Erfassungsschmutz

17 12 2009

„Und was soll das bringen?“ „Wir müssen damit so früh wie möglich anfangen. Schließlich kann man die Terrorwarnungen nicht ignorieren oder einfach so zusehen, wie sie unser Land möglicherweise bedrohen wollen. Wir haben da fürchterliche Vorahnungen, dass wir eventuell an Dinge denken könnten, die dann unter Umständen…“ „Aber entschuldigen Sie, das ist doch alles Unsinn – was soll denn das jetzt bringen?“ „Deutschland ist in höchster Gefahr, haben Sie das denn noch nicht gemerkt? Wir stehen vor einer ganz wichtigen Entscheidung! Da müssen wir jetzt alle an einem Strang ziehen und die Elemente, die die deutsche Demokratie…“ „Was faseln Sie da eigentlich? Hat man Ihnen etwas in den Tee gekippt?“ „Jetzt werden Sie mal nicht komisch hier – sind Sie am Ende auch so einer, der terroristische Ziele verfolgt oder zumindest nicht ausschließt, dass es Subjekte gibt, die es getan haben oder noch tun könnten?“

„Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt. Dieses ganze Gequassel um die Vorratsdatenspeicherung ist doch nur ein läppischer Vorwand dafür, dass Sie ein Spielzeug in die Hand bekommen, mit dem Sie nach Belieben die Bürger ausschnüffeln können.“ „Ich verbitte mir die Unterstellungen! Deutschland ist in höchster Gefahr – vielleicht passiert morgen schon ein Sprengstoffanschlag auf den Kölner Dom und wir können die muslimischen Terroristen nicht rechtzeitig genug orten.“ „Moment mal – warum sind die Terroristen in Ihrer Theorie ausgerechnet Muslime?“ „Weil doch alle Muslime… nein, umgekehrt.“ „Und wenn Sie sie orten müssen, wozu brauchen Sie dann die Daten der vergangenen sechs Monate?“ „Sie werden mich nicht hinters Licht führen mit Ihrer Propaganda! Sie nicht!“

„Fakt ist ja nun mal, dass die Verbindungsdaten nur helfen, wenn Ihr ominöser Anschlag bereits passiert ist. Wozu übrigens Ihre Handy-Ortung gar nicht zählt.“ „Die Grundrechte haben bei der Gesetzgebung von vornherein eine zentrale Rolle gespielt! Und wir sehen es als unser Grundrecht an, unser Vaterland zu schützen!“ „Wir auch – aber vor Ihnen.“ „Ach was! Sie wollen sich doch bloß dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entziehen! Sind Sie am Ende auch so einer, der mit Kinderpornografie auf nordkoreanischen Servern seine schmutzigen Milliardengewinne macht?“ „Was haben denn Einzelverbindungsnachweise mit Ihren Sperrlisten zu tun? Sollten Sie hier etwa eine Verbindung sehen, die Sie bisher immer hartnäckig geleugnet haben?“ „Es sind doch immer dieselben, die hier auffallen. Lesen Sie doch mal die Kriminalstatistik, dann werden Sie das schon sehen. Oder wollen Sie das etwa leugnen?“ „Also sind wir jetzt auf dem Niveau von ‚Wer lügt, stiehlt auch‘? Das erklären Sie dem Bundesverfassungsgericht bitte selbst.“ „Werden Sie nicht frech!“ „Und deshalb sagt das Bundeskriminalamt, dass die Aufklärung maximal um 0,006 Prozentpunkte steigt?“ „Wir brauchen in diesem Land viel mehr Anstand und Gehorsam! Konsequente Erziehung zur Staatstreue – wer Nachbarn nicht grüßt, baut auch Terrorausbildungslager!“ „Es haben einige zehntausend Menschen gegen Ihr Gesetz geklagt.“ „Vaterlandsverräter! Die sollen doch nach drüben…“ „Tut mir Leid, aber das gibt es nicht mehr.“ „Wieder so eine rhetorische Spitzfindigkeit, diese Haarspalterei werden wir Ihnen austreiben, wenn wir…“ „Das Bundesverfassungsgericht hatte Zweifel an der Vorratsdatenspeicherung.“ „Sind Sie am Ende auch so einer, der aus dem Internet einen rechtsfreien Raum machen will, in dem es alle nur denkbaren Scheußlichkeiten gibt? Videos von bestialischer Folter? Atombombenbauanleitungen? Wenn beim nächsten Amoklauf an einer deutschen Bildungseinrichtung die Täter, durch Killerspiele, laute Musik und Turnschuhe verroht, nukleare Sprengsätze aus dem Internet werfen und Tausende von unschuldigen Kindern sterben?“

