Blatter keine geeignete Persönlichkeit finde, um die FIFA in eine gute Zukunft zu…“

„… dementiere der Weltverband, bereits Gespräche mit Jürgen Klopp…“

„… habe Gabriel vor dem NSA-Untersuchungsausschuss nochmals klargestellt, der Rücktritt hätte ohne die Vorratsdatenspeicherung nicht…“

„… der Chef der Vatikanbank zwar über einschlägiges Fachwissen verfüge, aber das im Fußballverband übliche Level der Diskretion bei höheren Summen nur sehr schwer…“

„… äußerst verärgert sei, da sie Blatter erst morgen Vormittag ihr vollstes Vertrauen…“

„… sei Klopp nach Aussage der FIFA-Internen bisher telefonisch nicht zu…“

„… werde Blatter entweder nach Madrid oder Mailand, Hauptsache nach…“

„… einen ungünstigen Zwischenfall genannt habe. Helmut Kohl habe ebenfalls bis heute die Namen der Spender nicht genannt, könne aber derzeit aus privaten Gründen leider nicht den Posten des…“

„… dass der FC Bayern München zwar sonst alle Kräfte unbesehen der Höhe ihrer Ablösesumme kaufe, bei Blatter jedoch eine Ausnahme…“

„… sich Gabriel erkundigt habe, ob auch er direkt nach seiner Wiederwahl zum SPD-Chef zurücktreten könne, um endlich nur positive Pressebericht über…“

„… unbestätigten Gerüchten zufolge jetzt erst bemerkt habe, dass es sich bei der FIFA um einen Sportverband handle und nicht um eine süditalienische…“

„… die Baubranche von Katar Blatter zu ihrem Ehrenvorsitzenden…“

„… nicht bestätigt habe, dass auf der Schweizer Liste von Steuerhinterziehern ein Hinweis auf…“

„… dass Mehdorn die FIFA übernehmen solle, wenn Blatter im Gegenzug den Hauptstadtflughafen bis spätestens März 2016 quasi zum Nulltarif mit nepalesischen Wanderarbeitern…“

„… überhaupt keine Reaktion gezeigt habe. Klopp sei bis auf Weiteres für die Presse nicht zu…“

„… anlässlich einer Feierstunde in Moskau, die Blatter als großen Mäzen privater paramilitärischer Dienstleistungsunternehmen…“

„… gestern noch gegen den Blatter-Rücktritt, heute schon sehr dafür gewesen sei. Niersbach wolle sich nach der Rückgrattransplantation ganz auf sein DFB-Amt konzentrieren und die…“

„… sich Heiko Maas vehement dagegen wehre, Blatter als Vorstand eines europäischen Energiekonzerns zuzulassen, um nicht die Altersversorgung seiner sozialdemokratischen Parteifreunde im Falle einer erneuten bürgerlichen Koalition zu…“

„… sich zwar sehr gut führe, aber nicht die Justizvollzugsanstalt verlassen dürfe. Hoeneß selbst habe durch seine Anwälte…“

„… dem Slogan For the Game. For the World. ein handschriftlich zugefügtes Für den Arsch…“

„… wolle der Schweizer Funktionär seine Fachkenntnisse in der EU-Kommission zum Abbau überflüssiger demokratischer…“

„… sich die heute-show eine zweijährige Auszeit nehme, da sie ohne FIFA, FDP und AfD so gut wie keine richtigen…“

„… eigentlich um einen Deal gehandelt habe, dass der Präsident zurücktrete und im Gegenzug nicht vom FBI…“

„… möglicherweise um Altersdemenz handle, da Blatter im ursprünglichen Manuskript seiner Abtrittsrede dem Zentralkomitee einen…“

„… sich Beckenbauer als Nachfolger anbiete, da er bei seiner letzten Einladung nach Russland trotz intensiver Befragung seiner einheimischen Begleiter nirgends ein Anzeichen von Korruption durch die Regierung…“

„… als Triumph der US-amerikanischen Justiz werte. Die Vereinigten Staaten hätten einmal mehr die Welt von einem Tyrannen befreit und Freiheit für die ganze…“

