Drückebürger

13 05 2024

„Also im Prinzip können Sie es sich aussuchen: entweder keine Arbeit, dann gibt’s kein Bürgergeld, oder Sie kriegen gar nicht erst Bürgergeld, weil das auf Ihren Sold als Bundeswehrsoldat angerechnet wird. Also eine Win-Win-Situation. Für den Staat.

Dass das verfassungsrechtlich gar nicht geht, ist klar, aber die Wehrpflicht geht verfassungsrechtlich halt auch nicht. Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe, Menschen in einer sozialen Notlage klar machen, dass wir sie verachten, und gleichzeitig unbedingt etwas durchdrücken, das entweder nicht möglich ist oder dem Grundgesetz widerspricht. Da herrscht auch Einigkeit, dass wir das unbedingt bis zur den vorgezogenen Neuwahlen, die ganz sicher nicht vorgezogen werden, als unabdingbar für eine CDU-Regierung ins Wahlprogramm schreiben. Das geht nicht anders.

Das würde dann so aussehen, dass Sie gleich beim Antrag auf Bürgergeld, weil Sie lieber eine Million Euro fürs Nichtstun abzocken wollen, oder zumindest zehntausend, im Jahr nämlich, vielleicht auch nicht so viel, aber das weiß Herr Linnemann besser, der ist promovierter Nichtjurist, also wenn Sie den Antrag stellen, werden Sie automatisch ans Kreiswehrersatzamt gemeldet – das verstößt zwar gegen den Datenschutz, aber da es überhaupt keine Kreiswehrersatzämter mehr gibt, verstößt das eben nicht dagegen. Das weiß zum Beispiel Herr Spahn, der ist Experte für alles und weiß das auch alles besser, weshalb er ja der Experte ist. Alles perfekt durchdacht, das müssen Sie zugeben.

Und dann werden Sie in eine gesellschaftlich akzeptable Position gebracht, nämlich in die Armee. Eben noch ein parasitäres Element, das die hart arbeitenden Wirtschaftsführer um ihre Vermögen und den Staat um die finanziellen Rücklagen bringt, und von jetzt auf gleich ein nützliches Mitglied der Bundeswehr, das den Wohlstand dieser Führer mit seinem Leben verteidigen darf. Das Bürgergeld wird zwar pro forma noch bewilligt, aber voll auf den Sold angerechnet, wenn Sie das Arbeitsangebot als Rekrut annehmen. Tauglichkeit? Ich bitte Sie, wir müssen alle mal sterben. Mit diesem Quatsch wie Musterung wollen wir gar nicht erst wieder anfangen. Außerdem haben wir ja auch keine Kreiswehrersatzämter mehr, das wäre sowieso viel zu viel Bürokratie.

Und wir stopfen gleichzeitig eine Lücke, die die linksgrüne Bundesregierung gelassen hat: es gibt wieder Wohnungen. Wir können doch nicht jeden Arbeitsscheuen, der seine Miete vom Staat kassiert, in seiner Luxusimmobilie lassen. Der zieht aus, und zwar an Tag 1, egal, ob er eine neue Bleibe findet oder nicht. Ja, wir haben die Folgen durchdacht, das haben unsere Experten ganz genau unter die Lupe genommen. Das wird ein starkes Motiv sein für alle, die nicht unter der Brücke hausen wollen, dass sich für die Bundeswehr zu entscheiden. Da gibt es dann ein Zimmer in der Kaserne, die sind auch nicht so sehr viel schlechter als das, was Arbeiter bewohnen – damit kennen sich die Experten nicht aus, in dem Milieu verkehrt man doch nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt – und dann haben Sie genug damit zu tun, Ihren Arbeitsplatz nicht durch Minderleistung wieder zu verlieren. Dann haben Sie nämlich gar nichts mehr, und dass man mit so einer Erwerbsbiografie massive Vermittlungshemmnisse auf dem Arbeitsmarkt hat, ist Ihnen doch wohl klar.

Was wir noch nicht in den Griff gekriegt haben, ist die Zielgruppe. Natürlich müssten wir schon aus verfassungsrechtlicher Sicht Frauen wie Menschen, ich meine: wie Männer behandeln, aber dann würde auf lange Sicht dem anständigen deutschen Mann, der eine Erwerbstätigkeit in Vollzeit ausübt, weil es ja schließlich so vorgesehen war in der freiheitlich marktwirtschaftlichen Gesellschaftsordnung, dem würde dann die Putzkraft fehlen, die sich auch um die Kinder kümmert und nicht ständig linkswoken Stress wegen struktureller Vergewaltigung in der Ehe macht. Insofern müssen wir da möglicherweise etwas anders herangehen. Man braucht ja auch dies Sozialgedöns für die Leute, Kinderaufbewahrung und so. Das haben wir von von der Leyen gelernt, Pflege und Kita, also jeweils einer anderen Alterskohorte den Arsch abwischen, das kann jeder Idiot. Warum es Länder gibt, in denen man dafür studieren muss, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Die Leute da sollen mal lieber ordentlich arbeiten. Drückebürger haben wir hier schon genug.

Aber dafür bekommen Sie hier auch das volle Programm: vom ersten Tag an unsere praktische Bezahlkarte für Bürgergeldempfänger – Sie haben ja den Antrag gestellt, also sehen wir es als Gefahr, Ihnen einfach Bargeld in die Hand zu drücken – die Sie in unserem Standortsupermarkt nutzen können, ohne das Kasernengelände verlassen zu müssen, der Sold wird oberhalb von hundert Euro zu 90% auf Ihr Bürgergeld angerechnet, das zu 80% auf den Sold angerechnet wird. Für so einen integrierten Ansatz der Haushaltskonsolidierung braucht man eben die besten Experten, die man für Geld kriegt.

Nein, das mit der Fahrkarte können Sie knicken. Die kriegen richtige Soldaten, wenn Sie Bürgergeld abkassieren, müssen Sie nicht auch noch kostenlos mit dem Zug durch die Gegend fahren. Schließlich müssen Sie erreichbar sein, wenn das Jobcenter Sie sprechen will, damit Sie eine Sanktion kassieren, wenn Sie gerade nicht ans Telefon kommen. Da ist für Zugfahrten keine Zeit, und wenn Sie mal an bewaffneten Konflikten teilnehmen sollten, hat die Bundeswehr ihre Transportmittel. Nehme ich an. Aber wie gesagt, es ist Ihre freie Entscheidung. Wir leben hier ja immer noch in einem demokratischen Rechtsstaat, oder wollen Sie mir widersprechen?“