
Gernulf Olzheimer
Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.
Eine Zusammenrottung von Deppen war sich einig; sie ballten sich zu einer Gebietskörperschaft zusammen und wiesen Parzellen als öffentlichen Baugrund aus. Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Bauunternehmen, Planungs- und Architektenbüros gründen, eine Holding, deren Aktien wir uns wie Puderzucker in beliebige Körperöffnungen blasen können, und sie sprachen: Wohlauf, wir klotzen hier ein Einkaufszentrum mit Konzertsaal, Flughafen und Rennbahn ins Moos, das kein Schwein braucht, und sollte der ganze Kram in die Grütze gehen, so werden wir und einfach abwählen lassen, auf dass der Steuerzahler dafür blute. So ward das erste Großprojekt, und wir wissen zu Genüge, wie die Geschichte ausging.
Wie auch nicht – ein Großprojekt, meist so nötig wie ein kommunaler Brennholzverleih, ist zum Scheitern verurteilt, sofern nur eins der Kriterien erfüllt ist: Planung durch Politiker und/oder Spezialisten für Großprojekte, öffentliche Finanzierung, parallel verlaufende Aufwertung der städtischen Bausubstanz. Bereits Spurenelemente des Wahnsinns genügen, um die ganze Sache in Bausch und Bogen zu versaubeuteln. Wo immer sich Hohlbirnen heterogener Provenienz ins Gehege geraten, kann nichts Gutes werden. Rauchende Trümmer begleiten ihren Sturz.
Denn bei einem öffentlichen Träger, der ähnlich beweglich ist wie ein Öltanker auf hoher See, gilt Kompetenz so viel wie der Scheuklappenabstand der Referenten, Regierungs- sowie sonstiger Präsidenten. Wer Wissen vorweist, gilt automatisch als Sand im Getriebe der politisch getriebenen Entscheidungen, die von ganz anderen Faktoren befeuert werden; Gier und Eitelkeit sind nur die offenkundigsten. Sich ein Denkmal in die Fauna klotzen zu lassen geht nur ohne Kenntnis der Wirklichkeit und angrenzender Störfaktoren. Denn wer hätte heute noch die Zeit der Pharaonen, in aller Ruhe ein paar Pyramiden im Sand zu errichten. Und dann auch noch für die Ewigkeit. Schadet das der Baubranche? den Arbeitsplätzen? Und schlimmer noch, kostet es Wählerstimmen? Das lediglich aufs Überleben des Spitzenpersonals getrimmte Bewusstsein der Ichlinge lässt sich das aus Geld, Glanz und Gloria geschwiemelte Weltbild des elitären Hirnplüschs nun mal nicht zerreden. Schon gar nicht von denen, wie es können.
Die Faustregel aller einsturzgefährdeter Neubauten lautet: billige Planung führt zu teurer Durchführung. Wer immer alles billiger will, kriegt’s eben immer dicker am Ende. Und da in einer auf schnellen, aber oberflächlichen Erfolg getrimmten Leistungsgesellschaft der gewinnt, der eine möglichst billige Leistung vollmundig in die Gegend rülpst, ohne auch den Nachweis erbringen zu müssen, der wird für Lug und Trug belohnt. Dass nebenbei sich die Bürokraten selbst mit Hilfe von Strohmännern zu Bauherren erklären, macht die Sache nicht besser. Manisches Rausrechnen externer Effekte, wirtschaftliche Verflechtungen, weil sich die Dyskalkuliekranken für schwäbische Hausfrauen halten, Milchmädchenrechnungen mit Milliarden, die Beknackten halten Wissenschaft und Bürger für dümmer als sich selbst und walzen mit ihre fettigen Autorität alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt, Bäume, Rentner, Juchtenkäfer, notfalls ganze Regionen, die einen Flughafen brauchen wie einen zweiten Darmausgang.
Doch es ist nicht fachexterne Kommunikation – zwei Bauarbeiter wissen annähernd, was Phase ist, nur der neunmalkluge Neurochirurg in ihrer Mitte versteht nichts – sondern der Informationsaustausch zwischen den Fachidioten, der als illusorisch gilt. Es zählt der Konsens, und gibt es keinen, werden Gutachten großzügig überzuckert, Vergabe- und Prüfungsverfahren versehentlich vergessen, es fließt Geld, wo vorher nie welches, und letztlich gilt nur der einmal fest in den bröselnden Grund gestampfte Eröffnungstermin als wirklich verlässlich. Auch dann, wenn dazu die Erdrotation angehalten werden müsste. Das Ergebnis, liegt es auch sonst wo in der Zukunft verbaselt, es steht fest.
Denn der Bescheuerte blendet jegliche Konsequenzen seines Tuns aus. Das kindliche Gemüt vertraut darauf, dass die Klötzchen halten, und stapelt unbeirrt weiter. Gravitation ist eine Sache für Erwachsene und andere Spielverderber. Steht der Ruin vor der Tür, treten sie zu spät auf die Bremse. Sie wissen, dass sie eine Katastrophe konstruierten, aber da nicht sein kann, was nicht sein darf, schliddern sie in die Mutter aller Debakel. Ungebremst und mit Geräuschentwicklung.
Schuld sind die Kritiker, die zwar laut genug geschrien haben, aber: es waren Kritiker, auf die ein normaler Hohlrabi im höheren Dienst nicht zu hören hat. Möglicherweise hatten sie Recht, aber genau das ist ihr Vergehen. Sie haben sich nicht mit dem Aufsichtsrat unterhalten, keine Vorstände von der Klippe gestoßen, sie hatten keinen Erfolg mit ihrem Protest. Also können sie gar nicht Recht gehabt haben, sonst hätten sie sich ja durchgesetzt. So einfach ist das Synapsenpuzzle der Nachtjacken erklärt. Wir werden noch viele Bahnhöfe in den Sand setzen. Und wer weiß schon so genau, was unter den Pyramiden wirklich liegt.
Satzspiegel