Gernulf Olzheimer kommentiert (DCLII): Der Wählerwille

24 02 2023
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Dass der Hof für horrend hohe Pensionen und rauschende Feste an die 36 Millionen Livres zahlte, nahm man Louis XVI. und dem untätigen Necker besonders übel. Die Kopfsteuer wurde beliebig und weltfremd festgesetzt, durch Symbolgesetze etwas gleichmäßiger erhoben und landete letztlich doch in der an frühen Neoliberalismus erinnernden Pfütze von Staatsfinanzen, die eher betriebswirtschaftlich denn von politischer Ökonomie geprägt waren. Die Privilegierten wehrten sich mit Zähnen und Klauen gegen die Abschaffung der Vorrechte, die ihnen der Absolutismus garantierte, die Aufklärung wurde in letzter Verzweiflung bekämpft, doch alles das hielt den Lauf der Geschichte nicht auf. Als schließlich der Brotpreis explodierte, bewaffneten sich einige Zivilisten und stürmten die Bastille, genauer gesagt: sie spazierten gemütlich zu dem Gefängnis, in dem sieben Strauchdiebe einsaßen. Keiner ließ sich mit Botschaften wie Wir sind das Volk vor den Invaliden vernehmen. Und doch waren sie in diesem Augenblick mehr Repräsentanten ihrer Schicht, als das Jahrhunderte später die plärrenden Prolos aus dem braunen Dreckrand von sich hätten behaupten können, fortgesetzt in der Chimäre des sogenannten Wählerwillens.

Eine Partei wird stärkste politische Kraft in der nach demokratischen Regeln abgehaltenen Wahl, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aber nicht an der künftigen Regierung beteiligt. Da kreischen die Kasper, meist die konservativen, die Absicht des Volkes werde mit Füßen getreten, nicht ausreichend berücksichtigt, ja der Staat sei in arger Not, weil sich alle die bösen Wahlverlierer zu einer illegalen Mehrheit zusammenschließen, um die mit dem Regierungsauftrag ausgestattete Minderheit von den Fleischtöpfen der Macht fernzuhalten. So oder ähnlich keift gleichfalls die Journaille, die die Leser nicht für blöd erklärt, aber nie vergisst, dass die es größtenteils sind. Cui bono?

Natürlich haben die Schranzen der Alternative-Fakten-Industrie keine Berührungsängste mehr bei der Anschuldigung, der missliebige Gegner habe in Wahrheit den Wahlsieg gestohlen, denn nach Recht und Gesetz und göttlicher Fügung oder irgendeiner anderen pharmazeutisch induzierten Wahnidee sei dieser Wahlausgang ja gar nicht möglich. Schnell ist auch die Verfassung bei der Hand, die allerdings in den meisten Fällen genau das Gegenteil besagt: nicht Regierungen oder deren Anführer werden gewählt, sondern Parlamente, die erst danach aus ihrer Mitte einen Kanzler, Ministerpräsidenten oder sonst irgendeinen Vorsänger küren. Die Botschaft aber verfängt, und nur darauf kommt es an.

So wenig, wie das rhetorische Tischfeuerwerk der versammelten Gesellschaftstheoretiker auch die Verweigerung, an Wahlen teilzunehmen, als Indiz tiefgreifender Demokratiebeschädigung deklarieren will, ist auch dies der Wählerwille, erst recht nicht der eigentliche, einzig wahre, wie uns der billig zusammengeschwiemelte Soziologenschmodder in greinendem Selbstbespiegelungsfuror weismachen will. Stehen zwei Kandidaten für den Vorsitz des Nagerzuchtvereins Teutonia 1919 e.V. zur Wahl, ein chronischer Knalldepp und ein heimlicher Säufer, die von drei Vierteln der Mitglieder mit der ihnen gebührenden Enthaltung abgestraft werden, so ist doch derjenige fürderhin im Amt, der die meisten Stimmen auf sich vereinigt. Nicht aber löst sich in naher Zukunft die ganze Gruppe auf, zerstreut sich in alle Winde oder gründet drei bis elf neue Vereine, da alle fest davon überzeugt wären, nur sie selbst seien im Gegensatz zu den anderen Querkämmern berufen, das abendländische Kaninchenwesen in diesem unserem Lande zu führen – und sollte dem tatsächlich so sein, entspräche das bei einer starken Quote an Nichtwählern allenfalls einer Wirkung auf eine oder mehrere Parteien, nicht aber auf politische Verhältnisse, in denen es legitim ist, eine Wahl als Murmeltiertag im Niedergang der Zivilisation zu verpennen. Und wahrlich bedarf die Definition des Begriffs Wille einer genauen Klärung, wo dieser sich in der Willensfreiheit manifestiert, eben nichts zu wollen.

Gäbe es den Wählerwillen als messbare, gar als skalierbare Größe, wäre noch zu klären, warum die konservativen Parteien nicht eben selten sich mit Hilfe von Mehrheitsbeschaffern, im Regelfall einer Rotte kläffender Populisten, ins Regierungsamt hieven lassen – da aber salbadert man flugs von den politischen Schnittmengen, die man auch mit den Minderheiten habe, die man ja als gute Demokraten sehr wohl an der Macht beteiligen wolle. Ein Volk, ein Seich, ein Führer, und schon kann man den Dummbatzen vorwerfen, die Regierung schließlich mitgewählt zu haben. Unangenehm wird es nur da, wo während der laufenden Regierungsarbeit alle die vollmundigen Sprüche aus dem Wahlkampf sich als Makulatur herausstellen. Für diesen Wählerwillen wurden Regierungschefs ernannt und müssen nun dem Sachzwang weichen – war ja nur Spaß, der im Bierzelt so schmackig klang. Das würde tatsächlich einen Aufstand rechtfertigen, Misstrauensvoten, gar Neuwahlen. Und das ist in einer Demokratie nun wirklich nicht machbar, das wissen die Regierenden ganz genau. Es entspricht nicht dem Wählerwillen.





Drei Prozent

16 02 2022

„So wenig?“ „Ich kann mir das nicht vorstellen.“ „Aber die Umfrage ist repräsentativ.“ „Stimmt, es waren mehrere zehntausend Bürger.“ „Aber drei Prozent, ich meine: drei Prozent?“ „Wir haben eben einen Fehler gemacht.“ „Nicht nur einen.“

„Dass sich Umfragewerte mal verschieben, das ist ja nicht neu, aber das hier kann doch nicht wahr sein.“ „Es steht da aber so: nur noch drei Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger könnten sich vorstellen, bei der nächsten Bundestagswahl ihre Stimme abzugeben.“ „Das ist katastrophal!“ „Statistisch gesehen ändert sich ja zunächst nichts am politischen System.“ „Aber es gibt eben keine Mehrheit mehr!“ „Hat uns das vorher interessiert?“ „Ganz ehrlich, mich interessiert das immer noch nicht.“ „Solange wir diese Wahlen irgendwie auf die Reihe kriegen, sind sie auch gültig.“ „Eben, die Wahlbeteiligung ist da auch nur eine Zahl.“ „An die politische Legitimation denken Sie nicht?“ „An die denkt nach der Wahl sowieso keine Sau.“

