Vernünftig durchgeplant

3 06 2020

„Wenn die Bundesregierung dem Migrationspakt zugestimmt hat, dann müssten wir die Umvolkung bis Ende des Jahres in Gang kriegen.“ „Wir haben noch keine Unterschrift von Bill Gates.“ „Meine Güte, muss man denn alles selber machen!?“

„Kollegen, jetzt regen Sie sich mal nicht auf, die Entwicklung der nächsten Jahre steht eh fest.“ „Ist denn die Sicherung des Flugverkehrs da?“ „Die Lufthansa hat neun Milliarden Euro gekriegt, da ist wohl nichts zu befürchten.“ „Für das Geld hätten wir uns eine zweite Corona-Welle leisten können!“ „Ach was, zwei!“ „Ihnen ist wohl hoffentlich klar, dass damit auch die Ausfallkosten für Chemtrails und Wetterbeeinflussung angedeckt werden?“ „Das Wetter ist doch großartig.“ „Aber wir müssen mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausbringen, sonst kippt das.“ „Und dann haben wir Greta wieder am Hals.“ „Okay, Sie haben ja recht.“

„Andererseits haben wir momentan sehr starke Umsatzrückgänge im Bereich 5G-Funk.“ „Durch den unkontrollierten Zustrom von mehreren hundert Millionen afrikanischen Flüchtlingen haben wir aber bald wieder Arbeitskräfte, die das kostenlos in ganz Europa aufbauen.“ „Dann wäre die gesamte Überwachungsinfrastruktur gesichert?“ „Außerdem haben wir genug Ausländer, die den Deutschen ihre Jobs wegnehmen.“ „Win-Win!“ „Es müssten aber auch für die Chips vorhanden sein.“ „Wir haben das mit den afrikanischen Regierungen geregelt, die werden von den Schleppern gechippt.“ „Das heißt, wir müssen die ganze Technik zu denen fahren?“ „Jetzt stellen die auch noch Ansprüche!“ „Langsam habe ich Zweifel daran, dass die Bundeskanzlerin die Nebenkosten des Bevölkerungsaustauschs noch im Griff hat.“ „Ein positiver Nebeneffekt aus der Einführung der Ausländermaut ist aber, dass wir die Asylanten durch RFID-Ortung immer auf dem Schirm haben.“ „Sie meinen, wir können die alle auf dem Mittelmeer verfolgen?“ „Und wir arbeiten mit den Seenotrettern zusammen, so dass wir einen möglichst geringen Verlust an Einwanderern haben, was den Asyltourismus viel effizienter macht als bisher.“ „Wir scheinen Merkel wirklich ganz schön unterschätzt zu haben.“ „Ja, das können Sie laut sagen. Wir werden sie noch sehr vermissen.“

„Ist denn wenigstens die Pandemie im zweiten Halbjahr vernünftig durchgeplant?“ „Die komplette Schließung der Gastronomie ist noch nicht vom Kabinett beschlossen, aber wir sind dran.“ „Ich dachte, erst mal nur vegane Imbisse?“ „Nee, wir wollten doch alle Betriebe mit Alkoholausschank?“ „Genau, wegen der Islamisierung.“ „Da werden wir nachverhandeln müssen, weil sich insbesondere die deutsche Brauereiwirtschaft sperrt.“ „Ich finde das auch ein bisschen heftig!“ „Deshalb werden wir im Bereich Fußball und Formel 1 auch größere Events planen müssen, damit wir die öffentliche Reaktion in den Griff kriegen.“ „Fußball ohne Bier!?“ „Naja, Altmaier ist halt…“ „Diese Hohlbirne!“ „Das ist ja die beste Voraussetzung für einen Bürgerkrieg, wenn Sie mich fragen.“ „Vergessen Sie bitte nicht, dass wir in Kürze wieder die Chemtrails zusätzlich zur Trinkwasserversorgung zur Verfügung haben und nach Belieben das Aktivitätslevel der Bürger modulieren.“ „Ihr Wort in Gottes Ohr!“

„Und die Situation in den Schulen und Kitas müsste natürlich noch geklärt werden.“ „Sagen Sie mal, Sie lesen aber schon Ihre Memos?“ „Was sind denn das hier für Strukturen?“ „Wozu brauchen wir denn Schulen?“ „Also manchmal habe ich doch Zweifel an Ihrer Eignung für diesen Posten.“ „Die EU ist doch einverstanden mit der Regelung, der Morgenthau-Plan wird für Deutschland umgesetzt.“ „Und wer regelt da was?“ „Wissen wir noch nicht, auf jeden Fall wir das zentral geregelt.“ „Sie sind mit der deutschen Rolle im Kontext der Neuen Weltregierung irgendwie nicht so ganz auf dem Laufenden, kann das sein?“ „Ich habe doch nur…“ „Arbeiten Sie Ihre Unterlagen auf, sonst hat das mit Ihrer Beförderung in die Zentrale wenig Sinn.“ „Ich wollte doch nur wissen, wie wir die Bildung in Deutschland nach dem…“ „Meine Güte, wozu brauchen wir denn als Agrarstaat noch Bildung?“ „Am Ende müssen wir ihm auch noch erklären, dass die Asylanten ab jetzt die Produktion komplett übernehmen.“ „Aber ich dachte, dass wir eventuell ein paar Posten im Management für den Standort Deutschland rausholen.“ „Das mit Sicherheit, aber das entscheiden ja nicht wir.“

„Haben wir die Kaufprämien für Autokonzerne denn schon freigegeben?“ „Ja, Papier ist durch.“ „Wir haben das auch noch mit den Kosten für die neuen Windkraftanlagen gegengerechnet.“ „Also ist die Regierung ermächtigt, Infraschallsender in den Propellern zu installieren?“ „Wenn das mit 5G zu Interferenzen kommt, die die Gedankenkontrolle ermöglichen, dann ist das genehmigt.“ „Moment, hatten wir die Windkraftanlagen nicht gestoppt?“ „Ja, und der Abbau ist für 2021 bewilligt.“ „Dann verstehe ich nicht, warum wir die alten nicht einfach stehen lassen.“ „Überlegen Sie doch mal, abbauen und wieder neu aufbauen bringt den Konzernen gleich doppelt Geld.“ „Ach so, ja. Ich Schussel.“ „Solange das mit den Energiekonzernen geregelt wird, was die Kohlekraftwerke angeht, ist das auch zukunftssicher.“ „Und die bauen wir dann selbst wieder auf?“ „Das wird schwierig.“ „Naja, den Fachkräftemangel gibt es eben nicht erst seit gestern.“ „Aber das verstehe ich nicht: wenn wir etwa eine halbe Milliarde Einwanderer kriegen…“ „So war das gedacht.“ „… und die Bevölkerung auf der Welt insgesamt auf 500 Millionen reduziert wird – wie soll das denn gehen!?“ „Also bitte, ein paar Sachen muss man einfach glauben wollen.“





Solid arisch

1 06 2020

„Kinderfreibetrag. Nettes Antragsformular, aber für die Landsmannschaft Preußens Gloria GmbH & Co. KG sind wir nicht zuständig. Können Sie gleich wieder mitnehmen.

Die Auszubildenden sind immer ein bisschen naiv, die glauben ja noch, dass jeder, der hier mit einer Hakenkreuzarmbinde aufschlägt, auch einen Rentenanspruch hat. Aber die Bundesregierung hat das jetzt ja endlich mal geregelt: wenn man sich mit seinen Rechtsansprüchen an die BRD GmbH wendet, dann kommt halt nix. Ich meine, das wäre ja wohl auch noch schöner, auf der einen Seite die Existenz der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennen und auf der anderen Seite Kohle von ihr abgreifen. Damit erheitern Sie vielleicht Ihren Arzt, aber nicht mich.

