Kommunikationsgeräte

17 05 2023

Herr Breschke wischte verlegen auf dem Gerät hin und her. „Ich bin ja nicht mehr der Jüngste“, sagte er entschuldigend. „Und wenn meine Frau meint, dass das sicherer sei, dann hat sie natürlich recht.“ Ganz geheuer war ihm dieser elektronische Apparat nicht, das sah man ihm an. Nun also hatte auch ihn die digitale Ära erreicht in Gestalt eines handlichen Smartphones, dem ersten seines Lebens.

„Man vergisst ja schon mal etwas“, beruhigte ich ihn, „mir geht das auch nicht anders.“ Er nickte. „Aber wenn ich mir den Einkaufszettel tatsächlich in die Jackentasche gesteckt habe, dann denke ich an alles.“ Gerade daran hatte es – unter anderem – gelegen, sein bisher tadelloses Gedächtnis hatte mit der Zeit nachgelassen, so dass er sich kaum noch die zehn Dinge auf der Liste merken konnte oder aber statt der benötigten Möhren mit Sellerie aus dem Sonderangebot nach Hause zurückkehrte, sehr zum Missfallen der Gattin. „Und dann habe ich den Zettel in die falsche Jacke gesteckt, als es neulich auf einmal warm wurde, und es sollte Linsensuppe geben.“ Auch die Aussicht, kurz vor dem Kauf an der Kasse nochmals Rücksprache mit dem Vorstand des Hauswirtschaft zu halten, um etwaige Fehler zu korrigieren, schmeckte ihm nicht. „Ich will ja nicht klagen“, murmelte er. „Aber Sie wissen ja…“

Immerhin hatte der pensionierte Finanzbeamte sich bereit erklärt, ein abgelegtes Telefon von Anne anzunehmen. Nicht nur, dass sie außer einem Blech des legendären Butterkuchens von Frau Breschke auf eine Gegenleistung verzichtet hatte, das von der Tochter aus einem asiatischen Versandhaus besorgte Ding hatte allerhand Spracheinstellungen von USA bis Altägypten, ließ sich aber bloß auf Sanskrit und Tagalog bedienen. „Hier ist irgendwo auch so eine Rechenfunktion“, erklärte er. „Man muss natürlich die Umsatzsteuersätze noch von Hand eingeben, aber immerhin kann man die Haushaltskosten damit aufsummieren.“ Ganz abgeneigt schien er dem neuartigen Weggefährten also nicht, das war schon mal ein Anfang. Seine Affinität zur Technik war mir bekannt, ebenso die ab und an auftretenden Fehler, die sein Verständnis für die nicht rein mechanisch arbeitenden Helfer des Alltags. Und schon hatte ich die Möglichkeit entdeckt, sein Interesse zu wecken.

„Man kann mit dem Modell auch ganz gute Bilder machen“, erklärte ich dem verdutzten Mann. Er schaute skeptisch auf den schmalen Bildschirm, kniff die Augen zusammen und entdeckte endlich das Kamera-Symbol. „Ob ich mal darauf tippe?“ Er tat es, und schon öffnete sich die Frontlinse, die zu seinem Erstaunen sein eigenes Gesicht auf den Monitor warf. „Das scheint nicht noch nicht ganz ausgereift“, bemerkte Herr Breschke kritisch. „Von mir gibt es schon genug Bilder, aber wenn ich zum Beispiel mal im Urlaub fotografieren möchte, dann doch wenigstens ein paar Sehenswürdigkeiten, zur Not mit meine Frau im Vordergrund.“ Da hatte er ja recht, also hub ich an, ihm das Konzept der heute üblicherweise verbauten Selfiekamera zu erklären, doch er unterbrach mich. „Ich mag nicht mehr der Jüngste sein, aber wie ein Fotoapparat funktioniert, das haben wir in der Schule gelernt.“ Und er drehte das Gerät einfach um. So weit, so gut, nur konnte er durch die rückwärtige Linse eben nichts sehen. „Das muss defekt sein“, befand Horst Breschke. „Ihre Freundin hat mir tatsächlich ein Handy mit kaputtem Sucher angedreht!“

Das Kreiselzeichen, mit dem man die Kamera wechselt, war schnell erklärt, und schon leuchteten seine Augen wieder. Lange Spaziergänge durch den Stadtpark mit seinem treuen Gefährten Bismarck schienen nun möglich, dem dümmsten Dackel im weiten Umkreis, dessen ausgeprägtestes Talent darin bestand, seinem Herrn an der Leine zwischen den Beinen zu laufen. „Dann kann ich ja öfters mal mit ihm zum Einkaufen gehen“, frohlockte der alte Herr, „und wir nehmen dann nicht die Abkürzung durch die Uhlandstraße in den Kiebitzstich.“ Sollte dies unscheinbare Kommunikationsgerät am Ende für mehr Bewegung an der frischen Luft mit dem Hund sorgen, so war das ein erhebliches Stück an Lebensqualität. Nicht, dass der Pensionär sich nur in sein Lesezimmer zurückgezogen und dort mit der Tageszeitung seine Stunden gefristet hätte, doch kam er nachmittags bisweilen eben nur in den Garten und drehte nur abends eine rasche Runde mit Bismarck. Ich rechnete bereits mit erheblichem Datenverkehr, da trat Frau Breschke aus dem Haus und schritt schnurstracks auf das Rosenbeet zu, wo wir standen. „Gut, dass Sie da sind!“ Sie entwand das Smartphone aus seinen Händen und wischte auf dem Screen herum. „Ich wollte nämlich mal fragen wie man diese ganzen Nummern einspeichert, von unserer Tochter, Husenkirchens und die Familie.“ Was auch immer sie da angetippt hatte, es tutete. „Hallo?“ Ein Kracksen verdeutlichte, dass hier eine Sprechverbindung zustande gekommen war, wie bei einem Telefon zu erwarten. Der Wahlwiederholung entnahm ich zu meinem großen Erstaunen, dass es sich um den Notruf handelte. „Oh Gott“, stöhnte Breschke, „das hat uns ja gerade noch gefehlt!“

Die beiden Beamtinnen, die der Ortung des Taschenfernsprechers folgten, kamen zunächst ohne Rettungswagen, aber mit säuerlicher Miene. „Ich habe es in die Hosentasche gesteckt“, log Breschke, um die Gattin aus der Schusslinie zu ziehen. „Da muss sich irgendwie ein Anruf gelöst haben.“ Sie durften mit Milde rechnen. „Nun“, riet die eine, „es gibt praktische Schutzhüllen, mit denen man das verhindern kann.“ Womit sie sich nach einer ernsten Ermahnung wieder auf den Weg machten. „Ich habe es geahnt“, bemerkte der Hausherr. „So alt, wie ich gedacht hatte, bin ich wohl doch noch nicht.“





Kammerspiel

16 02 2023

Herr Breschke war verzweifelt. „Das ganze Geld“, stieß er mit erstickter Stimme hervor. „Es sind an die tausend Euro, ich war gerade erst auf der Bank, und jetzt weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht!“ Ich trat ins Haus und legte ihm beruhigen den Arm auf die Schulter. „Wir wollen uns die Sache einmal ganz genau ansehen.“

Nach wenigen Schritten hatten wir die Tür zum geräumigen Wohnzimmer erreicht, hinter der sich das Drama abgespielt hatte – in diesem Augenblick noch abspielte, denn die entsetzliche Ungewissheit hielt an. Das lederne Portemonnaie, das Breschke sonst teils in der Manteltasche mit sich trug oder in der Küchenschublade verstaut hatte, war nicht nur wegen der zahlreichen Karten und Ausweise für jeden Unbefugten von großem Interesse, so dachte er, auch das Haushaltsgeld sowie eine gewisse Reserve für unvorhergesehene Ausgaben befanden sich in dieser Börse, die jüngst zum Objekt einer Auseinandersetzung geworden war. „Wir haben in letzter Zeit öfter Handwerker im Haus“, erklärte der pensionierte Finanzbeamte. „Und wie ich nun dem Gesellen von Schlabrowski und Söhne seinen Lohn für die neuen Spangen an der Regenrinne in die Hand geben will, räuspert sich meine Frau.“ Da ich Frau Breschke kannte, wusste ich nur zu gut, was die Stunde geschlagen hatte.