„… auch nicht den Rücktritt angeboten, da man sich zuvor auf eine Frist von drei Jahren geeinigt habe, in der Blatter seine Verbandsmitgliedschaft ruhen lasse, um danach…“

„… nichts von der eigentlichen Aufgabe verstehe, dafür aber viel von Wirtschaftsförderung. Von der Leyen wolle zudem auch hier als erste Frau im Spitzenamt die FIFA familienfreundlicher…“

„… habe Blatter in Wirklichkeit zurücktreten müssen, da er sich mit seiner Forderung nach einer Beschränkung der Amtszeiten bei Spitzenfunktionären nicht habe durchsetzen können. Er wolle damit ein sichtbares Zeichen…“

„… sich Sepp Ratzinger die Nachfolge vorstellen könne, unter der Bedingung, dass er nur einmal inthronisiert werde und dann ohne Wiederwahl bis zum…“

„… werde man sich zu gegebener Zeit bei ihm melden. Lothar Matthäus sei…“





Katarstimmung

25 02 2015

„… zu erheblichen Schwierigkeiten komme, weshalb sich die FIFA zu einer Verschiebung der Weltmeisterschaft 2022 auf die Wintermonate…“

„… daran gelegen haben könnte, dass Blatter gelegentlich zu viel Schnee…“

„… noch keine genauen Zahlen vorlägen. Der Einzelhandel könne jedoch bereits jetzt klagen, dass das Weihnachtsgeschäft 2022 nur sehr schleppend und…“

„… da die Veranstalter versprochen hätten, die Stadien auch im Hochsommer auf 27 °C zu kühlen. Die FIFA vertraue dem Wüstenstaat vollkommen und wolle daher deren Leistungsfähigkeit nicht mehr auf die Probe…“

„… wegen der Zeitverschiebung für die Dauer der WM in Europa eine kurzfristige Sommerzeit…“

„… das traditionelle Public Viewing nur stattfinden lassen könne, wenn der Bodensee komplett durchgefroren sei. Andernfalls müsse die…“

„… sich de Maizière sehr besorgt geäußert habe, dass die Terrorristen sich saisonbedingt bei den deutschen Partnern in Saudi-Arabien…“

„… ausschließlich in Deutschland produziert werde. Die Schwarz-Rot-Gold-Schals und Strickmützen seien bereits jetzt…“

„… es zu Terminkollisionen komme, wenn die Wintersportereignisse der Saison 2022/2023 stattfänden. Da die GEZ-Einnahmen nicht ausreichten, um einen eigenen Sender zu gründen, müsse man die Fußballmeisterschaft leider auf einem verschlüsselten Kanal…“

„… schlage die FIFA vor, im Gegenzug den Advent bereits im Juni…“

„… bestimmt nur falsch ausgedrückt habe. De Maizière sei der Meinung, bezogen auf das BIP entspreche ein verängstigter Saudi ungefähr einer halben Million Deutscher, da diese seltener durch Rüstungsdeals…“

„… werde es sicher keine Überschneidung mit dem Wintersport geben. Katar habe zugesichert, eine Sprungschanze und Pisten für die alpinen Wettbewerbe zu bauen, die dann bereits im Juli…“

„… sich der Fanbeauftragte des DFB skeptisch geäußert habe. Eine eindeutige Aussage sei nicht zu treffen, ob die Anhänger aus Protest oder wegen der Außentemperaturen keine…“

„… den WM-Adventskalender mit 100 Gramm hochfeiner Alpenmilchschokolade ins Sortiment aufnehme. Noch nicht geklärt sei, ob der WM-Weihnachtsmann im traditionellen Burnus mit einem Salafistenbart…“

„… nur um ein Missverständnis handeln könne. Die in Katar tätigen Islamisten seien nun nicht mehr bereit, deutsche Bürger auf den Weihnachtsmärkten zu bedrohen, weshalb man die anlasslose Überwachung sofort intensivieren müsse, um den Terroristen nicht den Eindruck zu vermitteln, nur sie könnten die FDGO in Deutschland in alle Einzelteile…“