Wir bündeln das jetzt zur Vereinfachung der Ablehnungsbescheide. Im Grunde müssen wir auf alles nur einen Stempel draufhauen, dass es die für ihn zuständige Behörde in der BRD GmbH oder im Königreich Deutschland oder wo auch immer gar nicht gibt. Umschlag, fertig. Damit unterlaufen wir die Zielsetzung dieser Verschwörungsideologen: durch ständige Eingaben die Verwaltung in ihrer ganzen Bandbreite lähmen und für die Anliegen der Bürger quasi nicht mehr verfügbar machen. Ein gut trainierter Reichsbürger schafft an einem Tag zwei Kommunalbehörden, eine Arbeitsagentur und ein Landgericht. Spitzenkräfte machen an einem Vormittag eine ganze Stadtverwaltung platt. Das können wir besser.

Oder hier, ein Amtsrat besteht auf die Zahlung seiner Pension. Wir müssten ungefähr herausfinden, wann das bei ihm angefangen hat, weil wir dann nämlich einen Teil seiner Beamtenbezüge wieder zurückfordern könnten, weil er nachweislich nicht für die BRD GmbH gearbeitet haben kann – oder er hat für einen Staat gearbeitet, den es nach seiner Ansicht nicht gibt, den er jetzt aber auf Zahlung seiner Altersruhegelder verklagt. Vermutlich hat er in der Zwischenzeit seine Reichsmark-Ersparnisse aufgebraucht, dann kann er bei dem Staat, den es nicht gibt, Prozesskostenhilfe beantragen.

Am Anfang hatten wir den Plan, von den Antragstellern ein paar Dokumente zu verlangen, mit denen sie ihre Ansprüche begründen. Wer einen Antrag auf Lohnsteuerjahresausgleich stellen wollte, musste schon seine kompletten Einkünfte seit 1848 nachweisen, sonst wurde das leider nichts. Wir haben fallweise auch Nachzahlungen gefordert, aber das wurde dann schwierig, wenn wir von Anwälten zur Stundung aufgefordert wurden. Die Schriftsätze waren dann teilweise vollkommen korrekt und mussten wieder an die ursprünglichen Ämter zurückverwiesen werden, die aber mit den Eingaben an die Reichssteuerbehörde der BRD GmbH nichts anfangen konnten. Ebenso ist es dann kompliziert, wenn die Berechnungen auf Grund der Reichsversicherungsordnung erfolgen, dann sind zum Teil wir zuständig und zum Teil geht das Zeug an die Anwaltskammer. Es ist ein bisschen schwer zu übersehen.

Krankenversicherungen haben wir auch in letzter Zeit immer mal wieder. Das Problem ist, wenn Sie Mitglied in einer Krankenkasse des Deutschen Reichs sind und die Beiträge in ihrer eigenen Währung auf das Privatkonto eines der fünf amtierenden Reichspräsidenten einzahlen, dann sind Sie nicht nur nicht versichert, Sie bekommen auch von richtigen Krankenkassen keine Beiträge zurückerstattet. Warum auch, das ist nun mal ein Solidarsystem. Solidarisch, nicht solid arisch. Und da ist es dann auch völlig wumpe, ob Sie bei der Kommissarischen Reichsregierung, im Freistaat Preußen oder bei der Deutschen Gesundheitskasse versichert waren, wir sind nicht zuständig. Nicht mal für die Germaniten der Linie Tothschild.

Die meisten berufen sich dabei auf die Haager Landkriegsordnung. Die hinterziehen Steuern, verklagen ganz normale Bürger, weil die ihrer Ansicht nach mit ungültigen Pässen herumlaufen oder Grundstücke besitzen, die in angeblich nicht zuständigen Ämtern registriert sind. Manche sind mittlerweile dazu übergegangen, selbst Bescheide zu verschicken und Steuern für irgendeine Reichsregierung einzufordern. Mich wundert, dass es noch keine Kaffeefahrten gibt, auf denen das Komplettpaket aus Heizdecke, Reichsausweis und Nahrungsergänzungsmittel an wehrlose Rentner verkloppt wird. Reichen Sie mir mal den Brief da. Der hat jetzt extra seinen Führerschein in der Republik Freies Deutschland gemacht, damit er keine Punkte in Flensburg kriegt. Logisch, die sind ja nur für echte Führerscheininhaber zuständig. Allerdings hilft das auch nicht wirklich weiter, weil er damit ohne eine gültige Fahrerlaubnis fährt. Das ist ähnlich intelligent, als wenn man den Führerschein in den Gully schmeißt, damit er einem nicht von der Polizei abgenommen werden kann.

Wir haben es versucht mit Lagerungsgebühren für Personalausweise, wenn die Entlassung aus der deutschen Staatsbürgerschaft gefordert wurde. Fünf Euro am Tag, plus fünftausend Euro für ein Vergehen gegen das Gesetz über Personalausweise und den elektronischen Identitätsnachweis. Dann haben Sie theoretisch Staatenlose, da aber die deutsche Staatsbürgerschaft nur dann abgelegt werden kann, wenn eine andere erworben wird, kann man die Leute auch nicht einfach abschieben. Inzwischen klagen die Reichsbürger sogar von dem Bundesverwaltungsgericht, das sie gar nicht anerkennen, gegen ihre Staatsangehörigkeit. Aber wir haben inzwischen eine gute Lösung gefunden, die teilweise sehr befriedigende Ergebnisse für alle zeitigt, zumindest vorübergehend. Wir schicken sie alle zur Polizei. Wenn sie überall auffallen, da jedenfalls nicht.





Machtübernahme

14 05 2020

„Was dauert das denn hier wieder so lange? sind die Türschilder schon ausgewechselt? Und haben wir den Unterbrecher für die Funkstrahlung jetzt scharf geschaltet? Kinder, was ist das hier für ein elender Hühnerhaufen! Morgen ist der 15., da muss die Regierungsübernahme klappen!

Ach jetzt hören Sie doch mal zu! Für uns ändert sich nichts? Sie haben das Organigramm gelesen, oder? Dann gucken Sie doch Ihre Unterlagen durch, es ist doch nicht zu glauben! Nein, nicht ‚Frau Bundeskanzlerin‘, Angela Merkel ist jetzt ‚Frau Weltpräsidentin‘. Reden Sie sie morgen früh richtig an, sonst gibt es aber richtig Stress!

Was gibt’s? Ja, ich habe mit Potsdam telefoniert, die wollen die Dosis im Laufe des Tages in Verkehr bringen. Chemtrails gehen ja gerade nicht mehr, die verdammten Masken lassen den Stoff auch gar nicht mehr durch, und so viele Drohnen kriegt man auf die Schnelle nicht gekapert. Wir machen das nur noch übers Trinkwasser. Potsdam koordiniert, wir verlassen uns auf die. Schlag Mitternacht wird das Wasser ausgetauscht, das Beruhigungsmittel ist sehr hoch dosiert. Achten Sie also darauf, dass Sie gleich auf nüchternen Magen Ihr Gegenmittel nehmen, und Obacht, auf keinen Fall mit Leitungswasser einnehmen! Sie haben Ihre Wasserration für die ersten drei Tage, nutzen Sie die.

Wer? ach so, das ist ja auch heute. Halb acht? Sagen Sie den Systemmedien, ich habe erst noch das Briefing mit den Freimauern, das geht bis etwa acht, halb neun, und dann können die ihre Fragen stellen. Die Machtübernahme wird natürlich sofort in den GEZ-Kanälen per Liveschalte verbreitet, um punkt null Uhr will ich, dass alle auf Sendung sind. Wir haben bis zum normalen Geschäftsbetrieb nur ein paar Stunden, deshalb wünscht die Regierung hier keine Verzögerungen, klar? Dann sagen Sie denen doch, sie sollen einfach das Handbuch lesen, Seite 274. Es ist alles geplant, es wird also keine Zufälle geben, haben wir uns da verstanden!?