Hier standen wir nun im Wohnzimmer. Matte Wintersonne schien aus dem Garten durchs Fenster hinein, auf dem Sessel lag Bismarck, der dümmste Dackel im weiten Umkreis, und schlief. Breschke zeigte auf die Schrankwand, genauer: auf eine der beiden Schubladen, die unterhalb der Anrichte in das massive Eichenmöbel eingelassen waren. „Ich dachte mir, hier würde niemand suchen, denn als ich das Geld aus dem Küchentisch genommen habe, muss der Klempner es gesehen haben.“ „Deshalb der Streit mit Ihrer Frau“, schloss ich. Er nickte. „Hier kann ich schnell die Tür hinter mir schließen, das Portemonnaie aus der Schublade holen und es danach wieder ordentlich wegschließen.“ So weit ich dem Plan folgen konnte, fiel mir nichts für den alten Herrn Ungewöhnliches auf; dass sich beide Laden mit Hilfe desselben Schlüssels öffnen sowie zusperren ließen, dieser also so gut wie immer in einem der beiden Schlösser zu stecken pflegte – das focht ihn nicht an. „Jetzt wollte ich eben schnell zum Zeitschriftenhändler und eine Karte für den Geburtstag von Doktor Klengel besorgen, da sah ich, dass ich nichts sah!“ Horst Breschke rang die Hände. „Ich war doch die ganze Zeit hier im Raum, weil ich kurz vorher das Geld hineingesteckt hatte, also in die Geldbörse, die Börse in die Schublade, aber der Schlüssel – weg!“ „Ein ordentliches Raum-Zeit-Kontinuum“, befand ich, „und Sie haben das Wohnzimmer zwischendurch nicht verlassen?“ Er schüttelte verzweifelt den Kopf. „Meine Frau wollte ja Staub saugen, also hat sie die Tür so lange von außen verschlossen, bis sie fertig war.“ Er blickte einmal um uns herum. „Einfach weg!“

Ich überlegte, was wohl Anne zu dem Problem sagen würde. Als geübte Strafverteidigerin hatte so gut wie jeder Fall ihren kriminalistischen Instinkt geweckt, mit dem sie nicht selten das eine Moment aufspürte, das das Rätsel lösen und die Unschuld ihres Mandanten beweisen konnte. Würde sie die Fensterbank mit den verdächtig gerade stehenden Topfblumen unter die Lupe nehmen? Oder aber den Fernseher anhand seiner Staubspuren auf eine kurz zuvor stattgefundene Bewegung untersuchen? Ich zauderte. Lag das Geheimnis des verschwundenen Schlüssels vielleicht sogar außerhalb dieses Raums, und wir hatten es nur nicht bemerkt? Das aber war anhand der Indizienlage nahezu ausgeschlossen.

„Fassen wir die Sache zusammen“, begann ich, „das Geld ist nicht weg, es ist nur gerade nicht zu Ihrer Verfügung.“ Breschke nickte irritiert. „Aber ich muss doch irgendwie an mein Portemonnaie kommen, und das ist nicht dasselbe, als würde das Geld noch auf der Bank liegen!“ „Lassen Sie uns gründlich überlegen.“ Ich führte ihn zum Sofa und ließ ihn Platz nehmen. Hilflos sah er von der Wand zum Fenster und zurück. „Es gibt bestimmt keinen Ausgang aus diesem Zimmer“, überlegte ich, „und vermutlich auch keine Falltüren.“ Er konnte mir kaum folgen, aber das war nicht so wichtig. „Und da ich nicht davon ausgehe, dass Bismarck sich den Schlüssel geschnappt hat, muss er wohl noch hier sein.“ „Ich verstehe nicht ganz“, erwiderte er, „er war doch schon vorher im Wohnzimmer?“ Es gab nur eine Chance: Breschke selbst würde mich zur Lösung führen, denn er war der einzige Zeuge.

Ich blickte in den Garten hinaus. „Der Baum ist schon ganz kräftig beschnitten worden“, bemerkte ich. „Hatten Sie nicht kürzlich eine neue Schere besorgt?“ „Sie hatten welche im Sonderangebot“, bestätigte er, „der Griff hat sich an der einen Seite gelockert, und da dachte ich, nach all den Jahren könnte ich mal eine neue kaufen, weil ja auch die Hecke da links am Zaun zu Gabelstein hinüber bald geschnitten werden muss.“ Geistesabwesend hatte er sich aus der Kristallschale auf dem Couchtisch ein Hustenbonbon genommen, es ausgewickelt und sich in den Mund gesteckt. Er versuchte das Papier in die Brusttasche seines Hemdes zu stecken. „Darf ich mal?“ Aus der linken Tasche seiner Strickjacke zog ich den Schlüssel heraus. Er sah mich mit großen Augen an. „Sie haben ihn ganz automatisch wegstecken wollen, aber da war keine Tasche.“ „Großartig“, jubelte Herr Breschke, „Sie sind ja ein Meisterdetektiv!“ „Nun, was machen wir?“ Er legte das Corpus delicti auf den Tisch. „Ich werde ihn in Zukunft so aufbewahren, dass nur ich ihn finde. Was halten Sie von der Küchenschublade?“





Herr im Haus

8 12 2022

„Und dann macht sie das Licht an und aus!“ Wie ich es erwartet hatte, tat sie auch genau das. Herr Breschke seufzte. „Dabei habe ich sie gar nicht darum gebeten, aber was soll ich jetzt machen?“ Verzweifelt starrte er auf das Mobiltelefon. Jetzt war guter Rat teuer.

„Meine Tochter meinte, das sei absolut sicher.“ Ich zuckte leicht zusammen, hatte sie doch auch den Deckenventilator aus Südostasien mitgebracht, der beim ersten Anschalten durch Überspannung fast einen Kabelbrand verursachte, sowie einen Sack mit Rasendünger, der den ganzen Garten in Rosa hatte erstrahlen lassen – die Schnäppchen, die der Reiseleiterin auf ihren zahlreichen Besuchen in fernen Ländern in die Hände fielen, waren schon oft ein Quell der Überraschung, wenn nicht gar der Besorgnis gewesen. So hatte sie auch diese kleinen Steuerungskästchen für kleines Geld auf einem Markt für technische Innovationen erstanden, samt einer App, die sich auf jedem Smartphone einfach installieren ließ, was zwei Dinge ignorierte: die wenigen technischen Dinge im Hause Breschke steuerte der pensionierte Finanzbeamte mit Hilfe von Schaltern, bisweilen mit einer Fernbedienung, und ein Telefon hatte für ihn einen Hörer sowie eine Schnur. Die Elektroarbeiten hatte ein Betrieb aus ihrem Bekanntenkreis kostenlos durchgeführt, was man dem Deckenputz ansah, doch der Alltag war seitdem nicht mehr derselbe.

„Ich muss jetzt den ganzen Tag mit diesem Ding hier reden“, klagte Herr Breschke. „Stellen Sie sich das mal vor, ich kann nicht einmal morgens das Radio anschalten, wenn ich die Nachrichten zum Frühstück hören will.“ Die Umwandlung in ein Smart Home war gelungen, entsprach aber offenbar nicht seinen Wünschen; das Werk der Tochter war aber vor allem an einer unbedachten Regelung zu erkennen. „Sie hat das Ding nach meiner Frau benannt“, klagte er. Mitfühlend legte ich die Hand auf seine Schulter. „Sie können nicht einmal mit Ihrer Gattin sprechen, ohne diesen Apparat sofort einzuschalten?“ Er nickte niedergeschmettert. „Ich muss nur einmal fragen: ‚Irmchen, willst Du noch Tee?‘, schon weist mich dieses Gerät zurecht.“ Es war schwieriger als ich befürchtet hatte.

