Kein bisschen Frieden

20 12 2023

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

hat noch irgendjemand den Überblick, was in diesem Land gerade so geschieht? Vor den ganzen Kriegen, dem grassierenden Antisemitismus, einer von unfähigen Traumtänzern und gierigen Idioten in den Untergang gesteuerten Politik und dem sich lähmend auf das ganze Leben legenden Szenario eines kollabierenden Planeten merkt man kaum noch etwas von der angeblichen Zeitenwende, die schnelles und entschlossenes Handeln erfordern sollte. Der Ausnahmezustand, der ohnehin schon seit Jahren hätte bestehen sollen, wurde plötzlich auch offiziell ausgerufen, und es passierte: nichts, denn die Krise wurde zum Normalfall, geriet vor anderen Krisen schnell in den Hintergrund, wurde von noch wichtigeren Krisen aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt, und nur ganz selten brüllte es aus dem Fernseher, aus den Schlagzeilen, aus irgendeinem populistischen Maul, dass wir alle ins Verderben gehen, wenn wir Gendersternchen oder veganen Aufschnitt als Normalität hinnehmen, statt mit Fackeln und Mistgabeln gegen Flüchtlinge zu demonstrieren, die vor irgendeinem Krieg in ein Land fliehen, dessen intellektueller Bodensatz sich gegen veganen Aufschnitt oder Gendersternchen zur Wehr setzen will, weil es nicht deutsch ist.

Je öfter wir diesem Getöse ausgesetzt sind, das nur für einen Augenblick schweigen muss, um seine ganze Hässlichkeit zu zeigen, kurz: je mehr an Jahresrückblicken wir über uns ergehen lassen, desto mehr reift doch der Wunsch, alles einmal mit kalter Sorgfalt aufzunotieren, ein Jahr lang, was die vorsätzlich an jeglicher Moral vorbei Handelnden auf sich laden, damit dann beispielsweise Knecht Ruprecht oder irgendein anderer Vollstrecker, der ansonsten von der Recht-und-Gesetz-Fraktion so geschätzt wird, ihnen die Rute durchs Gesicht fegt. Wahrscheinlich ist dann das Geschrei um so größer, weil sie mit Vergebung gerechnet hatten, obwohl sie selbst Barmherzigkeit kaum buchstabieren können. Sie haben so hübsch und behaglich alles in Brand gesetzt, um ihre Hände daran zu wärmen. Leider ist es die Welt, die gerade im Flammen steht.

Wir können es nicht mehr einordnen, denn uns fehlt die Richtschnur – Angst ist an die Stelle der rationalen Überlegung getreten, und wo Vernunft noch als moralischer Kompass gilt, etwa bei den Überlebenden der letzten Katastrophe in diesem Land oder einer Generation, die vor dem nächsten, dem endgültigen Kollaps unserer Zivilisation warnt, wird die Besonnenheit verhöhnt und als Gegnerin der Sachzwänge unter Strafe gestellt. Natürlich ist der Krieg nicht schön, salbadert der Realpolitiker, aber sind die Bombenbauer nicht auch Menschen, die ein Obdach brauchen, Brot, einen Sportwagen und Steuersenkungen, weil sie sonst ihre Bomben in einem anderen Land bauen würden? Frieden ist erstrebenswert, aber er darf einfach nicht den Markt stören. Das darf nicht einmal die Demokratie, und die darf doch sonst alles, vor allem auf dem Papier.

Nein, Frieden auf Erden gibt es gerade nicht. Wir müssen uns mit den Kriegstreibern arrangieren, da sie Krieg führen, also im Besitz von Bomben sind, die sie auch auf unser Land schmeißen, wenn wir uns nicht heraushalten aus den Kriegen anderer Leute. Wir lassen uns bedrohen, erpressen, zahlen jeden Preis für ein bisschen Frieden, auch wenn es den Kriegstreibern ein paar Bomben mehr in die Hand gibt, die sie auf unser Land schmeißen, wenn wir uns nicht mehr bedrohen lassen wollen. Wir haben keine Angst, denn wir ignorieren sie, wie wir jede Wirklichkeit ausblenden, die wir selbst durch unsere Dummheit, unsere Gier, unseren Mangel an Anstand geschaffen haben. Und natürlich finden wir dafür keine Lösung, weil wir die gar nicht erst suchen, sondern stets die Schuldigen; nach alter Tradition wird jegliche Kritik an den Verhältnissen als Nestbeschmutzung denunziert, als seien es die Kritiker, die unsere Gesellschaft entzweien und sozialen Unfrieden verursachen wollten. Es bleibt die Angst, nur sie gewährt noch einen vernünftigen Blick auf die Zukunft.

Gleichzeitig erleben wir eine nie da gewesene Verrohung der Gesellschaft, die ihren Ausgang und ihre Widerspiegelung nicht zuletzt in der Politik hat – die Gier einer herrschenden Klasse, die sich den Staat zur Beute macht und ihn ausplündert, solange es noch möglich ist, trifft auf die Untätigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber den drängendsten Problemen der Menschheit, deren Überleben auf dem Spiel steht. Für die reichen Länder des globalen Nordens sieht es noch aus wie eine etwas unangenehme Wetteränderung, der man durch Freibadbesuche vielleicht wird entgehen können, aber nicht nur die Migration, die seit Jahrzehnten wie vorhergesagt zur Belastung der internationalen Beziehungen wird, bewaffnete Konflikte um Ressourcen und schließlich die Einschränkung der Lebensmittelproduktion werden alle treffen, auch die arroganten Industriestaaten, in denen sich eine wohlhabende Oberschicht auf Klimaanlagen in den Luxusbehausungen verlässt. Diese Arroganz der Macht, die aus Egoismus, Empathielosigkeit und Selbstgerechtigkeit besteht, wird nicht lange halten, denn der Gegner ist übermächtig.

Um so erstaunlicher ist es, dass der Populismus, der nicht vor offensichtlichen Lügen zurückschreckt und den Bürger behandelt wie Vieh , Erfolge feiert. Jahrzehntelang haben wir neben dem sozialen auch den intellektuellen Niedergang dieser Gesellschaft beobachtet, der uns nun auf die Füße fällt. Es ist kein Zufall, dass das Märchen vom Aufstieg von den Abgehängten beständiger geglaubt wurde als von der immer weiter abrutschenden Mittelschicht, die als geistig noch nicht ganz lahmgelegtes Milieu die Spaltung bemerkt, aber nicht mehr sieht, dass sie selbst ein Werkzeug dieser Entfremdung ist. Der lügende Politiker ist ein anerkannter Spieler in diesem Diskurs geworden, der über mediale Kanäle die Öffentlichkeit täuscht und manipuliert, für seine Vorteile benutzt, betrügt, bescheißt und ruiniert. Das neoliberale Modell des Parasiten, der seinen Wirt schädigt, aber nie töten würde, ist also auf der Zielgerade angekommen.

Es ist Reklame für ein Gesellschaftsmodell, das das Recht des Stärkeren als Grundlage hat – nur wird eben nicht jeder, der dieser Entartung zum Sieg verhilft, weil man ihm einreden kann, zu den Stärkeren zu gehören, dann auch davon profitieren. Den Kapitalismus gibt es nicht ohne Faschismus, die letzte und logische Konsequenz eines freien und ethisch nicht mehr gehemmten Kapitalflusses, und noch nie hat der Kapitalismus in seiner Konsequenz auf die Schwächeren Rücksicht genommen. Er hat sie instrumentalisiert, und er hat ihren eingeredet, dies sei für Volk, Vaterland und ähnlichen Humbug auch notwendig. Es gibt lokale Ausnahmen, aber sie sind rar, und nicht jeder hat da Glück, in einer Umgebung zu leben, die sich aus Vernunft für eine lebenswerte Zukunft entschieden hat. Der Rest beugt sich der Notwendigkeit, für billige fossile Energie künftige Generationen in den Untergang zu schicken. Bis dahin spielen wir noch ein bisschen Krieg, sehen uns selbst beim Verdummen zu oder bemerken es nicht mehr.

Es sei denn, es kommt alles anders. Die Dauerkrise führt zu einer starken Ermüdung in der Gesellschaft, die zusehends auf dem Zahnfleisch geht wegen der anhaltenden Unwilligkeit der Politik, die Interessen der Menschheit aktiv und solidarisch zu vertreten. Darin liegt revolutionäres Potenzial. Viele Umstürze, von der Französischen Revolution bis zur Befreiung der Ostblockstaaten, resultierten auf der Unzufriedenheit der Menschen, sich mit einem ungerechten System abzufinden, das existenzielle Bedürfnisse missachtet. Auch in den Militärdiktaturen haben die Bürger nicht das Risiko gescheut, sich ihre Rechte zu erkämpfen und eine Demokratie einzufordern, die diesen Namen auch verdient.