„Was heißt das jetzt nach geltenden Gesetzen?“ „Nichts.“ „Wenn die Hälfte von drei Prozent eine Partei wählt, dann hat die die absolute Mehrheit.“ „Das ist doch nicht demokratisch!“ „Warum nicht, haben Sie Angst vor der politischen Meinung des Volkes?“ „Das stärkt nur die Ränder.“ „Wenn wir uns in Richtung Extremismus bewegen, könnten wir von der Entwicklung sogar noch profitieren.“ „Denken Sie nicht einmal daran!“ „Wieso nicht?“ „Das kann man den Wählern doch nie vermitteln!“ „Vor der Wahl oder danach?“ „Das macht auch keinen großen Unterschied, wenn Sie mich fragen.“ „Bei drei Prozent wird Sie eh keiner mehr fragen.“ „Aber der Wahlkampf wird wesentlich leichter.“ „Stimmt, wir müssten nur noch Politik machen, von der eine kleine Zielgruppe profitiert?“ „Also wie jetzt auch schon.“ „Aber jetzt wissen wir, wer diese kleine Zielgruppe ist.“ „Ich vermute, die gehen eh nicht zur Wahl, weil sie schon wissen, was kommt.“ „Oder es ist ihnen egal.“ „Das eine muss das andere nicht zwingend ausschließen.“ „Trotzdem ist das ja im Wahlkampf immer auch ein bisschen schwer zu kommunizieren.“ „Dann müssen wir eben einen Weg finden, den Durchschnittsbürgern zu erklären, dass Steuergeschenke für Superreiche nur dann funktionieren, wenn die ärmere Bevölkerung sich solidarisch zeigt.“ „Das könnte zu Protesten führen.“ „Ja.“ „Und?“ „Nichts, wir sitzen das halt aus wie vorher.“

„Vielleicht müssen wir einfach mal umdenken.“ „Ich würde das sehr begrüßen.“ „Genau, das würde doch auch sehr gut funktionieren, wenn man den Rest der Bevölkerung konsequent als schweigende Mehrheit anspricht.“ „Also machen wir Politik für die, die uns nicht wählen?“ „Bis jetzt machen wir für, die uns wählen, keine Politik.“ „Wo ist da der Unterschied?“ „Sagen Sie es mir.“

„Müssten wir nicht den Menschen ihre Stimme zurückgeben?“ „Wollen Sie Wahlzettel vom letzten Mal ausgraben?“ „Nein, eher so metaphorisch.“ „Aha.“ „Das sieht ja nach einem großartigen Erfolg aus.“ „Wenn nicht mehr Menschen wieder wählen, dann wird sich auch nichts ändern.“ „Die meisten Menschen wählen aber nicht mehr, weil sich bisher dadurch nichts geändert hat.“ „Das sind doch jetzt rhetorische Feinheiten.“ „Man müsste eben wieder viel mehr Politik für die Menschen machen.“ „Oder es ihnen zumindest versprechen.“ „Und dann werden wir wieder gewählt?“ „Man kann ja erst mal sagen, dass wir Politik für das ganze deutsche Volk machen.“ „Haben wir das nicht sowieso so immer gemacht?“ „Möglicherweise haben wir es nur nicht so kommuniziert.“ „Das würde jetzt sicher viel ändern.“ „Auf der anderen Seite könnten sich die Menschen dann sagen, wenn wir sowieso für alle Politik machen, müssen uns ja nicht mehr alle auch gleich wählen.“ „Das klingt logisch.“ „Eben, so denkt doch kein Mensch.“

„Meine Güte, dann müssen wir endlich mal eine neue Zielgruppe definieren, für die wir anständige und ehrliche Politik machen können!“ „Das gefällt mir.“ „Was genau?“ „Also das mit der Zielgruppe.“ „Dass wir anständig und ehrlich sind, glaubt eh kein geistig gesunder Mensch.“ „Stimmt auch wieder.“ „Da haben wir dann die hart arbeitenden Menschen draußen im Land, die…“ „Was heißt ‚hart arbeiten‘?“ „Aktienbesitzer.“ „Jedenfalls keine Handwerker, wenn Sie das meinen.“ „Also ich kenne keine.“ „Aktienbesitzer?“ „Handwerker.“ „Und was ist mit ‚draußen im Land‘?“ „Das ist die Stadtbevölkerung?“ „Jedenfalls alles außerhalb der Parteizentrale.“ „Die Familienväter natürlich nicht zu vergessen.“ „Aber auch allein erziehende Väter, wir müssen den gesellschaftlichen Wandel im Auge behalten.“ „Und Mütter?“ „Lassen Sie uns jetzt nicht den zweiten oder den dritten Schritt vor dem ersten tun.“ „Aber das Soziale?“ „Wir reden hier über die Gesellschaft, das können wir nicht ständig mit Einzelinteressen vermischen.“ „Aber es darf doch auch nicht sein, dass wir mit Wahlen wieder nur legitimieren, was dann hinterher gegen Wähler unternommen wird.“ „Deshalb ja unsere Definition einer neuen Zielgruppe, die wir explizit ansprechen und als unsere Wähler bezeichnen.“ „Und wenn wir die nicht erreichen?“ „Oder, viel schlimmer: wenn die uns gar nicht wählen?“ „Wenn Sie die Klugen als Zielgruppe ansprechen und von Doofen gewählt werden, lehnen Sie die Stimmen dann ab?“ „Auch wieder wahr.“ „Dann sehe ich ein klares Konzept für die kommenden Wahlen: Politik für alte, weiße Männer an der Spitze der Vermögenspyramide.“ „Sehr gut!“ „Hmja.“ „Das kommt an.“ „Ehrlichkeit und Kontinuität, im Ergebnis bleibt alles, wie es ist – ich glaube, die Demokratie hat eine Chance.“





Meine Mitte, Deine Mitte

25 10 2021

„Nein!“ „Meine Güte, man kann sich aber auch anstellen!“ „Wir wollen aber nicht!“ „Vor ein paar Wochen haben Sie noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit herausposaunt, dass eine Regierung nur mit Ihrer Partei…“ „Wir wollen aber nicht!“ „Gut, dann eben nicht.“ „Und eine Regierung unter Ihrer Partei wird das Land in eine sozialistische Diktatur verwandeln, in der jeder islamistische Einwanderer ein bedingungsloses Einkommen für den Drogenkonsum kriegt!“ „Sind Sie schizophren oder einfach nur ein dummes Arschloch?“ „Wir sind die Christlich-Demokratische…“ „Das liegt ja ungefähr dazwischen.“

„Deutschland wird vor die Hunde gehen!“ „Dann regieren Sie halt mit.“ „Dieses Land hat uns gar nicht verdient!“ „So ähnlich hat sich Hitler im Führerbunker auch geäußert.“ „Frechheit!“ „Wir machen Ihnen ein letztes Angebot: diese Lackaffen um den Hilfsschulversager Lindner haben sich mit den Grünen in die Haare gekriegt, die Grünen haben weder Lust auf FDP noch auf Ihren Laden, uns bleibt nur noch die nächste Große Koalition.“ „Wir werden den Kanzler stellen!“ „Das klingt nach Arschloch.“ „Sie nutzen es doch nur aus, dass wir gar keinen Kanzler haben!“ „Also doch nur ganz normale Schizophrenie.“ „Was sollen wir denn jetzt machen, wir haben nicht einmal einen Vorsitzenden, den man ernst nehmen kann.“ „Wir haben unsere ja von der Basis wählen lassen.“ „Aber wir sind die CDU!“ „Dann lassen Sie doch Ihre Basis den Wunschkandidaten wählen, Sie wissen ja schon, wer es unbedingt werden will.“ „Das wird unser Untergang.“ „Er wird Ihnen eine Menge Spenden in die Parteikasse spülen.“ „Dieser Drecksack kennt nur zwei Sorten Mensch: sich selbst und den Rest.“ „Mehr Profil braucht die CDU auch nicht.“

„Solange wir das mit den Vorsitzenden und den Kanzlerkandidaten und den Posten nicht geklärt haben, können wir einfach nicht in die Regierung.“ „Wir haben ja seinerzeit der Öffentlichkeit etwas von staatspolitischer Verantwortung erzählt, dann ging’s schon irgendwie.“ „Aber die Leute haben Aufbruch gewählt, Veränderung, wir können uns da nicht einfach in die Regierung setzen und etwas machen, was die Wähler nicht wollen!“ „Wieso, wir machen das doch auch.“ „Aber in der SPD ist das Tradition, und die Partei ist schon ziemlich alt.“ „Wir sind bisher ganz gut gefahren damit, ja.“ „Sie sind in der Regierung immer so konservativ.“ „Sie nicht, die CDU wird ziemlich schnell reaktionär.“ „Eben, und deshalb brauchen wir jetzt erst mal ein paar Jahre, damit wir die Wähler von dem Kurs überzeugen können.“ „Also einen Kurs haben Sie bisher noch nicht entwickelt?“ „Wie denn, ‚Weiter so‘ hat uns Ihr Scholz doch geklaut!“