„Wenn ich beispielsweise das Radio…“ Er hatte den Satz nicht beendet, da erklangen hinreißende Operettenmelodien in etwas weniger angenehmer Lautstärke; offenbar unterstellte die App den beiden Senioren eine generelle Hörschwäche, die sich auch bei der Türklingel und beim Fernseher vernehmen ließ. Ich musste mir etwas einfallen lassen, denn so war den Breschkes das Weihnachtsfest unter keinen Umständen zuzumuten, geschweige denn Bismarck, der ungewohnt verschüchtert in seinem Körbchen an der Fensterbank lag, anstatt seinem Herrn ohne Unterlass zwischen den Beinen herumzulaufen. Die Lage war ernst. Schnell stand mein Plan fest: den Feind, in diesem Fall die Feindin zu verwirren.

„Irmchen“, befahl ich dem Ding, „Du heißt jetzt Mimi.“ Keine Reaktion. „Sie hat es mir erklärt“, erklärte mir Herr Breschke, „Sie reagiert nur auf meine Stimme.“ Ich reichte ihm das Telefon. „Dann werden Sie das übernehmen müssen.“ Er räusperte sich. „Irmchen“, begann er zaghaft, „Du heißt jetzt Mimi.“ „Aha“, schnarrte die Computerstimme. „Es steht Ihnen frei, mich umzubenennen, aber ich höre nur auf meinen programmierten Namen.“ Das hatte ich nicht erwartet. Breschke kratzte sich am Kopf. „Ich könnte das Radio abschalten.“ „Gut“, wandte ich ein, „aber was ist mit der Beleuchtung?“ „Ich werde mal etwas versuchen“, sagte er. „Irmchen, ich schalte Dich jetzt ab. Ab sofort bin ich wieder Herr im Haus.“ „Das wüsste ich“, giftete sie zurück. Der Fall war wirklich schwierig.

Es half nichts, ich musste der Sache technisch auf den Grund gehen. „Aber Sie sind doch kein Elektriker“, gab Herr Breschke zu bedenken. „Das ist ein altes Geheimnis“, erläuterte ich. „Was von einem offensichtlichen Stümper eingebaut wurde, wird am besten vom Laien repariert.“ Ich klappte das Leiterchen aus der Küche auf und öffnete den Kasten, der nun die Deckenlampe verschönerte. Zu meinem Erstaunen war es nur eine Lüsterklemme, deren Kontakte an einem Empfänger angeschlossen waren. Schnell hatte ich die Verbindung korrigiert, und schon bediente Breschke die Leuchte wieder mit dem Wandschalter. „Um die Feinheiten werden wir uns später kümmern“, befand ich, „das heißt: nicht wir.“

Insgesamt vierzig dieser kleinen Plastikboxen waren mit dem Funksender verbunden, den ich als nächstes ausschaltete: Lampen, Radio und Klingel, der Heizlüfter im Schlafzimmer, die Schalter zum Heben und Senken der Rollläden, schließlich das Garagentor, was Herrn Breschke noch gar nicht aufgefallen war. „So eine Unverfrorenheit“, keuchte er. „Es sollte jetzt alles wieder wie vorher funktionieren“, frohlockte ich, „nur noch einen kleinen Schritt zum Abschluss.“ Das Telefonbuch des Corpus delicti war überschaubar; ich zog einen Zettel aus der Jackentasche, kritzelte einen Satz darauf und reichte ihn dem Hausherrn. Er stutze, lächelte und hob das Gerät hoch. „Irmchen“, sprach er mit fester Stimme, „falte meine Tochter zusammen.“ Es stöhnte. Was tat man nicht alles für den häuslichen Frieden.





Die Relativität der Zeit

9 11 2022

„So sieht man sich wieder.“ Nun hatte ich schon mehrmals im Funkhaus zu tun gehabt, auch schon mit Siebels, aber noch nie war es ein Ortstermin gewesen. Ein Irrtum? Der TV-Produzent ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er zeigte mir den Brief, der uns beim Pförtner Einlass gewähren sollte: der Programmdirektor selbst hatte uns beordert. Das konnte ja heiter werden.

Zwei Minuten standen wir in der opulent mit Grünpflanzen und billigem Marmor ausstaffierten Halle, bevor der gläserne Aufzug endlich kam. Ich schaute verstohlen nach der Uhr, aber er beruhigte mich. „Wir sind eh eine Stunde zu spät, weil wir neunzig Minuten auf dringende Termine warten müssen, denn irgendetwas ist immer noch viel dringender als eine Besprechung mit Beratern, die nach Stunden abrechnen.“ Wir glitten sachte empor, es klingelte leise, hier war der zwanzigste Stock. Die Türen surrten und öffneten sich, die Dame am Empfang begrüßte uns. „Herr Knobelsdorff ist noch nicht im Hause.“ Siebels seufzte. Immerhin hatte er noch einen Rest von dem billigen Automatenkaffee, den es in der Kantine gab. Wir würden wohl den halben Vormittag mit dem Ausblick auf die Stadt verbringen müssen, bevor wir in der anderen Hälfte den Klagen eines Intendanten lauschen dürften.

Die Mappe auf der Sitzbank sah tatsächlich so aus, als hätte man sie zufällig hier hingelegt. Ich war einen Blick hinein. „Genau das hatte ich schon erwartet“, erklärte Siebels. „Es geht mal wieder um Selbsterfahrungsversuche von Journalisten, die ihre anekdotische Evidenz zur Erkenntnis aufblasen.“ Ich verstand nicht gleich. „Denken Sie jetzt nicht an Enthüllungsstories, die in der Autofabrik spielen, um Rassismus in der Belegschaft, Lohndrückerei oder katastrophalen Arbeitsschutz anzuprangern.“ Langsam begriff ich. „Es geht um das Experiment, sich täglich eine Flasche Schnaps reinzugießen, um sich wie ein Alkoholiker zu fühlen.“ Er nickte. „Mit dem Unterschied, dass sich Ihre Leber nach einer Woche erholt, während der Stoffwechsel eines Suchtkranken nach zehn Jahren mit einer Flasche schon noch mehr genug hat.“ Das Exposé bot dann auch alles auf, was auf anderen Sendern bereits mit wechselndem Erfolg gezeigt worden war: drei Tage wach, eine Woche ohne Internet, zehn Schichten als Industriereiniger im Fleischzerlegebetrieb. Siebels klappte angewidert den Deckel zu.

Ich suchte in den Manteltaschen, fand aber kein Pfefferminzbonbon. Gelangweilte Menschen liefen so langsam wie möglich die Flure entlang, als hätte der Tag noch endlos Zeit. Nicht einmal die Uhr an der Wand tickte hörbar. Vielleicht wurde hier das Rohmaterial für ein neues Testbild aufgezeichnet, das den molekularen Zustand in Nahtodnähe zeigen sollte. Die Empfangsdame telefonierte, offenbar jedoch nicht mit dem Intendanten.

Mit einer nachlässigen Bewegung schlenzte Siebels den Becher in einen Papierkorb. „Ich habe ja damals noch die Anfänge des dokumentarischen Fernsehfilms miterlebt“, knurrte er. „Allerdings hat die Redaktion vor allem auf den dokumentarischen Aspekt bestanden, mit dem Ergebnis, dass wir eine Folge über drei Tage in der Mordkommission nicht zeigen durften.“ „Ging es um Täterwissen oder um Datenschutz?“ Er schüttelte den Kopf. „Die beiden Kommissare haben nur am Schreibtisch gesessen und Akten gelesen.“ Die Zusammenstellung der Themen ließ allerdings ganz anderes erwarten. „Und genau das ist so dumm, dass ich diesen Zirkus schon nicht mehr mitmachen will, obwohl es leicht verdientes Geld ohne anspruchsvolle Arbeit wäre.“

Ich klappte die Liste wieder auf. „Wie oft haben bisher körperlich und geistig einigermaßen fitte Redakteure in einer Fabrik geputzt?“ Siebels grinste schief. „Keine Ahnung, die meisten hier machen mir nicht diesen Eindruck.“ Was jedoch blieb, war der Eindruck, dass es nicht auf die Fabrik ankam. „Ob Sie in einem Bahnhof die Toiletten putzen oder im Schlachthof die Reste von getöteten Tieren mit der Schaufel beseitigen, ist letztlich vollkommen egal, solange die Botschaft, dass miserabel bezahlte Schwerstarbeit einem nicht das Fernsehvergnügen verderben soll, mit dem Mist ausgestrahlt wird.“ „Und der sozialkritische Effekt?“ Er sah mich an wie einen Idioten. Sicher nicht ohne Grund.