„Erlauben Sie mal, es wird langsam lächerlich. Mit diesem Aufwand speichern Sie jeden Hauch in Deutschland und wundern sich, wenn…“ „Das ist Verfassungsschutz!“ „Das ist Erfassungsschmutz.“ „Sie hinterlassen doch die ganze Zeit die Daten – dann dürfen Sie eben nicht mehr telefonieren und nicht mehr…“ „Atmen?“ „Blödsinn! Wir würden beispielsweise Ihre Daten nie länger als sechs Monate speichern. Da halten wir uns ganz genau an das Gesetz.“ „Und wenn Sie nach sieben Monaten bemerken, dass Sie mit einem Gesprächsnachweis eine Straftat aufklären könnten?“ „Dann würden wir in diesem einen Fall, aber auch nur für diese eine Ausnahme einmal die Daten zur Aufklärung heranziehen.“ „Und wie soll das gehen?“ „Wie soll was gehen?“ „Dass Sie die Daten, die nach sechs Monaten gelöscht werden, nach sieben Monaten verwenden?“ „Sie verdrehen die Fakten! Aber das sind wir von Ihresgleichen ja gewohnt.“

„Warum verbieten Sie nicht Bleistifte?“ „Warum sollten wir Bleistifte verbieten?“ „Damit Ihre Terrorverdächtigen nicht mehr auf Zettelchen ausweichen können und weiterhin über das Festnetz miteinander kommunizieren müssen. Dann haben Sie für sechs Monate alles unter Kontrolle und müssen sich auch nicht containerweise durch Papierschnitzel wühlen.“ „Sie sind doch krank!“ „Und auf dem Niveau soll ich mit Ihnen diskutieren?“ „Sie sind am Ende auch so einer, der mit dem Tausch urheberrechtlich geschützter Inhalte ein stalinistisches Unrechtsregime etablieren will!“ „So, und jetzt ist hier mal Schluss! Danke für den Besuch, er bekommt jetzt seine 120 Milligramm, danach kommt gleich das Abendessen, und dann ist Bettruhe.“





Märchenstunde

22 09 2009

„Wenn Ihr alle brav seid, dann lese ich Euch das versprochene Märchen vor. Aber dass mir keiner mehr so ungezogen wird wie beim letzten Mal, hört Ihr? Da setzt Euch her, dann fange ich an. – Es war einmal vor einem großen Wald, da wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. Die hatten gar nichts mehr zu essen, und als eines Tages… nein, Guido, Du kannst denen nicht die Regelsätze kürzen, damit sie wieder Arbeit bekommen, das geht nicht im Märchen. Nein! Und ich will auch nie wieder ‚Sozialschmarotzer‘ von Dir hören, hast Du mich verstanden? Sonst höre ich sofort auf, Euch vorzulesen! Basta!

Also die beiden waren so arm, dass sie nichts mehr zu essen hatten, denn es gab kein Holz mehr im Wald. Da beschlossen sie… Angie, wie soll das denn funktionieren? Abwrackprämie für Bäume? Hör mal, bis so ein Baum wieder nachgewachsen ist, das… hör mal, Angie, Du lässt mich jetzt bitte das Märchen weiterlesen. Wenn Du groß bist, kannst Du Dir selbst welche ausdenken, ja? Gut. Sie waren also so arm, dass sie die Kinder im Wald… Uschi, es gab damals keine Jugendämter. Nein. Auch keinen Kinderschutzbund. Ja, ich weiß, aber… hör mal, ich will doch nur… Guido, jetzt hör endlich auf, Uschi an den Zöpfen zu ziehen! Guido! Was ist das für ein Unsinn! Den Eltern das Arbeitslosengeld streichen als Erwerbsanreiz, damit sie den Brotkonsum fördern… Guido! Jetzt lass das nach, sonst setze ich Dich gleich hinaus!