„Wir könnten es mit dem alten Versuchsaufbau weitermachen.“ „Wie stellen Sie sich das vor?“ „Sie reißen die Klappe auf, die SPD macht die politische Arbeit.“ „Das hat allerdings ganz gut geklappt.“ „Für die CDU.“ „Das heißt doch nicht, dass wir es jetzt nicht noch mal so versuchen könnten.“ „Wenn Sie einen von Ihren Hampelmännern als Kanzler in die Manege stellen wollen, würfeln Sie einen aus.“ „Frechheit!“ „Ihr Vorsitzender soll ja Fachmann für solche Entscheidungsprozesse sein.“ „Das ist eine infame Unterstellung!“ „Und durch eine Kündigung seines Dienstherrn bestätigt.“ „Mit Ihnen teilt die CDU nicht die Regierung!“ „Dann gibt es eben Neuwahlen, und Sie hocken noch tiefer in der Scheiße.“ „Mit Ihnen nicht!“ „Vielleicht sind dann auch die Linken klug geworden und es reicht für Rot-Grün-Rot?“

„Hören Sie mal, man kann doch über alles mit uns reden…“ „Also nehmen Sie jetzt doch langsam mal Vernunft an?“ „… solange wir als Partei der Mitte die linken Kräfte in der SPD…“ „Tut mir leid, das war vermutlich eine optische Täuschung.“ „Aber die Mitte sind doch wir?“ „Ihr Laden kippt nach schräg rechts, vielleicht hält sich da jemand an der Mitte fest, aber das war’s dann auch schon.“ „Es ist unsere Mitte!“ „Nö.“ „Die Mitte sind wir!“ „Dann wird es Ihnen ja nicht schwer fallen, eine bürgerliche Koalition mit politischen Freunden zu organisieren!“ „Wir sind das, nicht die SPD!“ „Also viel Vergnügen noch, und wir werden jetzt mal auf einzelne Abgeordnete zugehen, um die rot-grün-rote Minderheitenregierung für politische Vorhaben der Zukunft parlamentarisch zu…“ „Wir haben es gleich gesagt, Sie wollen den Linksruck!“ „Meine Güte, nehmen Sie endlich Ihre Medikamente.“ „Das wird die Wirtschaft ruinieren!“ „Bestimmt.“ „Wer nicht gendert und nicht Lastenrad fährt, wird von der linksgrünen Stasi verfolgt!“ „Und wer als CDU-Abgeordneter oder Bundesminister an überteuerten Schutzmasken kräftig mitverdient hat, darf die Hacken vor dem Staatsanwalt zusammenhauen.“ „Das ist nicht Ihr Ernst?“ „Mit der linken Mehrheit bekommt man so ein Transparenzgesetz und ein Lobbyregister bestimmt schnell durchs Parlament.“ „Das ist unser Untergang!“ „Dann müssten wir auch mit dem Klimaschutz ernst machen.“ „Nein!“ „So ein Tempolimit wäre Formsache.“ „Hören Sie auf!“ „Und wenn ich mir vorstelle, dass wir die Braunkohle innerhalb von…“ „Aufhören!“ „Wären Sie jetzt eventuell zu Sondierungsgesprächen mit der SPD als der stärksten Fraktion im Deutschen Bundestag bereit?“ „Egal, legen Sie uns einen Koalitionsvertrag hin – wir unterschrieben alles!“ „Sehen Sie, wir wussten immer, dass es Ihnen in Wahrheit nur um die Demokratie geht.“





Paralleluniversum

12 10 2021

„… und den Weg für personelle Erneuerungen frei machen wolle. Das bedeute jedoch nicht, dass er seinen Rücktritt als Parteivorsitzender vor der Wahl eines anderen Bundeskanzlers anbieten oder in…“

„… im Augenblick nur schwer zu vermitteln sei. Spahn rate daher zu einigen Tagen Ruhe, in denen er innerparteiliche Sondierungen zur Frage der Nachfolgeregelung für das Amt des…“

„… habe es nach Ziemiaks Auffassung keine Ankündigung eines Rücktritts gegeben, sondern nur ein Rücktrittsangebot, das jedoch bisher noch nicht von den anderen Mitgliedern des…“

„… dass Laschet der beste Kanzler sein werde, den die CDU je gehabt hätte. Möglicherweise habe dies sogar positive Auswirkungen für Deutschland. Polenz habe in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass die Union über eine Mehrheit im Bundesrat verfüge. Wenn die CDU nicht die Macht bekäme, dann solle keiner in der BRD ein…“

„… halte Laschet eine Trennung der beiden Positionen für denkbar. Er wolle bis auf Weiteres als designierter Kanzler zur Verfügung stehen, der er auch weiter bleiben werde, falls ein Bündnis aus SPD, Grünen und Liberalen nicht die gesamte Wahlperiode überstehe, und daher auch als Chef der Christdemokraten seine bisherige Rolle in der…“

„… nicht an einer Person festgemacht werden dürfe. Merz sei sich völlig sicher, dass eine erneute Koalition mit den Sozialdemokraten auf Bitten der Partner unter seiner Kanzlerschaft gelingen könne, sobald der Weg dazu frei sei. Er werde dies aber erst vorschlagen, sobald er von der Basis um den Vorsitz gebeten werde und seine eigenen Akzente für eine politische Erneuerung der…“

„… die Partei sich darüber verständigen solle, dass weder im Wahlkampf noch danach Fehler begangen worden seien, weder von ihm noch von den anderen Politikern, die ihn unterstützt hätten. Laschet werte seine Aufforderung nach einer Erneuerung nun dahingehend, dass er selbst für mehr Kontinuität an der Spitze und in den…“

„… sei Spahn zwar erfahren, aber viel zu jung, um an der Spitze einer großen Volkspartei Wahlen gewinnen zu können. Merz sehe bei den Grünen, dass eine unerfahrene Parteiführung keine Chance habe, sich erfolgreich in der Regierung zu…“

„… eine konsensuale Lösung für die nächsten Schritte anstrebe, die eng mit der Partei abgestimmt werden müsse. Ziemiak habe zwar keine Ahnung, was das bedeute, er unterstütze es aber vollkommen und werde dies auf dem Parteitag auch genau so…“

„… dass Laschet fest davon ausgehe, bei einer Abstimmung von der Basis im Amt des Parteichefs bestätig zu werden. Er halte das Votum daher für verzichtbar und werde sich ganz auf die Funktion als Verhandlungsführer in der Jamaika-Koalition konzentrieren, die sich bestimmt in der nächsten…“

„… die Nachfolge selbst moderieren wolle. Er gehe davon aus, dass der aktuelle Vorsitzende die Wahl in Form einer Multimedia-Show im Internet veranstalten möchte. Spahn habe sich offen gezeigt für neue Formate, werde diesmal aber nur antreten, wenn er der einzige Kandidat aus der vorherigen…“

„… eine Verjüngung nicht bedeute, dass der Altersschnitt der Gesamtpartei halbiert werde. Amthor sei wegen seiner demokratiefeindlichen Tendenzen, wegen Verstrickung in Korruption und staatsgefährdende Geschäfte durchaus für als CDU-Chef geeignet, dürfte aber keine Chance bei der…“

„… sich Laschet auch weiterhin in einem Paralleluniversum aufhalte, in dem er als CDU-Vorsitzender zurückgetreten sei und gleichzeitig in Personalunion als Kanzler und Parteichef den Prozess der Regeneration voranbringe. Röttgen sei über den Gesundheitszustand seines Kollegen durch ein Gutachten der…“

„… es mehr als vertrauensbildende Maßnahmen bedürfe, um die Geschlossenheit der CDU während der personellen Erneuerung zu sichern. Merz sehe es mehr und mehr als wichtigen Schritt, wenn der bisherige Ministerpräsident sich jede weitere Äußerung in der Öffentlichkeit sowie bei den…“