Keine Ahnung, warum ich auf die Armbanduhr blickte, schließlich hing die große Uhr direkt über uns. „Zeit“, sagte Siebels. „Denken Sie immer an die Relativität der Zeit.“ „Was hat denn Einstein mit diesem Fernsehmüll zu tun?“ Er runzelte kurz die Stirn. „Wenn Sie ganze zwei Wochen ohne Internet verbringen, werden Sie es überleben, da sie wissen, es geht vorbei.“ Das leuchtete mir ein. „Wenn sich ein Politiker zwei Wochen lang von Regelsätzen der Grundsicherung ernährt, wird er es auch lustig finden und nicht einmal merken, dass er sich von den Kollegen auf einen Kaffee einladen lässt, ohne den Betrag als geldwerten Vorteil abzuziehen – von den Einschränkungen bei Wohnraum, Energie und Mobilität einmal abgesehen.“ Ich begriff. „Dafür fahren Menschen in den Urlaub, um einmal in den ärmsten Ländern der Welt unter unhygienischen Begleitumständen den Sonnenuntergang zu sehen, und sie nennen denselben Dreck malerisch, der im Fleischzerlegebetrieb bei ihnen Brechreiz auslöste.“

Unvermittelt stand Siebels auf. „Wir haben hier nichts mehr verloren, solange sich das Programm nicht ändert.“ „Meinen Sie nicht, man kann solche Formate sinnvoll nutzen?“ Er überlegte nicht lange. „Wir haben eine Kollegin in den Heimwerkermarkt geschickt, als Verkäuferin.“ „Was ist passiert?“ „Sie wurde nie wieder gesehen.“ Und da kam auch schon der Aufzug.





Außenseiterchancen

5 10 2022

Die Sonne war schon aufgegangen, aber noch lagen die Straßen im dichten Herbstnebel. Schweigend starrten wir aus den Scheiben. Die Fahrerin kannte den Weg, der durch abgeerntete Felder und am See vorbei erst eine kleine Anhöhe nahm und dann in die Talsenke führte. Da lag die Kleinstadt in mattem Morgengrau. Wir waren da. Bad Gnirbtzschen.

Siebels vergrub die Hände in den Manteltaschen und zog die Schultern hoch. Ich blickte mich etwas ungläubig um. „Ich möchte nur wissen, weshalb sie ausgerechnet dieses Nest ausgesucht haben für den Dreh.“ Er wandte sich zu mir. „Ich gebe Ihnen mal einen Tipp“, knurrte er, „die reizvolle Landschaft ist es nicht.“ Immerhin war die Bäckerei schon offen. Ein Becher Kaffee würde die Stimmung des TV-Produzenten heben, möglicherweise wäre sie sogar besser als während der aufreibenden Studiotage mit lauwarmer Automatenplörre, trockener Luft unter den großen Scheinwerfern und dem ständigen Lärm der Kulissenschieberei. Wir schritten über den gepflasterten Marktplatz.

„Da waren letzte Woche schon mal zwei Leute hier“, berichtete die Verkäuferin und stellte zwei Tassen auf den Stehtisch hinter dem Schaufenster. „Eine halbe Stunde haben die im Laden gestanden, immer im Weg, und dann haben sie noch nicht mal was gekauft.“ Siebels griff nach der Tasse, pustete vorsichtig auf das heiße Gebräu nahm einen kleinen Schluck. „Ja, die waren von unserem Sender. Alles andere hätte mich auch gewundert.“ Ich schaute auf die Auslage; Teilchen und Torten waren noch nicht fertig, also entschied ich mich für ein mit allerlei Saaten bestreutes Brötchen. Die Redaktion hatte uns tatsächlich einen Stadtplan mitgegeben, groß wie ein Messtischblatt, dafür unhandlich gefaltet. Der blassbröseligen Fotokopie entnahmen wir, dass östlich des Marktes der Ziegeleihof zur Sandkuhle führte, von wo aus man mit wenigen Schritten die Kirche Sankt Georg am Berge erreichte. Nördlich gelegen befand sich der Adenauerbogen, den Ältere Paulsenweg nannten, die Ältesten noch und schon wieder die Jugendlichen Adolf-Hitler-Straße. Zwei Schulen befanden sich in Sichtweite, das Rathaus, etliche Seniorenresidenzen und andere Parkplätze. „Ich will ja nicht unken“, bemerkte ich und tat es damit doch, „aber wo soll man denn hier bitte einen Mord stattfinden lassen?“ „Bei der alten Möller“, höhnte die Verkäuferin. „Da schräg gegenüber im Kaufladen, das Putzen hat die nicht erfunden – wenn Ihre Spurensicherer eine Woche nach der Tat anrücken, ist jeder Fingerabdruck noch frisch.“

Wir liefen ein paar Schritte gen Westen, wo ein Neubau mit gut zwei Dutzend schwer bezahlbaren Eigentumswohnungen entstand, unauffällig gelbe Klinkerfassade, Schießschartenfenster, Tiefgarage, Freiflächen, auf denen sich Gestrüpp ausbreitete. „Für einen Tatort reicht das“, mutmaßte Siebels. „Die Leiche kann man notfalls in einem Hinterhof verschwinden lassen, da kommt die Müllabfuhr nur einmal in der Woche hin.“ Die kleine Seitengasse mit Blick auf den Kirchturm, vielmehr: auf ein kleines bisschen Kirchturmspitze, führte wenigstens auf einen frisch geschotterten Seitenstreifen neben der Hauptstraße, wo ein Transformatorenhäuschen stand, eher malerisch gelegen im Vergleich zu den Plakatwänden an den Seiten des Durchstichs. „Der Fluchtweg könnte dramaturgisch nützlich sein“, empfahl ich. Der Produzent kniff leicht die Augen zusammen. „Naja.“ Vielleicht stellte er sich die Szene schon vor, die der Drehbuchautor dem Ort auf den Leib schreiben und der Kameramann nur noch abfilmen sollte. Befriedigt sah Siebels dabei allerdings nicht aus.

„Was suchen wir hier eigentlich?“ Es war mir so herausgerutscht, aber zum ersten Mal an diesem Morgen grinste Siebels. „Endlich kommen wir zu den wichtigen Fragen.“ Der verhältnismäßig trostlos bebaute Kirschgartenweg bot allenfalls für innere Monologe, ausweglose Beziehungsprobleme oder einen plötzlichen Herzinfarkt das passende Bild. „Natürlich liegt es auch am Geld“, erklärte er. „Wir haben eine tolle europäische Metropole, viel bekannte Architektur, eine Dauerwerbesendung für Tourismuszentren, oder beides überlagert sich und wird in einem Dauerfeuer aus Postkartenmotiven hinter eine dünn ausgewalzte Mafia-, Bandenkrieg-, meinetwegen eine Politthrillerhandlung gelegt, und die Darsteller können endlich mal ein paar Wochen vom Set direkt in die angesagten Restaurants, um ein paar Selfies für ihre Follower zu posten.“ Ich schaute mich um. „Und das hier?“ Die langsam über der Kirchturmspitze aufsteigende Sonne hatte gegen den Eiffelturm keine Außenseiterchancen. „Wir suchen also keinen Handlungsort, sondern ein Klischee.“ Siebels klatschte begeistert in die Hände. „So!“ Dass es derart einfach würde, hatte ich nun nicht gedacht, aber manchmal macht man sich eben auch zu viel Gedanken. Vor allem, wenn es um Fernsehunterhaltung geht.