Da wollten sie die Kinder im Wald aussetzen. Und als der neue Tag anbrach, da… Uschi, ich sag’s Dir doch, es gibt keine Jugendämter im Märchen. Die beiden Leute hatten eben kein Geld für… nein, davon gibt’s keine Bilder im Internet, Du brauchst nicht wieder mit den Stoppschildern anzufangen. Das hier ist ein Märchen, da geht’s vernünftig zu. Nix mit Stoppschildern. Ja. Also, sie brachten die Kinder in den Wald und… Angie, jetzt hör doch mal mit dem Kombilohn auf. Selbstständig machen als freiberufliche Holzhacker? Guido, es gibt kein Holz im Wald, also nützt denen auch kein… Nein, Guido, und wenn Du ihnen das Haus wegpfändest, wächst da immer noch nichts! Herrschaftszeiten! Also die Kinder in den Wald gebracht, und die beiden haben… nein, Angie, kein Mindestlohn und auch keine Teilverstaatlichung der Bäume, das ist doch alles Blödsinn!

Und wie die Kinder da so gehen, da werfen sie alle paar Schritte einen Kieselstein hinter sich, dass sie den Weg im Wald… ja, Claudia? Die untere Landschaftsschutzbehörde? Nein, ich glaube nicht, dass das Ausbringen von Feinkies in Mischwäldern nach § 324a StGB strafbar ist. Meinetwegen kann man das ja ins neue Umweltgesetzbuch schreiben, da hast Du ja Recht, aber… Claudia, hör mal, dies hier ist ein Märchen und… ja, kann ja alles gut möglich sein, dass das Umweltgesetzbuch auch… jetzt hör mal zu, ich erzähle das mal zu Ende, und dann kannst Du gerne… also da haben sie dann die Kieselsteine auf den Boden gestreut, und dann wurde es Nacht und sie… natürlich war das nach Einbruch der Dunkelheit, Uschi, das ist nun mal nachts meistens der Fall. Wohin? Erziehungsheim? Weil sie sich nach Einbruch der Dunkelheit noch… also Uschi, jetzt wird’s aber langsam albern, das ist doch … also langsam habe ich keine Lust mehr!

Da kamen die beiden Kinder an ein Haus, das war ganz aus Brot gebaut und mit Kuchen gedeckt, da haben sie… Angie, natürlich ist das gegen die Bundesbauvorschriften, aber ich kann mich nicht erinnern, dass hier die Bauaufsicht… nein, Uschi, das kann man kaum als ‚Kinderfalle‘ bezeichnen, deshalb ist Dein Stoppschild hier auch völlig… ja, meinetwegen, aber wenn Du es nicht abreißen willst, dann ist doch auch Dein Stoppschild hier… hört mir hier überhaupt noch jemand zu? Die Kinder knabberten also an dem Haus, und da… Claudia, jetzt lass doch mal gut sein. Ja, Claudia, natürlich muss man immer darauf achten, ob im Brot auch Konservierungsstoffe sind, aber deshalb… ja… gut, waren also keine drin… sie knabbern an dem Haus, und da kommt plötzlich die Hexe… Wolfgang, das ist keine Terroristin. Nein. Auch wenn sie nachts mit einem Besen über den Wald fliegt, dann darf man sie nicht einfach so… nein, Wolfgang, das ist auch keine terroristische Vereinigung. Hänsel und Gretel werden nicht von der Hexe angeworben, deshalb darfst Du auch nicht… Telefonleitungen anzapfen? Wolfgang, in dem Land gibt’s kein Telefon… jaja, Du weißt alles besser, war klar. Ja, beschwer Dich ruhig über mich. Machst Du doch sowieso jeden Tag.

Die Hexe hat nun den Hänsel eingesperrt, um… Wolfgang, was willst Du denn nun schon wieder? Guantanamo? Gretel muss auch eingesperrt werden, weil sie vorher Kontakt zu ihrem Bruder hatte? Bei Dir piept’s wohl! Lernt Ihr so einen Stuss in der Schule? Meine Herren, jetzt langt es aber langsam!