„… sei es Laschet als dem besten Kanzler, den die CDU gehabt habe oder nicht haben werde, sowohl möglich, Parteichef zu sein oder auch nicht zu sein. Polenz wisse, dass der beste Kanzler, der als der beste Kanzler auch gleichzeitig der beste Kanzler der CDU sein könne, durch die besondere Gabe der Bilokation sowohl gleichzeitig der beste Kanzler der…“

„… stehe Spahn für einen sehr konservativen Kurs bei gleichzeitiger Modernisierung, während Merz eine Modernisierung bei sehr konservativem Kurs angekündigt habe. Ob diese Forderungen sich auf inhaltliche oder personelle Schritte bezögen, könne die Partei vor der Wahl des neuen Vorsitzenden allerdings nicht genau…“

„… erweise sich das Moderationsmodell als nicht geeignet mit dem Wunsch nach transparenter Entscheidung durch die Basis. Es herrsche durchaus Einigkeit, dass eine interne Gesprächsrunde unter den bisher genannten Kandidaten schneller zu einem Ergebnis führen werde, das länger als die…“

„… Söder sich in einer Videobotschaft gemeldet habe. Es sei ihm vollkommen egal, wer unter ihm nicht zum CDU-Kanzler gewählt werde, ansonsten konzentriere er sich auf die nächste Landtagswahl im Freistaat Bayern und verfolge einen Kurs des…“

„… für einen stabilen Kurs in schwierigen Zeiten durch Geschlossenheit und verlässliche Positionen stehe. Laschet habe sich entschlossen, seinen Rücktritt als Vorsitzender erst 2025 in Erwägung zu ziehen, falls seine Wahl zum Bundeskanzler auch dann nicht die…“





Im Auftrag Gottes

30 09 2021

„… dass die CDU seiner Meinung nach keinen klaren Regierungsauftrag bekommen habe. Er werde dennoch die Union, die seiner Meinung nach einen klaren Regierungsauftrag bekommen habe, in die Bundesregierung führen. Laschet wolle sich bis zum nächsten…“

„… zunehmend genervt auf Wortbeiträge des Parteivorsitzenden reagiere. Laschet habe mit der Vorstellung eines Zukunftskompetenzteams für die Übergangszukunft bis zum Kompetenzübergang in die zukünftige Kompetenzbrückenzukunft der …“

„… den Kanzlerkandidaten gegen die linken Verleumdungen der Systemhetzpresse verteidige. Polenz habe errechnet, dass, wenn man jede der Stimmen für die CDU mit 999 multipliziere, die SPD überhaupt nicht so viele…“

„… nicht daraus ableiten könne, dass die CDU einen Regierungsauftrag bekommen habe, da die SPD nicht die absolute Mehrheit im Bundestag besitze und daher auch keinen Regierungsauftrag bekommen habe, weshalb der Regierungsauftrag nun natürlich an die CDU und ihre bayerische…“

„… der größte, beste und überhaupt größte beste Kanzler aller Kanzler werde, den die Union in ihrer Geschichte gehabt worden haben sein geworden wird. Ziemiak werde den Führer bis zur letzten…“

„… sei Laschet nicht angetreten, um hinter der sozialistischen Vaterlandsverräterpartei den zweiten Platz zu belegen. Nur weil am Sonntag so ein Tag gewesen sei, ändere er deshalb auch nicht seine…“

„… leide Scholz offensichtlich unter einer gemeingefährlichen narzisstischen Psychose, da er nicht begreife, dass Laschet ein von Gott selbst gesandter Prophet mit einem Intelligenzquotienten oberhalb von hundert Millionen Milliarden punkten sei. Polenz warne ausdrücklich davor, die Lügen der stalinistischen Terrorpartei für eine…“

„… betrachte Laschet einen Amtsverzicht als vorsätzlichen Betrug am Wähler. Er habe genau gewusst, dass sein eigener Wahlkreis an die Grünen gehe und sei deshalb aus Tapferkeit gar nicht erst angetreten. Nach dem Einzug über die Landesliste müsse er jetzt auch ohne Gegenkandidaten aus der eigenen Partei zum Kanzler gewählt werden, da dies seiner bisherigen Karriere in der…“

„… müsse Laschet nun schnell ein wichtiges Staatsamt antreten. Ziemiak habe bereits eine Einladung von Jobcenter erhalten, um sich für eine Stelle als Putzhilfe in Teilzeit in der…“

„… erhalte Laschet täglich ungefähr tausend Anrufe, in denen er oft unter Tränen beschworen werde, Deutschland vor den satanischen Kräften zu retten, die es seit 1945 zu einer gottlosen…“

„… ob es der freie Wille des Vorsitzenden sei, die Union aus eigener Kraft an die Wand zu fahren. Kuban habe diese Entschlossenheit an Trump stets bewundert und freue sich, dass nun auch sein…“

„… dass Laschet selbstverständlich im Auftrag Gottes eine Alleinregierung der CDU anstreben werde. Es gehöre zum Heilsplan des Herrn, dass er die Bundesrepublik jahrzehntelang zum Moloch der teuflischen Zerstörung hat verkommen lassen, um nun den wahren Messias zur Wiederkunft des…“

„… bekenne sich Liminski zu seinem Herrn und Meister und habe bereits Jesus befohlen, alle seine Feinde in die Hölle zu stoßen, damit er einst zur Rechten Armins auf dem…“

„… nur den Schluss zulasse, dass Laschet gewaltig den Arsch offen habe. Der Heilige Vater sei fest entschlossen, ihn zu exkommunizieren und die Glaubenskongregation damit zu beauftragen, seinen Ausschluss aus der Kirche zu…“

„… habe er ein neues 100-Tage-Programm für den Fall seiner Wahl zum Bundeskanzler vorgelegt. Darin kündige der Kandidat an, die Nordsee zu teilen, über den Rhein zu wandeln, Stahl aus Bio-Wasserstoff herzustellen und jedem CDU-Wähler ein eigenes Einhorn in den…“

„… es erste Überlegungen in der Partei gebe, Laschet als nicht mehr zurechnungsfähig aus dem Verkehr zu ziehen und so schnell wie möglich als Vorsitzenden zu beseitigen. Merz habe angekündigt, das Amt des CDU-Chefs übergangsweise bis zur nächsten Alleinregierung zu übernehmen, wenn Amthor, der in Besitz mehrerer Jagdgewehre sei, Laschet versehentlich beim Reinigen eines…“

„… im Kanzleramt verbarrikadiert habe. Er bedrohe die geschäftsführende Kanzlerin mit einem Rasiermesser und verlange von ihr, zum Gottkaiser von Jerusalem gesalbt zu werden. An seiner Seite befinde sich Liminski, der einen Exorzismus in den Räumen des Ministeriums durchführe, um jeden linksgrün-jüdischen Schadzauber aus der…“

„… sei der SPD per Fax mitgeteilt worden, dass eine neuerliche Große Koalition für Laschet nicht in Frage käme. Seine Zukunftsampel bestehe nur aus der CDU, andere Parteien seien nicht in der Lage, seine göttlichen Energien in die richtige…“

„… beim Eintreffen des SEK bereits mit einem Kristallascher kampfunfähig gemacht habe. Merkel sei bei dem Gefecht unverletzt geblieben, der jüngst abgesetzte Vorsitzende der Christdemokraten habe sich durch eine Kellertür aus dem…“

„… werde keine der im Bundestag vertretenen Parteien eine Minderheitenregierung der CDU unterstützen, solange er die Ansicht vertrete, er könne das Grundgesetz durch die Bibel ersetzen. Ein Gesprächsangebot der AfD, die aber Maaßen als Kanzler fordere, sei für Laschet keine…“

„… in einem Haus in Wandlitz festgenommen worden sei. Merkel habe der Polizei den Hinweis auf den mutmaßlichen Aufenthaltsort gegeben, da sie seinerzeit genau verfolgt habe, wie sich Honecker seiner Verhaftung durch die…“





Schlussrunde

27 09 2021

„Bedaure, gerade weg. Sie ist eben reingekommen und hat ihr Büro geräumt, und dann war auch gleich der Putzdienst da. Spezialkommando. Wenn CDU-Spuren gefunden werden, könnte das fatale Folgen haben. Vor allem für die CDU.