Das wird natürlich sehr irritierend sein, wenn sich herausstellt, dass Herr Naidoo jetzt als neuer Reichssekretär im Weltinnenministerium für den Gau Transatlantien amtiert. Ich will nicht wissen, wie viele ihm diese False-Flag-Aktion übel nehmen, aber da wir die dann offiziell als Kritiker eines Weltregierungsmitglieds verschwinden lassen können, geraten wir nicht in Rechtfertigungszwang. Wissen Sie, man kann von unserer Weltpräsidentin politisch halten, was man will, aber eine geniale Strategin, das ist sie. Und wenn sie den peinlichen Jammerlappen nicht mehr braucht, dann wird sie ihn auch elegant wieder los. Ganz bestimmt.

So, da kommt das Fax vom Mobilkommando. Alle Kräfte sind für das ganze Staatsgebiet der heutigen Bundesrepublik eingeteilt, wir schwärmen unerkannt bereits heute Abend aus, ab Mitternacht dann Schnellzugriff. Wir haben das in Bayern und Hessen geübt, es wird keine zweite Chance geben. Wir werden alle Batterien in allen Tauben wechseln und bis zum Morgen fertig sein, ich wiederhole: alle Batterien in allen Tauben. Und wehe, es werden wieder Kontakte falsch justiert wie bei der Übung!

Den Container nach E-22A. Ich will, dass der ganze Stapel vor dem Brandenburger Tor ist, bevor die bestellte Menschenmenge eintrifft, und dann veranstalten die eine spontane Äußerung von gesundem Volksempfinden. Wir haben eine halbe Tonne vegane Kochbücher, das Zeug brennt wie Zunder – größtenteils originalverschweißt, weil den Dreck keiner freiwillig liest – und dann machen wir noch ein bisschen Bekenntnis zum Grundgesetz und Meinungsfreiheit und Trallala, und dann ist auch schon gut. Etwa eine Stunde, das muss reichen.

Das Weltvolkswirtschaftskommissariat hat die nötigen Personalunterlagen bekommen. Wir werden mit der Zwangsrekrutierung bis einschließlich Montag fertig sein. Die Teilnehmer an allen Hygiene- und Querfront-Demonstrationen sind in einer gemeinsamen Datei erfasst, die Polizei wird die Personen abholen, und dann geht es umgehend auf die Spargelfelder. Robuste Arbeiter können auch in der Fleischzerlegung eingesetzt werden, da fällt es dann auch nicht so auf, wenn mal einer die Wurstverarbeitung nicht überlebt. Zelte können sie sich selbst aufbauen, die Produktionsrückstände sollten als Verpflegung reichen. Da die meisten ein ausgeprägtes Problem mit Autoritäten haben dürften, dürfte hier eine zielorientierte Führung angebracht sein. Wer nicht spurt, opfert sich für das Wohlergehen der Neuen Weltordnung.

Die Spitzen der Automobilkonzerne werden um halb vier Uhr im Weltpräsidialamt erscheinen, die Unterredung wird kurz sein. Abwrackprämien wird es nicht geben. Wir setzen ab jetzt vollständig auf Elektromobilität. Wer da nicht mitmacht, für den haben wir bedauerlicherweise keine Verwendung mehr. Eine Weltwirtschaftspolitik unter deutscher Führung wird sich an neue Standards gewöhnen, wenn ihre Akteure überleben wollen. Wir lassen uns gerne Pläne für ein nachhaltiges Konzept vorlegen, aber die Entscheidungen treffen wir dann immer noch selbst. Bill Gates war klug genug, das zu akzeptieren. Dann werden es die Autofritzen wohl auch schaffen. So, und jetzt hätte ich gerne eine Tasse Kaffee mit Milch und zwei Stück Zucker, die Rufumleitung für Amt 23 steht, und wenn mich heute noch einer mit der Fußball-Bundesliga nervt, dann gibt’s einen Satz heiße Ohren, klar!? Gut. Weitermachen!“





Gernulf Olzheimer kommentiert (CDXCIV): Angstsprache

13 12 2019
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

So oft hatte Uga das große grüne Felltier noch nicht gesehen, eigentlich noch nie, doch das machte nichts, denn keiner außer ihm wusste, dass es gar nicht existierte. Dieser kommunikative Vorsprung, dem Rest der Sippe mit einem bösartigen Räuber in den Ohren zu liegen, den es nicht einmal gab, hatte bereits seinem Erzeuger die Herrschaft über alles gesichert, was in der Mehrfamilienhöhle zwischen Zeugung und Hintritt herumlief. Zur Gründung der Dynastie blieben noch ein paar Generationen, die zur strukturellen Unterdrückung perfekt geeignete Religion war noch nicht hinreichend differenziert im kollektiven Bewusstsein verankert, also musste die Mär von der reißenden Bestie immer und immer wieder in die Schädel geschwiemelt werden, damit sie alle, die es hätten besser wissen können, für die reine Wahrheit hielten. Bis auf die, die sich das Motiv von Mund zu Ohr zuflüsterten, um das Volk unter der Knute zu halten, schmückte alles sich in der eigenen Angst die Bedrohung aus und tänzelte selbständig an der Wahngrenze umher.

Nichts wirkt so suggestiv auf den unteren Dreckrand der Gesellschaft wie die Vorstellung, in die Ecke getrieben zu sein durch multiple Furcht vor dem Altbösen. Die diffuse Gefahr durch alles Fremde, das nur deshalb da ist, weil man es eben nicht nachweisen kann – im Zweifel wird es von der ebenso schröcklichen Mehrheit verleugnet – sichert jener aufrechten Heldenrasse stets den Grund, sich kurz vor dem Schlafengehen noch einmal einzunässen, weil der Untergang unmittelbar bevorsteht. So wird aus der Wanderung von je zwei Lummerländern pro tausend Einwohnern die schleichende Lummerlandisierung der Herrenrasse, die mathematisch schon in wenigen Milliarden Jahren den kompletten Austausch des Erbguts von versaubeutelten Maden nach sich zöge. Wer sich da nicht die Nägel bis zum Ellenbogen abkaut, wird völlig zurecht als Verräter gebrandmarkt.

Allenthalben quarrt dies degenerierte Geschiss von der Herrschaft des Unrechts, als wäre dies Land, in dem jedes Gesichtsübungsfeld seine Austrittsöffnung aufreißen und nach Belieben verbales Granulat unter sich lassen darf, längst eine Diktatur; wäre sie es, die Diktatoren hätten dieses glitschige Geschmeiß längst in organische Ruhe überführt, statt sich das feucht-völkische Gerülpse noch länger anzuhören. Die aber erbechen nach wie vor okkulte Drohbotschaften über den Schmodder der verhetzten Zufallsgeburten in den Grenzen eines angeblich nicht mehr existierenden Staates und suhlen sich im Opfermythos, den es ohne die Waschweiber mit Braunanstrich gar nicht gäbe.