Weit im Norden, wo die Umgehungsstraße zum Autobahnzubringer verlief, lag die Karlheinz-von-Pustewitz-Straße. Etwa drei Kilometer Asphalt für einen Weg, den man über die schon dreißig Jahre zuvor eingeweihte Umgehung schneller erreichen konnte, noch dazu sechsspurig. Kein Grundstück, kein Haus, keine Kreuzung. Und nach einem der größten Bauunternehmer der Region benannt, der im Amt des Bürgermeisters den wirtschaftlichen Aufschwung nach Bad Gnirbtzschen geholt hatte. „Ich habe da eine Idee“, murmelte Siebels. „Warum in die Ferne schweifen, unsere erste Folge dürfte so gut wie im Kasten sein. Es hat nur einen Haken.“ Ich sah ihn fragend an. Er grinste. „Wir dürfen uns hinterher hier nie wieder blicken lassen.“





Schlüsselposition

28 07 2022

Anne tupfte sich den Schweiß von der Nase. „Stromfresser hin oder her“, stöhnte sie, „es ist zu heiß.“ Luzie nickte. „Ich hole den Ventilator aus dem Keller.“ Sie stand auf, ging durchs Vorzimmer und öffnete die Schiebetür, hinter der sich die kleine Abseite und das Schlüsselbrett befand. Was sich am Brett nicht befand, war der Kellerschlüssel.

„Aber er hat doch immer dort gehangen?“ Ich betrachtete sehr konzentriert die Auslegeware der Kanzlei, denn jeder wusste, in welchem Verhältnis Anne zu Schlüsseln im Allgemeinen stand. Bis auf den Autoschlüssel, inzwischen eine Fernsteuerung für den Wagen, die sich stets in ihrer Handtasche befand und häufig sogar in der richtigen, hatte sie die Schlüssel für Geschäfts- und Privaträume aus Erfahrung in mehrfacher Ausfertigung bei mir und Breschkes deponiert, in der Küchenschublade von Staatsanwalt Husenkirchen und bei Doktor Klengel. „Warum hängt der Kellerschlüssel nicht an diesem Brett“, knurrte Anne, „und warum hängt das Brett nicht an der Tür wie in jedem anderen Haushalt?“ „Weil dies eben kein Haushalt ist“, wandte ich ein. „Luzies Idee, das Brett nicht neben den Eingang zu schrauben, liegt daran, dass zu viele Mandanten die Kanzlei betreten, denen man alles zutrauen kann.“ Sie zog die Stirn in Falten. Das hatte damals auch ihr eingeleuchtet, nicht aber der Gedanke, dass es für Schlüssel nur ein sicheres Quartier geben kann: ein abschließbares Kästchen, klein oder groß, gut zugänglich, aber eben abschließbar.

Luzies Einwand, sämtliche Schlüssel wären so sicher wie in Abrahams Schoß, lägen sie in ihrem Schreibtischschränkchen, hatte Anne frühzeitig in argumentativem Furor beiseite gewischt. „Was soll ich denn machen, wenn Du mal einen freien Tag hast?“ Die Büroleiterin, die stets als erste die Kanzlei betrat, schloss natürlich auch die Laden an ihrem Arbeitsplatz auf. „Notfalls könnte ich die Schlüssel in Deinem Schreibtisch deponieren“, gab sie mit sarkastischem Unterton zurück. „Ich habe ja den Ersatzschlüssel bei mir zu Hause.“ Der Teppich begann wirklich interessant auszusehen.

Das Problem war bekannt, hatte eine Geschichte und zu viel Wirrungen geführt, die auch durch das kleine Gerät nicht besser wurden, das Breschkes Tochter von einer Ostasienreise mitgebracht hatte. Der Schlüsselfinder, der am Corpus delicti befestigt werden konnte, sollte mit Hilfe von Funkwellen aufgespürt werden, wie das ja Anne auch mit ihrem Wagen tat – das sportliche Gefährt war nicht eben unscheinbar, jeder hätte es auf dem Parkplatz leicht ausfindig machen können, doch sie zog es vor, mit dem kleinen Druckknopfdings durch die Reihen zu gehen und beständig um sich zu blicken, wo unter meerschweinartigen Quietschgeräuschen hektisches Blinken sichtbar ist. Allein sie hatte die Vorliebe für den Ablauf nicht auf das rote Plastikteil übertragen, so dass der Kellerschlüssel weiterhin verschollen blieb. Luzie sah sich hilflos in der Abseite um. „Wo ist eigentlich dieser Schlüsselfinder?“

Tatsächlich gibt es Bodenbeläge, denen man nach jahrelanger, regelmäßiger Belastung kaum ihr Alter ansieht. Ganz nebenbei hörte ich, wie Anne aus der Erinnerung den Verbleib des Suchgeräts rekonstruierte; sie hatte ein Loch an der stilisierten Blume entdeckt und ihn aus Gewohnheit zusammen mit dem Schlüssel und der Empfangseinheit an den Ring gehängt, wo sie nun in trauter Dreisamkeit wieder verbunden waren, wo auch immer. „Es kann sich höchstens um höhere Gewalt handeln“, ätzte Luzie, „nichts hindert uns, das Haus einzureißen, wenn wir den Keller betreten wollen.“ Ich spielte vor meinem geistigen Auge einige Szenarien durch, in denen die sich anbahnende Katastrophe ohne größere Folgeschäden abgewendet werden könnte, da kam Anne der entscheidende Gedanke. „Ich habe das bestimmt in der Handtasche.“ Die Nachschau ergab, dass dem nicht so war. Es bestand keine Hoffnung mehr. Vermutlich würde ich so schnell wie möglich einen Ventilator besorgen müssen, um dieses unerträgliche Klima wiederherzustellen.

„Die unterste Schublade!“ Luzie drehte sich auf dem Absatz um, stürmte ins Besprechungszimmer und setzte sich auf den Drehstuhl. „Ich bin ja nicht immer pflegeleicht“, maulte Anne, „aber das geht nun wirklich zu weit.“ „Ach was!“ Luzie hatte das Aktenfach geöffnet, wühlte zwischen den Mappen herum und zog endlich triumphierend das gesuchte Dreigestirn hervor. „Ich wusste doch genau, dass da etwas Rotes unter den Deckeln liegt.“ Ein Druck auf die Sendeeinheit bestätigte, dass zumindest auf kürzere Distanz der am Schlüssel angebrachte Empfänger so zuverlässig wie nervtötend fiepte. „Wir müssen also jetzt den Sender abziehen, dann kommt der Schlüssel wieder ans Brett, und wenn wir ihn tatsächlich einmal nicht finden sollten, dann haben wir immer noch diesen kleinen Helfer.“ Anne seufzte. Es hatte sich nicht nur die Anspannung der vergangenen Stunde in Wohlgefallen aufgelöst, sie konnten nun auch darauf warten, dass ein dienstbarer Geist – nämlich ich – den Ventilator die Treppen bis ins dritte Stockwerk tragen würde. Da es sich um ein Standmodell mit schwenkbarem Kopf handelte, blieb ihnen auch gar nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu üben.

Der Ventilator tat, wozu er angeschafft worden war: er wirbelte Luft in den Raum. „Übrigens“, ließ sich Luzie vernehmen, „Breschkes Tochter hat nicht nur einen mitgebracht.“ Und sie zog ein Tütchen aus dem Regal in der Abseite. Noch ein Suchknopf mit Piepser. Anne war perplex. „Kein Problem“, sagte ich. „Wenn der Schlüsselfinder mal verloren geht, kleben wir den anderen an den Empfänger, und Du hast noch einen Ersatz für die Handtasche.“





Besserwisser

20 07 2022

„Also für mich ist das Umerziehung.“ „Das klingt so negativ.“ „Aber das Volk wird doch gezwungen, sein Verhalten zu ändern.“ „Für Sie ist Erziehung also gleich Zwang?“ „Ich will aber nicht von der Regierung erzogen werden!“ „Und was sollte Ihrer Meinung nach eine Regierung tun?“ „Irgendwas besser machen, aber nicht mich erziehen.“