Das ist jetzt in allen Ministerien so, nicht nur im Kanzleramt. Vereinzelt hatten wir hier Mitarbeiter, die an ihren Bürostühlen festgekettet waren. Dass in Ministerkreisen gerne Gebrauch von Sesselkleber gemacht wird, vor allem in der CSU, das wussten wir. Aber das war schon überraschend, vor allem in der Menge. Offensichtlich haben mehr Menschen als erwartet ein Problem, wenn sie nicht mehr im Bundestag sitzen.

À propos Möbel, wir erwarten da ein mittleres Chaos. Laschet hatte drei Dutzend guten Freunden den Posten des Kanzleramtsministers versprochen – was man halt so redet, wenn man lange nicht an der frischen Luft war – und die haben sich jetzt Möbel bestellt. Büromöbel. Alle. Teilweise recht teuer, das hat aber keinen gestört, weil sie davon ausgegangen waren, dass sie im Fall einer anderen Entscheidung die Möbel einfach privat nutzen dürfen. Das muss irgendwo in der DNA der Partei verankert sein, wir haben keine andere Rechtsgrundlage gefunden für diese Vorgehensweise. Wenn ein anderer Kanzler ins Amt einzieht, dann werden diese Möbel alle wieder zurückgeschickt, aber wir wissen noch nicht genau, wer sich darum kümmern soll. Bisher wird nur gesagt, dass die private Nutzung preiswerter ist als das Zurückschicken. Aber wenn das aus der CDU kommt, weiß ich nicht, ob es belastbar ist.

Das da hinten? wir bekommen hier ganz neue Kaffeeautomaten. Einen pro Stockwerk. Das muss dieser Sozialismus sein oder der Linksrutsch, vor dem wir alle gewarnt wurden. Kostenloser Kaffee fürs Kanzleramt, wir werden alle innerhalb von vier Jahren pleite sein. Vielleicht hätten wir lieber neue Faxgeräte kaufen sollen, das wäre nicht aufgefallen. Oder klimaneutrale Kunstblumen aus Altplastik. Naja, ist jetzt auch egal. Laschet hätte uns das als Beginn des Innovationsjahrzehnts verkauft.

Vor allem muss unsere IT eine Sonderschicht einlegen, überlegen Sie sich mal, wer innerhalb der letzten Jahre hier ein- und ausgegangen ist, obwohl er in den Gebäuden gar nichts zu suchen hatte. Die Lobbyisten, Berater, Merz im Bundesministerium für Wirtschaft, Scheuer im Bundesministerium für Verkehr, die Zugänge müssen wir alle sperren. Die haben schon genug Unheil angerichtet. Natürlich sind da einige, die kriegen wir nicht so leicht aus dem System, aber das überlassen wir lieber den Fachleuten. Vor allem sicherheitstechnisch ist das schwierig. Wir gehen ja derzeit davon aus, dass sich CDU sich radikalisieren wird, und zwei radikale Parteien im Bundestag sind genug, die müssen nicht auch noch in der Regierung herumlungern.

Nein, ich muss da nicht rangehen, das habe ich seit gestern in einer Tour. Die wollten ja ziemlich schnell, dass die Auszählung gestoppt wird, bevor noch mehr Stimmen futsch sind, aber darauf lassen wir uns hier nicht ein. Ich kenne ja auch schon eine Menge schmutziger Tricks, und doch ist man immer wieder überrascht, was die sich einfallen lassen. Angeblich sollen wir auf das amtliche Endergebnis warten, dann werden die Stimmen noch zweimal nachgezählt, dann reicht die CDU Klage ein, dann geht’s vors Bundesverfassungsgericht, zum Papst, was weiß ich, aber vorher dürfen die Schreibtische der Mitarbeiter nicht aufgeräumt werden, genauer gesagt: sie wollen die Schlüssel für die Schubladen nicht rausrücken. Da kann ja schon mal der eine oder andere Umschlag drin liegen, in dem jemand seine Altersvorsorge aufbewahrt. Vermutlich ist nur keiner dazu gekommen, das Geld zu versteuern, deshalb brauchen jetzt noch alle ein paar Tage Zeit. Den schnellen Ausstieg aus der Kohle haben sich Schäubles Kollegen sicher auch anders vorgestellt.

Also wenn Sie heute nichts mehr vorhaben, ich mache gleich Schlussrunde durch den Bundestag. Da bleibt üblicherweise immer noch ein bisschen Zeug liegen – derzeit wird ein Gesetz zur Stärkung und Förderung der wehrhaften Demokratie vermisst, das Seehofer gegen die gesamte Union durchsetzen wollte, bis ihm jemand verraten hat, dass er dann nicht mehr mit den Nazis in seinem eigenen Laden kuscheln darf. Wenn Ihnen da etwas auffällt, was einen leicht bräunlichen Geruch nach Korruption hat, das könnte es sein. Ansonsten muss die Anzahl der Sitze angepasst werden, aber keine Sorge, viel kleiner wird’s nicht. Daran ist aber nicht die CDU alleine schuld. Die nimmt es nur billigend in Kauf.

Die müssen Sie nicht beachten, das ist nur der Wachschutz. Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, aber manche Leute klauen wie die Raben, Kupferrohre, Stromkabel, Glühlampen. Wenn Sie mal überlegen, wie viele von denen bald keinen Job mehr haben, dann brauchen Sie hier eine Truppe, die durchgreift, bevor es zu spät ist. Wie man das in Deutschland ja auch wollte.

Ja, die rufen bestimmt den ganzen Tag lang an, aber das ist egal. Vorhin wollten sie, dass wir den Reichstag durchsuchen, weil die Grünen bestimmt noch zehn Milliarden Briefwahlstimmen in den Wandschränken versteckt haben. Nur in den Keller sollten wir auf gar keinen Fall. Lassen Sie es mich mal so formulieren: was meinen Sie, wo wir heute mit fünfzig Mann Sachen suchen gehen? Ich sehe, wir verstehen uns. Das Unschöne ist, dass es für eine Demokratie keinen Generalschlüssel gibt, das Schöne ist, die haben ihn auch nicht.

Ah, da ist sie ja wieder! Hallo, Frau Merkel – schönen Sonntag gehabt?“





Gamechanger

16 09 2021

„Natürlich nur unter Armin Laschet. Wenn die SPD mehr Stimmen haben sollte als wir, dann heißt das noch lange nicht, dass wir keine Regierung bilden können, und das schließt natürlich auch eine große Koalition nicht aus. Wir lassen einfach alles so, wie es ist, nur Bundeskanzler wird dann halt Laschet.

Das ist doch für Sie als Sozialdemokraten eine durchaus komfortable Situation, schließlich sind Sie es doch, die sich gegen die Vorwürfe zur Wehr setzen müssen, dass mit Ihrem Kanzler sofort der Sozialismus ausbricht und Deutschland innerhalb weniger Monate in einen Staatsbankrott taumelt und mindestens hunderttausend Prozent Inflation kriegt. Sie überlassen uns das Kanzleramt, dafür sind Sie an der Regierung beteiligt. Wenn wir uns das recht überlegen, dann dürfen Sie sogar Scholz weiterhin als Finanzminister beschäftigen, der hat seine Sache ja nicht schlecht gemacht. Und da wir als kleinerer Koalitionspartner traditionell das Recht auf den Außenministerposten haben, werden wir das mit Altmaier besetzen, damit Merz ins Wirtschaftsministerium kann. Zum Ausgleich wäre vielleicht das Entwicklungshilfeministerium frei, weil die CSU sich jetzt auf ihre Kernkompetenzen beschränken wird. Wir haben da noch ein paar sehr kostspielige Infrastrukturprojekte in Oberbayern, der Scheuer muss diesmal mehr als achthundert Milliarden ranschaffen. Pro Jahr. Da werden Sie froh sein, dass Sie im Finanzministerium die paar Euros zusammenhalten können.