Solange es ausreichend Brot und Spiele gibt, wird ein Großteil der Menschen in den westlichen Industrieländern stillhalten. Einige andere wird man mittelfristig zu Terroristen erklären, weil die den Betriebsablauf stören. Der Wohlstand wird langsam schwinden, dann nicht mehr ganz so langsam, und endlich wird eine Reihe von Naturkatastrophen die Welt aus dem Dämmerschlaf reißen. Aber vielleicht sind wir bis dahin auch längst bankrott, weil wir die tatsächlichen Kosten unserer Verschwendung nicht mehr bezahlen können. Wobei wir wieder bei der Französischen Revolution wären und beim Adel, der sich die Sache selbst eingehandelt hatte.

Aber wir wollen nicht den Kopf verlieren. Es gibt aus der Familie und im Freundeskreis durchaus Neues zu berichten, und Gutes dazu. Ich neige hin und wieder dazu, den Eskapaden des pensionierten Finanzbeamten Horst Breschke mit einer Mischung aus Humor und Entsetzen zu begegnen, es schauert mich bisweilen vor der enormen Kaltschnäuzigkeit des TV-Produzenten Siebels, und ich verfolge mit großem Interesse und ebensolcher Ahnungslosigkeit die Karriere meines Großneffen, der sich langsam in einen zerstreuten Professor verwandeln würde, gäbe es nicht jemanden, der ihn davon abhielte. Wir werden uns nach altem Brauch im Landgasthof vor den Toren der Stadt wiedersehen, soweit es die Zeit und die Gesundheit zulassen.

Unser Fürst Bückler hat jüngst für ein mittleres Erdbeben auf der kulinarischen, was sage ich da: auf der kulturellen Landkarte unserer Region gesorgt. Hatte Meisterkoch Bruno Bückler, dessen aufgezwirbelte Schnurrbartspitzen ihm den Ruf eines launischen, aber exzellenten Künstlers am Herd eingebracht haben, mit Klassikern wie Schwarzsauer, Salzwiesenlamm oder Grünkohl auf höchstem Niveau die Gäste begeistert, so wurde ihm ein Bio-Schnitzel zum Verhängnis. Dank einer Fleischvergiftung lag er zwei Wochen in der Klinik. Was der unangemeldete Besuch auf dem Hof des Tierzüchters zutage förderte, interessierte manche Behörde, vor allem aber löste es einen Wutanfall aus. Gemeinsam mit Hansi, dem Servicechef, und dem kaufmännischen Mentor Petermann, der als Entremetier das Restaurant seit den ersten Tagen kannte, fällten sie den Beschluss, fortan auf Fleisch zu verzichten. Ein bisschen Schwund im Personal ließ sich nicht vermeiden, und nach einer kurzen, nicht ganz schmerzfreien Beratung entschloss sich das Trio, im kommenden Jahr nur noch Veganes zu servieren. Das muss man sich erst mal trauen. Sie haben seither nicht nur viel Staub aufgewirbelt, sondern auch die Kritiker überzeugt – auch wenn hier viel Selbstverliebtheit im Spiel ist. Werden wir ab sofort Drei-Sterne-Tofu auf dem Teller haben? Dinkelnüdelchen an biodynamisch ausgependelten Tomätchen, von der Bezugsperson handgehäutet? Nichts davon. Petermann gab zu erkennen, dass er schon seit Jahren damit geliebäugelt hatte. Eine wilde Diskussion fand statt, und zwei Tage später ward der Beschluss gefasst. Wir sind gespannt.

Natürlich werden auch dieses Jahr der 1995-er Wupperburger Brüllaffe und das 1993-er Gurbesheimer Knarrtreppchen nicht gefehlt haben. Was die Qualitätskontrolle angeht, ist Hansi über jeden Zweifel erhaben, sobald der Korken aus der Flasche kommt – lagerfähige Weine sind seine Spezialität, und dass das Knarrtreppchen dieses feine Spiel aus Säure und Beerenaromen seit Jahren wahrt, grenzt an ein Wunder.

Hatte sich Anne nicht entschlossen, ihre auf zwei Etagen verteilte Schuhsammlung durch einen Kater zu ersetzen, der ihre Gewohnheiten gründlich auf den Kopf stellen sollte? Die Juristin ist seither viel häuslicher geworden, und nachdem sich ihre Schockanrufe nicht mehr häufen, dass das Tier in bizarren Schlafpositionen auf der Couchgarnitur liegt, verbringt sie ihre Abende auch öfter mit dem murrenden Charlie (es war nicht meine Idee) in der Nähe. Ihr Blutdruck sinkt zusehends. Auch ihre Neigung, Salate mit einem Stück Vollkornbrot durch eine Tüte Kichererbsenchips zu ergänzen (die aus Kichererbsen bestehen und ansonsten aus derselben Menge an billigem Industriefett), teilt sie mir häufiger mit. Zuletzt war sie einverstanden, nach einer angeregten Diskussion um §138 BGB und seine Anwendbarkeit auf Maskengeschäfte den Kater noch bis auf Weiteres auf ihren Beinen schlafen zu lassen – alles andere hätte ihr sicher missbilligende Blicke eingebracht. Hin und wieder darf sie ihn allerdings auch allein lassen, was das Eingreifen eines routinierten Dieners erforderlich macht; ich spreche hier von mir selbst, der sie bei Fachkongressen oder während eines mehrtägigen Ausfluges mit der Kanzlei vertritt, nach einer ausgeklügelten Reihenfolge Futtersorten serviert und inzwischen sogar für würdig befunden wird, dass sie mir beim Betreten der Wohnung um die Knöchel streicht. Er scheint mich zu akzeptieren, auch wenn ich natürlich ein fürchterlich plumpes, unelegantes Wesen mit zu wenigen Pfoten bin, das ohne fremde Hilfe sicher keine Maus finge. So hat eben jedes Geschöpf seine kleinen Schwächen.

Sofia Asgatowna, die seinerzeit in unseren Kreis kam als Annes Zugehfrau und an deren Talent zu geschmackvollen Dekorationen nicht zuletzt die Bücklers von Anfang an geglaubt hatten, wird sich im kommenden Jahr einen Traum verwirklichen. Minnichkeit, inzwischen verehelicht mit Luzie Freese, hatte als großer Freund des Musiktheaters zufällig die Leiterin des Opernstudios an der örtlichen Hochschule für Musik und Darstellende Künste kennengelernt, die für eine studentische Produktion unbedingt ein Bühnenbild benötigt. Das Stück ist denkbar anspruchsvoll, sie führen Vivaldis Juditha triumphans auf, eigentlich ein Oratorium, aber das Werk des Venezianers eignet sich gut für eine szenische Gestaltung. Es wird ein opulenter, großartiger Abend.

Luzie Freese, Annes Büroleiterin, die nicht aus Zufall mit luziefr zeichnet, schaut mit Humor den Heimwerkerkünsten ihres Gatten zu. Der Finanzbuchhalter hatte erst das Erdgeschoss vollständig mit Holz vertäfeln wollen, was aber angesichts der Kosten schnell fallengelassen wurde. Er restauriert nun Biedermeierfunde, und wir sind gespannt, wann er sich dafür einen Verkaufsraum mieten wird, um die Opernleidenschaft, das heißt die kostspieligen Reisen nach Verona und Mailand zu finanzieren. Oder sie einigen sich auf Mahagoni im Obergeschoss.

Horst Breschke wir nicht nur mit seiner Gattin, sondern in diesem Jahr auch mit seiner Tochter kommen. Sie nimmt sich ein paar Wochen Auszeit, nachdem sie fast neun Monate in den Anden und am Amazonas unterwegs war. Wahrscheinlich wird sie neben etlichen Fotostrecken auch wieder das eine oder andere Naturpräparat gegen Zipperlein im Gepäck haben, das die Beschenkten möglichst schnell entsorgen – alle wissen es, vermutlich weiß sie es selbst auch. Solange sie kein getrocknetes Ungeziefer als Suppeneinlage mitbringt, ist alles in Ordnung. Der pensionierte Finanzbeamte wird also am Festtag vormittags vor der Tür halten und hupen, auf eine schnelle Tasse Tee heraufkommen und dann mit Bismarck, dem dümmsten Dackel im weiten Umkreis, auf dem Rücksitz den Landgasthof ansteuern.