„Ich nehme an, Sie wollen lieber ungezogen sein.“ „Ich lasse mir von einer Regierung nicht per Gesetz das Gendern vorschreiben!“ „Es gibt gar kein Gesetz, das das Gendern vorschreibt.“ „Aber dieser Regierung ist es zuzutrauen!“ „Müssen Sie mir eigentlich auf die Schuhe urinieren?“ „Wo habe ich Ihnen…“ „Ich dachte nur, zuzutrauen wäre es Ihnen ja.“ „Dann ist das ja noch viel schlimmer!“ „Dass Sie mir nicht auf die Schuhe pinkeln?“ „Die Leute derart indoktriniert, dass sie das freiwillig machen!“ „Also gendern manche Menschen aus freien Stücken, ernähren sich vegan, obwohl sie niemand dazu zwingt, und fahren ohne Not Tempo 100 auf der Autobahn.“ „Das ist Terror, und wir wären keine Deutschen, wenn wir dagegen nicht in den Widerstand…“ „Sind Sie eigentlich geimpft?“ „Keine wahren Deutschen!“ „Und wenn sich die Deutschen freiwillig vegan ernähren, ist das dann auch Staatsterrorismus?“ „Man wird als Deutscher ja gezwungen, sich freiwillig zu verhalten!“ „Von den philosophischen Implikationen abgesehen, ist es Ihnen denn zu schwer, einen freien Willen zu entfalten?“ „Gar nichts darf man mehr in diesem Scheißland, das ist genau wie in der…“ „Sie hatten jetzt aber nicht vor, irgendeinen antisemitischen Vergleich anzuführen?“ „Gar nichts mehr darf man in diesem Land, gar nichts mehr!“

„Was würden Sie eigentlich machen, wenn Ihre Stromrechnung plötzlich enorm anstiege?“ „Das sind doch wieder diese Panikbotschaften, die die Ökoterroristen benutzen, um das Volk bevormunden zu können!“ „Die Energiekonzerne haben die Preise jedenfalls schon angehoben.“ „Aber das war nicht aus Gründen der Umerziehung.“ „Wäre es da nicht in Anbetracht Ihrer übrigen Lebenshaltungskosten ganz gut, wenn Sie sich mal ein bisschen mit dem Thema Ressourcensparsamkeit…“ „Ich lasse mich von dieser Regierung nicht wie ein Kleinkind behandeln, damit das mal klar ist!“ „Sie verhalten sich also lieber als asozialer Schmarotzer, wenn ich in Ihrer Diktion bleiben dürfte?“ „Was hat das denn damit zu tun?“ „Und wenn Ihre Stromrechnung auf einmal so hoch würde, dass Sie sie nicht mehr zahlen könnten?“ „Dann kann ich immer noch an den anderen Sachen sparen.“ „Sie sparen, sobald Sie wissen, dass Sie sowieso schon im Minus sind.“ „Das weiß man doch nicht vorher!“ „Was meinen Sie wohl, warum die Regierung Ihnen schon jetzt die eine oder andere Handreichung gibt, sich mit dem Thema Sparsamkeit zu beschäftigen?“ „Das sind diese Besserwisser, die immer meinen, dass sie immer alles schon vorher gewusst haben!“ „Dann haben Sie es ja schon einigermaßen kapiert.“

„Ich finde es nur generell problematisch, wenn die Regierung…“ „Wissen Sie immer ganz genau, dass sich eine Regierung dahinter verbirgt?“ „Das weiß man doch, weil das alle sagen.“ „Und wenn alle sagen, dass man besser Wasser sparen sollte, damit die Rechnung nicht so hoch ist, dann ist das eine Bevormundung?“ „Die Leute sind eben schon so indoktriniert, dass sie alles nachplappern, was sie in den sozialen Medien finden.“ „Was auf Sie nicht zutrifft.“ „Natürlich nicht!“

„Was würden Sie denn ändern, wenn Sie es könnten?“ „Ich kann als Bürger gar nichts ändern, das sind doch die Fakten!“ „Aber wenn Sie es könnten?“ „Dann würde diese ganze Panikmache auf der Stelle beenden!“ „Panikmache?“ „Seit zwei Jahren wird uns gesagt, wir sollen uns endlich mit diesem Virus infizieren!“ „Ich dachte, wir sollen überall Masken tragen und uns impfen lassen, damit eben das nicht passiert?“ „Das hatte ich auch erst gedacht, aber jetzt wird überall gesagt, wenn man sich nicht infiziert, steckt man sich später an.“ „Das ist natürlich ein Unterschied.“ „Und deshalb mache ich diese Panikmache jetzt nicht mit!“ „Sie tragen also Masken, halten Abstand und lassen sich in den nächsten Wochen noch mal impfen?“ „Wieso das denn?“ „Damit Sie sich nicht infizieren müssen, wie die Regierung das von Ihnen erwartet.“ „Wieso denn die Regierung, ich dachte, das machen die Ärzte und dieses Institut?“ „Na, Sie wissen doch ganz genau, dass sich dahinter nur die Regierung verbergen kann.“ „Die kriegt doch das gar nicht hin, genauso wenig wie diese Panik mit der Hitze!“ „Was schlagen Sie stattdessen vor?“ „Man kann sich doch einfach mal freuen, wenn es ein paar Tage lang warm ist.“ „Also dieses Freibadwetter, von dem alle gerade reden?“ „Genau – man muss das den Leuten nur oft genug erklären, dass das ganz normal ist, dann kapieren sie es vielleicht auch irgendwann mal.“ „Sie meinen, das Volk muss endlich aufgeklärt werden?“ „Die Leute müssen doch mal verstehen, dass man mit Tatsachen weiter kommt als mit diesem endlosen Gejammer!“ „Und deshalb wollen Sie, dass sich die Leute über vierzig Grad freuen.“ „Richtig, diese vierzig Grad sind doch keine Horrorvision, das sind Tatsachen!“ „Also auch die Leute, die ernsthafte Probleme mit den Temperaturen haben?“ „Wieso…“ „Die unter Umständen sterben, weil sie diese plötzliche Hitze gesundheitlich nicht verkraften?“ „Das sind doch Tatsachen!“ „Die erkannt haben, dass das schon die Auswirkungen des unumkehrbaren Klimawandels sind?“ „Fakten sind das!“ „Wissen Sie, wie ich das nenne?“ „Äh, nein?“ „Umerziehung, Sie Arschloch!“





Wasserzeichen

30 06 2022

„Zwanzig, noch mal dreißig, also insgesamt einhundertzehn.“ Herr Breschke schloss den Karton und schob ihn zurück unter den Küchentisch. Es duftete, vielmehr: roch nach einer Mischung aus Maiglöckchen und Pfefferminzbonbons. Und noch hatte er keins der Erfrischungstücher benutzt.

„Es geht ja nicht um die Kosten“, betonte der Hausherr, „obwohl sie schon recht preiswert sind, wenn man eine größere Menge davon abnimmt.“ Hauptsächlich dürfte wohl es an der Herkunft dieser Hygieneartikel gelegen haben, die seine Tochter aus einem kambodschanischen Warenlager in Peru mit amtlichen Siegeln in drei ausgestorbenen Sprachen besorgt hatte. Immerhin waren bisher noch keinerlei Hautreizungen aufgetreten, noch benutzte der Alte zweimal am Tag die Brause. „Wenn man Wasser sparen kann, sollte man es auch tun.“ Ich nickte. Allerdings gab ich zu bedenken, dass es für Umwelt und Energiesicherheit auch schmerzfreiere Wege geben würde. „Sich zum Beispiel am Morgen mit dem guten alten Seiftuch zu reinigen, wäre einer davon.“ „Nun ja“, lächelte er, „ich bin nun nicht mehr so gelenkig. Duschen ist ein wenig bequemer, das muss ich schon zugeben.“ „Und wie erreichen Sie dann, sagen wir mal: die Zehen mit diesen Dufttüchern?“

Die Wasserrechnung vom vergangenen Jahr wies einen ganz hübschen Verbrauch auf, jedenfalls für ein kleines Häuschen mit Garten. Letzterer war mit Rasen und Rosen Großverbraucher, vor allem in regenarmen Zeiten. „Ich kann meine Pflanzen nicht einfach vernachlässigen“, betonte der pensionierte Finanzbeamte. „Sie müssen wissen, wir sind als Anwohner verpflichtet, diese Flächen zu begrünen.“ Ich sah mich um. Die große blaue Tonne, die seit Jahrzehnten im Keller stand, würde hervorragend unter den Abfluss der Dachrinne passen; ein kleiner Schnitt ins Fallrohr, ein Regensammler, schon liefe der Niederschlag nicht mehr in die Kanalisation. Er kratzte sich am Kopf. „Das würde sicherlich eine Menge weniger verbrauchen.“ Er blickte sich im Garten um. „Auf der anderen Seite liest man gerade überall, dass Sparen auch schädlich sein kann, wenn man die Leitungen nicht regelmäßig spült.“ „Ihre fünf Minuten Duschen am Tag reichen da vollkommen aus“, beruhigte ich ihn. „Keiner wird Sie zu einem Wannenbad nötigen.“