Es ist auch billiger, verstehen Sie doch – wenn man nicht immerzu alle Ministerien neu besetzen muss, dann schafft man mehr Kontinuität, es gibt die alten Türschilder noch mal, das alte Briefpapier, die alten Staatssekretäre, und wir müssen auch nicht so viele Übergangsgelder zahlen. Eigentlich muss auch nicht unbedingt ein neuer Koalitionsvertrag geschlossen werden, solange wir mit dem alten noch nicht fertig geworden sind. Wir zumindest sind der Ansicht, wenn sich eh nicht viel ändert, dann muss man auch keine Neuausrichtung der Politik erfinden, die der Wähler am Ende sowieso nicht glaubt. Sie meinen, mit dem Argument kann man sich Wahlen gleich ganz ersparen? Das haben Sie gesagt!

Jetzt seien Sie doch nicht gleich eingeschnappt! Sie wollten ja immer die ganz große Wende, den Gamechanger in der deutschen Politik, und jetzt haben Sie ihn! So eine Koalition der Stabilität und der Kontinuität ist ein ganz ungewöhnliches Signal an die politischen Beobachter. Da können Sie mit Fug und Recht behaupten: ‚Die CDU wollte absolut keine Experimente wagen, aber wir, die SPD, haben sie dazu gebracht, dass sie unserer Idee folgt!‘ An Ihrer Stelle würde ich mir das gut überlegen, so eine Riesenchance kriegt man höchstens einmal im Leben. Wenn Sie jetzt nicht zugreifen, und das sage ich Ihnen ganz offen, dann könnte das für Sie der Untergang sein, ja: der Untergang. Danach sind Sie möglicherweise mit den Linken in einer Rot-Grün-Koalition, aber wir wissen doch beide, dass Sie das gar nicht wollen. Und dass das gar nicht gut ist für Deutschland. Und dass die SPD danach komplett und endgültig in der Bedeutungslosigkeit versinkt, wie Sie das vor dem Wahlkampf schon einmal fast erlebt hätten. Das wäre jetzt ein Pyrrhussieg, das müssen Sie mir glauben. Den wollen Sie nicht.

Natürlich würden wir Ihnen entgegenkommen, damit Sie merken, dass es uns ernst ist. Sie müssten nicht einmal mehr den Vizekanzler stellen, weil wir den diesmal ins Wirtschaftsministerium verlegen. Sie haben ja gesehen, dass man das Amt auch vom Finanzministerium aus ausüben kann, und da wir zu internationalen Terminen Altmaier einfach nicht mitnehmen können – abgesehen davon, dass Sie den in kein Flugzeug reinkriegen, falls Sie vorhatten, das Ding in die Luft zu bekommen, der Mann ist dümmer, als er fett aussieht – macht das Merz. Mehr als wirtschaftliche Beziehungen sind für uns ohnehin nicht interessant, und dass Merz alles andere vollkommen egal ist, dürfte sich bis zu Ihnen herumgesprochen haben. Sie können sich dann ganz auf Steuersenkungen konzentrieren.

Mitziehen müssten Sie als SPD jetzt schon, sonst macht das ja alles keinen Sinn. Das ist auch nicht undemokratisch, wenn Sie das meinen – der Wählerwille wird ja respektiert, weil die Wähler nicht den Bundeskanzler wählen, sondern eben den Bundestag, und wenn die Abgeordneten nun mal für Laschet stimmen, dann ist das richtig demokratisch. Sie dürfen natürlich ein paar Mal gegen Laschet stimmen, mit solchen Manövern haben Sie als SPD ja genügend Erfahrung, aber das wird Ihnen nichts nützen. Wir werden Ihnen ein Angebot machen, das Sie gar nicht werden ablehnen können. Sie sind eh in der Rolle gefangen, dass Sie immer umfallen und dann der CDU in die nächste Koalition folgen. Wie Sie mit dem Imageschaden zurechtkommen, das ist nicht unser Problem. Sie müssen bloß unseren Kandidaten wählen, dann haben Sie wieder vier Jahre Ruhe, und in der Zwischenzeit haben sich die Verhältnisse wieder so eingependelt, dass Sie hinter der CDU liegen. Ich denke, das haben Sie kapiert. Und da wir in dieser Zeit eine leichte Öffnung des rechten Flügels zur AfD vollziehen werden, haben Sie die Gelegenheit, sich durch flexibles Beharren in der Mitte als ausgleichende Kraft zu profilieren. Also überlegen Sie sich das gründlich.

Gut, Sie wollen Scholz. Dann machen wir Ihnen aber kein Angebot mehr, wenn wir doch wieder die stärkste Kraft im Bundestag werden. Das haben Sie dann davon. Aber das hätte uns ja von Anfang an klar sein müssen: Sie als Sozialdemokraten stehen eben immer auf der falschen Seite der Geschichte.“





Saure Gurken

23 08 2021

„… nicht in seinem Haus angekommen sei. Die Personenschützer hätten allerdings nicht bemerkt, dass der nordrhein-westfälische Ministerpräsident tatsächlich die Staatskanzlei verlassen hätte, so dass der Verbleib von…“

„… es auch im Verlauf der Vormittagsstunden kein Lebenszeichen von Laschet gegeben habe. Die CDU-Spitze habe mit 13 zu 10 Stimmen bei 75 Enthaltungen bekräftigt, ihren Vorsitzenden in jeder Lage weiterhin als…“

„… es auch keine Hinweise darauf gegeben habe, dass er sich zum Nachdenken zurückziehen wolle. Eine handschriftliche Notiz in Laschets Dienstwagen auf einer Papierserviette laute 10:30 Irgendwas mit Brückenscheiß und sei erst nach gründlicher Durchsuchung des…“

„… am Mittag ein Fax eingegangen sei, dass der Spitzenkandidat der Union entführt worden sei und an einem geheimen Ort gefangen gehalten werde. Die Täter würden sich zeitnah bei den Behörden melden und eine genaue Liste ihrer…“

„… dass ein Bekennerschreiben gar nicht nötig sei, um die Urheberschaft der Grünen unter der Leitung der Antifa GmbH zu beweisen. Als genauer Kenner der linksextremistischen Terrorszene habe Polenz gefordert, sofort die staatlichen Zahlungen an die antifaschistischen Staatsfeinde einzustellen, bevor sie die Kirche verstaatlichen und den…“

„… zunächst nicht aufgefallen sei, dass die Entführer die Durchwahl des Krisenstabes kennen würden, obwohl diese nicht in den Medien genannt worden sei. Liminski vermute, dass es sich um die Nummer des Gremiums handeln könnte, die bereits während der Flutkatastrophe im…“

„… mit den Medien abgesprochen habe, dass die Berichterstattung sehr zurückhaltend sein werde. Es sei daher überraschend, dass Einladungen zur Pressekonferenz in Berlin bereits vor der ersten Polizeimeldung erfolgt seien, so dass sich die Ermittler nicht mehr auf die offiziellen…“

„… sich als Grüne Armee Fraktion zu erkennen gegeben hätten. Die Freilassung des Kanzlerkandidaten werde erst nach der Wahl zum Deutschen Bundestag erfolgen, wenn die von den Terroristen genannten Forderungen an die…“

„… sei es der Polizei bisher nicht gelungen, den Entführungsverlauf zu rekonstruieren. Da die Täter aber auf drei Sicherheitsfragen korrekt geantwortet hätten, gehe man davon aus, dass sich der CDU-Vorsitzende in der Gewalt der…“

„… dass ein Anruf des Entführten beim SEK eingegangen sei, bei dem Laschet selbst gesprochen habe. Der Ministerpräsident habe seine Frau in dem Telefonat angewiesen, für den nächsten Abend noch saure Gurken zu besorgen und sie in den restlichen Kartoffelsalat zu schneiden. Ziemiak habe die Authentizität der Aufnahme bestritten und werde natürlich nun alle zur Verfügung stehenden…“