Doktor Klengel fällt das Gehen schwer, doch er lässt es sich nicht nehmen, mit seiner Schwester Berta in die Stätte seines ehemaligen Wirkens zurückzukehren. Das Herrenhaus des verstorbenen Gottfried Heinrich Reichsgraf Rummelsdorf zu Knobelheim bietet ihnen lebenslanges Wohnrecht, und der Hausarzt hat neben dem Fotografieren, das die Anstrengungen des Aquarellierens vermeidet, gerade seine dritte Ausstellung mit Stichen aus dem Spätbarock eröffnet. Die Kunstschätze des wuchtig im Moor gelegenen norddeutschen Hauses harren noch ihrer Katalogisierung, und der Alte lässt sich seine Zeit.

Und noch ein Familienstand hat sich geändert. Mein Großneffe Kester, ordentlicher Professor für theoretische Physik und deshalb für Talkshows denkbar ungeeignet, weil er weiß, worüber er redet, hat Knall auf Fall geheiratet. Seine Frau ist eine Kollegin, und sie werden sich sicher ausgiebig über Schleifenquantengravitation und Supersymmetrie unterhalten, da zwischen ihnen eine fundamentale Wechselwirkung herrscht. Hauptsächlich aber ist es das perfekte Chaos und bietet großartiges Comedy-Potenzial, und ich muss mich tatsächlich zwingen, nichts davon auszuplaudern.

Die Habilitationsschrift über die Galoistheorie, vornehmlich über endliche Wurzelausdrücke und ihre Bewertung der Lösbarkeit, liegt vor. Mein Patenkind Maja ist damit die zweite Professorin in der Familie – was man in diesen geistigen Sphären erlebt, wüsste ich zu gerne, denn was Polynome fünften Grades fern der Wirklichkeit treiben, muss doch recht interessant sein. Andererseits ist es wohl manchmal ein bisschen unheimlich, wenn man über Dinge nachdenkt, von denen man nicht genau weiß, ob es sie theoretisch geben könnte. Da bleibe ich dann wohl lieber bei den profanen Angelegenheiten.

Vor einigen Tagen hatte sich auch Siebels mit dem obligaten Weihnachtspräsent bei mir offiziell abgemeldet – ich habe ihm tatsächlich schweren Herzens eine Art Automatenkaffee zubereitet, den er immerhin aus einer Porzellantasse zu sich nahm – und hatte in seiner Eigenschaft als graue Eminenz des deutschen Fernsehens doch wieder eine Serie mit C-Besetzung angenommen, die irgendwo unter Palmen spielte, auch diesmal wieder in einer Klinik und nach altbewährten Strickmustern, billig und lieblos geschrieben, aber selbstverständlich mit sehr schönen Bildern von Traumständen in einer miesen Kleptokratie, in der man sich mit freien Wahlen und einer funktionsfähigen Infrastruktur nicht aufhielt, kurz: ein Urlaubsparadies für Touristen, denen alles völlig wumpe ist, was sich außerhalb ihres Hotels abspielt. Er hasst das Fernsehen, aber er lebt nun einmal mit dem Fluch, einer der besten Produzenten zu sein, die diese Branche hierzulande je hatte. Im vorigen Jahr hatte Siebels eine halbherzige Flucht angetäuscht, aber sein Suchtverhalten hat gesiegt. Er wird sich wohl weiterhin den Müll auf unseren Bildschirmen ausdenken und dafür sorgen, dass wir ihm nicht entkommen.

Schließlich möchte ich dem langjährigen Freund und Kollegen Gernulf Olzheimer danken, der mir nach wie vor die Treue hält, für jeden Freitag einen seiner bald heiteren, bald beißenden Kommentare zu liefern, die ich unbesehen veröffentlichen kann, da sie den höchsten Ansprüchen an Wahrhaftigkeit und Idealismus genügen. Wer wie er gegen die Geißeln der Menschheit zu Felde zieht, Dummheit, Einfalt und ideologische Verblendung, braucht gute Waffen, und er weiß sie zu führen. Ich kann mich auf seine Urteilskraft und seine hohe Produktivität verlassen, und so wird er auch weiterhin mit seinem Einspruch an meiner Seite bleiben.

Und so wird es nun zwischen den Jahren wieder den Kehraus geben. Schreibtisch und Schubladen, Mappen, Zettel und Briefumschläge, alles wird geleert, säuberlich ausgewischt und von den Spuren des Unfertigen befreit, von unlustigen Skizzen und Gekritzel, den misslungenen Reimen und länglich erscheinenden Dialogen, der vergeblichen Mühe an Pointen und Sinn, die nun nach alter Tradition im Kristallascher in Rauch aufgehen werden, der hier unter der Dachschräge im Arbeitszimmer hinaus in die kalte Dezemberluft zieht, Erlebtes mitnimmt, Gewesenes, Altes, das wir nicht vergessen, aber an das wir auch nicht mehr jedes Jahr denken müssen, denn es gibt so viel anderes, das kommt. Und dann wird das Archivieren stattfinden, in dem ich alles sortiere und durcharbeite, analysiere und ergründe, was ich wann wie geschrieben haben mag, damit ich von mir selbst lerne und, so dies möglich ist, hier und da noch ein wenig besser werde. Es ist die Motivation, ein weiteres Jahr in diesem kleinen literarischen Salon auszuhalten und gegen alle die Katastrophen da draußen anzuschreiben, in der leisen und stetigen Hoffnung, sie aufzuhalten. Es beginnt wieder am Donnerstag, den 4. Januar 2024.

Allen Leserinnen und Lesern, die dies Blog fast oder fast ganz immer und regelmäßiger als unregelmäßig oder doch nur manchmal oder aus Versehen gelesen, kommentiert oder weiterempfohlen haben, danke ich für ihre Treue und Aufmerksamkeit und wünsche, je nach Gusto, ein fröhliches, turbulentes, besinnliches, heiteres, genüssliches, entspanntes, friedvolles und ansonsten schönes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und ein gesundes, glückliches Neues Jahr.

Beste Grüße und Aufwiederlesen

bee





Eigentum verpflichtet

19 12 2023

„Haben Sie einen Syrer? Gute Wahl, wir sind auch sehr zufrieden. Total sauber, fleißig, widerspricht nicht, und trinken tun die ja eh nie. Ich kann die nur empfehlen. Und billig sind die auch.

Man darf das mit der Zuwanderung doch nicht immer so eindimensional sehen. Natürlich ist das kompliziert, wenn wir jetzt auf einmal zugeben, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Damit würden wir ja zugeben, dass wir uns jahrzehntelang geirrt und das auch noch verteidigt haben. Aber jetzt müssen wir aus dieser Situation auch etwas machen, das uns wirtschaftlich und gesellschaftlich voranbringt. Wir haben viel zu lange geschlafen, wir brauchen endlich radikale Lösungen für unsere Probleme, sonst ändert sich hier ja nie etwas. Oder eben nur das, von dem wir alles wollen, nur nicht, dass es sich ändert.

Schauen Sie mal, was wir alleine in so eine Abschiebung investieren, das ist doch Wahnsinn! Das muss man jetzt nicht gleich in Integration und Deutschkurse und Ausbildung stecken, das sind ja schließlich und endlich immer noch Fremde, die wir zum Beispiel im Wahlkampf noch benutzen können. Aber man diese Leute doch schließlich für die Wirtschaft verfügbar machen, wenn sie schon nicht die nötige Qualifikation haben und es keine Jobs mehr für Wegschmeißpersonal gibt. Und da finde ich, Spahn hatte wirklich die richtige Idee.

Ja, Sklavenhaltung – das hört sich erst mal total menschenverachtend an. Also noch widerlicher als das, was der Typ sonst so von sich gibt. Das ist Leibeigenschaft, so schlimm ist das ja nun wirklich nicht. Wir haben Millionen Menschen, die nicht wirklich selbstbestimmt leben können, aber muss man sich deshalb gleich so aufregen? Die einen arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen, die anderen gehen auf den Strich – der Mann kennt sich wirklich aus, sonst hätte er solche Vorschläge gar nicht gemacht – da ist es doch allemal besser, wenn man nicht Pakete ausfahren muss, sondern in einem ordentlichen deutschen Haushalt arbeiten darf. Oder in einem Familienunternehmen, die sind ja auch immer sehr besorgt, dass es der Wirtschaft gut geht und die Mittelschicht nicht plötzlich auf ihr Privatflugzeug verzichten muss.