„… bei der Berechnung nicht berücksichtigt habe, dass im Dezember auf der Südhalbkugel Sommer sei. Die FIFA habe mitgeteilt, sie habe für die Verschiebung der Jahreszeiten keine Genehmigung erteilt und wolle daher unverzüglich eine Entschädigung in Höhe von mindestens…“

„… auf Merkel einzuwirken. Sollte die Klimastrategie der Kanzlerin rechtzeitig gestoppt werden, bestünde eine Chance, die Erderwärmung soweit zu forcieren, dass zwischen den europäischen November-Temperaturen und Katar kein objektiv messbarer…“

„… es sich nicht um eine Parallelgesellschaft handle, die ihre eigenen Regeln der westlichen Werteordnung entgegenstemme, um die Demokratie auszuhöhlen. Andererseits könne man die FIFA als ein staatsähnliches Gebilde…“

„… müsse man wegen der zu erwartenden Mindereinnahmen mit einem Arbeitsplatzabbau rechnen. Dass Wurstwaren und Grillzubehör auch im…“

„… freue sich die FIFA, dass Katar vielen ausländischen Fachkräften Jobs in der Bauwirtschaft bieten könne, die sogar bis weit in den Sommer hinein für…“

„… warne der ADAC vor Autokorsos ohne Standheizung, Schneeketten und…“

„… auch die Kühlschrankhersteller mit Enttäuschung reagierten. Es sei zu erwarten, dass viele Kunden ihr Bier einfach auf den Balkon…“

„… dass die Meisterschaft wegen des Ramadan nicht stattfinden könne. Gauland warne vor einer Islamisierung, die mittlerweile sogar das Morgenland…“

„… würden die Pharmakonzerne bereits vor Großveranstaltungen warnen, bei denen sich Fußballfans in geheizten Räumen mit dem Grippevirus…“

„… sei die chinesische Kunststoffindustrie leistungsfähig genug, alle verfügbaren Fanartikel auch mit Plüschoberfläche zu…“

„… auch viele positive Seiten, so Blatter. Die Bevölkerung habe im Sommer wieder mehr Zeit, um ins Freibad zu…“

„… nicht zutreffe, dass die Erdöl exportierenden Nationen Arabiens den europäischen Veranstaltern Sonderkonditionen einräumten, um ein beheiztes Public Viewing…“

„… sich zu einer Klarstellung verpflichtet fühle. Kein Spielplan müsse für die FIFA-WM umgeschrieben werden, so Blatter, denn es gehe schließlich nicht um Fußball, sondern um eine erfolgreiche Investition in die…“





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCLXIII): Angeln

24 10 2014
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Für bepelzte Vierbeiner muss das Pleistozän ganz okay gewesen sein. Kein Singvogel hat je etwas Negatives über diese Epoche berichtet. Dass jedoch der Hominide, und speziell das Geschlecht mit der Behaarungsattrappe im Gesicht, sich vor lauter Begeisterung in den ersten Kulturschock gestürzt hätte, kann man nicht sagen. Es war wohl auch nicht zu erwarten gewesen, so, wie er halt ab Werk veranlagt ist: da Zeitlichen, der Ablauf vom Morgengrauen bis zum Abendrot, ist noch immer in der embryonalen Seele verhaftet und wird als quasi organisch verzahnte Funktion des Stammhirns betrachtet. Der Frühmensch hockt in der dazu nicht gedachten Gegend und geht seiner bevorzugten Beschäftigung nach. Er guckt dann mal. Das entspannt die im Schädel kreiselnde Murmel ein bisschen und ist geeignet, den Tagesablauf wesentlich zu vereinfachen – falls man nicht im Schlaf von umherstreifenden Säbelzahntigern gerissen wird. Andere Kulturen hätten vielleicht die eine oder andere kopernikanische Wende, zumindest eine Reformation abgewartet, die Seinsphilosophie daraus konstruiert, was auch immer, nur der Troglodyt nicht. Er guckt. Wo immer er am Wasser guckt, und das lässt sich auch lange vor der hydraulischen Gesellschaft spielend erledigen, erfindet er eine neue Lebensform. Den Angler. Man hätte es wissen können.