„… gehe es in erster Linie um Deutschland und die nationale Sicherheit, auf die alle Bürger weiter vertrauen dürften. Merz habe sich sofort angeboten, auch ohne Wahl als Kanzler der…“

„… alle Stadtviertel von Düsseldorf von einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei durchkämmt worden seien. Es sei durch das Vorzeigen einer Fotografie zu bekannten Ergebnissen gekommen, die auch durch die CDU-Wahlplakate aufgetreten wären, dass nämlich durch die Ansicht ein starker Rückgang der Wahlprognosen für die…“

„… den Leiter der Stabsstelle irritiert habe. Die Entführer hätten von der Union gefordert, umgehend den Spitzensteuersatz zu halbieren, was eine Entlastung zahlreicher Millionäre nach sich gezogen hätte. Zur Erklärung habe eine Sprecherin der nach eigener Aussage linksextremen Bande gesagt, man wolle durch diese Maßnahme die Bundesrepublik finanziell ruinieren und für eine Übernahme durch die Weltrevolution nach dem…“

„… von den Entführern mehrere Flaschen Altbier sowie ein Kilo Zwiebelmett angefordert worden seien. Es gebe zwar keine Erklärung dafür, dass diese Lebensmittel nachts im Garten von Laschets Wohnhaus deponiert werden sollten, das SEK gehe dabei aber einem Verdacht nach, der sich durch Nachrichten der Entführer und des…“

„… in einer weiteren Botschaft die Abschaffung der Mineralölsteuer fordern würden. Ziemiak sehe das Vorgehen der Grünen Armee Fraktion als vollkommen unlogisch und habe damit den Beweis, dass es sich tatsächlich um eine Gruppierung handle, die der Spitzenkandidatin der ökostalinistischen Partei in der…“

„… sehe Söder seine eigene Kandidatur als nicht mehr wichtig an. Er werde auch im Falle einer Abwahl Laschets in Abwesenheit seine bereits geplante Rede in der Staatskanzlei zum Anlasse nehmen, sich für das uneingeschränkte Vertrauen der Kanzlerin in die Fähigkeiten des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten zu…“

„… dass die Terroristen den designierten CDU-Regierungschef nur dann am Leben lassen würden, wenn die Bundesregierung mehrere Millionen Euro an seinen Sohn zahlen würden, der sie steuerfrei auf einem Offshore-Konto an der…“

„… in einer nur von innen verschließbaren Abseite im Keller seines Hauses verbracht habe. Laschet sei für mehrere Tage auf etwa zwei Quadratmetern eingesperrt gewesen, habe aber im Sprechkontakt zu seiner Familie und wichtigen Vertrauen aus der Parteispitze gestanden. Weitere Ermittlungen hätten sich an die…“





Visionen

18 08 2021

„Einmal, Frau Merkel. Ein einziger Auftritt. Oder zwei. Höchstens zehn. Mehr wollen wir doch nicht von Ihnen. Könnten Sie das nicht irgendwie einrichten?

Sie haben ja recht, Frau Merkel, auch wenn ich das nicht unbedingt so ausdrücken würde wie Sie. Also ‚total verkackt‘, das ist nicht mein Duktus. Nein, Frau Merkel – das war jetzt überhaupt nicht als Kritik an Ihnen gemeint! Es ist nur so, derzeit haben wir überhaupt kein Konzept, und ganz ohne Konzept Wahlkampf zu machen, das ist nicht die beste Idee gewesen. Wenn man jetzt mal außer acht lässt, dass unser Kanzlerkandidat bisher auch sonst nur Scheißideen hatte. Aber Ihre parteiinternen Kritiker, die meinen, immerhin hätten Sie nicht nur jeden Wahlkampf komplett ohne Konzept gemacht, sondern auch jahrelang so regiert, und das gar nicht einmal so schlecht.

Wir erwarten auch keine Wunder, Frau Merkel. Dass Sie als erfahrene Regierungschefin hier die politische Zukunft Deutschlands mit etwas mehr als ‚Weiter so‘ rhetorisch ein bisschen ausführen, das wäre ja schon ein Meilenstein, wenn man sich mal ansieht, was in der Partei passiert ist, seitdem Sie nicht mehr Vorsitzende sind. Meinetwegen können Sie sich hinstellen und ‚Wir schaffen das!‘ rufen, das kommt bei den rechtskonservativen Kräften um den Kanzlerkandidaten zwar nicht so gut an, aber dafür sind Sie ja da, dass Sie jede Kritik einfach so wegmoderieren. Aussitzen, Frau Merkel, das reicht jetzt nicht mehr. Ja, ich habe das schon verstanden, wenn Sie das aussitzen würden, dann hätten wir das Problem schon gelöst, aber wenn Sie schon fragen, ob der Kanzlerkandidat irgendwas kann, dann ist die Antwort sowieso: nein.

Frau Merkel, Sie dürfen das nicht so negativ sehen. Schauen Sie mal, der alte Adenauer, der hat ja damals schon gesagt, man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind, andere gibt’s nicht. Klar ist unser Personal ein Griff ins Klo, aber wenn wir jetzt erst darauf warten, bis da etwas Vernünftiges nachwächst, da liegen wir ja vorher längst im Grab. Bei Amthor könnten Sie sich das vorstellen? Gut, als vernünftig würde ich den jetzt nicht gerade… ach so. Bisschen makaber, Frau Merkel. Aber wir müssen auch mal positiv in die Zukunft blicken, und da helfen uns junge Talente, die schon genug politische Erfahrung haben, um sich für unser Land mit Ideen und Visionen einzusetzen. Natürlich ist man bis sechzig noch jung, Frau Merkel. Sechzig ist doch das neue Dreißig, und was die Erfahrung angeht, da ist doch der Kanzlerkandidat durch viele Visionen bereits in Erscheinung getreten, oder? Er soll zum Arzt gehen? Wenn Sie hier immer nur den politischen Gegner zitieren, dann können wir das natürlich auch gleich sein lassen, Frau Merkel. Das bringt ja nun niemandem etwas.

Wir haben unsere Ansprüche doch schon so weit heruntergeschraubt, Frau Merkel. Was wollen Sie denn noch? Vierzig Prozent sind bei uns nicht mehr drin, das müssen Sie mir nun nicht jedes Mal aufs Butterbrot schmieren, aber wir verlieren doch unser Gesicht, wenn wir jetzt nicht alles daran setzen, die dreißig Prozent zu erreichen, die uns als stärkste Fraktion aus der Wahl hervorgehen lässt. Ja, unser Gesicht, Frau Merkel. Sie fühlen sich da also nicht mitgemeint? Das tut weh. Irgendwie bekomme ich den Eindruck nicht weg, dass Sie mit Ihrer Partei… also unsere Partei, Sie haben ja recht.

Es spricht doch keiner von betreutem Regieren, Frau Merkel. Wenn unser Kanzlerkandidat erstmal im Amt ist, dann entwickelt er bestimmt ganz neue Impulse, um sich mit der Aufgabe zu identifizieren, und wenn wir mit den gröbsten Schwierigkeiten durch sind, dann können wir uns auch schon um die Wiederwahl kümmern, die ihm der Kanzlerbonus so gut wie sicher macht. Das sind doch nur wirklich Visionen, Frau Merkel. Und mehr als ein bisschen Starthilfe wünschen wir uns auch nicht von Ihnen. Dass Sie die ganze Zeit neben ihm stehen und seine Hand halten, davon war nie die Rede. Das schafft er schon ganz alleine. Sie fanden das nach der Flut schon scheiße? Ja, das war ziemlich peinlich, aber unser Kanzlerkandidat ist dafür bekannt, dass er sich steigern kann. Was meinen Sie damit, das sei genau sein Problem?