Unfreiheit? Ich bitte Sie! Früher bekam man als Einwanderer maximal eine Duldung, wurde aus der CDU als Schmarotzer beschimpft, obwohl man seinen eigenen Lebensunterhalt gar nicht selbst bestreiten durfte, und jetzt wird man so lange nicht rausgeworfen, wie man der Arbeitspflicht für seinen deutschen Besitzer nachkommt. Gut, man wird von der CDU immer noch als Schmarotzer beschimpft. Das liegt jetzt eher daran, dass man als Ausländer sowieso in diese Kategorie fällt, aber man hat doch jederzeit die freie Entscheidung: einfach arbeiten, dann darf man vermutlich in Deutschland bleiben und nach drei Jahren auch zum Arzt, oder man lässt es eben bleiben. Dann darf man in jedes andere Land ausreisen, ohne beispielsweise nach Ruanda abgeschoben zu werden.

Und man kann wohl auch annehmen, dass die Besitzer vernünftig mit den Leuten umgehen, weil sie die ja nicht mal eben feuern und dann wieder einstellen können, wenn sie abgeschoben worden sind. Eigentum verpflichtet nun mal, auch wenn es nur Asylanten sind. Wir müssen unsere Ressourcen schonen, sonst spricht sich irgendwann herum, dass es hier doch nicht so gut läuft, und dann sind wir vielleicht irgendwann gar kein Einwanderungsland mehr, wenn die Fachkräfte kommen wollen. Da muss man etwas machen, sonst fliegt uns der ganze Krempel doch noch um die Ohren.

Ich finde den Gedanken klasse, dass man die auch in den Kongo schicken kann – das ist ja offiziell eine demokratische Republik, sagt Spahn, und der kennt sich schließlich mit allem aus. In Ruanda würden die einfach nur in Wüste abkratzen, aber im Kongo bauen sie halt für uns seltene Erden ab, und wir sind an den Erlösen beteiligt. Das ist besser, als würden die da unten für einen korrupten Präsidenten schuften, der immer noch in der Politik ist, obwohl er längst abgewählt wurde. Vor allem kratzen die so schnell ab, dass alle paar Jahre die ganze Belegschaft weg ist. Das nenne ich mal ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Business!

In Mauretanien werden Sklaven… also die in persönlichem Abhängigkeitsverhältnis stehenden Arbeitnehmer werden da vererbt, das war doch bis ins neunzehnte Jahrhundert hier auch noch so. Wir unterstützen Mauretanien bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus Mali, warum sollten die uns nicht unterstützen bei der Aufnahme von Abgeschobenen aus Deutschland? Und wenn sie schon mal diese sozialen Strukturen haben, warum sollten sie dann nicht bei der wirtschaftlichen Ausbeutung… also bei bilateralen wirtschaftlichen Beziehungen sollten die uns doch dann gerne unterstützen, wenn sie dafür bei der nächsten Kolonisierung durch den globalen Norden ein bisschen mehr rausholen als beim letzten Mal?

Wenn wir irgendwann Fachkräfte kriegen, die wir vielleicht auch auf Dauer nicht loswerden, dann könnte man denen ja die Berechtigung zum Besitz eines eigenen… also die dürfen auch einen haben, obwohl natürlich unsere kostbare Staatsbürgerschaft nicht an die verschleudert werden darf. Zugleich ist das natürlich aus der Innenperspektive der optimale Test, ob die sich moralisch so weit verbiegen, dass sie wie wir werden: Verwertbarkeitsrassisten. Im Gegenzug darf dann jeder bleiben, der kommt. Das sieht moralisch halt irgendwie okay aus. Aus der Außenperspektive. Jede Wette, das kriegen Sie mit Spahn definitiv nicht hin.“





Christliche Armee Fraktion

18 12 2023

„… mehrere Anschläge auf Privatflugzeuge unternommen hätten, bei denen hoher Sachschaden entstanden sei. Das Bundeskriminalamt gehe von gezielten Hassverbrechen gegen die Mittelschicht aus, auch wenn bisher nur ein Bekennerschreiben vorliege, das die Zerstörung der Schöpfung durch die Ausbringung von CO2 in die…“

„… sei die Politik gespalten. Buschmann wolle zunächst noch abwarten, ob man der Gruppe die Bildung einer terroristischen Vereinigung vorwerfe, da man ihr bisher weder die Behinderung des Straßenverkehrs noch eine ähnliche…“

„… sich als Christliche Armee Fraktion zu erkennen gegeben habe. Die militante Organisation verfolge die Durchsetzung ihrer Ziele zum Wohl der Gesellschaft und werde dazu auch Aktionen gegen die bürgerliche…“

„… habe Faeser darauf hingewiesen, dass der christlich motivierte Terrorismus vielfach auch antisemitisch geprägt sei. Es liege für sie nah, dass es sich um islamistische Zugewanderte handele, die Deutschland als Aufmarschfeld für Gewalttaten nutzen wollten. Das Bundesministerium des Innern müsse nun unbedingt durch die Einführung der Vorratsdatenspeicherung und Kontrollen an den Außengrenzen für mehr Sicherheit im…“

„… nicht glaubhaft sei. Der Unionsexperte für intellektuellen Intellekt, Rechnen und Exklusion Spahn wisse noch aus dem Schulunterricht, dass nach den Kreuzzügen, die vom Ku-Klux-Klan im Auftrag globalistischer Eliten veranstaltet wurden, um die Reformation in ein schlechtes Licht zu rücken, keine einzige christliche…“

„… zunächst differenzieren müsse, welche Ziele von den vermutlich jungen und ideologisch in eine falsche Richtung geleiteten Menschen verfolgt würden. Merz sei zwar persönlich nicht betroffen, wolle aber vor der Forderung einer rechtsstaatlichen Antwort zunächst eine genaue…“

„… keine Gefahr für den deutschen Staat darstelle. Es habe zwar mit der Russischen Orthodoxen Armee eine ähnliche militante Organisation gegeben, die sich aber nie gegen die Regierung in Moskau gestellt oder Putin bedroht habe. Wagenknecht werde trotzdem bei ihren nächsten Gesprächen mit dem…“

„… die Luft aus den Reifen lassen würden. Die an den Autos hinterlassenen Schreiben, die dazu aufrufen würden, überflüssige Fahrzeuge zu verkaufen und das Geld den Armen zu geben, seien ein deutlicher Hinweis auf die Zugehörigkeit zur CAF. Buschmann wolle in diesem Fall davon absehen, dass ein Stein im Reifenventil weder eine Sachbeschädigung noch eine Nötigung im Sinne des Strafrechts darstellten, so dass zeitnah ein Verbot durch das Bundesministerium des…“

„… nehme Linnemann den Tätern eine religiöse Motivation nicht ab. Als Vertreter der christlich-abendländischen Leitkultur erwarte er eher die Verteidigung nationaler Werte, die beispielsweise zu Brandanschlägen auf ein Asylbetrügerheim oder einer öffentlichen Demonstration gegen den Zwang zu linksextremistischen Gendersternchen und…“

„… den Dialog mit den christliche Aktivisten suchen wolle. Söder sehe durchaus Schnittmengen mit dem gesunden Volksempfinden der Menschen im Freistaat Bayern, da dort bisher keine Anschläge verübt worden seien. Der CSU-Vorsitzende könne sich eine umfassende Amnestie vorstellen, wenn bei der Verübung der Straftaten ein Kreuz hinterlassen werde, das als Symbol für die Unterstützung einer christlich-sozialen…“

„… dass eine Möglichkeit des Verbots durch das Vereinsrecht nur dann bestehe, wenn sich die CAF als Verein gegründet habe. Faeser wolle zunächst annehmen, dass dies der Fall sei, da ähnliche Fälle, die im Nachgang in Karlsruhe gescheitert seien, das Problem wenigstens vorübergehend aus dem…“

„… sehe er die Möglichkeit, durch politische Partizipation der CAF eine Basis in der Union zu geben. Merz wolle durch Integration dieser Kräfte eine Brandmauer gegen andere linksextremistische Parteien eine den Bürgern vermittelbare Neuausrichtung der CDU unter der Perspektive des christlichen Menschenbildes in den…“

„… nicht den Bogen überspannen dürften. Es gebe für christliches Brauchtum eine Tradition, die auch Fronleichnamsprozessionen, Karfreitagsritte und Martinsumzüge umfasse. Wissing wolle durch Ausnahmeregeln in der Straßenverkehrsordnung aber dafür sorgen, dass die Beeinträchtigung für Autofahrer nicht durch spontane Manifestationen der christlichen Gesinnung im innerstädtischen…“

„… sich in einem Manifest in die Tradition der Befreiungstheologie gestellt hätten. Söder betrachte dies als hoch reflektierten Prozess einer sozial relevanten Meinungsbildung, da die Aktivisten sich damit in eine Linie mit dem Widerstand gegen die autoritären Polizeistaaten stellen würden, wie sie heute etwa als linksgrüne Verbotsparteien den Bürgern ihr normales Leben durch inhumane…“

„… dass Radfahrer von der pseudoreligiösen Splittergruppe nicht behelligt würden. Linnemann habe in der Bibel keine einzige Nennung des Fahrrades gefunden und halte es für heuchlerisch, wenn ein derart glaubensfernes Verkehrsmittel von den Terroristen überhaupt nicht…“

„… der Generalbundesanwalt umgehend die Ermittlungen an sich ziehen müsse. Durch das Verschmutzen des Brandenburger Tores hätten die christlich-anarchistischen Terroristen eine rote Linie überschritten, die für Scholz nicht mehr mit dem…“





Praktischer Hinweis in Glaubensfragen

17 12 2023

Biorhythmus, Kaffeesatz,
Pendel, Prana, Blütenschatz,
Gläserrücken, Ohrenkerzen,
Zauberspruch für Krafttierschmerzen,

Aszendent und Zahlsymbol
macht die Rübe herrlich hohl,
vom Orakel toll entschlackt,
wie man in den Kornkreis kackt.

