Legal, illegal, digital

1 10 2014

„Und dann noch irgendwas über diesen technischen Standard für WLAN-Kabel. Nicht viel, aber Sie sollten die wichtigsten Fragen beantworten können.

Er ruft uns inzwischen mehrmals am Tag an. Das ist ein gutes Zeichen, sonst können Sie ja gar nicht ordentlich arbeiten. Die Schwierigkeit ist, dass er manche Sachen so komisch ausspricht. Die englischen. Und er kann es sich einfach nicht angewöhnen, E-Mails zu schicken. Anscheinend ist ihm das unheimlich. Naja, kann man auf der anderen Seite auch verstehen. Dieses ganze Ressort ist für einen älteren Mann ohne Internet-Kenntnisse auch nicht so einfach.

Ja, da greift das Strafgesetzbuch, Herr Oettinger. Bestimmt. Wenn das ein Killfile ist, dann stehen da Sachen drin, mit denen man etwas wegmacht. Wir wissen nicht ganz, was das ist, aber es hört sich schon mal verboten an. Wir sollten es unter Strafe stellen, bis wir herausgefunden haben, worum es sich handeln könnte.

Früher, da war das hier noch der Ausschuss für Fischereiwirtschaft. Logisch, hatte auch irgendwie mit Netzen zu tun. Und da haben sie dann Leute wie mich abgezogen. Wir hatten von Fischerei schon keine Ahnung, ich war seinerzeit doppelt qualifiziert, von Wirtschaft verstehe ich nämlich auch nichts, und jetzt sitze ich hier bei der Fernmeldestelle. Das ist auf der einen Seite ein wenig erschreckend – für Sie übrigens mehr als für mich, aber das nur nebenbei – und eigentlich auch wieder nicht. Der Oettinger braucht uns. Wir haben so viel keine Ahnung, die könnte er alleine gar nicht haben.

Das ist ein Vollzeitjob. Wir müssen uns jetzt nämlich die ganzen Sachen ausdenken, die er in der Pressekonferenz sagt. Das ist schon ganz spannend. Aber wir tasten uns da auch erst heran. Wenn ich mir vorstelle, wir sollten jetzt plötzlich irgendwas über Steuern erzählen – schrecklich. Die meisten Leute wüssten, worüber wir reden. Da ist das mit dem Internet viel einfacher. Legal, illegal, digital. Wenn Sie auch keine Ahnung haben, sagen Sie es wenigstens nicht.

Und das wissen Sie ganz genau? Dann glauben wir Ihnen das, Herr Oettinger. Natürlich. Dass die Bundeskanzlerin einer Unionspartei vorsteht, ist unseres Wissens nach völlig korrekt. Deshalb darf sie auch als Admin-C bezeichnet werden. Bei katholischen Mitgliedern gilt aber weiterhin ein AT-Befehlssatz, der jeweils vom Präsidium ausgeht.

Wir müssen bis nächste Woche einen neuen Gesetzesvorschlag für die Kommission ausarbeiten. Was halten Sie hiervon: Verbot von Subnetzmasken bei Internet-Demonstrationen, klingt das nicht toll? Also wenn Sie jetzt eine Petition starten – wir haben mal irgendwo gelesen, man kann das in diesem Netz machen, kann aber auch bei Facebook gewesen sein – dann brauchen Sie für die Nutzung des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit eine Garantie, dass Sie das Vermummungsverbot nicht umgehen. Mit diesen Subnetzmasken, verstehen Sie? Mit diesen Subnetzmasken kann Ihr Computer sich aussuchen, welche IP-Adressen es im eigenen Gerät anspricht. Diese IP-Adressen, die werden ja gespeichert, weil man mit denen auch verbotene Sachen tun kann, und deshalb müssen wir Ihnen die Subnetzmasken abnehmen, damit Sie sich nicht mehr da unten verstecken können. Klingt gut, oder?

Er zeigt nur blau und weiß an? Dann ist es möglicherweise ein ISDN-Monitor, Herr Oettinger. Das müssen Sie mit einem Kanal erweitern. Oder irgendwie so, wir haben uns da selbst noch nicht eingearbeitet.

Der Alternativentwurf ist eher eine Norm, wir wollen festlegen lassen, dass Breitbandanschlüsse nur einen Umfang von zwei Metern haben können – horizontal gemessen – weil sonst der Gegenverkehr auf der Datenautobahn beeinträchtigt werden könnte. Das ist bestimmt gut. Notfalls werden wir es als Bestandteil der inneren Sicherheit verkaufen. Damit die Bundeswehr wieder etwas zu tun kriegt, was sie nicht technisch überfordert.

Also wenn das Internet voll ist? Keine Ahnung, aber ich habe da so eine Idee. Dann müssen wir die kleinen Lücken zwischen den Bytes irgendwie ausnutzen, indem wir die Nullen wegdrücken. Das ist in der Politik dasselbe, Herr Oettinger: überall Nullen. Und die nehmen uns den Platz weg. Also müssen wir da die anderen Daten schützen. Vor den Nullen. Und dann haben wir wieder ein bisschen Internet, bis wir das alte ausgebaut haben.

Alternativ könnte man aber auch ein Gesetz machen, dass erstmal nur dieses Internet für kleine Telefone weiter benutzt werden darf. Die sind ja viel kleiner als große Computer, und wenn die nur diese kleinen Bilder übertragen, dann ist auch das Internet wieder leerer. Also wenigstens das, wo die Nullen schon weg sind, Herr Oettinger. Aber mal im Ernst, Herr Oettinger. Das ist natürlich nur so ein Spruch. Das Internet kann gar nicht voll sein. Nicht so, wie Sie sich das vorstellen. In den USA gibt es nämlich noch ganz schön viele Menschen, die ihr Internet gar nicht benutzen, und deshalb haben auch jede Menge davon herumliegen. Platz im Internet, meine ich. Den können wir doch mit dem neuen Freihandelsabkommen den Amerikanern einfach abkaufen, wenn die keine Verwendung mehr dafür haben, und dann haben wir hier jede Menge – hallo? Herr Oettinger? Sind Sie noch da, Herr Oettinger? Na, ich war ja damals gleich für Axel E. Fischer, aber machen Sie das mal der Bundeskanzlerin klar.“


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Eine Antwort

1 10 2014
ickemich

Hat dies auf ickemich rebloggt und kommentierte:
Achtung Satire!
In Wirklichkeit ist es sicher noch viel schlimmer.

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