Frau Merkel, es kann doch nicht sein, dass wir über wichtige Dinge keine Einigung erzielen! die gemeinsame Lösung, das war doch früher genau Ihr Ding? Es sind doch Ziele, die wir in der Geschichte der CDU immer schon hatten: Parteispender bei Laune halten, die SPD pulverisieren, Minderheiten diskriminieren, rechtsextremistische Tendenzen verharmlosen und bei jedem Terroranschlag von Nazis Betroffenheit heucheln, das soziale System sturmreif schießen und den Armen die Schuld geben, weil sie zu faul waren, in reiche Familien hineingeboren zu werden – wir brauchen Sie! Das Programm nimmt man dem Kanzlerkandidaten so nicht ab, selbst wenn er tatsächlich einmal nicht herumlügt oder Blödsinn erzählt. Wir brauchen Sie als Integrationspersönlichkeit, damit identifiziert sich der Wähler. Oder wollen Sie noch monatelang als geschäftsführende Kanzlerin zusehen, wie die Union Söder als Parteichef installiert, damit er sich mit der SPD zankt, bis es Neuwahlen gibt und die nächste Große Koalition? Das kann doch nicht in Ihrem Interesse sein!

Sie machen es? wirklich!? Gott sei Dank, Frau Merkel, mir fällt ein Stein vom Herzen! Berlin, wir kommen! Unter einer Bedingung? Alles, was Sie wollen, Frau Merkel, absolut alles! Ja, versprochen! Natürlich bestimmen Sie das. Wer soll denn nicht dabei sein? Armin Laschet!? Aber… – “





Hütchenspieler

16 08 2021

„Jetzt bleiben Sie mal ganz ruhig. Setzen Sie sich bequem hin, öffnen Sie den obersten Knopf vom Kragen, meinetwegen können Sie auch… – Hören Sie mir noch zu, Herr Laschet? Und wenn nicht, warum rufen Sie mich dann um diese Zeit an?

Wie jetzt, keine Lust? Das fällt Ihnen aber ein bisschen spät ein. Das Management hat die Termine unter Dach und Fach, die Spenden sind alle korrekt verbucht, auch die illegalen, die Plakate sind längst gedruckt, wir können jetzt nicht mehr zurück. Nein, die Briefwahl ist nicht unsicher und auch nicht für Betrug anfällig, Sie müssen auch diesmal nicht alles nachplappern, was die AfD sagt. Und je mehr Sie jetzt herumeiern, desto mehr werden sich schon vor der Wahl gegen die Union entscheiden. Sie müssen da durch, ob Sie wollen oder nicht.

Und überhaupt, Lust – kommen Sie mir am Ende noch mit linken Slogans aus der Kohl-Ära? Politik muss auch Spaß machen? Vielleicht den Typen, die Sie dafür eingekauft haben, aber im Kanzleramt geht’s doch nicht um Spaß. Also für Sie schon mal gleich gar nicht, und wenn ich mir Ihre bisherigen Leistungen als Pausenclown von NRW ansehe, dann kann damit auch sonst keiner gemeint gewesen sein. Reißen Sie sich jetzt mal am Riemen, sonst war’s das für uns alle. Ja, für uns – schließlich sind Sie Parteivorsitzender, oder hatten Sie das auch schon erfolgreich verdrängt?

Klar kann man das vergessen, Herr Laschet. Da steht man morgens vor dem Spiegel, putzt sich die Zähne und denkt dabei: was mache ich eigentlich noch mal beruflich? Redakteur? Büttenredner? Hütchenspieler? Kann schon mal passieren.

Nein, Herr Söder macht das nicht. Natürlich können Sie jetzt öffentlich den Schwanz einkneifen, aber wie gesagt, das ist nicht nur Ihr Untergang, sondern unserer. Das mit der Briefwahl hatten Sie hoffentlich kapiert, oder muss ich Ihnen das noch mal erklären? Je öfter Sie den Eindruck erwecken, dass Sie schon vorher gewusst haben, dass Sie mit der Kandidatur überfordert sein würden, desto mehr Scheiße kriegen wir alle ins Gesicht. Vielleicht mal ausgenommen Herr Söder. Überlegen Sie mal, was jetzt passieren würde, wenn Sie vier Wochen vor der Wahl zu Kreuze kröchen und Herr Söder Ihre Unfähigkeit eingestehen würden. Gut, da haben Sie recht – der Überraschungswert wäre gleich Null. Aber was machen Sie, wenn Herr Söder sich als genau das bösartig rachsüchtige Arschloch zeigen würde, das man von ihm erwartet, und Ihnen seine volle loyale Unterstützung als Spitzenkandidat der Union zuspräche?

Ich meine, es gibt schon schwierige Dinge, die bei uns hier aufschlagen, wie zum Beispiel diese anonymen Drohbriefe, dass wir Sie sofort als CDU-Chef absägen sollen, weil man sonst allen Medien Bilder zeigen würde, wie Sie mit dem… – Das waren Sie? Laschet, haben Sie noch alle Latten am Zaun!? Am Ende geraten Sie hier an irgendeinen IT-Experten in der Partei, gut, das passiert sicher nicht, aber wenn der herausfände, dass Sie sich mit fingierten Erpressungen selbst demolieren wollen, dann haben wir als CDU definitiv ein Problem! Die Zielgruppe ist zu alt, um zu kapieren, was E-Mails sind, und alle anderen merken, dass das wieder nur das übliche Kindertheater ist.

Dann waren diese anonymen Anzeigen wegen der Plagiate und wegen des Steuerbetrugs also auch von Ihnen? Sie dachten, wenn die Leute Baerbock dafür hinrichten wollten, werden Sie dafür auch aus dem Rennen gekegelt? Meine Güte, Ihre Naivität möchte ich haben. Sie sind CDU-Vorsitzender, und Sie sind ein Mann. Sie könnten auf der Domplatte die Hosen runterziehen und mitten in die… – Das war jetzt metaphorisch gemeint. Und das ist auch keine Lösung für Ihr Problem, Herr Laschet.

Ich verstehe auch nicht, warum man Ihnen die vielen Absagen so einfach durchgehen lässt. Wenn Sie sich jetzt am Riemen reißen und in den Duellen oder Interviews nicht immer so beleidigt reagieren, falls mal eine Frage kommt, der man nicht mit Worthülsen zu einem völlig anderen Thema aus dem Weg gehen kann, dann haben wir zumindest eine reelle Chance, dass ihre Stimmenverluste zwar sinken, aber mit etwas Glück langsamer als bisher. Das wäre mal ein Anfang. Sie müssen nicht immer so selbstkritisch sein, Herr Laschet. Schauen Sie mal, die Leute haben Sie nicht gewählt, obwohl Sie eine geistig unterbelichtete Heißdüse mit manifester Lernschwäche und religiösen Wahnvorstellungen sind, die Leute haben Sie gewählt, weil Sie genau das sind. Weil das exakt der Stellenbeschreibung entspricht, die Sie bisher auch immer so großartig ausgefüllt haben. Was würden unsere Lobbyisten denn ohne Sie anfangen?

Jetzt lassen Sie mal dieses passiv-aggressive Getue, Herr Laschet, das hilft uns hier nicht weiter. Diese Woche machen wir ein paar Termine in der Parteizentrale, wo wir die Wirtschaftspolitik der unionsgeführten Bundesregierung vorstellen, ein Pressegespräch über Steuersenkungen für Reiche und elektrische Wasserstoffautos, und dann haben wir mit der PR-Abteilung noch eine Homestory, da gucken Sie sich eine schöne Eigentumswohnung in Mitte an, die Sie als Kanzler der Innovationen… – Aachen? Sie können doch nicht in Aachen wohnen bleiben, wenn Sie die Regierung in Berlin mit all den wichtigen Terminen und internationalen… –

Hallo? Frau Bundeskanzlerin? Ja, Sturz von der Dachterrasse. Fünfter Stock. Morgen Nachmittag gegen halb vier. Möchten Sie sich mit Herrn Söder in Verbindung setzen, oder wollen Sie das für die nächsten Jahre noch geordnet zu Ende bringen?“