Kasernenhofton

22 05 2024

„Scholz hat noch nichts gesagt? das ist jetzt nicht wirklich überraschend, Scholz sagt doch nie etwas. Und solange er nichts sagt, kann man da nichts machen, weil: er ist ja der Bundeskanzler. Noch.

Also wir machen uns hier mal keinen Kopf, das hat auch der, wer ist noch gleich Vorsitzender? Ich kann mir das nicht merken, aber ich bin auch schon so lange in der SPD, dass ich mir das nicht mehr merken muss, weil: es ist ja sowieso egal. Scholz ist das auch egal, wer unter ihm SPD-Vorsitzender ist, das steht wenigstens fest, und deshalb ist es auch letztlich gar nicht so wichtig, ob der Scholz für den geeigneten Kanzlerkandidaten hält. Und wie gesagt, solange wir nichts von Scholz hören, ist er bei der nächsten Wahl Kanzlerkandidat.

Das kann sich vielleicht die CDU leisten, dass die sich da ständig von Söder vorführen lässt, oder eventuell von ihren Ministerpräsidenten, die Merz erst in den Rücken fallen und dann in den Arsch kriechen. Das sieht ja nicht mal von Weitem aus wie innerparteiliche Demokratie, und bei Söder ist das noch nicht mal innerparteilich. Die müssen bei jeder Gelegenheit zur Geschlossenheit aufgerufen werden, weil: außer Leitkultur und Atomkraft fällt denen nichts mehr ein. Also nichts, was nicht vor dreißig Jahren schon unangenehm roch. Deshalb müssen wir das jetzt nicht nachmachen, wir sind einfach geschlossen und stehen hinter Scholz.

Das sind auch nur ein paar Leute von der Basis, die das mit Pistorius aufgebracht haben, da sieht man schon, dass die für die Partei gar nicht relevant sind. Die wichtigen Entscheidungen treffen wir in der Partei nämlich immer noch gemeinsam, und zwar so, wie es der Bundeskanzler für richtig hält. Wir würde das denn auch aussehen, wenn wir als SPD uns Vorsitzende leisten würden und einen Generalsekretär und noch andere Stellvertreter, die alle nicht dasselbe denken würden wie Scholz. Am Ende wollen die noch bestimmen, wer Kanzler wird – da können wir ja gleich einen Mitgliederentscheid veranstalten!

Scholz ist doch ein guter Politiker, auch wenn das in letzter Zeit nicht so rüberkommt. Also seit der Bundestagswahl. Aber man muss doch den Fakten ins Gesicht sehen, dass er wirklich das Zeug zum Kanzler hat, weil: er hätte ja sonst die Wahl nicht gewonnen. Er hat auch keine leichte Aufgabe, schließlich ist das die erste Koalition, die aus drei Parteien besteht – nicht mal die CSU hat sich so weit entfernt, dass sie das einem Bundeskanzler zugemutet hätte. Nichts gegen Pistorius, der Mann ist gut, auch wenn er nicht von Anfang an in der Bundesregierung war, aber können sich den die Wähler als Kanzler vorstellen? Innenminister, dann Verteidigungsminister, das ist doch keine klassische Karriere für einen Bundeskanzler. Schon gar nicht bei uns in der SPD.

Pistorius hat auch gute Ideen, das muss ich ja zugeben, Bezahlkarte, Bürgergeld kürzen, weil: man kann Minderheiten wie den letzten Dreck behandeln und muss nicht unbedingt CDU wählen. Das klingt jetzt erst mal populistisch, und darin liegt auch die Gefahr, dass wir das umsetzen, was eigentlich die CDU will, wie die CDU ja unbedingt das umsetzen will, was die AfD fordert, damit dann doch die AfD gewählt wird. Bei Pistorius wirkt das ein bisschen ruppig, und wir wollen doch nicht in den Wahlkampf ziehen mit Bumm-Bumm-Boris, oder wie hatten Sie sich das vorgestellt?

Ich meine, stellen Sie sich den mal vor, wenn er Merz im Kasernenhofton zusammenscheißt. Klar, der war nicht mal Minister, der hat nichts geleistet, der umgibt sich mit Idioten, damit er selbst nicht so auffällt, aber stellen Sie sich mal vor, der würde ihn als Klempner beschimpfen. Dann könnte er ein paar tausend einhändige Liegestütze machen und dabei seine Vorderzähne vom Boden löffeln. Angeblich ist ja der Vorsprung von 15 Prozent schnell wieder weg, wenn er antritt, aber das reicht doch auch nur für eine Große Koalition, oder?

Und innerparteilich, soll er dann beispielsweise die Grünen zusammenfalten, weil: die haben das Heizungsgesetz viel zu früh von der FDP an die Öffentlichkeit gelangen lassen? Und dann müsste er ja hinterher trotzdem Richtlinienkompetenz zeigen und die FDP maßregeln, wenn Lindner schon wieder keinen Haushalt auf die Kette kriegt? Das ist mit Beliebtheit nicht getan, sonst wäre Scholz auch nie Bundeskanzler geworden, das geht eben nur mit Kompetenz. Was will denn Pistorius den Leuten noch alles verkaufen? die Wehrpflicht?

Letztlich spaltet das doch auch unsere Partei, wenn die Union jetzt schon drangeht und ihn als den besseren Kanzlerkandidaten hinstellt, weil: das schwächt natürlich Scholz, und außerdem sieht es so aus, dass man dann auch gleich die CDU wählen kann, wenn man sowieso kriegt, was die wollen. Damit dürfen die auf keinen Fall durchkommen! Wir brauchen jetzt Führung, die haben wir bestellt, dann haben wir zwar Scholz gekriegt, aber keiner garantiert uns, dass das mit Pistorius besser wird. Der hat doch neulich gesagt, er muss das alles nicht machen – am Ende ist das genau so ein Waschweib wie Merz, und was machen wir dann?

Vergessen Sie das mal ganz schnell wieder. Der Mann ist vielleicht beim Wähler beliebt, aber das heißt noch gar nichts. Wenn wir jetzt auch noch auf Friedenspartei machen, dann können wir nicht den Haushalt für die Bundeswehr plündern, und wenn wir es nicht machen, sind wir nicht wehrtüchtig. Also tun Sie mir einen Gefallen und rufen Sie noch mal im Bundeskanzleramt an und fragen Sie nach Scholz. Vielleicht wissen die ja, wer da gerade für Deutschland zuständig ist. Falls überhaupt.“


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24 05 2024
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