Gernulf Olzheimer kommentiert (CCCXCII): Rechter Antifeminismus

3 11 2017
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Führer, wir folgen! Maid und Mutter machen mutig Menschenmarmelade, wenn der Bettnässer aus Braunau es braucht! Das Frauenbild in der Zeit der NSDAPopanze hatte jene lustige Mischung von Brechmittel und Sprengstoff in sich, wie sie sich kein zugekiffter Sozialpädagoge hätte ausdenken können. Mehrheitlich konservativ lehnt die teutsche Frau das feministische Reformprojekt ab, da die Rechtsausleger jedoch Freiheit (die sie meinten) für Weib und Wirklichkeit zum Brauchtumsterrorismus erhoben, wankte und wich Widerstand, weh-weh, auf dass wehrhaft sich militärisches Gemädel am Hülsendrehwerk zeigte. Dafür, Fraue, ist Dein Verlust gut! die arische Geschichte gedenkt Deiner (abzüglich 45 Prozent Generalrabatt vor und nach der Unschuldserklärung) an Sonn- und nicht mehr zu vermeidenden Feiertagen. Zum Schluss aber waren die Deutschherren kuriert, besonders als zehn von drei Abendlandsern im Widerstand gewesen worden waren, und da begann die Rolle rückwärts in der Rolle rückwärts. Der komisch inkonsequente Antifeminismus der Faschisten zeigt auf brachiale Art, was dies als evolutionärer Irrweg auftretende Genomgulasch der völkischen Spulwurmaufzucht zu bieten hatte.

Erwartbar für den rechten Rand ist zunächst der grundlegende Antiliberalismus, der allem, was nicht wie der national wertvolle Krieger aussieht – weiß, Y-Chromosom, geistig allen anderen natürlich weit überlegen – alle Freiheit abspricht. Alles, was da außerhalb der eigenen Kaste kraucht, ist fern der eigenen kleinen Welt Feind, innerhalb knapp über dem Heimtier. Wer sich vom prüden Ideal eines völkischen Zwangsstaates abwendet, wie ihn sich die Sippenkasper in feuchtbraunen Träumen zusammenschwiemeln, ist Gegner, im Falle des konstruierten Geschlechtergegensatz Antagonist, jedenfalls aber kein Fall von Augenhöhe – wie auch soll das ein gestandener Männerbündler mit einer Erziehung aus Erdfraß und Ohrfeigen kapieren, dass es intellektuell Sphären gibt jenseits des tumben Gedödels um Blut und Boden. Die einfachen Formeln, in die Gestaltungsgrundsätze einer auf Machterhalt gegossenen Betonschicht geritzt, waren vielleicht für die Nachwelt lesbar, für Zeitgenossinnen größtenteils lebensgefährlich und allen anderen Beteiligten schlicht nicht wichtig genug. Das Pack hatte sich die Ecke gemalt. Pech.

Wie so vieles am Extremismus ist auch der Antifeminismus die gelebte Ambivalenz des Beknackten. Gemeinsam mit dem ubiquitären Geopfere, das alle Machtmenschen trefflich als Waschlappen erster Kajüte ausweist, will die Schädelvollprothese doch nur Mann sein, Herr und Meister über alles, was er nicht zu den seinen zählt, gleich, ob Neger oder anderweitig am Inbegriff des Nibelungenhelden orientiert. Fräuleins dürfen ruhig Karriere machen, aber die eigene Schlampe kriegt ins Zahnfleisch, wenn sie aus der Küche geht. Der identitäre Dumpfschlumpf geht davon aus, dass er jederzeit vollumfänglichen Anspruch auf das Weib hat, auf jedes Weib und daher aus Prinzip und bis an die Grenze zum Materialbesitz. Ödipus weiß nicht, wie er aus der Nummer unbeschadet wieder rauskommt, der Männerrechtler hat längst Rat. Wie alle Versager, die sich die Umerziehung des linksjüdischen Matriarchats teils wünschen, teils damit endlich eine stringente Erklärung für ihr verpfuschtes Leben haben, nennen sie die Vernichtung des christlichen Abendlandes als höheres Ziel; immerhin haben sie begriffen, die Geschichte hat keine Lust, diese Ausschussware in einem eigenen Arbeitsgang zu plätten.

Umgekehrt ist also der Testosterontroll immer auf dem besten Weg, als klassischer Verlierer seiner von Gott und Vaterland garantierten Privilegien in eine neue Blindgängerrolle integriert zu werden, aus der er nur mit der ihm eigenen sinnlosen und ungerichteten Aggression halbwegs herauskommt. Der machtlose Durchschnittsmann kann sich nicht mehr legitimieren, über den Umweg ritualisierter Virilität rutscht er sukzessive in den Bezirk der Realitätsallergiker, die ihre Unterdrückung durch die omnipotente Frau als permanente Kastration erleben, schlimmer: sie müssen erdulden, dass die noch nicht ganz unter dem Aluhut verdampften Blitzbirnen, die mit Frauen umgehen können, keine gesellschaftlichen Nachteile erleiden, ganz anders also, als es die Doktrin vom verschnittenen Helden vorgesehen hatte. Sie pennen weder beruflich noch privat unter der Hecke, müssen sich nicht regelmäßig ihr bisschen Existenz in eine Biografie umbasteln und müssen auch nicht heimlich weinen, weil sie sich so unverstanden fühlen. Das tut weh.

Die bodenlose Beklopptheit des offenporigen Konzepts von Hass würgt sich erst heraus in Frauen, die Frauen ihren Feminismus als antirechte Gesinnung vorwerfen und sich lieber unterwürfig die Fresse polieren ließen, als einmal die Konsequenz aus ihrer glitschig formulierten Selbstermächtigung zu ziehen: ihren Eigenwert zieht die Brauneva aus der Speichelleckerei. Was man als Faschist, damals wie heute, doch alles von den großen Frauen der Geschichte lernen könnte.


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3 11 2017
Umleitung: Schaulaufen auf der Buchmesse, Leonard Cohen, Jamaika, Rechter Antifeminismus, früher war alles besser und das Denkmal des Monats | zoom

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