Zufallstreffer

21 05 2015

„Haben Sie eigentlich noch alle Tassen im Schrank!?“ „Wir wollten doch nur…“ „Ihnen ist ja wohl nicht klar, dass Sie damit die Arbeit der letzten Jahre, ja? der letzten Jahre dieser Regierung und der letzten und wahrscheinlich auch der hinter…“ „Sie meinen sicher der vorletzten…“ „Schnauze, verdammt noch mal! Wir sind hier in einer Demokratie, also halten Sie gefälligst die Füße still, klar?“ „Jawohl, Herr Minister.“

„Kann das angehen? Geht das in Ihre verdammten Schädel rein, dass sich Polizeiarbeit in diesem Land an klare Regeln zu halten hat?“ „Aber wir haben uns strikt an die…“ „Einen Bankraub nach nur zwei Stunden aufzuklären? Sind wir hier bei den Hottentotten?“ „Herr Minister, wir…“ „Sie gehen da einfach so rein, sichern einfach so Spuren, DNA-Test natürlich immer dabei, Sie werten Ihre Videoaufnahmen aus – haben Sie eigentlich den Verstand verloren!?“ „Aber Herr Minister, wir haben in der Öffentlichkeit für unsere Arbeit sofort die höchste Anerkennung bekommen. Die Presse schreibt in der Schlagzeile vom Mittwoch, wir hätten durch umsichtige, schnelle und konsequente Arbeit den durchschlagenden Fahndungserfolg…“ „Sie merken ja wohl auch gar nichts mehr, oder? Fahndungserfolg! Sie haben die Arbeit der Bundesregierung zerstört, auf Jahre hinaus in den Schmutz gezogen! Sie sind schuld, wenn die Polizei bald nur noch ein Gespött der Leute sein wird.“ „Aber Herr Minister! Wir haben die Geiseln aus der Bankfiliale…“ „Eben, haben die etwa alle überlebt? Sie sind doch einfach nur zu blöd für Ihren Job. Gehen Sie doch in den Kindergarten, wenn Ihre Ausbildung zu nichts mehr reicht! Oder zur Bahn? Oder gleich zum Bundesverfassungsgericht!“

„Herr Minister, wir haben die Geiseln aus der Bankfiliale mit aller Umsicht gerettet. Sogar der Herr Landgerichtsdirektor war sehr des Lobes voll, als er…“ „Die alte Pappnase, will nicht wissen ob der überhaupt weiß, was hier gespielt wird. Wir müssen den Straftätern gegenüber Härte zeigen, kapieren Sie das? Härte! Unbeugsame und unbarmherzige Härte!“ „Und damit lösen Sie irgendwelche Konflikte?“ „Natürlich nicht, ist ja auch nicht mein Job. Aber: Härte!“ „Damit werden Sie auch keine Geiseln retten.“ „Was interessieren mich die Geiseln, da werden auch ein paar staatsfeindliche Elemente druntergewesen gewesen sein.“ „Das waren normale Angestellte, zwei Rentner, ein Azubi, dann ein Polizist und…“ „Den Polizisten müssen Sie natürlich wieder als Aushängeschild Ihrer linken Anarchistenrepublik anführen – aber Sie werden mich nicht damit einlullen, kapieren Sie? mich nicht!“

„Jedenfalls haben wir die beiden verbliebenen Täter nach wenigen Stunden aufspüren können.“ „Und warum? Weil Sie wieder Räuber und Gendarm gespielt haben. Oder meinetwegen Indianer – Sie mussten sich ja wieder anschleichen und Spuren lesen.“ „Herr Minister, wir haben die beiden Verdächtigen schon im Vorfeld wegen eines Kraftfahrzeugdiebstahls…“ „Und dann haben Sie einfach mal so jemanden festgenommen, wie? Haben Sie einen blassen Schimmer, wie die Öffentlichkeit reagiert, wenn Sie dabei aus Versehen unbescholtene Bürger festsetzen?“ „Davon kann überhaupt keine Rede sein. Die beiden Täter sind in einem gestohlenen Fahrzeug mit überhöhter Geschwindigkeit über die Autobahn geflohen, bei ihrer Ergreifung haben wir die vollständige Beute…“ „Zufallstreffer. Die kann ihnen auch ein Dritter untergeschoben haben.“ „Herr Minister, die Täter haben bei der Festnahme auf uns geschossen.“ „Da sehen Sie es! Sie begeben sich auch noch in Lebensgefahr, nur weil sie unbedingt irgendwelche Bürger verfolgen, denen Sie zur Tatzeit noch keine Straftaten nachweisen können.“ „Aber…“ „Und die Drecksarbeit müssen dann wieder die Justizbehörden für Sie erledigen, oder? Darauf läuft doch Ihr unprofessionelles Verhalten wieder hinaus!“ „Herr Minister, wir…“ „Und dann wird bei so einer stümperhaften Aktion doch mal ein Polizeiangehöriger verletzt, und wer darf dann für den Schaden aufkommen? Der Steuerzahler natürlich! Wir haben’s ja!“ „Herr Minister, das…“ „Erzählen Sie mir nicht, dass das normale Polizeiarbeit ist. Ich weiß das besser.“

„Wir müssen uns als Polizei ganz entschieden verwahren, Herr Minister. So kann man keine vernünftige Verbrechensbekämpfung leisten.“ „Verbrechensbekämpfung? Sie sollen doch das Verbrechen gar nicht bekämpfen – wollen Sie sich etwa arbeitslos machen?“ „Herr Minister, wir…“ „Papperlapapp, wie stehe ich denn da? Die Polizei entzieht sich selbst ihre Geschäftsgrundlage, indem sie Verbrecher aus dem Verkehr zieht, die dann keine Verbrechen mehr begehen, so dass ich mich fragen lassen muss, wozu wir eigentlich so eine überteuerte Uniformtruppe mit Pensionsanspruch herumlaufen lassen. Merken Sie eigentlich noch was!?“ „Herr Minister, wir lassen uns diesen Fahndungserfolg nicht…“ „Jetzt hören Sie mir gefälligst zu: wir brauchen keine Fahndungserfolge. Solche schon gar nicht. So ein Verbrechen kann gar nicht aufgeklärt werden.“ „Aber Herr…“ „Nichts aber, so ein Verbrechen kann gar nicht aufgeklärt werden. Das ist technisch vollkommen ausgeschlossen. Jedenfalls ohne Vorratsdatenspeicherung.“


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