Das Bad, seit Jahrzehnten in einem funktional wirkenden Rostbraun eingerichtet, war die nächste Etappe. „Diesen Brausekopf haben Sie vor dem Dreißigjährigen Krieg installiert“, mutmaßte ich, was Breschke mit Stirnrunzeln quittierte. „Das Ding wird nicht richtig sauber“, nörgelte er. „Man kann Essig dazu verwenden“, riet ich trotz Skepsis beim Anblick der Gummidichtungen, „manche schwören auf Gebissreiniger.“ Aus dem Schränkchen unter dem Waschbecken kramte er eine vergilbte Dose mit Briefchen heraus, die ein blassblaues Pulver enthielten. „Sagen Sie nichts“, stöhnte ich. „Ja, aber sie hat mit die schon vor zehn Jahren mitgebracht, ich wollte sie erst aufbrauchen.“ Auch der Schlauch hielt einer genaueren Inspektion nicht stand; er war an mehreren Stellen porös und drohte zu brechen, so dass ein Leck bei der täglichen Körperpflege nur noch eine Frage der Zeit war. „Wir werden sicher im Baumarkt etwas Schönes finden, damit drehen Sie dann auch die Wasserzufuhr ab, wenn Sie sich gerade den Kopf shampoonieren.“ Er nickte. „Ich wollte ja die ganze Zeit etwas machen“, sagte er kleinlaut, „aber die Kosten!“ „Herr Breschke“, mahnte ich, „wenn Sie ab sofort auf zu viel warmes Wasser verzichten, hat sich diese Investition im Nu amortisiert.“ Es sah aus, als würde er mit mehreren Unbekannten rechnen. Schließlich nickte er wieder.

„Selbstverständlich können Sie auch in der Küche eine Menge Wasser sparen.“ Ich zog das Besteckfach des Geschirrspülers heraus. Zwei Gabeln, zwei Messer und zwei Suppenlöffel lagen im Auszug. „Ich müsste sonst den ganzen Kasten in den Küchenschrank räumen, wir haben ja so selten Besuch.“ „Sie spülen das Besteck also nach den Mahlzeiten von Hand ab“, konstatierte ich. Horst Breschke schüttelte energisch den Kopf. „Vor den Mahlzeiten, sonst macht es ja gar keinen Sinn.“

Das Minzmaiglöckenaroma der Küchenluft war noch immer dominant, da nahm Breschke eins der Tücher aus der Packung. Die Folie ließ sich leicht aufreißen, und sofort breitete sich das penetrante Bukett im ganzen Raum aus. Der Hausherr rieb sich die Hände mit dem Geruchsträger ein, und es trieb nicht nur mir beinah die Tränen in die Augen. „Das ist fürchterlich“, krächzte ich. „Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie sich ab sofort zweimal täglich mit diesem Zeug imprägnieren werden, um Wasser zu sparen?“ Seine Nase zuckte. „Glauben Sie, dass der Gestank mit Wasser und Seife wieder abgeht?“ „Sparen Sie“, ächzte ich. „Aber bitte nicht an Seife und nicht an Wasser, und nehmen Sie bloß warmes dazu!“ Er krempelte sich die Hemdsärmel hoch und verschwand im Bad.

Zehn Minuten später kam er mit rot geschrubbten Fingern wieder aus dem Waschraum. Freudig begrüßte Bismarck, der dümmste Dackel im weiten Umkreis, seinen Herrn, vielmehr: er hatte es wohl vor. Als er aber die Reste der fürchterlichen Aromenverirrung an seinen Händen roch, lief er jaulend ins Wohnzimmer, wo er sich verstört hinter dem Fernsehsessel verbarg. „Sie sehen“, schloss ich, „auch Ihr treuer Gefährte kann dem nichts abgewinnen.“ Er seufzte. „Kann man denn da gar nichts machen, um im Alltag das Wasser effektiver einzusetzen?“ Ich griff zur Blumenspritze auf der Fensterbank. „Nun“, sprach ich und drückte auf den Hebel, „es gibt da manche Möglichkeit.“





Nachtschicht

20 06 2022

„… werde die zu erwartende Hitzeentwicklung in diesem Sommer spürbare Auswirkungen haben, die aber von den Bürgern eigenverantwortlich und ohne öffentliche Unterstützung bewältigt werden könne. Die Bundesregierung plane deshalb keine…“

„… nun Hilfen für die Landwirtschaft benötigt würden. Lindner sehe jedoch angesichts der gerade endenden Spargelsaison keine Möglichkeit, dies im aktuellen Bundeshaushalt zu…“

„… als Brückentechnologie unterstützt werden müsse. Merz rate jetzt zum Bau neuer deutscher Kernreaktoren, die dringend benötigt würden, wenn die ausländischen Atomkraftwerke wegen fehlender Kühlwasserkapazitäten nicht mehr die nötige…“

„… keine Klimaanlagen anschaffen könne, da dies eine zusätzliche Energiebelastung bedeute, die für die Länder finanziell kaum zu stemmen sei. Die Kultusministerkonferenz empfehle wie im Winter Stoßlüften, was nach den Sommerferien in allen…“

„… der Wasserknappheit schnell mit geeigneten begegnen müsse. Söder rate daher, wenigstens in Notfällen auf Bier zurückzugreifen, da dieses ja bereits hergestellt sei und nicht mehr aus dem…“

„… dass sich die Menschen wegen der hohen Temperaturen kaum in der Öffentlichkeit bewegen würden. Für Buschmann sei dies ein Beweis, dass die Infektionsmöglichkeiten sinken würden, so dass eine veränderte Gesetzgebung nicht mehr im…“

„… abgestellte Atomreaktoren ersetzen müsse, um die Wirtschaft mit ausreichend Energie zu versorgen. Lindner sehe eine Möglichkeit im Bau neuer Kohlekraftwerke, da sich bei steigenden Außentemperaturen Kohle schneller entzünde, so dass sich eine höhere Energiedichte mit dem…“

„… die erwartbaren Straßenschäden den ÖPNV behindern würden. Wissing wolle daher das Neun-Euro-Ticket mit sofortiger Wirkung stoppen, um die frei werdenden Gelder in eine Kaufprämie für…“

„… auch die positiven Effekte der Hitzewelle zur Kenntnis nehmen müsse. Angesichts der stark sinkenden Pegelstände in Rhein und Ruhr halte Wüst die Wahrscheinlichkeit einer Flutkatastrophe im Ahrtal in diesem Sommer für so gut wie…“

„… das bisher aus anderen Ländern berichtete Massensterben bei Nutzvieh in Deutschland noch nicht vorgekommen sei. Für den Einzelhandel sei die Versorgung der Verbraucher mit Grillfleisch auf absehbare Zeit gesichert, auch wenn sich die Erzeugerkosten durch die Wasserpreise schnell…“

„… in den Sommermonaten nicht anfallende Heizkosten aus dem Regelsatz streichen wolle. Die Bundesagentur für Arbeit werde im Gegenzug auf eine Erhöhung der Heizkosten für den kommenden Winter verzichten, um eine kostenneutrale…“

„… zum Personalmangel eine erhebliche Gefahr beim Bau von Windkraftanlagen hinzukomme, da viele Arbeiten bei starker Sonneneinstrahlung nicht durchgeführt werden könnten. Für Merz bleibe als logische Folge nur die Errichtung mehrerer hundert Klein-AKWs, die mit einer Laufzeit von wenigen Jahren sehr flexibel und preiswert in der…“

„… die Klimaanlagen am Arbeitsplatz sparen könne. Die Hälfte der Arbeitgeber sei zwar nicht bereit, aus Gründen des Gesundheitsschutzes die Berufstätigkeit auf das Homeoffice zu verlagern, die anderen wären aber daran interessiert, die Arbeitszeiten um zwölf Stunden zu verschieben, so dass sich eine einfachere…“