Kartenlegen, Rutengänger,
Reiki, Ufo, Träumchenfänger,
mit Kristallen voll verwanzt,
während man den Namen tanzt.

Alles macht uns ganz entsetzt,
bei den andern hier und jetzt.
Hatten sie die Meise schon,
nennt man’s einfach: Religion.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (DCLXXIV)

16 12 2023

Agata spielt in Papritzfelde
oft Lotto. „Nicht wegen dem Gelde,
da bin ich nicht spitzig,
nur so nervenkitzlig:
ob ich beim Gewinnen mich melde?“

Francisco, der sitzt in Beire
am liebsten gleich neben der Türe.
„Ich bin wohl am Tresen
zu lange gewesen.
Das kam wegen zahlreicher Biere.“

Lucyna, die tobt in Pergusen:
sie reinigt den ganzen Tag Blusen.
Nach Bügeln und Falten
sieht sie beim Erkalten:
die sind alle noch voller Flusen.

Ernâni, der baut in Agilde
ein Häuschen. „Ein schönes Gefilde,
hier sitz ich und lese
fernab vom Getöse,
damit ich mich endlich mal bilde.“

Agnieszka kann man in Pawlicken
tagsüber nur selten erblicken.
Man hört nur das Grollen
und Wollbälle rollen
sowie Nadeln klappern beim Stricken.

Fernando verfügt in Chorente
wohl neben der mäßigen Rente
auch über die Löhnung,
die nach der Versöhnung
sein Weib ihm zahlt, als sie sich trennte.

Tadeusz, der meinte in Pampitz:
„Wenn ich im Baum ein Autogramm ritz,
so kommt’s mir gelegen,
ich kann es aussägen,
damit ich danach auf dem Stamm sitz.“





Gernulf Olzheimer kommentiert (DCLXCIV): Verzicht auf Alkohol

15 12 2023
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Jetzt ist sie endlich wieder da, die Zeit der Weihnachtsmärkte, auf denen man sich Glühwein mit Schuss und Kakao mit Schnaps hinter die Binde kippen kann, obwohl: nein, die Zeit ist eigentlich immer. Vom Sommerfest an der Strandbar über die wöchentliche Grillorgie und den Biergartenbesuch trainiert der durchschnittliche Nappel einarmiges Reißen fürs Oktoberfest, gießt noch ein Gläschen Wein für zwischendurch rein und spült mit Schnaps nach. Die Leber wächst an ihren Aufgaben, und der Stoffwechsel bei regelmäßigem Alkoholkonsum ist sowieso erst nach einem halben Jahr wieder auf dem Level einer nicht vorgeschädigten Person. Also bleibt doch der Gewohnheitsbenutzer gerne bei der Langzeitgabe, hier und da mit feiertagsbedingten Spitzen, leichten Überdosen bei Kummer oder der Wochenenddruckbetankung, die die Schlaflosigkeit fördert, was man aber mit ein paar Drinks wieder in den Griff kriegen sollte. Unangenehm sieht das nur von außen an, vor allem von denen, die freiwillig oder aus Gründen auf Alkoholika verzichten. Welch ein hervorragendes Feindbild für den Bekloppten, der sich von solchen Spielverderbern distanziert.

Denn wie es offenbar immer einen vernünftigen Grund gibt, sich Bierchen in die Birne zu bembeln, muss man ja auch ein nachvollziehbares Motiv für den Verzicht vorweisen können, um als vollwertiges Mitglied der zivilisierten Gesellschaft zu gelten. Taugt auf der Firmenfeier noch der Hinweis auf den Heimweg, den der verantwortungsvolle Konsument im Kraftfahrzeug zurücklegen muss, akzeptiert man bei Frauen, deren Bauchumfang untrüglich auf den zu erwartenden Nachwuchs schließen lässt, gerade noch die Hinweise auf ein fetales Alkoholsyndrom – auch wenn in der guten alten Zeit natürlich alle in der Schwangerschaft geraucht haben und keiner sich an Folgeschäden erinnern kann. Wer aber in der Doppelkopfrunde den Doppelkorn verweigert, muss mindestens unter Medikamenten stehen, eine seltene Erkrankung der Nebenschilddrüse oder ein Gelübde abgelegt haben, das als Vorstufe zum Religionswechsel durchgeht. Stets bleibt aber der unausgesprochene Vorwurf, wer einfach keine Lust auf Alkohol verspüre oder den Konsum aus guten Gründen ablehne – körperliche Missempfindungen, organische Fehlfunktionen, Kontrollverlust oder der Eindruck, sich einem Gruppenzwang beugen zu müssen, obwohl alle rationalen Aspekte dagegen sprechen – habe ganz sicher ein Suchtproblem und sei nur nicht aufrichtig genug, seine Diagnose allen anderen aufs Brot zu schmieren. Wie absurd, dass ausgerechnet unreflektierte Dauertrinker damit den Abstinenten durch pure Projektion ihren oftmals riskanten Fuselverbrauch vorhalten, als sei es eine Kulturleistung, sich mit Neurotoxinen einen Rausch zu verschaffen, der bei ordentlicher Dosierung ins Koma führt. Man stelle sich nur einmal vor, es wäre eine soziale Notwendigkeit, allerlei Konfabulation zu erzählen wie die Mär vom Großvater, der drei Päckchen Filterlose täglich weggezogen hat und dann elend am Lungenkarzinom verendet ist, um sich fürs Nichtrauchen zu rechtfertigen. Ist denn der blaue Dunst inzwischen erfolgreich als negativer Marker etabliert, während es als très chic gilt, mit drei Promille in der Blutbahn auf öffentlichem Gelände an seinem Erbrochenen zu ersticken?

Aber egal, wenn schon Umkehr der imaginären Beweislast, dann braucht’s auch keine Beweise mehr. Wer beim Sektempfang zum Saft greift, tut es erstens vorsätzlich und zweitens aus böser Absicht, denn die (!) sind sicher von der Regierung gesteuert und wollen uns irgendwann durch gesellschaftliche Ächtung den Suff madig machen, wo es schon per Gesetz nicht geht, und vorbei ist es dann mit dem Menschenrecht, mit drei Halben im Schädel nachts auf der Autobahn für fließenden Verkehr zu sorgen. Wo erst einmal der Trend zu umdrehungsfreien Spirituosen einreißt, Nüchternheit sich als Tugend etabliert, ist die Mehrheit bestimmt bald durch die Systemsprenger bedroht, die uns alle trockenlegen wollen, damit wir wieder kontrollierbar sind.

Wie beim Verzicht auf tierische Produkte, die einen Markt für pflanzenbasierten Ersatz schaffen, bölkt auch hier der laut Selbstauskunft normale Hominide, als sei der Untergang der Leitkultur nur noch eine Frage der Zeit, weil bereits alkoholfreies Bier ein sicheres Symptom für Verweichlichung und Verweiblichung ist, wie ja auch der harte und trinkfeste Haudrauf sich nur wohlfühlt in seinem gründlich verschwiemelten Männlichkeitsymbol – lustigerweise säuft sich die intellektuelle Ausschussware nicht nur Hirnareale weg, sondern weicht auch die Schwellkörper auf, so dass oben und unten suppt, was offensichtlich nicht mehr gebraucht wird. Was bleibt dem Hohlrabi übrig, als sich alleine die Synapsen einzunebeln, zu beklagen, dass es keine echten Kerle mehr gibt, die lallend im Treppenhaus stolpern, das Feuchtfröhlichkeitslevel im Betriebe hochzuhalten und das Zwinkern bei der Supermarktkassiererin zu übersehen, wenn man sich an sechs Tagen in der Woche morgens Limo holt und kurz vor Ladenschluss das hinterhältige Zeug. Sich selbst einmal ohne Feuerwasser im Spiegel zu ertragen könnte traumatisierend wirken. Darauf schnell einen Doppelten.