Offensichtlich fehlt dem dümmlichen Gefasel der Stumpfklumpen noch immer die Konsistenz, mit der eine Endzeitsekte aus ihren Mitläufern mehr herausholt als den brennenden Wunsch nach konsequenter Schnellverdeppung. So müssen auch hier Chimären her, Umvolkung, Volkstod, das Versinken in Gewalt, die man leider nicht selbst verursachen konnte. So muss auch hier das billige Märchen immer und immer wieder vorgegreint werden, damit es noch die Beklopptesten glauben, die sich partout nicht fürchten wollen vor einer auf niedermolekularer Ebene so gut wie unbeweglichen Gegenwart, die ihre näherungsweise überflüssige Existenz idealtypisch widerspiegelt. Ihnen fehlt die geistige Leistung, sich angegriffen zu fühlen, also muss man es ihnen in den Frontallappen meißeln, damit der Blutdruck messbar steigt und sie sich für Führer, Dings und Bums eins auf die Fresse hauen und im Trommelfeuer zu Mobmarmelade ballern lassen. Weil irgendein arbeitsscheuer Soziopath sie für seine Profilneurose braucht.

Müßig, dass ausgerechnet das Müllbeutelimitat, das sich zur Weltherrschaft aufschwingen will, nicht viel mehr zu bieten hat als ausgekaute Phrasen und Patentrezepte wie den Plan, zwei Drittel der Bevölkerung zu entsorgen, wenn sie sich der Rettung durch diese Trivialkoholiker widersetzen sollten. Kein Sturm bricht los, die Mehrheit fasst sich angesichts dieser klinischen Doofheit höchstens an den Kopf. Seit der Zeit der primitiven Stammesgesellschaften, in der die braunen Nappel verharren, haben sich die Aufgeklärten vermehrt durchgesetzt und glauben nicht mehr an jede Kasperade weichlicher Heulbojen, die peinlich mit ihrem Plastearmageddon herumwedelt, weil ihnen keine eigene Götterdämmerung einfällt.

Wobei ja nichts gegen Angst spricht. Es wäre wohl durchaus legitim, würde man dem Pack alttestamentarische Strafen in Aussicht stellen dafür, dass sie mit ihrem Geweimer jedem geistig gesunden Endrundenteilnehmer auf die Plomben gehen, während sie Tod und Verderben höchstens ankündigen, aber nicht liefern können. Warum sollte sich eine ganze Gesellschaft in deren Hosen machen? Leichter wäre es, das ganze Kartell des organisierten Lügens aus den Fugen zu kratzen. Das bisschen Gejammer halten wir aus. Dem Teufel ist es gleich.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CDXCI): Das imaginierte Sprechverbot

22 11 2019
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Der Mensch ist doch unzulänglich ausgestattet. Abgesehen davon, dass er nicht einfach die Ohren verschließen kann, wenn irgendein Dummklumpen die Umgebungsluft mit Verbalgranulat vollatmet, hat er eine zivilisationsbedingt schnell einsetzende Impulskontrolle, die ihn in den entscheidenden Momenten davon abhält, mit der stumpfen Seite der Axt für nachhaltige Ruhe zu sorgen, von der auch seine Mithominiden etwas haben. Zu oft und viel zu penetrant geht ihm die Faselei der intellektuellen Ausschussware auf die Plomben, wie sie ihr ewiges Geweimer zelebrieren, ihr kindisch präpotentes Machtgehabe der Herrenfigurine für den Moment vergessend, weil sie sich ja gerade im Opferblut suhlen müssen, um Mitleid zu erregen. Vielleicht hat man ihnen in der Kindheit nur einmal zu wenig die Frontzähne mit dem Kantholz reguliert. Anders ist es kaum noch zu verstehen, wie sie geistigen Sondermüll hervorbringen wie das imaginierte, wenn nicht gar herbeihalluzinierte Sprechverbot.

Die Grundthese bleibt bestehen, dass der rechte Abschaum jeden wirr zusammengenagelten Hirnkot benutzt, um die beschränktesten Klopsköpfe in seine Reihen zu treiben. Denn wer die Erde für eine Scheibe hält, an Chemtrails glaubt oder an die Mär, Asylbewerber erhielten vom Steuerzahler monatlich einen Gutschein für den Bordellbesuch – was nicht so sinnlos wäre, als würden pickelige Braunalgen mit mehr Hirn in den Filzläusen als im Hohlschädel das Etablissement durch ihre reine Anwesenheit beleidigen – latscht auch für Mord und Totschlag hinter jeder beliebigen Fahne her. Wer bei jeder sich bietenden Gelegenheit plärrt, das, was er da ständig rauskotze, das dürfe man ja gar nicht mehr äußern, redet über seine feucht-völkische Hybris, nicht aber über Meinungsfreiheit, denn die hat mit dem Gespeichel der braunen Brut nichts zu tun.

Meinungsfreiheit ist Staatsrecht. Als solches ist es doppeltes Abwehrrecht des Souveräns gegenüber einem Staat, der eine Meinung vorschreibt oder eine andere unterdrückt. In einem Land, in dem der degenerierte Auswurf öffentlich jodeln kann, er lebe in einer Diktatur, herrscht Meinungsfreiheit, sonst hätte ein Trupp pflichtbewusster Amtsträger ihm zeitnah mit dem Gewehrkolben den Weg in den Gulag gezeigt. Offenbar ist es der Hass, dass die Meinungsfreiheit herrscht und nicht etwa die, die sie bestreiten. Was sie abschaffen wollen, ist also die Meinungsfreiheit, aber so weit geht der Mut zur Wahrheit bei ihnen nicht.

Während die geifernden Gnome sich lauthals über die Einschränkung des Rederechts aufregen, fordern sie in Wahrheit nur Widerspruchsfreiheit, die es logischerweise nur ohne Meinungsfreiheit geben kann. Sie schwiemeln sich einen Sumpf aus sozial unerwünschter Hetze zusammen, um das Fenster des Sagbaren gewaltbereit auszuleiern und jeden reflexartig als Täter zu brandmarken, der ihr gruppenbezogenes Wahngewichtel nicht mehr brechreizfrei erträgt. Längst leidet die verkalkte Zusammenrottung an einer Zwangserkrankung, unentwegt abseitigen Dreck in die Umgebung zu kotzen – Ich spinne, also denk ich – und dann zu greinen, wenn ihnen keine Sau mehr zuhört. Nicht auszuschließen, dass hier die anale Phase sich ein Ventil gesucht hat, die gesammelte Scheiße oral wieder zu entsorgen.

In Wellen kommt hier und da das Zensur als Reizwort in den larmoyanten Schwall des bräsigen Gedümpels gekleckert. Weder existiert für die Krawalleros eine Vorzensur, die ihre absurden Synapsenverrenkungen mit dem Finger am Abzug begleitet, noch gibt es eine Nachzensur, die mit schöner Regelmäßigkeit den nicht justiziablen Rest ihres Gerümpels kassiert. Dass sie es als Angriff auffassen, wo sie beim Lügen, Fälschen und Pöbeln ertappt werden, liegt auf der Hand, ihr Umgang mit der Zensur ist so wunschhaft wie die Projektion der abgeschafften Redefreiheit. Maulkorberlass und Publikationsverbot, stets eine Bankrotterklärung der staatlichen Ordnung, sind ihr sehnliches Begehren, und in magischer Verhaftung winselt das die Überwachung herbei, als könne das anschließende Stolpern in den Totalitarismus nur Freiheit sein, weil diese genetisch Geschädigten in ihrem Sinn die beleidigen und bedrohen können, die sich jetzt aus dem unliebsamen Recht einer Verfassung noch zur Wehr setzen können. Dass sie sich vermehrt in der Öffentlichkeit äußern, die der rechte Dreckrand sowieso für sich beansprucht, heizt noch mehr ihre Wut an, und putzigerweise wehrt sich das elende Geschmeiß gegen jeden Wahrheitsbeweis mit den Mitteln des Rechtsstaates, den es doch abschaffen will.

