Gernulf Olzheimer kommentiert (DCLXCVI): Der böse Ausländer

12 01 2024
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Geben wir es zu, wir stecken in der Scheiße. Der kaputte Arbeitsmarkt, der seine Demontage durch die Hartz-Heuschrecken nicht verkraftet und das Rentensystem mit in den Abgrund gezogen hat, die vom Schimmel zusammengehaltenen Schulen, ein Gesundheitswesen, das diesen Namen nur noch für Besserverdiener verdient, alles das muss einen Grund haben. Das Wetter allein scheidet aus, eine Bundeskanzlerin allein kann den Sott nicht vierzig Jahre lang verursacht haben, und da man nicht alles den Armen in die Schuhe schieben kann, muss es der Erzfeind gewesen sein, die größte Bedrohung, die Bestie in Menschengestalt: der böse Ausländer.

Jede Eskalation, ob nun aus den üblichen Lügen zusammengeschwiemelt oder jenseits der Grenze zum schweren Landfriedensbruch, ist willkommen, wenn damit der Zorn der ohnmächtig gemachten Bevölkerung auf die Schwächsten gelenkt werden kann. Zwischendurch hackt der Schlichtmichel, die feucht-völkische Hohlrübe, auf Erwerbslosen und Kranken herum, stets dessen eingedenk, dass auch er nur einen Verkehrsunfall von ebendiesem Status entfernt ist, und schon entdeckt er wieder, was ihn, den edlen Menschen, von den anderen trennt: ihm kann man die germanische Blutsabstammung nicht nehmen. Los auf hereinflutende Flüchtlinge, die sich die Zähne machen lassen, die Bäckerschlange böswillig verlängern und am Ende mit deutschen Frauen Kinder kriegen, die die Schulen verstopfen!

Es sind Schrödingers Ausländer, die uns faul auf der Tasche liegen, da sie nicht arbeiten dürfen, und uns gleichzeitig wegen ihrer Qualifikationen die Jobs wegnehmen, mit ihren Containerwohnheimen die Gegend verschandeln, die mit drei Prozent Migranten bereits vollständig überfremdet ist, und einheimischen Familien die Wohnungen abspenstig machen. Und da man bekanntlich bereits an der Nase erkennt, ob ein orientalisch aussehender Mann schon zwei oder erst zwanzig Jahre lang Steuern zahlt, muss man ihn abschieben, physische Gewalt gegen alle fordern, die mit derselben Nase im Bus sitzen, und mit seinen Vernichtungsfantasien in den Endsieg stolpern. Wir werden alle sterben, und die Rente ist dann wenigstens wieder sicher.

Aber warten wir nur ab, irgendwann sind dann die Ministranten erfolgreich, und auf Geheiß der Regierung landen 600.000 komplett ausgebildete Fachkräfte auf unseren Flughäfen: Pädagogen und Sozialarbeiterinnen, Erzieherinnen und Pfleger und Anlagenmechanikerinnen, Elektroniker und IT-Spezialistinnen, Ingenieurinnen und Fachärzte, Berufskraftfahrer, Kfz-Mechatronikerinnen und Bautischler. Fröhlich jubelnd stehen Pausenclowns, die sonst vor jedem Wahlkampf die robuste Personenkontrolle dunkelhäutiger Deutscher als unverzichtbare Abschreckungsmaßnahme vor der drohenden Umvolkung verteidigt haben, um noch die letzte Rassistenarschgeige abzugreifen, auf dem Rollfeld und möchten alles abknutschen, was der humpelnden Volkswirtschaft die Krücken reichen will für ein paar miese Kröten und den jahrelang eingeimpften Hass der Nachbarschaft. Denn das war nur der Anfang, wie Schlesier, Kaschuben und Masuren kamen, die Kaczmarek oder Szczepanski hießen, absolut unaussprechlich und nicht mit der teutonischen Leitkultur zu vereinbaren, sich unter Tage breit machten und sich integrierten, Fußball spielten, Tauben züchteten und einfach im Land blieben, bis einzwei Kriege später dasselbe Manöver mit Öztürk, Rossi, Guerreiro und Sanchez wieder von vorne losging. Irgendwann stehen sie dann plötzlich da, die größten Blödföhne aus der rechten Ecke plärren „Wir schaffen das!“ und sind schon vorher für den Erfolg verantwortlich.

Die gut 300.000 Wohnungen, die man den für Geriatrie- und Demenzpflege geeigneten Kräften zu Verfügung stellen müsste, den Klempnern und Fotovoltaik-Installateurinnen, die lassen sich dann ja dank der gut 2.500 Bautischlerinnen sofort aus dem Boden stampfen. Und weil sie alle mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen, wie man das in der Bundesrepublik nun mal tut, werden wir beides an sie abtreten, die allerletzte Gebrauchtmöhre und den zugehörigen Parkplatz. Da sind wir warmherzig, wie auch bei den Kita- und Schulplätzen, die ja aus dem Nichts nachwachsen, ohne Anlaufzeit, und natürlich wären wir auch nicht böse, wenn sie alle beim Bäcker sich ganz normal in die Warteschlange einreihen würden, nur eben alle auf einmal, so dass der Brötchenkauf eine Stunde länger dauert.

Natürlich würden wir nach einer gewissen Zeit feststellen, dass die Fremden immer mehr werden, dass man kaum noch dialektfreies Sächsisch hört und keine traditionellen Gerichte wie Döner in der Kantine angeboten werden. Die Gehälter werden immer noch beschissen sein, der DAX explodiert in einem fort, nach ein paar kurzfristigen Versuchen, die Todesstrafe für Langzeitarbeitslose einzuführen, stehen wieder Wahlkämpfe an, und schon werden die alten Reflexe wieder produktiv. 50.000 Ärzten aus Kambodscha wird man vorwerfen, dass sie nur aus Gier eingefallen sind, wo sie doch ein schönes Leben als Tagelöhner hätten haben können. Nicht mal Weihnachtsbäume kauft das Dreckspack. Wen interessiert da noch unsere Rente.


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