Alternativen Realitäten

14 12 2023

„Fragen Sie mich, ich habe auch keinen Plan. Das muss irgendwie gehen, aber zuständig sind wir, und ich kann Ihnen schon mal verraten: es geht nicht. Deshalb muss es auch unbedingt sein.

Also technisch funktionieren würde es schon. Wir haben bis zur Abschaltung ja schon Reaktoren in Deutschland gehabt, die haben Strom geliefert, nur haben die Grünen sie dann abgeschaltet, um die Wirtschaft an die Wand zu fahren und den Staat zu ruinieren. Mir müssen Sie nicht erzählen, dass das Unsinn ist, aber die Partei hat sich nun mal auf die Alternative zur Wahrheit geeinigt, weil es zu blöd ist, sich selbst die Schuld zu geben für den Mist, den man eigenhändig verbockt hat. Abgeschaltet, Wartungstermine nicht mehr eingehalten, Rückbau ist in vollem Gange. Aber Atomkraft ist im Prinzip technisch immer noch möglich. Sie können auch hundert Tonnen Elefantenscheiße auf den Mars transportieren, wenn Sie das wollen. Das kostet uns Milliarden, die wir nicht haben, bringt absolut nichts, aber es ist technisch machbar.

Wir müssten wieder ganz von vorne anfangen, und dann würde der Vorsitzende im Brustton seiner Überzeugung verkünden, dass die Ingenieure, die es theoretisch in Deutschland geben müsste, das ohne ausländische Hilfe ganz alleine schaffen. Bis auf die Tatsache, dass es die Ingenieure eben nicht gibt, wenigstens nicht in Deutschland, und dass das auch die Energiekonzerne wissen, die Merz oft genug zu erklären versucht haben, dass sie deshalb gar nicht erst mit dem Neubau von Kernreaktoren anfangen. Und Sie wissen ja, wie er reagiert, wenn sich diese verdammte Wirklichkeit weigert, seinen Wünschen zu folgen. Er hat gestern seinen Drehsessel in die Glastür geschmissen, weil die Bundesregierung die Verfassung einfach nicht aushebeln will. Deshalb muss er es wieder machen, und wir wissen noch nicht, ob wieder die Grünen schuld sind oder die Asylbetrüger.

Wir müssten also erst mal immense Summen in die Planung und den Bau neuer Reaktoren stecken, das heißt: wir fördern damit natürlich die Konzerne, die das bauen. Theoretisch, weil die ja eben nicht mehr bauen wollen, weil sie keine Leute haben und keine Baugenehmigungen kriegen und kein Uran, und wenn doch, dann fangen wir vielleicht in ein paar Jahrzehnten damit an. Dann liegt Merz aller Wahrscheinlichkeit nach längst im Grab – ich würde zur Sicherheit noch einen Pflock reinhauen, aber andererseits hat er ja eh kein Herz – und die Stromkosten sind explodiert, wenn wir nicht wie alle anderen Länder auch erneuerbare Energien für die Grundlast verwenden. Das macht das Ausland selbstverständlich nur, um uns zu ärgern, weil das nur im Ausland funktioniert, aber wir können nicht die erneuerbaren Energien fördern, nur weil eine Kilowattstunde Windstrom etwa acht Cent kostet und eine Kilowattstunde Atomstrom über vierzig. Da würde die Wirtschaft ja nichts daran verdienen, dann müssten wir am Ende die Schuldenbremse aufweichen – das geht gar nicht! Okay, die Industrie müsste viel weniger für Elektrizität zahlen, aber das wäre ja Marktverzerrung oder irgendwas in der Art. Merz erzählt das immer, weil er denkt, man nimmt ihm dann ab, dass er sich mit Wirtschaft auskennt.

Letztlich es auch eine Frage, warum wir das als Union überhaupt machen, und da geht es doch wie beim Genderstern nicht um Politik, oder dass wir das Land regieren wollen. Es geht uns darum, die Macht zu bekommen und nicht mehr abzugeben. Die Leute sollen doch nicht ihren eigenen Strom herstellen, wir wollen das bestimmen. Dann haben wir ein sehr gutes Instrument in der Hand, wenn es mal schief läuft mit dieser ständigen Realität. Wenn wir die Reaktoren im Sommer runterfahren müssen, weil wir nicht mehr genug Kühlwasser haben, dann ist doch so ein Sündenbock schnell gefunden.

Der Vorsitzende hat sich das eben in den Kopf gesetzt, also muss es auch so sein. Er fordert den Triumph seines Wollens – Triumph des Könnens vergessen Sie bei ihm mal ganz schnell wieder. Es geht ihm in einer christlichen Partei um Dinge, die man sich wünscht, weil er sie sich vorstellen kann. Theoretisch. Das ist diese Jenseitsperspektive, man muss den Leuten nur richtig die Fresse polieren, dann freuen sie sich aufs Leben nach dem Tod. Oder sie finden zumindest ein systemkompatibles Ableben nicht mehr ganz so unschön. Muss ja nicht gleich der Heldentod sein, wie sich das potenzielle Koalitionspartner vorstellen.

Also wenn es jetzt nicht funktioniert, können wir es immer noch den Grünen in die Schuhe schieben, die uns den Atomausstieg aufgezwungen haben, weil sie gar nicht an der Regierung beteiligt waren. Das rülpst sich Linnemann aus der Rübe. Der ist uns noch die Erklärung schuldig, warum immer noch 700.000 Wohnungen fehlen, wo doch die Bürgergeldempfänger alle nebenher schwarz auf dem Bau arbeiten. Aber mit alternativen Realitäten kennt der sich bestens aus. Irgendeine passt immer.

Vielleicht lässt er die auch alle in Bayern bauen, und dann schießt er den ganzen Atommüll mit der Elefantenscheiße auf den Mars. Wie gesagt, das ist technisch nicht ausgeschlossen. Oder wir warten so lange, bis die ersten Fusionsreaktoren mehr Strom liefern, als man reinstecken muss. Das dauert noch ein paar Generationen, bis dahin ist das deutsche Leitkultur und wird finanziert, ohne dass sich der Bundestag darüber aufregt.

Wie gesagt, wir bräuchten irgendwas, womit die erneuerbaren Energien richtig und dauerhaft platt wären. Merz will das so. Windenergie verbieten? Abwickeln wie seinerzeit die Fotovoltaik? Moment, ich hole eben die Schreibmaschine.“





Respekt und Toleranz

13 12 2023

„… jegliche Kritik am Entwurf ihres neuen Grundsatzprogramms als linksradikale Hetze der Verbotsparteien betrachte. Linnemann werde seine Position und die der CDU notfalls gegen sämtliche Anfeindungen, seien sie von Klimachaoten, aus dem Bundesverfassungsgericht oder vom…“

„… den Begriff der deutschen Leitkultur nicht durch eine rechtlich bindende Definition schwächen werde. Der Unionsexperte für synthetische Drogen und Baufinanzierung Spahn sehe diese eher am Begriff des gesunden Volksempfindens orientiert, das sich auch durch neue Allianzen mit politischen Partnern tagesaktuell an die jeweiligen…“

„… vollkommen falsch interpretiert werde. Merz wende sich entschieden gegen eine in den Systemmedien wiederholte Apostrophierung als ‚Zurück in die Zukunft‘, die die Union keinesfalls beabsichtige. Für ihn als den besten Kanzler, den das Volk seit der Deutschland aufgezwungenen Niederlage werde erwählen können, sei ‚Vorwärts in eine große Vergangenheit‘ eine bessere…“

„… den Rechtsstaat anerkennen müsse, der unter einer unionsgeführten Regierung endlich die geistig-politische Wende durchsetzen werde. Es sei für Linnemann dennoch unerlässlich, dass Respekt und Toleranz, die im Grundsatzprogramm als die wichtigsten Werte gegenüber den meisten als grundsätzlich integrationsfähig betrachteten und im weiteren Sinne als zu Deutschland gehörenden Minderheiten aufgebracht werden müssten, die…“