Das mühsam herbeigeredete Redeverbot ist nur eine Variante von Lackmustest auf der Leimrute für die dümmsten Grützbirnen, die man in Treue fest an sich bindet. Wer in seiner Wut auf alles und sich selbst dieser Hysterie verfällt, bis er sie für wahr hält, der übersieht, dass ihm die Abschaffung der Meinungsfreiheit schon gelungen ist: der eigenen Freiheit, andere Meinungen zu hören. Ignorieren wir sie, solange sie nicht übergriffig werden. Für den Fall gibt es immer noch die stumpfe Seite der Axt.





Statistische Bereinigung

11 09 2019

„Haben Sie die neuen Zahlen dabei? Prächtig! Das sieht sehr vielversprechend aus, und ich denke, damit sind wir auf einem guten Weg. Es sollte noch zwei bis drei Generationen dauern, dann sind die Deutschen endlich ausgestorben.

Das haben die Nazis ja schon gut erkannt, die Deutschen werden ausgerottet, und die Regierung macht das natürlich ganz genau. Wir überlassen nichts dem Zufall. Deshalb haben wir auch dieses Bundesamt für Volkstod eingerichtet – das kennt keiner, das ist dem Innenministerium unterstellt, und wer das Innenministerium kennt, der weiß, dass da manche Abteilungen am Feierabend geschlossen in die Klapsmühle einrücken – und machen jetzt die offizielle Statistik und Prognosen und alles, was man dazu wissen muss. Es soll ja geordnet zugehen, dafür sind wir schließlich in Deutschland.

Da wären zunächst mal die Spätaussiedler, aus osteuropäischen Ländern stammende Passdeutsche und sogenannte Beutegermanen. Russen, deren Großmütter mal eine Affäre mit einem deutschen Schäferhund hatte, die sind vor Putin geflohen, wollen aber jetzt, dass es in Deutschland so aussieht wie in der Sowjetunion. Nach ihren eigenen Moralvorstellungen müsste man die mit dem Gewehrkolben voran über die Grenze prügeln. Die kann man aus der deutschen Bevölkerung schon mal rausrechnen. Das sind schon ein paar, und da fängt es an. Wir wollen ja historisch korrekt sein.

Und dann die ganzen Polen. Nein, nicht die aus der EU, ich meine die Czymaniaks und Kowalskis, die wir seit hundertfünfzig Jahren nicht mehr aus Deutschland rauskriegen. Das sind auch keine Arbeitsmigranten, wie uns die Sozialromantiker aus den Vertriebenenverbänden immer weismachen wollen, das sind bloß Wirtschaftsasylanten. Und davon, dass nach deren geostrategischer Planung deren Heimat sowieso zu Deutschland gehören sollte, wird’s ja auch nicht besser. Alles, was damals eingewandert ist, alle Nachfahren, Pässe weg. Fertig. Damit können Sie dann Nordrhein-Westfalen zum Manövergebiet machen. Gucken Sie mich nicht so an, das war deren Idee. Wir setzen das jetzt einfach nur um.

Sie dürfen eben nicht in der Enkelgeneration schon Schluss machen, das ist der Trick. Sonst wäre es ja irgendwann egal, ob jemand aus China kommt oder aus Arabien, denen sieht man ihre nichtdeutsche Herkunft ja weiterhin an, und dann kann man das nicht einfach durch statistische Bereinigung unter den Tisch fallen lassen. Im Gegenteil, wir sind heute durch unsere technischen Mittel, und die Menge der Daten – da haben die Nazis damals mal etwas richtig gemacht – die Mengte der Daten spricht ja auch dafür, dass man sie eher nutzen sollte, wenn sie denn nun schon einmal da sind, oder nicht?

Natürlich müssen wir uns auch bei den anderen Nationalitäten an die jetzt praktizierten Methoden halten. Griechen, Spanier, Portugiesen, Italiener, das sind ja nun mal keine richtigen Deutschen, nur weil sie irgendwann als Gastarbeiter gekommen sind. Von den Türken wollen wir gleich gar nicht anfangen. Aber haben Sie eine Ahnung, wie viele Franzosen sich in Deutschland festgesetzt haben? Ich sage nur: Erbfeind. Wenn es ein Argument gibt, die nicht als herkunftsdeutschen Teil des Volkes zu betrachten, hier haben Sie es. Die Nazis wollen eine geschichtsbewusste Aufarbeitung der Migration in Deutschland, also bekommen sie die auch.

Wobei es schon schwierig wird. Unser Referat für historische Identitätsforschung hatte erst vorschlagen wollen, dass wir das Deutschland des geschichtlichen Querschnitts zum Maßstab nehmen, aber da gibt’s Probleme. Die Leute hier wussten ja für Jahrhunderte gar nicht, dass sie Deutsche sind. Die waren Kurhessen und Preußen und Sachsen und alles, aber keine Deutschen. Den Begriff kannte keine Sau. Wenn man jetzt eine Sippe aus Anhalt hat, die sich nirgendwo sonst niedergelassen hat, höchstens vielleicht in Ostpreußen, sind das dann überhaupt Deutsche? Und dann verstehe ich auch nicht, weil das ja dann alles irgendwann mal irgendwie deutsch war, warum beispielsweise die Nachfahren der Einwohner von Deutsch-Ostafrika nicht automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Dass die hinterher in Tansania oder in Mosambik gelebt haben, das ist doch kein Grund. Die Enkel der eingewanderten Türken sind doch auch trotz deutschem Pass nie Herkunftsdeutsche, obwohl sie hier geboren und aufgewachsen sind. Da muss man auch mal klare Kante zeigen.

Ja, so kommt eben eins zum anderen, und dann stellen Sie irgendwann beim Betrachten des bisher erarbeiteten statistischen Materials fest, wir brauchen gar keine Einwanderung mehr. Keine Flüchtlinge, keine Asylbewerber, keine Zuwanderung, gar nichts. Wir brauchen bloß die richtigen Parameter, dann muss hier keiner mehr ins Land kommen und wir haben uns bereits komplett abgeschafft. Dauert noch ein bisschen, kommt aber so sicher wie das Amen in der Kirche. Und da sollen die Nazis noch einmal sagen, wir würden sie ausgrenzen. Man kann doch mit diesen Ideen eine Menge anfangen, oder nicht?

Jetzt müssen Sie nur noch ein bisschen an ‚deutsch‘ arbeiten. Wie wäre es denn, wenn wir die Definition der Reichsbürger übernehmen würden, nach der es den heutigen Staat, die Bundesrepublik, gar nicht gibt, und weil die logischerweise dann auch keine Einwohner hat, haben wir uns bereits total abgevolkt, also volksgetötet. Oder irgendwie so. Kann man doch machen?“





Gernulf Olzheimer kommentiert (CDLXI): Das Umvolkungsmärchen

26 04 2019
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Es war schon immer einfacher, an jeden noch so dämlichen Bockmist zu glauben, anstatt die eigene Hirnleistung in Anspruch zu nehmen, doch ist damit die geistige Grundausstattung des gemeinen Nationalisten noch nicht hinreichend umschrieben. Er kann nicht nur nicht denken, er verlässt sich auch seit alters her auf die zuverlässigen Defekte seiner Reiz- und Reaktionssteuerung, die ihm in jeder Lebenslage, ob im Knast oder gerade mal nicht, die komplette Unschuld zusichern. Als Getriebener weiß er gar nicht, was er zuerst in die Luft jagen, anzünden oder aus der Tiefe seiner dümmlichen Jammerlappenbirne anpöbeln soll, er weiß nur, er muss es tun, sonst ist sein Volk bald Geschichte, und aus der lernt bekanntlich niemand. Er braucht keinen Grund, um sich in historisch auffälligem Maß schlecht zu benehmen, deshalb hat er einen. Zwar hatte das Modell Zionistische Weltregierung im Abgang leichte Schwächen und gilt inzwischen als nicht mehr verwendungsfähig, aber der Bausatz findet sich leicht abgewandelt in vielerlei Gestalt wieder, wo die Deppenaufzucht ihren Ausstoß ausspuckt, zuletzt und nicht minder prominent in der Idee einer geplanten Umvolkung, bei der das sogenannte christliche Abendland vom bösen Fremden okkupiert und schließlich beseitigt werden soll. So beknackt der Gedanke ist, so leicht findet er unter den Dümmsten der weinerlichen Arschlöcher Zuspruch und Würdigung.

