Verbraucherschutz

21 10 2021

„Kann man das nicht einfach verbieten?“ „Was denn?“ „Den Dieselpreis.“ „Wieso das denn?“ „Der ist zu hoch.“ „Für wen?“ „Für mich.“ „Ach so.“ „Das müsste man doch verbieten!“ „Sind Sie von den Grünen?“ „Nein.“ „Dachte ich mir.“

„Wir müssen doch irgendwas tun können gegen diesen Wahnsinn!“ „Benzin ist sogar noch teurer als Diesel.“ „Was?“ „Ich sagte, Benzin ist…“ „Ich habe Sie verstanden, aber warum sagen Sie mir das?“ „Weil das Ihre übliche Argumentation ist.“ „Was?“ „Wenn Ihnen jemand sagt, das Arbeitslosengeld sei zu gering, dann rechnen Sie ihm doch auch immer vor, dass man damit in Afrika ein Krösus ist.“ „Das hat doch nichts mit den Benzinpreisen zu tun!“ „Sie müssen das nur relativ sehen, dann ist der Preis für Diesel gar nicht mehr so schlimm.“ „Jetzt lassen Sie doch mal Ihre blöden Witze, das kann sich doch niemand mehr leisten!“ „Wie den Klimaschutz.“ „Was?“ „Wenn Sie so viel Geld für Diesel ausgeben müssen, können Sie sich bestimmt den Klimaschutz nicht mehr leisten.“ „Ich weiß nicht, ob das lustig sein soll, aber ich finde es nicht lustig!“ „Das ist ja schön.“ „Ich finde das empörend!“

„Warum fahren Sie denn dann überhaupt Diesel, wenn es so teuer ist?“ „Eigentlich ist es ja gar nicht so teuer.“ „Und deshalb beschweren Sie sich, dass Sie es sich nicht leisten können?“ „Normalerweise kann man sich Diesel leisten, aber jetzt eben nicht.“ „Und woran liegt das?“ „Die CDU hätte die Wahl gewinnen müssen, die hätten das geändert!“ „Sie meinen, die hätten besseres Wetter beantragt?“ „Was?“ „So falsch ist das nicht, wenn die CDU weiter am Ruder bliebe, wäre es zumindest dauernd warm draußen.“ „Ich merke das, wenn Sie sich über mich lustig machen!“ „Das trifft sich gut, dann wissen Sie ja auch bestimmt, dass der Dieselpreis mit dem Herbstwetter korreliert.“ „Was?“ „Wenn es draußen kälter wird, kaufen die Leute Heizöl.“ „Das ist doch keine Überraschung, oder sollen sie das im Hochsommer kaufen?“ „Dann hätten wir schon im Sommer hohe Dieselpreise gehabt.“ „Dann hätten vielleicht mehr Leute zur Vorsicht CDU gewählt.“

„Aber wo Sie gerade von Verboten reden: wer hat eigentlich das Drei-Liter-Auto aus dem Verkehr gezogen?“ „Keine Ahnung, wovon Sie sprechen.“ „Es gab doch mal Wagen, die mit drei Litern auf hundert Kilometer auskamen.“ „Das ist aber lange her, die finden Sie heute nur noch auf dem Schrott.“ „Deshalb mussten die Autohersteller neue bauen, die zehn Liter schlucken, als sie gemerkt hatten, dass die alten irgendwann durchrosten.“ „Sie können doch mich jetzt nicht für die Autofirmen verantwortlich machen!“ „Sind Sie ein mündiger Verbraucher?“ „Natürlich!“ „Deshalb kaufen Sie einen Wagen, der mehr Diesel verbraucht, als Sie sich leisten können.“ „Dann muss der Staat hier eben einschreiten!“ „Und wie genau stellen Sie sich das vor?“ „Verbraucherschutz!“ „Der Staat soll also den Verbraucher vor Fehlinvestitionen schützen?“ „Wenn das nicht der Staat macht, wer denn dann?“ „Haben denn die Bürger keine Freiheit mehr, sich selbst gegen teure Dieselautos zu entscheiden?“

„Überhaupt haben Sie noch nicht die Folgen für die Wirtschaft berücksichtigt.“ „Ja, dann werden die Transporte auf der Straße natürlich auch teurer.“ „Man kann doch nicht die Löhne kürzen, nur weil der Kraftstoff teurer wird!“ „Ach was, das würde der Wirtschaft doch nie einfallen.“ „Eben, aber wir Verbraucher müssen dann zum Beispiel mehr für Lebensmittel bezahlen!“ „Wenn man die nicht auf der Schiene transportiert, dann werden die teurer.“ „Es gibt doch gar nicht so viele Güterwagen, um ausreichend Lebensmittel zu transportieren.“ „Was Sie nicht sagen!“ „Dann müssen wir die eben weiter auf der Straße befördern, oder fällt Ihnen etwa eine bessere Lösung ein?“ „Sie könnten auf Biospargel aus Südamerika verzichten.“ „Ich lasse mir von der Dieselindustrie nicht vorschreiben, was ich essen darf!“ „Stimmt, wegen der bürgerlichen Freiheit.“ „Genau, da muss der Staat endlich einschreiten!“ „Sie könnten beispielsweise auf regionale Produkte ausweichen.“ „Aber südamerikanischer Biospargel wächst eben nicht um die Ecke.“ „Da befinden Sie sich jetzt natürlich in einem schlimmen Dilemma.“ „Die südamerikanischen Spargelbiobauern wollen schließlich auch irgendwie leben.“ „Irgendwie, man ist ja kein Unmensch.“ „Und der ist letztlich sogar preiswerter, weil der eingeflogen wird und Kerosin gar nicht so teuer ist wie Diesel.“ „Dann könnten Sie ja rein theoretisch reich werden, wenn Sie nur noch südamerikanischen Biospargel essen.“ „Sie meinen, das geht?“ „Dann sind Sie eines Tages so reich, dass Sie sich sogar Diesel leisten können.“

„Ihre Witzchen sind ja ganz nett, aber haben Sie denn auch eine ernsthafte Erklärung für den Preis?“ „Diesel wird aus Erdöl hergestellt.“ „Das hat keiner bestritten, aber ich wollte eine Erklärung.“ „Es gibt nun mal nicht genug Erdöl in der EU, also müssen wir welches kaufen.“ „Kommen Sie zum Punkt!“ „Das meiste Erdöl kommt aus arabischen Ländern.“ „Und warum ist das so teuer?“ „Weil die OPEC-Staaten weniger Öl fördern.“ „Es gibt doch jede Menge Öl da unten!“ „Sie können ja gerne mit der Schaufel nach Saudi-Arabien latschen und in der Wüste nach Öl graben, immer vorausgesetzt, man lässt Sie.“ „Es gibt kein Öl, und deshalb ist das so teuer?“ „So ähnlich wie Gold, die Menge bestimmt den Preis.“ „Das ist doch kriminell!“ „Das nennt man Marktwirtschaft – geringes Angebot bei hoher Nachfrage lässt den Preis steigen.“ „Das ist eine Sauerei!“ „Der Markt regelt das, Sie dürfen sich in diesem Wirtschaftssystem vollkommen frei fühlen.“ „Kann man das nicht einfach verbieten!?“


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22 10 2021
Umleitung: NSU, braune Ökos, Ippens Geist, Demokratie und CDU, Dieselpreis,Trump und Mastodon, Kellerkinder in Hagen, Röhrtalbahn und wenn das Restaurant den Anwalt schickt. – zoom

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