Dann hat die Hexe also den Hänsel in den Käfig eingesperrt und ihm lauter gute Sachen… Guido, was denn jetzt wieder? die Verpflegungskosten auf die Hartz-IV-Bezüge der Eltern anrechnen? Hörst Du jetzt wohl auf, Uschi an den Zöpfen zu ziehen! Nein, das ist keine Verwahrlosung, Du kannst der Hexe nicht das Sorgerecht entziehen, weil sie die Kinder falsch ernährt… Uschi, Du sollst den Guido nicht treten! Jetzt hab ich aber langsam die Faxen dicke hier! Dass Ihr Euch auch nicht ein einziges Mal ordentlich benehmen könnt!

Zur Strafe lese ich Euch jetzt etwas ganz anderes vor. Wolfgang, unterbrich mich nicht immer! – Artikel 1. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen…“





Zwergenaufstand

13 08 2009

Der kleine Dieter konnte einfach nicht brav sein. Schon wieder wollte er die Schublade durchwühlen, in der seine große Schwester Ulla ihre Tagebücher aufbewahrt. „Gaga, Gogo, Tralafitti“, plärrte er und steckte der Mutter die Zunge heraus. Katharina Saalfrank zog eine Augenbraue in die Höhe. „Das Aggressionspotenzial finde ich schon auch ziemlich bedenklich. Da müssen wir mal etwas ändern.“

Der Lärmpegel in der Altbauwohnung war beträchtlich. Hier schmierte die kleine Ursula Popel auf die Küchenbank, dort schmiss der renitente Wolfgang alles in den Mülleimer. „Ich weiß auch nicht, von wem er das hat“, jammerte die Mutter, „von mir jedenfalls nicht! Er erkennt einen ja kaum noch und Respekt hat er vor mir schon gleich gar nicht mehr.“ „Ich kenne und respektiere sie“, zischelte der kleine Wolfgang, „aber wir müssen auch sehen, dass dieser Schutz in der Alltagswirklichkeit praktikabel bleibt. Verbrecher und Terroristen sind klug genug, so etwas auszunutzen. Die tarnen ihre Informationen dann zum Beispiel als Tagebucheintrag.“ Und er stopfte Ullas Tagebuch zurück in den Müll, wo schon das Grundgesetz lag. Die Super-Nanny war ratlos.

Manchmal war die kleine Ursula direkt ein Lichtblick für ihre stressgeplagte Mutter. „Sie ist so ordentlich und fleißig“, lobte sie ihr Teekind, „aber sie hat einfach einen Tick: sie macht immer alles schmutzig, damit sie Lob bekommt, wenn sie es wieder wegputzt.“ Ihr Blick fiel auf die bepopelten Polster. „Da, schon wieder! So ein Schweinkram! Verstehen Sie jetzt, was ich meine?“ Die Pädagogin nickte verständnisvoll. „Das ist jetzt natürlich sehr schwierig. Wenn sie immer wieder gelobt wird, hat sie auch immer wieder eine Motivation, alles zu verdrecken. Da müssen wir wohl ansetzen.“ Und sie nahm der kleinen Ursula, die mit einem Topf voll Blumenerde und einem Handfeger in die Küche getreten war, beides wieder weg. „Ursula“, sprach Saalfrank auf das Mädchen mit den blonden Zöpfen ein, „das verstehe ich ja, aber…“ „Das sagen Sie aus der Perspektive derjenigen, die eine gewisse technische Kompetenz haben“, gab das Engelchen spitzig zurück und griff schon wieder nach dem Besen. „Schau mal, wenn Du nicht immer alles so furchtbar dreckig machst, dann musst Du auch nicht putzen und hast viel mehr Zeit für die anderen schönen Sachen. Möchtest Du nicht mal etwas ganz Neues lernen? Zum Beispiel Blockflöte?“ Doch die Pubertierende langte noch immer nach Schrubber und Topf. „Dass das der Einstieg zu mehr ist, empfinde ich persönlich auch als eine Behauptung, weil ich immer noch weiß, wie im Rechtsstaat Gesetze gemacht werden müssen.“