Der Mythos vom großen Austausch ist die ideale Verquickung zweier Bestandteile, einer nährenden Trägersubstanz und der Hefe, der sie in Gärung bringt, die aggressive Opferhaltung aller Faschisten und eine Verschwörungstheorie. Wie jede vernünftige Verschwörungstheorie ist der Krempel, der vorwiegend für Intelligenzflüchtlinge zusammengeschwiemelt wurde, um ihre blinde Gefolgschaft gegen jede Vernunft zu sichern, nicht von Fakten abhängig, und wenn, dann nicht von realen. Jeder Wirrglaube schafft sich seine Wahrheit selbst aus freier Interpretation unsinniger Annahmen, und so glaubt der gemeine Hitlerist auch an eine Unterwanderung durch den an sich altbösen Ausländer, wenn er ihn gar nicht sieht; sähe er ihn, würde er ja nicht heimlich und von einer international verabredeten Strategie gelenkt unterwandert, sondern offiziell überschwemmt, um die teutsche Nation auszurotten, aber das traut sich ja das Ausland nicht. Erst dann, wenn er jeden Morgen in der Tram einen afrikanischen Studenten auf demselben Platz sieht, schaltet er um und behauptet im Gegenteil, er sei von wilden Horden umgeben, die zwar zusammengerechnet noch in der Minderheit seien, aber jede Minderheit sei ja nur eine zukünftige Mehrheit.

Wie im Vorgriff auf das Opfergeschwätz sieht der Braunling in allem eine perfide Absicht der ganzen Welt, die nur er erkannt und durchleuchtet hat, um in hellseherischer Angst alle anderen vom gleichen Schlag vor dem Weltuntergang – darunter tut’s ja der schicksalsgläubige Knalldepp nicht – zu warnen, weil er die komplette Geschichte seit der vorletzten Eiszeit auf Anzeichen für gemeinsame Aktionen gegen die Existenz des deutschen Volkes abgeklopft und unter jedem Kieselstein fündig geworden ist. Dass sich dabei herausgestellt haben muss, wie Migration schon immer eins der am erfolgreichsten eingesetzten evolutionären Mittel war, um die Arterhaltung diverser Hominiden zu sichern, verkehrt sich in seinem Schimmelhirn flugs ins Gegenteil, und aus Völkerwanderung und der Vertreibung deutscher Kriegsverbrecher schwiemelt sich das ein Komplott zusammen gegen alles, was die unbesiegbare Herrenrasse demnächst von der Platte putzen wird.

Genau das wird schnell zur Aktion umgemünzt. Jeglicher Terror gegen alles, was Feind ist, und in einer solchen Welt ist alles Feind, lässt sich per se als Notwehr abkaspern, die Mord und Totschlag als heroische Tat gegen die übermächtigen Zerstörer der Rasse feiern. Je weniger das verdumpfte Fußvolk ahnt, dass es einer grob gestrickten Mär aufsitzt, desto leichter lässt sich die Masse der geistig ungesegneten Stumpfklumpen manövrieren, die in jedem gut integrierten Migranten ein Signal für die Notwendigkeit von brachialer Gewalt sieht und eine Auslöschung des eigenen Volkes schon deshalb für wahr hält, weil sie sie als wahr anerkennt. Das Umvolkungsmärchen ist nichts als eine Endzeitreligion, die auf den Knochen der alten Nazis langsam verköchelt und trüben Dunst hinterlässt. Das Recht auf Widerstand, jene billige Erlaubnis, den Frust über die eigene überflüssige Existenz mit der Keule an allem abzureagieren, was sich diskriminieren lässt, ist der dialektische Kern der Opferhaltung, die jeden noch so bräsigen Dünnpfiff braucht, um sich zu rechtfertigen.

Nur bitte niemals verwechseln mit der Botschaft von der Reptiloidenrasse, die aus einer fernen Galaxie gekommen ist, sich im Menschenkostüm den ganzen Planeten zu unterwerfen und uns alle zu Sklaven mit Lebensmittelzweitfunktion zu machen. Das entspricht selbstverständlich der Wahrheit.





Fußpumpe

20 02 2019

„… als Anschlag auf die Blutsreinheit der arischen Herrenrasse werten müsse. Wer mit eindeutig islamisch-homosexueller Rauchabsonderung auf Messstationen des…“

„… wegen der Teilchendichte physikalisch nicht möglich sei, Stäube in gasförmigem Zustand länger zu transportieren. Scheuer sehe die Entdeckung, die dem intellektuellen Niveau von Viertklässlern vehement widerspreche, dennoch als anregenden Beitrag zur Meinungsbildung in der…“

„… fordere die CDU-Fraktion im sächsischen Landtag den Tod durch den Strang für alle linksversifften Terroristen, die sich gegen deutschen Feinstaub auf dem…“

„… wisse Meuthen von mindestens hundert linken Chaoten, die in jeder Nacht mit Plastiktüten durch Deutschland zögen, um die Wirtschaft zu…“

„… vermutet habe, dass ein illegales Verfahren in anderen EU-Gesetzgebungen gestattet sei. Tichy sei sich aber nach seinem abgebrochenen Hauptschulabschluss nicht sicher gewesen, ob der Einsatz von Plastiktüten in der Nähe von…“

„… es einen ersten Beweis gebe, dass die Kraftfahrzeuge ausschließlich der Oberklasse angehören würden. Zielfahnder, so Scholz, hätten sich im Hamburger Umland schon seit mehreren Monaten auf eine…“

„… mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auch von Steuerhinterziehern gefahren würden. Lindner sehe in dieser typisch sozialistischen Vorgehensweise einen Neid, den man nur durch Steuersenkungen für die Leistungsträger des…“

„… zu einem differenzierteren Bild kommen müsse. Steinbach sehe zwar nationalsozialistische, also linksradikale Feinde des Reiches, die allerdings auch die von jüdischen Volksverrätern bedrohten Automobilkonzerne als…“

„… in der Mittelstufe wegen einer Sechs in Physik habe verlassen müssen. Die Lehrerin habe Fleischhauer als das dümmste Stück bezeichnet, das je ein europäisches Gymnasium mit seiner geistig minderbemittelten…“

„… kenne Weidel Hunderttausende linker Chaoten, die in jeder Nacht mit Plastiktüten durch Berlin streiften, um die Islamisierung durch chemtrailartige Dämpfe zu…“

„… die Einführung von schlauchartigen Objekten in den Auspuff in männliche Fahrzeuge (es heiße ja ‚der Porsche‘) als gezielte Verschwulung der freiheitlichen Gesellschaft betrachten müsse. Poschardt werde bis zum letzten Tropfen Diesel dafür kämpfen, jeden Dreck als seine eigene Meinung zu…“

„… linke Aktivitäten überwache. Das Bundesamt für Verfassungsschutz habe derzeit noch keine Erkenntnisse, ob es sich bei Leitmayr um einen V-Mann handele, der im Auftrag des…“

„… prophezeie Höcke eine Million unmännlicher Schuldkultanbeter, die die Zernichtung der Deutschheit in schicksalhaftester Unterwürfigkeit durch rassefremde Gase und…“