Da sitzt an den Hafenbecken, lungert an Fluss und Teich, gammelt an jedem verfügbaren Rinnsal ein Depp mit ulkigem Hut voller bunter Bömmel herum, hält ein Stückchen Schnur in die Brühe und wartet darauf, dass nichts mehr geschieht – die Vorstellung, dass sich Elementarteilchen seit dem Urknall ohne behördliche Genehmigung bewegen, verursacht ihm Magenbluten. Wenn schon, dann Widerstand. Wenn man schon etwas zur Kunstform erheben muss, dann wenigstens den Stumpfsinn, und so sieht er auch aus, der aus der und in die Vegetation glotzende Bräskopf, die Inkarnation des farblosen Rauschens, wie er den Charme einer mittelgroßen Dachlatte versprüht. Angeln ist die angenehmste Form der sozialen Interaktion, die auf keinen Fall etwas mit Menschen zu tun hat, nicht unbedingt sozial zu sein braucht und mit etwas Glück keine Ähnlichkeit mit Interaktion hat. Der Angler existiert, wie seine Umgebung existiert. Wer sich vom Hintergrund abhebt, hat verloren.

Dabei ist das allgemein gepriesene Gefühl von Naturnähe, das sich der Angler als Legitimation für seine Flachwasserbeobachtung hinschwiemelt, nur ein billiges Etikett. Offensichtlich ist er gegen jede Zufuhr von Sauerstoff eh hochallergisch, denn warum sonst sollte er sich in Modder, Brackwasser oder aufgestauten Pfützen nach Flossern umtun, die ihm nicht wegschwimmen können, lebende Leichen mit Kiemen und Rückenflosse, nur für kulinarische Analphabeten als Eiweißquelle zu verwerten, und auch das nur, weil der Wurmbefall längst zwischen den Gräten haust. Wer Angst vor Tannen und Eichhörnchen hat und seinen maximalen Kick aus dem Adrenalinstoß zieht, die eine zwei Fingerbreit zu weit von der Sofaecke abgestellte Bierflasche hervorruft, der wird das Survivalerlebnis an Lache und Strom zu schätzen wissen. Falls er nicht zwischendurch vornüber in die ewigen Laichgründe kippt.

Mit ausgeklügelter Langatmigkeit popelt der Querkämmer mit der Rute im Anschlag die Dellen aus dem Quantenschaum: nichts soll sich bewegen, und wenn schon, dann in vorhersagbar lahmer Gleichförmigkeit. Wer auch immer den Angelschein erfunden hat, er muss in der Gemeinde der meditativ das Wasser umrührenden Standbilder im Weichbild der Flusssiedlungen die Verehrung eines Nationalheiligen genießen. Kathedralen werden nach ihm benannt, nie endende Feiertage, Bußgeld- und Prüfungsfragenkataloge, die ein Priester mit monotoner Stimme in konzentrischen Kreisen herunterleiert, während sich die Mesonen, hätten sie Finger, alle von ihnen in die Ohren stopfen würden, um der Unerträglichkeit des Seins zu entgehen. Einmal nicht die Kampfbremse an der Stationärrolle gezogen, und zack! gibt’s eine aufs Maul. Artgerecht natürlich. Der Angelscheinheilige wacht schon darüber, denn was wäre der Bekloppte ohne eine Hausordnung, die alle andern auf sein Niveau zieht.

Wobei es noch niedriger geht. Der angeblich sportliche Angler simuliert eine Art Stierkampf für Waschlappen, in dem er sich zum Herrenmenschen der feudalen Klasse aufschwingt, vergleichbar dem Jäger, der sich von den Domestiken die Hirsche ankarren und vor die Wumme treiben lässt, um in seiner verpfuschten Inkarnation überhaupt mal zum Schuss zu kommen. Hätten die anderen Arten ihre Chance rechtzeitig ergriffen, sie würden den Deppen am anderen Ende des Keschers ohne zu zögern wieder in die Ursuppe kloppen. Die Natur würde den Abbauprozess locker verkraften. Für die paar Jahre.