Gernulf Olzheimer kommentiert (CCCXII): Nationalismus

20 11 2015
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Die dümmsten Torfschädel, Rrt und seine nicht minder geistig untertunnelten Knalldeppen, sie hielten sich für besser als den Rest. Ihre Jagdbeute war von spärlicher Natur, und dass Säbelzahntiger und Mammuts öfters einen von ihrer Mischpoke wegnaschten, das machte die genetische Basis auch nicht besser. Generationen von Mangelernährung, Trägheit und Narkotika hatten die Rotte Tag für Tag in die Heckenpennerliga begleitet. Dennoch gingen sie alle aufrecht, dass es ihnen in die Nasenlöcher nieselte. Sie waren stolz darauf, an der Westseite des Tümpels geboren worden zu sein. Mehr hatte diese verkommene Rotte nicht zu bieten, damit aber gaben sie an. Nichts Gutes entstand daraus. Eben der Nationalismus.

Wer glaubt, dass ein imaginäre Entität mit Vollbart das Universum eigentlich rund um die Erde entworfen hat, der kriegt sofort eine Freifahrt im Umärmeljäckchen ins Sanatorium Doofentrost spendiert. Wer dagegen behauptet, die Entstehung der menschlichen Zivilisation habe sich um das Kaiserreich Lummerland herum entwickelt, darf als Brechreizbeschleuniger den öffentlichen Diskurs erleichtern. Eine vom Naturglauben bestimmte Naivität trichtert dem Nationalbesoffenen ein, die Hominisation kenne zwei Sorten von Halbaffen, ihn selbst sowie den ganzen Rest, und nur wenn er die anderen nach Belieben vor die Tür setzen könne, sei er so potent wie behauptet.

Nicht nur lässt sich eine Stammeszugehörigkeit, schon gleich keine reine, für kein Volk auch nur annähernd postulieren; wer da von hehrer Herkunft aus germanischem Mischblut quarrt, vergisst meist, dass die angeblichen Vorfahren eine wirre Mixtur unterschiedlich gewanderter Völker waren, in sich noch aus mehr als einem Holz geschnitzt. Dass die kollektive Identität schon an der Oberfläche zu bröckeln beginnt, wo der Teutone Arbeitsmigranten die Bude abfackelt, obwohl seine Sippe selbst zu den Grabowskis oder Szymaniaks gehört, macht die Sache nicht leichter. Der Nationalist ist im Regelfall mit an den Zähnen schmerzender Beklopptheit gesegnet, wo er sich seine eigene irrationale Utopie schön faselt, denn Geschichte ist für ihn alles, was er in der Schule nicht kapiert hat, weil es schon zu lange her war, und was er heute miterlebt, kann ja nicht Geschichte werden, denn die ist ja vorbei.

Was diese windschiefen Konstrukte angeht, so halten sich die sogenannten Vielvölkerstaaten nicht an die Bauanleitung – jenes höhere Wesen, das wir verehren, hat offenbar Mist gebaut, im erschwerten Falle wird es den Neandertaler aus Absicht mit einem freien Willen ausgestattet und ihn dann allein gelassen haben. Das verheißene Land müssen sich nun also vier bis siebzehn Portionen Honkimitat teilen, von denen jede felsenfest überzeugt ist, der eigentliche Herrscher der Welt zu sein.

Was den guten Nationalisten angeht, das ewige Gejammer in seiner larmoyanten Opferrolle, die Stilisierung des angeblichen Gegners zur Gefahr für die ganze Menschheit, mit etwas Glück die Vorlage für ein Feindbild aus Wackelpudding, mehr will er nicht, denn mehr kann er nicht. Alles andere würde seine intellektuellen Fähigkeiten weit übersteigen, und er kennt die geistigen Bedürfnisse der ebenso randständigen Kameraden. Ein krudes Gepopel, die weinerliche Abwehr gegen die systematisch seine pure Existenz bedrohende Invasion von Nicht-Nimmerländern, lässt den Nationalen noch dann Geifer speicheln, wo man ihm aus peinlichem Opportunismus politisch folgt.

Dabei haben sich Nationen erst als willkürliche Gebilde zusammengefügt, als die Äußerlichkeiten, Sprache oder Lieblingsangst, schon längst zu einem Konglomerat zusammengepappt waren, unter dem Druck einer lästigen Identität auch aller anderen Völker, die nicht mit weniger Plüsch in der Birne aufgezogen worden waren, und schließlich dem Druck von innen, ja das eigene Fähnchen höher zu halten als alle anderen, die ihrerseits das eigene Fähnchen höher halten wollen, denn sie sind nicht anders bescheuert als die eigene Rotte, sie artikulieren ihren Hirnschaden nur ein klein wenig anders. Schön zu sehen ist das bei ehemaligen Kolonien, die nach der Befreiung vom Joch der Besatzer plötzlich in ein Dutzend Taka-Tuka-Länder zerfallen, welche selbander Ausschlag an den Hals wünschen, weil sie nicht zur eigenen Herde gehören wollen. Das elementare Bedürfnis, sich zum Arschloch der bis dahin bekannten Welt zu machen, scheint wahrhaft erlöserische Kräfte zu schaffen. Wozu auch immer.

Denn nichts rechtfertigt diesen Eintopf aus verkochender Extrawurst, es sei denn dies latente Unterlegenheitsgefühl, das wie Seich in der Hose unsichtbar wärmt, aber den breitbeinigen Gang zur infantilen Spreizübung verkommen lässt. Die ewige Frustration, die nagende Angst vor dem Gedanken, auch nicht mehr wert zu sein als die hinkenden Hohlrabis von der anderen Straßenseite, sie weisen den Kackbratzen ins Paradies der selbst gebastelten Hilflosigkeit, wo noch jeder Versager aufrecht kriechen kann. Welches Opferabo wäre schöner, haltbarer, treuer als die Nation?


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20 11 2015
Umleitung: Nationalismus, Terrorismus, Antisemitismus, Medienkrise, Anonymous-Fake auf Facebook und mehr. | zoom

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