„… könne Wendt bei der aktuellen Personalstärke der Bereitschaftspolizei einschließlich SEK und GSG 9 nicht garantieren, dass Deutschland von marodierenden Banden enthemmter Blasebalgintensivtäter heimgesucht werde, die eine sofortige Stilllegung des…“

„… nicht relevant sei, auch nicht für die Grünen. Palmer habe moniert, solange nur ein mutmaßlich Linker theoretisch in der Lage sei, den Auspuff seiner S-Klasse zu berühren, müsse man jede Maßnahme von der Abschiebung bis zum finalen Rettungsschuss für gemeinschädlichen…“

„… die Staubsaugermafia hinter der Enthüllung stecke. Steinbach habe eindeutige Beweise, dass es um eine Verschwörung von Freimaurern, Polen und der Umvolkungsindustrie in…“

„… auf eine Anregung der Hintner-Jugend reagiert habe. Gauland wolle den Verfassungsschutz nun doch nicht abschaffen, wenn dieser im Gegenzug eine sofortige Verdachtsprüfung für die antideutsche Nachwuchsorganisation des…“

„… sich nicht abschließend aussagen lasse, ob die mit Schläuchen eingefangenen gasartigen Substanzen tatsächlich über einen Schadstoffgehalt verfügten, der eine Grenzwertüberschreitung im…“

„… habe Fleischhauer nur gewollt, dass die linke Klimalobby in Panik gerate. Er sei sich bewusst, dass nur durch die revolutionäre Aktion alternative Fakten geschaffen werden könnten, die die Freiheit der konservativen…“

„… es sich nicht um eine Fälschung handeln könne, da Maaßen die Bilder selbst auf der Kopie eines Ausdrucks von einem Video gesehen habe, das per Handy aus dem Interwebnetz gekommen sei und daher nur von linksfaschistischen…“

„… bis zur vollen Härte des in dieser degenerierten Islamschwuchtelrepublik noch geltenden Kuschelstrafrechts verklagen werde. Tichy fühle sich durch die Bezeichnung als Fußpumpe der völkischen Pissflitschen in seiner deutschen Ehre empfindlich…“

„… ob sich Trump nicht durch die aktuellen Nachrichten bestätigt fühle. Auch Lindner sehe eine internationale Bedrohung, die von europäischen Autos ausgehe, was allerdings nichts mit deren bestimmungsgemäßem Gebrauch…“

„… wolle Fleischhauer ab sofort nur noch für wissenschaftlichen Fachmagazinen schreiben, die sich an eine internationale Leserschaft wandten. Eine Artikelserie über die feinstoffliche Struktur der Hohlerde werde noch im Laufe des…“





Praxiswerkstatt

31 01 2019

Von außen war es ein ganz normales Bürogebäude. Der Fahrstuhl sah neu aus, die Böden in den Fluren waren mit graublauem Nadelfilz belegt, an den Wänden hingen die typischen Motivationsbilder mit Kalendersprüchen, die drittklassige Psychologen gerade noch für erträglich hielten. Ich klingelte an der Tür mit dem Schildchen Praxis für Theorien und wartete.

„Wissen Sie eigentlich“, schwafelte die Dame am Empfang, „dass die Merkel das Obst im Winter so teuer macht, damit es sich nur die Flüchtlinge leisten können?“ Sie blätterte aufgeregt in ihrem Tischkalender. „Sie haben ja gar keinen Termin“, moserte sie und blickte mich über den Rand ihrer Brille an. „Den habe ich selbst abgemacht“, ließ sich hinter mir die sonore Stimme von Doktor Schüller vernehmen. „Danke, Frau Bartholdy. Sie können schon mal die Bohnerwachs-Akte ziehen.“ Einen kleinen Augenblick später saßen wir in einem geräumigen Zimmer, umgeben von Schrankwänden und Wandschränken. Mehrere Telefone standen auf dem Arbeitstisch, den eine uralte Schreibmaschine krönte. „Man wird ja durch die Wasserleitungen abgehört“, erläuterte er, „und wenn die elektrischen Signale mit dem Magnetfeld der Erde kollidieren, kann man sie auf der anderen Halbkugel messen.“ Ich nickte. „Sie verzichten also auf Computer?“ Er lächelte. „Nur auf elektrische Schreibmaschinen.“

Ein großes Geflecht aus Linien erstreckte sich über die Wandtafel, die vor dem hinteren Fenster stand. „Das mit dem Obst…“ Schüller winkte ab. „Das hat sie vollkommen falsch verstanden, sie bringt nämlich manchmal etwas durcheinander. Das hat mit Merkel nichts zu tun.“ „Und der Rest?“ Er zeigte auf die Linien zwischen Agrarindustrie, CIA und Vatikan. „Sehen Sie selbst, das lässt sich nicht von der Hand weisen.“ In der Tat bot dieses wirre Netz aus verantwortlichen Instanzen und Mächten für so gut wie jede Verschwörungstheorie ein gutes Fundament: alles hing mit allem zusammen, und wenn nicht direkt, so konnte man über wenige Verbindungen von der Wall Street über die Ölmultis zum venezolanischen Tischlerhandwerk kommen, das ja bekanntlich von Israel finanziert wird. „Wir haben dieses Modell über Generationen entwickelt und verbessern es noch – einige mehrdimensionale Verflechtungen können Sie auf diesem Entwurf freilich nicht sehen – und können Ihnen für jedes beliebige Anliegen sofort eine Lösung liefern.“

„Ich hatte mir das irgendwie ganz anders vorgestellt“, bekannte ich; einen leichten Eindruck von schwerer Unzufriedenheit konnte ich dabei nicht verbergen. „Ach ja“, schmunzelte Schüller, „die meisten empfinden unsere Vorgehensweise als ein bisschen nüchtern, ja geschäftsmäßig. Aber ich kann Sie trösten, wir stehen zu unserer Sache und haben noch nie einen Kunden enttäuscht.“ „Wohl eher getäuscht“, gab ich zurück. Er zog ein wenig die Brauen hoch und legte die Stirn in Falten. „Wir liefern den Auftraggebern nur, was sie bestellen, und wir lassen keinen Wunsch offen.“ „Das ist es nicht“, antwortete ich. „Sie basteln hier aus allerlei Verquickungen und Verstrickungen Erklärungen für die Welt, und man hat doch in der Öffentlichkeit immer den Eindruck, dass solche Denkmuster sich langsam in der Bevölkerung entwickeln.“ Er lachte laut. „Volkserzählungen“, gluckste er, „Mythen und Geraune und Geheimnis – Unfug, Unfug! Das entsteht doch nicht alles von selbst. Denken Sie an Volkslieder, die werden von Dichtern gedichtet und von Komponisten komponiert – es kennt sie nur keiner mehr, ihre Namen verschwinden im Dunkel der Geschichte.“

Vor den Büchern standen Fotografien honoriger Herren in dunklen Anzügen. „Seit Generationen sind wir in diesem Gewerbe tätig“, bedeutete er mir und wies über seine Schulter. „Mein Großvater, er hatte gerade den Betrieb gegründet, da erfand er die Geschichte von der Reichsflugscheibe, ein großer Erfolg bis heute – viele unserer Stammkunden sind noch aus dieser Zeit. Und hier mein Vater und mein Onkel Alfred, die haben beide zusammen die Sage von der amerikanischen Mondlandung ersonnen. Ist ein Renner, von der Dividende können wir heute noch die Miete und die Gehälter bezahlen.“