„… habe sich in den deutschen Schulen weder durch die Pandemie etwas geändert, noch werde sich durch den Klimawandel etwas ändern, da es die deutschen Schulen seien. Stark-Watzinger habe die Kultusminister aufgefordert, sich nicht an den Diskussionen um eine Anpassung des Unterrichts zu beteiligen, da dies nur unnötige…“

„… die Hitze im Sommer speichern und mit Hilfe chemischer Substanzen einlagern solle. Diese Energie wolle Merz’ in den Wintermonaten in die Kernreaktoren einspeisen, um die Energiebilanz auf ein Minimum zu…“

„… zuversichtlich seien, dass die Artenvielfalt in Deutschland reagiere. Tierzüchter würden es als Verbesserung sehen, wenn der Wolf sich durch den Temperaturanstieg wieder nach Osteuropa oder bis nach Asien in seine eigentlichen…“

„… das Modell einer dauerhaften Nachtschicht im Einzelhandel ausprobieren wolle, um die Kunden in den kühleren Stunden des Tages bedienen zu können. Da es sich dabei allerdings um eine generelle Verschiebung der Arbeitszeiten handle, bei alle Tagstunden frei seien, weigere sich der Konzern, die üblichen Schichtzulagen, die sonst aus dem Wechsel von…“

„… man eher bei Alten und Vorerkrankten mit lebensgefährlichen Folgen rechnen müsse. Die Betroffenen würden so nicht an, sondern mit der Hitze versterben, was für Buschmann keinerlei gesetzgeberische Eingriffe in die…“

„… sei die FDP überzeugt, die Energiewende bis 2050 ohne zusätzliche Beschleunigungsschritte erreichen zu können. Es sei nicht ausgeschlossen, dass deutsche Ingenieure bereits in den nächsten Jahren eine Technologie erfinden würden, mit der es möglich sei, Hitze direkt in Benzin zu…“

„… ein genaues Monitoring durchführen werde, auch wenn die Erhebung der genauen Zahlen noch dezentral erfolgen müsse und an Wochenenden und Feiertagen aus technischen Gründen unterbleiben werde. Sollte die Anzahl der Hitzetoten unterhalb der bisherigen Zahlen für COVID-19 bleiben, sehe die Bundesregierung ohnehin keine Veranlassung zu einer allgemeinen…“





Reichspflegedienst

14 06 2022

„… sich für die Einrichtung eines Pflichtjahres für alle Jugendlichen ausgesprochen habe. Steinmeier wolle die Debatte um eine breite gesellschaftliche Mehrheit zur Lösung vieler Probleme wieder in den öffentlichen und allgemein geführten…“

„… positiv aufgenommen worden sei. Hätten die Klinikkonzerne zuletzt die Gehälter für Pfleger senken müssen, weil der Zivildienst abgeschafft worden sei, so könnte man jetzt die Bezahlung noch einmal erheblich senken, da Fachkräfte nur noch für jugendliche Pflichthelfer zuständig seien, nicht aber für Pflege, Dokumentation oder den…“

„… auch in anderen gesellschaftlich relevanten Bereichen gut funktionieren könne. Im rechten SPD-Flügel sehe man analog zu einer Jugendstrafe, die ja neben dem Gedanken staatlich organisierter Rache für individuelle Probleme auch pädagogische Elemente enthalte, wie dies in den Hartz-Gesetzen bereits sehr erfolgreich für eine…“

„… neben dem Einzelhandel auch Gastronomie und Hotels von Personalproblemen betroffen seien. Die Betriebe könnten unbezahlte befristete Kräfte gut integrieren, da bereits jetzt zahlreiche Schüler, Studenten und Auszubildende Erfahrungen in einem Nebenjob als…“

„… für die CDU einer der besten Vorschläge der letzten Jahre sei. Allerdings gehe der Gedanke für Merz nicht weit genug, wenn die Verweigerung nicht mit langen Haftstrafen verbunden sei und…“

„… integriere das Pflichtjahr auch finanziell benachteiligte Familien, die von ihren Kindern eine Beteiligung am Haushaltseinkommen erwarten würden und sich nun solidarisch zeigen könnten mit der Gesellschaft, die sie durch kreative Maßnahmen zur Einsparung im eigenen…“

„… fordere das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung eine sofortige Verkürzung der Schulzeit, da sonst das Alter der Jugendlichen nach Ausbildung oder Studium noch schneller anstiege. Zehn Jahre seien für eine Verwertbarkeit in den meisten Betrieben ausreichend, so der führende…“

„… es dem Bundespräsidenten vor allem um den Abbau von Vorurteilen gehe. Dies richte sich weniger an Politiker, die kaum Berührungspunkte mit der Bevölkerung hätten, sondern eher an die Jugendlichen, dass Politiker nicht doch voll coole Moves machen könnten, die direkte Auswirkung auf das Leben von…“

„… keine weiteren Mittel bereitstellen werde. Lindner sehe nach Investitionen in die Bundeswehr und Tankrabatt keinen Anlass zu sozialen Spenden, die zudem den Bundesfreiwilligendienst als bisher finanziell attraktive Möglichkeit für…“

„… sehe die Kultusministerkonferenz in der Vorlage einen guten Weg. Anders als in den allgemeinbildenden Schulen, die sich auf die Aufgabe konzentrieren müssten, die arbeitenden Eltern von der Betreuung zu entlasten und parallel die Durchseuchung mit Corona zu organisieren, könne ein Pflichtjahr soziale Kompetenzen und Disziplin vermitteln, die sich positiv auf die Eingliederung ins Arbeitsleben und in die…“

„… die Durchleuchtung der Dienstanbieter dem Verfassungsschutz überlassen werde. Es dürfe keine Beschäftigung in staatsfeindlichen Organisationen unterstützt werden, die sich zum Beispiel durch Kritik an mangelndem Klimaschutz außerhalb des politisch erwünschten…“

„… die Bezeichnung ‚Reichspflegedienst‘ in einem internen Papier der SPD nur metaphorisch gemeint sei. Es gehe hier auch vorwiegend darum, die Ableistung des Pflichtjahres zur Voraussetzung für die Zulassung zur Berufsausbildung in einer…“

„… einen breiten parlamentarischen Konsens finde. Sollte die Einführung eines Pflichtjahres gegen Artikel 12 des Grundgesetzes verstoßen, so werde die Koalition von Justizminister Buschmann einen handwerklich sehr, sehr gut gemachten…“

„… sich Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen ein Beispiel an den Dienstverpflichteten nehmen könnten. Für beide sei die Situation nicht befriedigend, außerdem werde die Qualität der Leistungen erheblich absinken. Indem sie sich mit Kritik zurückhalten würden, hätten sie ebenfalls eine Chance, sich solidarisch zu verhalten und den Jugendlichen eine positive…“

„… 600.000 Jobs an Dienstpflichtige vergeben könne. Die Bundesagentur für Arbeit erwarte davon eine spürbare Marktentlastung, die bisher nicht durch Zuwanderer oder…“

„… bereite eine einjährige, nicht entlohnte Tätigkeit in Vollzeit viele Jugendliche aus ärmeren Familien auch hinreichend aufs Leben vor. Wer bis dahin nicht von ALG II gelebt habe, könne so eine bessere Nachvollziehbarkeit des späteren…“

„… es keine Absprachen mit der Bundeswehr gebe, den Wehrdienst wieder einzuführen. Um die Waffenlieferungen an befreundete Staaten jedoch zu unterstützen, könnte sich die Rüstungsindustrie ein einjähriges Praktikum in der Fertigung von…“

„… werde es der Markt regeln. Für die FDP sei auch denkbar, dass Pflegehilfen mit einem geringen Geldbetrag entlohnt würden, beispielsweise in Form eines Ein-Euro-Jobs, der den Übergang in eine Ausbildung als natürliche Folge des…“

„… es sich um sozialversicherungspflichtige Arbeit handele, die weder entlohnt noch auf die gesetzliche Rentenversicherung angerechnet werde. Die Bundesregierung sehe in der Konfrontation mit den asozialen Auswüchsen des Arbeitsmarktes eine charakterbildende Maßnahme, die eventuell erst im Nachgang zu einem besseren Sozialverhalten bei den…“