„… das Bewusstsein von Zugehörigkeit und Heimatgefühl allen Deutschen zugute kommen müsse, um eine völkische Einheit zu erzeugen, die auch in den kommenden Krisenzeiten wehrhaft und gegenüber Anfeindungen aus dem internationalen Lager stark mache. Weidel lobe den Entwurf für die intellektuelle Schärfe, wolle aber hervorheben, dass sie als Teil der künftigen Bundesregierung diese Heimatzugehörigkeit eben nicht pauschal an alle vergeuden wolle, die sich zufällig in Deutschland innerhalb der Grenzen von…“

„… sich auf eine Diskussion mit den linken Chaoten freue, die jeden Anlass nutzen würden, um ihre juristische Inkompetenz unter Beweis zu stellen. Rhein sei gespannt, mit welchem Argument die ökostalinistischen Zwangsbeglückungskräfte das Verbot eines Gendergesetzes aus den in der Verfassung zu verankernden Schutzrechten der Deutschen heraushalten wollten, um eine durch Frühtranssexualisierung und Geistesschändung an wehrlosen Kindern vollzogene…“

„… dass die Ausführung von Verfahren gegen potenzielle Asylbetrüger unbedingt auf dem Boden von Drittstaaten ausgeführt werden müsse, auch wenn diese dem nicht zustimmen würden. Merz habe betont, auch dies sei ein Zeichen für Respekt, allerdings dessen, den Ausländer dem deutschen Staat gegenüber bezeigen müssten. Es sei für den zukünftigen Bundeskanzler klar, dass andernfalls die Anerkennung mit militärischen Kräften oder…“

„… die Rolle der Frau in einem christlichen Gemeinwesen wieder ohne die linken Zwänge zu Selbstverwirklichung um jeden Preis gedacht werden dürfe. Der Unionsfachmann für Wirtschaft, Milchmädchen und analytische Philosophie Spahn erhoffe sich von der zumindest in Teilen freiwillig erfolgenden Rückbesinnung der deutschen Frau und Mutter auf ihre Kernkompetenzen eine Entlastung des Arbeitsmarktes, da viele von Frauen nur wegen ihres Karrierestrebens besetzten Stellen nun von Männern eingenommen werden könnten, die als Haupternährer zusätzlich kein Bürgergeld mehr…“

„… das Existenzrecht des Staates Israel in die Verfassung aufnehmen werde, um alle Ausländer, die zeitlich begrenzt oder längerfristig durch ihren Aufenthalt ein Sicherheitsrisiko für den Staat darstellen würden, bei Zuwiderhandlungen auch rein gedanklicher Natur sofort entfernen zu können. Merz sehe darin die notwendige Weiterentwicklung des Staatsrechts, das endlich die Deutschen vom Generalverdacht des Antisemitismus freispreche, da erwiesenermaßen der aus islamischen Staaten in die EU importierte…“

„… das soziale Pflichtjahr auch dann kommen werde, wenn sich die von langhaarigen Affen aus der 68er-Generation infiltrierten Richter mit den Mitteln der dem deutschen Volk aufoktroyierten Verfassung dagegen wehren würden. Da der schon durch Sparmaßnahmen der linksextremen Merkel-Junta zerstörte Bundesfreiwilligendienst nicht mehr zu bewerkstelligen sei, wolle Rhein durch eine auf Bedingungen für die Beibehaltung der deutschen Staatsbürgerschaft nach der Vollendung des 18. Lebensjahres basierende Regelung im…“

„… die Rolle der Frau sich endlich wieder am traditionellen christlichen Menschenbild ausrichten müsse. Für Linnemann sei daher eine Ausweisung aller Nichtdeutschen und derer, die sich innerhalb der vergangenen zwanzig Jahre den deutschen Pass erschlichen hätten, bei volksfeindlichen Delikten wie Vergewaltigung in der Ehe ebenso eine Frage von Respekt und Toleranz vor christlichen Werten. Wie beim Antisemitismus sei ein Eindringen in die nur den Deutschen vorbehaltenen Bereiche des…“

„… wichtig sei, dass die Zuwanderung gut ausgebildeter Fachkräfte, die die Wirtschaft nutzen würden, um ihre herkunftsbedingten Defizite durch die sprichwörtliche Großzügigkeit der Deutschen zu kompensieren, immer von gegenseitigem Respekt und wechselseitiger Toleranz geprägt sein müsse. Merz werde als Bundeskanzler einer zukünftigen Koalition der nationalen Erhebung sicherstellen, dass die Erfurcht vor der deutschen Leitkultur von denen ausgehen werde, die trotz ihrer…“





Unheimlich

12 12 2023

„Einfach so, von jetzt auf gleich – sie haben es auch erst drei Tage später gemerkt, weil das Haus ja hermetisch abgeriegelt war. Das heißt der Keller, der stand ja weiter unter Unterdruck, also kann die Elektrik nicht ausgefallen sein. Naja, und dann ist Dehlmann eben… –

War ein schöner warmer Tag, so um die vierzig Grad. Da rechnet man ja nicht gerade damit, dass die Klimaautomatik ausfällt. Also man kann das nicht gerade gebrauchen, deshalb auch die doppelte Sicherung. Ich verstehe nichts davon, die Systeme sind ja alle unterschiedlich, aber am Geld kann’s ja nicht gelegen haben, davon hatte Dehlmann genug. Die neuen Reaktoren werfen ganz schön was ab. Schade, dass er das nicht mehr erlebt.

Für uns wäre das natürlich viel zu gefährlich. Dehlmann ist aus der Politik in die Wirtschaft gegangen, ich hole mir die Kohle wieder aus der Politik, solange die Wirtschaft bezahlt. Da muss man doppelt vorsichtig sein. Ich würde mir zum Beispiel nie Post an meine Adresse schicken lassen, da kriegt doch jeder sofort mit, wo er die Bomben vor die Tür legen muss. Vielleicht war er mit der Zeit einfach zu sorglos, weil die Selbstschussanlage so durch die Presse gegangen war. Ich hätte mir das ja nicht angeschafft. Also nicht, weil es schade wäre wegen der Demonstranten. Aber es macht halt eine beschissene Publicity.

Kästing? Der Kästing von der Autobahn? Der war doch neulich erst auf dem Klimagipfel, weil wir die Bahn als Klimakiller abschießen wollten? Wie ist das passiert? Ich wusste gar nicht, dass das geht. Dann muss die Wanne schon vor dem Einbau mit der Stromleitung verbunden gewesen sein, oder? Andererseits hätte dann ja jeder einen tödlichen Schlag bekommen können. Seine Frau hat ihn gefunden? Unheimlich. Da kommt man nach Hause, und dann liegt da eine Leiche im Bad. Und sie mussten die Polizei ins Haus lassen? Ist dann ja auch egal, gegen Tote wird nicht mehr ermittelt. Er merkt nichts mehr davon. Nur die Nachfolge wird jetzt halt etwas schwierig.

Ich würde ja gar nicht mehr mit dem Auto in die Zentrale fahren. Dass sie einen abknallen, das ist ja normal – die RAF hat das damals auch gemacht, oder Bomben mit Lichtschranke, solche Sachen. So vorsichtig kann man gar nicht sein. Aber was jetzt erzählt wird über den von der United Coal, das ist schon krass. Dass die den Wagen erst auf 270 hochziehen und dann direkt in den Brückenpfeiler klatschen lassen, das ist wirklich unheimlich. Die wussten bestimmt, dass er alleine im Auto saß. Kann man so einen Wagen fernsteuern? Oder wird der gleich in der Garage im Internet programmiert? Auf jeden Fall würde ich mich nie ins Auto setzen, schon gar nicht alleine. Diese Letzte Generation, das sind wirklich Dreckschweine.

Dass man sich in der Öffentlichkeit nicht mehr bewegen kann, weil man seines Lebens nicht sicher ist, das ist ja inzwischen normal. Wir werden dafür verantwortlich gemacht, dass wir unsere Vermögen retten wollen, während diese linken Arschgeigen über dreihundert Prozent Inflation jammern. Dann sollen sie halt arbeiten, das ist doch nicht mein Problem, wenn die Wirtschaft die Grätsche gemacht hat! Alle an die Wand stellen! Auf der anderen Seite ist es mir auch scheißegal, wir haben hier unsere drei Etagen im Untergrund, die hat nicht mal der Aufsichtsratsvorsitzende. Der Außenpool damals, das war schon schön, aber heute wäre das natürlich absoluter Wahnsinn. Wir sind nicht schuld daran, das wissen Sie so gut wie ich. Wir haben keine Attentate auf den Verkehrsminister verübt, als das noch möglich war. Wobei das gar keine so schlechte Idee gewesen wäre. Die dumme Sau hat nicht mal vierhundert Prozent Rendite geliefert. Da ist so ein aufgesetzter Genickschuss angemessen.