Die Pläne für die kommenden Jahre sahen aus, als hätte ein Rüstungskonzern Kriegsgründe bestellt und die überstaatlichen Mächte beschuldigt. „Nicht ganz“, korrigierte Schüller. „Wir können Ihnen nicht alles verraten, nur so viel: diesmal war es nicht der militärisch-industrielle Komplex. Wir haben es mit einer Verdeckungsabsicht zu tun, die den Einsatz von Chemtrails und Beimischungen im Trinkwasser betreffen, von denen nur das völkisch gesinnte Personal der BRD GmbH an Krebs erkrankt.“ „Dann müsste ja jeder siebte bereits tot sein“, mutmaßte ich. Er schüttelte den Kopf. „Diese spezielle Art von Krebs kann von Ärzten nicht diagnostiziert werden, weil sie längst islamisiert sind und einen Kontrakt mit der Pharmaindustrie abgeschlossen haben, um in den nächsten Jahren die Deutschen durch Impfungen zu sterilisieren.“

Ich hatte genug gesehen; eine Preisliste, die mir Doktor Schüller bei der Verabschiedung in die Hand drücken wollte, ließ ich unauffällig hinter den Sessel gleiten. Das Telefon surrte leise, und Frau Bartholdy blickte mich strafend über den Rand ihrer Brille hinweg an, als ich nach meinem Mantel am Garderobenständer griff. Ich beugte mich über ihren Schreibtisch. „Schräg gegenüber gibt’s gerade preiswerte Äpfel“, flüsterte ich. „Die kriegen Sie aber nur, wenn Sie Ihren Reichsausweis vorzeigen.“ Ich ging, sie aber blieb stumm. Verständlich, wer soll so einen Blödsinn auch glauben.





Zeitzeichen

23 01 2019

„Wir werden ferngesteuert!“ Drohend schüttelte Herr Breschke die Faust und stapfte durch den schütteren Schnee den Gartenweg entlang, das nachbarliche Haus fest in seinem grimmigen Blick. „Mit einem Wecker fängt es an, und dann werden sie uns irgendwann auch fernsteuern!“

Umständlich putzte sich der Hausherr die Stiefel auf der Fußmatte ab, bevor er mich eintreten ließ. Es duftete nach frisch gebrühtem Kaffee, Frau Breschke hatte einen großen Hefezopf gebacken. Nichtsdestotrotz zog der Pensionär die Stirn in erhebliche Falten. „In der letzten Woche fing es an, da standen auch die Wagen vor der Tür von den Stadtwerken. Hier werden ja alle Nase lang neue Zähler aus- und alte eingebaut – nein, anders: neue eingebaut, und jetzt war Gabelstein dran.“ Dem gehörte das Haus zwar seit dem Verkauf nicht mehr, er genoss aber immer noch lebenslang Wohnrecht in dem renovierungsbedürftigen Bungalow. „Ich habe es erst neulich wieder gelesen“, erklärte Herr Breschke, „sie bauen jetzt überall diese Zähler ein, die über das Internet kontrolliert werden. Und ich sage Ihnen, diese Bande kontrolliert nicht nur die Zähler!“

Der Funkwecker, der seit einigen Tagen auf dem Küchenschrank stand, war das erste Indiz für die Spionagetätigkeit des städtischen Stromversorgers; er ging nach oder setzte, meist mitten in der Nacht, aus. Dass das Gerät so plötzlich seinen Dienst versagte, lag für den ehemaligen Finanzbeamten an der Strahlung, die seither vom Nachbargrundstück ausging. „Ich habe das nämlich auch gelesen.“ Er kramte in einer Mappe mit Kochrezepten, der Abfuhrliste für Sperrmüll und Bauschutt sowie einem Angebot für künstliche Weihnachtsbäume mit Beleuchtung (was seine Tochter nicht unbedingt besser, wohl aber in jeder Hinsicht billiger würde leisten können) einen Artikel hervor, der aus einer Publikumszeitschrift für leichtgläubige, aber zum Ausgleich technisch wenig bewanderte Menschen stammen musste. DCF77 stand in der Überschrift, und der Leser erfuhr alsbald, dass es sich nur um eine Verschwörung größeren Ausmaßes handeln konnte. „Dieses Zeitsignal ist in Gefahr!“ Er blätterte in der Mappe hin und her. „Stellen Sie sich nur die Folgen vor, wenn das entdeckt wird!“

Der Wecker lahmte, und diesmal lag es am Sekundenzeiger, der öfter hakte, als umzuspringen. Ich schaute das Ding argwöhnisch an. „Und Sie sind sich absolut sicher, dass es an einem Smart Meter liegt?“ „Es bleibt keine andere Möglichkeit“, knurrte der Alte. „Diese Technik wird ja bloß eingeführt, um uns lückenlos zu überwachen – wann wir morgens das Licht andrehen, unter die Dusche gehen, das Radio anschalten, den Herd, und wann wir dann abends wieder ins Bett gehen. Aber ohne mich, mein Lieber, ohne mich!“ Es stand offenbar sehr schlimm um sein Vertrauen in die moderne Stromversorgung, denn er war mehr als verärgert. „Der gläserne Bürger“, schrie Breschke unvermittelt. „Wir werden zu gläsernen Menschen, verstehen Sie? Alle!“

Erschöpft hatte er sich auf seinem Küchenstuhl niedergelassen und rührte fahrig in der Kaffeetasse. „Stellen Sie sich das mal vor, die können bald auch die Uhren steuern.“ Ich lehnte mich herausfordernd über die Stuhllehne. „Die? Wen meinen Sie denn damit?“ „Dir Regierung bestimmt nicht“, zischte Horst Breschke. „Die könnte ja, aber sie haben bestimmt noch nicht verstanden, wie man das macht, deshalb treiben jetzt andere ihr Schindluder mit diesen Funkstrahlen.“ Möglicherweise hatte ich ihn endlich verstanden. „Sie denken also, dass ein Geheimdienst oder Schlimmeres unsere Uhren steuert?“ Er nickte. „So ist es. Die senden exakte Zeitzeichen, damit man morgens aufsteht und brav zur Arbeit geht.“ Eine komische Vorstellung, den Ex-Beamten so abschätzig über pünktliche Arbeiter sprechen zu hören. Aber vielleicht hatte er ja auch einen Verdacht? „Vielleicht ist es längst so weit, und sie steuern unseren Verkehr – die einen dürfen zehn Minuten länger schlafen, damit sie nicht gleichzeitig auf die Autobahn fahren, die anderen müssen zehn Minuten früher los, und dann stellen sie in unserer Abwesenheit die Wecker tagsüber einfach wieder zurück.“ Das schien mir ohne ein internationales Komplott nicht machbar, aber sicher hatte ich nur nicht das nötige Hintergrundwissen. „Was, wenn sie einen längst im Minutentakt steuern und regeln können?“ „Wissen Sie“, antwortete ich nachdenklich, „wenn man dieses Land nun unter seine Kontrolle bringen wollte, meinen Sie nicht, man könnte das einfach erreichen, indem man die Uhren in kleinen Abständen immer wieder um ein paar Sekunden zurückstellt, so dass es nie klingelt? Man wacht nachts auf, sieht auf die Uhr, stellt keinen Unterschied fest, schläft einfach immer weiter, und im Nu ist ein ganzes Land besetzt.“ Breschke starrte bleich auf den hakenden Zeiger. „Sie meinen, es hat schon angefangen?“

In der Küchenschublade hatte ich zwei passende Batterien gefunden, sie in den Wecker eingelegt und das Fach zugeklappt. Surrend stellte sich die Uhr, und kurz darauf zeigte sie wieder die exakte Zeit. Herr Breschke guckte ungläubig. „Darauf hätten Sie kommen können“, sagte ich in verschwörerischem Ton. „Nicht am Stromnetz anschließen, dann wird er auch von den Zählern nicht erfasst.“ Er trank einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse. „Man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein. Gut, dass wir uns mit solchen Sachen auskennen!“