Unterdessen hatte der unartige Dieter schon wieder den Nachbarn die Post geklaut. Er blätterte die Kontoauszüge durch. Die Mutter wollte es verbieten, doch der kleine Wolfgang ließ sie gar nicht erst ins Wohnzimmer hinein. „Wenn es darum geht, gezielte Informationen zur Terrorabwehr zu gewinnen, sollten die Geheimdienste direkt auf Buchungsdaten zugreifen können“, krähte Dieter und riss einen Umschlag nach dem anderen auf. Die Blagenbändigerin stemmte die Tür auf und setzte den kleinen Dickkopf einfach beiseite. „Das geht so aber nicht, Dieterle“, ermahnte sie den Rechthaber, „das kann doch nicht die Lösung sein!“ Schon wieder hatte sich Wolfgang in alles eingemischt und gab wie immer ungefragt seine altklugen Sprüche dazu: „Diejenigen, die sagen, das ist nicht die richtige Lösung, müssen bereit sein, darüber nachzudenken, was die bessere Lösung ist, denn allein mit der Kritik ist kein Problem gelöst.“ Saalfrank tupfte sich den Schweiß ab. Noch immer lamentierte die Mutter, denn jetzt hatte Ursula ihre kleinen Geschwister in der Waschküche eingesperrt, wo sie sie mit bigotten Bibelsprüchen traktierte. „So selbstverständlich, wie wir den Kindern die Muttersprache mitgeben, müssen wir ihnen Religion mitgeben.“ „Und dabei will sie doch mal Lehrerin werden“, ächzte die Mutter, „wenn das bloß gut geht!“

Inzwischen hatten sich Dieter und Wolfgang in die Haare gekriegt. Der eine stopfte den halben Hausrat in den Kehricht, der andere zerrte die Brocken wieder aus dem Ascheimer heraus. Sie balgten sich um die Kontoauszüge des Nachbarn. Der Erziehungshelferin standen die Haare zu Berge. Sie war vollkommen machtlos. Dieter fuchtelte mit einem Hockeyschläger vor ihrer Nase herum. „Sie werden hinnehmen müssen“, kreischte er, „dass der Gesetzgeber in Sachen Vorratsdatenspeicherung anderer Meinung ist als Sie! Vorratsdatenspeicherung hat mit Terrorismusbekämpfung relativ wenig zu tun! Ich wäre für die Vorratsdatenspeicherung auch dann, wenn es überhaupt keinen Terrorismus gäbe!“ Welche Korrekturmaßnahme sollte hier noch greifen? Die Knirpse tanzten der Mutter auf der Nase herum. Längst hatten sie das Regiment übernommen und probten den Zwergenaufstand. Die Erziehungsberechtigte hatte sich schon auf eine Tasse Kaffee und einen ordentlichen Schnaps zum Nachbarn geflüchtet; der nette Herr Voigt, bei dem zuweilen die Polizei zu Besuch kam, störte sich nicht am Lärm der verzogenen Rasselbande. Nur die kleine Ursula hatte nichts Besseres zu tun, als sich im Rücken der Krippenschwester aufzubauen und scheinheilig zu tun. „Jetzt droht diese großartige Familie ein rechtsfreier Chaosraum zu werden, in dem man hemmungslos mobben, beleidigen und betrügen kann!“

Da riss der Super-Nanny der Geduldsfaden. An den Ohren zog sie die kreischende Ursula auf ihr Zimmer und sperrte die Tür hinter ihr zu. Dieterle drohte mit dem Briefdolch. Sie wand ihm das Messer aus den Fingern. Wolfgang, der ihr dabei gegen die Schienbeine trat, bekam von ihr eine Ohrfeige, dass er durch die halbe Küche flog. Schwer atmend ging sie zur Tür, wo die Mutter erstaunt den Kopf hineinsteckte. „Noch ein guter Tipp für Sie“, keuchte Katharina Saalfrank, „bringen Sie die ganze Brut in die Klapsmühle. Und setzen Sie gefälligst nie wieder solche Blagen in die Welt!“