Ja, ich trinke ganz normalen Kaffee. Frisch gemahlene Bohnen, Wasserbehälter, die Milch hat einen Extratank. Natürlich mit Leitungswasser, was denn sonst? Mit Siemak haben sie was gemacht? Wie kommt man denn in die Wasserleitung rein? Ich kann mir doch deshalb jetzt nicht die Zähne mit Mineralwasser putzen – also leisten könnten wir uns das schon, ich würde damit sogar das Klo runterspülen, wenn es jemanden neidisch macht. Aber irgendwo hört es auf. Wozu habe ich dann so eine scheißteure Alarmanlage, wenn ich in meiner eigenen Küche beim Kaffeetrinken draufgehe? Gut, Siemak war wirklich ein Arschloch. Aber wenn ich so einen Profit mit Mietsteigerungen gemacht hätte, dann würde ich mir doch für die eine oder andere Million einen Sicherheitsberater leisten. Das ist ja wirklich fahrlässige Dummheit. Zyankali geht aber wenigstens schnell, oder?

Wenigstens weiß keiner, wo wir wirklich wohnen. Die Villa ist Attrappe, wir sind da auch so gut wie nie. Ich beschwere mich ja gar nicht, wir haben hier alles, auch für die Kunst, Sie wissen schon, das muss niemand wissen. Und irgendwann gewöhnt man sich daran, wir haben unsere Leute, alle regelmäßig sicherheitsüberprüft, und zur Not haben wir in jedem Raum Waffen. Hier kommt man vielleicht lebend rein, aber nicht mehr lebend raus. Ich habe hier die volle Kontrolle. Ich entscheide hier, was draußen passiert, und der Rest hat mich noch nie gekümmert. Warum auch, bei Widerstand verzichten wir halt auf gewisse Bevölkerungsteile.

Hallo, ist bei Ihnen irgendwas? Das Bild war kurz weg. Ja, ich höre Sie noch. Sie mich auch? Da hat gerade jemand geklingelt – warten Sie mal, das kann doch gar nicht… – Wer ist denn da? Die Tür geht ja gar nicht auf? Hallo? Die Tür geht nicht mehr? Hallo? Hören Sie mich noch!?“





Kristallnacht

11 12 2023

„… den traditionellen deutschen Werten den Kampf angesagt hätten. Söder werde dieser vorsätzlichen Vernichtung der deutschen Leitkultur im Freistaat Bayern nicht mehr länger tatenlos zusehen und fordere daher ein rigoroses Vorgehen gegen alle Kräfte, die die Veganisierung der Gesellschaft mit typisch linkgrünen Repressionsmaßnahmen und…“

„… die Sicherheit im Straßenverkehr und auf den Weihnachtsmärkten nicht mehr gewährleistet sei, da die Staatskanzlei die Durchsetzung ihrer Verordnung zur Bekämpfung von Hassverbrechen gegen den Fleischverzehr zur Chefsache erklärt habe, die mit oberster Priorität verfolgt werden müsse. Die Polizei werde daher mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln die…“

„… nur Unfrieden gestiftet habe. Innenminister Herrmann verweise in diesem Zusammenhang auf die Dönermorde, mit denen nicht integrierbare Subjekte fremdländischer Herkunft jahrelang die deutsche Öffentlichkeit an der Nase herumgeführt und terrorisiert hätten. Die anständigen Bürger mit ordentlicher deutscher Staatsangehörigkeit hätten ein Recht darauf, vor islamistischen Gemüsetürken geschützt zu werden, die sich tief in die Wirtschaft hineingefressen hätten und den Discounterläden die Kundschaft durch brutalen Preiskampf schamlos…“

„… werfe Söder den linken Chaoten in der Bundespolitik Populismus und die Verbreitung von Lügen vor. Er habe nochmals betont, dass man in keiner Gaststätte befürchten müsse, für das Vorhalten von Rotkraut bestraft zu werden, weil diese Beilage als notwendig für eine Gans mit Klößen sei, wie sie in Bayern schon immer…“

„… den Angriff auf das Geschäft Ali’nin Süpermarket nicht vorschnell verurteilen wolle. CSU-Generalsekretär Huber sehe eine Mitschuld in der Tatsache, dass zur Veganisierung des Volkes dienende Waren angeboten, Produkte wie Schweinefleisch aber ausgeschlossen würden. Ein Geschäft, dessen Rassismus gegen die Mehrheitgesellschaft bereits in der ausgrenzenden Ladenbezeichnung anfange, die sich kein Deutscher gefallen lassen müsse, ohne den Willen zum…“

„… von der Opposition missbraucht werde, um der Landesregierung diktatorische Maßnahmen zu unterstellen. Aiwanger sehe die verhältnismäßig agierenden Sicherheitskräfte als demokratisch legitimiert, solange sie auf persönliche Anweisung des Ministerpräsidenten und seiner eigenen…“

„… eine vom CSU-Ortsverein Tuntenhausen durchgeführte Razzia in der Lidl-Filiale einen Sachschaden in Höhe von etwa 40.000 Euro verursacht habe. Der dort angebotene vegane Wurstaufschnitt sei zwar nicht im Verbot des Inverkehrbringens pflanzlicher Stoffe aufgeführt, dürfe jedoch schon aus Gründen des gesunden Volksempfindens nicht einfach als Wurst oder…“

„… nicht als Überschreitung ihrer Kompetenzen sehe. Herrmann habe das harte Vorgehen der Polizei gegen einen Schreibwarenladen in Rosenheim verteidigt. Dieser habe auf Verlangen keinerlei Fleischwaren in seinem Sortiment vorweisen können, so dass eine unverzügliche Schließung des Betriebs einschließlich der einstweiligen Zerstörung der Verkaufs- und Lagerräume zum Schutz vor…“

„… freue sich Dobrindt, dass mit der Initiative des CSU-Vorsitzenden eine Debatte angestoßen worden sei, die von vielen Bürgern tatkräftig und ohne Denkverbote verfolgt werde. So sei die in der Provinz und im ländlichen Raum vielfach auf den Schaufenstern von Läden, zunehmend aber auch an Wohnhäusern zu lesende Aufschrift Kauft nicht beim Veganer der Ausdruck einer sehr lebendigen Verbindung von Politik und…“

„… sich München einmal mehr als Hauptstadt der Bewegung erweise. Für CSU-Generalsekretär Huber sei es auch weiterhin nicht tolerierbar, wenn Kindern keine kostenlose Wurstscheibe angeboten werde, nur weil es sich um ein Sanitätsfachgeschäft handle, das sich ganz offensichtlich gegen die vom Volk und seinen Politikern geforderten…“

„… seien in der Nacht zum Donnerstag die Fensterscheiben der meisten Gastronomiebetriebe in der Leopoldstraße zertrümmert worden. Für Aiwanger sei dies der Ausdruck einer aktiven und nationalbewussten Heimatfront, die sich nicht mit Hummus vergiften lassen wolle, um danach aus Mangel an fleischlichen Proteinen tot vom Gerüst zu fallen. Der stellvertretende Ministerpräsident freue sich auf eine landesweite Kristallnacht, um die Demokratie von den regierenden linken Eliten zurückzuholen und sie mit Stumpf und Stiel zu…“

„… es keine Sonderbehandlung mehr geben dürfe für Minderheiten, die früher oder später ihre eigene Lebensweise der Mehrheitsgesellschaft mit brutaler Gewalt aufzwingen würden, wenn man sie nicht rechtzeitig in ihre Schranken weise. Herrmann werde ab sofort alle Weihnachtsmarktbesucher, die bei der Polizeikontrolle eine Bratwurst verweigern würden, durch den finalen Sicherheitsschuss ins…“

„… den Marsch um die Wurst mit einem Grußwort eröffnet habe. Der Bauernverband habe sich mit der Landesregierung solidarisiert, die die immer lauter werdenden Todesdrohungen gegen Metzger schon fast verwirklicht sehe und jetzt…“

„… alle treffe, die sich gegen die Leitkultur im Freistaat Bayern stellen würden. Söder empöre sich vor allem über die Geruchsbelästigung, die die Anwohner beim Brand der Hauptsynagoge in der Münchener Altstadt hätten erdulden müssen. Er sehe aber kein Verschulden von Staat oder Polizei, wenn eine Minderheit sich weigere, in ihren der Öffentlichkeit zugänglichen Räumen das gesetzlich vorgeschriebene Kreuz zu…“